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Nekordbesuch aus der Technischen Messe Leipzig. 10. März. Der zweite Sonntag der Technischen Messe brachte einen iiberavs starken Besuch. Bis zum Mittag waren bereits über 10000 Besucher mehr durch die Technisch« Messe gegangen als am gleichen Sonntag des Vorjahrs. Die Reihe der Tagungen, zu denen Interessenten aus allen Teilen des Reichs herbei- gekommen waren, begann mit einer Vortragsreihe über die Ver arbeitung von Nichteisenmetallen, die Pros. Guertler. Vor standsmitglied der Deutschen Gesellschaft sür Metallkunde ein- leitete Es sprachen Dr. Sachs über die allgemeinen stofflichen* Grundlagen für die Verarbeitung von Nichteisenmetallen, ins besondere die Fragen der Wärme- und Kälteverformung. Dipl.- Ing. Mendl, Finow, über Kupfer und seine Legierungen, Dipl - Ing. Schräder, Hamborn, über die spanlose Formung von Zink, und Dr. Fuß, Köln, über Aluminium und seine Legierungen. Tie Vorträge standen in engem Zusammenhang mit der Werk- stosf schau, die in diesem Jahre zum ersten Male aus der Technischen Messe gezeigt wird. — Der Bund Deutscher Zimmcr- meister. Sitz Kassel, veranstaltet« eine besondere Tagung unter dem Leitgedanken „Das Ztmmerhandwerk und die neue Zeit". Bundesvorstand Hermann Ecki>ardt. Kassel, begrüßte die 800 Teilnehmer der Tagung. Sodann sprach Regierungsbaurat Tkegemann, Leipzig, über „Handwerk und Messe". Bundes- smidilius Gerlang, Kassel, über „Das Zimmerbandwerk und das neue Bauen", und Zimmermelster Franz Freidel, M. d. R, Hilde-Heini, über „Drossel»»» oder tkörderuna des Wohnungs baus" Die Teilnehmer an der Tagung des Deutscheil Handwerks begrüßte Dr. Köhler. Borstand des Meßamts. Aus den Erfah rungen der letzten Messe, auf der bereits di« Verbundenheit zwischen Handiverk und Messe ihre Auferstehung erlebt habe, könnte man auch für di« Zukunft mit einer Gemeinschaftsarbeit '.wischen beiden Teilen zum Wähle der Gesamtheit rechnen. — Die Tagung des Reichsverbandes der Deutschen Ton- und Zie gelindustrie hatte bereits am Vormittag mit einer Besichtigung der Messe begonnen. Sie wurde am Nachmittag durch Vorträge über wirtsckiostliche und technische Fragen fortgeführt. — Zu einer Tbniännerversammlung der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Vetriebsingenieure sind fast 00 Betriebsleiter aus dem ganzen Reich nach Leipzig gekommen Seit vielen Jahren hat keine Messe so spät geschlossen wie diese. Noch am Sonnabend früh wurden an vielen Stän den zahlreiche Aufträge notiert. Die meisten Aussteller er klären sich denn auch mit dem Meßergebnis durchaus zufrieden. Neberraschend gut abgeschnitten l>at die Bugra-Maschinen Messe, die. etwas abseits des großen Messeverkehrs liegend, aus schließlich fachmännische Besucher hat Mit dieser Friilstahrs- messe ist sie jetzt der anerkannte internationale Markt sür B » chdr ii ck m a sch i n « n geworden und wird jedes Frühjahr wiederholt werden. Von einzelnen Auslandskunden sind vier bis sechs große Offsetmaschinen gekauft worden, Objekte im Werte von je Z0- bis 50 000 Mark. ) Leipzig wächst. Nachdem bereits Thekla der Eingemein dung noch Leipzig zu gestimmt hat. Hab«,, »un eup-h die Ge- meiudcvcrardneten von Abtnaundorf den Eingeincindungsvcr-, trag mit Leipzig mit seinen Abänderungen mit sechs gegen ein« Stimme angenommen, so daß die Eingemeindung sichergcstellt ist. Mord bei Tanna Tanna i. V., 10. März. Die sechzigjährige Arbeiterin Lina Tranipler von hier, di« in der Lederfabrik in Hirsch berg beschäftigt war und täglich den Heimweg von dort allein abends zuriicktegle. wurde am Sonnabend unweit von Kapellen tot aufgefunden. Als sie am Freitagabend nicht zurückgekehrt war. machte man sich auf die Suche, ohne jedoch eine Spur zu entdecke». Erst am nächsten Morgen entdeckte man die Mord tat. Da ihr Rucksack vollständig durchwühlt war. hatte der Mörder es ziveifellos auf Raub abgeseben. Ihre» Wochenlohn von 27 Marli trug die Ermordete in ihrer Schürzentasche, wo der Täter nngenscheinlich kein Geld vermutete. Ellernhaus und Schule BnnUcn. Am 0. März füllte eine crwariunossrohe Elicrn- gkmeinde de» Gescllenhaussaal. Die Lebrcrschist der Tomschule hatie zu einer Abcudfeicr ciugcladcu, in der die zur Entlassung kommenden Mädchen und Knaben ihr Können noch einmal zeigen wollieu Die Veranstaltung glückte sehr gut. die Eller» nahmen die Gewißheit mit Heini, daß ihre Kinder in den 8 Schuljahren eine gute Vorberei tung fürs Leben erhalle» haticn. daß sic nun mit Wissen erfüllt nutz weltanschaulich gefestigt sich dem Erwerbsleben eiugliedcru können. „Belbrü-er und Keuchler Die Sprache der „Deutschen Zeitung Wir kennen augenblicklich wichtigere Dinge als theore tische Auseinandersetzungen über Krieg, Wehrpflicht und Wehrwillen. Wenn allerdings «in Generalmajor a. D. Vogt in einem längeren Aufsatz der „Deutschen Zei-- t u n g" sowohl die katholische, als auch die protestantische Kirche in diese Fragen hineizieht und beiden Kirchen zum Vorwurf macht, daß sie ihre angebliche „Pflicht und Schul digkeit". den Wehrwillen in unserem Volke zu stärken, nicht nachkämen, so müssen wir diese Ausführungen doch einer kurzen Betrachtung und Richtigstellung unterziehen. Vogt spricht u. a. von den katholischen Jugendbünden, und sagt von ihnen: „Bis zur Synthese „Gott und Vaterland" dringt man nicht durch. Das ist in der römisch-katholischen Kirche Deutschlands im Gegensatz zu anderen Ländern meist so gewesen und läßt sich so rasch nicht ändern Kein Wort davon, daß aus der furchtbaren Not. die der verlorene Krieg und der Zusam menbruch schufen, und die nach dem Wicken der Sieger in permanenter Steigerung erhalten wird, die Pflichten der jungen Generation ihrem Volke gegenüber sich vervielfacht haben, daß die Heranwachsende» Geschlechter den, Millen haben müssen sich mit allen Kräften Leibes und der Seele zu wehren gegen diese Not." Herr Generalmajor Vogt scheint weder mit der Theo logie — er huldigt mit seiner Eleichsetzung von Gott und Vaterland einem krassen Pantheismus — noch mit der katholischen Jugendbewegung näher vertraut zu sein; sonst hätte er wissen müssen, daß es auch noch ein anderes Sich- Wehren gegen die Not, die Krieg und Zusammenbruch schufen, gibt, als die Methoden der n a t i o n a l i st t s che n militärischen Iugendbünde. die u. E. nicht aus reichen. um unser Volk vor weiterem Niedergang und wei terer,.Entwaffnung" — an der allerdings kein äußerer Feind Schuld wäre — zu bewahren. Sonst hätte er sein Urteil über die römisch-katholische Kirche doch etwas besser begrün den müssen, als er es mit folgenden Sätzen — die sich mit dem Christentum im allgemeinen befassen — tut: „Ein hoher evangelischer Würdenträger, dessen Liebe zum Friede» sichtlich im Wachsen begriffen ist. schrieb in einem unlängst erschienenem Werk: „Krieg soll nicht sein, wir sagen es ohne Wenn und Aber, ohne Einschränkung und ohne Kom promiß .... Wir haben das Neue Testament und aus jeder Seite leuchtet es uns entgegen: Katt will nicht, daß Krieg sei!" Wir sehe» bas Neue Testament mit anveren Augen an. Was uns Jesus Christus hoch und heilig macht, ist der Mut de» Kämpfers, des Kämpfers bis zum bitteren Ende, bis zu seinem Heldentod, de» er sür uns am Kreuz gestorben ist. „Es ist vollbracht" ist der Triumphrus des Siegers, des Ueberwinders, nicht die müde Resignation, daß nun Friede sei. Wen» Gott den Krieg nicht wollte, er hätte wohl die Menschen anders geschaffen." Wenn Vogt schließlich die Frage auswirft: „Sollen wir unser evangelisches Kampflied „Eine feste Burg" als Frie densweise singen?", und dazu bemerkt: „Eine solche geist liche Führung eninervt unser Volk, schafft Betbrüder -d Heuchler, aber keine deutschen Christen," so kann mau d-r.i Herrn Generalmajor a. D. nur den einen Rat geben: Schuster bleib bei deinem Leisten! Ihre Einstel lung zu Krieg und Frieden werden sich die christlichen Kirchen nicht so leicht von einem Militär vorschreiben lassen, und die Auslegung des neuen Testamentes überläßt man vielleicht doch auch besser einer zuständigeren Stelle, als einem preußischen Generalmajor, der mit Ausdrücken wie „Betbrüder und Heuchler" um sich wirst Kindenburg ohne Oberbürgermeister Hindenburg O.-S., 8. März. Die gestrige Stadtverordnetensitzung, die über den Antrag des Zentrums und der polnischen Katholischen Volkspartei wegen Annullierung der Oberbürgermeister» wähl vom 20. Februar abzustimmen hatte, endete mit einer Ueberrraschung. Nach vierstündiger Debatte wurde über eine« im Laufe der Sitzung von der kommunistischen Fraktion ein« gebrachten Antrag abgestimmt, der verlangt, die am 20. Fe bruar vorgenommene Wahl des Oberbürgermeisters zu annul lieren, diese Ste''-- Oberhaupt zu streichen und di« km Etat dafür vorgesehenen Mittel sür Wohlfahrt eck^, lKiuderspeisungen usw.) zu verwenden. Die Abstimmung hatte da» Ergebnis, dag der Antrag mit 23 gegen 17 Stimmen an» genommen wurde. Die Situation in Hindenburg ist durch diesen Beschluß inli sofern noch verworrener geworden, als der Magistrat aus! juristischen Gründen »ach der Städtcordnung diesen Beschluß ansechten muß. da eine Stadt mit über 100 000 Ein wohnern einen Bürgermeister (Oberbürgermeister) haben muß, und als andererseits der Antrag ans Bestätigung der Wahl von Bürgermeister Franz zum Oberbürgermeister in der Sitzung vom 20. Februar inzwischen der Aufsichtsbehörde zur Bestätigung zugegangen ist. Die beachtlichen Leistungen einzeln zu würdigen, verbietet der Raum. Köstliche Gaben auS dem reichen Volksliederkranze bot der Mä'dchcnchor der Klassen 1L?2b unter G. ScholzeS Leitung. „Hab' Sonne im Herzen" v. Heunickcr und „Mädel stink auf den Kranz" von Nagler hätte man gern noch einmal gehört. Jiiuntien der Lied einheiten standen gleichgestimmte Gedichte, zwei davon von der 15- jäkrigen Elisabeth Petermann geschassen — „Sonne ins HauS" und „Abend" waren von besonders zarter Poesie. Proben ans dem Ge biete der Leib>Hbi>ngen zeigten rbpihmisch-turneriiche Neigen von Lorenz und Schneider, von der erste» Mädchenklasse mit Fleiß und Anmut zu entsprechender Begleitmusik geturnt. Fm zweiten Teile erfreuten »och einige Volkstänze aus „Mädel komm zu mir" (Vor bereitung K. Wenzel). Die Knaben der Obcrklasse trugen zum Pro gramm mit einem derben Hans-Sachs-Schwaiike bei. „Der Bauer mit dem Kuhdicb" erregte viel Heiterkeit. Die Rollen waren vom Klassenlehrer G. Schenk prächtig ciugeübt worden. In, Mittelpunkte des Abends stand der Vortrag deS Schullei ters Rölschke-Hainitz: „Die katholischen Eltern als Freunde und Förderer der Schule". Heut«, wo sremde Kräfte die Schule begeh re», sei die Wachsamkeit der katholische» Ellern doppelt notwendig. Feder müsse in heiliger Pflichterfüllung am Wohle der katholischen Jugend Mitarbeiten. Kinderschuh. Kinderpflege und Erziehung seien vornehmliche Ausgaben dez Eltcrnratcs. Der erfahrene Schulmann schilderte daun, wie notwendig die Mitarbeit der katholische» Eltern im Schulausschuß und Schulvorstand sei, wie die Eitern als Ju gendpflege,:, als Helfer bei Jugcuosesten, als Vormund usw. helfe» könnte,,. Tie Zuiunst der katholischen Schule fei in Wahrheit in die Hand der katholischen Eller» gelegt. Die txickeiidc», mit zahlreichen Beispielen a»S der Praxis belebten Ausnikrunacn fanden reiche» Beifall. Gegen Ende deS inhaltsreichen Abends lenkte Sckulieiier Oberlehrer Werab die Aufmerksamkeit der Ellern aus einige wichtige Punkte deS Schukbetriebes und warb um Verständnis für die ver antwortungsvolle Erziehungsarbeit. — Diese Veranstaltung der Domschul« hat die Verbindung zum Elkerulmuse fester geknüpft, sie brachte auch der Ftügclkasse einen schönen Gewinn. el. Moratorium für den Volksvereinsverlag In Sachen der Firma Volksoereinsverlag GmbH. Glabbach-Rheydt wurde der vorgeschlngene Vergleich, wonach eine sofortige Befriedigung der Kleingläubiger unter 100 Mark, im übrigen aber ein Moratorium von >»«k Monaten erfolgen soll, angenommen. * Russisch-chinesische "Konferenz «nn 12. März? Rach eine* Meldung aus Moskau teil, die Tas-Age»tur mit. daß die chinv» fische Regierung beschlossen habe, die russisch-chinesische Kon» ferenz in Moskau zum 12 März einzubcrufen. Die russisch« Re» gierung werde den chinesischen Vorschlag in der nächsten Zeit beantworten. * Ratifikation ungarisch-sugoslamiicher Verträge. Im un» garischen Ministerium des Aeußern wurden zwsschen dem Mi nister des Aeußern Dr. Walko und dem Vudapester jugoslawi» fchen Gesandten Lukowitsch die Ratifikationsurkunden der zwischen Ungarn und Jugoslawien im Februar 1028 abge schlossenen Verträge über die Regelung der aus alte österreichisch- ungarische Kronen lautenden Vorkriegsschulden und Forderungen iowie üvcr die Verhütung der Doppelbesteuerung ausgetamcht. > !r Blitz Der Roman eines Wolfshundes — Don S Ge Lvarks Berechtigte Ucbertragung aus dem Englischen von Philipp Berger Copyright by Georg Müller (München). (18. Fortsetzung.) Kaum hatte er die Baumgrenze hinter sich gelassen, als er auf eine Spur traf, die ins Nadelgehölz zurück» -ührte. Sie war viele Stunden alt und ihr Geruch war fchwach. Trotzdem versetzte sie ihn In starke Erregung Seine Nase verriet ihm die Nähe des Mädchens, das ihn einmal geliebkost hatte. Er hatte keine klare Erinnerung mehr von ihr, nahm aber die Fährte auf, während sich graue Dämmerung über die Berge breitete. Schon sank die tiefe Nacht herab und noch immer eilte Blitz durch den Wald, der Spur entlang, die immer wärmer wurde. Er schmeckte Rauch und sah die Glut eines Lagerfeuers durch die Zweige schimmern. Das Mädchen saß. in eine Decke gehüllt, mit dem Rücken gegen einen Baum gelehnt am Boden. Zweimal umkreiste Blitz das Feuer, der weiche Nadelteppich machte seine Schritte unhörbar. Schweigsam wie ein Schatten huschte er näher und nur wenige Schritte vor ihr blieb er Netzen. Tief atmend hob sich seine Brust, so oft der Wind ihm ihren Geruch zutrug. Ein plötzlicher Windstoß trieb ihm den Naulh des Lagerfeuers entgegen, er nieste laut. In jähem Schrecken sprang da» Mädchen aus. schnell genug, um die graue Gestalt noch verschwinden zu sehen. „Blitz!" riej sie laut. „Blitz, komm Blitz, komm doch!" Der Hund hielt an. Wie lange war es her, daß er seinen Namen rufen gehört hatte! Er überwand seine Scheu: seine Sinne sagten ihm. daß er nichts Arges zu befürchten hatte. Die Einschätzung des Menschen durch das Tier ist nicht das Ergebnis eines Denkprozesses, sondern der Eindrücke, di« ihm Auge. Ohr und Nasr vermitteln. Der Zuverlässigste unter diesen ist der Geruch. Die Augen zeigten ihm. daß di«s«g Mädchen das aleicke war. das «r «inmal aetronen hakte,- auch bke zärtliche Slimme erkannte er wieder, doch seine Nase wollte die anderen Sinne Lügen strafen. An blick und Stimme des Mädchens waren ebenso wie ehemals, aber an Stelle der sprudelnden Lebenskraft und Heiterkeit, die sie damals ausgestrahlt hatte, witterte er nun einen Hauch von Müdigkeit und Niedergeschlagenheit. Ein verstärktes Gefühl der Verlassenheit bemächtigte sich seiner, als er die traurige Veränderung gewahrte. Ohne daß er es wollte, drang ein Klagelaut aus seiner Kehle. Das Mädchen vernahm ihn und lockte wieder mit schmeichelnder Stimm,. „Ich wußte doch, daß du es bist!" rief sie aus. „Komm Blitz, komm zu mir, Blitz," bettelte sie. Zwei Gefühle bekämpften sich in Blitz. Des Hundes angestammter Trieb, der Sklave des Menschen zu sein, fühlte sich gehemmt durch das Entsetzen und den Abscheu des Wolfes vor allem was Mensch heißt, sowie durch sein un« wiederstehliches Verlangen nach dem wilden Leben in den freien Bergen. Doch der Hund mar stärker als das mah» nende und widerstrebende Raubtier. Angelockt von dem Zauber der Frauenstimme kroch er Zoll um Zoll näher, bis das Mädchen ihn endlich berührte. Sowie ihre sanften Hände über sein Fell glitten, war alle Wildheit verschwunden. Er schmiegte sich an sie, die ihre Arme um ihn schlang und ihn zärtlich an sich zog. „Lauf mir nicht wieder davon wie damals," bat sie. „Bleib bei mir, Blitz! Eine zweite solche Nacht allein zu sein, könnte ich nicht mehr überleben. Nicht wahr, du bleibst bei mir, Blitz." Der flehentliche Ausdruck ihrer Stimme wirkte ge« bieterischer als alles andere. Sein Verlangen nach Ka. meradschaft hatte in der Angst und Not dieses Mädchens ein lebhaftes Echo gefunden. Er spürte ihre Hilflosigkeit und den versteckten Ton der Furcht in ihren Schmeichelwortcn. Das Blut seiner Väter, die von altersher bereit gewesen waren, ihr Leben für den Menschen zu opfern, erwachte in ihm, zugleich ein Gefühl der Verantwortlichkeit für die Sicherheit dieses Mädchens, begleitet von dem Verlangen, alles zu be kämpfen, was sie bedrohte. Nber auch setzk war er noch nicht sicher, daß sie dieselbe war, die er in jener Nacht getroffen hatte. Erst als mit der Freude über seine "Anwesenheit auch etwas von ihrer früheren Heiterkeit wiederkehrte, war er völlig beruhigt. Cie konnte lange nicht einschlafen. Blitz kauerte sich an ihrer Seite nieder. Das Gefühl der Verantwortlichkeit, das sich eben seiner bemächtigt hatte, hielt alle seine Sinne wach. Jedes ferne Geräusch beantwortete er mit einem mißtrauischen Knurren,- das Dellen einer Elchkuh ließ ihn aufspringen und daoonrasen. Er vertrieb den Störenfried und kehrte stolz zu dem Mädchen zurück. Er wußte sehr gut, daß der Elch harmlos war wie eine Maus. Doch er tat die» nur, um dem Mädchen zu beweisen, daß niemand ihr weh tun dürfe, solange er bei ihr wahr. „Ach, es wäre doch schön, wenn du bei mir bliebest, Blitz, seufzte sie. „Die Einsamkeit würde nicht so schrecklich sein wie früher, da ich dich nicht hatte." Endlich schlief sie ein. Der Wolf hielt Wache. !i Kapite,. Ihr Ruheplatz war ein Felsblock, in dessen Näh« rin kleiner Gebirgsbach rauschend in die Tiefe stürzte. Zn beiden Seiten ging es steil aufwärts. Die schroffen Ab hänge waren von struppigem Nadelgehöl.z besetzt, das von einer geradezu tropischen Dichte war. Es gab ein Gewirr von Baumstämmen, die der Sturm geknickt und zur Erde geworfen batte,- manche, die keinen Platz am Boden ge funden halten, lehnten schräg an ihren aufrechten Nach barn. Ein dicker Teppich von Moos bedeckte Erde und Felsen und hing in wirre» Fetzen von den Bäumen. „Das schien mir der schönste und friedlichste Fleck aus Erden, als ich zum erstenmal hier weilte." Ein leise» Zittern überlief das Mädchen, während sie umherblickte. „Nun ist alles so dunkel und traurig. Ich muß nicht bet Sinnen gewesen sein, daß ich mich zu so etwas entschloß. Doch ich hatte ja keine Zeit zu überlegen; ich war zu sehr verwirrt, um klar denken zu können. Es gab keinen Menschen, der mir hatte raten wollen, und Ich handelte, so gut ick es eben verstand." (Fortsetzung solgt.)