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Sächsische Volkszeitung : 15.08.1930
- Erscheinungsdatum
- 1930-08-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-193008157
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19300815
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19300815
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1930
-
Monat
1930-08
- Tag 1930-08-15
-
Monat
1930-08
-
Jahr
1930
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 15.08.1930
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Ab Freitag drei Droksorien Das Brolgesey in Kraft Das neue Brotgesetz tritt bereits am 15. August in Kraft. Es ist in seiner Geltung bis zum 3Ü. September 1932 befristet und bezieht sich ausschließlich auf Roggen- und Mischbrot. Wei zenbrot in jeder Farm sowie Kleingebäck lGebäck jeder Art unter 250 Gramm im Einzelgewicht! unterliegen überhaupt keinen ge setzlichen Aenderungen oder Einschränkungen. Zweck des Gesetzes ist bekanntlich, durch geringere Aus mahlung des Roggens lim allgemeinen höchstens bis zu 60 v. H. statt bisher 70 v. H.) den Roggenverbrauch beim Hauptkonsum brot zu steigern und den Weizenmchlzusatz beim Mischbrot ein zuschränken. Dementsprechend haben die Mühlen Noggenmehl nur rein und unvermischt in den Handel zu bringen. Der Aus mahlungsgrad und der Name des Herstellers müssen leicht er kenntlich auf den Säcken angegeben sein. Der Bäcker darf aus Mahlerzcugnisscn des Roggens nur Brot Herstellen, das ent weder enthält: 1. mindestens 07 v. H. Noggenmehl (höchstens zu 60 v. H. ausgemahlen): 2. mindestens 07 v. H. Mahlerzeugnisse des Roggens, die zu 100 v. H. ausgemahlen oder geschrotet sind (Vollkornbrot): 3. mindestens 80 v. H. Roggenmehl, das höchstens zu 60 v. H. ausgemahlen ist, und höchstens 17 v. H. Weizenmehl oder Roggenschrot, wobei die Bestandteile des Roggens und Wei zens zusammen mindestens 07 v. H. betragen müssen (Misch brot). Zusätze an Wasser, Hefe, Salz bleiben dabei unberück- sichtigt. Bei Annahme des Bratgesctzes war der Gewichtskontroll- paragraph mit einer Zusallsmehrheit von 185 gegen 184 Stim men gestrichen worden. Wenige Tage darauf wurde beim Gesetz über den Inlandsweizcn-Vermahlungszwang derselbe Paragraph unter Bezugnahme auf das Brotgesetz wieder eingeführt und an genommen. Danach mutz das Gewicht des Roggenbrotes und Mischbrotes ein ganzes Bielfaches von 250 Gramm betragen und vom Hersteller auf dem Brote leicht erkenntlich angegeben sein. Für Weizenbrot gilt diese Bestimmung nicht. lieber die äußere Kennzeichnung des Mischbrotes besagen die Ausführungsbestimmungen, daß bei unverpackten Braten die Bezeichnung „Mischbrot" entweder durch entsprechenden Eindruck In die Krume oder durch Festbacken einer Marke, aber nicht unter Verwendung von Klebstoff, hergestellt werden kann Bei Originalpackungen mutz die Außenseite des Papieres den Ver merk tragen. Die oben unter 1. und 2. genannten Brotarten be dürfen, abgesehen von der Gewichtsangabe, keiner Kennzeich nung. Die Im Brotgeseh vorgesehenen Bestimmungen über die Ausmahlungssätze und die Herstellung von Roggenbrot und Mischbrot gelten selbstverständlich auch für Selbstversorger sowie allgemein für selbstmahlende Landwirte. G Durch eine Mittwoch erschienene Verordnung hat die Reichs« regierung nach Anhörung des zuständigen Reichsratsausschusses die Vermahlungsguote für Inlandsweizen für die Zeit vom 15. August bis 30. September auf 60 v. H. festgesetzt. Die Verord nung hat weiter die Wirkung, daß für die Zeit vom 1. bis 14. August die Vermahlungsguote auf 40 v. H. festgclegt wird Die ser .Prozentsatz entspricht dem Durchschniltssatz, den das Gesetz für die Vermahlung von Inlandwelzen für die Zeit vom 1. Au gust bis 30. November vorsteht. leinerzettigcn Vorschlag Brüning-Meyer, über den die Sozial demokratie stolperte, herauslesen konnte. Wäre man dem Vor schlag Aufkäufers gefolgt, dann wäre wahrscheinlich im Herbst «den auf Grund dieses sozialdemokratischen Vorschlages eine sehr viel weitergchende Reform der Arbeitslosenversicherung durchgeführt worden. Reichskanzler Brüning selbst hat wieder holt betont, daß er nicht daran denke, die Leistungen der Ar beitslosenversicherung abzubauen. Er ist deshalb dem sozial demokratischen Anträge in seinen Reformvorschlägen nicht ge folgt Wenn die sozialdemokratische Presse ihn trotzdem „so- zialreaklionärer" Einstellung zu bezichtigen sucht, dann ist das nichts als Bluff. Das läßt sich an Hand eben dieses Vorschla ges Aufkäufers leicht beweisen. Aber von diesem Vorschläge redet und hört man bei der Sozialdemokratie nicht gern. Eben weil dieser Vorschlag für die sozialdemokratische Wahlagitation unpassend ist. Vreden un<i Umgebung Schwere Betriebsunfälle Dresden, 14. August. Bei der Eisenfirma Steuer auf der Hamburger Straße 37 (Elbtal-Eisenwerk) haben sich gestern zwei schwere Betriebsunfälle an derselben Maschine ereignet. Der 54 Jahre alte Arbeiter Max Bätzler aus Mob schatz war an einer schiveren Ringbiegemoschine mit dem Bie gen von Eisenstangen, wie sie beim Eisenbeton verwendet werden, beschäftigt. Aus bisher ungeklärten Gründen schlug plötzlich ein schwerer Hebel der Maschine zurück und traf den Arbeiter mit voller Wucht an den Unterleib. Bätzler ist auf dem Transport in das Friedrichstädier Krankenhaus an den Folgen der Verletzungen gestorben. Dieser erste Unfall ereignete sich gegen 11.45 Uhr. Nach der Mittagspause wurde die Maschine von einem anderen Ar beiter bedient, der kurz vor 15 Uhr das zweite Opfer der Maschine wurde Er soll sich zu weit über die Maschine gebeugt und dann die Maschine unvorschristsmätzig eingerückt haben. Die Vorgänge müssen jedoch noch geklärt werden. Der schwere Hebel, der am Morgen den Arbeiter Bätzler tödlich verletzt hatte, schlug auch den zweiten Arbeiter, den 35 Jahre alten Rudolf Villcnbcrg aus der Marienhofstratze 9 in den Unterleib. Dillenberg wurde auch an den Beinen schwer gequetscht. Er wurde sofort mit dem Unfallwagen nach dem Friedrichstndter Krankenhaus gebracht. An seinem Auskommen wird geziveifelt. Kassenbeamte durchgeführt worden. Die Gesamtzahl der Be sucher sämtlicher bisher abgehaltener Lehrgänge beläuft sich am Ende des Geschäftsjahres 1929 auf 2028 (Ende 1928 1908). Am 10. November 1930 beginnen ein Lehrgang zur Vorbereitung auf die mittlere Verwaltungs-(Beförderungs-)prüfung und ein Lehr gang für Spar- und Girokassenbeamte mit anschließender Assi- stcntenpriifung. der direkte bequeme Anschlüsse an die Eillinie Aue-Chemnitz in Leukersdorf vermittelt. Fahrplanabziige werden kostenlos durch das Fahrpersonal abgegeben. Auf der Kraftwagenlinie Dresden—Olbernhau—Marien berg werden vom 24. August ab die Fahrten 10 und 11 bis auf weiteres eingestellt. Am Dicnstagmittag stürzte auf einem Neubau am Neh- bock eine Treppe teilweise ein. Dabei wurden zwei Maurer aus Niedergittersee erheblich verletzt, so daß sie sich in ärztliche Behandlung begeben mutzten. : Aus der Dresdner Ratssitzung. Der Rat beschloß in seiner Mittwoch Sitzung, das städtische Brandvcrsicherungs- a m t aus Rücksichten der Nerwaltungsreform zum 1. Oktober d. I. aufzulöscn und die Geschäfte auf das Finanz- und das Steucramt zu übertragen. Ferner genehmigte man den Abschluß eines Kauf- und Tauschvertrages zwischen dem Freistaat Sachsen und der Sladtgcmeinde Dresden über Land zur Erweite rung des Pädagogischen Instituts und Errichtung von Sportanlagen hierfür. : Wegen Gleisumbautcn kann ab Freitag, den 15. August, der Zollschuppen am Güterbahnhof Dresden-Altstadt auf etwa sünf Wochen nicht benutzt werden. Während dieser Zeit findet die Zollabfertigung auf der Zufuhrstratze in dem rechtsgelegenon Empfangsschuppen statt. Der Abfertigungsraum liegt an der Stirnseite des genannten Gebäudes. : Versetzungen bei der Reichsbank. Der bisherige zweite Vorslandsbeamte der Rcichsliankhauptstclle Dresden. Peicker, ist zum Neickcbankdirektor befördert und als erster Vorstands, beamtcr an die Reichsbankstcile in Rostock versetzt worden. An sein« Stelle in Dresden tritt der zweite Vorstandsbcamte der NeichLbankstclle in Saarbrücken, Emde. : Verkehrsunfälle. Am Mittwochvormittag in der achten Stunde wurde an der Ecke Gerichts- und Ziegelstratze ein 58 Jahre alter Fleischer von einem Kraftwagen überfahren und schwer verletzt. Der Verunglückte wurde ins Iohannstädter Kran kenhaus überführt — An der Ecke Bauhener- und Löwenstraße rannte am Dienstagabend einem Motorradfahrer aus Bühlau ein Hund ins Rad. Der Fahrer und seine auf dem Soziussitz mitfahrende Ehefrau kamen zum Sturz. Die Frau mutzte mit einer Gehirnerschütterung ins Diakonissenhaus gebracht werden. : Tie Sächsische Gemeinde-Lehranstalt Im Jahre 1929. Wie aus dem soeben erschienenen Bericht der Sächsischen Gemeinde- Lehranstalt für das Geschäftsjahr 1929 zu entnehmen ist, umfaßt der Verband Sächsische Gemeinde-Lehranstalt zur Zeit 285 Ge meinden, 8 Bezirksvorstände und 6 Zweckverbnnde. Im Be richtsjahr sind 5 Lehrgänge für Vcrwaltungs-, Spar- und Giro- : Gegen die Reklamesteuern. Wenn Kaufleute an ihrem Laden Reklameschilder anbringen lassen, die in den Luftraum hineinragen, so pflegen eine Anzahl sächsischer Städte von jenen Kaufleutcn eine jährliche Gebühr für die Dauer der Anbringung der Schilder zu erheben. Hiergegen hat sich wiederholt die „Sächsische Einzelhandels Gemeinschaft gewendet, weil nach ihrer Auffassung derartige „Steuern" als Sondergewerbesteuern zu werten sind, die in Sachsen nicht erhoben werden dürfen. Auch daß Reichsgericht hat in mehreren Entscheidungen festgcstellt, daß eine Stadtgemeinde nicht berechtigt sei, die Anbringung von Neklameschildern einer Gebühr zu unterwerfen oder die Besei tigung von Neklameschildern zu verlangen. Infolgedessen hat sich die Sächsische Einzelhandels-Gemeinschaft an das Sächsische Ministerium des Innern gewendet und es gebeten, eine ähnliche Verfügung, wie sie jetzt das Preußische Ministerium des Innern erlassen hak, hcrauszugeben. wonach die Aufsichtsbehörden neu beschlossenen Ankündiguugssteucrn nicht mehr zustimmen und Anträge auf Verlängerung bereits bestehender Steuerordnun gen nicht genehmigen dürfen. : Veranstaltungen Hygiene-Ausstellung. Sonnabend nach mittag das Kaufmann-Orchester auf dem Konzertplatz, die Dresdner Philharmonie im Internationalen Restaurant. 20 Uhr ein „Rheinischer Abend" auf dem Dachgarten des Hygiene- Museums mit Tanz im Freien und dem verstärkten Feiereis- Orchester. Im Anschluß daran Prachtfeuerwerk auf dem Kugel hausplatz. 20 Uhr Wiederholung der Operette „Die schöne Gala- thee" im Theater am Platz der Nationen. Wegen des Feuer werks beginnt die Vorstellung bereits um 20 Uhr. Sonntag 0—12. 14.30—18 Uhr Nationales Sportfest im Stadion. Von 16 bis 17 Uhr Turnen der Landjugend In der Gruppe „Landwirt schaft", nachmittags die Burgker Bergkapelle auf dem Konzert platz, abends die Dresdner Philharmonie im Internationalen Restaurant. Staatliches Kupferstichkabinett. Führung. Freitag, den 15. August 1930, findet nachmittags von 5.30—6.30 Uhr die nächste amtliche und unentgeltliche Führung durch die Ausstel lung Der Zwinger, seine Entstehung und Geschichte, statt. : Die Staatliche Krastwagenverwaltung teilt mit, daß auf der Kraftwagenlinie Dresden —Ullersdorf —Rade, berg am 15. August 1930 ein neuer Fahrplan eingeführt wird. Außerdem wird ebenfalls vom 15. August ab auf der Kraft- wagenlinie Lugau—Leukersdorf ein neuer Fahrplan eingeführt, d Flugsporttag ln Meißen. Am Sonntag findet an der Straße nach Wilsdruff bei Bockwen ein Flugsporttag statt, der von der Sächsischen Fliegerschule Leipzig veranstaltet wird. Es werden starten Dr. Gullmann. Chefpilot Rothe und Fluglehrer Menzel. Außerdem werden zwei Fallschirmabspriinge mit Zielsprungwettbewerb ausgefiihrt werden. d. Vorzeitiges Ende einer Ozeanfahrt. Zwei sungo Leute aus Gohlis und Cossebaude hatten sich vor einiger Zeit den Plan zurcchtgelegt, mit einem Segelboot elbabwärts nach Hamburg, von dort nach Spanien und dann nach Amerika zu segeln. Nach dem sie sich ein Segelboot gezimmert hatten, traten sie am 15. Juni van Gohlis aus die Fahrt an und gelangten auch glücklich nach Hamburg und Helgoland. Zwischen Helgoland und der Wesermündung geriet, wie erst seht bekannt wird, das Fahrzeug bei fallendem Wasser auf Grund. Dies war vom Leuchtturm an der Iademündung aus beobachtet worden, doch glaubte man, daß das Boot bei steigendem Wasser wieder frei käme. Nachts hörten die Leuchtturmwärter plötzlich Hilferufe. Sie rüsteten ein Boot aus und fanden schließlich die beiden jungen Leute, die sich an einer Schwimmbose festgeklammert hatten und sich bereits In sehr erschöpftem Zustand befanden. Sie wurden zunächst nach dem Leuchtturm und später nach Bremerhaven gebracht. Sie werden voraussichtlich demnächst wieder die Heimreise anlreten Ihr Boot, das gekentert war, wurde geborgen und ebenfalls nach Bremerhaven' gebracht. s. Stand der sächsischen Staatsschulden. Während im April und Mai 1930 die sächsischen Staatsschulden insgesamt von rund 248,7 Millionen RM. auf 25S Millionen NM und im Juni 1930 weiter auf 271,3 Millionen RM. gestiegen sind, weist der Ge. somtschuldenstand Sachsens am Ende des Monats Juli 1930 einen Betrag von 252.4 Millionen RM. auf. Die Gesamtschul, den sind daher im Juli 1930 um 18,9 Millionen RM. gefallen. Die Steigerung der Staatsschulden im ersten Vierteljahr de» Rechnungsjahrs 1930 war fast ausschließlich darauf zurückzu, führen, daß Anfang Juli erhebliche Schulden — u. o. Reihe II der verzinslichen'sächsischen Schotzanwclsung von 1926 im Be. trag von 15 Millionen RM. — fällig wurden und die Regierung rechtzeitig dafür Vorsorge treffen muhte, daß die benötigten Gelder am Fälligkeitstage zur Verfügung standen. Nach Ab- deckung dieser fälligen Schulden ist daher der Gesamtschulden. stand wieder zurückgcgangen. Dieses Ergebnis ist hiernach nicht auf eine Steigerung der Einnahmen des Staates zurückzuführen. Drei Oxsorder Köpfe Don Baron Axel von Oerhen Wenn man an Christ Church College vorbeigeht, auf die enge winklige Straße zu. die einen so unbeschreiblich male- rischen Zugang zu der breiten Helle des klösterlichen Orfm-d bildet, so kommt man auf der rechten Seite an einem vor Alter fast windschiefen Haus vorbei, dessen geschnitzte Querbalken und Träger einen Anstrich von höfischer Eleganz zeigen: es ist „der alte Palast" in der Rosengasje, eine geistlich« Residenz aus der katholischen Zeit. Zu ebener Erde hat jetzt ein Händler in Kattun und Leinen sein GefckM; ein großes Schild — „Ge- neral Draper" hängt über dem kleinen Laden, gerade unter dem breiten Fenster im ersten Stock: und in diesem Fenster liegt an sonnigen Tagen sicher Father Ronald Knox, und lächelt vergnügt auf das Gewühl der Studenten und Bürger vor dem eisernen Gartentor von Christ Church herab. Father Ronald ist der geistliche Berater der katholischen Stu denten in Oxford; aber das allein würde seine Popularität nickst erklären: denn populär ist er; jedermann freut sich, wenn er ihn mit seinem jungen Gesicht uno dem rosigen Teint so im Fenster liegen sieht. Man erwartet immer irgendeinen guten Witz. Nichr, als ob Father Ronald ein Spaßmacher wäre — er ist sicher sprühend genug von Geist, bei seinen Soupers im Freundeskreise — aber als Prediger hat er eher den Ruf als «in harter Eiferer gegen die Anglo-katholische Richtung in der xrotestantiscken Kirche. Er ist Sohn eines streng protestanti schen Bischofs und erst während seiner Universitätsausbildung Jesuit geworden — aber die Strenge des Amtes hat den epi> ruräischen Humor nicht fortwischen können, der Ronald Knor in seinen Studcntentaaen zu einem gefürchteten Whit von Oxford »achte. Da sind die „Memoiren der Zukunft" — eine sehr amüsante Persiflage der reichen amerikanisierten englischen Ge sellschaft. Und einige recht feine satyrifche Kurzgeschichten, die «ine seltene Begabung für liebenswürdige» Spott verraten. Von all dieser Schöpferkraft hat man nun wenig gesehen, seit Father -konald in Amt und Würden ist: aber wenn er — und das »eschieht oft genug — eine Sammlung von Detektivgeschickstcn oder sonst eine literarische Anthologie zusammcnstellt. so ist sein Flame »me gute Einführung. Ein guter Witz steckt sicher da hinter. Kurt man Lck» —. und unwillkürlich wird man auter vaune. And bei den kleinen literarischen Abenden, die Father Ronald in seinen schönen alten Zimmern veranstaltet, ist immer eine re ge Beteiligung. Es herrscht ein Geist spöttischer Kritik, der von der stillen langen Erscheinung Father Ronald, nuszugraylen jcheinr, ver >ast unbeweglich vor seinem Kamin auf der Ofenbank kauert und seine kurze Pfeife raucht. Es gab mal eine Zeit, wo Cole In den Häfen der College Ansprachen hielt und die Studenten warnte, daß sie sich nicht als Streikbreck>er in dem großen Streik verwenden lassen sollten. Damals gehörte viel persönlicher Mut dazu, um in Oxford gegen den Strom zu schwimmen. Diese Kampfzeiten liegen nun weit zurück und inzwischen ist Cole beinahe der offizielle Na tionalökonom der Labour-Reaierung geworden. Als sein großes Buck: ,,Die nächsten zehn Jahre" herauskam. empfing selbst Oxford diese Programmrede des fortschrittlichen Sozialis mus mit der stillen Achtung, die man anerkannten Werten der Wissenschaft entgegcnbringt. Und dabei ist Cole noch keines- wegs in dem Älter, wo «in Professor ehrwürdig wird. Wer ihn in seiner Iunggesellen-Klaufe in University College aus- suckst. hat den Eindruck eines fast knabenhaft schmiegsamen Mannes, an dem alles im Flusse ist — von dem warmen Licht der Augen, die nachdenklich und fest sind, aber so leicht lachen, zu dem ruhigen Spiel der schlanken Hände. Diese geistige Heiter- kcit hat fast etwas von Rokokoarazie. Nahe Freunde von Cole erzählen, wie er zur Zeit, als die Erbitterung der Partei« kämpfe groß war, an einem Abend ein humoristisch-satyriscksts Spiel aus dem Handgelenk schüttelte, das im Labour Party Klub in Oxford alle Bitterkeit in herzliches Lachen auflöste. Als der Detektivroman im Zenith seiner Beliebtheit stand, ver suchte Cole sich auch auf diesem Gebiet — und mit so gutem Erfolg, daß er zu den beliebten Schriftstellern dieser psycholo gischen Kreuzworträtsel gehörte. Es ist fast betrübend, zu denken, daß so viel Geist und so viel Genie für die Diskussion unter Lernenden einmal in der abgeschlossenen Würde eines Ministcrialbüros zu enden vorbestimmt ist. Wie ein Zwillingsbruder von Cole erscheint mir immer der vrokosaon regius für Kölonialwissenschaften, Coupeland. Nicht nur. weil er schonungslos jeden guten Detektivroman ver- schlingt — er hat das andere mit ihm gemein — die unbeschreib liche innere Grazie. Auch Toupeland ist noch jung; Anfang vierzig; und leichtfüßig und schlank. Wenn er mit seinem Peter, dem stichelhaarigen Terrier über die Zäune und durch die Hecken aus ven stkowns steigt, hält man ihn eher für einen Landsunker als für einen der größten Gelehrten in den Kolonialwisjcn- schaften. Groß und schlank und zierlich, scheint er ganz lächeln der Geist zu fein — unbeschadet der Festigkeit seiner Sohle« und eines Eschenstockes. Sein wissenschaftlicher Weg hat ihn auf manche amüsante Nebenstraße und manche stillen tote» Arme geführt. Oxford ist großzügig, wenn es sich um Reich» stipendien für seine verdienten Gelehrten handelt. Auf de« spuren von Kirk, einem früheren Afrikareisenden. erforschte er ven vamoen, oie>e Lebensaver eines werdenden Afrikas. Und das warme, gütige Gesicht von Vilberface, dem Vorkämpfer für die Sklavenbefreiung sieht von seinem Kamin auf sein Studier zimmer herab. Im Rhodeshaus hat Coupeland leine Gemeinde; und unauffällig ziehen sich viele Fäden zu Führern und Front soldaten der modernen Kolonialarbeit, ohne daß er selbst im Vordergrund des politischen Kampfes steht. Der Deutsche Bautag 1930 wird in Leipzig und Dresden vom 1. bis 6. September abgehalten. Veranstalter sind der Bund Deutscher Architeklen, der Deutsche Vaupolizeitag (Ver- einigung der höheren technischen Baupolizeibeamten Deutsch, lands). die Freie Deutsche Akademie des Städtebaus, der Ver- band Deutscher Architekten- und Ingenieurverein sowie die Ver- enngung der technischen Oberbeamten deutscher Städte. Von dem Wunsche beseelt, die Rationalisierungs-Bestrebungen auch aul die zahlreichen jährlichen Tagungen auszudehnen, haben die genannten Verbände beschlossen, ihre diesjährige Tagring unter dem Kennwort „Technik und Hygiene" gemeinsam abzuhal'en, und zwar vom 1 bis 3. September in Leigzip. vom 3. bis 6. Sep tember in Dresden. Sie wird In Leipzig mit einem Empfang durch d,e städtischen Behörden im Festsaal des Neuen Rathauses emgeleitet. Den Höhepunkt der Veranstaltung bildet ein« große Kundgebung im Saale des Deutschen Hygiene-Museums in Dresden. August Ifsert gestorben. Am Mittwoch früh verstarb im Dresdner Diakonissenhaus der bekannte Dresdner Gesongmei» ster August Ifsert im Alter von 71 Jahren. Der Verstorbene hat zahlreiche bekannte Sänger und Sängerinnen ausgebildet und eine „Allgemeine Gefangschule" verfaßt, die große Verbreitung gefunden bat.
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