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Nu«mer 54 — 29. Jahrgang cknAeini »ma wvckientl. mit den Illultr, <«raN«deitag»n .Dt» Well' und der «tnderbeitaae.Frohmut'. >owte den rendettaae» ,St. Venno-BIatt' .Unierbalmn» und Witten- .Dt» WeU der yrnn'. .Nerititicher Nn>neber- .Da» oute Bückt' .FItmrund. jcktmi'. Monalltihrr Be,ua«vret« 3 MI. etnlckl. BeUrNaeld. kmzelnummer l« 4 Sonnabend- u. Sonntaonummer ttv 4. H-uvUckrttiielter, De. «. D»«e,vk. Dretden. LachiWe Mittwoch, -en 5. Mürz 1959 >lle»l«o»o», , r>e,»den Anzetgeuvrett«, Dte loewalten» B«M/,eN» y» 4, Namtl««!, anreioen ».LIellenqemck,» »<»4. Die Peltlreuameeett» 4!>ma> breti. I Fs,r t>l„,eive» auherbald de» Berdreuuno»oebtct«< 4<»4 dieBetttreNamezeUe I.NU-e. Arieincb. N<» 4 ImFall« HSberer »ewa» erwchi ede BervIUckMing aul Ltelernno »owt« Erkülluna v. Anzetoen-Auiirttaen ». Settinna v. SLadenrrtatz. «e>ck>ckitU«ei reit Fron, vunoart,. Dresden. !» Get»äN»fte«I«. Lr»a«.»v«»lao> »ermmna. «^1. sür «ertao und Drucker«». Ftttat» Dre»den. Dre»d«n.<I. l. <jolierttras,eI7. FernruiSlvlL. Loltlck>eckl-iuo Drekden »7NL BnnNonin Eeadtb»»' Dresden Nr «NM Für christliche Politik und Kultur Stevakt»,» d»r LSckittlckieu Volks,e>»un« Lrerdon.üMttadi t. BoNerltratze >7. Fernriu Mll und rlUIL Wird die Krise vermieden? Die Kredite für die Arbeitslosenversicherung sotten in den Etat eingestellt werden Neue Vorschläge Moldenhauers Berlin. 4. März. Das Reichskabinett tritt heute nachmittag 4 Uhr zusammen, um di« Beratung der Deckungsvorlagen siir de» Etat 1930 fortzusetzen. Das Kabinett wird sich in dieser Sitzung mit der inzwischen erfolgten Stellungnahme der Fraktionen, insbesondere zur Frage des Slotopsers, befassen müsse». » Die Pause, die durch die Vertagung der Kabinettssitzung entstanden war, ist eifrig benutzt worden, um die von allen Seiten gefürchtete Krise »ach Möglichkeit zu verhüte». Pin» knüpfte dabei an den bekannten demokratischen Vermitt- lungsvorschlag sNoiapser, das 1931 zurückgezahlt wirdj an, der allerdings in dieser Form wohl kaum brauchbar ist. Ta die Vakksportei sich in der Frage des Notopfers festgelegt hat. wird man wohl diesen Ausdruck und diese Form der Abgabe vermeiden müssen, wenn man um die drohende Krise herum- kommeu will. Diese Einsicht scheint sich inzwischen auch bei den Sozialdemokraten Geltung versclzafft zu haben, denn der sozialdemokratische Parteivorstand hat gestern eine Bera tung abgehallen, über die folgende Mitteilung ausgegeben worden ist: „Der Vorstand der sozialdemokratischen Neichsiagssrak- >!o» trat am Montagnachmittag zu einer Sitzung zusammen, an der sämtliche der Fraktion «»gehörenden Minister leil- pahmcu und in der über den gegenwärtigen Stand der Ver handlungen über die Regelung der sinanzicllcn Fragen Bericht galtet wurde. Es wurden keine 'Beschlüsse gesagt, doch !' D b-e -i-» herrschte volle Einmütigkeit darüber, dag die Verabschiedung der Nounggesetze nicht durch innerpolitische Streitigkeiten ver zögert werden darf und das', siir die schwebenden Finanzfragen eine Lösung gesunden werden muß. die sowohl der Ausrccht- erhaltung der sozialen Institutionen, insbesondere der Arbeits losenversicherung, in dem bisherigen Umfang gewährleistet als auch dem Gedanke» eines Opfers de r Best tz enden sür die Sanierung der Finanzen Rechnung tiägt." Bom Nvtvpfer der Festöesoldeten ist in dieser Mitteilung keine Rede mehr. Ofsenbar ist es der SPD. darum zu tun. siir ihre Agitation ein Gegengewicht zu gewinnen an gesichts der Talsacl>e. daß sie der Erhöhung der wichtigste» in direkten Stenern sTabak. Bier. Kaffee nss.) zugeslimmt hat. Diese Stellungnahme der Sozialdeniokrotie dürfte den Gegenstand der Beratungen des Fraklionsvorstandes der Deut schen Volkspartci gebildet haben, der heute vormittag in An wesenheit des Finan,'.Ministers Tr. Nt 0 l de n h a u e r getagt hat. — Die „Bossische Zeitung" will wissen, daß Moldenhauer beabsichügt. den Gedanken des Notopsers ganz falle» zu lassen und die Kredite sür die Arbeitslosenversicherung iw Etat 1930 zu sichern. Ans diese» Vorschlag, der bisher als unmöglich galt, darf man gespannt sein. Angeblich beabsichtigt der Neichs- finanzminister. schon heute dem Kabinett diese» Borschiag und ein Stciiersenknngsprogramm siir 1931 auszuarckeilen. Es ist aiizunehmen, daß a» diesen neuen Vorschlag des Finanzministers sich die weitere Erörterung anschließen wird und daß man alles daran setzen wird, die drohende Krise zu vermeiden. Das Zentrum aber wird an seiner grundsätzlichen Forderung, daß vor Annahme des Aoungplanes eine Klärung der strittigen Finanzsragen In besonderer Form ersolgt sein muß. über alle Wechselsälle dieser schwierigen Verhandlungen seslhalten müssen. Ueberschwemmung in Siwsrankreich Wassersnot in Toulouse Paris, 1. Mälz. Die Schnccschmcsze bat in Südfrankreich große Ucbcr- j ch >v c in m u n g e n zur Folg« gehabt. Am Zusammenfluß des ear» »nd dcS Agout bei Vitlemur ist d>> Ausmaß der Ilebcr- j.hwemmimgcn am größten. Hier ist das Ta! in einer Breite von " Kilometern unter Wasser gesetzt. Das ganze obere Tarnt«! ist überschwemmt. Die Einwohner der Städte von Albi bis Moissac konnten sich retten, weil rechtzeitig gewarnt worden war. Die Stadt bastrrS ftrht völlig unter Wasser. Drei Häuser sind hier ringc- jlitrzt. 2» Personen solle» ums Lebe» gekommen sein. Die Stadt Montauba» ist von allen Seite» von jedem l Acrkchr abgeschnittcn. In mehreren Stadtvierteln sind Häuser ei»- ^ ii stürzt- Etnxi 10 Soldaten, die bei den NettungS- und BeigungS- , cnbeiten mitgcwirkt haben, fehlten beim Appell. Zeuge» wollen ge sehen haben, wie zwei von ihnen bei den Rettungsarbeiten crtran- bn. Die Stadt Montauban bat zur Zeit weder Trinkwasser noch Gas. noch elektrischen Strom. Ein Rettungsboot zerschellte an einer Mauer, einer der Insassen ertrank. Infolge der kritischen Lage sollen die Behörde» sxgar eine vorläufige Aussetzung der iliettung-arbcilcn aiigcoednet tiaben, um nicht weitere Menschen leben auss Spiel zu setzen. Ei» Automobil ist, als es eine Brücke m der Nähe von Montanban posierte, infolge des plötzliche» Ein sturzes der Brücke von den Fluten verschlungen worden. Auch die bei Toulouse gelegene Orlschasl Villen, ur am Tarn ist außerordentlich schwer heimgcsucht worden. Sie ist eben falls vollkommen vom Verkehr abgeschnitten, 600 Arbeiter sitzen in einer Fabrik, die überschtvemmt ist, fest. Das Rathaus in Villemur ist cingcstürzt. Ans den Straßen in der Nähe von Toulouse stck^t das Wasser teilweise bis zu 5 Meier hoch. Zwei Hängc- ütktckcn siird weggeschwcmmt worden. Die Regengüsse halte» a» und die Flut steigt weiter. Zahlreiche Häuser sind bereits «iuge- ßürzt. Ui» 1 Uhr nachts war die telephonische Verbindung mit Nonlaiiban von allen Seiten vollkommen abgeschniltc». In der Umgebung von Alb! sind drei Brücken cingestürzt ' >w drei Pcrsone» umr Leben gekommen. Bei Earcasomie ist e>» Tunnel au der Strecke Bordeaux—Ertte iusotge der uuhoitcudcu Regengüsse eiugestürzt, Die Reisenden werden mit Postauto wei ter befördert. Schiffsunfatt auf der Unlerelbe Hamburg, 4. März Der holländische Dampfer „M 0 e n a". ans der Reise von Niederländisch-Indien nach Hamburg begrif fen. geuet gestern obend in dem dichten Nebel aus Grund, Das Schiff erlitt eine Ruderhavarie und wurde manövrierunfähig. Zwei Schlepper sind unterwegs, um den Dampfer »ach Hambur'g zu assistieren, da er die Fahrt nicht mit eigener Krasl fortsetze» Kann. Der holländische Dampfer ist 9361 Tonnen groß und gehört der Stoomvaarl Maatschappij Nederland, Amsterdam, In der Nordsee und in der Elbmündniig ist die Sicht weiter auf wenige Meter zurückgegangen. Erdbeben in Kalifornien Krawler, lKalisornien), 2. März, Das Erdbeben, das gestern nachmittag das gesamte Im perial Valley erschütterte, war das schlimmste, das seit 1906 in Kalifornien verzeichnet worden ist. Es wurden in der Zeit von 3.4 -5.15 Uhr nicht weniger als 22 Erdstöße registriert. Vier Erschütterungen waren außerordentlich stark. Das Zentrum des Bebens befand sich in Brawley Der an Gebäuden aiigerichtete Schaden ist beträchtlich. Verluste an Menschenleben sind nicht zu beklagen, doch sind viele Per sonen durch herabfallende Mauerstücke verletzt worden. Es entstanden auch einige Brände, die jedoch rasch gelöscht werden konnten. Beisetzung Merry -ei Vals Rom, 1. März. Gestern iand i» der Pclerskirchc die seieUnhe Beisetzung des verstorbenen Kardinals Merry dcl Val statt. Der Tolenseicr wohnten der Bruoer uni» der Nesse des Verstorbe ne», ferner das Diplomatische Korps, der Päpstliche Hos, verschie dene Erzbischöfe und Bischöfe. Vertreter der religiöse» Orden >md Ser spanische Botschafter de Maaaz als Vertreter des .Königs Aisons Xltl bci. Das Kolleklivierungs-Zlasko der Sowjets In der offiziellen Berichterstattung ist die Getreide« beschasfung der „große Erfolg": 100 Prozent des Getreide« beschasfungsplanes sind zum 1. Januar erfüllt worden, während die Beschafsungen von Brotgetreide 99.6 Prozent des Planes erreichten. Nebenher verkündet man, daß dir Brotkarte zwar noch beibehalten werden muß, aber dl» Brotrationen sich erhöhen werden — für die Landbevölke rung, in einigen innerrussischen Industriestädten und in Mittelasien. In Moskau und Leningrad bleibt der Leib riemen eng geschnallt, bleiben die Schlangen vor den Le bensmittelgeschäften, wächst der Haß und die Mut der frierenden und hungernde» Volksinasse und läßt sich au» an den im Amt und in der Zuteilung Bevorzugten,. Ter andere „große Erfolg" ist die Kollektiv ie« rung des Dorfes. Der Fünfjahrplan mit seinen 20 Millionen Hektar Kolleiiivwirtschaften und entsprechen der technischer und menschlicher Ausrüstung erschien allzu gewagt und nndurchiührbar. Erbitterte Debatten und der Voltswii; verwarfen die Realität dieses Planes, die Un zahl der ergebnislosen und Volkswirtschaft und Lebens« Haltung erschütternden Experimente warf schwärzeste Er« innerungsschatten ans diese kühnste aller kühnen Dittatur- unteriiehmiingen. Das letzte und entscheidende Mort spricht aber, wie immer und zu allem, der Bauer! Und er setzt» den „großen Erfolg" in Szene mit seinem Sturmlanf in dir Kollektive hinein, der schon jetzt alle Planzahlen über den Haufen wirft, diese um ein vielfaches »ind durch dal Tempo der Ereignisse unberechenbar übersteigen und di« Katastrophe in bedrohliche Nähe rückt. Zwanzig Millio nen Hektar Kolleklivivirtschanen sollten mit Ende de» Fünsjahrplanes ordnungsgemäß ausgebant sein: oder 30 und bei Truck dieser Zeilen womöglich noch mehr Millio nen Hektar Kollektivwirtschaften hat russischer Bauernwiils aus der Erde gestampft im zornigen Protest gegen ange« taue Gewalt. Sieg des Kommunismus auf der ganzen Linie, po saunen die Getreuen Stalins in die Melt hinaus. Ein im ersten Halbjahr erfüllter Getreidebeschasntnasplan — 1t Millionen Tonne» in dieser Zeit gegen rund 10 Millionen Tonne» in 1923/29 überhaupt —, die vielen hnndert- vrozentig kollektivierten Nauons mit ihren Mammntkollck- tivwirtschasten von 30 bis 100 000 Hektar oder die statt planmäßig einer halben Million über süniviertel Millio nen von ihren Besitzern ausgegebenen Laiidwirtschaften sind die aufsehenerregenden Etappe» der endgültigen „Li quidierung des Kiilakentiims", der sich mit ungeheuer licher Wucht vollziehenden Vergesellschaftung des Land besitzes. Und in der. Tat: die Planauiitellniigen iind im Beschaffnngsergebnis überschritten und die Auilösung des bäuerlichen Privatbesitzes ist im vollen Gange! Der „Sieg des Kommunismus" ist aber alles andere, nur nicht die Bewaltiaiing schwerer Wirtschaitsnöte: G«- treideersassung und „Liauidierung des Kulatennims" und „Erfolge", aber nicht siir die Realitäten der Svwjetwirt- schaft. DieAttrappe herrscht in den beweisenden Zahlentabellen, widerspruchsvall bleibe» visizielle Mit teilungen gegenüber den dekretierten Maßnahmen. 14 Millionen Getreide sind eriaßt und die Ernährung der Städter und der Armee ist gesichert heißt es. So wenig daran gezweifelt werden mag. so außer Frage ist. daß das flache Land, die Millionen und aber Millionen der Dorf hütten. dermaßen a» Korn entblößt ist, daß Ernährung und Aussaat bereits gefährdet sind! Die Methoden der Gctreideerfassilng sind bekannt durch die nicht abreißeuden Meldungen von Vauernerschießungen. die noch an der Tagesordnung sind und bleiben werden, Grotesk ist die Eetreideerfassiingsvraxis gewesen, noch grotesker ist was zu den Todesurteilen außerordentlicher Gerichte geführt hat: gibt es doch T 0 d e s r> r t e i l e a » f Grund nicht e i n g e h a l t e n e r tt e b e r s ch ä tz u n q e n. Wie lange wird es also »och dauern, bis man das slacke Land, die Dorfbevöllerung, wird mit Brokaetreide versorgen müssen^ Schon setzt weiß man zu berichten vo» der Brot knappheit im Dorfe und gibt zu, daß der unter Sowsctauf« sicht gestellte Bauer wobl sür die Herbitausiaat pilügte, aber kein Saatkorn zum Säe» batte. !l»d so ist die Frag« nur noch, wieviel von den 1l Millionen Tonnen Brotge treide, die für eine rationierte Versorgung von Stadt »nd Heer neben einer eisernen Reserve ansreichen mögen, wieder auss Land zurückiließen werden müssen Oder werde» der Städter und der Rotarmist auch das Stückchen Brot des Dvrilers mitverzehren'? Die „Liquidierung des K u l a k e n t u in s" svll »ach dein Willen des Diktators direkt «nd indirekt der landwirtschastlichen Kollektivierung diene». „Liquidieren" gehört seit jeher zum Bestände des revolutionären Wort- schatzes, zur Bezeugung echtester revolutionärer Energien. Kein wirklicher Sowieimann ist denkbar, dem ..Lianidie«