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England und die Mandatskommission Der Streik um -en Palästina-Bericht (Von unsere H. Genf, Ende August. Der Bericht der Mandatskommission des Völkerbundes an den Völkerbundrat, der sich mit der englischen Palästinaver- rvaltuug beschäftigt, und die ziemlich scharfe Antwort der eng lischen Negierung, die beide in diesen Tagen bekannt geworden sind, werfen für alle Mitgliedsstaaten des Völkerbundes eine wichtige Frage von grundsätzlicher Bedeutung auf. Alz den besiegten Staaten 1919 ihre Kolonien und Schutz ebiete genommen und diese in die Verwaltung des Völker- undes und der von diesem gewählten Mandatsmächte über geleitet wurden, setzte der Völkerbund ein Kontrollorgan ein, das ständig darüber wachen sollte, ob die Mächte auch im Geist der Völkerbundssatzung und des Mandatsvertrages verwaltet würden. Dieses Kontrollorgan, die Mandatskommis sion des Völkerbundes, hat sich nun auf einer außer- ordentlichen Tagung, die Anfang Juni dieses Jahres statt fand, mit den Zuständen im britischen Mandat Palästina beschäftigt, wie sie durch die im vergangenen Hahr bekanntge- wordencn Unruhen und Wirre» gekennzeichnet sind. Dabei lag der Kommission der Bericht eines Untersuchungsausschusses vor, den die englische Regierung nach Palästina gesandt hatte, und wegen dessen die ursprünglich schon auf den März angesetzte autzerordentliche Tagung der Mandatskommission ent im Juni stattfinden konnte. Außerdem lagen der Kommission zwei Denkschriften der jüdischen Agentur, davon eine zum Bericht des Untersuchungsausschusses, sowie endlich mehrere Petitionen von arabischer Seite vor... Der Bericht, den nun die Mandatskonimission ihrerseits an den Völkerbundrat ab gefaßt hat, und der kürzlich in Genf bekannt wurde, nachdem Londoner Zeitungen schon einen Tag vorher seinen wesentlichen Inhalt veröffentlicht hatten fein Beweis niehr dafür, wie wenig sich amtliche Stellen in Paris und neuerdings auch in London an „publizistische" Abmachungen niit dem Genfer Sekretariat halten), bedeutet eine scharfe Kritik der Mandats konimission an der Politik Englands in P a l ä st i n a. Die Einzelheiten dieser Kritik sind inzwischen bekannt, so daß sie nicht mehr ausführlich wiederholt zu werden brauchen. Es genügt, zu sagen, daß die Mandatskommission der eng lischen Regierung indirekt die Schuld an den Unruhen des letzten Jahres beimißt, da die Eng länder durch ihre Agrarpolitik die Araber ohne Grund gereizt und gegen die Juden aufgebracht und hinterher, als die Stim mung schon bedenklich kritisch war, zu wenig Militär im Laude gelassen hätten. Bei stärkerem militärischen Schutz seien größtenteils die Wirren zu verhindern ober im Kein, zu er sticken gewesen . Schon früher hat die Mandatskommission des Völkerbundes, wenn auch längst nicht in so energischer Form wie diesmal, an einer Mandatsmacht Kritik geübt, nämlich an Frankreich wegen der französischen Syrien-Politik. Während jedoch damals Frankreich wenigstens der Form nach die Kon- trollpflichten und das Kritikrecht der Kommission anerkannte, water sogar in deutlicher Anlebnuna an diese KriUt Vertreter.) Reformen vornaym, stellt sich England, sein die Kritik in"elnem äußerst ungünstigen inncrpolitischen Moment kommt, wesentlich anders ein. Die Labourregierung hat ebenso deutlich, wie die Mandatskommission die englische Politik in Palästina kritisiert hat. gegen diesen Bericht protestiert, und die MacDonaldsche Feststellung vom vergangenen September, daß es sich i» Palästina keinesioegs um Religions- und Rassenkämpse, son dern um „Unruhen" schlechtweg handele, indirekt aus» rechterhalten. Fast höhnisch fragt sie die Mandatskommission, warum die Genfer Kommission denn England nicht vorher ge warnt habe, ehe es zu den Unruhen gekommen sei. weil dann wohl die Engländer genügend Militär im Lande belassen hät ten. Diese Frage ist durchaus überflüssig da man in London ,ebenfalls genau so gut wie in Genf wem, daß die Mandach- kommission nicht allwissend ist und wohl Kritik an Bestehendem aussprechen, nicht aber kommende Ereignisse vorhcrsehen kann- Außerdem ist es sehr ungewiß, ob die englische Regierung, die jetzt schon so empfindlich auf die Genfer Kritik reagiert, sich von der Kommission Voraussagen und Ratschläge hätte geben lassen... Auch der Vorwurf, die Mandatskommission habe sich nicht weitgehend genug informiert und gewisse Dokumente nicht be rücksichtigt, erscheint einigermaßen abwegig, wenn man bedenkt, daß die englische Regierung ja lange genug, vom September 1929 bis zum Mai 1999. Zeit hatte, der Kommission alles Material, das sie berücksichtigt wissen wollte, zur Verfügung z» stellen. Was jedoch den Vorfall allgemein bedeutsam macht und ihm grundsätzlichen Wert gibt, ist die Tatsache, daß hier ein« Mandatsmacht die Kritik des Kontrollorgans, der Mandats kommission, nicht hinnimmt, wodurch die Angelegenheit zv einem bedenklichen Präzedenzfall gestempelt werden könnte. Denn ebenso wie in diesem könnte auch in einem anderen Fall die englische — oder eine andere — Regie rung es nblchnen, etwa Äussichtsrcchte der Mandatskommission über Gebiets- oder Verwaltungsveränderungen bei einem Mandat anzuerkenncn. Die undurchsichtige Politik, die dar Londoner Kolonialamt unter Labour- wie unter konservativer Regierungsführung gleicherweise in der Angelegenheit Tanganyika treibt, gibt zu selckwn Vermutungen und Be fürchtungen Anlaß, zumal der Hilton-Voung-Berickt der eine verwaltungsmäßige Vereinigung des Mandatsgebietes mit den beiden benachbarten englischen Kolonien und damit den ersten Schritt zu einem späteren „Halb"-Dominium vorsieht, auch vom Labourkabinett anerkannt und seine Verwirklichung ein Ziel der englischen Afriknpolitik geworden ist. Man könnte sich vontellen. daß es aus Anlaß der englischen Haltung zur Mandatskommission im September ini sechsten Ausschuß der Völkerbundsversammlung zu hochpolitischen De batten über Sinn und Wesen des Mandatssystems und über die Zuständigteiten und Aufgaben der Mandatskommission 'äm>> Nur «Irr l.suritr Die Finanznok der Stühle Bautzen, 30. August. Gegenwärtig schweben Verhandlungen über die Deckung des restlichen Fehlbetrags des laufenden Haushaltplanes in Höhe von 100 000 RM. sowie des bei der Fürsorgeabteilung zu erwartenden Fehlbetrags von 250 000 RM. Es macht sich daher die Ausstellung eines neuen Jinanzprogramms notwendig. Es werden wahrscheinlich sämtliche durch die Notverordnung der Reichsregierung neu zugelassenen Steuerquellen — Schankver- zehr-, Bürger- und Gemeindebiersteuer — herangezogen werden müssen. Schlechte Konigernke Die diesjährige Honigernte aus der Heidekrauibliite dürste aller Voraussicht nach bei weitem nicht diejenige des Vorjahres erreichen und ein recht mageres Ergebnis zeitigen. Die Ge genden bei Straßgräbchen-Wiednitz, Piskowitz, Uhyst-Spree, Kohlfurk usw., wo die vielen Hunderte von Wanderbienen. Völkern seit Anfang August ausgestellt worden sind, blieben auch von den Regengüssen der vergangenen Wochen nicht verschont, und nur die letzten schönen Tage spritzten die Bienen den köst lichen Nektar in die Waben. Dazu ist die Altheiüe im Abblühen begriffen und nur die Iungheide setzt zur letzten Blüte an. Die stärker auftretende Heidespinne tut ein übriges, um die Völker zu schwächen, und an vielen Stöcken rissen aus Futter mangel die Völker die Brut heraus, bczw. starben viele alte Bienen, wie der stellenweise große Totensall vor den Reihen zeigt. In den ersten Septemberwochen werden nun des Nachts die Wandervölker wieder auf ihre Heimstünüe abtransportiert, um für die Ueberwinterung vorgerichtet und ausgefiittert zu werden. Wer deshalb noch einmal einen solchen großen Won- dcrbienenstand in den oben angegebenen Gegenden besuchen will, dem ist jetzt die beste Gelegenheit hierzu gegeben. l. Sächsischer Gärtnertag. Der Sächsische Gärtnertag wird vom Landesverband Freistaat Sachsen im Reichsverband des deutschen Gartenbaues und vom Gartenbauverband für Sachsen am 30. und 31. August in Zittau veranstaltet. Die Landesver bandsversammlung wird um 11 Uhr vormittags im Hotel „Drei Kronen" abgehalten. l. Ein Waggon Briketts gerät in Brand. In Glossen geriet Donerstag nacht vermutlich infolge Selbstentzündung ein Waggon Briketts in Brand. Das Feuer verursachte eine starke Rauchentwicklung, konnte jedoch von der herbeigeeilten Feuer wehr rasch gelöscht werden. In den Boden des Waggons ist ein größeres Loch gebrannt. — Die Bevölkerungsbewegung in den deutschen Großstäd ten. Das Neichsgcsundhcitsblatt veröffentlicht die Zahl der Be völkerungsbewegung in den 17 deutschen Großstädten über 100 000 Einwohner für das zweite Vierteljahr 1930. Danach ist die Bevülkerungszahl in den Großstädten weiter angewachsen. Sie betrug 19 459 000 gegen 18 334 000 im Jahre 1929 und 17762000'im Jahre 1928. Die Zahl der Eheschließungen betrug auf 1000 Einwohner 10,9: das bedeutet eine geringe Vermeh rung gegenüber dem Jahre 1929, wo sie 10,7 betrug, erreichte jedoch noch nicht die Ziffer des Jahres 1928 mit 11,0. Dagegen zeigt die Zahl der Lebcndgeborenen auf 1900 Einwohner einen weiteren Rückgang. Sie betrug 1930 15,0 gegen 15,4 im Jahre 1929. Die Zahl der Gestorbenen hat weiter abgenommen. Sie betrug 10,2 gegenüber 10,9 im Jahre 1929. Ebenfalls abgenom- mcn hat auch die spezielle Sterblichkeit der Kinder unter einem Jahre, die 1,1 im Jahre 1930 gegenüber 1,2 in den Jahren 1929 und 1928 betrug. Unter den Todesursachen sind angeführt: Ty phus mit 0,006, Diphtherie 0,1. Die Diphtherie läßt hier eine deutliche Zunahme in dem letzten Jahr erkennen. Die Todes ziffer betrug 1928 0,07, 1928 0,08. Dagegen hat die Sterblich keit an Grippe und Lungenentzündung abgenommen, die nur 0,03 gegenüber 0,05 im Jahre 1929 betrug. Etwas geringer ist auch die Zahl der Tuberkulose-Todesfälle, die 0.86 gegenüber 0,99 im Jahre 1929 betrug. Tie Zahl der Krebstodesfälle betrug 1,31 gegenüber 1,32 im Jahre 1929 und 1,36 im Jahre 1928. AnLrees Tagebuch Stockholm, 26. August. Obwohl noch nicht bekannt ist. ob das Tagebuch dos Norüpolforschcrs Andröe so gut aufgehoben und erhalten werden, kann, daß man die Schrisl zu entziüer» vermag, und obwohl man noch nicht weiß, ob die Aufzeich nungen bis zum Untergang der Expedition fortgesetzt worden sind, ist von einem ausländischen Pressekonzern bereits eine halbe Million Kronen für die Verosfentlichung des Tagebuches geboten worden. — Aller Wahrscheinlichkeit nach wird das schivedische Panzerschiff „Oskar II." die sterblichen Ueberreste der Forscher nach Schweden einholen. Es ist jedoch auch der Vorschlag gemacht worden, daß der alte Kreuzer „Svensksund" zu diesem Zwecke nach Tromsö abgeht, da seinerzeit die An drösche Expedition auf diesem Kriegsschiff nach der Insel be fördert wurde, von wo die Ballonfahrt ansging. Andr-'- wird seinen Wünschen entsprechend in seinem Heimatort, dem mittel- schwedischen Städtchen Gräma, deigesetzt werden. unrj Tresden-Iohannstadt fHerz-Issu-Konserenz des Vinzen- tiusoereinss. Freitag, den 5 September, abends 8 Uhr in dek „Union" iGemeindehaus), Hutlenstrasze 7, Sitzung. t§ Dresden-Pieschen. Im Gemcinoe Verein „Hosinnng" spracht am Montag. 1. September. 20 Uhr im KI. Saale von Walzke. Stavto.Müller, Dresden, über die bevorstehende Reichsragswahl. Schwarzenberg-Wildenau. Sonntag. 31 Anonst: Früh messe 7>z Uhr. Psarrgoltesdiensl 9 Mir. Di.n' oi Frauenoer- einsversaininlung abends 8 Uhr in Nenwel! Hninni-.-rich inKe. Mittwoch abends Singstunde Freitag abends 7bi- U'w Herz- Ieni Andacht. LerauiworUich mr Pol»,! »nd gemUrio» .u Lore- "> eonncs und Lyon A.Iodn Uir Si.zeigen. N.Buuy irp 2Uc eo I? Trn'? uk'b .'>7 17 Oessenil. Mieterkundgebung Sonntag, den 31. August 1930 vormittags V2II Uhr im Gewerbehaus Ostra-Allee Bundesvorsitzender I. Herrmann und Vertreter der Landesverbände sprechen Uber' Mieterschaft und Reichstag Mieter! Die mieterseindlichen Parteien wollen Abbau des Mieterschiches, Srböbung der Mieten und Schmälerung der Dobnungshau- mittel. Ss gilt, gegen diese plane restlos Stellung zu nehmen Bund Deutscher Mieterveretne (6. B.) Sih Dresden Landesverband Sachsen (E. D.) Sih Dresden Allgemeiner Mietbemohnerverein Dresden loksnns klskk, vsntir-in, 3su rsn HÄcbmiscti - kökrnmcbie Oampl^csiillcuin /^Ktien^e8el>8czb>n!t Keben rehlreictzen sncterea Vervincü nge>. rw setzen Mütilderq— beitmeritr 1 S g i > c tz Drescken — ösä 8ctzsnäsu und Zurück: Y.30 Otzr Lslonksket «otzno 2 setziaq 11,0-1 lükr Konreelksket 'vatze 8etn't-ck,peile. nur 00 Mp. 2nsctzi»g. 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