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Sächsische Volkszeitung : 15.08.1930
- Erscheinungsdatum
- 1930-08-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-193008157
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19300815
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19300815
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1930
-
Monat
1930-08
- Tag 1930-08-15
-
Monat
1930-08
-
Jahr
1930
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August, hen Volk s- » allen Teilen latte die Auf. ndes Wähl te Minderheit die Vertreter embergs mit ttemberg und »spolitik die lschen Staats leitung beanf. nfstellung der Züneburq Isozialistischen :rn abend zu »nalsozialislcn. igte ei» Kam- l Rioska» den Zuschlägen wo t. Doransh!» . Als er von" ' starke Sani-, igerei, bei de, : starkes Pol!- nmmiknnppele !0 Uhr abends angetreten. lem englischen nicht verletzt 1 des Obersten merikani - im 2 Stunden :rk bei Prince- zleute ver> »tterwarle irge fast schon Einsetzen znni >nd auffrischen- völkt zur Un> ttten Schauern. rauh. Winde freien Gebirge. ,t: tMimmer 188 AS»- Sächsische Dolkszeitung ». Augns« >»z» Zentrum und Jugend Kein Wahlkampf stand bisher so sehr im Zeichen des Drosten Werdens der politischen Parteien um di« Ge folgschaft der Zugend, wie der jetzige. Das hat seine mehrfachem Gründe. Bon den insgesamt 41,3 Mil, jionen Wählern des Reichstags befind«» sich allein etwa 6,4 Millionen im wahlfähigen Alter von 20 bis 25 Jahren. Man hat ferner nach den Erfahrungen der letzten Wahlen in jedem Parteilager erkannt, daß das Gros der Parteien der Nichtwähler vornehmlich vonden wahl berechtigten Personen im Alter von 20 bis 25Zahren gestellt wird. Wie z. B. aus dein statistischen Jahrbuch der Stadt Hannover für 1930 hervorgeht, waren bei der letzten Reichslogswahl 57 469 oder 19,4 Prozent der Wahlberechtigten in der Stadt Hannover nicht zur Wahl erschienen. Bon diesen 57 469 Richtwählern entfielen auf die männlichen Wahlberechtigten im Alter von 20 bis 25 Jahren 12,7 Prozent, und auf die weiblichen der gleichen Altersstufe sogar 20,2 Prozent. Ter große Merbefeldzug der extremen Parteien, insbesondere der Nationalsozialisten, konzentriert sich daher vor allem auf die wahlfähige Jugend. Die Agitatoren dieser Parteien wissen sehr wohl, dast so wohl das militärische Gepränge ihrer Parteiorganisation, wie die auf Zerstörung und nicht auf Ausbau gerichtete Phraseologie gerade bei einem großen Teil der Jugend be sonders verfängt. Das soviel erörterte Problem „Partei und Jugend" ge winnt daher angesichts der jetzigen Wahlen eine ganz beson dere Bedeutung. Für die katholische deutsche Jugend ist diese Frage bereits entschieden. Sie steht einig und ge- geschlossen in der Partei ihrer Väter, der Zentrums« Partei. Katholische verantwortungsbewutzte Jugend sieht in der Zentrnmspartei und der von ihr zielbewustt vertretenen Staatspolitik die Synthese zwischen Idee und Wirklichkeit, und diese Erkenntnis weist ihr den Weg zu praktischer politischer Betätigung. Ein deutig und klar ist ihr dieser Weg vom Zentrumskanzler Brüning vorgezeichnet. Die Zentrumsjugend hat in Brüning den wahren Führer und den Staatsmann von Format erkannt. Sie ist stolz daruf, daß er als einer der Jüngsten der Zentrumssraktion und als Vertreter der kchützeirgrobengeneratioir so entschlossen und mutig den Kampf gegen Jnteressenpolitik und Parieiegoismus aus genommen hat. Mancher aus der katholischen Jugendbewegung hat in den letzten Jahren geglaubt, der Zentrnmspartei die Ge folgschaft versagen zu muffen. Und es waren nicht die schlech testen, die am 20. Mai 1928, dem Tage der letzten Neichs-- tagswahl. aus persönlichem Verantwortungsgefühl heraus nicht mitgetan haben. In der bekannten Augnstnummer 1928 des „Heiligen Feuer" haben einige von ihnen die Gründe hierfür aufgezeigt. Sie alle haben in die ser bedeutungsvollen schicksalsschweren Stunde sich wiederin diegrosteFrontdcs Jungzentrumsvolkesei „gegliedert, denn sie Koben erkannt, daß es heute nicht um kleinliche Fragen der Tagespolitik und auch nicht um Panzerkreuzer und Boden reform geht, sondern um das Staatsganze. Als politische Ideale haben der Jugend immer vorgeschwebt: Wahrheit,Sachlichkeit und Bernunft im politischen und ins besondere im parlamentarischen Leben. Mit derselben Pa role gehen die deutsche Zentrumspartei und mit ihr die hinter Brüning stehenden Parteien in den Wahlkampf. Die katholische Jugend hat es dankbar begrüßt, daß ihr bereits ein gewisses Mitbestimmungsrecht sowohl in den Parteiinstanzcn. wie in den kommunalen und politi schen Vertretungsorganen eingeräumt worden ist. Die Wahl von Kaas zum Führer der Eesamtpartei und die Veränderungen in der Führung der Reichstags- und Land- taasfrakiio» habe» dielen Veijüngungsprozek vor allem eingeieitel. Es muß aber darüber hinaus gegenüber allen maßgebenden Instanzen der Partei die bestimmte Erwar tung ausgesprochen werden, daß mehr noch als bisher jun gen Menschen Verantwortung und Führung übertragen wird. Bei aller Wahrung von Tradition und pietätvoller Berücksichtigung der im Alter verkörperten Erfahrung wird einer Ileberalterung der Fraktionen des Zentrums vor gebeugt werden müssen. Die heutige katholische Jugend hat einen großen Willen zu ernstem politischen Tun, und sie ist sich durchaus der auf ihr ruhenden Verantwortung bewußt. Sie würde aber kein Verständnis dafür haben, wenn auch die neue Neichstagsfraktion der Zentrumspartei nur neun Abgeordnete unter 45 Jahren aufweisen würde, wie das beim letzten Reichstag der Fall war. Der 14. September stellt die katholische Jugend vor eine besonders groß« Verantwortung. Der vor einigen Tagen veröffentlichte Wahlaufruf des Großberliner Kreises der katholischen Jugendbewegung, in dem mst alle katho lischen Jugendbünde vertreten sind, hat kn der gesamten katholischen Jugend größte Beachtung gefunden. Dieser Wahlaufruf schließt mit dem Appell: „Am 14. September mit dem Zentrum für Brüning." Es werden in den näch sten Wochen auf Veranlassung des Reichsjugendausschusses der Zentrumspartei im ganzen Reich 60 große In« aendkundaebunaen stattfinden. Sie alle werden eine große jubelnde Vertrauenskunvgevung oer Jugeno zu Brüning werden, wie bei der ersten großen Wahlversamm lung des Jungzentrumsvolks am letzten Freitag in Köln, wo der Kanzler zur Jugend sprach. Von einer mitreißen den Begeisterung und Siegeszuversicht wird dieser große Zentrumsaufmarsch der katholischen Ju gend Deutschlands begleitet sein. Diese Jugend will nicht Zerstörung. Zersetzung und Chaos. Mit Brüning und der Zentrumspartei will sie lieber in opfersroher Gesinnung und Verantwortung den zwar beschwerlichen und dornen vollen, aber zum sicheren Erfolg führenden Weg aus gei stiger, wirtschaftlicher und sozialer Not gehen. Inmitten des großen Parteiwirrwarrs steht fest und unerschütterlich die Deutsche Zentrnmspartei. Ihrer sturm erprobten Fahne wird die katholische deutsche Jugend am 14. September geschloffen folgen. Or. für. -1. KöcklmZ Wovon sie nicht gern reden Wenn von der Arbeitslosenversicherung die Rede ist, daun sucht die Sozialdemokratie es so darzustellen, als habe die Re gierung Brüning einen willkürlichen Abbau der Leistungen der Arbeitslosenversicherung beabsichtigt. Tatsächlich sind aber in diesem Jahre in weitgehendein Maße von der Regierung Vor kehrungen getroffen worden, um die Durchführung der Leislun gen der Arbeitslosenversicherung sicherzustellen. Rund 2,75 Rill liarden Mark stehen »ach den Ausführungen des Neichsarbeits- ministers Stegerwald auf der Arbeiterzentrumswählertaguug in Essen am 27. Juli 1930 fiir die Zwecke der Arbeitslosenfür sorge zur Verfügung. In diesem Betrage sind über 730 Mil lionen Mark aus Reichsmitteln enthalten, gegenüber .567 Mill. Mark im Vorjahre. Gegen diese Tatsachen kann die sozial- demakratische Agitation nicht anrennen. Deshalb operiert sie auch vor allem mit der falschen Behauptung, die Regierung Brüning wolle die Zuschuß- bziv, Darlehnspflicht des Reiches gegenüber der Arbeitslosenversicherung so stark beschränken, daß darunter die Leistungen der Arbeitslosenversicherung leiden müßten. Diese Behauptung, daß die Regierung Brüning ans Umwegen einen Abbau der Arbeitslosenversicherung beabsich tige, ist unwahr. Zugleich ist es aber nicht überflüssig, au eilten Vorschlag des sozialdemokratischen Ab geordneten A u f h ä » s e r zu erinnern, den dieser am 25, März, also kurz vor dem Sturz der Regierung Müller durch die Sozialdemokratie machte. Dieser an Sielte des Regierungs oorschlages eingebrachte Vorschlag Aufhüusers hat folgenden Wortlaut: „Das Gesetz über Arbeitsvermittlung und Arbeitslosenver sicherung wird nach Maßgabe der falgenden Richtlinien ge ändert: 1. Kann der Bedarf der Neichsanstalt aus den Beitrügen und ans dem Notsiock nicht völlig gedeckt werden, obwohl der Betrag rechtzeitig einheitlich für das Reichsgebiet festgesetzt ist, so gewährt das Reich Zuschüsse, deren Hohe alljährlich im Neichshaushait festgesetzt wird. Sofern die Zuschüsse des Rei ches nicht ausreichen, deckt das Reich de» notwendigen Bedarf durch Darlehen. 2. Der R e i ch szus ch u ß für das Rechnungsjahr 1030 be trägt 150 Millionen R M. 3. Zinn Ausgleich zwischen Einnahmen und Ausgaben der Neichsanstalt soll der Vorstand der Reichsanslalt die erfor derlichen M aßna h m e n ans d em Gebiete der B e r - waltu ng treffen. Zum gleichen Zwecke kann er der Reichs regierung Vorschläge zur Reform des Gesetzes un terbreiten. Insoweit diese Maßnahmen nicht ausreichen, kan» der Vorstand die Beiträge zur Arbeitslosenversicherung für das Rechnungsjahr 1930 bis auf 31s Prozent erhöhen. 4. Zn den Beschlüssen des Vorstandes nach Ziffer 3 ist die Mehrheit der Stimmen der Vertreter sowohl der Arbeitgeber wie auch der Arbeitnehmer erforderlich, die dem Vorstand an- gchären. Die Vertreter der öffentlichen Körperschasien wirken bei der Beschlußfassung nicht mit. 5. Beschließt der Vorstand innerhalb einer Frist, die die N e i ch s r e g i e c u n g bestimmt, die notwendigen Maßnahmen oder Beitragser höhungen nicht, so hat die R e i ch s r e g i e r u » g an Stelle des Vorstandes darüber Beschluß zu fassen. Eine Aenderung der gesetzlich festgeiegten Leistungen kan» nur >m Wege der Gesetzgebung erfolgen." Ter Vorschlag Aufhüusers stell! ausdrücklich fest, daß all jährlich die vom Reiche an die Arbeitslosenversicherung zu ge währenden Zuschüsse im Reiehshaushalt festgesetzt werden sollen. Für 1 930 soll der Neichszuschuß 150 M illiouen Mark betragen. Weitere Erfordernisse sollen neden der Erhöhung der Beiträge zur Arbeitslosenversicherung durch Darlehen des Reiches gedeckt werden. Was die Regierung Brüning bisher getan hat, ist also nichts anderes, als was Auf häuser am 25. März Vorschlag. Ja, nichl mir das: Die Regie rung Brüning ist, gemessen an dem soziaidemokraiischeii Vor schläge, noch viel melier gegangen, indem sie in liäherem Maße als Ailfhäuser cs forderte. Reichsmittcl sür die Ar beitslosenversicherung zur Beifügung stellte. Besonders beachtenswert an dem Vorschläge Nnfhäilser ist, daß Aufhänser seinerzeit ausdr ü ckiich forderte, daß von der Reichsanslalt für Arbeitslosenversicherung erforder liche M a ß n a h in e n ans de in Gebiete der Verwal tung zu treffen seien. Diese Forderung kann doch nur den Sinn von E i n s p a r u n g s m a ß n a h i» en gehabt haben. Wichtiger aber noch ist, daß Anfhäuser e i n e Refo r in des Gesetzes nicht mir zulasten ivoliie, sondern sie in Ziffer 5 sei nes Vorschlages sogar ausdrücklich farderle, wenn der Vor stand der Reichsnnslali innerbaib einer Fiist, die die Reiehs- regierung bestimmt, die noiwendigeii Maßnahmen oder Bei tragserhöhungen nichl durchfuhrt Der Vorschlag Anfhäusers ließ viel größere Verschlechte rungen der Arbeitslosenversicherung zu, als man je ans dem Dom Sinn der Ohrfeige Don Äermann Wodak Mr wollen heute vom Sinn der Ohrfeige sprechen. Da handelt es sich um jene angeregte menschliche Be tätigung, die infolge einer plötzlichen Aufwallung des Gefühls auf der Gesichtsbacke des Mitmenschen landet. Es gibt nun einmal Menschen, bei deren Anblick man in den träumerischen Wunsch verfällt, stundenlang diese Handlung ausüben zu wollen. Die sogenannten „Ohrfeigengesichter" haben irgendeinen Geburtsfehler, der sie zu einer derartigen Heraus forderung verdammt. Ihnen soll verziehe» sein. Selbst die Heilige Schrift hat einen Passus vorgesehen, in welchem da» Ertrage» von Ohrteigen als eine löbliche Leistung dargestellt ist. Ja, «» heißt sogar, daß die Bereitschaft einer »weiten Ohrfeige Voranssetzung fiir eine schon erhaltene Ohr feige sei. Man wird sich aus dem Religionsunterricht der Jugendzeit erinnern, daß die Bibclstellen von der rechten und linken Wange ein unbehagliches, fast kränkendes Gefühl verursachten, — so eine Art geistiger Kostprobe, Man spürte ein leicht brennendes Kribbeln mit einem nachfolgenden Anflug von Be schämung. Man fühlte sich gewissermaßen „moralisch geohrseigt", wciiiigleich diese Bezeichnung den arteigene» Bestand der Ohr feige vorsorglich aus das Gebiet der Ethik abschiebt. Zum llrbegriff der Ohrfeige gehören die Bestandteile einer jähen Abrcakiiön, einer greifbaren Ermahnung, einer nicht ganz lieblosen Bestrafung, Die Ohrfeige ist strafrechtliche Selbsthilfe,' Eigeiigerichtsbarkeit mit pädagogischen Wesenszüge»,- letzter Rest des körperlichen Strafvollzuges, den das mittelalterliche Prügelrccht der »crvenschivnchen Neuzeit hinterlasse» hat. Die Erteilung der Ohrfeige beansprucht ein differenziertes Schuldgefühl des Betroffene», eine Verletzung der Sitten und des Anstandes. Eine Ueberschrcittmg von Grenzen, die nur einer feinempsiiidenden Seele sichtbar bleibe». Einen Hebel griff in jene privaten Rechte des Menschlichen, die im grob- Niaschigen Netz der Paragraphen des „Bürgerlichen Gesetzbuches" nicht mehr zu sangen sind. Und wenn Sie jetzt noch immer nicht wissen sollten, gelieb ter Leser, was eigentlich gemeint ist, dann fordern Sie doch von :D»endjemand die praktische Erfüllung Ihrer theoretischen Nen- Oier. Empfehlenswert bleiben in diesem Fall« jene Ohrfeigen, oce ffinge Maschen zu erteilen pjiegen. Junge Mädchen haben eine entzückende Art, Ohrfeigen zu verschenken. Sie werden mit Anmut und schöner Empörung verteilt. Die Würze und Grazie dieser Ohrfeigen steht in einer direkien Korrelation zur Schön heit der Spenderin. Ria» erwirbt sie durch nngebüiirttches Be trage», durch Sprünge Uber die Grenzen der Sitrsamkeit, und durch beherzte Fehltritte in Taktfragen. Es gibt ganz wunder volle Ohrfeigen auf diesem Gebiete. Ich habe leider immer noch keine solcher Ohrfeigen erhalten. Aber das bleibt vorerst noch Schuld des Verfassers. Er wird um die Ereichung seines Zieles bemüht bleiben. Mütter haben eine gute Art, Ohrfeigen zu geben. Ich habe eine solche bekommen. Ich muß sagen, daß die Mutier nicht Unrecht hatte, obgleich ich i,„ Recht wa>. Es handelte sich um die Lektüre eines Buches, das nach ihrer Anschauung schlecht und nach meiner Auffassung gut war. Meine Mutter vollzog die strafende Ermahnung mit Anmut und größter Intensität. Jckl gab mich geschlagen. Denn das ühcrzeugniigskrastcge Argument, das gegen mich ins Gesichtsfeld geführt wurde, war einfach entwaffnend. Was soll man machen, wenn inan minderjährig ist, und wein, die Mütter mehr geliebt werden als die Literatur?! — Lerne Klagen ohne zu leiden. Es war eine bcschäuicnde Ehre, die ich erleiden mußte. Ich erinnere mich auch an eine andere, wuuderbarliche Art von Ohrfeige». Das geschah kurz vor der Somitagsmesse i» einer Dorfkirche. Der Pfarrer schritt durch die versammelte Gemeinde zum Altar und entdeckte unterwegs ein paar Jungens, die mileinaiider schwätzte».. Da schallten zwei Ohr feigen durch das Haus Gottes, daß die Orgel mitsuiiimts. Die Eemcinde wurde ganz still und feierlich gestimmt. Diese An dacht erregenden Ohrfeigen spürte plötzlich jeder auf seiner eigenen Backe. Es waren gnadenvolie Ohrjeige», die wie grobe Deckel auf grobe Baucrntöpse passten. In, Angesicht des heili gen Petrus, dessen Siaiue mir gegenüber stand, glaubte ich ei» leises Schmunzeiii z» sehen. Ohrfeigen sind für bestimmte Zwecke »ne,iibehrlich. Auch heute noch. Da ist kürzlich eine durch ihre» Anlaß außergewöhn liche Schlägerei mit Ohrfeigen zwischen Arbeitern passiert. Ein Kumpel protzte im Gwlächter seiner Kameraden mit unflätigen Ausdrücken gegen die Gottesmutter Maria. Sein breitsließcn- dcr Redeschwall wurde plötzlich mit einer spezifischen Gattung von Ohrfeigen abgesloppt. Ein anocrcr Prolet »ümlich gab ihm eine wohlgezielte Maulschelle, die den Ausfall von zwei Zähnen verursachte. Die Wirkung auf die Zuschauer war komisch- Die Art der Beweisführung fiir die Reinheit der »»»"er Gottes wurde allgemein anerkannt. — Man kann viel- reicht oce Religionskriege veoaueru, man wico ihren liefen Sinn nicht leugnest'können. Die Ohrfeige uuieres cliristlichen Proleten in Maulschellensorm war der verspätete Rcttigions- krieg des Privatmannes. Wir wollen den Sieger mit dem schwarzgedruckten Lorbeer der Zeittiugszeilen schmücken. Es gibt auch noch eine andere Geschichte von einer Ohr feige, an der die Muiterqortes nicht unheieittgl ist. Eine olle rheinische Legende erzähtt von einem Kölner Domherr», daß er ein großer Frauenhasjer gewesen sei, daß er vom Weibe allein di'e Sünde der Wett Hergeleitei habe und selbst ans seinem Sterbebett eine wilde Apoihese gegen das Weibsvalk geschleu dert habe. Und als er gerade in glühender Wut seinem bekümmerten Herzen Lust machen wallte, da uicg die Statuette der heiligen Maria vom Postament, trat an sein Laaer und klebte ihm rechts und links je eine Ohrseige ins Angesicht, !o daß er selig lächelnd im Herrn heimging. Diese wundervollste aller Ohrseige» war von »letapsysischem'Sasi. Man wird im Verlause dieser Zeilen eingeiehen haben, daß der Sinn der Ohrseige tiescr ist, als man allgemein anzu- nehmen geneigt ist Zur Erkenntnis der Ohrjeige gehört ein langwieriges Studium und eine uinsangreiche Erfahrung. Diese Eintagsfliege» des Strafgerichts, die mit knallenden Neben geräuschen austreien, die als Ersatz bei hosfnungslasen Dis kussionen unembehrtich sind, sollten wieder volisttimlich gemacht werden. Denn ihnen ist der Vorzug der Komik eigen. Der Man», der im Film die Ohrseige» bekam, isi ein lächerlicher Elawn, der berusiich zur Tragik verpsttäilel isi. Hier wird nur jene Ohrfeige propagiert, die pstichoauallstisch nicht z» erlassen ist. Jene delitate Ohrfeige,isorte, die im gewitters.hwecen Zwischeiilaiid von Gut und Böse als befreiender Rege» nieder- prajselt. Zu einer Ohrfeige berechtigt nur talentiertes Tempera ment, natürlicher Instinkt und urteilskrüstiger Mut. Das ist heute schon jette» geworden. Ohrfeigen von heute sind meist nur verkappte, Fußtritte, Faustschläge und andere Rahmten. Man muß wieder lerne», sinnvolle Ohrfeigen zu erleilen. Nur durch die Ohrfeige kann die Welt der tleinen Gemeinheiten repariert werden. Diese Feigen rund »in das Ohr dürfen nicht als bloße Asfetthaiidlung gewertet werde», nicht als Wutausbruch oder Haß. Sie springen aus einem geraden, ehrliche», müchiigen Zorn. Sie hiivse» ans der Vernunft, und man brät sie auf die Unvernunft anfliattchen. Sie „lüsseii wie feuilletoiiistische Einfälle auf die Schläfrigkeit des Geistes Niederlagen. Und wenn ei» Feuilleton gut ist, kann man ihm nicht ein« gewisse Aeh-ilichkeit mit Ohrfeigen abstreile», die mit be schwingter Ironie im Auftrag des Geistes erteilt werden.
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