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Weihnachtsbücherschan 1 (Nachdruck verdat,'».) Unseren Rundblick über besonders beachtenswerte Ge sck>eirkliteratur beginnen wir, wie im vorigen Jahre, mit den diesjährigen Neuheiten der Herderschen Verlagshand- lnng in Frciburg i. B. An erster Stelle steht das monu mentalste Werk dieses Verlages, Herders Konver sationslexikon (8 Bände gebunden in Halbfranz zu je 12,50 Mark). Daß Herders Konversationslexikon kein Tendenzwerk ist, sondern bei aller Betonung der katholisck>en Welranschannng mit strengster, vorurteilslosester Objektivi tät „jedem das Seine" läßt und andere ähnlick>e Werke durch seine weitherzige Unparteilichkeit und Unbestechlichkeit ge- radezu besckiämt, ist auch von der gegnerischen Kritik un umwunden anerkannt worden. Alle Vorzüge des Lexikons zeigt der neueste 6. Band infolge seiner besonders inter essanten Tresfworte (endigend mit „Pompeji") in gehäuf tem Mage. Tie wisstnfckxfftlick» Genauigkeit und doch präg nante Kürze des Tertes, das ivertvolle, technisch vollendete Material der Bildtafeln und Illustrationen können nicht mehr übertroffen werden. Ta Zahliingserleichternngen ge boten find, kann der relativ sehr niedrige Preis von 100 Mark für ackt Bände niemanden abl>alten, diesen kostbaren Sckxitz des Wissens zn erwerben. Wenn man 1008 schreibt, prangt der achtbändige Herder vollständig in den Regalen. Nicht umsonst ist in neuester Zeit von verschiedenen Seiten nach neuem Rüstzeug im Verteidigungskampfe gegen Unglauben und Zweifelsuck-t gerufen worden. Tie Neu erscheinungen und Neubearbeitungen des Herderschen Ver lages stel-en zu einein sehr erheblichen Teile im Zeichen der A p o l o g e t i k. Hetlingers „Apologie des C h r i st c n - t u m s " hat mhr als 40 Jahre lang der christlichen Ueber- zeuguug unschätzbare Pionierdienste geleistet und wird auch in einer neuen Zeit und in neuen Kämpfen dauernden Wert bel>alten. Tic beiden ersten Bände (der schon früher eingcführten Ordnung von fünf Bänden) liegen jetzt in neunter Auslage vor (gebunden in Halbfranz ü 6.20 Mk.). Der neue Herausgeber, Professor Tr. Engen Müller, ist bestrebt, an die lichtvollen, von edler Begeisterung be seelten Vorträge des Meisters nur da die bessernde und er gänzende .Hand anzulegen, wo neue wissenschaftliche For- sclmng und das Bedürfnis nach klarerer Begründung dies nötig machten. Sehr empfehlenswert für den praktischen Gebrauch sind die „Apologetischen Vorträge" von T-r. Anton Leinz, Tivisionspfarrer in Freiburg i. Br. (geb. in biegsamem Kunstleder 3 Mark). In gemeinverständ licher Form, aber mit wissenschaftlicher Gründlichkeit wer den in diesen 18 Vorträgen die aktuellsten Fragen erörtert. Nicht nur als Anleitung für Redner, sondern auch zur pri vaten Weiterbildung können diese Vorträge nur wärmstcns empfohlen werden. In zweiter verbesserter Auflage erschien: „Abende a in G e n f e r S e e," Grundzüge einer einheitlickxm Welt anschauung. von Professor Marian Morawski, 8. ans dem Polnischen übertragen von Jakob Lvermans, 8. .1. (geb. 2,80 Mark). Tas Brich des sriil-cr an der Universität in Krakau wirkenden berühmten Gelehrten ist in verschie dene Sprachen übersetzt worden und hat überall Aufsehen erregt. Der Gebildete findet hier in anziehender Farm eine wissensclxrftlich fundierte Lösung der »vickstigsten Fra gen, welche die moderne Welt bewegen. Ein an den gewöhnliclstm HauSmannsverstand sich wendende Apologie für die breiten Schichten des Volkes bieten die „ A b e n d n n t e r ha l t u n g e n zwischen Bauersmann, Fabrikarbeiter und Pfar rer" von Joseph Hößle, die jetzt in dritter, von Tr. Engelbert Käser neu bearbeiteter Auslage vorliegen (Lei nenband 2 Mark). Tiefe volkstümliche Tarstellung reli giöser Zeitfragen verdient die allcrweiteste Verbreitung. Wer Tr. Schusters verdienstvolles „Handbuch zur Biblischen Geschichte" in seiner ursprüng lichen Form gekannt und benutzt hat, wird nicht ohne einen gewissen Neid, aber auch mit aufrichtiger Genugtuung die sechste, völlig neu bearbeitete Auflage des in zweiter bis fünfter Auflage schon von Tr. H o l za in in e r bedeutend verbesserten und ergänzten Werkes in die Hand nehmen. Ten ersten Band, „Tas Alte Testament" (geb. in Halbfranz 13,50 Mark), hat Tr. Joseph Selbst, den zweiten. „Das Neue Testa m ent" (geb. in Halbfranz 11,50 Mark), Tr. Jakob Schäfer, beide Professoren am bischöflichen Priesterseminar in Mainz, bearbeitet. In einer Zeit, da die Bibel frage im Vordergründe des Interesses steht und der »vissensck»aftlicl)e Streit bin und her wogt, füllt das Handbuch in seiner neuen Form geradezu eine Lücke aus. Weder auf katholischer noch auf protestan tischer Seite besag man bisher einen Mbelkommentar von ähnlicher Uebersichtlichkeit, Vielseitigkeit und wissensckxist- licher Gründlichkeit. Schon die 52 Seiten umfassende Ein leitung (die biblische Geschichte und die Wissenschaft) bat in ihrer klaren, besonnenen, geineinverständlichen Tarstellung den schwierigen Stofs meisterhaft entwickelt, ^zn In vielen ganz neuen Abschnitten und in überaus zahlreichen Ergän zungen sind die Ergebnisse neuerer Forschungen verwertet. Auch die illustrative Ausstattung wurde wesentlich berei chert und verbessert. Ter zweite Band steht dem ersten in gar keiner Weise nach. Tr. Schäfer hat den biblischen Einleitnngssragen des Neuen Testamentes besondere Be achtung geschenkt und bietet insgesamt eine knappe, aber gründliche, den heutigen Stand der Wissenscl>aft wider spiegelnde Uebersicht. Eine erstaunliche Fülle von Stoff ist in einer jedem Gebildeten faßbaren Form verarbeitet. Keine Frage blieb unerörtert. Die moderne Bibelkritik findet eine Beleuchtung und Widerlegung, die auch den ge bildeten Laien fesseln muß. Die neuen Illustrationen wei- sen namentlich wertvolle Darstellungen ans der altchrist lichen Kunst auf. Die Vollendung des zweibändigen bib lischen Handbuches ist ein En'olg, der nicht hoch genug ein zuschätzen ist. Ten apologetischen Werken des Herderschen Verlage? nahe vernxrndt sind die beliebten Bücher von I'. T. Pcs ch („Christliche Lebensphilosophic") und IW. A. M. W e i ß („Lebensweisheit in der Tasche" und „Die Kunst zu leben"). Letztgenanntes „Handbüchlcin für Erziekwr und zur Selbsterziehung" ist bereits in sechster Auflage er schienen (geb. -1 Mark, sein 5,80 Mark) — das beste Lob für seinen inneren Wert. — Adolf von Tos;' „Ge danken und Ratschläge für gebildete Jünglinge" (geb. 3,60 Mark) erlebte bereits die 15. Auflage. Neu ist das der studierenden Jugend gewidmete Lebensbild „Ter göttliche Heiland" von Moritz M e schler . d-p .1. (mit einer Karte von Palästina zur Zeit Christi). Ein Cl)arakterbild Jesu nach den Evangelien, in geschichtlichem und kirchengeschichtlichem Zusammenhänge wirkt in unserer an Idealen armen Zeit als die beste Pre- digt lgeb. 6,50 Mark). Neu ist auch „ M u t t e r s e e l e n- allein ", Wegweiser für christliche Mütter von Wilhelm August Berberich, mit einem Vorwort von Prälat Tr. .Krieg. Als Lehrbuch der häuslichen Erziehung sehr zu empfehlen lgeb. 1,60 und 2 Mart). Als praktischer Führer auf dem Lebenswege wird „Der Jungfrau Tugen d- s s p i e g e l ", Lesungen für jeden Tag des Monats, nach s Saglio von I. M e r s m ann , sehr genihmt (geb. 2,20 j Mark). Emil Prinz zu O e t t i n g e n - S p i e I b e r g bietet den deutschen Katholiken eine Blütenlese aus den frommen Schriften des französischen Visckwss Gah unter dem Titel „Schätze des Glaubens und der Liebe" (geb. 2,60 Mark). Meschlers „Leben des heiligen Aloysius", ein (.lassendes schenk für Jüng linge, erlebte bereits die achte Auslage (fein geb. 3,60 Vff.). Von der billigen Volksausgabe der Alban Stolzschen Werke liegt „Das Vaterunser und d e r unend liche Grus;", 526 Seiten stark (geb. 2,60 Mark) aber mals in neuer Auflage vor. Es gehört zu den Büchern, die sich niemals überleben! (Forts, folgt.) VöreinsnachrLÄten (fforisktzung aus dem Hauptblatt.) 8 Dresden-Cotta. Am Sonntag abend hielt der Cäcilienverein von Dresden-Cotta in der bis auf den letzten Platz gefüllten Marienkirche seine Vwitutio 8nna- tmmini, wobei unter anderen zur Ausführung gelangten „Groß ist der Herr" von Bach, das Kvrio, Lanetus, lloneiiietim und ^cxnim I)oi ans der Messe Toto pulaüra. kw Gloria, von I. B. Malitor und das Offertorium ^ucki ülüt^ von Jos. B. Tresch. Die exakte, formvollendete Wiedergabe der Tonslücke ließ erkennen, welch' großen Fleiß der unter tüchtiger Leitung stehende Verein ange wandt hatte, um etwas Gediegenes zn leisten Sicherlich berechtigt dieses Auftreten des jüngsten der Dresdner Cä- cilienvereine zu den schönsten Hoffnungen für die Zukunft. Möge es ein Ansporn zn neuem Arbeiten sein und dem Vereine noch recht Viele zuführen, die ihre Stimmen in ! den Dienst des Allerhöchsten stellen wollen. 8 Leipzig. Tas Kath. Kasino begeht Sonntag den 2. Dezember sein geistliches Stiftungsfest, indem es gemeinsam zur heil. Kommunion früh 8 Uhr. während der ! Schnlmcsse, geht. Gelegenheit zur heil. Beichte ist schon ! Sonnabend abend von 6 Uhr an. Sämtlichen Mitgliedern wird dringend empfohlen, sich daran zu beteiligen. — 120 — — 117 — nominell: lieber mich unter die Lokomotive zu werfen, als mich vor dem Wirk lichen Staatsrat Sareptoff und seiner erhabenen Schlviegermutter zu de- mütigeu. Tank. Tank dir, Katja, mein liebes, gutes Käthchen! Tank, tausend Tankl" Er nahm ihre Hand und begann dieselbe zu küssen. Vergebens versuchte Katja, dieselbe loszureißen. Jetzt schrieb er die Adresse und klebte die Marke auf. — „Nun »rollen wir alwr fort aus dieser Bude," sagte Andreas. „Ich kann's selber auch nie lange darin auslmlten. Hier giüt's keine Spur von irischer Lust, sondern anstatt dessen ettvas ganz anderes. Komm, wir »vollen etwas in den Straßen -Herum gehen, flisck-e Lust fcksöpfen. Und sage Marfuscl>a meinen Tank; eines Tages werde ich das Geliel-ene zurückzablen. Ihr darfst du alles von mir erzählen, aber sonst niemand. Auch Michael nicht." „Aber, Andreas, Michael liebt dich aufrichtig!" „Ich »veiß es. Doch er ist ein Sareptoff. Außerdem hat er keine eigene Persönlichkeit. Er ist Wachs, und sie »verden in einiger Zeit eine nette Figur ans ihn» drechseln . . . Ich habe nun einmal keinen Glauben an das Sarep- toff'ckw Blut . . . Weva »var nickst aus Sareptoffschem Blute." „Nein, sie N>ar eine Nintsckanofsl" sagte Katja. „Dock) ist das etwa besser?" „Ja»vohl ist es besser. Tas Rintsckxinoffsche Mut ist edler. Sogar auch Eupraria — sie ist wohl sehr eigenwillig, lat aber dock) eine gewisse Große. Auch ist sie edler Impulse fähig. Aber bei Sareptoff ist alles Berechnung engl-erzige, kleinlicke, feine, egoistiscka Berechnung. Ja, Katja, viel Gutes lat Wera dir und nur erwiesen. Doch auch jetzt noch, nachdem sie ausgehört hat, zu leben, hört sie doch nicht auf, Gutes zu »virken. Wenn dieses Bild mit den wunderbaren Augen, aus denen ich Trost und Kraft sckäpsc, nickst dage- lveseu »väre, so »rare ich längst zugrunde gegangen." Er nahm seinen Hut, und sie gingen hinaus. Draußen »var Sommer Wetter. Tie Lonne erlvärmte sie mit ihrer Hitze. Sie gingen auf die Straße in der Richtung nach der Stadt pi. „Nun, Katja, jetzt erzähle mir auch von dir." sprach Andreas. „WaS tust du? Hast du das Gymnasium verlassen?" „Ja, ich habe die Prüfung nickst mitgemackst." autivortete Katja. „Ich habe es einfach deshalb nicht getan, »veil ich dock) nicht bestanden lxittc; es »var mir gar nicht darum zu tim. In meinem Kopfe »var ein förmlicher Wirrwarr und alle Wissenschaften »varen wie wcggeblasen." „Aber, was »virst du jetzt tun?" „Ich »veiß cs noch nicht. Es denkt jetzt augenscheinlich niemand daran. Es ist, als ob man mich ganz vergesst» l)ätte. Mickxrclowitsch lwt sogar ver- gessen, das; es jetzt Sommer ist und »vir noch nickst am's Land hinansgezogcn sind. Erinnerst du dich noch, als Wera noch lebte — »vie »vir immer mit ihr auf dem Lande in der Tatsche wohnten, »vährend er in der Stadt blieb?" „Jawohl, er tut eben alles nur für sich selbst. Und was ist mit Michael?" „Michael hat sich als Student eingcsckniebcn. Doch er ist sehr unglück lich. Er spricht oft von dir. Ohne dich ist es ihn; sckjwer, er vermißt dich sehr; er ist »vie verloren." „Ja, er brmnht einen Kinderwärter; ohne den kann er nickst sein. Und alles komnrt darauf an, was für einen Kinderwärter er bekonrmt." „Nun, siebst du wohl. Und sie lxit mir Geld von ihren Ersparnissen ge geben . . . Sowohl für den Jswosckstscbik hat sie mir's gegeben, »vie für den Fall, daß dn cs branckstest . . ." „Marfusck-a? Ist cs irxihr? Lügst du nicht, Katja?" „Nein, ich sckstvöre es dir bei meiner Ehre, Andreas, weißt du, wobei ich dir's schwöre? Ta sieh', dabei, Andreas . . ." Sic zeigte auf das Bild Weras. „Nun, »venu cs sich so verlstilt . . . »venu es Marsnsckxis Geld ist . . . Ich bekenne dir, .Katja ... ich habe sckwn z»vei Tage nichts gegessen, außer Tee. Ja, und auch der Tee ist von Marfusck>a. Sie k>at ihn mir in den Koffer gelegt." „Tas ist schrecklich, Andreas!" „Ja, es ist schwer. Toch ct»vas Schreckliches ist »veiter nicht dabei. Diese verdammte Schlväche freilich . . . Ja, die ist schrecklick). Sie könnte einen zu Fall bringen . . ." „Wirst du mir alles erzählen, Andreas?" „Ja, Katja, ich werde dir alles erzählen." „Aber erst später . . . Jetzt nimm Geld und laß' etUias kaufen ... Iß schnell etivas, Andreas! So geht es nickst »veiter. Wenn du willst, gehe ich, etlvas besorgen?" „Nein, »varum dn? Ich werde selbst gehen. Tu bleibst unterdessen hier. Katja holte das Geld aus der Tasckw und legte cs auf den Tisch. Es »var Kleingeld und mehrere Papierrnbel. Er nahm et»vas von den kleinen Münzen und ging schnell fort. Katja blieb allein und »var froh, auch nur wenige Mimten zum Ordnen ihrer Ge fühle lind Gedanken zu laben. Wie zur rechten Zeit »var sie gekommen! Es »var, als lstitte die sck)westerlick>e Liebe sie Hergetrieben. Zwei Tage ohne Nahrung, ausgenommen Tee! Vielleicht noch einen Tag länger so, und er »väre irgenduw auf der Straße vor Hunger umgestinken. Wie entsetzlich schwer mußte das für ihn gelvesen sein. Der arme Andreas! Er kam sehr bald mit einem Päckchen in der .Hand. In demselben »varen Brot und Wurst. „Nun. jetzt »virst du bei der Fütterung eines tüchtigen wilden Tieres zugegen sein," sagte Andreas. „Ich fürchte nur, daß ich über das Maß gehen werde. Dann kalt' mich nur im Zaum, Katja." Er sprach fröhlich, in seinen Augen glänzte die Freude. Eilig öffnete er das Pacher, brach ein Stück Brot und ein Stück Wurst ab, und begann zu essen. Katja sah, wie seine Augen vor Heißhunger glühten, und es wurde ihr schrecklich zu Mute bei dem Gedanken, wozu der Mensch durch den Hunger ge bracht »verden kann. Er aß sckiN'eigend, augenscheinlich ganz von dieser Be schäftigung in Anspruch genommen. Dann legte er ein Stück Wurst auf de»; Tisch und sagte: „Nun, jetzt ist's genug! Sichst du. das ist Charakterstärke! Ich könnte noch dreimal soviel essen, doch das »ixirc sckstidlich, und deslxüb versage ich eS mir. Nun, mein liebes Käthchen. da du dock, einmal in das Geheimnis meines Daseins eingcweiht bist, so koimn' l)er — »vir wollen plaudern! Jetzt bin ich gesättigt, mrd daher eher imstande, gerecht zu sein. Erzähle mir, »vie es dort Lu« eigener Kratt 80