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y!,. BVV 18. Fahrg. Sonnabend den 1. Sept. 1V17 ««i»a»pretS, A«»gabe X mit ttlullr. Beilage »te 41. In Dresden und ganz land frei Haeis L.8!t 41: m ^ S.S8 X. AaSgabe S »iertelfShrlich 4.10 X. In Dresden und ganz Deutschland frei Haus ».8» 4k: in Oeflerrcich 4.S« X. rinzel-Nummcr 10 <>. Di« EüchMche BoltSzciNnia erscheint an allen Wochenlagen nachmittags. Sächsische UolksMung M«schKjr«iftekIe «»» NeLecktL»«» 1dr«sd«»eA. 10, ^olbelnftratze 4T FeL^rk?r<cher 21306 Postscheckkonto Leipzig Nr. 147SÜ «uzeige», Annabme ro» GeschtittSan^eioen diS IN Ithe. von FamiUcnanjeigcn bis I I Ukr bann. Preis filt die ficlil Lpa.tzcilr ItO I. tm oiekla- meleii «O Z stür »ndeniiich geschriebene, sowie bnrch jlern- IV rech er nuigegedene Anzeigen künnen WIi di» BeranlworlUchke il siirdieRichligleil deS repeS nicht übernehmen, kvcechftuade der Redaklion: I I —14 Uhr vorm.. Einzige katholische Tageszeitung im Königreich Sachsen. Organ der Zentrnmspartci. Ausgabe ä mit illustrierter Unterhaltungsbeilage und relig. Wochenbeilage Feierabend. Ausgabe 8 nur mit der Wochenbeilag». Die russische Krise Seit dem ichmählicl>en Zusammenbruche der russischen Offensive ist das ganze russische Volk von einer heftigen Krise erfüllt. Tie russischen Revolutionäre und Freiheits- männer der bürgerlichen Parteien hatten sich nach dem Sturze des Zarismus eingebildet, daß sie dazu berufen wären, nicht nur Rußland, sondern ganz Europa zu er neuern und politisch zu leiten. Die russischen Arbeiter- und Soldatenräte gefielen sich in der Rollo von Diktatoren über die äußere und innere Politik Rußlands, ja sogar der ver bündeten und gegnerischen Mächte. Diese lächerliche Vor stellung ist nun durch die Gewalt der Tatsachen fast in ihr Gegenteil verwandelt worden. Rußland ist gegenwärtig hilfloser, als es je zur Zeit des Zarismus war. Selbst nach den Niederlagen dieses morschen Reiches durch Japan iin Jahre 1905 »nd nach dem katastrophalen Niederbrnche der russischen Militärmacht in Polen und in Galizien im Jahre 1915 war Rußland von der Hilfe und dem Wohlwollen Eng lands, Japans und Nordamerikas nicht in dem Maße ab hängig, als gegenwärtig. Wenn wir einen Vergleich zwi schen der Hilflosigkeit des jetzigen Rußlands und demjenigen in vergangenen Jahrhunderten ansstellen wollen, so müß ten wir auf Jahrhunderte zurückgehen, in denen Rußlands monarchische Autorität vollends darniederlag. Als nach der Zertrümmerung Rußlands durch die Mongolenstürme um die Mitte des 19. Jahrhunderts die Macht der Rnrikfürsten und der nordrussischen und ukrainischen Städtegemeinden völlig darniederlag, als diese Gemeinschaft flämischer Stämme unter den Joche der Mongolenfürsten seufzte, gab es keine ärgere Unordnung als gegenwärtig in lltnßlnnd. Der Arbeiter- und Soldatenrat von St. Petersburg und der ebenso talentlose als ränkesüchtige Advokat Ke- renfkis vermochten binnen wenigen Wochen moralische Werte im russischen Heere und im russischen Volke zu vernichten, die din'ch Jahrhunderte lang durch den Zarismus anfge- bant worden waren. Der russische Bauer und der aus mos- kowitischen und ukrainischen Dörfern rekrutierte Soldat war seit Kindesbeinen daran gewöhnt, seine religiösen An schauungen und bürgerlichen Pflichten mit der Hochhaltung der Autorität des Zaren, der als der oberste Schützer der christlichen Religion bezeichnet wurde, zu vereinen. Nach dem ober die revolutionäre Propaganda, die bis in die Armeen hincingctragen wurde, plötzlich das Zarentum und die Orthodorie in den schwärzesten Farben schilderte, nach dem alles das was früher für die Soldaten als verboten galt, erlaubt war »nd das bisher Gepriesene unter stren gen Strafen untersagt wurde, stellte sich eine völlige Des organisation des russischen Heeres »nd des auf dem Lande arbeitenden Volkes heraus. Die Folge davon waren die schmüblichen russischen Niederlagen zu Ende Juli dieses Jahres und das völlige Schwinden jeder Autorität in wei ten Kreisen der Bevölkerung im Innern Rußlands. Wie die revolutionäre Intelligenz in St. Petersburg den Zaren seiner Macht entkleidete, ebenso taten cs an unzähligen Stellen im Innern Rußlands die Banern gegenüber den Gutsherren, die Arbeiter gegenüber den Fabrikslcitern und die Soldaten gegenüber den Offizieren. Die Sozialdemo kratie hat in Rußland wahrhaftig Zeit gehabt, sich als „Volks- und staalserhaltende Kraft" zu betätigen. Tie Folge davon war nur die, daß gegenwärtig selbst die Zu stände unter dein verrotteten Zarismus, unter dem schwach sinnigen Nikolaus II. als wünschenswerter erscheinen, als die Betätigung der weltfremden Theorien des Marrisinns auf dem Boden des früheren russischen Kaiserreiches. Die Worte Schillers in Rudolf von Habsbnrg: „Die kaiserlose, die schreckliche Zeit", sic bewabrbeitet sich gegenwärtig in Rußland in der anschaulichsten Weise. Niemand ist mebr seines Vermögens, ja selbst seines Lebens sicher, seitdem die rote Schreckensherrschast dort an der Tagesordnung ist. Die Verbrecher wollen nicht mebr als solche bezeichnet wer den, sic legen sich den Titel von marimalistisch gesinnten Sozialdemokraten und Anarchisten bei. Der Feigling an der russischen Front will seine Pflichtvergesicnheit mit dem gleichen roten Tuche russischer Sozialdemokratie bedecken. Der Verweigerer der Steuern tut dies aus politischer Ueber- zengiing, und so geht es ins Ungemessene forb Wilsons Walflspriich von der Selbstbestimmung der Völker, der von diesem sreiniaurcrischen Friedensheuchler sicherlich nie ernst genommen worden ist, feiert in Rußland seine herrlichsten Triumphe. Das russische Riesenreick, das durch eine Mon archie geschaffen »norden ist und mir durch eine solche erbal te» werden kann, stürzt wie ein ungeheures Gebäude zusam men. Und es wird Sache der Mittelmächte sein, darauf zu sehen, daß diese Flammen nickt in das Innere unseres Rei ches hineinschlagen. Die rnssisckw konservative Zeitung „Nowoje Wremja" legt alle Hoffnung auf den jetzt tagenden Kongreß in Mos kau, der daMReich erneuern soll. In diesem sind die Dcr- «»»»- -»»»«»»»«» ---8«-»»»» Das Neueste vom Tage -A»»»«»I0A- «AAL! M MtW »Me AlsMW (W. T. B. Amtlich.) GroßesHauptouartier, den l. September 1917.- Woftlicher chaupiat; Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht: In Flandern dauerte der parle Fenerkamv! au den Dünen »nd beiderseits Var Aper» außer Vorstld- gcfechlen keine Fnfam.iieläligkeil. Im Artois lebte nach ruhigem Tage das Feuer vom La-Bassäe Kanal bis aus das südlickie Scmpc-Ustr am Abend ans. Heeresgruppe deutscher Kronprinz: Bei dem Gehvst Hurtebise an» Chemin des Domes griffen die Franzosen nach heiliger Artillerien'irknng mit starken Kräsien an. Anfänglicher Geiäiidegewmn des Fein des wurde durch unsere» Gegenstoß znrückgewoimc», »m einige Grabenstücke wurde die Nackt hindurch erbittert gekampst. Eine Anzahl Gesangener ist in unserer Hand geblieben. Vorstöße des Gegners am Winterberg und südlich von Corbeny scheiterten vertnstreich. Vor Verdun ruhte tagsüber der Kamps in den Abend stunden steigerte sich die Tätigkeit der Arullenen m einige» Abschnitte» wieder erheblich. Heeresgruppe Herzog Albrecht: Ein Unternehmen bayrischer Sturmtrupps am Rhein- Kanal hatte vollen Erfolg. Außer blutigen Verlusten büß ten die Franzosen Gefangene ein. westlicher Nr iesysschauvtsch Front des Gencralfeldmarschalls Prinz Leopold von Bayern: An der Düna, vor allem bei Jlluxt, ferner bei Smor- gon und Baranowitschi war gestern die Gefechlstätigkeit trotz ungünstiger Witterung lebhafter als sonst. Nördlich der Bahn Kowcl—Luck stellten unsere Er kunder gute Wirkung unserer Minenwerfer und Artillerie in den feindlichen Gräben fest, aus denen Gefangene gebor gen wurden. Bei Tarnopol und Hustatyn wurden russische Streif- abteilungen im Nahkampse vertrieben. Heeresgruppe des GeneralfeldmarschallS v. Mackensen Im Gebirge nordwestlich oon Focsani warst» deutsche Truppen die Rumänen aus einer zäh verteidigten Höhen- stellung. Bei Maxineni am unteren Sereth brachen deutsche und bulgarische SLurmableilungeii in die russischen Stel lungeu ein, machten die Besatzung nieder und kehrten mit einer großen Zahl von Gesangenen zurück. Mazedonische Front: Im Cerna-Bogcn griff ein englisches Bataillon bei Paralovo an. Deutsche Tenvven warfen den Feind zurück und nahmen ihm Gesangene ab. Am Dobeopolje scheilecten mehrere serbische Angriffe, westlich des Wardar französische Vorstöße vor den Stellun gen der Bulgaren. Der erste Generalgnartiermeister: Lndendorfl. Der Kaiser bei Hindenburg B e r l i n , 31. Anglist. Amtlich. Seine Majestät der Kaiser begab sich gestern abend zum Generalseldmarschall von Hindenburg und börte dorr einen Vortrag des Generals Ludendorff über die Schlackt bei Tannenberg. Bryan für den Krieg London, 3l. Anglist. Nack einer Nentcrmcldnng ans Nenyork wirbt Bryan. bisher einer der hervorragend sten Friedensanhänger Amerikas, jetzt für den Krieg. Fn einer Ansprache in Chicago soll er gesagt haben, je mebr man für den Frieden sei. desto loyaler inüsse man die Re gierung unterstützen, da dies das einzige Mittel sti, den Frieden zu beschleunigen. Ter Krieg könne nur mit einer Niederlage Deutschlands enden. »so« uncl j>vor nieias, uliv UcäL- >w>! Ltiikulnu, u»lä> 2»i> k, ttzNAVUiUÄll v>-u M »n Ustssts.snn'ckck, W'„!->>I-S 2»I>!«vvsto, stwor t 8HLLWKLN6 > »ne-wL« lakrenki-11 treter der allrussische» Dnma sowie derjenigen -er Arbeiter in!!) Soldateniäte und der Bauern- »nd Städteversamm- lnngen vereint, Kereuftij hat dort geschraubte »nd nichts sagende Reden gehalten, worin er einerseits zum Kampse gegen den „äußeren Feind", anderseits aber auch gegen die Anarchie und Gegenrevolution ansrief. Dieser geistig und moralisch unbedeutende Staatsmann möchte die Nolle eines Carnot der großen französischen Revolution spielen, der das damalige revolutionäre Frankreich gleichzeitig gegen die äußeren und gegen die inneren Feinde verteidigte: ihm wird es aber höchstens gelingen, dem schändlichen Advokaten. Gambetta ähnlich zu werden, der nach dem Sturze Napo leons III. Frankreich mit scheinbar vatriotischen Pbrasen betörte, in Wirklichkeit aber nur dem Untergang zuführte. General Karnilow als Oberbefehlshaber scheint die Hoff nung auf eine Reorganisierung des russischen Heeres und Staates aiifgegeben zu haben. Er selbst ist sa nickt mehr der militärische Leiter Rußlands, er steht bereits wie seine bürgerlichen Kollegen unter dem Diktate englischer, ame rikanischer »nd javanischer Emmissäre. — Freilich dürfen wir bei der Betrachtung all dieser russischen Mißstände nicht ans den Augen verlieren, daß Rußland noch immer eine kolossale Macht ist, sie ist es aber insolge ihrer Masse, nicht aber insolcg ihrer Qualität. Unsere allein ernst zu nehmen den Gegner, in Westeuropa und Amerita, wollen nun diese Masse neuerdings galvanisieren, »m sie auf uns losziilassen. Die österreichischen und dentschc» Heere, die das zaristische Rußland zertrümmert haben, werden auch das neue revo lutionäre Haus zu ihren Füßen znsammenbrechen sehen. X' Wilsons Antwort an den Papst A m st e r d a m , ^1. Anglist. Die amerikanische Ge sandtschaft im Haag veröffentlicht folgende Antwort ans die 'Note des Papstes: „Ein jedes Herz, das durch den fürchterlichen Krieg nickt verblendet und verhärtet ist, muß durch diesen war- men A ppeIl Seiner Seiligkeit g c rü h r t werden und die Würde und Kraft der Menschlichkeit und die edelmüti gen Beweggründe fühlen, die den Anstoß zu ihm gaben, und das sehnsüchtige Wünschen, das wir haben, den Weg zum Frieden einznschlagen, den er ans voller Ueberzeugimg anweist. Aber es wäre eine Torheit, diesen W eg zu b e tret e ir, wenn er nicht zu dem be absichtigten Ziele führt. Unsere Antwort muß ans ernsten Tatsachen beruhen und nichts anderem. Es ist nicht nur ein Waffenstillstand, für den wir kämpfen, sondern ein fester und dauernder Frieden. Tiefe Qualen dürfen nicht noch einmal dnrchgcmacht werden. Seine Heiligkeit schlägt vor, daß wir zum Statnsgno znrückkehrcii sollen, daß ein allge meiner Verzicht, eine allgemeine Abrüstung in Uebcrein- stimmung aller Völker stattsinden solle, die auf der Annahme der Grundsätze von Sckicdsbesvrechnngen beruht, daß miL allgemeiner Uebereinstimmung die Freiheit der Meere ga rantiert werden soll, daß die territorialen Ansprüche Frank reichs »nd Italiens, das schwierige Balkanproblem »nd die Wiederherstellung von Polen einer so weit wie möglichen, persönlichen Rücksichtnahme ans die politiscl)en und natio nalen LMlicke der Völker entgegengeführt werden sollen: Es liegt mit der Hand, daß kein Land dieses Programm mit Erfolg verwirklichen kann, da in der Wicdcrherst ' l- l » ng des Statnsgno n i ch t a n ch z n g l e i ch e i n s festennd befreiende Grundlage hierfür geschaf fen wird. Das Ziel dieses Krieges ist die Befreiung der Welt von der Bedrohung durch eine ausgedehnte militäri'che Einrichtung, die von einer unverantwortlichen Regierung kontrolliert wird und die iin geheimen den Plan hegt, die Welt zu beherichen und diesen Plan bereits ausziisühren begann, ohne auf die geheiligten Pflichten alter Vertrag und die seit langem in Kraft befindlichen »nd sorgsam be ratenen Grundsätze internationalen Willens und internatio naler Ehre Rücklicht zu nehmen, die den Zeitvnnkt für sich aiisgewählt bat und ihren Plan unter Mitteln führte, di« vor keiner Schranke des- Gesetzes znrückschreckcn, die einer» ganzen Weltteil in ei» Meer von Blut stürzt und nickt mir das Blut von Soldaten, sondern auch das Blut von ninchuldigen Frauen und Kindern vergießt, eine Macht, die jetzt znm Stillstand gebracht, die aber nicht geschlagen