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Sächsische Volkszeitung : 12.02.1930
- Erscheinungsdatum
- 1930-02-12
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-193002124
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19300212
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19300212
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1930
-
Monat
1930-02
- Tag 1930-02-12
-
Monat
1930-02
-
Jahr
1930
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 12.02.1930
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wissen getadc» bat. ist nicht geeignet. di« numnehr über die Vorgänge in Russland an den Tag gelegte Enivöriina zu rcchlserligen. Tort ist Untat zu Untat getiäust worden und selbst vor Morden wurde nicht zurückgeschreckt. Was also kann dann den Papst zu seinem aus« scbcncrreoendcn Vannstrahl gegen Moskau veranlasst haben? Mora lische (Gründe dürsten es sedenialls nickt sein. Wahrscheinlich fleht man darum nickt fehl, wen» man de» nmhren Grund i» der Furcht vor dem Verlust der rn'st'chen Kirchennüler erblick! " Mon sieht, die Dolsssstimme muh die ältesten Laden hüter hervorholen, um gegen den Schritt des Papstes irgend etwas sogen zu können. Hinsichtlich der Haltung des Papstes während des Krieges wird heute wohl von allen ob'ektiven Beurteilern zugegeben, daß der Papst die einzige neutrale Macht war. die sich mit Ernst und Autorität um die Wiederherstellung des Friedens bemüht hat. Auf der anderen Seite könnte man fragen, was denn die sozialistische Internationale getan hat. um dem Völkermorden ein Ende zu machen. Haben nicht die So zialisten in allen Ländern die Kriegskredite bewilligt, hoben nicht Leute, die heute höchste Stellen in der SPD. bekleiden sz. B. Herr Heilmann in Preußen) annexioni- stische Kriegsziele verfolgt? Die Bolksstimme sostte sich lieber ,-m diese Erinnerunoen kümmern, als vom Segnen der Waffen zu sprechen, also von einer kirchl'chen Hand lung. von der sie offenbar nichts versteht. — Was schließ lich die angeblichen Untaten der Katholiken in Mexiko onbetrifft. so glaubt beute längst kein vernünftiger Mensch mehr an diese Lügenmärchen der Regierung Cal les. Daß die Bolksstimme lediglich materielle Gründe für den Schritt des Papstes sieht, ist bei einer Vertreterin der materialistischen Geschichtsauffassung schließlich verständ lich. Die k o m m u n i st i s che Presse gefällt sich in einem widerliäien Geschimpfe. Zur Erbeiterung unserer Leser sehen wir den Wutausbruch der Dresdner „Arbeiter- st i m m e" hierher: „Fm Vatikan erlässt der Papst eine Bannbulle flegen den Bolschewismus von io unbcickreiblicber Niedertracht, dass man an dem Verstand des „.Heillern Vaters" zu zweifeln ge neigt wäre, wenn man nicht wüsste, dass es sich hier nur uni einen Tech der wilden antiiowsctislchchen Hetzkampagne bandelt, die vom Norden bis zum Süden, vom Osten bis zum Westen die Regierun gen aller europäischen Staaten zu einer heiligen Allianz gegen den Bolschewismus vereint." Bezeichnend für diese Auslassung der Arbeiter stimme ist. -daß ganz gleichwertige Beschimpfungen gegen die deutsche Regierung wegen des Urteils im Tschermou- zen-Prozeß gerichtet werden. Bon den Partisanen Mos kaus kann man es schließlich nicht anders verlangen. Aber auch dieses Produkt ist ein Beitrag zur sächshchen Kultur- geschickte. Was müssen die armen Menschen, deren gei stige Nahrung eine solche Presse ist, für einen Begriff von Religion, Katholizismus und Papsttum bekommenl Relchsbannerforgen TaS NcickSbanncr Gross-Dresden nahm in seiner Jahreshauptversammlung einstimmig folgende Entschließung an: ..Das Dresdner Reichsbanner Schwarz-Roi-Gold erhebt war nend sein« Stimme: die Vorgänge in den Reihen der NSDAP, und ihr« gelinpcndenden Hinterniännc'- treibe» immer mehr zur Erregung und zu Ziisammcnstössen. Das Reichsbanner fürchtet zwar diele Zu- samiiicustöss« nicht, cs ist aber davon überzeugt, dass jede Minute und jede Kraft viel zweckmässiger zum Wiederaufbau eingesetzt wer den. Deshalb bittet der Ortsverein Dresden den Bundesvorstand, die Ncichsregierung und die revublikauischen Parteien nachdrückiichst auf das Treibe» der Nazis hiiizmvcikn und r»I>ckiede»e Abwelir- maßnahmen im ganzen Reich zu organisieren." — Zum ersten Vor sitzenden wurde Frank eiustimmig wicocrgewählt. s. Kommunistischer Mif-trauensantrag gegen die sächsisch« Regierung. Die kommunistisch« Landtagssraktion hat im Land tag den Antrag eingebrocht. der Landtag wolle beschließen: Die Regierung Herl nicht mehr das Vertrauen des Landtags. — Neben dem Misstraucnsanlrag hat die koniinnnislischc Landtagssraktion noch weitere Agitationsanlräge eingebracht, die sich für Herab setzung der Altersgrenze in der Invalidenversicherung aus 50 Jahre einsetzen und sich gegen den Plan richten, die Dienst- altersgrenz« der Beamten aus 68 Jahre heraufzusctzen. Ein weiterer Antrag fordert eins Aendernng des Beamtenbesol- duuasgesetzcs dayin. dass die Gehälter der Beamten — auch der Minister — 6000 RM. jährlich nicht übersteigen dürfen. Dischossseier des Bennogymnasiums Feskaklk im Kolpingshaus Dresden, 11. Februar. Das Bischöfliche St.-Benno-Gymnasium, nin dessen Austmu und Aufstieg sich Bischof Dr. Schreiber grosse Verdienste erworben hat. hat gestern im Saale des Kolpings- hcmses einen Festakt für den scheidenden Bischof veranstaltet Ellern, Schüler und Freunde des Gymnasiums füllten den Saal. Tie Feier wurde umrahmt von musikalischen Vortrügen, die Schüler des Gymnasiums unter Mitwirkung von Frl. Döhnert, Prof. Leis und I. Wagner zu Gehör brachten. U a. wurden die C-Moll Sonate für Violine und Klavier von Beethoven und C Maria Webers Perpetuum mobile für Klavier sehr sauber zu Gehör gebracht, viel Beifall fand der Kinderchor Schuberts: „Der Herr ist mein Hirt, nur wird nichts mangeln". Direktor E »giert gab der Trauer beredten Ausdruck, die der Weggang Bischof Dr. Schreibers bei den Angehörigen des St. Benno-Gymnasiums auslöse. Wenn das Gymnasium heute zur Bollanstalt ausgebaut sei und schon das dritte Abitur vollenden könne, dann verdanke es das in erster Linie dem Bischof. Unter seiner Mitwirkung seien die mannigfachen Schwierigkeiten überwunden worden, die sich dem Ausbau der Anstalt entgegengestellt hätten. Insbesondere gebühre dem Bischof der Dank des Gymnasiums, weil er auf seiner Amerika- Reise di« Mittel zum Erwerb eines eigenen Hauses zusammcn- gebracht habe. Ihm zu Ehren werde dos neue Heim des Gym nasiums den Namen „Christiancum" erholten. In diesem Hause würde die Jugend im Geiste Bischof Dr. Schreibers erzogen ivcrden. Baron O'Vyrn, der Vorsitzende des Bildungsvereins sür dos Bistum Meissen, würdigte in grundsätzlichen, gross- angelegten Betrachtungen, die von herzlicher Sympathie für den Bischof, aber auch von grosser Lebenserfahrung und innigen» Leben in der Liturgie zeugten, die Verdienste Dr. Schreibers rm die Diö.zese Meissen. Er feierte ihn in formvollendeter, lebensvoll vorgetragener Rede als einen musterhaften Diaspora- Bischof. der den Katholizismus in Eackscn herausgeführt Hab« aus dem Katakomben Dasein und ihm Selbstvertrauen und Achtung genwvnnen habe. Aus seiner wcitschouenden Sorge und seinem wagemutigen Eottvertrauen sei das St.-Benno- Gymnasium entstanden, eine Pflan-stätte. wo sür die Zukunft des Katholizismus gearbeitet werden solle In packenden Schlussworte» bracht« General O'Bnrn den Wunsch zum Auf druck, dass diese Arbeit für di« Jugend und seine ganze gewaltige Arbeit für das Wohl der Diözese dem Bischof zum Segen und ewigen Heile gereichen möge. — Professor Schmitz brachte den Dank der katholischen Elteriisckiaft des Gymnasiums zum Aus druck. Die katholisck)en Elter» wählen ihre Kinder im St.« Benno-Gymnasium in guter Huk, der Weltanschauung nach und der missenschastlichen Ausbildung nach. — Oberstaatsanwalt Viermetz sprach als Vertreter der evangelischen Elternsckfait. die evangelischen Eltern könnten bezeugen, dass aus dem Benno- Gymnasium nichts trennendes betont werde. Die evangelischen Eltern seien sich bewusst, dass dieser versöhnliche, positiv-christ- l che Geist der Gesinnung des Bischofs entspräche, und sie freuten sich, dass der heutige Tag ihnen Gelegenheit gebe, das zum Ausdruck z» bringen. Bischof Dr. Schreiber dankte für all die ehrenden Worte, die an ihn gerichtet worden seien. Wenn man von einem Kinde Abschied nehme, das man mit Sorgen grossgezogen habe', dann sei das ein schmerzlicher Abschied. Das St.-Benno- Gymnasium sei für den Bischof ein solch liebes Sorgenkind ge- wesen. Allen, die mit ihm diese Sorge getragen Höllen, habe er Grund zu danken. Vor allein Direktor Englert. dessen Energie. Opfermut und Gottvertrauen zum Ausbau der Anstalt unent behrlich waren, ebenso dem ganzen Lehrerkollegium, das heute in voller Harmonie pädaaoaftche Qualitätsarbeit leiste. Donk gebühre auch der Elternschaft, in der Kalboliken und Pro testanten in fricdlickier Gemeinschaft zusammenarbeiieten. Be sondere Verdienste habe sich das Kuratorium erworben, an feiner Spitze die Direktoren Keller und Dehlinger. deren Opfersinn die Anstalt viel zu verdanken habe ebenso der Bildungsverein unter K. M. Pewbour und Baron O'Bnrn. endlich Gräfin Rothen burg und viele ander« Damen Auch die säckfikche Staatsregie- rung dürfe nicht vergessen werden, die tm Geist« der Parität dem Gymnasium die Anerkennung als Volianstalt gegeben habe. — Für die Arbeit des St.-Benno-Gymnasiums müssten Grund sätze sein: strenge Schiileranswahl. wisteiilchatiöch vollwertiger Unterricht, harmonische Verbindung von Reliaions- und Fach unterricht. Das Benno Gnnniaiinin koste als ein besonderer Bildungstyv, als der seit Jahrhunderten bewährte Typ der ckristlich"n Sckute mit den anderen halb ober ganz verweltlichten Tlwen in Konkurrenz trete». Der Bischof hinterlasse der Däzese das Ben»o-Gnwnasil»ii als ein Perwüchtnis. dessen Pflege im Interesse der Sache geboten sei und fiir das von der Oeffentlichkcit Gerechtigkeit erwartet werden dürfe. Jede der Ansprachen wurde von der Versammlung mit Beifall bedankt. Dem Bischof wurde am Schluss seiner Rede eine stürmische, niinutenlaiiae Ovation.bereitet. y. vrrrelen unel 1Imgevun9 Abschiedsfeier für Bischof Dr. Schreiber Tie Katholiken Dresdens versammeln sich am So il» tan, 16. Februar, abends 8 Uhr im »rosse,, Saale des Städtischen AiiSstellniigspalastes zu einer Abschiedsfeier zu Ehre» des Bischof 8 vo„ Meißen, Dr. Christian Schreiber. Tie Festrede tvird Proscssor Tr. He id us ch ka halten. Umrahmt wird die Feier von Darbietungen sämtliche» Eiieilienchäre der Dresdner Gemeinde,, und des Mannergesangvereins. Ter OrtSverband der katholischen Verein« Dresdens, der Veranstalter der Feier, weist noch besonders darauf h.n. dass reservierte Plätze in beschränkter Anzahl in den Buchhandliinflcn Beck lNeumarkl 12) und H Trum per ^Sporer- gaise) zu habe,, sind. Es ist empfehlenswert, sich schon letzt mit Eintrittskarten zu versehen. Zur Umwandlung -er Slädlifchen Werke Dresden, 11. Februar. Wie mir erfahren, ist am Montag die notarielle Gründung der Städtische» Gas-, Wasser- ui.d Eleklrizitü:siverii»'-A.-G. gemäss dem bekannten Beschluss der Stadtverordneten erfolgt. Sie hat ein Kapital von 70 Mil lionen Mark. Die Gründung der Städtischen Slrassenbohn- A.-G. mit einem Kapital von 18 Millionen Mark, dürste noch einige Zeit aus sich ivarten lassen. : Wechsel in der Leitung des ZrntralschulgartenS. Mit Ende Januar hat der langjährige Leiter des Zenlraljchulgartcns. Ober lehrer Missbach, sein Amt niedergekgt. Oberlehrer Missbach hat seit der Gründung des Gartens im Jahre 1918 die Leitung geführt und aus dem ihm übergebenen Feldstück unter Mitarbeit der Städti schen Gartenverwaltling einen Schulgarten geschaffen, der in weite sten Sehulkreiscil di« grösste Wachiung findet. Fast sämtliche stad» tische Schulen veriorgl der Garten mit dem notwendigen Pslanzeii- maierial sür den Unterricht in Naturkunde. Mit der weiteren Lei tung des Zenlralschulflariens wurde Lehrer Schlechte, 10 Volks schule, betraut und von Sladtral Dr. Matthes in sein Amt einge- tviesen. : Neuer Bauhof in Reick. Mit der Errichtung eines neuen städtischen Bauhofes wurde vor einiger Zeit an der Mügelner Strasse, in unmittelbarer Nachixirichafi des Stcasseiibalmhoirs Reick, begonnen. Günstige Wttlerunflsverhällnisse ermöglichlen es die Arbeiten verhält».smässig so weit vorwärts zu bringen, dass jetzt de- reits die Aulchlnssgleise der Strasscnbabn. die dem Hcranbiingen des Materials Lurch Güterwagen der Ltrassenbahn von den verschie. denen Gülcrbahnliöseii der Stadt und vom Hafen ans diene,, tollen, fcrliggestetlk werden konnten Durch den Ba» eines von der Miiget- ner Strasse abzweigende» Fahrweges wird aiisscrdc,,, der Verkehr anderer Lastzabrzeuge nach und von dem Bauhöfe ermöglicht. Nach Fertigstellung des neue» Bauboics der das viele bei össentl.-beu Arbeiten im weitverzweigten südöstliche» Stadlgcbiet benötigte Ma terial aufiickmeu soll, kan» der gegenwärtig ähnliche» Zwecken die nende. sonst aber leergestcllte Strassenbabnbof in Leuben wieder frei, gemacht werden. : Vcrkehrsunsälle. In Dresden-Neustadt liefe,, am Moulag zweimal Kinder in Krastsahrzeuge hinein. Auf der Leipziger Strasse helras cs einen neunjährige,, Knaben, der gegen den Autobus der Linie Leipzig—Döbeln—Dresden geraten tvar, und an der Ecke der Escheilstrasse—Dammweg ivar ein erst sieben Jahre alles Mädchen in eine Antodroschke gelauie». Beide Kinder kamen erfreulicherweise mit leichteren Schäden davon. d. Bezirksversammluna der Dresdner Landwirtschastokammcr. Di« Krcisdireklio» Dresden der Säcbsiichen Landwirtschastskammer hielt in Pirna eine gut beiuchte Bezirksvcriammlung ab, in der Landwirlsckxillsrat Tr Binder Uber das Thema „Hemmungen und Gefahren bei Gutskaus und Gutsvacht" sprach. Ter Redner erklärte die Mehrzahl der Zwangsversteigerungen mit der Äikrtüber. schätz»»» der Betriebe. Für ein Drittel aller Verniögensversälle seien di« zu Hobe» Baiiichiilde» verantworllich. Der Erbsörsker sAlberttkeater Dresden.) Ter ..Eibjörstcr" von Otto Ludwig hat uns alle» Pennälern mmc» gcwailig imponiert. Wir haben ihn im literarischen Zirkel zelcsen. ja sogar Szenen daraus aufgesührt. weil er uns säst- und kraftvoller erschien alz di« nach unserer Meinung allzu zuckrigen Klassiker, an denen wir skandieren lernte». Tie Verbindung des ro mantische» mit de», realistischen Griliidacdanken mag die Ursache gk wese,, sein. Eine äussere Anregung fehlte jedenfalls, den» solang« ich mich entsinnen kann, bat man in Dresden den Erbsörster nicht gespielt. Aeusserer Anlass zur diesmaligen Ausführung im Albert- thealer mag der Geburtstag des Dichters, der bekanntlich lange Zeit i» Dresden gelebt lxit. sein. Sein «rfolareichstes Drama Hot nicht de,, gleichen Wert a's Dichtung den» als wichtige Station im Kampfe um die Vorbereitung des Realismus. Hier steht Otto Ludwig Hand in Hand mit Hebbel, der im übrigen freilich der ungleich Tiefere und Grössere ist Und etwas ist Ludwig dock überraschend gut ge glückt, so gut. dass auch beute noch eine Ausführung willkommen er scheint: Kernig; Volkstümlichkeit und starke dramatische Wirksam keit. Der Erbsörster ist viel bespöttelt worden. Tie Thealcrefsekte, die manchmal an die Grenzen des Komischen streife», habe» sogar zu Parodien gereizt. Heute ich«» wir wieder eher über dergleichen hin weg. Umso fschllxirer wird aber die Betonung der Schicksalslragödie, di« mitunter bc nahe an die Ausgeburten des unseligen Zacharias Werner hcranreicht. ES ist da ein« Menge des Unwahrscheinlichen znianmiciigetrage». das »un im modernen Rampenlicht erst reckt un wahr wirkt. Der Thcatcrböiewicht i» Reinkultur ist ebenso vertreten wie das Quälend« und Abstoßende, das sich In den Handlungen an derer Personen, io ancb i» denen des Titelhelden selbst offenbart, der nach uiiserm Empsinüc» beinahe valbologisch-atber» sich gebärdet, ohne dass sich dafür eine innere Begründung finden ließe. Wir habe» das bei den Tichlern der Schicksalslragödie so oft erlebt, dass st« OK» stallen von Dichters Gnaden hcrvordringen. denen dann — nament lich in ihre» Afiekllandlniigcn — jeder Schimmer wirklicher Mensch lichkeit iedft. Augenblickliche Verstimmungen des Dichters haben svlck,« Unmöglichkeiten ausnclöst. Man ivürt aber auch hieraus die Vorbereitung des Realismus. Die Dichter tappten eben noch im Dunkel. Der Ausgang des Stücks führt auS dem „Wüten des Schick sals" zwar wieder ins Mcnicheuland zurück, aber das unnatürlich Quälende bleibt doch bestehen. Kaum ein« Szene lässt das Gefühl bei Beirkinng oder der Erhebung zu. Interessant »vor darum die Aufführung des alten Stücks doch, auch wenn sic. wie das leider geschah, leine Schwächen eher bloss- legte anstatt st« zu verdecken. Man erlebte ein handfestes Theaterstück mit Knalleffekten und versteht — freilich schminizeliid — die lang jährige starke Publikumswirkunn. So manebe Szene packte gewaltig und man hatte den Eindruck, dass die Möglichkeit eines gründlichen Studium« »och vieles hätte wahrscheinlicher machen können, soweit nicht der Dichter von vornherein solche Absichten vernichtet. Man spielte in, grossen und ganzen Volksitück und das ist «in« Lösung, die passiere» kann. Allerdings wurde manche Besetzung zum Ver hängnis. So Alice Weymuth. di« bossentlich selbst davon überzeugt ist. dass sie für diese Mutter nickt einen einzigen Aus druck findet. Dafür kann sie nicht. Ihr Gebiet beginnt anderswo. So auch Vendep . der sich nur mit einem Referat der Rolle Steins begnügt. So schliesslich Studt, der sa auch ganz wo anders zu Haus ist. Dafür entschädigte besonders Albert Willi. Es war recht erfreulich, den Künstler wieder einmal in dem Bezirk anzn- tressen, in dem er so trrsslich zu gestalten weih. Diese sastvollen alten Haudegen zeichnet er immer mit bemerkenswerter Schärf Er allein ist auch im Affekt klar und ohne Ilebcrtreibung. Neben ihm kann sich Johannes Barthel sehen lasten. Sein Andres hatte Umriss. Und schliesslich sind noch Wcnck. der feinskizzicrte Buch halter. Gühne und Aniii Wilke. das Brautpaar, Wild- bergs Buchjägcr und Iähnias Pastor zu nenne». Die Spiel, lcitnng hätte daraus achten sollen, dass nicht so oft gegen den Be» griff des Ensembles gespielt wird. Tadnrch ivcrde,, dichterisch« Feh. kr gar zu leicht a» den Rand der Katastrophe geführt. Zck. Dresdner Lichtspiele Weit Uber dem Durchschnitt steht der Film „Scapa Flow" dessen Uraufführung in den U. - T. - Lichtspielen statt» fand. Er ist ein Dokument der historisckpm Ereignisse im Jahre 1919, als bei Scapa Flow deutsche MariNeliommandanlen den von den Engländern internierten Kriegsschiffen freiwillig ein Grab bereiteten. Am Sonderbeispiel des Linienschiffes „Mark graf" und dessen Kommandeurs v. Klockow wird dieses Stück Kriegsgeschichte von neuem.zur Wirklichkeit. Auch die Vor geschichte der Senkung der Kriegsschiffe, der Ausruhr unter den Matrosen ist geschildert. Sa ist der Film erfolgreich bemüht, dem historischen Geschehen in sachlich wirkungsvollster Weise gerecht zu werden. Dos ansverkaufte Haus nahm den Film denn auch mit überaus starkem Beifall auf. der sich noch stei gerte, als Otto Gebühr, der mit bekannter Eindringlichkeit die Hauptrolle lKonimandeur v. Klockow) spielt, auf der Bühne zeigte. Der tiefe Eindruck, den der Film hinterlässt, wird nicht so leicht zu verwischen sein. Ter neue Uia Film ..D er weihe Teufe l" lUsa-Palast). der nach der gleichnamigen Novelle von Leo Tolstoi gedreht wurde, fesselt vom ersten bis zum letzten Bild und Ton. Ivan Mossoukin, dem man in der malerischen Tracht des Hadschi Murat den Koukasier glaubt, schöpft die Mögliä>- keiten, das tragische Schicksal des weihen Teufels menschlich wahr zu gestalten, voll aus. Er ist der Held einer kaukasischen Ortschaft, die sich gegen den Terror unter Nikolaus I. Herr schaft auslehnt. Die sich entspannenden Kümos« und Intrigen zwischen Zarenhof und Dorf geben der Handlung Tempo und Spannung. Wildromantische Naturaufnahmen: gigantische Felsen, tiefe Schluchten, durch die sich enge Pässe winden, er höhen noch die Wirkung. Zudem ist der Film ausgezeichnet musikalisch illustriert, man kann fick der reinen synchronen Wie dergabe iitzgelrübt freuen, die Chöre der Donkosaken haben nichts von ihrem Wohllaut eingebüsst. Von den vielen Dar stellern um Ivan Mossoukin. die sich alle gut in den Rahmen einstigen, seien vor allem Betty Amon und Lil Tagover genannt. Wenn im weiteren die Regie an manckien Stellen das rein Bild« massige und die gross« Aufmachung etwas abgeschwächt hätte, wäre an diesem Film nichts anszusetzen. Völlig auf Humor und Unterhaltung ist der Film „Ruhiges Heim mit Kück>enben»bii»g" im Zentrum eingestellt. Fritz Schulz hat wieder einmal in einer ihm recht liegenden Rolle die Locker auf seiner Seile. Die zahlreichen Verwechslungen und Verwirrungen, die er als Baibiergehllse heraufbeschwört, könnten am End« nicht kurzweiliger gelöst werden, zumal mit Henry Bender, Ida Wüst. Albert Paulig, Kurt Vespermann und Lucie Englisch ein Ensemble zusanimeiigestellt ist. dem der lustige Unsinn selber Spass macht. Der Schlagerlicd-Film „Wer wird denn weine», ivcnn man auseinandcrgeht" im Prinzess-Theater ist offensicht lich nvr konstruiert worden, um Dina Grolla Gelegenheit zu geben, ihre Talente als Detektivin zu erproben. Daß dazu aber Zwischentitel erfunden werden mussten, die lustig sein sollen, aber nur wegen ihres Blödsinns verlacht werden, gereicht dem Film nicht zur Ehre. Bilder aus Southampton. London und Poris, bilden de» Rahmen zu der wenig überzeugenden Ge schichte des vcrmelntlichen Hochstaplers und der Detektivin, die sich am Ende doch noch „Kriegen". Von Richard Eichbergs Regie hätte man sich mehr versprochen.
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