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Sächsische Volkszeitung : 08.03.1930
- Erscheinungsdatum
- 1930-03-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-193003087
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19300308
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19300308
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1930
-
Monat
1930-03
- Tag 1930-03-08
-
Monat
1930-03
-
Jahr
1930
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 08.03.1930
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Killer soll heiralenr Der „Duce" als Vorbild Wir lesen in der Augsburger Postzeitung Nr. 52 folgend« be» merkenswerte Wiedergabe völkischer Meinungsverschiedenheiten. Das hat sich wohl Herr Hitler auch nicht träumen lassen, daß ihm einmal von völkischer Seite znm Vorwurse gemocht werden würde, daß er noch nicht in den .Hasen der Ehe gesteuert und kein kindergescgneter Familienvater geworden ist wie sein Abgott, der „Duce" in Nom Dieser Vorwurf wurde nicht etwa von seilen der ärgsten Gegner, den „Marxisten", «»hoben, sondern von wesensver wandter Seite, einem Organ LndendorssS. Zum Abschluß des Karnevals kommt diese crgöhliche Geschichte gerade noch recht, so daß wir sie unseren Lesern nicht vorenthalten wollen. Also wir erzählen: Im „Völkischen Beobachter" dem Leibblatt« des Herrn Hitler, erschien in der Nummer vom 21. Februar ein ,LLege einer positi ve» Bevölkcrungspolitik" Uberschriebener Aussatz, der angesichts d«8 Geburtenrückganges in Deutschland eine „zielbewußte und tatkräf tige Bevölkcrungspolitik" verlangt. Es wurde der Gedanke vertre ten, daß der Ehe- und Kinderscheu nur dadurch begegnet werden kann, daß „zum mindesten ein angemessener LastenanSgleich zugun sten derer geschossen werde, die Kinder großziehen". Der Gedanke ist -nicht neu, denn schon vor nahezu zwanzig Jahren hat im batzeri- schen Landtage Abgeordneter Dr. v. Pichler und auch der dama- liche Abgeordnete Held eine BevölkerungSpolitik in dem Sinne gefordert, daß bei der Bcamtenbesoldungs- und Steuerpolitik aus die kinderreichen Familien die größt« Rücksicht genommen wird. Die jeweiligen batzcrischen Einkommensteuergesetze haben dann auch solche Bestimmungen in weitgehendem Maße enthalten, und damit stand Badern unter allen Bundesstaaten an erster Stell«. Diese Be stimmungen sind weiter gegangen als das heutig« ReichS-Einkom- ntenstenergesetz Grundsätzlich kann man also der Forderung des „Völkischen Beobachters" durchaus zustimmen. Auch der „Völkische Herold", das Organ der Dentschvölkischen Freiheitspartei (Ludendorss-Nichlung), erklärte sein Einverständnis. Aber — nun beginnt der komische Teil unserer Geschichte — der „Völkische Herold" hat in dein Artikel deS -»„Völkischen Beobachters" einen Satz entdeckt, der dem Hitlerorgan schwer »ngekreidet wird. Dieser Satz lautet: „Solange es noch Hun- derttauscnde und aber Hunderttausend«: gibt, die im Elternglück daS größte Glück auf Erden sehen, soll man sich nicht darum streiten, wie die andcren dazu gezwungen werden sollen. Kinder in die Welt zu sehen, die sie nicht wollen." In der Redaktionsstube des „Völkischen Herold" setzte nun ein allgemeines Schütteln des Kopfes «in. und besonders dem Hauptschrisilciter dez Blattes stieg daS Blut gewaltig in den Kopf. So setzte er sich hin und schrieb «inen grimmigen Artikel, der Herrn Hitler zur Gewissensersorschung anregen sollt«. „Theorie und Praxis" ist d«c Artikel überschrieben, den der „Völkisch« Herold" in seiner Nummer vom 28. Februar enthält. Da wird Herr» Hitler »nd anderen nationalsozialistischen „Größen" ein« mit Hohn reichlich durchsetzte Vorlesung gestalten wie folgt: „Lieber Leser, merkst du was? Hier klafft wieder ein gewalti ger Spalt zwischen Theorie und Praxis! Die NSDAP, weiß, was st« als völkische Partei fordern muß. nämlich eine positive Bevöl- kerungSpolitik; aber sie bat es nicht so leicht wie ihre faschistische K»nknrrenz. Denn der „Duce" ist ein vorbildlicher Ehemann und Familienvater, und er hat für sich, und seine Familie die Forde rung der Bevölterungspoliliker ersüllt: vier stramme Kinder er füllen das Mussolinische HauS mit Geschrei und ZuknnstSkofsnun- gcn Ter Führer der NSDAP, jedoch ist mit seinen 41 Jahren immer noch ein hartgesottener Junggeselle und Eheseind. Er und sein« engere Umgebung halten es vorwiegend mit denen, die keine Kin der lxiben wollen. Man mustere einmal die Nachkommenschaft der nationalsozialistischen Führer; die Zahlen dürsten sich, auf die Kopszahl der Führer berechnet, weit unter dem NeichSdurchschnitt« bewegen! Es heißt nicht nur beim Militär: Was der Führer nicht vor- machen kann, kann der Soldat auch nicht! Es macht einen sehr schlechten Eindruck, wenn sich ehescheue Politiker mit den oben ange führten Worten des „Völkischen Beobachters" von ihren staatsbür gerlichen Pflichten zu drücken suchen: ..... soll man nicht darum streiten, wie die anderen dazu gezwungen werden sollen, Kinder in die Welt zu setzen, die sie hicht wollen!" Ja, ja, man soll nicht darüber streiten, sonst könnt« der Hinweis auf die Theorie und Praxis großer Staatsmänner noch allzu nahe liegen! Wer rassen politisch kämpft und für sein« Person auf Nachkommenschaft ver zichtet. der stellt sich selbst ein Armutszeugnis aus; ein ganzes Schock billiger Ausreden kann nicht über «inen solchen Mangel hin weghelfen. denn die Gegner der Rossenpolitik werden mit Recht aus den Widerspruch zwischen Theorie und Praxis Hinweisen. Gewiß, man soll nicht streiten, wie die anderen dazu gezwungen werden sollen, Kinder in die Welt zu sehen, die sie nicht wollen! Aber — es sollen auch die Hagestolze gefälligst ihr« bevölkerungspolitischen Weisheiten für sich belxalten, solange sie sich von einem wichtigen Teil ihrer völkischen Pflichten drücken!" Hitler und di« anderen nationalsozialistischen „Hagestolze" wissen nun, was sie schleunigst zu tun lieben: das Beispiel deS „Duce" nachznahmen und so für ihren Teil praktische Bevölkerungs- Politik zu treiben Es darf wohl angenommen werde», daß sich Hit ler und Genosse» diese Standespredigt z» Herzen nehmen werden, so daß in kurzem die Nermählungsanzeige deS Herrn Hitler zu er warten ist. Zum Fall Seidemann Dresden, 7. März. Der Ausschuß zur Untersuchung und Nachprüfung der Per- Ulktniss« In der Wohlfohrtshilf« und ErholungLfürsorgc hielt am Donnerstag eine Sitzung ab, um die Bericht« betr den Fall Seide- Wgnn knigegenzunehmen. Der Hauptberichterstalter, Abg. Enter, lein lWIrtschp.), gruppierte seine Ausführungen um die in der be. lanntrn Regierungsdenkschrift gestellten Fragen: 1. War die Säch sisch« Wohlfahrtshilse nach ihrer Zweckbestimmung befugt, die Kre dite an den Seidemannkonzern zu gewähren? 2. Sind dies« Kredit« in sachgemäßer Weise gewährt worden? 3. Worauf sind die Verluste ßurückzuführen. und wer trägt di« Verantwortung? 4. Sind Aende- rungen in der Organisation -er Wohlfahrtshilse vorzuschlagcn? Unter Zugrundelegung der Akten wurde vom Berichterstatter darauf verwiesen, daß am 11. November 1924 Seideman» zum erste» Male mit Anträgen auf Kreditgewährung an die Wohlfahrtshilse herangetreten Ist. Am 2. Oktober wurde ihm der erste Kredit in Höhe von 50 000 M. gewährt, und in kurzen Abständen weitere Kredite. Außerdem wurden von der Wohisahrishilse Elaranlien gegenüber Geldinstituten in Höbe von mehreren tausend Mark Über nommen. Nach Meinung des Berichterstatters sind von Anfang an die Nachprüfungen der Verhältnisse Seidemanns nicht gründlich erfolgt, di« Maßnahmen wurden zu leichtgläubig durchgeführt. Ettva Jahr später waren die K»edll« bereits auf über eine halbe Million angewachscn. Von Maßgeblichen Seiten tvor aus das damit verbundene große Risiko «msmerksam gemacht worden. So hatten u. a. ln de«, Jahren 1924 bis 1926 die vereinigten Bücherrevisor«» in ihren PrnfungS» berichten nirer die Wohlsahrtshilfc Bedenken gegen die Seide mannkrcdite ausgesprochen Ob und in wel chem Umsang der für di« Wohisahrishilse eingesetzte begutachtende Beirat später In diese» Kreditfragen hcrangezogen worden ist, wer den spätere Zeugenvernehmungen ergeben müssen. Arbeitsmimster Elsncr habe nach den Aktenvorgängcn zum erste» Male am 16. Au gust 1927 von den Zusammenhängen Kenntnis erhalten. Unter Be rücksichtigung alle» einschlägigen Materials ircsse Ministerialrat Dr. Maier die erste Verantwortung. denn er war nach der Satzung der Wohlfahrtshilse deren G e sch ä s t s I ü h re r und zugleich Vorsitzender Ihres Finanzausschusses, der für Geldanlagen zuständig ist. Ferner ist Dr. Maier Vorsitzender deS Vesuxiltungsrats i» der Wohlfahrtshilse gewesen, die bekanntlich eine rechtsfähige Person des öfscntlklxen Rechts' ist. Der Mitberlchlerstatter Abg. Kautzsch (Soz) bestätigte im all gemeinen die Richtigkeit der anssnhrlichcn Darstellungen des Hanpt- berichierstatterS. Folgender Antrag wurde vom Ansichnß znm Be schluß erhoben: Demnächst sind zu vernehme» die Herren: Regle- rnngSrat Dr Böhme. Ministerialrat Dr. Brunst, Oberregic- rnngsrat v. Litrow, Oberregicrungssckretär M ärz, Ministerial- kassenbeainier Woithc, Mnistcrialrat Dr. Maier, Oberregic- rungsrat Z s ch nck e, Ministerpräsident Dr. Bü » ger, Ministerial direktor Gehcimrat Dr. Fritz sch, Minister a. D. Dr. Apelt. Innenminister Rechter. — Ferner wurde beschlossen, für den Ausschuß herbcizuziehcn: a) ein Verzeichnis der Mitglieder des BmvaltnngSraics und des Finanzausschusses der Wohlfahrtshilse wäbrcnd der Jahre 1!>24 bis 1929. b) Abschriften der Niederschriften über Sitzungen dieses Vcrwallnngsmls und Finanzansschnsses >väh- re»d derselben Zeit, c) eine Ausstellung -es Verlustes der Sächs. Wohlfahrtshilse im Falle Seiden,ann unter Berücksichtigung der Un kosten bei der Verwertung der Sicherheiten nach dem gegenwärtigen Stande, d) se eine Auskunft des Ministern,ms des Innern und deS Arbeitsminister!,,„iS über die bei ihm hinsichtlich der ZnständigkcitS- Verteilung und Verantwortlichkeit bestehenden Geschäftsordnungen, Estsehästspläne. besonderen Elnzelvcrsügungen. : Italiener In Dresden. Eine aus 20 meist aus Florenz flammende» Personen bestehende italienische Stiid1engesi'Ilsci)aft unter Führung von Dr. Encnhel-Florenz ist in Dresden e!n- getrassen. Die Besucher, die im Hohenzollernhof Wohnung nahmen, äußerten sich begeistert über Dresden, seine Einrich tungen und Sehenswürdigkeiten, Der Aufenthalt wird sich auf r,nige Tage erstrecken. : FainiNentragödie. I„ eitler Wohnung ans dem Elbberg versuchte sich eine 32 Jahre alte Frau mit ihren drei Kindern !,n Aiier vot! vier bis acht Fohren mit Leuchtgas zu vergiften. Ais der Ehemann abends heimkain, fand er die Tür verschlossen, die er einschlug. Er sond seine Familie in der gosgefüllle» Küche ans einem Ruhebett liegend vor. Alle vier Personen waren aber bald wieder hergestellt, so daß die alarmierte Feuerwehr nicht einzugreifen brauchte. : Kasse her, oder Ich schleßck Am Mittwochabend kurz vor Geschäfisschlnh drang ein Mann, dessen Gesicht teilweise ver fällt war, »nt vorgehaltener Pistole in ein Geschäft ans der Vihioriastraße und verlangte von der Verkäuferin mit den Marten: „Kasse her, oder ich schieße!" die Herausgabe des Gel des. Aus die lauten Hilferufe slüchtere er, wurde verfolgt und sestgenommen. Es handelt sich um einen 21 Fahre alten Dro gisten, dem eine Schreekschußpistole obgenominen wurde. Er gab an, durch Not und Arbeitslosigkeit zur Tat veranlaßt worden z» sein. d. Betriebsunfall. Am Donnerstagvormittag wurde in einem Niedersedlißer Werk von einem Zahnrad ein junger Mann am Bein ersaht. Ihm wurde ein großes SIsich Fleisch aus dein Oberschenkel herausgerissen, was seine sasortige Ueber- sü'hrung ins Krankenhaus notwendig machte. l.eiprig une> Umgebung Starker Besuch -er Technischen Messe Abschluss der Tertilmcsse. Leipzig, 7. März. Da ans Westdeutschland noch zahlreiche Einkäuser ciniressen, ist der Besuch besonders der Technischen Messe. >vo die sachwissenschasilichen Tagungen eine große Anziehungskraft ausüben, in den letzten Tagen »och gestiegen. Die T c x k i! in « s s e, die am Donnerstagabend ihren Ab schluß fand, hat in M o de n e n h e i t e n und ganbarer Ware die Erwartungen durchweg erfüll!. Das Inland hat besser bestellt, als man hoffen durste, allerdings nur in Artikeln, die gleich wieder an die Kundschaft abgesetzt werden können. Einige größere Auslands aufträge lasse» erkennen, daß deutsche OualitäiSware da, wo der Wettbewerb nicht durch Hochschntzzöll« beengt wird, sich den Markt allmählich zurückgewinnt. Ausländische Käufer waren vor allem England, Holland und Skandinavien, anßerdem die französischen Warenhäuser. Schweres Einslurzunglück Zwei Tote. Döbeln. 7. März. Am Donnerstagvormittag in der zehnte» Stunde stürzte bei Bauarbeiten in der Dampsziegelei N i e d e r st r 1 e g I s die Decke eines Ringofens I» einer Läng« von 15 bis 20 Meter ein unp begrub die darin befindlichen Ar, beiter unter sich. Troß der lokort einsetzenden sicberhasten Arbeit der Retlungskolonne konnten der Ziegelmeister Philipp und ein Ziegelelarbeiter, die verschüttet worden waren, nur noch als Seiet»:,, geborgen werden. Das Beste -em Verbraucher! Unier diese», Motto ist die Landwirtschast heute beniicht, ihrer Ware ein Ucbergewicht auf dem deutschen Markte zu sichern. 'Daß diese Bcmntiungen in die Zeit der Not fallen, liegt an der Entwick lung der Tinge. Bis zur Festigung der Währung hat dis Land- wirlscbast rund zehn Jahre hindurch alles daransetzen müssen, daß das denische Volk vom Verhungern geschützt wurde. Sie mußt« Massen produzieren unabhängig von der Qualität. Sie ist In dieser Zeit in der Entwicklung aus dem Gebiete der Oualnätscrzeu- gnng, di« i» anderen Ländern gerade in den NachkriegSjabre,- ein- setzlc, nicht unbeträchtlich znrückgeworicn worden. Infolgedessen konnte die AuslandStvarc starke» Einfluß auf de» Markt gewinnen. Tie unausbleibliche Folge dieser Entwicklung war, daß die Preise für deutsche la n d w i r t s cha st l i ch e Produkte immer mehr znrückglngc» und noch unter den im'osge der Wclragrar- krise an sich niedrigen Notierungen standen und stehen. Jeder recht lich Denkende, der unbeeinflußt diele Entwicklung axlieht, wird eine gewisse Verbitterung des deutschen Erzeugers verstehen lünnen. El-Quds, -ie heilige Sla-l Jerusalem Von Jerusalcmpilger P. Scholze. (Fortsetzung.) Sikh«, wir grhrn hinauf nach Jerusalem (Luk. 16. 32) Von da bis Mahadet Hadschle, der Tausstclle am Jordan sind b.5 Kilometer. Die Salzwüste und kümmerlich,« Vegetation macht cümahlrch grünem, düster werdende,, Buschwerke Platz, und wir nahem uns den geheiligten Wassern des Jordan. In einer Breite den 75 Metern hemmt er vor der Mündung, im Sumpfe, auffallend sei":» Lauf, als würden seine wohlschmeckenden Wasser vor der Cmwflut des Tote» Meerez zurückbebcn. Die Farbe deS Wassers in mm schlammigen Flußbett? etwas gelblich trüb, aber von vorzüg- üiche», Geschmack; und gern nimmt der Pilger Jordanwasser als teures Andenken mit in die Heimat, wohl um es auch mit dem Tauswasser zu mischen. T«r Jordan hat seine Heimat in 520 Meter Hobe am Abhange des Großen Hermon, und mündet 395 Meter sief unter dem Mittelmeere in den bekannt«,, Salzsee, nachdem er also in einem Gefälle von 915 Meter den Se« Mcrom und Gene- -arelh durcheilt. Auf seinem Wege befruchtet er den Bode,, und spendet allüberallhin in diesen dürren Gegenden Freude und Segen, gleich demjenigen, der ihn durch seine Taus« allhicr gefestigt. JcsliS kaiu ja aus Eialiläa hierher an den Jordan, „m von Johannes ge saust zu ivcrdcn (Matth, 3, 13); hier öffneten sich ihn, die Himmcl, -nd er sah den Geist Gottes wie eine Taube hcrabstcigen (Matth, d, 16); hier predigt« Johannes der Täufer: „Ich bi» die Stil»,»« jkinez Rufenden... bereitet de» Weg des Herrn!"... und auf Aesus hiinveisend sprach er: „Sehet das Lamm Gottes, sehet, welches vinwegnimmt die Sünden der Welt" (Joh. 1, 28, A) Gegen über in der Eben« von Moab rrexsominelte MoseS »ach der Nieder, wge de, mächtigen Amorrhlterkönige das Volk, um dos Land unier di« zwölf Stämme zu verteilen und in ergreifenden Mahnungen das Oesctz zu erläutern. Auf Gottes Befehl setzte er Josua zu seinem Nachfolger ein, der dann zunächst die beiden Kundschastcr nach pericho, der fruchtbaren Palmcnstadt, aussandte. Moses selbst aber -ag sich auf den Berg Nebo zurück, um von da in das Gelobte Land »» sehen und seine Todesstunde abz»tvarlen. (Deuter, 31, 2 und 1). (Jos 2, 1.) Am Jordanufer, wo wir ein erquickendes Bad „ahmen, stehen in üppigem Wüchse niannrgsaltrge Bäume: Weiden. Akazien, Tama risken, Pappel» von stattlicher Höhe, und unten wuchert alz blü hender Bambus Jordanschilf, und dazwischen zirpen Käfer und zwitschern Helle Vogelstimmen. Die fürsorgliche Pilgcrleitung halt« durch di« ehrwürdigen Borromäcrinnen Fruchlsaft a»S Jerusalem an die Pilger verteilen lassen, der noch schneller als der reißende Jordan im Tal« die durstigen Kehlen hinabfloß. So brauchten wir i» einer Art Gastwirtschaft in der Nähe, wohl mebr ein besseres Beduinenlager, nichts Teures und Schlechtes zu trinken. Mehr interessierten uns in diesem Beduincn-Hotcl einige Trophäen von Schakalen, Wölfe» und anderen wilden Tieren, denen die hiesig« Jordangegcnü auch zu gefallen scheint. Fast wehmütig nahmen wir Abschied vom Lcbensspender deS heilige» Landes, vom trauten Jordan, um über Gilgal, der alten Kult- und Opserstätte der Söhne vom alten Jericho zu er reichen. In Gilgal schlugen die Israeliten ihr Lager auf, feierten Passah und errichteten dort ein Denkmal ouS zwölf Steinen, dis sic beim Durchgänge durch den Jordan ans dem trockenen Flußbetle znm Andenken an di« -Wölf Stämme Inda mitgenommen hatten. (Jos. 5, 10 und 4, 8.) Mt Etenngtuung erinnerte ich mich gerade bei diesem Sieinmale iener Mitpilger, die mit mehr oder weniger guten Witzen meine Steinsammlung an heiligen Stätten bedacht lprben, um später noch stillvergnügter zu werden, als sie auf der Heimreise ans dem Meere fast ncidvoll meine schlichten aber doch schönen Andenken betrachteten. In Jericho, 250 Mete,- unter dem Mitteln,««,- gelegen, san. den wir schneller Eingang, als einst Jostia mit seinem Kricgsvolke. Das belebende Element von Jericho und Umgebung ist die Eli- saeiisciiiclle: daber die enorme Fruchtbarkeit an Bananen, Dattel- bänmen. Balsambänmen, Oliven. Granatäpfel,, und sonstigen Süd früchten. Jerichos Bewohner baten den Propheten ElisaenS, er wischte daS bitter« Wasser genießbar machen, und ex machte cs mit einer Handvoll Salz trinkbar und fruchtbar. (4 Könige 2, 19.) Noch kürzlich wurde in de» üppigen Gärten ein 42 Jahre alter Rebstock von 2,30 Meter Umfang am Boden gezeigt, mit einem jährlichen Ertrage von 1500 Kilogramm Trauben. Als Rose von Jericho wird jetzt eine vertrocknete Pflanze auSgcgeben (anastatice hierohnmtica), der«» Blumenkopf und Blüte sich jedesmal 2üasser sichtlich wieder öffnen. Die uralte Kanaonitcrstadt hat innerhalb de,- Stadtmauern nur 5 Hektar, daher ganz enge und winkelig« Häuser. Rings um die Stadt ruht auf einer dicken Lage mit gestampstcr Erde und starken Mauern «ln 5 Meter hoher, gemauerter Aussatz und darauf die Brüstung, wieder-mit gestampstcr Erde. Darüber steht senkrecht eine 2 Meter breite Mauer ans ionnengebrannte,, (Jericho-, Zie geln. heule noch in einer Höhe von 2,50 Metern, ursprünglich, wohl bis 14 Meter hoch. Die Zitadelle batte «ine Doppelmauer von 3,50 Meter Stärke und in den vier Ecken ie einen Tun,,. Davor ein« zweite Mauer von 4,50 Meler Stärke. So stand für die biblischen Verhältnisse Jericho als Grenzstadt unüberwindlich da. Daher hatte auch die Söhne Israels Furch, über alle Maßen gepackt, als sie das Land Kanaan mit seinen unüber windlichen Festungen erobern und die rieseninrften Menschen über- winden sollten, zumal nach den Berichten von Josue und Kaleü, ob wohl diese Knndschasler als Beweis der Fruchtbarkeit dieses Landes eine Neb« mit Trauben, die sie a» einer Stange tragen mußten, mit- brachlen, sie versicherten: Das Land fließt wohl von Milch und Honig, aber die Leute sind stark und ihre Siädte sind groß und fest. Wir iahe» dort Riesen, gegen welche wir wie Heuschrecken waren. — Bei unserer Anwesenheit in Eriha könnt« man diese? Bild bei nahe umgekehrt zeichnen, als sich unsere stämmigen Westfale,, und robusten Bat,er» vor die Söhne von Neu-Jencho stellten. Dies wird uns erklärlicher nach den Worten Pater Mcistermanns: ..Vor "0 Jabren noch war „Eriha" nichts als ein Heiner Hansen elender HUtten, in denen «ine gemischte, verkommene Rasse banste." Etwa eine halbe Stunde vo„ der sieben-hügeligen Erhöhung des alten Jericho erhebt sich der Tschcbcl O. arantana". d. i. Berg der 40 Tage oder der Versuchung, mit einer Prachtanssichr weithin. Hier hatte Jesus, vorbildlich sü,- unsere lOtügige Fastenzeit, 40 Tage gefastet und hierauf den, teuflischen Versucher zugerusen: „Du sollst Gott dem Herrn, deinem Gol, dienen und ihn olle!» anbelen." <Luk. 4, 1—13 ) Unweit erblickt man das grsi-rlüsche Klo ster St. Georg, wie ein Schwalbennest an den graue», öden, von der Sonne erhitzten Felsen erbau!. Der Tag gebt hier fast ohne Abenddäinmernng schnell zur Neige. Als wir bergauf Jericho ver ließen, erschienen u»S die Oelslännnchen da drunten in den Lehm hütten wie Johanniswürmchen. Es l,errichte noch «ine schweißvotte Schwüle, Leut« daselbst versicherten, daß auch noch im September vielfach am Tage im Schalten eine Hitze von 43 Grad Neaumnc und ln der Nacht noch bis 30 Grad Reanmnr herrschten. Ein Pil ger klagte, daS wäre der reinste Hexenkessel, und der andere tröstete ihn, daß «S allda wenigstens kein« Hcxenichüssc gibt. Je höher w,r nach Jerusalem stiegen, desto merklicher nahm die Schwüle der Nackt ab, Räuber haben >mz keine überfallen, davor schützte r»s Grs flinke Auto und die Dunkelheit der Narbt (Fortsetzung folgt )
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