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Sll« amerikanischen Küchen unter dem Zeichen der Kalorie standen. Damals wurde der Nährwert der Speisen nur nach jhrem Heizwert« im menschlichen Verbrennungsofen bewertet. (Chemiker bestimmten mit mathematischer Genauigkeit den iKaloriengehalt der einzelnen Nahrungsmittel und degradierten (damit viele beliebt« Speisen, wie Salat und Paradiesäpfel, zu einem wertlosen Ballast der Mahlzeiten. Der tägliche Küchenzettel wurde für di« amerikanischen Hausfrauen zu einer schwierigen mathematischen Aufgabe. Eine „wohlbalancierte Mahlzeit" verlangte einen bestimmten Gehalt an Eiweisstosfen, Kohlenhydraten und Fett. Dieses Minimum sollte nun von Nahrungsmitteln mit einem möglichst hohen Kaloriengehalt geliefert werden, und damit wurde jede Mahlzeit zu einem rech nerischen Problem. Das Staatsdepartement für Ackerbau und die Redaktionen der großen Hauhaltungsmagazine ließen durch das Radio wurcderbare Kochrezept« bekanntgeben, nach denen mit Maismehl, Bohnen und anderen „Anthrazit" (Heizkohle)- Nahrungsmitteln eine wohlbalanciert« Mahlzeit für eine sechs köpfige Familie zum Preise von 25 Cent hergestellt werden könne. Di« Patres familias sahen einer rosigen Zukunft entgegen und hofften, aus den Ersparungen des Küchenbudgets die „Instalment"-Raten für ein zweites Automobil bestreiten zu können. Di» Lehr« von der alleinseligmachenden Kalorie mußte jedoch bald eine wesentliche Verbesserung erfahren. Die Fest- stellung, das längerer Genuß von geschältem Reis zu schweren Krankheiten führt, zwang zum Aufhorchen. Bald wurde auch der Nachweis erbracht, daß ein gewisser Prozentsatz unverbrauchter Pflanzenfasern für di« Verdauung unbedingt notwendig sei. Die geschäftlichen Möglichkeiten dieser neuen Theorie wurden von den amerikanischen Finanzleuten sofort erkannt und führte^ zur Gründung der von der Stahlindustrie subventionierten „Pennsylvania Kraut-Packing Company", eines Riesenunter nehmens, das sich zum Ziel« setzte, das in Amerika bisher recht wenig beliebte Sauerkraut in Konservenform volkstümlich zu machen. Im Einklänge mit den damaligen Ernährungstheorien forderte eine riesenhaft« Reklame die Amerikaner auf, den Magen täglich wenigstens einmal mit Sauerkraut auszukehren. Noch vor wenigen Jahren konnte man vor jedem Lebensmittel geschäft einen mächtigen Besen erblicken, der das Publikum an die wichtige Funktion des Sauerkrautes erinnerte. Dieses, früher als eine Geschmacksverirrung der Deutschen belacht, wurde nun dank der Wissenschaft und der Reklame zu einem Lieblingsgericht der Amerikaner. Um nun auf New Park wieder zurllckzukommen, sollte man annehmen, daß eine Stadt, die über so großartige Zuflüsse von Lebensmitteln verfügt, unter dem Kommando der modernen Ernährungswissenschaft zu einem Paradies des Geschmacks geworden wäre. Kein Ausländer würde jedoch zu dieser An sicht kommen. Denn die New Parker Küche, wie sie in den gut bürgerlichen Restaurants und im Haushalte des Mittelstandes geführt wird, weist nicht nur viele befremdende Eigentümlich keiten, sondern auch ausgesprochene Mängel auf. Zu den ersteren gehört zum Beispiel das Fehlen einer kräftigen Suppe. Wird Suppe nicht durch eine andere Vorspeise ver treten, so muß man in der Regel mit einer „falschen" Suppe vorliebnehmen, da das Abkochen von Rindfleisch nicht zur normalen Funktion der amerikanischen Küche gehört. Dies erklärt auch, das gekochtes Rindfleisch als Fleischspeise hier fast unbekannt ist. Die hier übliche Zubereitung der Gemüse ist auch kaum nach dem Geschmacks eines kontinentalen Besuchers. Diese erfolgt in der Regel nur durch Abkochen und Uebergietzen mit Butter. Zu den ausgesprochenen Mängeln der New Porter Küche gehört die übermäßige Verwendung von Kunstfett. Trotz dem Schweineschmalz und Butter hier billig sind, greift der amerikanische Koch viel lieber zum „Crisco", einem blendend weißen, geschmack- und geruchlosen, aber bestimmt nicht leicht verdaulichen Kunstfett, das nichts anderes als künstlich gehär tetes Vaumwollsamenöl ist. An der Bedenklichkeit der aus gedehnten Verwendung dieses Kunstproduktcs ist nicht zu zweifeln. Doch macht di« Aufklärung wie vor den Interessen der Zuckerindustrie auch vor den Interessen der amerikanischen Kunstfettindustrie halt. I. Oegrsris, dleu^orü 8cUaii§eirke8t in Marokko vis krlläer riss — Oekeit zezen Lcklanzend!»»« Wenn sich auch in Marokko zwei Welten, die einander wesensfremd sind, nebeneinander entwickeln, so verschmelzen sie sich doch nicht. Di, den Mauren geschenkt« Zivilisation der Franzosen bleibt Tünche. Zwar legen sie sich Fahrräder und Grammophone zu, verkehren in europäischen Kneipen, und Abdullahs und Ibrahims zeigen kein« Lust mehr als Kamel treiber durch die Sahara zu ziehen, aber noch immer stoßen wir, so wie wir es aus den Jugendbüchern wissen, auf all dis Märchengestalten aus Tausendundeiner Nacht. Scherife reiten auf ihren Maultieren unter Valerrufen durch di« Menge, in Lumpen gehüllte „Heilige" hocken vor den Moscheen, und in den Cafes singen langbärtige Barden ihre gutturalen Lieder: Und ich, ein Wanderer in der Ferne, ich denk an Andalusien, Mit dem Mark meines Herzens gedenk ich seiner, Glorreiche Nächte Granadas, wo seid ihr, o Allahl O grüne Oase Sevilla, wo der Guadalquivir rauscht, Wo mich die Liebe an der Hand nahm, roo seid ihr? Ganz besonders aber tritt der Gegensatz zu Europa jetzt in ^Len glutheißen Augusttagen in Erscheinung, wenn sich der Llissauaorden in den Städten und Bazaren versammelt, um den jGedenktag ihres Begründers, Sidi Muhamed ibu Aissa, zu (begehen. Sidi Muhamed lebte im 15. Jahrhundert in der Sultans» stadt Miknas. Er hatte den Ruf eines Heiligen. Der mächtige Sultan Mulay Jsmael wurde auf ihn eifersüchtig, da das Volk ihn zu sehr verehrte, und beschloß, ihn töten zu lassen. Aber Sidi Muhamed wurde angeblich durch einen Engel von der ihn bedrohenden Gefahr gewarnt. Er flüchtete in die Wüste und versteckte sich in einer wilden Einöde. Aber Allah, den er um Schuh anflehte, verließ ihn nicht. In Mikmas geschah ein Wunder! Die Bewohner der Hauptstadt sahen sich plötzlich durch eine unsichtbare Macht gezwungen, ihre Wohnungen zu verlassen und dem Heiligen in die Einöde zu folgen. Bald gab es in Miknas weder Schmiede, noch Schneider, noch Maurer, die Bazare verödeten und der Verkehr stockte. Nun befahl Mulay Jsmael unter Androhung von Todesstrafe und Mar tern den Torwachen, niemand den Auszug aus der Stadt zu gestatten, aber die Wächter wurden mit Blindheit geschlagen, und die Flucht in die Wüste dauerte fort. Jetzt erst beugte sich der Sultan vor dem Willen Allahs, entsandte Boten in die Wüste, die Sidi Muhafed anflehtcn, nach Miknas zurückzu kehren. Sie fanden den „Heiligen" umlagert von einer großen Menschenmenge, die andächtig seinen Lehren lauschte. Sidi Muhamed hatte seinen Anhängern befohlen, um ihren Hunger zu stillen, alles zu essen, was ihre Hände faßen könnten. Die Gläubigen hatten nun Steine, Schlangen und Skorpione er griffen. sobald sie sie aber an den Mund führten, verwandelte» sich das Getier und die Steine in die köstlichsten Speisen, und der Sand, den sie in ihre Becher füllten, wurde zu klarem Quellwasser. In Erinnerung an diesen Auszug verschlingen die Aissaua, auch heute noch, wenn sie ihre Feste feiern, Schlangen und Skor pione, und behaupten, daß sie sich vor ihrem Munde in Milch und Honig verwandeln. Wenn sie sich jetzt in den Städten sammeln, dabei ihr fanatisches Geheul ausstoßen, sich Gift schlangen um den Hals winden, tanzen und mit Schaum vor dem Munde in Ekstase geraten, so kann man glauben, daß alle bösen Geister losgelassen sind. Die Europäer verbergen sich dann vorsichtig in ihren Häusern, um den wilden Brüdern nicht zu begegnen. In seinem ekstatischen Zustande nämlich ist der- Aissauas unzurechnungsfähig, neben der Weltabgewandtheit glüht dann in seinen Augen Mordgier. Er stürzt sich z. B. auf Lämmer und andere Tiere, zerfleischt sie und schlingt die blutigen Fetzen herunter. Die Brüder des Aissauaordens teilen sich in Tierklassen ein. Di« Löwenbrllder zerfleischen Schaf« und Ziegen auf die grausamste Art. Die „Kamel-Brüder" laden sich schwere Lasten auf den Rücken und schlucken unver dauliche Dinge, die „Schakalbrüder" kläffen und heulen. Der Sinn dieser Praktiken ist schcver zu begreifen, sie erinnern viel leicht an die Mänadcn bei den dionysischen Mysterien. Es ge hören zu Aissauorden sehr viele Neger, Nachkommen von schwarzen Sklaven aus dem Innern Afrikas, so daß es un zweifelhaft erscheint, daß sich mancher Zauberkultus der Neger- stämnie in den Orden eingeschlichen hat. Bei den Dämonen« bcschwörungen, die bei den religiösen Festen üblich sind, werden vorwiegend Neger herangezogen, die leicht in Trance versetzt werden können, und dann behaupten, mit Djins und Engeln gesprochen zu haben. Man findet bei den Aissauas eine noch nicht von der Wissenschaft geklärte Eigenschaft, sie sind immun gegen Visse von Giftschlangen, auch kennen sie Mittel, um auch Nichtbrüdrr von de» Folgen eines Schlangenbisses zu retten. Man trifft oft die dürftig gekleideten, abgezehrten Gestalten der Aissaua- brüder mit einem Korb auf dem Kopfe, aus dem sich die giftig sten Nattern hervorringeln und bisweilen ein scheußliches Hals band bilden. Bei den Festen nehmen die Aissauas den Kopf der Schlangen in den Mund, laßen sich stechen und beißen die Schlangen wieder, ohne Schaden zu nehmen. In ihren Hütten wimmelt es von Giftschlangen, und auch in ihrem Kloster sind die Schlangen notwendige Haustiere. Die Aißaua unterscheiden sich durch ihre wüsten Gebräuche und durch ihr wildes Wesen von den anderen marokkanischen religiösen Orden, die, wenn auch fanatisch in ihren Glaubens- Übungen, jeden Zauberspuk verschmähen und sich einem tiefen Mystizismus hingeben. Für den Europäer ist es schwer, wenn nicht unmöglich, in die verschlossene Welt der marokkanischen religiösen Orden einzudrinaen. lö. 8t. Deutsche meteorologische Studien aus dem Atlantischen Ozean. — Da durch die großen Fortschritte auf dem Gebiete des Flugwesens die Möglichkeit einer transatlantischen Flugverbin dung zwischen Europa und den beiden Amerikas in immer greifbarere Nähe rückt, hat die Deutsche Seewarte in Hamburg auf einer Anzahl von deutschen Schiffen sogen. Pilot-Stationen errichtet, um die meteorologischen Verhältnisse auf den in Frage kommenden Flugstrecken, namentlich auch die in größeren Höhen herrschenden Luftströmungen zu erforschen. Entsprechend den Witterungsvcrhältnissen werden, wie Petermanns Mitteilungen berichten, täglich ein oder mehrere mit konstanter Geschwindig keit aussteigende Ballons losgelassen und mittels Theodolit be obachtet. Auf dem Dampfer „Sierre Morena" des Norddeut schen Lloyd gelang es, Ballons bis in Höhen von UM Nietern zu beobachten und wichtige Feststellungen über Passate und Antipassate zu machen. v! / M/Z-M es v!/ vis ssltssms Vsrgsngenkeit c>er Ikes ksrtsr Lin Xl-iminal-Ki-lMIm üsi' veukoken Univ6l-8aI-LiIm-6k8. Vkoedentag, 4,'/« 7, >/gy Ukr, Sonntags 3, 5, 7. 9 lölir Lin Von«iIn,-8iN«sn»r von Uksltor V/s,rsrmsnn, «ksltsr 8eklvo uni« Ksr« k«oti 2. Ukocke verlängert! Lksnclsl um kvs I lVer^tags: 4.V0, v.llv, 8.20 Sonntags 3, 5, 7, S Lsmron u. vsltts Lin IVlonumental-Ll-unkfilm n.» ttsris ilkiflilil,: z, >/<1, ",g lllu. :: IwlilM >/.!.'/,1. -,»g lllu. 3. Ukocke verlängert! Lin Kl'iminal-Ionfüm naoli äem in likl- Keklinei- ^Iaoli1au8gak6 oi^oliiknonenkoman ! VVvebenIiii.'s 4 n ! >" anil n 3N i In, 4 n > ^ ."»bin ne«»« Sirieseavr Strulle 32 — ^«rcnul: LbacL 8trsüenbaliai1in«:n! 2, lv, 17, 19, 2U, L> Hüllest«»«! ULsrsmkkein.. 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