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Sächsische Volkszeitung : 04.03.1920
- Erscheinungsdatum
- 1920-03-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192003042
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19200304
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19200304
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1920
-
Monat
1920-03
- Tag 1920-03-04
-
Monat
1920-03
-
Jahr
1920
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 04.03.1920
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Glchslfch« ««»»»»slsuttD kveunerttag den 4. Mär- 1920 «r. 32, «eite 2 s Eine „Rotzidee^ Unirr dieser Spipmart« schreilt da« „Brrl. Tageblatt* (Nr. 113 Vo« 2. März) zum HAsserich-Prozeß: „Herr Helfferich hat am gestrigen letzten Tage der Beweis» Aufnahme kein Glück gehabt Wenn er, wie Herr von Ge »lech in der gestrigen .Welt am Montag" etwas voreilig verkündete, der Kieger ist. so doch ein solcher, der sich zu Tode siegt. Von denjenigen leiner Behauptungen, die gestern der gerichtlichen Prüfung unterworfen tourden, bleibt nichts übrig. Besonderes Interesse erweckt unter ihnen der Fall der Württemb er gischen Zentralgenossen» Ichast, mit einem Wort: die — ,Roßide «*. Es handelt sich um ,«lgendes: Sine Zentralgenossenschaft württem bergt» scher Handwerker hatte für ihre Genossen in größeren: Umfange Waren von der dem Reichssinanzminislerium unterstehenden Tertil- ilktiengesellschast eingekanft und wollte sie in Kriegsanleihe bezahlen. Kun wird aber nach den bestehenden Vorschriften Kriegsanleihe von den staatlichen Stellen nur dann angenommen, wenn sie von dem Käufer selbst gezeichnet ist. Die Kriegsanleihe, mit der die Genossenschaft zahlen wollte, war aber nicht von ihr selbst, son dern vo» den einzelnen Genossen, kleinen schwäbischen Handwerkern, gezeichnet, die wirtschaftlich sa auch die Käufer waren. Im Gegen satz zu allen anderen amtlichen Stellen in Württemberg stellte sich nun die Württkmbergische Textil-Aktiengesellschast auf den formellen Stand punkt, daß diese Kriegsanleihe nicht angenommen werde. Das war besonders den Abgeordneten unangenehm, die im Vertrauen auf di« krklärnngen der Regierung pflichtgemäß ihren Wählern die An legung ihre« Geldes in Kriegsanleihe empsohlen tmd damuf hingewlescn hatten, daß die Kriegsanleihe bei Ankauf von Karen aus staatlichen Beständen in Zahlung genommen werde. Des, tzalb wandt« sich der demokratische Abgeordnete Herrmann (Reutlin» len), der ehrenamtlicher Vorsitzender de- Verbände- war, erst an den Knterstaatssekretär MoeSie und dann an den Reichssinanzminister selbst und protestierte gegen diese ,.Roßide e*, wie er in seinem der ben Schwäbisch gestern als Zeuge jene bureaukratische Auslegung bannte. Nach einer persönlichen Unterredung mit Herrmann ordnete Krzberger an, daß die Textil-Aktiengesellschast angewiesen würde, ble Kriegsanleihe in Zahlung zu nehmen, ließ den Brief alsbald «nt- Iverfen und zur Beruhigung de- protestierenden GeheimrateS den llltenvermerk ausnehmen, daß der Minister selbst die Ber- ßntwortong übernehme. Alles im Gerichtssaale war be- iriedigt über diesen Sieg de- gesunden Menschenver ba nde- über den formalen, die WirtschastSbedürfniss« der braven schwäbischen Handwerker verkennenden BureankratismuS. Aber waS sat der harmlose Vorgang mit politischer Korruption zu tun? Da holte Helfferich zu einem großen Schlage a«§: „Ist es tlchtig, Herr Zeuge, daß der Reichssinanzminister Erzberger Ihnen lese Zusage am Vormittage derselben Tages machte, an dessen kachmittag über da- Reichsnotopfer abgestimmt wu^e, em Ihre Fraktion noch schwankend gegenülerftand?* Große an» altende Bewegung im drutschna 1i on alen Zu» chauerraum. Auch dem Dümmsten wird jetzt der Zusammen» ang klar: da- scheinbare Entgegenkommen gegenüber den württember- ischen Handwerkern war in Wirklichkeit ein groß angelegter ichachzug ErzbergerS, um die demokratische fraktion „zur Annahme de» ReichSnotopfers za «stimmen. „Wär der Gedank' nicht so verwünscht gescheit, man Ivär versucht, ihn herzlich dumm zu nehmen * Zwar hat die Helffe- kichsche Beweisführung einige Lücken: gerade der Abgeordnete Herr- «nann war einer der eifrigsten Verfechter de- ReichSnotopfers, sein» Stimme konnte er gar nicht in die Wagschale werfen, weil er, wie Er»berger wußte, beurlaubt war nnd an der Abstimmung nicht teil nahm. die Fraktion battet sich auch schon am Abend zuvor schlüssig gemacht — ganz abgesehen von der Absurdität der ganzen Vorstellung. Da? ist schon längst klar geworden, daß Helfserich keinen poli tischen Kamvk, sondern einen Kamvs der persbnlichen Ge hässigkeit führt. Der ebemaliae Staatssekretär, dem der nach- stchtiaste aller Vorsitzenden schon Ordnunosstraken androhen mußte, hat in den letzten Tagen doS politische Amenmaß völlig ver loren. Gestern hot er ancki den letzten Schritt, den zur LS ch er lich lei 1 mit Erfolg getan* Der Prozetz Erzberqer-Helfferrch Berlin, 2. März. An da- Plädoyer de- Oberstaatsanwalts schloß sich noch ein: nachträgliche Zeugenvernehmung. Wegen der Anzweiflung seiner Gc- dächtnisstärle hat Exzellenz Spahn sich nochmals als Zeuge gemel det, um seine Aussage zu ergänzen. Hierbei lommt eS zu einem hef tigen Zusammenstoß mit Geheimrat Dr. Gordon. Exzellenz Spahn verwahrt sich dagegen, als Trottel behandelt zu werden. Die Sache, um die eS sich hier handle, liege vor seinem Schlaqansall. wo also sein Gedächtnis noch nicht gelitten hatte. Er kommt auf die gestern be sprochenen Briese, aus denen seine Gedächtnisschwäche hervorgehen soll, zurück, und wirst Geheimrat Gordon die Benutzung seiner Brief, »ährend seiner Abwesenheit vor was dieser sich verbittet und dorleqt, daß er nur pflichtgemäß gehandelt habe Daraus nimm» Exzellenz Spahn seine Vorwürfe zurück Seine weiteren Aussagen decken sich tm wesentlichen mit den Ausführungen, die gestern NcichSpostminister GieSbertS machte Andere Z-ugen, darunter Abgeordneter Stresemann, Ab geordneter Schirmer, Minister David und der frühere Reichs kanzler Bethmann Hollwea machen noch einige Ergänzun- Rosa-Mariira Roman von Mrlatt »an Java Aus de« Holländischen übersetzt von Le» Tep« van Heemstebe (54 Fortsetzung.) „Und du gehst jetzt mit mir zu meiner Mutter?" .Heute noch?* " „Ja wenn du willst und Onkel eS erlaubt." „Ja nimm mich mit. sofort." „Lieber beute als morgen." Er sah sie a». „Und Onkel sagte, tu hättest deine Schönheit verloren: ich finde dich schöner als jel" „Frank, ich lin jetzt verständiger Es ist mir einerlei, ob du Wich malen willst oder nicht, ich «erde nicht mehr so halsstarrig sein; lue mit meinem Gesicht was dir dienlich scheint." „Und ich will es nicht mehr. Rose. Du bist meine Fra», und «lS solche allein will ich dich lieben und ehren." Der Doktor gab seine Zustimmung zur sofortigen Abreise; nur sollten sie sich nicht mit den Vorbereitungen ermüden und in seinem Wage» zum Bahnhof fahren. Jungfer Bol. die Rose-Marie während ihrer Krankheit gepflegt hatte, sah sie jetzt da sie über das Verwandtschastsvcrhältnis zu Adri- chem ganz anfgctlärt war. ungern scheiden. „Hätten Sie mir nur gleich gesagt. Fränle-n Rose sei mit Ihrem Neffen verheiratet! Man kann ja doch nicht alles gleich wißen." tnurrtc sie. Während Frank mit der Jungfer Bol alles im Wagen zurecht- »egt«.,um eS Rose-Marie io bequem als möglich zu machen, nahm si» mit einem langen Blick Abschied von dem traulichen Wohnzimmer und dem Meere. Adrich-m kam herein und trat zu ihr. "Rose," fragte er, „wirst du jetzt dein möglichstes tun. um glück lich zu werden?" Sie schlug die Augen nieder nnd enlgcgnete saust: „Ja. Onkel so viel sch lann." «.Dann ist es gu'. D» hast ein lebhaftes Temperament, du hast feine .Anlagen, um unglücklich zu sein. Und Franl wird es dir leicht machen. Auch ihm sind die Augen ausgcgangen und er hat seine Pflicht erkannt. -> „Aber d». lieber Onkel, du bleibst so einsam zurück?" „Das habe ich sa so gewollt." ge« zu ihrn, früheren Aussagen, die jedoch das Gesamtbild nicht ver ändern. Man spricht über Fried,nsresokttio» nnd U-Bootfrage, und die Debatte« drohen sich ins Uferlose auszudehneu, so daß Geheimrat Gordon beantragt, weitere Zeugen «icht «lehr zuzulafsen. NrchtSa«. umlt Alsberg besieht jedoch auf ber Vernehmung des Unterstaats- sekretärs «ah „schasse. Dieser wird ans Beschluß b«S Gerichte» zugelassru, doch vermag derselbe auch nichts wesentliches an»,»sagen. Damit ist die Beweisaufnahme in diesem Prozeß endgültig ge schlossen. Aus der deutsche« Nationalversammlung Die immer etwa» eintönige Beratung der Steuerdorlaaen hat am Mittwoch eine kurze Unterbrechung erfahren. Die Verordnung de« Reichspräsidenten vom 13. Januar, die bekanntlich den der. schärften Belagerungszustand verhängte nnd zum «erbot zahlreicher unabhängiger Zeitungen und Versammlnugen führte, hat den Unab hängigen in ihren umstürzlerischrn Bestrebungen eine» dicken Strich durch di« Rechnung gezogen. E» ist allseitig bekannt, wie zweckent sprechend die Maßnahmen der Regierung gewesen sind. Rm aber den ganzen Grimm nicht in sich hinein verbeißen zu müssen, haben die Unabhängigen au» dem nur zu berechtigten Vorgehen der Reich», regiernng den Anlaß genommen, diese Angelegenheit zu einer parla mentarischen Aktion zu machen, offenbar um der Parteiagitation «eu« Nahrung zuzusühren. Die Unabhängigen beauiragten in der Sitzung am Mittwoch, dt« Verordnung aufzuheben. Es gab bei der Aussprache über diesen Antrag wie vorausznschen war, einen scharfen Znsammenstoß zwischen den Unabhängigen und dem Reich«, wehrniinister NoSke, wobei sich die Unabhängigen, wie e» ihr« Ge. wohnhelt ist, «-glichst rüpelhaft aussührten. Zur Sache selbst ist nur z» sagen, daß der Rcichswehrminister Noske sehr zutreffend die Berechtigungen der Regiernng zn den Maßnahmen an Hand einer Schilderung der damaligen Lage und der Bestrebungen der Unab» hängigen nachwie». Bor ihm hatte bereit» der ReichSjustizminister Schisser den Nachweis erbracht, daß di« Verordnung des ReichS- präfldenten keineswegs, wie die Unabhängigen behaupten, der recht- Uchen Unterlagen entbehrt, sondern durchaus im Einklang mit den Bestimmungen der Verfassung steht. Auf diesen Standpunkt stellten sich auch der Redner der Sozialdemokraten, der Abg. Lobe und des Zentrum« Abg. Dr. Spahn. Damit war da» Schicksal des Antrag» der Unabhängigen entschieden; er wurde mit erdrückender Mehrheit abgelehnt. Dann wandte sich da» Hau» wieder der Besprechung der Steuervorlagrn zu nnd »war der Kapitalrentensteuer. Rach dieser Steuer werde« alle Einkünfte a«S Kapitalien mit einer be sonderen Steuer von 1v belegt. Die Vorlage wurde nach unwesentlicher AiiSsprache durchweg nach den Beschlüssen de» Aus schüsse» angenommen. Die vorgenommenen Aenderungen find durchweg geringfügiger Natur. Wesentlich ist nur eine Abänderung, die von den bürgerliche« Parteien gegen die gesamte Linke durchge. setzt wurde und die bei den Steuerbefreiungen eine gegenüber den AuSschußfaflung erweiterte Befreiung der Kirchen sowie der kirchlichen und religiösen Gemeinschaften de» öffentlichen Recht» vorsieht. Die Wiederaufrichtung Europas Pari», 8. März. Pertinax meldet dem „Echo de Paris" an» London, die wirtschaftliche Abteilung des Obersten Rates habe Leit sätze ausgestellt für di« wirtschaftliche Wiederausrich tung Europas. In diesen Leitsätzen komme zum Ausdruck, daß möglichst viel gespart werden müsse und daß die produktiven Kräfte so zu steigern seien, .daß sie Größtmögliches ergeben. In den Leitsätzen wird alsdann erklärt, daß Europa eine einzige wirtschaftliche Einheit darstelle. Die wirtschaftliche Produktion werde überall normal sein oder sie sei es nirgends. Es wäre deshalb notwendig, Deutschland und Rußland in den Stand zu setzen, an der wirtschaftlichen Erhebung Eu ropas mitzuarbeiten Pertinax ist mit diesem letzten Punkte nicht ganz einverstanden, denn er meint, Deutschland müsse verhindert werden, die Rolle zu spielen, die eS vor dem Kriege gespielt habe, und die es ihm ermöglicht habe, in Europa eine wahrhafte Hegemonie aufzurich- ten. Er meint auch, die Gedanken des Herrn Keynes dürften nicht zum Borwand dienen, die erforderliche germanische Wiederaufrichtung durchzuführen aber die gerechten Forderungen Frankreichs dabei zu vergessen. Der Berichterstatter de« „Journal" aus London sagt, die Frage der Bewilligung langfristiger Kredite sei nicht o-ia» worden. Das Probeverfahren Amsterdam, S. März. Das Organ Lloyd Georges, „Daily Chronicle", schreibt in einem Leitartikel zu dem von den Alliierten beschlossenen Leipziger Probcversahren gegen deutsche Kriegsverbrecher, ein Ausbleiben der Verhaftung der Schuldigen und ihrer Uebersührung würde die Stimmung der Notwendigkeit einer energischen Haltung der Alliierten gegenüber Deutjchland wieder aufleben lassen. Berlin, 3. März. Der Ausschuß der Entente, der das aus die angeblich deutschen Kriegsbeschuldigten bezügliche Anllagematerial zu sammeln hat. hat dem „Echo de Paris" zufolge nunmehr seine erste Liste fertiggestellt, die etwa 40 Namen enthält und gegen wärtig der Zustimmung der Ministerpräsidenten Frankreichs, England» nnd Belgiens unterliegt. D e Zukunft d->r Türkei London, 3. März. Das Kommunique der Friedenskonferenz be- sagt, daß sich der Oberste Ra» heute morgen mit dem Bericht des Aus schusses unter Foch über die militärischen und Lustfahrbedingungen des Fried-nsvertrages mit der Türkei besaßt hat. Die Friedenskonferenz hat beschlossen, die türkische Flotte abtragen zu lassen. „Dürfen wir dich einmal besuchen?" Er lächelte trübselig „Was Hab» ihr davon? Ich bin ja immer au-.wuns uno habe die Hände so voll." Rose-Marie seufzte nnd sah sich noch einmal in dem Raume um: „Ich habe hier alles so lieb gewonnen: ich glaube nicht, daß ich je so glücklich sein werde wie ich eS hier war, so lange ich träumen konnte." „Aber daraus bist du erwacht und hast das Leben in seiner wirk lichen Gestalt gesehen, nicht wahr Rose? llnd du weißt, daß treu» Pflichterfüllung uns glücklich machen lann. Wer das vergißt, der muß dafür büßen, früh oder spärl" „Ich bin noch so jung. Onkel . . „Und es ist noch nichts an deinem Leben verdorben, alles kann noch gut werden, alles. ES gibt nur eines, waS nicht ausgelöscht werden kann: die Schuld die trotz aller Reue das Leben bis zum Ende Verbittert! Du versprichst eS mir also. Du willst glücklich werden?" Sie nickte stumm mit dem Hanptr, denn zu sprechen vermochte sie nicht. Er stellte sich ans Fenster nnd blickte ans das Meer hinaus. Rose gesellte sich zu ihm. „Und willst du immer so sortleben, Onkel. bis . . .?" „Bis meine Strafe zu Ende nnd meine Buße angenommen ist." Die leise brandenden Wogen hatten eine seine smaragdgr-üne Farbe angenommen. Gold nnd Purpur strömten über sie hin in rei chen Gluten, zitternd und fnnlclnd wie das Licht aus einer schöneren Welt; am Horizont hüllte sich der Himmel in einen matten Glanz von schillerndem Opal, voll Ruhe. Majestät und Frieden. „Rose, wenn du hören wirst, daß ich Ruhe gesunden habe in jenem Lande, von welchem wir hier nur den Zugang erblicken, so denke ebne Bitterkeit nur a» den Mann zurück, der deinen Vater . . ." „Nicht jenes grausame Wort, Onkel! Dn weißt eS, wenn eS auch eine Sünde ist, ich kann nichts Bitteres im Herzen gegen dich empfinden!" Sie nahm seine Hand, und ehe er eS hindern konnte, drückte sie einen Kuß darauf. „Er hat dir längst verziehen und ich ... ich danke dir!" Frank trat ein, nnd der Doktor sagte in seiner gewohnten heiteren Weise: Frank, ich gebe dir dein Weibchen zurück; sie ist beschäftig«, mir Den jetzigen Absichten des Obersten Rates zufolge wird die Ver kleinerung de« türkischen Gebietes die Bevölkerung der Türkei vo» 30 auf 6 Millionen vermindern. Die der Türkei genommenen Gebiete werden vielleicht zur Uebernahme ein»« Teile» der türkischen Schuld herangezogen werden. Sonstanttnopel 3. Mürz. Infolge des energischen Vergehen der Ententevertreter bei der Pforte hat der Minister des Innern an die Provinzialbehörden Anatoliens ein Rundschreiben gerichtet, in dem e» ihnen empfiehlt, jeden Zwischenfall, der Klagen Hervorrufen könnte, zu vermeide». Man glaubt allgemein, daß dieses Rund- schreiben dem Umvesen der Banden, die auf Befehl ihrer nationalisti schen Führer täglich Leute einziehen, KriegSkontributionen erheben und militärische Maßnahmen ergreif«», die mit de» Bestimmungen de- Waffenstillstandes in Widerspruch stehen, keine» Einhalt tun wird. Amerika und der Frieden-Vertrag Haag, 8. März. „N. E." meldet aus Washington: Der Senat nah« mit 38 gegen 25 Stimmen den Borbehalt des Senators Lodge an, nach welchem die Vereinigten Staaten selbst entscheiden sollen, auf welch« inneren Fragen sich die Jurisdiktion des Völkerbun des erstrecken soll. Mit den Republikanern stimmten 14 Demokraten. Ueberwicgcnd hält man den Friedensvertrag dadurch für ge fährdet, daß der Präsident erklärt hat, ihn in dieser Form nicht anzunehmen. Die Schweiz und der Völkerbund Bern, 3. März. Im Rationalrate führte BundeSrat Schult- heß bei der Völlerbunddebatte aus, daß der BundeSrat Wert daraus lege, der Schweiz das Vertrauen nnd die Sympathien zu erhalten, die sie sich während des Krleg-S durch unzweideutige Neutralitäts politik erwoben habe. Der Bundesrat habe naturgemäß die Pflicht, sich bei der Leitung der politischen Geschäfte de» Lande« der verändc» ten Weltlage anzupassen. Das Volk werde Im vollen Bewußtsein sei ner Verantwortung in der Völkerbundfrage entscheiden. Wen» di« Abstimmung ablehnend anssallen sollte, könnte die Schweiz ihre L"Re gierten nicht mehr nach Paris und London zurückschicken. Der Bei tritt der Schweiz sei eine LebenSfrage für sie. Ein ablehnendes AbsttmmnngSergebniS wäre eine große Enttäuschung für di« französische Schweiz und würde das Land in Schwierigkeiten stürzen. Ber«, 3. März. Der National rat genehmigte mst 113 gegen 55 Stimmen den Bundesbeschluß betr. den Beitritt der Schweiz zum Völkerbünde. Die Ameriknklansel winde fallen gelassen. Dagegen stimmten geschlossen die Sor-ttdeniolioten und einige Bürgerliche. Staubrrcht über Budapest Budapest, 3. März, lieber Budapest wurde gestern das Stand- reLt verhängt. Der Grund dieser Maßnahme ist in der all ge. meinen Erregung, die durch die Untersuchung in der Ange legenheit der Ermordung des Chefredakteurs Somogyp hervorgerns-n wurde zu suchen. Die Budapest«! Blätter unterliegen seit einer Boche einer verschärften Zensur. Nach einer Meldung des „Extrablatt" an» Budapest wurde durch Dekret der Regierung die Freiheit der Presst nnd der Versammlungen ausgehoben. Das Nrbeiterlomite«, das als Protest gegen die Wahl des MeichsverweserS von Horthy den Generalstreik proklamieren wollte, wurde verhaftet. Attentat auf den ungarischen Kriegsminister Budapest, 3. März. Ans der Elisabethbrücke feuerte gestern abend ein gutgekleideter junger Mann gegen den Kriegsminister Fried rich, als dieser die Brücke im Automobil passierte, einen Revolverkchnß ab. Die Kugel verfehlte ihr Ziel. Der Täter entkam im Dunkel der Nacht. Falsche Behauviunaen Berlin, 8. März Gewisse Pariser Blätter bringen zu leicht erkennbaren Zwecken neuerdings öfter Alarmnachrichten über die Fabrilation von Kriegsgerät aller Art in Deutsch, land. So läßt sich daS „Journal.." aus Berlin drahten, daß insbe sondere Daimler nnd Busch in Mariendorf bss Berlin Maschinen gewehre Herstellen, während die Jenaer Zeiß-Werke Periskope für Schützengräben und optische Instrumente für Flugzeuge Herstellen un- ter dem Vorwand, daß diese Krregsaeräte gegen die russischen Bolsche wisten dienen sollen. — Demgegenüber wird von amtlicher Seite sest- gestelltt Die Heeresleitung hat an optischen Instrumenten keine ein- zige Bestellung in Auftrag gegeben, ebensowenig irgendwelche Be- stellunaen ans Maschinengewehre Scharfe Infanterie- und Artillerie munition wird ebentallS nicht aesertiat. Ein von lrüh'r noch laufen der Vertrag auf Füllung von Geschossen bei den Svrsngstosswerken in Büchen wurde im Herbst Idlll zurückgezogen. Die Behanvtungen de', „Journals" entbehren daher seitlicher tatsächlichen Grundlage. Deutsche Merkandlunaeu mit Nxk'and B-rlin, 3 März. Der Ausschuß der Nationalver sammlung für auswärtige Angelegenheiten ist nach cinaehender Besprechung unserer Verhältnisse zu Rußland zn folgenEraebniS aelangt: 1. Der Beschluß der Reichsregiening mit einem Delegierten der Sowietrea-eruna in Verhandlungen über den Austausch der Kriegsgefangenen einrntreten wird gntaeheißen. 2. Die Absicht wirtschaftlicher nnd flnanzi-ller Kreiß', eine Stu d i en ko m m i ssi o n zur Prüfung der wirtschaftlichen Lage nach Rußland zn entsenden, wird begrübt Es wird der Regie rung emploblen Ibr Förderung angedeihen lallen r» wollen um damlt die demnöchftige Aufnahme der Handelsbeziehungen »orznberelten. Rede» zu halten, und ich sage dir sie versiebt es gründlich. Nimm si» rasch mit dir fort dann haben Jungfer Bol und ich wieder Ruhe. Wir find alte Leute nnd lieben die Bequemlichkeit. Passe aber nur gut auf. damit sie dir nicht wieder fortläustl" Rose-Marie war leichenblaß geworden: Adrichei» hielt sie am Anne fest während er sie zn Frank führte. „Adieu, Nichtchen!" sagte- er: „halte dich tapfer und w»rde mir «icht mehr krank, sonst ist der Onkel nicht da. um dich zu kurieren. Und sorg- für deinen Mann er bedarf deiner recht sehr. Nnd nicht gar zu strenge sein, er ist ein Künstler, nnd diesen Herrschaften muß man heutzutage vieles zugute halten." Seine Stimme wurde ein wenig unsicher. ^Bleibe stark Rose bleibe stark, und der liebe Gott segne dich!" Dann schob er sie und Franl sachte zur Tür hinan-. Frank pamuielte noch etwas von Dank und Wicdervcrgeltung. „Ja. das willen wir sa. Sorge nur gut für sie, und viele Grüße an die Familie." Er begleitete sie bis zur Ha«Stür: schweigend küßte Nole-Marle die Jungfer Bol. die man — o Wunder — in Ihren Tränen hätte waschen können Frank »nd Rcse stiegen in den Wagen und winkten noch lange m!t den Taschentüchern: aber der Gruß amrde nur noch von Jungfer Bol beantwortet, denn der Oheim war in sein Zimmer zurückgelehr». Er saß am Fenst"r und starrte ins Meer blnans. Nnd so blieb er lange sitze», gesenkten Hauptes, wie ein alter, gebrochener Mann. Frau van Harren emvsing noch am nämlichen Abend ihren Sohn und ihre Schwiegertochter. Es war ein peinlicher Augenblick aber Mose-Maries Schwäche half allen leichter über die erste Begrüßung hinweg. Sie mußte sich gleich zur Ruhe legen, und die Schwieger mutter cnäblte später mit Tränen in den -lugen, wie sie so herrlich und kindlich sie umarmt und versprochen habe.-ibr eine gute Tochter und eine gute Frau für Franl zu sei». ..Und n"n wundert es mich durchaus nicht in-'br," fügte sie Hinz», „daß Onkel Theo sich ihrer angenommen hat, denn sie ist sa eine Dorr» van Aivercn. und ibr Vater war einst sein Kommandant»" Am folgenden Tage kam Charlotte, sie zu besuchen; da dir «ach«, einmal s» stand, hielt sie es besser, gleich zu kommen. (Schluß folgt)
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