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Betlase ^76 ve, Volkszernr» g- »- -» 0. Dezember Weihnachtsbücherschau 1906. (4. Forlt'tzmi«) (Nachdruck verboten.) Ans dem Berlage von Ltirchheim u. Co. in Main; ist an erster Stelle das kostbare Prachtivcrk „Die Bibel in derKun st" lwrvorzuhebcn, das bereits vor Jahresfrist auf (tznind der ersten Lieferungen bewundernde Anerkennung fand. Das abschließende Urteil, das damals Vorbehalten l'licb, kann angesichts des nun vollständig in einem wür digen Prachtbande vorliegenden Gesamtwerkes den ersten Eindruck nur bestätigen. Tie Aufgabe, der Bibel mit den Mlteln der modernen Kunst eine monumentale Verherr lichung zu bereiten, ist glänzend gelöst. Tie einzige Aus stellung. die wir zu macl>en hätten, betrifft das allzu erheb liche Vorwiegen des Alten neben dem Neuen Testament. Dem ersteren sind 01, dem letzteren nur 33 Tafeln gewidmet. Tie Erklärung liegt wohl zum Teil darin, daß der Verlag, leie wir einer gelegentlichen Mitteilung entnehmen, die Re- l roduklionsrechte von der ausländischen Gesellsck>aft „Tic illustrierte Bibel" erwarb, deren große Bibel mit latei nischem Volltert die gleichen Illustrationen größeren Formats enthält. Auf diese große Ausgabe bezog sich auch das von einer Seite angezweifelte Empfehlungsschreiben des .gardinalstaatsselretärs Rampolla. Tic künstlerische Anleh nung an jenes Werk erklärt es vor allem, daß einige deutsche Meister, die zu deu bedeutendsten Vertretern der modernen .Kunst zu zählen sind, in dieser Kuustbibel fehlen, obgleich gerade sie zu einer erheblichen Bereicherung des Neuen Testamentes hätten beitragen tonnen. Es genügt, wenn wir nur zwei Namen neunen: Prof. Gebhard Fugel und Malchin Feuerstein, die als „biblische" Maler neben einem Mar Lieberman», Fritz von Uhde, Jos. Israels, G. Segantini und Rechegrosse nicht hätten fehlen dürfen. Aber diese Lücke soll uns den Genuß an den übrigen herrlichen Kmist- ickröpsungen und an dem groß angelegten Oianzeii nicht be einträchtigen, denn die „Bibel in der Kunst" ist und bleibt ein großartiges Dokument für die Eigenart der modernen .Kunstsprache, die bei aller Unabhängigkeit vom Altherge brachten ihre biblischen Darstellungen mit tiefer Empfin düng zu beseelen weiß. Die technische Reproduktion der Bilder auf Knpferdruck wird den höchsten Anforderungen gerecht. Tie Bibelterte des l'. Augustin Arndt, ich .7., sind mit dessen ausdrücklicher Zustimmung beigefügt. Das ganze Werk samt den Illustrationen hat die Approbation der zu ständigen bischöflichen Zensur erhalten. Ter Preis von 30 Mk. für den pompösen Folio-Prachtband ist angemessen. Ein sehr empfehlenswertes Festgeschenk für gebildete Katholiken ist die illustrierte Neuausgabe von Dr. Hermann Schells „C b r i st u s". Kurz vor seinem Tode hat Prof. Schell die im Tert und in den Illustrationen vermelucke Prachtausgabe (mit einer Gravüre, 2 Tonätzungcn, 00 Ab bildungen in Notkaliko-Einband mit Goldpressnng 5, Mk.) gutgeheißen. Ter jetzige Erzbischof von Bamberg, Tr. Abert, bat Scheits „Christus" als eine „nach Inhalt und Form glänzende Leistung der katholischen Theologie" ge kennzeichnet. Als moderne Neligiousphilosophie des katho lischen Christentums findet das Werk großen Anklang. Die neue Auslage lat schon das 17. Tausend erreicht. Prof. Tr. Martin S Pa h n hat sich das Ziel gesetzt, in einer Sammlung „K ultnr u n d K a t h o l i z i s m u s" einesteils für wisseusclfastlich begründete, in Essahform ge haltene Lebensbilder hervorragender Katholiken, anderer seits für aktuelle Fragen innerlxüb des Katholizismus unserer Tage durch billige, gesclgnackvolle Bändchen möglichst weite gebildete Kreise zu interessieren. Bisher liegen vier Bändchen dieser Sammlung (mit Titelgravüre, elegant kar- touiert ä 1,00 Mk.) vor: Prof. Tr. Endres entwirft ein interessantes Bild des Münchener katholischen Philosophen M artin Tenringer, der einst zielbewußt die Ver söhnung von Glaube und Philosophie anstrcbte. Pros. Tr. Adolf Dp ross führt uns den italienischen Politiker und Philosophen Grafen „R o s m i n i" vor Augen, den Vor läufer so vieler heute in Italien vertretener Ideen. Tr. Jos. Popp charakterisiert „E duard P. Steinl e" in seiner Persönlichkeit und in seiner Kunst. Tie vorwiegend kritische Veranlagung des Verfassers bat ihn in der unternommenen Aufgabe, den bisherigen Nuhmestranz des Kirchenmalcrs zn entblättern und den rnhmeswürdigen Romantiter nm io höher zu stellen, wohl manchmal etwas zu weit geführt. Pros. Tr. Leidende r g e r envarb sich durch eine zu sammenfassende Studie über „Otto W i l l in a ir n n n d seineBildu n g s l e h r e" den Tank nicht nnr der christ lichen Pädagogen, sondern aller Gebildeten, welche dem mächtigen Vordringen einer wissenschiftlich begründeten christlichen Pädagogik mit Interesse folgen. Aus der illustrierten Serie „W e l t g e s ch i ch t e i n E h a rakterbild e r n " erforderte der von der ganzen Kritik als hervorragend gerühmte Band „Napoleon l." ton Karl Ritter v. Landmanu wieder eine neue Aus lage (0. und 7. Tausend). Artur Achleitners Hochlandserzählungen „Der Eiskaplan" und „Portiunkula" haben bei ihren: Erscheinen in unserem Blatte eine in der Hauptsache sehr anerkennende Besprechung gefunden. Inzwischen hat „Ter Ei aplan" «elegant geb. 3,7>0 Mk.) die erste, „Portiunkula" «gcv. -1.7,0 Mk.) die zweite Auflage erreicht. Tie dreibändige Nomauserie „G r e g o riusStur »>- srie d" von Artur Achleitner liegt nach der Vollendung des dritten Bandes („Kanonikus S t u r m f r i e d"). der den „TorfPfarre r" und „Ltadtpfa r r e r" ab schließend ergänzt, nunmehr vollständig vor. Ter dritte Band wird das Urteil über die beiden früheren nicht ändern können. Tiefes ganze „Zeitbild ans dem Katholizismus der Gegenwart" hat vom literarisch-künstlerischen Standpunkte manche Beanstandung erfahren. Läßt man diesen höheren Kunstmaßslab beiseite, so behält die Arbeit gewiß ihren unterhaltenden und belehrenden Wert und wird auch, wenn sie in die rechten Hände kommt, manches Vorurteil gegen den Klerus aller Grade zerstreuen Helsen. Im Schluß- bande hat Achleitner einzelne Typen aus dem „höheren" Klerus der Bischossstadt mit guter Beobachtungsgabe ge zeichnet. Tb es ihm gelungen ist, die Schattenseiten gesclxift- licher Unternehmungen geistlicher Personen in gerechter Ab wägung sinnfällig zu gestalten, bleibe dahingestellt. Tie Tendenz überwuchert überhaupt allzu oft die Kunst des Er zählers und gibt dem ganzen Ausbau etlvas Gezwungenes, das nicht aus sich selbst herausnxichst. Die amerikanische Jugenderzählung „To'm Play- s a i r" von Franz Finn , -l. d^., deutsäx Bearbeitung von ! Franz Bett e n, .7., liegt bereits in vierter Auflage vor (Originalband 3 Mk.). Finns Erzählungen gehören bekanntlich zu dem beste», was die neuere Jugendliteratur ansznweiseu hat. Heinrich Hubert Mönchs „Kleine Heiligenlegende für die katholische Jugend" („Das h i m in l i s ch e I e r u- salem") erfuhr eine Neubearbeitung, welche nach dem Tode des Verfassers ein ungenannter Herausgeber besorgt lat. Diese Neuauflage berücksichtigt die neuere kritische Me thode insofern, als alle Lebensbilder noch nicht heilig oder selig gesprochener Personen ausgeschieden und im übrigen Vorgänge, die nicht geschichtlich beglaubigt sind, als legendär gekennzeichnet sind. (Mit Farbendruckbild des heiligen Alopsius, Kalikoband 3.50 Mk.) Tie zehnte Auflage erlebten die herrlichen Gedenk- > blätter, welche Adolf v. Toß, tv unter dem Titel ! „T i e P e r le der Tugeude n" der christlichen Jugend j widmete. (Leinenband 1,20 Mk.) Besondere Empfehlung verdienen auch noch die in z w e iter , durchgesehener Auslage erschienenen beiden Bändchen des Kapnzinerpaters Matthias v. B r e m schei d: ,.K urze S o n n t a g sPredigt e n" (geb. !,.!>0 Mk.) und „K nrze F e st t a g s p r e d i g t e n" (geb. 2,20 Mk.) für das katholische Kirchenjahr. Es sind lvabre Dkuster- predigten darunter. (F'rttetznng ans dem Hauplblatt.) 8 DrrSden-Löbtau. An« 2. Dezember hielt der kath. K rchenchor „C^cUia" in der voll inn Andächtigen gefüllten Knp-'kle sein Vmitatio LunatiKmini ab. Das P>ostramm war sehr lelchballig Die Begleitung hatte gütigst Herr Leh'er Steqlich übernommeil Uiter den erbebenden Gesängen hörte man das Xvrio rillst Knrwtim von Allmen dinger. das Lied zur „hl. Cacilia" ». Hamm, wie auch Hirlak« Dominium und das Ivo ^I;rria v Dobler. Aul Credo (3 Ehorwc'cdo) beteiligte sich auch der noch junge Kinde» chor, d.sseu LeiOnngon man schon ra der 0 llbr Messe bewundern konnte. Man sah in der ganzen Aufführung, welcher heilige Ecker denChor beseelt undmietüchtigunterih'em E-W'meister Hir»n Walter gea,beitet wird. Man fand nur wohlwollende Worte für die Leibungen des Vereins. Die Heine Nachfeier im „goldenen Anker" KesselSdorfer Straße, geiialtere sich recht fröhlich. Bor allen war eS ein Vor- :ra,7 des Herrn Waltcr über den Erbauer der Orgel in der kata. Hoskirche zu Dresden. Gottfried Silber mann und die musikalische Darbietung der Herren Zimank, Bailsmeyer, Zsisler und Reiutsch welche die beste Stimmung brachten. Mck einigen Liedern u:d musikalischen Vorträgen wurde die schöne Feier gegen !Zl2 llbr be->rdtl t. ss Plnucn. Wie an vielen katholischen Kirchen in Sachsen, so hielt auch der hiesige Pfarr-Cäcilien-Verein zn Ehren seiner Scblitzpatrcmin am Sonntag, den 25». Novem ber, abends 6 Uhr, sein Patronatsfest in Form einer Kirchen- - 171 111 Marsuscha verabschiedete sich von allen Dienstboten und fuhr davon. In: Haushalte fehlte sie an allen Ecken und Enden. „Ich meine, Katja könnte sich mit der Haushaltung befassen. Das würde gerade für sie vortrefflich vassen". saate M ckicwMw wu l'w>„ nächsten Mittaaossen „Ja. sie würde alles in einen schönen Wirrtvarr bringen," meinte Michael fröhlich lachend. „Ich ... ich werde es mit Vergnügen versuchen, Michaelowitsch," ent- gegnete Katja mit erstickter Stimme. „So, das ist vortrefflich," sprach Mictxwlowitsch, „also gib dir Mühe, damit wir morgen nicht so schauderhaftes Zeug essen müssen. Aber heute, Michael, werden wir wohl noch zn Tanan fahren müssen, was meinst Lu? Ich bin ganz ausgehungert." „Ich habe auch nur meinen Appetit gereizt," erwiderte Michael. „Also, sckPn, fabren wir hin. Fcodor, lass' anspannen!" Beide Sareptoffs tvaren bei der Heimkehr in heiterer Stimmung, sie gingen direkt ins Kabinett, und bald ertönte von dort ihr fröhliches Geplauder und Mickxwls lautes Gelächter. Michael nnr ganz das Eigentum seines Vaters geworden. Am nächsten Tage mußte Katja eine richtige Folter durchwachen. Michael ging por dem Mittagessen fort, da er nicht zu Hause speiste. Im Eßzimmer wurden zwei Gedecke aufgelegt, und Katja setzte sich mit Michaelowitsch allein zn Tisch. Erst, als er grüne Bohnen aß, sah er Katja flüchtig an und sagte: „Das ist nicht schlecht gemacht!" Als er mit dem Mahle fertig war, warf er, ohne sich an jemand Be stimmtes zu wenden, die Bemerkung hin: „Den Kaffee ins Kabinett!" und damit ging er hinaus. Tas war wirklich und nxihrbaftig ihre positive Ernennung zur Haus hälterin. Michael kam erst spät abends von einem Stndentenfest zurück und tlopte an Katjas Zimmer. „Schläfst du, Katia?" ließ sich seine Stimme vernahmen. Katja bebte vor Schreck, erwiderte aber nichts. Er frng noch einmal: „Schläfst du denn? Wie?" „Was hast du, Michael?" frng Katja leiser, denn vor Aufregung nxir ihre Kahle wie verdorrt. „Ah, du schläfst nicht? . . . Mir wurde so langweilig." „Geh', leg' dich schlafen ... Es ist Zeit ... Es ist schon sehr spät . . „Ich will mich mit dir unterhalten," sagte Michael, indem er in das nicht verschlossene Zimmer Katjas, die jetzt halb angekleidet im Sessel saß. trat. „Untcrlfalten?" svug Katja entgegen und trat instinktiv einen Schritt zurück. „Worüber?" „Nur so . . . lieber nichts Besonderes!" antwortete er. eine Zigarette rauchend, deren Dampf er gewaltsam cinsog und wieder ausstieß. Diese neue Gewohnheit fiel Katja auf: früher hatte er nicht geraucht „Bist du gekommen, um mich zu kränken?" „Ach rvas, dummes Zeug, kränken! Ihr habt euch alle gegen mich und den Vater verschworen." Marsuscl>a erfüllte den Wunsch der Großmutter noch an demselben Tage. Eupraria teilte ihr sofort ihre Idee mit, ans dem Asyl ansznzieheii und ein eigenes Hans zu taufen: in diesem sollte Marfusclxi die Haushaltung besorgen. Letztere sagte nicht sofort zn, gab aber dem Drängen der Großmutter doch nach. Katja nxw über diese Pläne ganz entsetzt. Tie Reise batte den von Michaelowitsch gewünschten Erfolg: sein Sohn kam ganz unter seine Botmäßigkeit und nahm des Vaters Jdccnrichtnng in sich aus. ö. Der -Direktor verließ die Werkstatt und in einiger Entfernung von dem Ingenieur und dem Werkmeister sagte er zn Andreas: „Kommen Sic nm die Mittagsstunde zn mir, Sareptosf, ick» labe etwas für Sie ausgedacht." Andreas sah ihn mit großen fragenden Augen an. An seinem Gesicht sah er, daß das, wxis der Tirektor für ihn ansgedacht hatte, zn seinen Gunsten tvar, doch konnte er sich nicbt entschließen, zu fragen, "sondern verneigte sich nur. Ter Tirektor ging fort. Andreas wartete mit Ungeduld ans den Pfiff, welcher die Arbeiter zum Mittagsmahl entließ. Er blieb allein i» di in Arbcitsranm zurück. Der Werk- meister ging gewöhnlich als letzter hinaus, doch diesmal blieb Andreas nach ihm zurück. „Gehen Sie nicht zum Mittagessen?" frng ihm der Werkmeister. „Nein, ich bleibe innerhalb der Fabrik," antwortete Andreas, „ich speise hier bei einem Bekannten." Er suchte den Tirektor im Eßzimmer ans und fand ihn bei einem Teller Suppe. „Ah, Sareptosf, gut. daß sie sich nicht verspätet haben! Ich bin heute sehr eilig. Ich gestatte mir heute einen Urlaub." „Es wird gut sein, wenn Sie Technologie studieren." „Wo kann mau das lernen? Bei wem?" „Wieso, wo und bei wem? Bei uns besteht eine schöne spezielle Stiftung dafür. Sie müssen in daS Technologische Institut ciutreteu. Sie sind ja Mathematiker, Ihnen wird das nicbt schwer fallen. Sie werden sicherlich bei der Konkurreuzprüfuilg die anderen Mitbewerber übcrtrefseu und angenom men werden." Andreas blickte seinen Tirektor aufmerksam au, indem er sich bemühte, zu erkennen, ob er im Ernste sprach. „Herr Tirektor, wissen Sie denn nicht, daß ick» gar keine Mittel besitze und die Universität größtenteils deshalb verließ, weil ich nichts von meinen Wohltätern annebmen und von niemand abhäng.w woll Ve" Ich weiß das wohl. Dock) das lxit nichts zu t deuten." „Wieso hat das nichts zn bedeuten?" „Nein, es lxrt wirklich nichts zu sagen. Ich verstehe Ihren Wunsch, von niemand abhängig zu sein, sehr wobl, doch ist gewiß iiickck Kränkendes dabei, von der Sache selbst abzuhängcn, über welche ich Sie aufklärcn möchte." , Möchte? O, ich lechze danach! Habe ich Ihnen das noch nicht genügend bewiesen?"