Volltext Seite (XML)
sehen, ob man seht auch über die „Kohlenpreise" so viel zu lesen bekommt l Bebel und Tr. Peters liegen sich wieder einmal in den Haaren' erste»er berichtigt einen ihm unterlaufenen Irrtum, indem er schreibt: „Meine Bemerkung in der ' Sitzung des Reichstages am 17. Marz d. I.: dag in dem DiSziplinarprozeß im Herbst 1897 meine Angaben — mit Ausnahme des Tuckerbriefes — sich als richtig heraus stellten, enthält in sich auch die Beschuldigung, daß die von Dr. Peters veranlasse grausame Mißl-andlniig und Hin richtung der Jagodja und jene des Mabrnk als eine Ver- geltungStat sich darstellt dafür, das; die Konkubine des Tr. Peters mit dem Mabrnk. seinem Tiener, geschlechtlich ver kehrte . Tiefe meine Auffassung wird durch das Urteil des Disziplinargerichtshofes nicht bestätigt, und so sehe ich mich veimilaßt, den Bana Mknbw-a Peters fußfällig um Ver- zeihung zu bitten, das; ich bei ihm für die grausame Be handlung und Tötung der Jagodja dieselben Motive an nahm. die vom (Gerichtshof für die Tötung des Mabrnk als vorhanden angenommen wurde." — Am Scl-tnsse seiner langen Erklärung sagt Bebel: „Für mich entsteht aber jetzt die Frage, wie war es möglich, das; nach alledem. irxis vorge- t'ommen ist, sich in der Neichsveruxiltung jemand finden konnte, der dem deutschen Kaiser die Begnadigung des Tr. Peters empfahl und, wie angenommen Nxir, an sich auch dem Reichstage gegenüber die Verantwortung dafür über nimmt. Tarüber wird an anderer Stelle ein Wvrtlein ge sprochen werden müssen." Wir erlialten also »nieder neue Peters-Debatten im Reichstage, aber es ist gut, das; sie er folgen, denn die Freunde Peters machen alle Anstrengungen, um ihren Schützling wieder im Reichsdienste unterznbringen. Der Reichstag mns; einen Strich durch eine solche Rechnung machen. Es ist inzwischen auch bekannt geworden, das; der frühere Kolonialgetzeimrat Hellwig erklärte, das; er lediglich deshalb ansscheiden müsse, weil er als Staatsanwalt zu schürf gegen Peters- vorgegangen sei; er sei sonst gar nicht dienstunfähig! Tic Ratiminlli'beralcn wollen die Zähne zeigen! Schon auf dem Goslarer Parteitag ist den national- liberalen Abgeordneten entgegengel-alten worden, das; sie nicht mehr Rein sagen könnten, daß sie nicht genügend Kri tik an der Regierung übten. Die so Angegrissenen haben darauf vollständig geschwiegen. Rnnmehr kommt die „Köln. Ztg." aus diesen Punkt zurück und erhebt die Anklage aufs neue mit den Worten: „Wir halten diesen Vorwurf voll kommen aufrecht und zwar ans folgenden (Gründen: Gerade weil die nationalliberale Partei an den Staatsausgabcn positiv »litarbeitek einerlei, ob man es ihr dankt oder nicht kommt sie in Gefahr, von den breiten Voltsmassen für alles verantwortlich gemacht zu werden, was im Reich und in Preußen geschieht. Tiefer Gefahr wirksam zu be gegnen, ist ein Lebensinteresse der Partei. Nicht nur unsere Freunde, sondern alle Parteien, das ganze Volt muß wissen, daß unsere Partei Wohl verantwortlich ist für die Gesetze, bei denen sie mitgewirkt hat, daß sie aber nicht verantwort lich ist für solche nicht eingebrachten Geietzesäuderuugen, die dringend erforderlich und zur Einbringung längst reis sind, nicht verantwortlich für die Art der Ausführung jener .zahl reich.'» Gesetze, die nur allgemeine Normen bringen und die erst Leben und Inhalt bekommen durch den Geist, der die Beamtenichast beseelt." Das Blatt spottet dann über die „feine und staatsmänuische Kritik", die seither schon von der Fraktion geübt worden iixrr, die aber in den Wind gesprochen wurde; es fordert nunmehr eine Kritik, „die vom Volke ge hört und vom Volke verstanden wird. Eine solche Kritik darf nicht hier und da einsetzen, sondern sie muß systematisch sein und aus längere Zeit verteilt werden. Eine solche Kritik uilis; nicht i» erster Linie au die Zuhörer gerichtet sein, sondern sie muß zui» Feilster hinaus gesprochen werden. Sie darf auch scharfe, zündende Schlagworte nicht scheuen, muß vielmehr gerade Wert daraus legen, die besten Schlager zu finden. Für die nationalliberale Partei ist ein solches Vorgehen die notwendige Ergänzung ihrer positiven Mit- arbeir, und sie kann diese Mitarbeit ans die sie zum Besten des Reiches und Preußens den größten Wert legt, bei der Mißachtung, mit der ihr von der Regierung und von der regierenden kowervativeu Partei begegnet wird, nur weiter führen, wen» sie in einer schneidenden .Kritik ihre Würdi lixihrt und di ' Festigkeit ihrer Ansclxiiinngen nuzweiselhast hervortrete» läßt." Sehr schön gesagt! Gewiß muß jede Partei, die ''ich an der positiven Mitarbeit beteiligt, sich auch aus die Kritik verlegen. Aber das laben gerade die Nationalliberalen seither nicht getan; im Gegenteil! Tie sind immer jenen entgegengetretcn, die diese Kritik im Interne des Volk's vollzogen. Im letzten Winter stand die so kehr notwendige Kolonialkrüik im Vordergrund; wie stellten sich die Natw iialliberal-.n dazu's Es soll anerkannt werden, daß der Abgeordnete Bassermann einmal Ende März 1900 d in Zentrum ziistininite; aber sonst hatte man gerade von dieser Seite die größte» Schwierigkeiten ge macht. Ter Abgeordnete Seniler tvar immer ein frei williger Regierungskoninnssar. der einmal im Neiclstckage sogar dem Abgeordneten Erzberger zumutete, er möge seine Beschwerden nicht mehr Vorbringen, wildern sie dem schwachen Erbprinzen Hohenlohe übergebe»; dieser werde für Abhilfe Sorge tragen. Tas ist freilich keine Kritik, die das Volk hört! Gerade die Nationalliberalen haben sich seither bemüht, einem solchen Bestreben ans Beseitigung der Mißstände sich entgegenzustellei,; wenn sie sich nun bessern, soll es uns sehr willkommen sein! Man wird ja die Wen dung gar bald sehen! bester? eiest-ttn^rn. Ter ungarische Handelsminister Kossnth erkläAe im Fiiian.zans-schusse. obwohl er überzeugt sei, das; die Zvll- trklinnng für beide Länder nützlich sei und eine Zokltren- unng inr Jahre Il>17 ins Leben treten Nwrde, so irxire es verfrüht, sie sck-vn jetzt für jene Zeit gesetzlich anznordlien. Im ungarischen Abgrordiirtenhnnse lenkte .Hamers- berg dje Ansnierksamkeil des Haiidelsnnnisters auf ein im ,.Bester Lloyd" erschienenes Nund'chreibeu der Verwaltung der niederländischen StaatSlwihneii in Utrecht an sämtliche Eisenbahnen, die dem mitteleuropäischen Eisenbahnverbande angehören. In diesem Rundschreiben werde vorgeschlagen, die für den 28. November geplante Konferenz der Eisen- bahnverbändc anstatt in Pest in Dresden abzuhalten, iveil in Ungarn ein Ausstand der Bahnbeamten drohe und revo lutionäre Zustände in Ungarn herrschen. Handelsminister Kossuth gab in seiner Antwort seiner Entrüstung darüber Ausdruck, das; die ösfentlicl>en Zustände im Lande durch der artige Gerüchte in ein falsches Licht gesetzt würden. Das Vorgehen der niederländischen Staatsbahnen würde, lvenn die Sache sich wirklich so verhalte, nach den Regeln des inter nationalen Rechtes geahndet worden. Die interessierten Eisenbahndirettivnen seien angewiesen worden, ans der Ab- l-altnng der Konferenz in Pest zu bestehen, schon um damit die Mitglieder der Konferenz von der Lügenhaftigkeit der Gerüchte zu überzeugen. In, österreichischen Abgcordnctenhanse legten die Redner der verschiedenen Parteien ihren Standpunkt dar. Hierauf wurde die Debatte geschlossen. Die Generalredner wurden gewählt. Im Verlaufe der Sitzung beantragte Mallik wiederholt, die Sitzung zu schließen. Zwiscl-en All deutschen und Sozialdemokraten kam es bei einer (Gelegen heit zu einem erregten Wortwechsel und zu Beschimpfungen. Ter Papst empfing am 9. d. M. den Direktor des preußischen historischen Instituts in Rom Geheimen Regie rungsrat Professor Dr. Kehr, der ihn» den neuen Band des Werkes Regesta Pontificum überreichte. — Der Papst hat den bisherigen Titularerzbischof von Naros Philippe Ba- masse zum Patriarchen von Jerusalem ernannt. Frantre'ru. In der Tcputiertenkammer wurde die Debatte über die Interpellation betreffend das Trennnngsgesetz fortgesetzt. Kultusminister Briand verlangte das rückhaltlose Vertrauen der Kammer und versprach, das Gesetz voll und ganz in dem Sinne anznwenden, in dem es seinerzeit angenommen wor den sei. Ter Minister erklärte, der Staat sei den Katholiken Gewissensfreiheit schuldig. Er erkläre nicht der Kirche den Krieg, er sei nicht gegen die Religion. Er achte die Frei heit der Kirche auf religiösem Gebiete. Tas Trennuugs- gesetz sei ein Gesetz der Neutralität. Tie Priester würden Bürger wie alle übrigen. Tie Kammer beschloß schließlich mit .'176 gegen 98 Stimmen den öffentliche» Anschlag der Rede Briands. Ter Regierung liegen zur Genehmigung die Satzun gen des vom .Kardinal Lecot, Erzbischof von Bordeaux, ge gründeten Prirsterverbandes der Tiözcsc von Aynitanicn vor. Es handelt sich darum, die reicheren Gemeinden der Tiözese zu freiwilligeil Gaben für Kultusbedürsnisse der minderbemittelten heranzuziehen. Tie Regierung wird die Satzungen zweifellos genehungen, weil sie d'.e Lecotsche Gründung als erste Annäherung an die Neuordnung der Tinge betrachtet und meint, Lecots Beispiel werde allent halben Nachahmung finden. Tie Parte: der friedlichen Ernencrnng veröffentlicht eine an die Reichsdumawähler gerichtete Kundgebung, in d-r es heißt: Tie Hauptaufgabe der Partei ist der ent- 'biedeue Kampf gegen die beiden zersetzenden Kräfte, die das Werk der Wiederausrichtung des Vaterlandes ver hindern, nämlich die Neste des allen Verwaltuugssystems uud die revolutionäre Anarchie der ertreinen Parteien. Wir müssen die Willkür durch das Recht ersetzen. Tie gegen wärtige Negierung bekämpft die revolutionäre Bewegung durch revolutionäre Mittel. Deshalb besteht zwischen unserer Partei und dein gegenwärtigen Ministerium ein völliger Gegensatz. Nach weiteren Meldungen über den bei der Station Rvgoiv aus den Postzug verübten Anschlag bemächtigte sich kur; vor Einfahrt des Zuges eine bewaffnete Bande von etwa 00 Mann der Station. Als der Zug hielt, wurden drei Bomben geworfen und gleichzeitig ein Gewehrseuer aus den Wagen eröffnet, in dem sich die Militärwache be fand. Ter Zug traf um 2 Uhr nachts in Warsclxin ein und führte I I Verwundete mit sich. Sämtliche Passagiere wurden untersucht, zwei von ihnen verhaftet. ^ In Moskau wurden am 8. d. M. die Vorlesungen an der Universität wieder aus genommen; es kamen keine Ruhestörungen vor. — Wie nun mehr seststebt, sind in Lodz an» 8. d. M. während des Zu sammenstoßes zwischen Arbeitern vier Arbeiter getötet, vier verwundet und vier verhaftet worden. - In Tislis wurde auf dem Golovinsky-Prospekt am 9. d. M. eine Bombe ge worfen. durch deren Explosion der Polizeikonimissar, zwei Schutzleute und eine vorübergehende Taine tödliche Ver letzungen erlitten. Außerdem wurden noch der General 3evrei»ew, die Gemahlin des Generals Korganow und der Ingenieur Artasow Venvundet. Letzterer ist am 9. d. M. gestorben. (Weiter? Rundschau in der 2 Brisaa? i Ans Ttadt und Land. Dresden, den tt). Ni venwer tllOg. DageSknlender kür den tt. November t^k2 1 Franz vm Kadett >n München, M'nera'og und Dichler — 18?0 Gefecht bei Mon'bö iard, 1813. tEbergabe von Dresden. — 1050. * Kaiser Heinrich IV. zu Gaslar. 12 November. tilltt Nnterzeichnima des deutsch. schweize rischen H mdeisvei träges zu Bern — 1870. Sieg des Kanonen bootes „Meteor" über den i'lv io „Bouvet" in den Gewässern von Havanna. — WOC. z Friedrich Öveib-ck zu Rom. kervorragendcr M ter. — >755 * Geih. von Scharnhorst zu Bordenau, Hann. Bed. General der Befreiungskriege. -*Werterprogno'edeS Ko nt gl Sächi meteoro logischen Fnstituts zu Dresden für den t t Nov mber: A-ird und Bewölkung: schwache nördliche W'nde. zicmlich lrüne. Nieder schlag und Temperatur: nur stellenweise leichte Niederschläge, Nacht frost, taaS lädt - * Ihre Majestät die Königi n -Witwe ist gestern nachmittag im besten Wohlsein aus Stresa, ivo- selbst Allerhöchsldieselbe einige Tage zum Besuche bei Ihrer Königlichen Hoheit der Frau Herzogin-Mutter von Genua weilte, in Strehlen eingetroffen. — Ihre Majestät die Königin Witwe hat sich heute vormittag 11 Uhr 30 Miuu- teil zum Besnck-e Ihrer Königlicl>en Hoheit der Frau Gräfin von Flandern ans einige Tage nach Wien begeben. Im Ge folge befind.'» sich Hofdame Neuttner von Weyl und Kam merherr von MetzscldNeicheilbach. —* Die Glückwünsche oureu bei Ihren Königlichen Hoheiten dem Prinzen nnd der Frau Prinzessin Jo hann Georg finden nunmehr am 3. Dezember er. von nachmittags 1 Uhr an in der durch das von uns bereits veröffentlichte Programm bekanntgegebenen Weise statt. —* Der hochw. Herr Bischof Dr. Schaeser be- ehrte gestern, Freitag den 9. November, die 1. katholische Bezirlsschule, Giime Straße 1. mit seinem Besuche. Um */„8 Uhr lad der Oberhirt in der Schulkapelle unter Assistenz des Heil» Kaplan Werner die hl. Messe und wurde üanach m der Tur, Halle von der versammelten Lehrei schuft und de n S chnlkmdern freudigst begrüßt. Nach dem Liede der Ehorgesangtlasse „Gott grüße dich" über reichte eene Schülerin der 1 Mädchenklasse eine» Blumen strauß, dabei süe die hohe Ehre des bischöflichen Besuches dankend. Herr Direktor Anders richtete eine kurze An sprache an den hohen Gast, worauf Se. Bischöfl. Gnaden sich in herzlichen Worten an Lehrer nnd Schüler wandte. Das EyorUeo „Hoch tut euch auf ihr Tore" beendete dis schlichte Feier. Der hochw. Herr wohnte alsdann dem Unterrichte in der bibinchen Geschichte, Kl. 1b, in Katechismus, Kl. 3 :r, in Kirchengeschichte, Kl. 1 cr und in biblischer Geschichte, Kl. 8 b. bei. —* Ter bewährte artistische Leiter des Dresdner Nesidenztheaters, Herr Direktor C. Witt, wird, wie wir erfahren, un kommenden Sommer mit einem erstklassigen Operelteuenseinble und eigenem Fundus im A p o l 1 o t h e a r e r in Nürnberg (bisher Gott scheid und Hem) Vorstellungen geben. Die Spielzeit er streckt sich vom I.Mai bis 31. August. Es werden diverse Kräfte des RZidenztheatels verpflichtet; sv wird auch Herr Kapellmeister Tellinger mit ins Batzernland wandern. — Wir wünschen v et Glück und Erfolg. —* Freie öffentliche Bibliothek, Dres den-Plauen, Kielinailiiseggsti'aße 11. Das Verzeictp nis der Neuerwerbungen liegt jetzt in der Bibliothek aus. Dem starken Bedürfnis nach guter unterhaltender Lektüre wurde durch Einstellung zahlreicher guter Romane, Erzäh lungen und Novellen unserer besten älteren und neueren Autoreu Rechnung getragen. Die Bibliothek umfaßt jetzt über 7000 Bände, davon etwa 1000 Bünde Iugendschriften und 3000 Bände schöne Literatur, während die weiteren 3000 Bände ans die wissenscli-aftliche Abteilung entfallen. Ansgeliehen wurden bis zum 31. Oktober (seit dem 19. Februar d. I.) <10 732 Bände, davon 9909 Bände an Kinder. Von den an Erwachsene ansgegebenen 30 823 Bünden (Männer: 23 883) gehören 11083 der belehrenden und wissenschaftlichen, die übrigen der belletristischen Abteilung an. Leser waren eingetragen bis znm 31. Oktober 3877. Meißen. Tas „Meißner Tageblatt" erzählt in seiner Sonntagsnuniiner von einem „höcl/st unschönen Fall von röniisch-tatholisclu'r Proseltzteiiinacherei". Das Ende der Geschichte ist, daß ein Katholik, der — jedensallch obwohl er es konnte — sein Kind nicht katholisch werden lassen wollte, ohne die heiligen Sakramente gestorben ist, und daß er dann vom protestantischen Geistlichen beerdigt wurde. Ter „Fall" liegt für uns nnd jeden unterrichteten Katholiken ohne wei teres Wohl ganz klar. Tie katholische Kirche ist doch ivahr- lich auch nicht dazu da, um diejenigen, welche sich im Leben oder Sterben gar nicht nui ihre Wünsche und Gebote ge kümmert l-aben, nach dein Tode noch besonders ausznzeich- nen. Wenn wir übrigens recht berichtet sind, hat selbst der protestantische Geistliche in seiner Grabrede ganz richtig darauf hingewiesen, daß nach de» Grlindsätzen der katholi schen Kirche ein katholisches Begräbnis kaum erfolgen konnte. Von der eigenen Kirche wäre der Verstorbene „lieb los" behandelt worden, schreibt genanntes Meißner Blatt. Jedenfalls wird dieses demnächst der katholischen Kirche und ihren Priestern die Grundsätze feststetlen, nach denen sie sich lurbedingt zu richten haben. Tas; das „Meißner Tagebl." sich beim katholischen Pfarramt einmal über den Fall er kundigt hat. bevor es seine, dein konfessionellen Frieden nicht dienende Notiz brachte, ist nach dem Wortlaut seines Be richtes kaum anznnehinen. Es iväre dann vielleicht kein Grund für die „höchst unschöne" Bezichtigung der Lieblosig keit übrig geblieben. Aber man hätte eine Hatz weniger gehabt. Tas; bei dein ganzen Falle, wie wir konstatieren können und nicht anders erwartet lxibeii, kein einz'ges böses oder beleidigendes Wort gefallen ist, mag auch noch ganz besonders betont sein. Leipzig. Eine unerwartete Hilfe wurde einer in Not befindlichen Arbeiterfamilie durch Uebrrsendniig von 100 Rubeln ans Petersburg zu teil. Die Simime war der Dank eines jungen Nüssen, der vor einem Jahre bei einer Revolte, in der d?r Vater getötet und das elterliche Gut in Flammen anfgegangen war. Rußland verlassen nnd. von allen Mitteln entblößt, bei der hiesigen Familie eine liebe volle Aufnahme gesunden batte. Der junge Mann schreibt in einem dein Geld b> igefügten Briefe, daß er durch Ver mittelung eines Lübecker Handelsherrn ans einem Sckiffe mit nach Wladiivostock genommen und von da ab ans der transsibirischen Bahn teilte Heimat wieder erreicht habe. In Petersburg habe er die Mutter, die den größten Teil des Barvermögens gerettet babe, noch am Leben gefunden. Er sei deshalb in der glücklichen Lage, einen kleinen Teil seines Dankes nbstatten zu können. Liurbach i. S. Schon seit Jahren ist man hier bemüht gewesen ein geeignetes Lokal zur Abhaltung katholischen Gottesdienstes zu erlang-n. Verschiedene Gesuche an die städtischen Kollegien i»n Ueberlassnng der Aula in einer der beiden Bürgerschulen sind immer abgelehnt worden. Wenn schon der Stadtrot in seiner Gesamtheit das Gesuch genehmi't hatte, iin Stadtverordnetenkolleginm kam es sicher zu Fall. Man nimmt eben keine Rücksicht ans die kirchlichen Bedürfnisse katholischer Mitbürger, obwohl man sonst meint, wer weiß wie aufgeklärt, wie fort- nnd vor geschritten inan sei. Ja die berühmte sächsische Toleranz! Gegenwärtig hat man den Tarizsaal ini Hotel Stadt Mann heim erhalten, darin werden nunmehr die kirchlichen Hand lungen abgehalten und wird das heilige Meßopfer gefeiert. Jedenfalls wird dem Wirte kein Schaden daraus erwachsen, daß er uns seinen Saal zur Verfügung gestellt hat. Andere Wirte scheinen nämlich der Meinung zu sein, daft Katho liken Schaden bringen. So hatte z. B. Herr Kühn, der erst seinen Saal zur Verfügung gestellt hatte, seine Zusage zurückgezogen, doch nur, weil er sich keinen Nutzen versprach. Lassen wir's gilt sein, wenn wir auch der Meinung sind, daß unsere evangelischen Mitbürger längst wissen müßten, daß die Katholikin mit allen Fasern des Herzens den Frieden wünschen, was sie durch die Tat stets bewiesen haben.