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Sozialistische Enlgleisungen Das Ausland als Schiedsrichter? Es ist in Kulturländern üblich, innerpolitische Kämpfe nicht ins Ausland hinauszutragen, und unnötigerwei>e Fremde zum Zeugen von Familienzwisten zu machen. Es würde keinem Engländer, sei er nun Staatsmann oder Journalist, einfallen, im Auslände im Zeitungsartikel oder öffentlichen Kundgebungen gegen eine jeweils Herr, schende Negierung offen Partei zu nehmen, und sie der Illoyalität oder böswilliger Absichten zu zeihen. In Ame» rika, das noch ferner von Europa liegt, und wo man für den innerpolitischen Streit der Kontinentalstaaten noch weniger Verständnis aufbringt, sind solche Entgleisungen noch weniger angebracht, und vor einigen Monaten hat mit Recht nicht allein die gemäßigte, sondern such die demo kratische Presse in Deutschland dagegen protestiert, daß Herr Hugenberg in einigen hundert Briefen an füh« rende Amerikaner mit seinem Parteiprogramm krebsen ging, und die Weimarer Verfassung und die hinter ihr stehende Regierung lächerlich zu machen suchte. Wie kann es dieselbe sozialdemokratische Partei und Presse verant- Worten, daß ihre Federn im Auslande heute die unwahr scheinlichsten und unsinnigsten Darstellungen über die Lage in Deutschland verbreiten, und auf diese Weise dazu bei» tragen, daß die ohnehin schon großen wirtschaftlichen Schwierigkeiten durch das unbegründete, künstlich erweckte Mißtrauen des Auslandes noch gesteigert wird? Es ist leider nicht zuviel gesagt, wenn wir von einer systema. tischen Kampagne sprechen, mit deren Hilfe die So. zialdemokratie das außenpolitische Prestige der Brüning. Negierung zu untergraben sucht, dieselbe Partei, welche sich im letzten Jahrzehnt immer als den eigentlichen Trä ger des Staatsgedankens gefühlt und bezeichnet hat. Wir haben bereits früher an dieser Stelle auf diesbezügliche Vorgänge in Frankreich und England hin gewiesen, und möchten sie heute durch ein amerikanisches Beispiel ergängen. In dem angesehendsten und ver breitetsten Blatte der Vereinigten Staaten, der „New. Nork Times", vom 2.8. Juli gibt der amerikanische Kor» respondent des sozialdemokratischen Pressedienstes in Berlin, Dr. S. L i p s ch i tz, eine Darstellung der Vorgänge, welche zum Sturze des Kabinetts Müller und zur Auf» losung de^ Reichstags geführt haben. Herr L. setzt an die Spitze seiner Ausführungen die Behauptung, daß die Neichstagsauflösung und die Diktakur Brüning die logische Folge einer Lage gewesen seien, für welche das Kabinett Brüning und seine parlamentarischen Stützen vollinhalt« lich verantwortlich seien. Die Volkspartei und das Zentrum hätten die Zeit für gekommen gehalten, um in Deutschland ohne die Sozialisten und mit den Hilfskräften aus dem Lager der nationalistischen Reaktion zu regieren. Das Kabinett Brüning habe nur geerntet, was es durch seine kurzsichtige Politik gesät habe. Im übrigen sei die An. wendung des Artikels 48, die Grundlage der tat. sächlichen Diktatur des Kanzlers Brüning, in keiner Weise gerechtfertigt. Nach eingehender Empfehlung der sozia» ugcpyen Partei, welche als einzige nicht von inneren Spaltungen zersetzt werde, schließt der Verfasser mit der bescheidenen Feststellung: „Die sozialistische Partei, welche an dem deutschen nationalen Leben in all seinen politischen, wirtschaftlichen und sozialen Aeuße» rungen Anteil hat, ist der einzige sichere Faktor in der deutschen Politik." Wir brauchen dem wohl kein Wort hinzuzufügen. Aus den zahlreichen Feststellungen nicht nur von Zentrums, Politikern, sondern auch von Persönlichkeiten anderer Rich tungen, ja. aus einwandsfreien Protokollen geht die Tat. sache hervor, daß sich das Zentrum immer, an seiner Spitze - Parleiinleresse über Volkswohl Dr. Brüning, bis zum letzten Augenblick gegen die Ne- gie^ingsumbildung und schließlich gegen die Reichstags, auflösung und die erzwungene Anwendung des Artikels 48 der Reichsverfassung gewehrt haben, vielleicht länger und hartnäckiger, als es taktisch klug gewesen wäre. In Amerika aber, an dessen Sympathien und wirtschaftlichem Interesse für Deutschland uns soviel gelegen sei» muß. wird der fatale Eindruck erweckt, als wenn Deutsch land verfassungswidrigen Zuständen zu. schritte, ein Vorwurf, der gerade in angelsächsischen Ländern erfahrungsgemäß die stärksten Reaktionen aus löst. Wenn die moralische Position in der sozialdemokra, tischen Partei gegen das Kabinett Brüning so schwach ist» daß sie sich im Auslande Hilfstruppen holen muß, so be. dauern wir das nicht allein im Interesse der Gesamtheit, sondern auch vor allem derjenigen Kreise, für welche die Sozialdemokratie vor allem zu sorgen vorgibt, und die in Wahrheit durch solche unverantwortliche Schädigung des deutschen Kredits im Auslands wirtschaftlich mitgetroffen werden. Dresden. 11. August. Die Ortsgruppe Dresden der Dcutschualioualeu Partei hat gestern vormittag im Künstlerhaus eine Haupt versammlung allgehalten, in Ser Schriftleiter Guratzsch zum Vorsitzenden gewähli wurde. Ter neue Vorsitzende hielt in der Versammlung ein Referat „Die Grundsätze und der Weg". Er bezeichnete als Grundlage der Deulschnalionalen Partei Monarchie, Wirtsckmftsverniinft. Freiheit im Innern und nach außen und den Führergedanben. Diese Grundsätze mühten aber durch Taten bewahrt werden, und das sei der Weg der Deutschnationalen unter der Führung Hugenbergs. Lurch diesen Weg unterschieden sie sich von den Gruppen um Westarp, Trcvi- ranus und Schiele. Herr Guratzsch machte iin Laufe seines Referats nach dem Berichte der „Dresdner Nachrichten" die Bemerkung, Deutsch land könne nur monarchisch regiert werden, weil es zwei international gebundene Mächtegruppen besähe, die auf andere Weise nicht zuriiekgedrangt werden könnten, nämlich das Zentrum und die Sozialdemokratie. — Wir fragen Herrn Guratzsch hiermit öffentlich, ivas ihn dazu veranlaßt, das Zentrum als inter national gebundene Macht zu bezeichne n. Das Zentrum hat niemals von einer außcrdeutschen Stelle politische Weisungen empfangen. Sollte Herr Guratzsch glauben, daß die selbstverständliche Verehrung, die die katholischen Anhänger der Zentrumslmrtci dem Oberhaupt ihrer Kirche, dem Papst ent gegenbringen, für die Tagespolitik des Zentrums maßgebend sei, dann dürfe» wir ihn an die Frage des Sevtennats erinnern, in der das Zentrum eine von dem aus besonderen Gründen ausgesprochenen Wunsche des Papstes abweichende Stellung eingenommen hat. Oder will Herr Guratzsch sagen, daß die Ueberzcnaung der Katholiken, sein politisches Handeln mit seiner religiösen lieber',cugung in Einklang bringen zu müssen, eine „internationale Bindung" bedeute? Eine solche Auffas sung würde sicher die Katholiken, die etnia noch in der Deutsch- nationalen Partei verblieben sein sollten, sehr interessieren. — Wir warten auf Antwort. Besuch aus Bagdad König Faisal k„ Leipzig und in^Tre^^S«»»»-»--' Leipzig. 11. August. Sonntag vormittag traf der König des Irak, Emir Faisal, von Berlin kommend aus denn Flug platz Mockau ein, wo er von Oberbürgermeister Dr. Goerdelev und dem Präsidenten der IPA, Dr. Hollender, empfangen wurde. Der König begab sich nach dem Ausstellungsgelünde. Den König, dem die Ausstellungsleitung einen arabischen Dole metscher besorgt hatte, interessierte besonders die Karakul-Zuchl. Er war erfreut, auch Felle des Marktes von Bagdad, seine« Residenz, hier zu finden. Nach einem kurzen Imbiß verab schiedete sich der König von dem Präsidium der Ihm und begaö sich im Kraftwagen nach dem Flugplatz Mockau, zum Weiler« fing nach Dresden. Dresden, 11. August Don Leipzig kommend, tras König» Faisal am gestrigen Sonntag mittag im Flugzeug aufl dem Flugplatz Heller ein. Nach einein Frühstück im Hotel Belle»» vue besuchte der König mit den Herren seines Gefolges dir Internationale Hygiene-Ausstellung, wo er von Geheimrat Wilisch vom sächsischen Ministerium des Aeußeren und Siaötrat Koppen namens der Stadt Dresden begrüßt wurde. Neichs- kommissar Tr. Külz und Direktor Straßhausen übernahmen so dann die Führung der fremden Gäste durch das Deutsche Hygiene. Museum und die einzelnen Abteilungen der Hygiene-Ausstellung, wo das Kugelhaus besonderes Interesse erregte. Gegen 5 Uh« trat der König den Rückflug nach Berlin an. Gegen einige Führer der Konservativen Dolkspartei, Orts» gruppe Dresden, ist von seiten der Deutschnationalen Partei An^ zeige beim Staatsanwalt erhoben worden. Nach einer Mitlei« lung von deukschnationaler Seite haben diese Herren am Tage nach ihrem Austritt aus der Deutschnationalen Partei von dein Konto Wahlfonds der Partei 8000 Mark abgehoben. Die gleichen Herren hatten kurz vor ihrem Austritt das Personal der Ge» schäftsstelle der Dresdner Deutschnationalen Partei entlassen, zum Teil hätte» diese Angestellten Gehalt bis Januar erhalten. Das Personal arbeite jetzt, angeblich ehrenamtlich für die Kon« servative Volkspartei. — Nachdem die Sache jetzt dem Staats anwalt übergeben worden sei, hätte einer der beteiligten Herren sich bereit erklärt, die 8000 Mark zurückzuzahlen. Wie man sieht, eine reichlich unklare Geschichte. Wenn die Deutschnationnle Partei glaubt, durch solche Veröffentlichungen ihr Ansehen heben zu können, dann irrt sie. Denn schließlich sin- die Herren, denen man jetzt gesetzeswidrige Untreue varwirft, bis vor kurzem die Repräsentanten der Deulschnalionalen Partei in Dresden gewesen. Der neue Vorstand der Ortsgruppe Dresden der Deutsch nationalen Partei hat die zur Konservativen Partei übergetre- tencn bisherigen deutschnationalen Abgeordneten aufgefordert, ihre Mandate der Partei zur Verfügung zu stellen. Der Streik Litzmann—Schneider Zu dem Streit zwischen dem nationalsozialistischen General Litzmann und dein volksparteilichen Reichstagsabgcordneten Dr. Schneider, der um Aeußerungcn aus dem letzten säch sischen Landlagswahlkampf geht, meist Dr. Schneider jetzt daraus hin, daß seinerzeit von nationalsozialistischer Seite erklärt wurde, General Litzmann habe die Beleidigungsklage gegen Dr. Schneider angestrengt. Dr. Schneider erklärt dazu, daß ihm bis Deulschnalionale Wirrnisse Das „international gebundene" Zentrum — Eine peinliche Geldgeschichte Der Slaat und das Ich Eine Schau von Schiller bis Toller. Von Dr. Wilhelm Schulte. „Die politischen Dinge, denen Ich so gern« immer auswich, rücken einem doch nachgerade sehr zu Leibe." (Schiller an Goethe 1790.) Es ist einer der großen Irrtümer, den unpolitisckunc Sinn der Deutschen damit begründen zu wollen, sie seien „das Volk der Dichter und Denker . Unsere deutschen Dichter und Denker jedenfalls sind mit wenigen Ausnahmen — viele sogar leiden» sckafilich — dem Rätsel' des Staates nachgcganaen, daß die Blindheit schon schicksalhaft sein muß, wenn wir das bis heute derart übersahen. Noch nicht einmal Schiller, unseren „volkliimlichsten dichter", kennen wir als den recht eigentlichen Gestalter der Staalsprobleme. Wir wähnen ihn einen „Idealisten". Wo aber haben wir «inen Dichter, dessen Blick so wie der dieses Kriegskindes und Sohnes eines Frontsoldaten gerichtet gewesen wäre auf die staatspolilisciw Aselt: Fürsten und Revolutionäre, Slaatsleute, Heerführer, Soldaten, Hosleute, große glänzende Gesellschaft, verschlagene Weltmensci-en und edle junge Helden, das sind doch seine Gestalten. Schiller hätte, wenn nicht der große Dichter, ein „großer Mensch im aktiven össentlichen Leben werden müssen", so erklärte der Vertrauteste seiner Ju gend. Tatsächlich, der „Idealist" bewarb sich um ein« Bürger- meisterstelle: nach seinem 2. Mannheimer Aufenthalt war' er entschlossen, die Rechte zu studieren, um Minister zu werden: und der gewiegte Eotta wußte, was er tat, als er Schiller 1790, in jener hochbewegten Revolutionszeit, die Redaktion einer großen politischen Zeitung anbot. Gewiß, zunächst sah die Feuerseelc des aus dem Gamaschen dienst eines kleinsürstlichen Tyrannen Desertierten den Staat durchaus im Licht der Revolutionsideale. Das Ich stand ihm vor der Gemeinschaft. Als di« eigentliche Gesetzgeberin an» erkannte er nur die Vernunft, wonach alle Menschen gleich, die Staaten also nur Vcrwaltungseinrichtunaen seien. Als Welt» bürger hielt er damals di« Nation nur siir „eine wandelbare, zufällig«, willkürliche Form der Menschheit: Vaterlandsliebe für «ln Zeichen der Unreise". Die Welt war ihm die einzige sinn» »öS« Semelnlchast^-- Da -ersthrtzl, ihm dt» Wirklichkeit de» Lebens: die Greuel der französischen Revolution, den Vernnnft- glauben und die Elückseligkeilsphilosophie. Je mehr der Ab grund zwischen Ideal und Wirklichkeit vor ibm klar wurde, um so stärker trieb seine Seele haltsuc!>enk> ihre Wurzeln in die deutsche Erde. Ahnend fand er sich hin zu den in der Geschichte wirkenden Kräften. Wie er einst in den „Räubern" den mo dernen Edclanarchismus vorhersah und im „Fiesko" das gran diose Verbrechertum revolutionärer Tugendfanatikcr. wie Wnl- lenstein die Gestalt Napoleons vorwegnahm. so spürte Schiller nnn immer stärker, daß „das edle Selbstgefühl der Nation der gesunde Boden ist siir jedes menschliche Gedeihen",, daß ein jeder einzelne, in den Zusammenhang eines Volkes gestellt, und nur durch diese Mitte, Glied der Menschheit sein kann, daß nur aus der kräftig entwickelten Eigenart der Völker, auf dem Grunde der Natur, die ferne Idee eines Bundes aller Völker zu reifen vermöge. Dies Bewugtscin — überaus beachtensivert — däm merte Schiller zuerst auf in der warm werdenden Liebe zu seiner Heimat. Vom Prolog zum „Wollenstem" an bis zur „Jungfrau von Orleans" erklingt sie immer stärker und wächst im „Tell" zu einem „Hochgeiang auf die gottgewollte Gemeinschaft des Vaterlandes". Wie lief Schiller aus der gedachten Welt des Weltbürgertums in die politische Wirklichkeit gereckt war, zeigt vor allem das Bruchstück „Tbemistokles". Hier sollte der natio» nale Staat ersctzeinen als „der Träger alles menschlich Niert» vollen, di« bürgerlictze Gemeinschaft als lcerechliat. jede Kraft und alle Liebe des Einzelnen für sich in Anspruch z» nehmen"; die Freude am Staat, die Leidcnschast mannhaften Wirkens für die Volksgenossenschaft sollte verlwrrlicht werden. Seien genialen Spürsinn 'für die wesenhaften Kräfte des Gemeinschafislebens zeigt Schiller insbesondere da, wo er. obmobl ib mdcr lebendige Verkehr mit dem Volk fehlte, den eigentlichen Wurzelbaden po litische» Lebens und Seins im Volk entdeckte. Das Volk er- scheint im „Tell" wie in der „Jungfrau von Orleans" und in oer „Braut von Messina" als „oas dauernde und naturverbun dene Staatselement, im Gegensatz zu den fremden Herrschern als Mark und Fülle ursprünglichen politischen Seins". Aller dings, es sind, nicht zu übersetzen, nicht die auf dem Rütli ver schworenen Genossen, sondern der Ein«, Tell, der die Vefreiungs- tat verrichtet. Mit diesen tiefen Einsichten hat Schillers Hebbels Art, das Problem des Staates zu lösen, bereits überholt. Zeigte Hebbel In der „Agnes Bernauer" doch, daß der Einzelne, wie herrlich groß, wie edel und schön er immer sei, sobald er das eigene Lebensrecht geltend macht, notwendig zum Staat In Widerspruch gerät, er sich aber dem Staat unter allen Umständen zu beugen Hab«, weil eben In dem Staate di« ganze Menschheit ««-«. vgne, muß sterben, weil si« di« Bernauerin ist. ft« H»L kein Recht, da zu sein, ihr Dasein ist ihre Schuld. Wir sehen: hier verschluckt'die Staatsgemeinschast sowohl den Einzelnen wie die Menschheit, und nicht nur das einzeln« Opfer, -sondern auch den, der es seinem sittlichen Vewußlsein abringt, Herzog Ernst. Während so auch bei den meisten anderen Dichtern des 19. Jahrhunderts der Gegensatz zwischen Persönlichkeit und Staat ungelöst bestehen bleibt — da entweder der ein« oder der anders sich opfern muß —, gelang es Heinrich von Klei st, diesen Kampf in einen höheren Bereich hinaufzuheben und wirklich auszugleicken. Nach dem Zusammenbruch auch seiner ansäng- liclien Auskläruntzsideale im Erlebnis der Napoleoniscknm Krieg« war ihm der Sinn der Geschichte als „einer Wirklichkeit im Zusammenhang mit einem übernationalen Sinn" aufgedämmert. Er erkannte die selbstisctie Trennung des Einzelnen vom Ganzen (mit den starren Begriffen von Privateigentum. Prtvatreligion) als Folge der Herauslöiung des Menschen aus der organischen Schöpfung, innerhalb deren, von Gott ber gesehen, eins schöpferisch lebendige Ordnung besteht vom Ich zum Staat zur Menschheit. Das Werden des JünAlings zum Mann ist Kleiß gleichbedeutend mit der Auseinandrsetzung zwischen r>ersönliä>em Lebensdrang und der Notwendigkeit des Staates. Im „Prinzen von Homburg" selzen wir, daß der Ichmensch, sei er auch vom edelsten Verlangen erfüllt, der Pflicht des höheren Menschieiiu blind gegenütcerstebt wie ein Schlafwandler, so daß selbst sein« Erfolge zugunsten der Gesamtheit nur Zufall bleiben. Ander- seits aber stellt Kleist den Kurfürsten nur deshalb als den Sie ger dar, weil in ihm die lebendige „Idee" des Gesetzes über den starren Gesetzes-..Begriff" siegt, daß nämlich dce Geiebe sich lebendig stets erneuern minien, sollen sie ni-bt zur Tnrannei werden. Erst dadurch wird der Kurfürst souverän, dan er ni ver, mittel» versteht zwischen den Ueberlieferungen der Vorzeit und den Erfordernissen der Gegenwart. Die Frau ersclxini als der beste Anwalt dieser Ordnung, die entsteht, wenn die auch im Schwächeren lebende eigentümliche Kraft geacblet wird. Urbild des Staates ist eben die Familie. Wie sie Alter und Jugend, männliches und weibliches Geschlecht vereint, so der Staat Vergangenheit und Gegenwart, das Stärkere und das Schwächere, Gewalt und Lielx, Verstand und Empfindung. Herrscher und Untertan. Mittel zu dieser Ordnung sind nick» M'fehl und Ge horsam, sondern des einen Einsicht in das Recht des anderen. Solche Haltung verlangt Opfer. Sinn und Kraft dafür zu wecken erscheint Kleist nichts so sehr geeignet als das Christen tum, wie das die Roll« Luthers im „Kohlhans" und der Auf satz über „Das Marionettentheater" dartut. Auch die Dichtung Gottfried Keller, kann uns in der Entwicklung de» StLatrvroblem» nicht über Kleist hinausführr«. so pack«ad i«