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Sächsische Volkszeitung : 26.03.1930
- Erscheinungsdatum
- 1930-03-26
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-193003264
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19300326
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19300326
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1930
-
Monat
1930-03
- Tag 1930-03-26
-
Monat
1930-03
-
Jahr
1930
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 26.03.1930
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Wie Slalin Disziplin hält Bolschewistische Reinigung Tschistka, d, i. Reinigung. Ein im Sowjetreich ge fürchtetes Wort, dos möglich nur zugeslüstert wird, einer Traner- botscl>ast gleich. Tenn „gereinigt" wird nicht nur die Partei non ihren angeblich nicht zuverlässigen, gelegentlich oder snste- 1,.«lisch von der Generallinie abweichenden Mitgliedern, auch die Lehrerscl)aft der Schulen, Universitäten, die An gestelltenschaften der Behörden keuchen angstvoll unter dem Diiuwklesschivert unvorhergesehen hereinbrechender gelegent licher und auch periodisch» jedenfalls ganz nach Bedarf wieder- kchrendcr „Reinigungen". Die groß« Parteireinigung von 1921 und die ebenfalls gcoh angelegte Säuberung der Universitäten im Hevbstse,nester Ml sind wohl die ersten, aber auch klassischen Aktionen ihrer A>t gewesen. Lenin selbst war cs. der für die Partei- reinigung von 1921 das Signal gab und das Schema aus- lleiite, nach dem bei dieser Prozedur verfahren werden sollte. Nach zuverlässigen, späteren Allgaben «uz seinem engeren Mit arbeiter- und Freundeskreise war das besondere Ziel dieser Unternehmung, die starte! von dem Sammelsurium des Nevo- lntionsschieberlums, das sich in den unkontrollierbaren Zeiten de» Kriegskommunismus in die Partei eingeschlichen hatte und die Partei demoralisierte und als Schirm und Hort übelster Geschäftemacher diskreditierte, zu befreien. Es sollt« gründlich verfahren werden und di« Prüfungen gingen an Herz lind Niere». Wer nicht einnxindfre! als nicht z» diesem Partei- jchiebertum gehörig erkannt wurde oder nicht Nachweisen konnte, daß er in keinerlei Beziehungen zu dieser Schiebcr- wutschnst gestanden hatte, flog unweigerlich aus der Partei hinaus, und wenn er auch zuvor an allen Roten Fronten ver dienstvoll gekämpft hoben sollte. Ein volles Drittel der Mit- gHedschast wurde auf diese Weise aus der Partei ausgestohen. Für die Partei war das eine Pferdekur, deren Erschüt- terungen bis an di« Wurzeln der Organisation spürbar wurden und nur mit verschärfter Parteidisziplin überwunden werden konnten. Weil» aber eines durch die bisweilen tragischen Nach wirkungen der Parteiausschüsse bewiesen wurde, dann war das die Z w e i s ch n e i d i g k e i t des Mittels durch leichtfertig« oder überradikale Anwendung mißverstandener Thesen oder, wie vielfach vorgckommen, ihr Mik,brauch zur Austragung rein persönlicher Angelegenheiten zw!scl)«n den zu prüfenden und prüfenden PKrteimitgliedcrn. Fn Erkenntnis dieser schwer wiegenden Begleiterscheinungen und ihrer vernichtenden mora lischen Folgen für den womöglich noch zu Unrecht Ausgeschlos senen, warnte Lenin nach dieser ersten Parteireinigung ein dringlich vor unüberlegten oder kleinlichen Motiven entsprin genden Wiederholungen solcher Aktionen. Eine erste Tschistka auf allgemeiner Basis mar dann die Säuberung der Universitäten von ihren „bourgeoisen Elemen ten" im Herbst 1921. Die Universitäten, noch immer von einer überwiegend bürgerlich denkenden und fest in ihrem altgewohn ten Traditionsmilien mnrzelnden Fugend besucht, sollten »nn energisch und konseguent ans die Erziehung des Sow jetbürgers ans-der proletarischen Volks masse umgestellt werden. Die erste Unternekmnng des Sowjetstaates zur Sicherung seines Programms und seiner Zukunft, indem die Universitäten der massenhaft andrängenden Arbeiterjugend und dem noch jugendlichen Fabrikpraletarier bevar-ngt erschlos sen wurden zur Heranbildung einer breiteren Dachfolgcführcr- sckalt. Wenn auch diese „Reinigung" ganz im Geiste des da mals vor wenigen Monaten verstoichenen Lenin durchgeführt wurde, so zerstörte diese Aktion doch natürlicherweise tausende und abertausende von Ziiknnftshoffnungcn einer mahl umstel- lungsbereitcn. aber eben einem nun abgetanen Bürgertum ent stammenden Fugend. Und auch hierbei bewiesen zahlreiäie Einzelfälss. daß das Schema blind ist und die starre An. Wendung des Prinzips fluchwürdig bleibt, wenn nicht genügen» freigeistige Objektivität das außerhalb oller Richt linien liegende Vorkommnis sinngemäß zu entscheiden weiß, oder zu verantworten wagte. Fmmerhin war oder auch diese Aktion von einer Fde« getragen, die man nicht anzuerkennen krauchte aber in ihrem Streben doch verstehen mußte. Fm übrigen hat eine spätere Einsicht viele Uebsrtreibungen und Ungerechtigkeiten d-eser Säuberungsaktion offen ousge- glichen und so die Universitäten wieder allgemeiner der sich d"ii Verhältnissen anpossenden lernbegierigen Fugend zu gänglich gemacht. Schon längst ist diese Epoche des vergeistigten und ideellen Bolsciieniiomus nbgelöst von der ungeistigen Gewaltherrschaft Stalins. Trotzkismus und Rechtsopposition wühlten die Partei ans, bedrohten sie in ihrer ganzen Existenz durch Geheünbünde- lei und offenen Meinungskampf schärfsten Formats. H inclus iv ürfe und Verbannungen der aufsässigsten Wortsührer und Maßregelungen und Drohungen bei geringeren Disziplin- Verstößen oder gegen ungeführlick>ere Parteimitglieder waren Stalins Taktik und ließen ihn siegreich bleiben als alleinigen und unumschränkten Diktator ln Partei und Staat. Aber so sehr auch Stalin wütete und allen Erfolg hatte gegen die 'Sicht- baren, so iingewis! blieb die Frage der wirklich zuverlässigen Mitglieder in der Partei. Eine Frage, die nicht so sehr von Be deutung war in Zeiten unkomplizierten EntwicklniigsverlaufcS, die aber geradezu ausschlaggebend wurde in der gegenwärtigen Periode radikalster Wirtsclxistsumstellungen und Religionsver- folgungen mit ihren maximalen Anforderungen an die bedin- gungslose Disziplin und Folgebereitschaft der Mitgliedschaft. Fn dieser Unsicherheit Stalins in bezug auf die bei olchen Vorhaben absolut notwendige nnbe- ingte Verläßlichkeit der Parteimitglied- chaft liegt der tiefere Grund für die im Laufe eines ganzen Fohres durchgcsührte und in diesem Monat zum Abschluß kom mende „Geueralreiniguilg" der Kommuilistischeu Partei der Sowjetunion. Faroslawsk. Stalins durch dick und dünn ergebener Mitarbeiter, ist als Vorsitzender der Zeiuraien Konirolikum- niissien, die das interne Parteigericht verkörpert, Ches des Pa r t e i r e ! n i g n n g s w e s e n s , wenn man so sagen will. Dieser Name verbürgt, daß die Generalreinigung ganz im Sinne Stalins durchgeführt wird, d. h. daß die Partei zu dem aus de» leichtesten Knopfdruck reagierenden gefügigen Werkzeug des Diktators umgebildet wird. Eine „Generalmusterung «Iler Zellen lind Mitglieder der Partei" ist mit den schärfsten inquisitorischen Methoden und selbst unter Verwen dung eines breii ausgclegte» Spitzclnetzes und einwandfrei dcnunziatorischer Angaben betrieben worden, um „die Reihen der Kommunistischen Partei von allen fremden Elementen, halb- bürgerlichen, mit Kaluken versippten und verschwägerten, zu reinigen". Lenins Geist, von-dem bei dieser ganzen Angelegen- heit nichts zu spüren war, wurde zur Stützung wankender Autorität und zur Abschreckung unbeguemcr Frage» ebenso be müht, wie auch nicht versäumt wurde, die Fabrikarbeiierschaft zu umschmcichesu: „Die Interesse» des Proletariats wurden au mcuicheu Stellen nicht gewahrt. Unzweifelhaft sind in vielen Betrieben Leuie, die sich nur Kommunisten nennen, weil die Kainmnnisten jetzt an der Macht sind. Nach Lenins Geheiß dürfen in der Parte! nur diejenigen bleiben, die dem Kommu nismus flies: Stalins mahrhast ergeben sind. Die Kon trollkommissionen müssen die in den zu musternden Betrieben beschäftigten Arbeiter, die kommnnistische Fugend, die Wand zeitungen, kurz alle Nüttel anwenden. um die Mängel der in de» Betrieben arbeitenden Kommunisten aufzudecken Die Par teiorganisationen müssen den Kontrollkommissionen helfen und von ihnen Rechenschaft über die Ergebnisse der Reinigung fordern." Ans diese Weise sind nach den zuletzt bekanntgegebenen Zahlen 11 Prozent bzw. bis zum Juli 1929 rund 93 009 Mitglieder aus der Partei ausgestoßen worden. Dem Beruf nach waren die Ansgestoßenen zu 29.3 Prozent Arbeiter, zu 21,2 Prozent Bauern und zu 49.9 Prozent Ange stellte: „Das heißt, es wurden vor allem die parleifremden Elemente ausgeschlossen und von den Arbeitern nur die offen kundig untauglichen." Bei den Prüfnngsverhörcn wurden Fragen gestellt, die sich auf die Teilnahme an der revolutionären Bewegung vor 1917 und am Bürgerkriege bezogen, die klare Stellungnahme znm Trotzkismus und zur R e ch t S o p p o s i t i o n erzwangen und Auskünfte verlangten über die Verbindungen mit de in Lande, über Religiosität. Sittenfragen, Trunkenheit, Bicl- iveiberei und die Vorstrafen. Besonders scharf wurde über prüft der Bestand der Kommunisten in der Roten Armee und Flotte. Wie stubenrein an sich Armee und Flott5 schon vordem waren, zeigt die geringfügige Zahl der Aus geschlossenen, die in den einzelnen Standorten zwischen 2,22 und 7,99 Prozent schivaiikt. „Von den Ausgeschlossenen waren 44,2 Oberschlestsche EnischNetzungen Sleiwitz, 24, März. In mehreren Orten Oberschlestens fanden ain Sonntag au» Anlaß der neunten Wiederkehr des Abstimmungstages und der Zerreißung deutschen Landes Kundgebungen statt. Bei der stark besuchten Eleiwitzer Veranstaltung hielt Reichstagsabge» ordneter Prälat Ulitzka die Gedenkrede Er gedachte des Ab» stimmungskampfes im Jahr« 1921 und betont«, daß dieser Ta» niemals vergessen werden dürfe, ebensowenig, wie man di« Opfer an Gut und Blut nicht vergessen dürfe, die dieser Kamps! gefordert habe. Man müsse auf die Vernunft und Gerechtigkeit der Geschichte vertrauen, und an das ewig wahre Wort glaubend das sich noch immer erfüllt habe, wenn es auch oft lange dauerte; „Die Weltgeschichte ist das Weltgericht!" Die Mahnung, nicht zu vergessen, müsse man angesichts der heutigen Notlage in de» Grenzgebieten aber auch an das übrig« Deutschland richten und! an diejenigen, in deren Hand berufsmäßig und durch Wahl da« Schicksal de» deutschen Volkes und der Deutschen Reiches liege, Die Regierungen von Staat und Reich hätten die Pflicht, dl» Nöte des Grenzlandes nach Möglichkeit zu lindern. Prälat Ulitzka sprach zum Schluß di« Hoffnung aus, daß auf die Zell der Demütigung, der Not und der Gefahr für das deutsche Volt bald wieder ein« Zeit der Erlösung und der Auferstehung folge« werde. Zum Schluß der Versammlung wurde einstimmig «ine Ent« schließnng angenommen, die den zuständigen Reichs- und Staats behörden, sowie dem Völkerbund zugeleitet werden soll und fol* gende« Wortlaut hat: „Wie alljährlich, protestiere« anläßlich der Abstim» mungskundgebung die Bewohner von Eleiwitz gegen di» dem Abstimmungsergebnis und dem Selbstbestimmung«» recht der Völker Hohn sprechende Zerreißung Obcrschle« siens. Tausende von Flüchtlingen fordern „Gebt unH Brot und Heimat wieder!" Zchntausende in wirtschaft lichen Röten Ringende verlangen Wiedergutmachung de« Gcnser Fehlspruches. Wir geloben feierlich, nicht eher z«e ruhen, bis der Völkerbund, bis die Nlelt die surchbaren Folgen der unsinnigen Grenzziehung cinsieht, und bis Ost« Oberschlcsien mit seinem Vaterland Deutschland wieder vereinigt ist." Prozent klassenfremde Elemente: Kulaken, ehemalige Weiß gardisten, Nationalisten und Antisemiten, Ans dem Kommando» bestand sind 4,7 Prozent ausgeschlossen worden" Und abschlie ßend die Feststellung: „Voni Trotzkismus ist in der Roteü Armee nichts übrig geblieben." Die „Generalsäuberung" der Partei war begleitet vo« einem großzügigen W e r b e f e Id z u g für die Partei „Zehntausende haben sich schon mährend der Reinigung zun» Eintritt in die Partei gemeldet Tie Partei wird die bestell auslesen, um ihre Reihen zu verstärken. Sie ist überzeugt, daß an die Steile jedes ungeeigneten, der ausgeschlossen wurde, ein oder zwei wahre Kommunisten treten werden, die der Panel helfen werden, die gigantische Aufgabe des sozialistischen Um baus zu verwirklichen." In der bolschewistischen Presse fanden sich d-ann auch fortlaufende Meldungen über Neuaufnahmen von Parteimitgliedern und darunter solche, die über die En-bloc« Aufnahme ganzer F ab r i k be l e g s cha s t e n berichte ten. Nach dem letzten Stande iFuli 1929s soll die KPdSU, i n s« gesamt 1664898 <gcgen 1 020436 am 1. Jan. 192d> Mitglie. der zählen. Die inneren Nütgliederbestandsverschiebungen drücken folgende Zahlen aus: der Partei gehören als Arbeiter 46,6 sgegon 49,7 Prozent am 1. Jan. 1928) Prozent, als Bauern 12,9 <12,3) Prozent und als Angestellte 40,5 <47,0) Prozent an. Damit ist der Fabrikarbciteranteil unter den Parteimitgliedern um einiges gestiegen, aber noch nicht mal über die Halite der Organisierten hinaus. Nach Stalins Wunsch soll aber die Zusammensetzung der Parteimitgliedschaft sich auf 8 9 Pro zent Arbeiter. 10 Prozent Bauern »nd 5 Prozent An. gestellte und sonstige Berufsangehörige verteilen. Und da dieie» Ziel einmal gesteckt worden ist. werden noch weitere ..R e i» nigiingcn" dieser eben durchgeführt«» „Generalreinignng" folgen. Sind diese Vorgänge aber mehr eine innere Angelegen, heit der Kommunistischen Partei der Sowjetunion, so be- anspruchen die fortlaufenden „Reinigungen" der Universitäten. Behörden, sonstigen Berivaliungen und genossenscliastliche» Be- triebe durch M q.s s e n e n t l a s s n n g e n von Beamten Jagd nach dem Grvhe« Los „Wie gewinne ich in der Lotterie? Ratgeber für alle Lotteriespieler. Preis M. 2.50." So lautet der Titel eines Buche», das in seiner Art nicht vereinzelt dasteht. Da gibt es noch „Enthüllt» Lotteriegeheimnisse" mit den „probatesten Spielmethoden" und einem „Meisterschaftssystem" für M. 1.50 zu kaufen. Für denselben Preis ist zu haben „Das Rätsel der Lotterie und seine Lösung. Vorzüglichster Ratgeber für alle, die in der Lotterie gewinnen wollen". Leider wird aber in diesen Büchelchen, die den ältesten Hokuspokus wieder auf- wärmen, nicht verraten, ob ihre Verfasser nach den angeblich so bewährten Regeln schon einmal das Groß« Los gewonnen haben. In der Geschichte der Lotterie spielen verlorengegangene, vernichtete, verschenkte oder mutwillig weggeworsenc Lose, auf dir dann später das Groß« Los fiel, eine Rolle. . Da spielte vor einigen Jahren in Leipzig ein Journalist, ein alter Junggeselle, ein Los der Sächsischen Landcslotterie. Das Los steckte er in einen Briefumschlag und dieser fand Platz in einem Bücherregal auf einem Stoß alter Briefbogen. Aus diesen Stoß kam nach und nach Maknlaturpapier zu liegen. Wenige Tage vor Beginn der Ziehung srug ein Maa», der Lumpen und Papier nuskauste, nach solchen Abfällen Der Schriftsteller gab dem Manne all das Altpapier mit Darunter befanden sich aber auch die vergilbten Briefbogen mit dem Los im Umschlag, das längst vergessen worden lvar. Wie das manchmal so geht: Am letzten Tcig der Ziehung wurde gerade dieses Los mit dem Haupttreffer gezogen. Der glückliche Gewinner suchte und suchte nach seinem Los, konnte es aber nicht finden. Da erinnerte er sich, daß es ja das Los in einen Briefumschlag gesteckt, diesen in das Bücherregal ge legt, na und so weiter Zufällig war nun dem Gewinner die Adresse de» Papieraufkäufers bekannt. Er rannte hin, und das jast Unmögliche geschah: der Posten Papier war noch nicht ein- gestampft. Berge von Papier wurden mit vereinten Kräften durchwühlt, und »ach stundenlangem Suchen hielt der Jour- nanzr rnumpyierend den Umschlag mit dem Los in der Hand. Der „Lumpenmann", der das Papier gekauft hatte, war nicht weniger erfreut, denn er bekqm von dem großen Grwinn 3000 Mark ab Eigentümlich spielte auch das Schicksal mit einem alten Häuslerehepaar im Salzburgischen, das noch nie vom Leben verwöhnt worden war. Im letzten Jahre vernichtete die Ernte ein Hagelschlag, das Pferd stürzte, brach ein Bein und mußte abgestochcn werden, und die einzige Kuh lag eines Morgens tot im Stall. Alle« ging schief. Da meinte die Frau, viel leicht käme man durch ein Lottcrielos aus dem ganzen Jam mer heraus. Der Mann kratzte die letzten Schillinge zusammen, zog die Rährenstiefel an und wandert« nach Salzburg, ein Los zu kaufen. „Die Lose sind alle ausverkaust!" sagte ihm der Lotteriekollekteur. So mußte sich der Häusler unverrichteter Dinge wieder auf den Heimweg machen. Unterwegs trisst er einen Adjunkten, dem er von seinem mißglückten Loskauf er zählt, Der Adjunkt hat zufällig zwei Lose und verkauft eins davon dem Häusler, der damit befriedigt nach Hause eilt. Seine Frau besieht sich das Los genau und findet darauf die Adresse des Adjunkten. „Wenn mir was richtiges ge winnen, kriegt er einen Teil davon ab", sagt sie und legt das Los dann in ihr Gebetbuch. Bei der nächsten Ziehung, «s war kurz vor Weihnachten, wurde das Los der Häuslcrsleute mit dem Hauptgewinn von 100 000 Schilling gezogen. Aber der Gewinner meldete sich nicht. Da erließ die Lotteriedirektion Bekanntmachungen in den Zeitungen, und schliesstich erfuhren auch die Eheleute da von. Sie holten ihr Los hervor, verglichen die Nummer und sahen erfreut, daß sie den Haupttresfcr gewonnen hatten Noch zur selben Stunde waren die beiden unterwegs nach Salzburg, um di, 100 000 Schilling abzuheben. Zn Salzburg muhten sie aber zu ihrem größten Schrecken erfahren, daß am Tage zuvor ein Los mit genau derselben Nummer oorgezeigt worden war. Dann wurde ein Wachmann geholt, der den Häusler in» Gebet nahm. Der erzählt« nun wahrheitsgetreu, wie er zu dem Los gekommen war. und daß sich auf diesem sogar die Adresse des Verkäufers befinde. Jetzt wurde Ser Ad junkt herbeigeholt. Der gestand bald, daß er das von ihm vor gezeigte Los gefälscht hatte. Er hätte zwei Lose besessen, deren Nummern bis auf die letzte Zahl gleich gewesen seien Das eine Los habe er an den Häusler verkauft. Als sich Rinn niemand mit der Gewinn-Rummer meldete, sei er aus den Ge» danken gekommen, aus der letzten Zahl „3" eine „8" zu machen, um so den Hauptgewinn zu erhalten. Den Häuolerleutcn aber wurden die 100 000 Schilling ausbczahlt. 23 Jahre lang spielte ein Schneidermeister in München dieselbe Nummer, aber noch nie hatte er aus sein Los etwas gewonnen. Als er einmal nach einer feuchtfröhlichen Bier« reise mit einer Autolaxe »ach Hause gefahren war, konnte er den Chauffeur nicht entlohnen, weil das Geld im Beutel alle geworden war. Da bot er dem Chauffeur das Lotterielos als Bezahlung an. Wenn der Chauffeur auch zunächst wir ei» Rohrspatz schimpfte, so ging er doch schließlich auf den Vor» schlag seines Fahrgastes ein Ls war sein Vorteil, denn dar Los wurde wenige Tage später mit dem Haupttreffer von 50 000 Mark gezogen. " Zu einem billigen Los kam einmal der Dichter Grabbe, als er, körperlich sochn zerrüttet, in Düsseldorf lebte. Ein Kol» lekteur schickte dem „Herrn Regimentsaudileur" «in Los und schrieb dazu: „Da aus diese Losnummer schon mehrere Gewinne gefallen sind, w kann auch diesmal ein Gewinn sicher sein. Vitt« sehr, mir das Geld für das Los gleich zu schicken, wofern es behalten wird." Grabde antwortete witzig: „Es ist schade um das Botengeld. Ihnen das Geld zu senden. Also bie ich, da« Geld für da» Los von dem sicheren Gewinn abzuziehcn " Das Los wurde tatsächlich mit einem große» Gewinn ge« zogen, und Grabbe verlangte seinen Anteil. Der Kollekteu» aber wollt« sein Los zurück haben. Es kam zu einem Prozeß, wobei dar Gericht den Kollekteur verurteilte, an Grabbe d«>» Gewinn abzüglich de» Betrages für das Los auszuzahlen, weg der Kollekteur auf den Brief Grabbe, da« L»« nicht zurück- gefordert hatte. V. L.
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