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5. ^ayrnang Rr. 288. Sonntag den Dezember I t-ON. 7)»iera»» weiden diecifteipall Petweilc <?d derc-n iiinum mit IL bietiuu» !, »NI <i die Steile berechn. b fiebert,, bedeui. ^Indritl. B»chdr„>leret, Nedaktin» und <«.-fch>if»>'stkllc! DreSdea» 'PiUnivcr Lrrascc IN. — sienuveechir ^r. ILVU. > ------ ------ > e-»,-»» Die Reichstagswahle» legen jedem Staatsbürger die Pst cht a»s. sich über die Politischen TageSsragen genauer und gründlicher als je zu informieren. In der Hitze des Wahlkampfes schreckt mancher auch nicht davor zurück, zu unehrlichen Waffen seine Za- flucht zu nehmen. Der bevorstehende Wahlkampf wird au Heftigkeit olle seine Vorgänger übertrefsen. Im Mittelpunkte desselben steht die soziale und natio nale Politik des Zentrums. Je heftiger der Hatz seiner Feinde sonst schon ist. desto mehr werden d ese nun alle Kräfte in Bewegung setzen, um diese Voikspcnrer im wahren Sinne des Wortes zu verleumden und herabzusetzen. Pflicht eines jeden, der die Wahrheit sucht oder bisher der Zentrnms- Politik Anerkennung gezollt hat, ist es daher, sich durch das Abonnement auf die „SijltMk volliPkitiiiig" die Gelegenheit zu einer ehrlichen Aufklärung über die innere Lage zu verschaffen. Der Feinde gegen die idealen und materiellen Güter deS christlichen Volkes gibt es gar viele; die gefährlichsten sind nicht nur die roten Propheten eines irdischen Para- dieses auf Erden, sondern auch, diejenigen, die konfessio nellen Unfrieden stiften! Gegen beide nimmt die „Lächs. Bolkszeitung" energisch Stellung Sie sordert vor allem die christlichen Grundlagen für das Staatsivesen und be kämpft daher den Liberalismus, der den modernen Staat zum allmächtigen Gott machen möchte — auf Kosten der Volksrechte. Die „Sächsische Bolkszei'ung^ bekämpft aber auch die verzopfte Richtung jener Staat« retter. welche gegen die gerechten Forderungen der arbeitenden und pro duktiven Stände zähen Widerstand entgegensetzen. DaS Programm unserer Zeitung, wie es sich seit fast fünf Jahren bewährt hat. ist die soziale und religiöse Gerechtig keit gegen alle Stände und alle Konfessionen. Wegen dieses nicht exklusiven Standpunktes, zählen wir unsere Freunde in allen Kreisen, aber auch in beiden christlichen Konfessionen! Da die „Sächsische Bolkszeitung" das einzige Tages blatt im Königreich Sachsen ist. welche« die Interessen der Katholiken vertritt, so sollte eS keilten katholischen Mann geben, der nicht ihr Abonennt ist. Besonders ist für die nächsten Wochen das Lesen unserer Zeitung notwendig und die beste Vorbereitung zur Wahl. Der Bezugspreis ist für das /. Quartal ll>07 unver- ändert geblieben, trotzdem die am l. Januar in Kraft tretende erhebliche Erhöhung der Arbeitslöhne im gesamten deutschen Druckereigewerbe und die fortgesetzte Steigerung aller Materialien im Zeitungsgewerbe bedeutende Mehr kosten verursachen. Der die ganze deutsche Presse umfassende Verein deutscher ZeitungLverlegcr hat daher in seiner Vorstands- sitzung vom 22. November d. I. in Berlin festgestellt, das; infolge der vorerwähnten Tatsachen „die grotze Mehrheit der deutschen Zeitungsverleger vor die Notwendigkeit ge stellt ist. eine Erhöhung der Preise sür die Abonnements und Inserate eintceten zu lassen". Der Katholische Pretzverein hat in selbstloser Weise durch die Zettnngsherausglibe jedermann ein Organ der Ausklärung und Veiteidigung geben wollen. Je mehr Leser unsere Zeitung hat. desto mehr erfüllt sich der Zweck, den sich der Herausgeber gesteckt hat. Es ist daher eine be- sondere Pflicht der KUHoliken die edle Intention nicht nur durch Abonueinent und Insertion, sondern auch durch Bei tritt zum Pretzverein tatkräfiigst zu unterstützen. Lb es fürder möglich sein wird, den Bezugspreis ohne Erhöhung zu lassen, hängt einzig und allein von dieser Unterstützung ab. die in der Zahl der Abonnenten, Inserenten und Vereinsmitglieder ihren Ausdruck findet. Der Bezugspreis beträgt vierteljährlich nur IM- 1,50 Mark. TM Für die bisherige Mitarbeit und Tätigkeit au der Ausgestaltung und Verbreitung unserer Zeitung sagen wir allen unseren Mitarbeitern und Freunden den herzlichsten Dank. KkdMioii und Wag der „Ms. Nollisskitiiii-". r. LVarurn kam es zur Neichstagsauflüsuug .' Es hatte gestern ein Zentrumsblatt geschrieben, das; die Regierung in ihren Matznahinen gegen den Reichsta; immer rücksichtsloser und flei»lick)c'r wird. Einmal erfolgte die Auflösung des Reichstages wegen des Sozialisten gesetzes. ein zweites Mal wurde nx'gen des Septennats an das Volk appelliert und jetzt bereits wegen Millionen Mark, die die Mehrheit des Reichstages dem Reicl>slanzler nicht bewilligen wellte. Alle Welt ist sich jedock) darüber einig, das; nicht die Ablehnung der Nackstragsforderung die Regierung zur Auflösung bewog; sie ist nicht ein Werk des Augenblickes, sondern stellt sich als eine wohlerwogene Matzregeluug des Reichstages dar. Welckx's aber waren die Gründe, die dazu führten? Man macht dem Zentrum den Vorwurf, das; es der Regierung kein grötzeres Entgegenkommen zeigte nachdem es doch sah, das; der Reicl>skanzler in seiner Rede droht.', es zum Anlas; einer „Krisis" zn nehmen. Drei Ant worten gibt es darauf: l. Es handelte sich um die Wahrung der Rechte deS Reichstages; 2. die Ehre der Zentrnmspartei stand ans dem Spiele; !i. eine gesunde Finanzpolitik er- forderte die Ablehnung. Weil das Zentrum in diesen drei Fragen nicht nachgab, desl-alb kam es zum Konflikt und znr Auslösung; man nxsttte das Zentrum unter dieses dreifache „läudimick»e Joch" zwingen, man glaubte eine rückgratlose Partei vor sich zu haben, die kleinlaut nachzibt, wenn Bnlow und Ternbnrg mit znsammeiigezogenen Braue» als Jupiter tonaiis und Donar den Blitz in das hohe Hans zu schlendern sich anschickten aber man hatte sich getänscist; das Zen trum wich nicht uni Haaresbreite von der Verteidigung seiner Ausgaben zurück, die echt nationale, weil dein Volks- wolst dienende Gesichtspunkte ihm geboten. Es standen die R e ch t e d e s R e i ch s t a g e s ans dem Spiele; sie mussten verteidigt werden und dainit die Volksrechte. Die Zentrumsabgeordneten haben sich nicht ans den Standpnntt stellen könne», das; in den sndwestasru kanischeu Fragen n»r der Generalstab nnd der Truppen koniinandrur entickx'iden sollten nnd das; der Reichstag lediglich die Geldbewillignngsinaschine sei. Der Reichs kanzler hat in der Schlusst'itznng den Parteien jede Verant wortung sür die Dinge in Südwestafrita abgesprochen; er betonte, das; nur die Regierung das richtige Verant wortungsgefühl habe. Und in diese Degradierung des Reichstages haben die.Konservativen nnd Nationalliberal.m noch freudig eingeslimmt! Wie ganz anders sprach der ZentrnmSsührer Dr. Spahn! Er bat mit aller Be stimmtheit betont, das; auch das Parlament in diesen Fragen die volle Verantwortung zn übernehme» l>abe nnd das; es diese gerne trage. Ist denn das -Parlament nur noch das Feigenblatt sür den Absolutismus und braucht man denn den Reichstag nur, lvenn man neue Stenern ickiafsen will? Sollen in anderen Fragen nur die technischen Behörden allein entscheidend sein? In militärischen Fragen hat der Generalstab das Wort, in Marinesragen der Admiralsstab, in Kolonialsragen das Kolonialamt, in Stenersragen das Reick ssclatzamt nsw. Wozu braucht man dann noch einen Reickrstag? Betrachtet die Regierung ihn als den Mohr, der gehen kann, wenn er seine Schuldigkeit getan, d. h. die Stenergelder sür die Spezialpassionen der einzelnen to nischen Behörden, ohne Widerspruch erheben oder die Not wendigkeit prüfen zu dürfen, bewilligt hat? Tann sage inan eS lieber vom grünen Tisch ans offen nnd ehrlich und erspare dem Volte die nutzlose Mühe des Wählens seiner Vertreter. Das Zentrum war sich der kritischen Lage wohl bewusst, es war sich aber auch bewusst, das; dir Rechte des Reichstages ans dem Spiele standen. Es war eine iolg n- schwere Entscheidung, die dasselbe am Ist. Dezember herbei führte, aber es kämpfte sür die Rechte des Re ich.-tag es und damit sür die Rechte des Volkes! Das werden di-' Wühler zn würdigen verstehen, (hegen das abiolulisti'cho Regiment in irgendwelcher Form hat sich die Zentrnmssrattion aus gesprochen und sie müsste die geiamte Vergangenheit ver leugnen, wen» sie es nicht getan hülle! Ja, das Zentrum ist die alte VoltsPartei, die auch hier die biirger liehe Freiheit verteidigt bat! Der Wahlkampf gebt auch in eister Linie um dieien Punkt! In zweiter Linie wnrde die Haltung des Zentrums durch sein eigenes Ansehen bestimmt; seine Ehre stand ans dem Spiele. Die kaiserliche Anslösnugsordre war von B ü ck e b n r g datiert! Das Zentrum ging nickst nach „Bückebnrg", sondern schritt stolz erhobenen Hauptes lieber zur Auslösung. Es handelte sich um eine Krastprod zwischen Regierung nnd Zentrum; letzteres sollte ge- demütigt Nx'rden es sollte sich vor aller Welt selbst ein-' Lhrseige versetzen. Ans den Zent,iimsantrag, der der Re gierung 2>) Millienen zu bewilligen bereit war nnd nur kihü Millionen als unnötig abstrich ging inan gar nickst ein; man erörterte die Fragen gar nicht, die der Antrag an schnitt. Sonst sprangen ei» balbes Dutzend Geheimräte um das Zentrum nnd meinten, ob man sich nickst ans diese oder jene Art Perständigen könnte. Diesmal kam keiner! Man wollte keine Perstäiidignng; man arbeitete s h st e- ma tisch ans den Bruch bi»! Das Zentrum sollte in össentlicher Sitzung der Regierung nachspringc'ii, es sollte Ilein beigeben. Man ttxstlte es um alles politische Anseben bringen, es politisch entebre»! Ter Trick nxir scblan ans- gedackst. Ter Umfall des Zenlrnms hätte es um sein poli ti ches Reiioniincx' geknackst, um damit seine Widerstands kraft zn breckx'». Die Presse hätte sckwn dafür gesorgt, das; diese Sünde znr Todsünde emporgeschranbl worden wäre, die ihm in den Angen vieler Wähler den Tvdesstvtz versetzt hätte. Zum Sckstus; des tragikomische» Sckxmspieles träre es doch zum Konflikt gekommen, die Regierung hätte die sich bietende Gelegenheit einer späteren Opposition gegen irgend eine Vorlage benützt, um die KrisiS herbeiznsühren. Durch dieie schlaue Rechnung des Reichskanzlers liat das Zentrum einen dicken Strich gemackst; es steht tadellos da. Er trägt die vielgenannte „tveitze Weste"! Wie höhnt man jetzt über den Umsall der Freisinnigen, jener Partei, die den Lockungen deS modernen Erlkönigs, ihres Gesinnungsgenossen Dernbnrg, nacktgab. ihre jahr- zebntelange Vergangenheit vergas; und ihr Programm an den Nagel hing. Wenn ihr Führer Engen Richter noch am Leben gewesen »väre, so hätte die Partei sich einer solche'» Eharallerichiväckx' nicht schuldig gemacht. Ter ReickxTanzler nwllle dem Zentrum so gerne die gleick»e D-emüligung be reiten, daraus ist nichts geworden. Nun wird der Wahl kampf gegen die Regierung geführt werden; seit lbcstst jsl dies nicht mehr geick-ehen. Auch die Wähler des Zentrums sind genügend geschult, »m auch, wenn es gegen die Regierung geht, zn siegen. Tie Fraktion verteidigte die politische Ehre der Zenlrnmswähler, und letztere tverden mit mehr als 2 Millionen Stimmen ihre Uebereiiistiinninng bekunden! Ter Streit um die gesunde Finanzpolitik ist der drille Pnnlt, der znr Auslösung sübrte. Eben eftt lat man dem deutschen Volke 200 Millionen Mark neue Stenern anserlegt. Der neue Etat liegt vor und sagt ganz offen, das; noch mehr Stenern zn bewillige» seien. Die erste Ursache dieser Kalamität liegt in der Kolomalau«gäbe. Rund 00 Millionen Mart sollen lst07 sür die Kolonien ansgegeben tverden. Aber wie immer, wird auch diesmal diese Summe stark überschritte» tverden. Was hat Süd- westafrita den Steuerträgern bereis gekostet? Netto st 0 0 M illivnen Ma r k ! Diese ungeheuere Summe haben wir sür ein Land ansgegeben, in welchem im besten Falte l'lOOO Rittergutsbesitzer einmal ihr Unterkommen sinde» können. Und noch soll diese Last kein Ende nehmen' Noch mehr Millionen wollte die Minderheit des ReickxK tags in dieses Fas; ohne Boden werfe»! Ta sagte bas Zen trum Halt! So kann es nickst weiter gehen! Unsere Reichs- nnanzen rönnen dieie Politik nicht anshalten. Der Feind ist nack, der Ansiage der Regierung niedergeworien, es mutz also zn einem Schlüsse kommen nnd mehr als 2-stOO Mann Schntztrnvpe können wir nicht verantworten. Tie noch zu leistende Arbeit tönnen billigere Polizeitrnppen anssühren." Aber man börte nickst ans diese Stimme; man verlangte das; der Reichstag ungeprüft neue Millionen bewillig-. Weil die Mehrheit die Verantwortung hiersür ablehnte, schickte man die Volksvertreter nach -Hanse. Jetzt hak das deutsche Volk zn bestimmen, ob es bereit ist, jährlich 100 Millionen sür die Kolonien zu opfern, wo wir iür das Heer nnd Marine schon so grotze Lasten tragen müssen. Das Zenlrnm wollte düse Politik nickst vertrete» nnd die Ver antwortung hierfür nicht übernehmen. Tie Wähler haben nun das Wort. Der Kamps richtet sich in erster Linie gegen das Zentrum; dieses wird von allen Seiten bestürmt. Aber es braucht keine Angst zn laben. Seine WahU'arole ist vorzüglich; sie mns; ihm T a n s e n de vo n n e n e n W ä h l e r n znsühren nnd sü wird es auch tun, wenn alle Fattoren tüchtig arbeiten. Das erste ist V e r b r e i t u n g d e r Z e n t r n m s p r e s s e I Politische Rundschau. Dresden, den I K Dezember tstvk. — Ein Telegramm des Wotssche» Bureaus sagt: „Nach Mitteilungen mehrerer Blätter soll in p.nlan.en- tarische» Kreisen an der Richtigkeit der Meldung über ein vom Kaiser dem Grafen Ballrstrrm ziigrgangenes Telegramm festgehalte» tverden. Dieser urlüml'chcn Aussossimg gegen- über wird halbamtlich erklärt, das; die dein (strafen Ballestrem ziigegaiigene Depesche weder vom Kaiser herrühite, »och ihrem Inhalt nach sich ans die schwebenden politischen An- gelegeiiheite» bezog." — Dainit wind zugegeben, des; eine Depesche iiickstpolilischen Inhalt« von einer höchsten Stelle an den Grasen Ballestrem eingegangen w 'r. Tie Ge'inania nennt de» deutschen Kronprinz,'» als Albender. Tic Stellung der Partcic» i»> Wahltampse. Die Parleüm haben noch nickst offiziell Stellung genommen, aber in der Berliner Parteipresse kommt dock» schon etnx>s nun Ansdrnck, welche Taktil sie einznichlage» gedenken. Diesmal schützt die „Krenzzeilnng" den Vogel ab; sie for muliert den Streit also: ...Heute handelt es sich »m den Schutz des Kaisers und des Reiches gegen eine nnverant' wörtliche, ans Schleichwegen gehende Nebenregiei ling, die das Recht des Parlamentes nur znni Pormande nehmen wollte, um mit Hilse der Revolnlivnst'ailei der obersten Kiiegsgevxilt ein Kanossa z» bereiten. Tie Parole gegen diesen p-stitischen Gegner mns; lauten: „Für den dentsckx'N Kaiser nnd die denlsche Echre!" Noch selten jsl uns eine solche Verdrehung der Tatsache» vo>gekommenI Die Rechte des Kaiiers sind nicht gefährdet, tu v h I a b er di e R e ch 1 e d e s R e i ck> 1 a g e s. Tie „Dentsche Tagesztg." schaut viel bedenklicher in die Zutuns!; aber sie tröstet sich mit folgende» Worten: „Für das Reick», sür des Reickx's Ehre, sür des Re,ck»es Nenland gegen diejenige», welche die natio nale Ehre und Würde anss Spiel setzten. Das »ins; die erste Losung sein. Wir wollen uns wieder erinnern an die schönen, begeisterten Zeiten, da wir unter dem irischen Ein drücke des neuen Dentickx'n Reickx'S standen. Vielleicht gibt diese Anslösnng den lang ersehnte» Anlatz, die grotzen nationale» Gesichtspunkte wieder in de» Vordergrund zu ziehen. Aber ans die Dauer wird die Nation nur ihre Ehre betvahren können, tuen» sie stark, kräftig, lebensfähig ist; und das kann sie »nr sein, wenn wir eine klare, kräftige Heimatspolitik, Mittelslandstxilitit', Agrarpolitik treiben. Zu der Parole: „Für des Reickx'S Grütze und Ehrei" miis; die andere treten: „Für den Acker, iür die Heimat, für die ehrliche Arbeit in Stadt »urd Landl" — (stanz i» dieselben