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10. Dezemv-r 1^ Eine Stimme aus den ^entrnmskreisen über die verflossene 5t olonialdebatte im Reichstage. Folgender Artikel ging uns noch vor Auflösung des Reichstages zu. Trotz der geänderten Situation ist sein Sarkasmus noch) jetzt berechtigt, weshalb wir ihn unseren Lesern nicht vorcnthalten wollen. Wer halbwegs die Beaintenverhältnisse in Preußen- Deutschland kennt, mutz cs für unbegreiflich finden, wie sich Herr Tr. Roeren dem Kolonialdirektor Ternburg gegenüber eine solche Blöße geben konnte, die letzterer als Nationalliberaler vom reinsten Wasser und Freimaurer gegen das verhaßte Zentrum weidlich ansgenützt hat. Herr Tr. Roeren mußte doch wisse» — und das soll sich auch Ab- geordneter Erzbergcr gesagt sein lasse» — daß in Preußen- Deutschland ein höherer Beamter nie etivas Unrechtes be gehen kann: dort lassen sich nur Subalternbeamte Der- fehlungen zu schulden kommen. Unbegreiflich bleibt cs auch, wie Tr. Roeren in Sachen des Kolonialbcamten Wistuba in die ihm gestellte Falle gehen konnte. Nachdem Wistuba von Taten seiner Vorge- setzten und amtlichen Schriftstücken einem dritten Kennt nis gegeben und sich sogar über seine Vorgesetzten besckzwert hatte, war er um jeden Preis dem Disziplinargerichtshofe verfallen, und er kann noch von Glück sagen, daß er mit dem blauen Auge der Pensionierung davongekommen ist. Einen Snbalternbeamten müssen die Taten seines Vorge setzten, und wenn sie auch ungerecht sein sollten, ganz gleich gültig bleiben, sofern dabei seine Person nicht in Frage kommt. Ferner sind von einem solchen Beamten alle bei seiner Behörde ruhenden Schriftstücke, und wenn es ein Bestellzettel auf einen Kleisterpinsel nxire, als geheim.zu betrachten. Ta Wistuba gegen diese Fundamentalsätze für einen Beamten gefehlt hatte, war er unbedingt reif zur Entlassung. Ob seine Handlungsweise aus seinem Gerech tigkeitsgefühl entsprungen tvar oder nicht, ist bei der Be urteilung der Sache ganz gleichgültig' er durste unter Ieiner Bedinaung seine Vorgesetzten bloßstellen — das er fordert die Beailitendisziplin. Kopfschütteln muß cs bei jedem Beamten erregen, daß Tr. Roeren sein Schreiben an den Kolonialdirektor als ver traulich behandelt wissen wollte. Ta es einen Beamten, also eine dienstliche Sache betraf, gehörte es unbedingt in die Kolonialalten, und man wird sich um so mehr beeilt lxchen, es hineinzuheften, als es eine so schöne Handhabe bot, dem Zentrum eins anszuwischen. Die Freude deS Hcrrn Kolonialdirektors muß unbändig gewesen sein, als er in den Akten aus dieses Schreiben stieß. Tic Herren Erzberger und Roeren häufen Schriftstücke auf Schriftstücke über Kolonialskandale in ihren Pulten, deren allmähliche Veröffentlichungen gar leinen Zweck haben, denn es fehlt ihnen die Beweiskraft. Taten wollen bewiesen werden, wen» man an die Wirklichkeit glauben soll. Und woher wollen die Herren die Beweise hernehmen? Kann man denn in den Kolonien auch einen Beamten auch nur eines Unrechtes überführen? Bekanntlich gilt doch sür die Behörden der Grundsatz: Was nicht astenmäßig fest- gestellt ist, ist nicht wahr. Wie kann man nun in den Ko lonien die Untaten der .Herrschgewaltigen feststellen, wenn die Aussagen der Eingeborenen, an denen die Untaten verübt worden sind, und die katholischen Missionare, die der Freimaurer Ternburg so geschmackvoll mit einer „Eiterbeule" verglich» hat, amtlich als nicht glaubwiirdig befunden werden? Wie will Herr Roeren beweisen, daß Eingeborene mit dem von ihm auf den Tisch des Hauses niedergelegten Knüppel geprügelt worden sind, nachdem doch aktenmäßig weiß Herr Roeren nicht, lvas das be deuten will? — sestgestellt worden ist, daß zu dieser Be strafung ein dünnes Stäbchen es wird wohl ein Binsen- rohr gewesen sein benutzt worden ist. Gin Beamter soll einen Eingeborenen totgeritten haben. Entsetzliche Ver leumdung! Werden nicht in Tentschland Dutzende von Menschen nicdergeritten und -gefahren, ohne daß man dem Reiter oder Fahrer auch nur die geringste Schuld beimessen kann? Und selbst, wenn eine Untat eines Beamten nicht geleugnet werden kann, nxiS ist dabei Schlimmes? Wozu N>äre die Krankheit „Tropenkoller" da, wenn sich nicht mit dieser alles entschuldigen ließe. Nach allem sind wir der Ansicht, daß die Herren Roeren und Erzberger alle ihr' Enthüllungen ruhig in ihren Pulten lassen sollten. Sie nutzen ihnen und anderen nichts und machen nur böses Blut. — Tas Zentrum hat ja das Bewilligungsrecht, von dem es einen ausgiebigen Gebrauch machen kann. Es braucht nur für die Kolonie» so lange keinen Pfennig zu bewilli gen. als dort nicht geregelte Zustände geschaffen sind. Es wird heutzutage so viel gelvählt, daß es um eine Wahl mehr oder weniger nicht ankommt. Es könnte daher eine Wabl für Kolonialschwäriner eingesührt werden. Der Streit um die Kolonien wäre da mit einem Schlage ge schlichtet. Was der Reichstag der Negierung an den For derungen für die Kolonien verweigekt. wird alsdann von dem Bunde der KoloniaUchwärmer gedeckt. Tie Quellen werden gewiß recht reichlich fließen, denn diesem Bunde werden doch die ganze Kaufmanns- und Börscnwelt, außer- dem sämtliche höhere Beamte und begüterten Rentner und all-.' Alldeutsche angehören, die bekanntlich alle gern Stenern zahlen, und denen es ein leichtes sein wird, die lumpigen tviar hundert Millionen zu decken. Diese Einrichtung hätte auch den unendlichen und so sehnlich crtvarteten Vorteil, das Zentrum lalun zu legen, und außerdem würde wirklich mal eine Steuer ans starke Schultern gelegt. Bis jetzt lxn das Großtavital es meisterlich verstanden, sämtliche ihm aufgelegte Steuern durch geschickte Börsenmanipulationen und Verteuerung sämtlicher Lebcnsbediirsnisse wieder aus die schwachen Schultern zu werfen. Die deutsche libervle Vresse und der Kulturkampf in Frankreich. Die liberale Presse siebt mit einem wahren Neide nach Frankreich, wo die Freimaurer und Sozialisten ihrem Hasse gegen die katholische Kirche so flott die Zügel schießen lassen können, und sie spüren eine heiße Sehnsucht im Herzen, dieses Beispiel möglichst bald »aclwhmcn zu könne». Hier eiu txiar Beweise dafür: Tie liberale „Straßburger Zeitg.", in welcher der ehe malige protestantische Pastor Wolf seine innerste Herzens meinung kundgibt, schreibt: „Ter Kirchenkrieg ist in Frankreich entbrannt. Dem Staat, der die Rechte der Bürger gegen hierarchische Ueber- grisfe (I) gemäß seinen Befugnissen gesetzlich sickzerstellen will, hat die herrschsüchtige Kirche durch die von uns gestern veröffentlichten Weisungen des Vatikans den Fehdehand schuh hingeworfen (!). Tie Blicke der ganzen Welt richten sich nach Frankreich, wo für die ganze Welt gestritten wird. Siegt die anmaßende (!) Kirckze, so wird der gleiche Kampf von neuem entbrennen, hier oder da. und jedes andere Volk kann sich eines Tages vor die Notwendigkeit gestellt sehen, den unterbrochenen Krieg von neuem zu beginne». Siegt aber der Staat, siegt Frankreich gegen Rom, dann sind anderen Völkern viele Sorge». Unruhen und künftige Kämpfe erspart, dann darf Frankreich ans den Tank der Welt rechnen. Mit Teilnahme verfolgen wir deshalb die Vorgänge in Frankreich, und welche Seite wir mit unscren Wünschen begleiten müssen, das kann nicht zweifel haft sein." O nein! Die fanatischsten und brutalsten Knltnrkäinp- ser sind der innigsten Teilnahme und der wärmsten Stzin- pathien unserer deutsche» Liberalen stets gewiß. Man ver gegenwärtige sich nur die Situation in Frankreich. Die ka tholischen Qrden und Kongregationen sind aufgehoben und ans dem Lande vertrieben. Die katholischen Schulen sind vernichtet', an ihre Stelle ist die glaubenslose, religionslose Schule getreten. Die Güter der Kirche sind vom Staate mit Beschlag belegt, die Gotteshäuser könne» von heute aus morgen geschlossen werden: die Geistlichen werde» ans kurz oder lang des kärglichen Gehaltes oder der Pensionen, die ihnen noch verblieben sind, beraubt und in aller Form auf den Aussterbeetat gesetzt werden. Ten Bischöfen soll das Bürgerrecht genommen, sie selbst mit ihren Geistlichen des Landes verwiesen werden. Kurz, alle Rechte und Frei heiten. welche der Kirche seit einem Jahrhundert zustande», werden vom Staate mißachtet und mit Füßen getreten, lind unsere sogenannten liberalen Parteien, welche das Wort „Freiheit" ans ihre Fahnen geschrieben habe», rufen den sranzösischen Jakobinern frenetische» Beifall z», ver sichern sie des Tankes der Welt, begleiten sie mit ihren hei ßen Wünschen und sehnen den Augenblick herbei, wo sie gegen die katholische Kirche in Deutschland mit der gleichen Wut, dem gleichen Haß, mit derselben Gewalttätigkeit ios- gehen können! Das „Berliner Tageblatt" trifft den Nagel aus den Kopf, wenn cs in Nr. <!.'!<> die neuesten Nachrichten vom Kulturkampf in Frankreich mit der Ileberschrist versieht: „Los von Nom!" Auch das „Berliner Freisinnige Blatt" inacht aus seinem Herzen keine Mördergrube, sondern gibt den sranzösischen Machthabern gute Ratschläge, wie sie es anpacken können, um recht bald zu ihrem Ziele: Vernichtung der katholischen Kirche, zu gelangen. In Nr. >i.1I schreib! das Blatt: „Die intransigeanten Ratgeber Pins . an der Spitze Merrp del Val, auf den besonders die Sinnesänderung .zu rück,znnihre» sein soll, vergesse» bei ihren Plänen eines: daß sie nicht mehr mit dem bigotten Frankreich früherer Jahrhunderte zu tun haben, sondern mit dein aufgeklärten Frankreich von heute, in dessen Volksschule» der Religions unterricht seit Jahren abgeschasst ist. Ter Tonner Roms schreckt heutzutage einen denkenden Menschen ebenso wenig wie der Tonner Jupiters." Tiefe Auslassung verrät uns, welchen Zweck der Libe ralismus mit seinem Ansturm ans die Schule verfolgt: Tas Volk soll entchrisllicht werden, dainit die Kirchenseindc bei ihm keine» Widerstand mehr zu befürchte» haben, wenn sie mit ihren tircbenseindlichen Pläne» Herausrücken. Natürlich tonnen die „Münchener Neuesten Nachr." diese herrliche Gelegenheit, ihrer toleranten Gesinnung Ausdruck zu geben, nicht vorül"'rgehen lassen. Sie schrei ben in Nr. 581: „Ter frühere Nnntiatureskretär Moiitagiiini, der zu letzt die Nolle eines päpstlichen Legaten in Frankreich spielte, kann sich noch bedanken, daß er nicht einsach ein- gesperrt wurde, wie irgend ein der Spionage verdächtiges Individuum (!)... Es bleiben der sranzösischen Regie- riing nur Polizeimaßregel». ... So kann »och kommen, was früher als eine leere Trohung ElemenceauS erschien: daß die Geistlichen des Landes verwiese» »'erde,,. Es gibt ein Gesetz, wonach Franzosen, die ohne Genehmigung ihrer Regierung in, Tienste einer ansivärtigen Macht tätig sind, das Staatsbürgerrecht verlieren. Nach dem Vorgehen gegen Montagnini ist kein Zweifel ineh., daß diese Bestim mung gegen die Geistlichen angewendet werden kann, die dem Vatikan gehorchen. Zunächst wird ihnen aber die Re gierung die Pensionen »nd Ruhegehälter entziehen, aus die sie auch nach dem Trennnngsgesetz noch Anspruch halten. Tie jungen Geistlichen und die Seminaristen verlieren das Privilegium der Befreiung vom Mlitärdienst und werden in die Regimenter gesteckt, die Bisckröse werden ans ihren Paläkten "e'-trMhen — n In. ^5>iarra aamina i'r In uncmia!" So jubelt die deutsche liberale Presse den brutalen sranörischen Kulturkäinpsern zu eine Lehre und Warnung für die deutschen Katholiken, die just zur Wahlzeit recht kommt! Tie Versuche liberaler Blätter, die Schuld an dem Kulturkampf in Frankreich dem Papste ziiznwejsen, werden in ihrer völligen Haltlosigkeit entlarvt durch eine Pariser Korrespondenz der konservativen „Krcnzzeitg". In Nr. 581 schreibt dieses Blatt: ..Tie älteste und geliebteste Tochter der Kirche trennt sich von Rom. trennt sich vom Christentum überhaupt, dem sie schon längst innerlich entfremdet war. Heute beginnt also, die Acra des durch und durch unkirchlichen Staates. Uns ii't in den letzten Jahren von den Herren des Block viel Schönes erzählt von diesem neuen Zeitalter des kon fessionellen Friedens, der wahren Glaubens- und Tenksrej- heit, das mit dem Versckuoinden des Konkordats beginnen werde. Uns ist auch in Aussicht gestellt, daß man die Re densarten von dem Widerstande der .Kirche gegen das Se- parationsgesetz nicht ernst nehmen brauche: in Wahrheit werde der altersschwache, kraftlose Katholizismus langsam und leise verscheiden, wenn man ihm die Unterstützung des Staates entziehe, durch die allein er n-ch künstlich ausrc'cht erhalten »--erde. Herr Briand allein selbst hat mit leichten Worte» von der Auflehnung Noms gesprochen. Und tvas sehen wir heute? Der Papst, den die Eombes und Clc- nienceau so selbstgefällig ignorieren, braucht nur ein Wort zu sprechen, und die Gesetzeswerke der stolzen Republik fallen, eiiies nach dem anderen, wie die Kartenhäuser zu sammen. das Ministerium dagegen ist genötigt. Schritt für Schritt mutig vor dein Willen Roms znrückzuweichen. wenn es Frankreich nicht in eine überaus ernste Krise stürzen will. Wir stellen das objektiv fest, denn zur Genugtuung darüber haben wir politisch keine Veranlassung. Genug tunng tonnten wir höchstens darüber empfinden, daß wir von Ansang an vorausgesehen haben, wohin dieser so leicht fertig unternommene französische Kulturkampf führen würde. Mit Staatsanwalt und Gendarmen nnterdrückt man keine religiöse Lehre, die Menschen kann man mit den Machtmittel» des Staates verfolgen, aber das Ehristentum kann man nicht in Polizeiarrest sperren wie widerspenstige Priester. Wollte man Kirche und Staat trennen, so hätte man dabei ehrlich Vorgehen sollen und nicht unter heuch lerisch e n RedcuSarte n nur die Absicht verbergen, die Religion unter kleinli ch e A usna h m e - in a ß r e g eln z u st e l l e n." So urteilt ein Blatt, das aus entschieden protestanti schem Boden steht! P»litische Rundschau. (Horisetzung aus dem Hciuvtblat».) Tic Auswahl unserer Tiplvu.aten gibt zu allerlei Klagen Veranlassung: seitdem man erfahren hat, wie der frühere Kolonialdirektor Tr. Stübel wirtschaftete und man sieht, daß er nun unser Gesandter in Ehristiania ist, schüt telt man die Köpfe und sagt sich: Es ninß nicht viel dazu gehören, nni ein deutscher Gesandter zu werden. Auch die Tatsache, daß die Geheimräte, die man in der Koloniai- abteilnng nicht mehr gebrauchen konnte, im Ansivärtigen Amte verwendet werden, sagt sehr viel. Man scheint nun in maßgebenden Kreisen selbst der Ansicht zu sei», daß hier eine Reform geboten ist. Von verschiedenen Stellen wiro versichert, es sei eine Neuorganisation des Auswärtigen Amtes geplant, und die „Münchner Allgei». Zeitg." hat so gar erzählt, daß das Eramen zu,,, diplomatischen Dienst wieder „eine strenge Einrichtnng" werden, und daß auch de» bürgerlichen Kreisen der Eintritt in das dlplomatischc' .Korps erleichtert werden solle. Herr von Tschirschkc, und Bögendorss hat schon mehrsach erzieherisch zu wirke» ver sucht und unter anderem daraus gedrungen, daß die jünge re» Diplomaten nicht zn lange an einem Qrte bleiben und ein wenig mehr in der Welt hernmgewürselt würden. Diese Verschickiingspolilik hat ihre Vorteile und ihre Nachteile: sie trägt dazu bei, den Gesichtskreis der diploinatisclw» Herren zn erweitern, aber sie kann diese Herren auch ver hindern, mühselig erworbene persönliche Beziehungen zn pflegen und aiisziinützen. Qb ma» mehr Bürgerliche heranzieht, wollen wir abwarten. Wer erkennen will, wo her unsere Diplomaten slammen, „,,d wie bei uns die un- geadelte Intelligenz an der auswärtigen Vertretung nnse- icr Interessen beteiligt ist, der braucht nnr im „Handbuch für das denlsche Reich" das Kapitel ..Gesandjckxisten" zu studieren. Von nngesähr l l l Botscliastern, Gesandten. Le galionsräten »nd Sekretäre», die dort ansgezählt sind, gc hören »übt weniger als l>>5 aristokratischen Familien an. und die sechs Bürgerlichen sitzen, ,»ji zwei Ansnahnien, ans ziemlickx versteckten Posten. Herr Tr. Rosen residiert in Tanger und Herr Tr. Scheller Steinnxirtz ist zweiter Sek retär bei der Botschaft in Washington: den übrigen Bür gerlichen sind Ehristiania, Per». Siam und Venezuela über lassen. Man würde sich einer llebertreibnng schuldig mache» und ungerecht verfahren, wollte »'an behaupten, daß die sämtlichen l><5 adeligen Heren schlechte und un gewandte Tiplomalen seien. Aber ein solch an-.-schließliches Vorziehen des Adels hat auch seine Bedenken. Ta bei unsere» Tivlomaten mehr noch ans „Repräsentationssähig- keil" als ans andere Fähigkeiten Gewicht gelegt wird, so ist es klar, daß immer mir die Söhne der reichen Bürgers- samilien sich dem diploniatisckx'n Dienste widmen können. Trotz dieser Beschränlnng in der Auswahl würde die Ver wirklichung der angeblich geplanten Reform noch eine große Verbesserung bedeuten. Unter de» weitgereisten Söhnen der Hamburger Kansmannshänser und unter de» jüngeren Mitgliedern der Indnsirie und Handelskreise würden sich genug Perjönlichleite» sinden lassen, die an diploniatilchem .Geschick den Sprosse,, nmerer Aristokratie und den Mit gliedern adeliger Tsl'izierkorps schwerlich nachsländen. Tie Söhne der tatboliichen Kommerzienräte sollte» nicht so sehr im Teniiisspiel und llhr-T-'e ihre Hanptansgabe sehen, sondern sich dem Staatsdienste mehr widmen. Bedeutende Acndrriingcn in der Bewassnung de« deutschen Heeres scheinen wieder bevorznstehen. Ter neue Etat fordert sür „Versuche im 'Wassenwesen" nicht w-en»gcr als 272 G,i> Mart. leine Begründung dimer Forderung fehlt. Aiisllärnngen nx-rden wohl erst in der Kommission gegeben werden. Ferner ist der Etattitel sür die Besckxck- siing der Handn-anen »sw. um :r 2!"'. 5«>l> ^,-cht »nd beträgt jetzt 11 <»<><» G)>> Mark. I„ de» Etats für 1995 bis >!">« sind in dieiem Titel zusammen 2:1.7 Millionen Mars enthalten. Für die Beschauung einer Reserve an Feldartilleriematerial werden 21 15l1l»tl> Mark gefordert gegen 19 177 999 Mark im lausende» Etat. Seit 1897 sind sür diese Zttxcke nahezu 15s, Millionen Mark einge- stellt. Ganz »en eingestellt ist ein Titel sür die Besckcafsung von Feldartilleriemat-rial nebst Munition für leichte Muni- tionskolonnen mit 7 292 212 Mark. Auch hier fehlt in den Erläuterungen zum Etat jede Begründung. Im ganzen