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Beilage z« Nr. SSL der „Sächsischen B»lkSzetta«g- vs« S». Dezember L»v«. Reichstagswahl und Beamtenschaft. Die Reichs- und Staatsbeamten sind schon wiederholt vn die Regierung herangctreten, um eine Erhöhung der Aohnungögcldzuschüsse zu erlangen. Trotz der Bemühungen der Abgeordneten, besonders der Zentrumspartei, lehnten die Regierungen mit Hinweis aus die schlechte Finanzlage Sie Erfüllung der berechtigten Wünsche der Beamtenschaft ab. Auch der Etatentwurf für 1907 enthält keine erhöhten Gehälter, wie man gehofft hatte. Nur ganz geringe Ver- bessern,,gen hat der Entwurf vorgesehen. Die „Deutsck)e Loftzeitung", das Organ der größten Beamtenorganifation. gibt die Stimmung rn der Beamtenschaft in Nr. 51 vom 10. d. M wieder, indem sie schreibt: „Abgesehen von den notwendigen Stellenvernichrungen, die einer verhältnis mäßig kleinen Anzahl von Beamten das Aufrücken in höhere oder in etatmäßige Stellen ermöglichen, bringt er (der Etat) für die mittleren Bcanrten nichts, rein gar nichts; ins besondere läßt er wiederum die sehnlichst cnvartete, unum gänglich notwendige Aufbesserung ihrer Gehälter vermissen. Die grenzenlose Enttäuschung, ja die Empörung, die sich über ein solck>es völliges Regieren der infolge der seit Jahren herrschenden Teuerung eingetretenen schweren wirtschaft lichen Bedrängnis der gering besoldeten Beamtenklasscn seitens der Behörden in unseren Kreisen Luft macht, so zu schildern, wie es der Wirklichkeit angemessen wäre, müssen wir uns — gewiß nicht aus eigenem Triebe — versagen. Aber für denjenigen, der nur ein Fünkchen Verständnis für die Not unserer Zeit rmd für die Folgen der völligen Zer störung des wirtschaftlichen Gleick)gewichtes in tausenden und abertausende,, von Beamten Haushaltungen besitzt, dem sich bei eigenem Wohlleben nickst das Herz verhärtet hat gegen das von Kummer und Sorgen erfüllte entbehrungsreiche Dasein anderer, für den bedarf cs ja auch keiner Schilderung des Seelenzuftandcs, in den, sich heute die der Auspowerung von allen Seiten sckyitz- und wclnckos preisgegebene Be- aintenschaft befindet Das Wort von der „Verelendung der Massen" —.Lug und Trug ist's, wenn eS heute auf jene Kreise angcwcndct wird, auf die es seinerzeit gemünzt war, aber als bittere Wahrheit gellt es der von Tag zu Tag immer mehr von ihrer früheren, ohnehin schon nicht be neidenswerten Position hcrabglcitenden Beamtenschaft laut und vernehmlich in die Ohren. Verkauft eure Arbeitskraft Io teuer als möglich, schraubt die Preise eurer Erzeugnisse auf schtvindelnde Höhe, verdient Geld, wenn cs sein kann auf ehrlickn Weise, die Hauptsack>e aber, verdient Geld — streikt, sperrt aus, cirvehrt euch der Konkurrenz durch Trusts, Syn- dikate oder dergleichen, bereichert euch, so gut und so schnell es eben möglich ist, das sind so die Grundtöne bei dem allge meinen Tanze der produktiven Erwerbsstände um das gol dene Kalb. Und ferne vpn der reichbesetzten Tafel in, prunk vollen Saale sitzt die Beamtenschaft an den versiegenden Quellen der Nasser Babylons und weint und schreit und bittet in herzbewegenden Klagetönen um Befriedigung des Leibes dringendster Notdurft und Nahrung. Vergeblich! Freilich. „ob und inwieweit cs geboten sein wird, die Wirt- 'chaitlick-e Lage genug besoldeter Beainten in, Hinblick auf die verteuerte Lebenshaltung zu verbessern und ob ge-, igebenenfalls die finanziellen Verhältnisse des Reiches eine solche Aufbesserung gestatten werden, sei zur Zeit Gegen stand ernster Erwägung", so erklärt der Stellvertreter des Reichskanzlers, Staatssekretär Tr. Graf v. Posadowsky- Wehner, in der Sitzung des Reiä)stages vom 11. Dezember bei der Beantwortung der von der freisinnigen Volkspartci eingebrachten Interpellation wegen der Fleischteuerung auf die ausdrückliche Frage: „Was gedenkt der Herr Reichs- Kanzler zu tun, um den Beamten und Unterbeamten sowie den sonst in fester Besoldung stehenden Angestellten der R-cichsvenvaltung einen Ausgleich zu schaffen für die nach teiligen Folgen der knirschenden Fleischteuerung auf ihre Lebenshaltung?" Wir kennen das Lied, wir kennen die Melodie: Ertvägungen, endlose Erwägungen, zu denen schon ieit Jahren Anlaß tvar, jetzt, wo nicht Erwägungen, sondern nur Taten helfen können und nur der Helle Klang ge münzten Goldes Beruhigung schaffen sowie zufriedene Ge- sichter hcrvorzaubern kann — und schtvere Bedenken ob der unvermindert traurigen Finanzlage des Deutschen Reiches, die. tvenn die „ernsten Ertvägungen" ihren Abschluß ge- tunden, sckstießlich doch noch dem Willen zur Tat hindernd in den Weg treten können. Aber ist cs denn allein Sache der Beamten, auf die unabweislichen Bedürfnisse und drückenden Verpflichtungen des Reiches Rücksicht zu üben und darum den -Schmachtriemen immer enger zu schnallen? Sind sie es nicht, die ihr Einkommen bis auf den letzten Heller versteuern »nüslcn, müssen sic auch noch jahraus, jahrein Hunderte von Mark in Gestalt unzureichend bemessener Gehälter für den Reichssäckel opfern? Graf Posadcpvsky erklärte am 12. De zember im Reick-stage, daß das deutsche Volk noch in keinem Zeitraum seiner gcsckstchtlichen Entwickelung wirtschaftlich so proßu'ricrt l)abe, wie gerade gegenwärtig. Wohlan, ziehe man nur jene Kreise des deutschen Volkes, die von dem glänzenden Aufschwünge des Wirtschaftslebens profitieren und daneben auch noch mit Hilfe von Preissteigerungen der eigenen Produkte ihr Schäfchen inS Trockene zu bringen wissen, zur Befriedigung der Staatsnotrvendigkeitcn eben falls nach ihrer vollen Leistungsfähigkeit heran, und die chronischen Finanzkalamiten werden bald beseitigt sein. Di' Beamtenschaft, die doch auch zum deutschen Volke gehört, nimmt an dessen wirtsck-atflichem Gcdeil-en nicht teil, sie ist längst an, Ende ihrer Leistungsfähigkeit und jetzt tvohl auch am Ende ihrer Geduld." Der Verfasser erklärt sodann, daß die Beamtenschaft jedes Wort eines gegen die Regierung gerichteten sehr schar fen Artikels der „Täglichen Rundschau" bctr. die Fleisch teuerungsdebatte im Reichstag unterschreibe. Am Schluß dieses Artikels heißt es, daß das Gros der Vernachlässigten — der Beamten — den „ernsten Erwägungen" der Verwal tung tvahrscheinlich nicht weniger „ernste Ertvägungen" L e i denWahlen entgegensetzen ,verde. — Tie „Deutsche Post- zcitung" seht hinzu: „Die Gelegenheit ist durch die unerwartete Auflösung des Reichs tages in unmittelbare Nähe g e r ü ck t I . . ." Nun nullen wir die Nutzantvendung mack-en. Das Zentrum sucht mit peinlichster Gewissenhaftigkeit zu er reichen, daß in der Kolonialpolitik eine sparsame und maß volle. den finanziellen Kräften des deutschen Volkes ent sprechende Finanzgebahrung eintritt. Eine solche Sparsam keit ist die Bedingung, um endlich die berechtigten Wünsche der Beamtensck>ast erfüllen zu können. Wenn eil, Beamter also der Regierung zujubelt, weil sie den Reichstag aufgelöst liat. um das Zentrum mit seiner Forderung zur Sparsam keit an die Wand zu drücken, so ist das ein Beweis von Kurz sichtigkeit. Er unterstützt damit Parteien, deren Hurra- Kolonialpolitik cs dem deutschen Volke unmöglich „rächt, seine Beamten genügend zu besolden. Manche von diesen ,verden durch die abermalige Nicksterfiillung ihrer Forde- rungen Wohl zum Nachdenken kommen und den Rat der „Dcutsck>cn Postzeitung" bei der bevorstehenden Wahl zu einer gründlichen Selbsthilfe befolgen. Tie .Haltung des genannten Verbandes sowohl als auch seines Organs gibt die Bürgsck'aft, daß der Rat niemals so ausgclegt werden kann, daß die Beainten Sozialdemokraten tvählen sollen. Für die „Deutsche Postzeitnng" können nur staatscrhaltcndc Parteien in Frage kommen als Netter in der Not der Be amtenschaft. Das ist in erster Linie die starke Zentrums- t»artei, die durch die Reichstagsauslösung zerschmettert wer den sollte. Möge die große Schar treuer Zentrumstvähler unter den Beamten aufklürend auf ,hre Köllegensckiaft wir- ken, damit das Zentrum nicht nur ungeschwäckst, sondern stärker in den Reichstag eintritt und dadurch die Erfüllung auch der bcreckstigten Forderungen der Beamten ermöglicht wird. AuS Stadt und Land. - (Fortsetzung aus dem Hauptblatt.) - Das Adreßbuch 1907 für die Orte Dohna. Dobritz, Gommern, Groß-Lnga, G-roß-Zsck-ackswih, Heidenau. Hosterwitz. Klein-Zsckx,ck»vitz. Kreisck-a, Laubegast, Lcuben. Leubnitz - Neuostra, Lockwitz, Meußlitz, Mügeln, Niedcr- poyritz, Niedersedlitz. Reick, Rippien, Sporbitz, Wachwitz, Zschieren. ist. elegant gebunden, im Verlage von Albert Piöfky Niedersedlitz, erschienen und durch denselben, sowie durch alle Buchhandlungen zum Preise von 2,50 Mark zu be ziehen. Das Buch ist für jeden Geschäftsinhaber unent behrlich. —* A chtuug ! Im „Dresdner Journal" erläßt der „Verein gegen Unwesen im Handel und Ge werbe zu Dresdc n" folgende Warnung, die besonders jetzt zur Weihnachtszeit zu beherzigen ist: „Vorsicht bei Weih nachts-Einkäufen! Die Weihnachtszeit wird von vielen un lauteren Elementen als gute Gelegenheit chenützt, ihre Neklame-Netze auszulegen, durch verlockende trügerische I Inserate und Annoncen in den Tagesblättern und durch ander Vcrösfentlichungsniittel das leichtgläubige Publikum heranzuziehen und dasselbe durch redegetvandtes Geschäfts- Personal in aufdringlick-er Weise zu bearbeiten, so daß der Kauflustige Sachen und Gegenstände erwirbt, die er später bei näherer Besichtigung und bei Jnbrauchnahine, entgegen den früheren Zusicherungen, als minderwertig, wenn nicht gar unbrauchbar finden muß. Besonders unsere Frauen welt läßt sich durch gleißnerische Freundlichkeit, Vdun-fertig- keit und gesckMte Vorspiegelung, anscheinend Eleganz uni» Billigkeit berücken und betören. Es werden ihr mit schwindelhafter Geschicklicksteit Waren ausgenötigt, die daS Ramsch- und Schleudergeschäst gern los sein will. Lockartrilel, Lockpreise in den Fensterauslagen ziehen das Publikum l-eran, überschrvengliche Anpreisungen tuen das übrige hier zu, die Kauflust anzuregen und führen zu späteren Ent täuschungen und zu der Erkenntnis, daß man düpiert, ge leimt, übervorteilt, wo nickst gar betrogen sei. Man meide daher diejenigen Waren-Änktionen und Ausverkäufe, die jenigen Ramsch- und Scksteuderbasare, Sammeltvarenhäufer und Abzahlungsgeschäfte, die sich durch aufdringliche Re klamen. berückende anscheinend niedrige Preise und ver lockende Anpreisungen verdächtig mack-en; man tvende da gegen seine Kundsck-aft im wohlverstandenen eigenen Inter esse den als reell bekannten, soliden, leistungsfähigen hier seßhaften Gesck-äftsfirmen, erprobten gewissenl-aft arbeiten den Handtvcrksmeistern zu. die Garantie für gute Ware und solide Ware zu bieten imstande sind. Kurz, man beherzige den gesck-äftlich praktischen Wahlspruch, daß „gut und billig" selten zusammen gcl-en, daß vielmehr alles Billige auch ver- lstiltttismäßig gering und nur das Gute wahrliafi billig ist. Durch vielseitige Erfahrung aufgefordert, erläßt diese wohl meinende Aufforderung zur Vorsicht der Verein gegen Un wesen im Handel und Gewerbe zu Dresden." Eisenach, 19. Dezember. DaS GeburtSliaus Johann Sebastian Bachs zu Eisenach, das seit dein 1. Januar in den Besitz der „Neuen ^chgesellsckiafi" zu Leipzig übergegangen ist. wird gegentvärlig zu einem Bach-Museum Hergerichtei. Das schlichte Gebäude, in dem der Altmeister der Töne das Lickst der Welt erblickte, mackst noch lnmte den Eindruck eines ansehnlichen, bald nach dem 30jährigen Kriege errichteten Bürgerhauses. Einige kleine Aenderungen aus den letzten Jahrzehnten sind auf Grund älterer Abbildungen tvieder beseitigt worden. Die Jnnenräume tragen meist noch das alte Gepräge. Einfache Truhen und Schränke aus der Zeit von und vor Joh. Seb. Bachs Geburt befanden sich noch bis zuletzt im Besitz der Hausinhaber. Die Wohnstube des Ober stocks mit dem Guckfensterchen nach der .Haustüre mit dem alten Klopfer, die aus dieser Familienstube auf Stufen zu erreichende niedrigere Schlafkammer, das Geburtszimmer Sebastians, und die kleine Küche sind ganz in der alten Weise erlxilten und bedürfen nur geringer Erneuerungen. Nur diese oberen Räume werden den Zwecken des Museums dienen, indem sie audgefüllt werden mit allem, was das An denken Johann Sebastian Bachs und der Thüringer „Bache" beleben, sichern und ehren kann. Sinnreiche Wkihtuchts-Geschriilik! 6sbstdllvklSl''""^>fi Titeln einfach ^ fein. Leder-u.Elfenb.-Eint» KiroSrii, echt Silber >f». k>kotogi-gpkien unä Po8tlls«-1vn von Sr bischöfl. lÄn. Nr. z>«)« lohaekor. Medaillen künstlerisch ausgeführt in echt Silbe,. Gold u. Emaille Keurilixs von 75 Pf an. Speziakllät: ttsiligenbilllse, ttsiligsn-Ztatusn. schönster Zimmerschmuck. WsillNa886l-beo1tSN '"d°rzrllan,RickeI Silb.u.Schnitzerei ^IklAlIhilllke ganz neu und sehr praktisch, Reizende Reu- I.3MPSN. heilen in 8t3kl- uncl Kupfss-8tioli6. Kkljgiö86 piiotogt-klplliöN (y"A-iwen u. Zeichnungen v. All,, Moria kreii» I. Orr. Heinrich triimper, vresüen-ll. kpttNVI'- UlUl in allernächster Nähe der katholischen Hoskirche. — Telephonat»? Zcdrsmm 4 kchteniMr, vreEn l.Sk1klllSU88lr. 27 (Telephon 3280) 8sv8tr. 18 (lilllllrtöstiols!) (lologbon vsoc.) «mploklvli ibro »onmagiivlB vig»r-i-en-IO»i'>r«r, 0 Virgin«»« . . lNeilk« (8pvr.) l.» NrvitiloctL. «k. S.- 5 70 S — IVagnor . NIorsrt . Nromstie» M. « so S — 9 — ssrsisbüeßvl- üdsr, ca K 0Ü Sorten Ligarren 6uda lmporial . Ml. 9 50 1 Amatista . . . „ 12.— - 8»ok»ong«Ill . . „ 15.— ^ » von 2'/z?l. dis 15M.ckas8taolt gratis. 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