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Sächsische Volkszeitung : 19.08.1930
- Erscheinungsdatum
- 1930-08-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-193008191
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19300819
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19300819
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1930
-
Monat
1930-08
- Tag 1930-08-19
-
Monat
1930-08
-
Jahr
1930
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 19.08.1930
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S4. Deutscher Krankenkassenkag Kurzer Sonnenschein Ein« Besserung der unfreundlichen, stürmischen, herbstlichen Witterung, die nun schon seit Wochen anhült, brachte der Mon- tagmorgcn. Die langentbehrte Sonne lieh sich nicht nur beim Ausgang, sondern bis in die Mittagsstunden hinein sehen und erwärmte die ziemlich kalte Lust einigermaßen. Da aber der Luftdruck über dem Ozean schon wieder fällt, ist mit einem längeren Bestand des etivas günstigeren Wetters nicht zu rech nen. Auch in den letzten 24 Stunden waren die Niederschläge wieder ganz bedeutend, wobei die Temperaturen bis zehn Grad und im Gebirge noch darunter gingen. Der gestrige Sonntag rvor zum großen Teil verregnet, nachdem in der Nacht ein hef tiger Sturm gelobt hall«. Sturm und Regen haben auch im UntcrcIbe gebiet Schäden verursacht, deren Ausmaß sich noch gar nicht übersehen läßt. Die Ostsee ist wieder über die Deiche gegangen, über 1000 Morgen Wiese und Weideland stehen unter Wasser, das Vieh muß aufgestallt werden, die Grumternte ist vernichtet. Im „Alten Lande", der Obstkammer des Nieder elbegebietes, sind all« Hoffnungen auf eine auch nur mittlere Ernte zunichte geworden. Urbcrall ist Obst von den Bäumen geschlagen: zentnerwcise liegen die frühen Apfelsorten am Boden. — Die Moore können die ungeheuren Regenmassen nicht fasten und geben sie an die Flüsse ab. Die Nebenlüsse der Elbe, die Schwinge, die Lühe und die Oste, sind stark geschwol len. Die Niederungen erivarten die Hochwelle des abflicßen- dcn Wassers für die ersten Tage dieser Woche. Auch von der Oberelbe wird verschiedentlich Stei gen des Wasser st andes gemeldet. Die Gebirgsflüsse sind teilweise stark angeschwollen. Ueberschivemmungen werden be reits aus dem Erzgebirge berichtet. Am Sonntagabend trat nach einer Chemnitzer Meldung der Kappelbach über seine User, so daß die Wassermasscn in die anliegenden Häuser eindrangen und die Feuerwehr eingreifen mußte. Im R i e s e n g e b i r g e ist seit einigen Tagen ein sehr starker Temperatursturz eingetretcn. In der Nacht zum Sonnabend sank das Thermometer auf der Schneekoppe auf Null Grad. Die Niederschläge verwandelten sich zeitweise in Schnee und Graupeln. Dabei herrscht im Gebirge noch ein starker Sturm, so daß das Wetter Im ganzen sehr unfreundlich ist. vreurlrn unrl Umgebung Anfragen und Beschwerden im Pofldienfk Dresden, 18. August. Die Oberpostdirektion Dresden teilt mit: Anfragen und Beschwerden über Vorkommnisse des laufenden Post-, Postscheck-, Telegraphen- und Fernsprechdienstes sind zweckmäßig nicht an die Oberpostd-rektion, sondern an die beteiligte Post- oderTele- graphenanstalt zu richten, und zwar sind Eingaben und Be schwerden, die cingelieferte Postsendungen und Telegramme be treffen sz. B. Verzögerungen in der Beförderung, unrichtige Aushändigung und Gebührenerhebung, Verlustfülle), an die Post oder Tclegraphenanstalt zu richten, bei der die Gegenstände auf geliefert worden sind. Dagegen sind Anträge wegen Abholung und Nachsendung von Postsendungen, Anzeigen von Wohnungs veränderungen, Beschwerden über Unregelmäßigkeiten bei ange kommenen Postsendungen und Telegrammen bei der Post- und Telegraphcnanstalt anzubringon, in deren Zustellbczirk der An tragsteller wohnt oder bei der er sie abholt. : Beranstaltungen in der Internationalen Hygiene-Aus stellung. Am Dienstag ab 16 Uhr findet ein großer Schön, h e i t s w e t t b e w e rb im gesamten Gelände der Internatio nalen Hygiene-Ausstellung statt. Nachmittags und abends Kon- zcrtiert die Philharmonie auf dem Konzertplatz. Ebenso am Mittmochnachmittag, während abends im Internationalen Restaurant ein Militärkonzert stattsindet. Am Donnerstag findet abends ein Konzert der Dresdner Philharmonie mit Karl Maria Pembaur als Gastdirigent aus dem Konzcrtplatz statt. 20 Uhr Erstausführung von „Mirandolina" von Goldoni im Freilichitkeater am Platz der Nationen mit Hermine Körner in der Titelrolle. Preise: b, 3, 2. 1 RM. Daucrkarteninhabcr, Studenten und Ähüler erhalten an der Theaterkasse Ermäßi gung. : Spende. Frau Lotte Kreisler hat den Erlös ihrer letzten WohltätigkcitSneranstaltung in Höhe von -150 RM. wie derum dem Fürsorgeamt zur Verfügung gestellt. Die Verteilung ist ertoigt. : Die 1. Sächsische Pslanzcnmesse in Dresden. Bis 10. Au gust findet im Linckschen Bad in Dresden die 1. Sächsische Pslan- zenmesse statt, die vom Landesverband Freistaat Sachsen im PolMsche Angrifse Dresden, 18. August. In Gegenwart von mehreren tausend Vertretern der sozia len und wirtschaftlichen Organisationen Deutschlands hält der Hauptverband Deutscher Krankenkassen vom 17. bis 19. August in Dresden seinen 24. Deutschen Krankenkassentag ab. Die Er- öffnungsversammlung fand am Sonntag im Großen Saale der Ausstellung in Gegenwart von Vertretern der Reichs-, Staats und städtischen Behörden, sowie von Delegierten der Versiche rungsträger und der sozialhygienischen Vereinigungen, der Arbeitgeber- und Arbeitnehmerverbünde und zahlreicher anderer Organisationen statt. Stadtrat A h r e n s - Berlin hielt die Er öffnungsansprache. Dann überbrachten die Glückwünsche ihrer Behörden, Organisationen und Auftraggeber Stadtrat Kirchhof- Dresden, Ministerialdirektor Grieser-Berlin, Ministerialdirektor Kittel-Dresden, Präsident Matthias Eldersch Wien u. v. a. Im Rainen der Arbeitgeberverbände sprach Dr. Erd mann-Ber lin, der betonte, daß den Arbeitgebern innerhalb der gesetzlichen Bestimmungen an der Verwaltung des Hauptvorstandes in allen Organen hinreichende Beteiligung gesichert werden müsse. Die Hauptrede hielt der Vorsitzende des Hauptverbandcs, Helmut Lehmann. Er sprach über „Das Programm des Hauptverbandes und die Notverordnung". Er kritisierte scharf die Notverordnung zur Krankenversicherung und gab der Befürchtung Ausdruck, daß die Verordung auf einen Abbau der Krankenversicherung hinauslaufe. Es bestehe Gefahr, daß es bet den vorgesehene» Erhöhungen der Beiträge zur Arbeitslosenversicherung nicht bleiben werde, und daß wohl auch eine Erhöhung der Invalidenvcrsicherungsbeiträge drohe. Der zweifellos bestehende Zuvielocrbrauch in der Krankenversiche rung sei nicht auf einen Mißbrauch der Versicherung, sondern auf den Krieg zurückzuführen. Die Tagung müsse Mittel und Wege finden, die Notverordnung zweckmäßig durchzuführen, die unberechtigte Ausnutzung der Krankenkasse zu unterbinden, den Reichsverband des deutschen Gartenbaues veranstaltet wird. Dis Messe wurde am Sonnabendoormittag durch eine Ansprache des Vorsitzenden Romer-Coswig eröffnet. d. Vorsätzliche Brandstiftung. In der Nacht zum Sonn abend brannte in Sebnitz die Scheune des Oekonomen und Vorwerkbesitzers W. Schöne samt Inhalt vollkommen nieder. Ein fast zu gleicher Zeit auf der Bergstraße ausgebrochenes Feuer konnte dagegen von den Einwohnern sofort gelöscht wer den. Die Ermittlungen der Polizei ergaben in beiden Fällen vorsätzliche Brandstiftung. In der Scheune wurden nicht weni ger als drei Brandherde festgestellt. Als Täter wurde der 16 Jahre alte tschechoslowakische Staatsangehörige W. Kulimann ermittelt und festgenommen, der erst am Freitagnachmittag von dem Sebnitzer Amtsgericht nach Verbüßung einer Strafe entlas sen worden war. Man nimmt als Tatgrund einen Racheakt an. I^eiprig unr> Umgebung Die Ursachen -er Bleivergiftungen Leipzig, 18. August. Das Stüdtisä-e Gesundheitsamt teilt mit: Bei der weiteren Untersuchung über die Ursachen von Dleigehalt im Leitungswasser der Neubauten hat sich ergeben, daß sich in einer Anzahl Häuser lose M c t a I l t c i I ch e n in den Leitungen vvigcsunden haben, die zum Teil aus Blei, zum Teil aus Zinnlot, einer Legierung von Zinn und Blei, bestehen und zweifellos bei der Installation in die Leitungen hincin- gekommen sind. Die größeren dieser Mctalfteiläxm haben die Größe von kleinen Spänen von etwa ein Zentimeter Länge, die kleinsten sind vsseulmr Feilspäne. Es besteht die Möglichkeit, daß die bisher vorgekommcnen Erkrankungssälle daraus zurück- zuführcn sind, daß zu der Ausnahme von Blei, das sich im Wasser nährend des Stehens in den Blcirohrcn gelöst hat. die Aufnahme von losen BIciteilchen mit den Speisen hinzugekom- nien ist. Die Vorsichtsmaßnahmen bestehen darin, daß in allen Ncubaubäusern die 1928. 1929 oder 1930 bezugsfertig gc- Kampf mit der Aerzteschaft zu vermeiden, aber auch jedem Rückschritt zu wehren. Die weiteren Ausführungen des Redners gipfelten in scharfen politischen Angriffen gegen die Reichsregierung, und in persönlichen Auseinandersetzungen mit dem Reichs arbeitsminister. Daraufhin verließen die Vertreter de» Reichsarbeitsministeriums die Versammlung. Ministerialdirektor Grieser teilte dies dem Verbandsvorsitzenden sofort in einem Telegramm mit. Es fanden hierauf mehrere Entschließungen Annahme. Ge schäftsführer Bohlmann erstattete Bericht über die Arbeits gemeinschaften der Sozialversicherungsträger und der Gesund heitsfürsorge. Annahme fand eine Erklärung des Vor standes, in der die durch die Notverordnung erfolgten Ein schränkungen der Kran Ke »Hilfe bedauert und die Krankenkassen aufgefordert werden, bei Durchführung der Not verordnung alle Härten gegenüber den Versicherten zu vermei den. Die Anträge der Arbeitgeberverbände, durch die diesen eine gerechtere Beteiligung an der Verwaltung usw. gesichert wird, fanden gleichfalls Annahme. Den Geschäftsbericht erstattete Ge schäftsführer Okraß. — Die Tagung findet am Montag mit wissenschaftlichen Vorträgen bedeutender Aerzte zum Thema „Sozialhygiene und Krankenversicherung" ihren Abschluß. » Der SPD. ist im Wahlkampf offenbar jedes Mittel recht. Sie benützt auch den Deutschen Krankenkassenlag, also die Ver anstaltung einer von ihr beherrschten neutralen Organisation, um gegen die Regierung Brüning zu agitieren. Bisher war es üblich, bei solchen Veranstaltungen mit Rücksicht auf die als Ehrengäste anwesenden Vertreter der Rcichsregierung die Kri tik in sachlichen Formen zu halten. Von dieser den einfachsten Begriffen des Anstandes nach selbstverständlichen Forderung ist der von SPD-Funktionären beherrschte Deutsche Krankenkassen tag abgegangcn. Kein Ruhmesblatt in der Geschichte dieser Organisation! worden sind, besonders aber in denen des Jahres 1930, das Wasser vor Entnahme zu Genußzwecken abgelassen wird. Dies gilt auch sür alle die älteren Häuser, in denen in den genann ten Jahren Bleirohre oder Teile durch neue ersetzt, über. Haupt neue Bleirohre installiert worden sind. Als nicht gefährdet haben sich die Neubau Häuser erwiesen, die ihr Wasser aus den ehemaligen Vorortswasserwerken Groß- zschocher, Leutzsch, Wahren, Mockau, Schönefeld. Paunsdor* be- kommen. Es ist dies Wasser von größerer Härte, das in den Töpfen den bekannten Wasscrstein absetzt. Tic Verwaltung des Städtischen Wasserwerks wird bereits in dieser Woche sür einen Teil des Stadtgebiets (Süden und Eüdostcn) die Beschaf fenheit des Wassers so bessern können, daß das Wasser auch in neuen Häusern das Blei nicht mehr angreisk. Aus das Vor handensein loser Bleiteilchen können die Maßnahmen des Was serwerks naturgemäß keinen Einfluß ausüben. Auf diese ist auch dann weiterhin zu achten. Seit: dem Ablassen des Wassers in den Neubauten vor Verwendung zu Gcnußzwccken sind keine neuen Bleivergiftun gen durch Leitungswasser eingetreten. Es haben sich eine ganze Reihe von Personen, die sich seit längerer Zeit krank fühl en, auf Bleivergiftung untersuchen lassen. Bei einem Teil von ihnen haben die Aerzte Anzeichen von Bleivergiftung sestgestellt und die Behandlung der Patienten nach dieser Richtung hin cin- gelcitct. ) Die Herbstmesse gut beschickt. Wie das Leipziger Meß amt mitteilt, ist die Herbstmesse 1930 in allen Teilen genausogut beschickt, wie die Herbstmessen zuvor: die Zahl der belegten Quadratmeter hat sogar zugenommen. Um Spesen zn sparen, hat der Verwaltungsrat des Leipziger Meßamtes beschlossen, die diesjährige Herbstmesse schon-am Freitag enden zu lassen, so daß sie also um einen Tag verkürzt wird. ) Ein Kleinflugzeug bei Machern notgelandet. Am Freitag abend ist ein Kleinflugzeug, das an dem großen Flugwettbcwcrb teilgenommen hatte und das an seinen Standort Erfurt zurück- fliegen wollte, gezwungen gewesen, bei Machern notzulanden. Das Flugzeug wurde stark beschädigt Es geriet in die Drähte einer Hochspannungsleitung, doch war diese glücklicherweise ab- gefchaltet. Der Flugzeugführer Benz und seine Begleiterin konn ten sich ohne nennenswerte Verletzungen nach Leipzig begeben. Augustinusteier in Kipp» Don Pfarrer Dr. Just Dienstag, den 13. Mai, hielten die deutschen Teilnehmer des eucharistischcn Kongresses eine erhebende Augustinusfeier in Hippo, der Stadt, in der der berühmte Kirchenlehrer fast 35 Jahre sein bischöfliches Amt so segensreich verwaltete. Die Fahrt nach Hippo war eine an Anstrengungen überreiche Pilgerfahrt, und wenn sich erfreulicherweise eine so große Zahl deutscher Augustinusfreundc daran beteiligte, so ist das ein Beweis» für die außerordentliche Liebe und Verehrung, die St. Augustinus bei uns Deutschen genießt. Montag abend 9 Uhr bestiegen wir den Zug in Tunis, kamen anderntags früh 8.30 Uhr in Hippo an. hatten bis 12 Uhr mittag Zeit und fuhren gegen 1 Uhr mit tag ab, um nachts 12 Uhr in Tunis zu landen. Dazu scheinbar lauter ausrangierte Wagen, die uns 23 endlos lange Stunden fürchterlich zusammenrüttclten. Auf der Fahrt berührten wir auch Tagaste, die Geburtsstndt des hl. Augustinus. Hochinteres sant war die Gegend, die sich uns höchst abwechslungsreich im nächtlichen Mondesschimmer und dann in der brennenden Glut Afrikas Sonne darbot. Bald glaubte man sich in der Alpen welt, mit lästigen Matten, blühenden Tälern, ausgedehnten Weideplätzen, aber nur spärlich bewachsenen mächtigen Bergen: dann erinnern uns die Beduinenhütten, hier und dort einsam weidende Kamele und die malerische Tracht der Araber, daß wir doch in einem fremden Erdteil weilten. Auffallend waren die schier endlos sich hinziehenden Weinfeldcr, lauter gutgepflegte Weinsträucher, deren ansetzende Trauben reiche Ernte verhießen Endlich grüßt auf grünendem Hügel thronend wie eine Fclscnmajestät die Basilika von Hippo. Hippo, das Ziel unserer Pilgerfahrt, ist erreicht! Nur eine Trümmerstätte ist das alte Hippo, einige Kilometer südlich von dem heutigen Bone ge legen. Bone ist eine stark befestigte Stadt von 43 000 Ein wohnern. In Hippo tagte im Jahre 393 das von über 300 Bischöfen besuchte Konzil. Heute erhebt sich auf prächtigem Hügel eine herrliche Basilika. 'Vor dem Heiligtum ragt majestätisch das Standbild des hl. Augustinus. Hier ist der geheiligte Ort, wo der große Kirchenlehrer mehr als 3 Jahrzehnte seine segensreiche Bischossläligkeil entfaltete. Hier ist der Kampfplatz, auf dem Augustinus mit den Sektierern der damaligen Zeit, den Mani chäern, seinen früheren Freunden, den Pelagianern und den Donatisten, für die Wahrheit unseres katholischen Glaubens unter Einsatz seiner ganzen Persönlichkeit und seines schier un erschöpflichen Wissens, die Waffen kreuzte. Hier In Hippo kommt uns so recht die ganze Tragik seines Lebens zum Bewußtsein. — Trotz aller seiner Bemühungen, trotz seiner vielen Erfolge sah Augustinus schließlich alles zusammen- brechcn: zusammenbrechen das einst so gewaltige Römcrreich, dessen glühender Anhänger er war, scheinbar auch zusammenbrc- chcn die Kirche auf afrikanischem Boden durch den Ansturm der arianischen Barbaren, unter deren Siegesgeschrci Augustinus am 28. August 430 als 76jähr!ger Greis seine Seele in die Hände seines Schöpfers zurückgab, wo sein unruhiges Herz Ruhe fand in seinem Gott. Ehrfürchtig betreten wir das Heiligtum. Nur ein Teil der deutschen Priester kann noch zelebrieren. Auf so starken Prie- sterbcsuch war Hippo nicht vorbereitet. Wir sangen schöne deutsche Lieder, beteten gemeinsam unsere deutschen Gebete und lauschten ergriffen der mit jugendlicher Begeisterung vom hoch- würdigsten Augustinerpater Eberhard gehaltenen Predigt. Wie ein Lcuchtturm stand St. Augustinus mitten im Branden einer slurmbewcgtcn Zeit — so etwa führte der hochw. Pater aus — und er, der damals in der Zeitenwende Führer des Volkes mar, soll auch heute unser,» Volk Führer und Wegweiser nach oben werden. Augustinus' Lehren iiber Wesen des Staates und der Familie, des großen Kirchenlehrers Gedanken und Lehren, die Klassengegensätze zu überbrücken und der Arbeit Würde und Weihe zu geben — sind höchst zeitgemäß und wohl imstande, unserm Volk den Weg zum Aufstieg zu bereiten. Augustinus war nicht bloß Philosoph und Gelehrter, er war auch Heiliger — Heilige braucht unsere Zeit. Möge Augustinus wieder allgemein bekannt werden und sein Geist in das moderne Leben einziehcn. Nur allzuschnell verflogen die weihevollen Stunden in der altehrwürdigcn Bischofsstadt — und trotz aller Anstrengung wird allen Pilgern nach Hippo diese Pilgerfahrt in lichter Erinnerung bleiben. Wir waren der „Rotala", dem Reisebüro für Katholiken, sür die offizielle deutsche Kongreßfahrt zum internationalen eucharistischen Kongreß nach Tunis und Karthago außerordent lich dankbar, daß sie uns den Besuch der ehrwürdigen Bischofs stadt Hippo ermöglichte. So schön und sorgenfrei hatte sich wohl kein Pilger die Afrikareise vorgestellt. Rotala halte für alles ge sorgt. Es war geradezu erstaunlich, welche unerschöpfliche Fülle von Sehenswürdigkeiten sich uns in der verhältnismäßig knapp bemessenen Reisezeit bot. Da klappte alles: von der ersten Stunde, als wir in Genua den prächtigen Dampfer „Lützow" be stiegen, der uns drei Wochen Heimat werden sollte, bis zur er hebenden Stunde bei der Papftaudienz. Man brauchte sich um nichts zu kümmern Keine Sorge um Gepäck, um Fabrplan. Trinkgelder. Proviant Für die Bedürfnisse des Leibes war in nicht zü überbietender Form Sorge getragen. Die wunderschö nen Gottesdienste. Pontisikalaml. Maiandachten auf dem Schiff trugen den Bedürfnissen der Seele in weitem Maße Rechnung. Dazu kam die einzigartige Harmonie unter den Mitreisenden Von großem Wert war es, daß wir in Afrika das Schiff als Hotel benutzen konnten. Auch Wanderfahrten nach Tunis, Kairuan usw. waren aus gezeichnet vorbereitet. Man stieg die Schiffstreppc hinunter, nahm in den bereilstebenden Autos Platz und fuhr entweder zum Bahnhof, oder mitten hinein in das bunte Völkergemisch und die Schönheiten der afrikanischen Welt. Treffliche Führer, die ein sehr verständliches Deutsch sprachen, zeigten uns alle Kunst schätze und Sehenswürdigkeiten. Auch die Fahrten zu den kirch lichen Feierlichkeiten (Tunis. Karthago) verliefen ganz pro- grainmäßig. Und das will etwas heißen in Afrika, wo auf der anderen Seile jede Organisation fehlt, wo frühere Abmachungen mit unserer Reiseleitung plötzlich über de» Hausen geworfen waren und neue Verhandlungen gepflegt werden mußten. Die einzelnen Pilger hatten von diesen Schwierigkeiten kaum etwas gemerkt. Um so mehr haben die cingeweikten Kongreßteilneh mer die außerordentliche Geschicklichkeit und Umsicht der Reise- lcitung — der Herren Studienrat Rap, Baron Dr. von Speth und Paul Stiegele — bewundert. Bet längeren Wanderfahrten erhielt jeder Pilger einen Proviantkarton. fand an Ort und Stelle in bestellten Hotels ge deckte Tische vor, kurz, er war jeder Reisesvrge enthoben. Kein Wunder, daß alle Kongreßteilnehmer höchst befriedigt waren und der Führung volle Anerkennung nussprachen. Man kann jedem, der eine weite Reise vorhat, dringend empfehlen, mit der Rotala zu reisen Die Rotala hat auch in Dresden, Portikus straße 8, eine Vertretung (Herr Berger), die gerne jede ge wünschte Auskunst über Rotalasahrten gibt. Es wäre sehr zu wünschen, daß diese» ausgezeichnete Reisebüro von Katholiken in reichstem 'Maße in Anspruch genommen werden möcht«.
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