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Sächsische Volkszeitung : 16.02.1920
- Erscheinungsdatum
- 1920-02-16
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192002167
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19200216
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19200216
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1920
-
Monat
1920-02
- Tag 1920-02-16
-
Monat
1920-02
-
Jahr
1920
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 16.02.1920
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lim IS. Februar ISA» ke^e des Kindes fest verankern. Wir wollen — ohne jeden Zwasg »egen Andersdenkende — ein positiv christliches Geschlecht heranziehen, pn durch dieses den Grundsätzen des Christentums ihren Platz an der könne, ihr Recht im öffentlichen Staats- und Völkerlcben zu erkämpfen hnd zu erhalten. Und daS will uns das sächsische BolksschulübergangS- »esetz gewaltsam verbieten. Es enthält die Ansage des schärfsten Kampfes gegen jede positive Religion, vor allem gegen daS Christen tum; es bedeutet einen ganz unerhörten Gewissenszwang, eine nicht zu pberbictende Mißachtung der naturrechtlich geschützten Elternrechte, die Diktatur des glaubensfeindlichcn Freidenkcrtums auf geistig-religiös- sittlichem Gebiete. Und das soll Rechtens sein? Der Redner ging nun eingehend auf die rechtliche Seite ein und ries »ach, wie das Vorgehen des Kultusministers sowohl »ach der zaturrcchtlichen Seite, wie mit Rücksicht aus die Reichsverfassung rcchts- »ngüllig sei. Wir verweisen ans die eingchen.de Wiedergabe dieses Teiles der Ausführungen in unserem Bericht über die Leipziger Protest ier s a m m l» n g („Sächsische Boltszeitting" Nr. 28 vom 4. 2. 1920). Der Redner fuhr dann fort: In einem besonderen Punkte muß uns das Verhalten des Henn Kultusministers ganz besonders ausfällig berühren. Die Revolutionsregierung begann, wie wir sahen, ihre Kuliurtaten mit dem Verbot des Katechismus und der Einschränkung deS Bibelnnterrichtcs laut Vervronuug vom 2. 12 1918, die in einer Verordnung des Herrn Buck vom 20. März 19l9 nochmals bestätigt Wurde. Das Uebergungsgeseh ging noch weiter und verbot überhaupt hje Erteilung des Religionsunterrichtes, beschränkte diese Bestimmung über in 8 18 dahin, daß sie vom 1. April 1920 ab durchznsührcn und daß lis dahin der Religionsunterricht nach den früheren Verord nungen zu verteilen sei. Art. 149 der Reichsverfassung bestimmt nun, daß der Religionsunterricht ordentliches Lehrfach der Schulen mit Aus nahme der bekennt,lisfreien (weltlichen) Schulen ist, und zwar ist der Religionsunterricht in Uebereinstimmung mit den Grundsätzen der be treffenden Religionsgesellschastcn zu erteile». Diese Bestimmung ist sofort mit Erlaß der Verfassung in Kraft getreten. Jedes entgegen- stchende Landesrecht ist hiermit ohne weiteres gebrochen, ungültig ge- vorden. In de» sächsischen Volksschulen ist somit nach wie vor Re- ligivnsnnterriebt als ordentliches Lehrfach zu erteilen und auch die Verfügung vom 2. 12. 1918 ist ungültig, da sie sowohl mit dem ilharakter der konfessionellen Schule als mit den Grundsätzen der ka tholischen und auch der evangelischen Religionsgesellschaft in Wider- prnch sieht. Bis heute vermissen wir eine Klarstellung durch den Herrn Kultusminister Cie wäre wohl angebracht gewesen. Oder reiß Herr Dr. Sehsertb nicht, wie eifrig die ihm unterstellten Bezirks chulämter für die Befolgung jener niemals rechtsgültig gewesenen, aus jede» Fall durch die Verfassung aufgehobenen Verordnungen besorgt and? Dann möge er sich nur mal bei Herrn Sindi sch ul in spektor Beier in Leipzig erkundigen. Aber ms Geschrei hätte ich hören mögen, wenn der Herr Minister den Mut )es freien Mannes gehabt hätte, eine Verfügung etwa dahin zu erlasset» „Jur Hebung von Zweifeln mache ich als verantwortlicher Beamter zur Durchsührung der Reichsgcsehe darauf aufmerksam, daß die Verordnungen vom 2. Dezember 1918 und 20. Mär; 1919, sowie 8 2 Als. 2 des UcbergangsgesetzcS für daS V-.-lksschulwesen vom 22. Juli 1919 infolge der Bestimmungen der Reichsversassnng Art. 149 und Art. 13 ungültig geworden sind." Ich glaube, Herr Dr. Sevsertß wäre die längste Zeit Kultus minister gewesen. Uns aber muß dieses passive Verhalten mit größtem Mißtrauen erfüllen. Wir Katholiken haben von Herrn Sevfertls nichts zu er warten. Nur auf uns allein und auf unser gutes Recht sind wir gestellt. Und da stehen wir gut, wenn wir Männer sind, würdig unserer Kirche, würdig unserer Vorfahren. Der Redner ging dann aus die krampshastcn, allerdings bei allen Interessenten völlig verunglückten Bemühungen des Herrn Ministers ein, die in 8 174 Satz 2 der Reichsversassnng den Ländern des ge setzlichen SimultanschnlsnstemS in Aussicht gestellte besoirdere Berücksich- igttiig für Erhaltung dieses Schulsnstems auch für Sachsen in Anspruch ;u nehmen, und wie er sich zu diesem Zweck über lalsächliche und recht liche Entwicklung und Zustände einfach hinweqseht, auch kein Bedenken rügt, entgegen den klaren Vorschriften der Reichsversassnng gar nicht wn Erlaß des Reichsschulgesetzes abzuwarte», sondern jetzt bereits eine eilige Tatsache schassen will. Iustizrat Dr. Schrömbgens rief dann o wie in Leipzig noch einmal dem Minister die ernste Mahnung zu, die Katholiken nicht zu vergewaltigen und zu entrechten, Wir freuen uns, in unserem Kampfe Schulter an Schulter zu kämpfen mit unseren bekcnntnistreucn evangelischen Brüdern. Mit ihnen lehnen wir sowohl die religionslose weltliche als das neueste Pro dukt des Herrn Sehfert',, seine wässerige, prinzipienlose Gemeinschafts schule, ab; wir kämpfen um die Verfassung, kämpfen um unsere kon fessionelle Schule, und bereiten uns durch engsten Zusammenschluss und gemeinsame planmäßige Arbeit zur kommenden Abstimmung über den endgültigen Charakter unserer Schule vor. Wir lassen uns »amenllich auch nicht >rre machen durch das un sinnige Gerede, die katholischen konfessionellen Schulen würden nicht voll leistungsfähig sein und an die katholische Bewitterung finanzielle Anforderungen stellen, denen sie nicht gewachsen sei. Wenn wir gemäß der Reichsversassnng durch unseren Willen und Antrag die konfessio nellen Schulen haben, so ist da§ keine Gnade, sondern unser gutes R e ch t; unsere Schulen sind dann genau so gesetzmäßig wie die anderen. Und Staat »nd Gemeinden Halen dann uns gegenüber dieselben Pslich, ten wie gegenüber anderen Schulen Wir sind keine Privatschnlen, die wir aus unserer eigenen Tasche bezahlen und unterhalte» müßten, sonder» Staat und Gemeinde haben für sic und sür ihren geordneten Schulbetrieb i» derselbe» Weise zu sorgen, als sie es für die dem- nächsiige Simnltanschnle und sür andere bekennlnisinäßige und welt liche Schulen zu tue» haben. Mit einem Rückblick auf die Opfer, die unsere Väter sür unsere katholischen Schulen Jahrhunderte lang gebracht, einem Aus blick ans die Zukunft, die von uns größten Heldenmut, begütertsten Idealismus und opferwilligste Glaubensstärke verlangten, schloß der Redner seine Aussührnngen in dem Wunsche, daß der Kampf um die Seele» unserer Kinder ei» des Einsatzes würdiges Geschlecht finden möchte. Brausender Beisall. der minutenlang den Saal durchzitterte dantie dem Redner stir seine ausgezeichneten, von tiefster Sachkenntnis zeugenden Darlegungen. Wie aber die Erziehung der Kinder zu voll wertigen Menschen nur durch einen christlichen Religionsunterricht ge sichert ist, zeigte in ganz vortrefflicher Weise ein Berufserzieher. Herr Schnldireltor Bergmann, der aus einer mehr als 40jährigen Be rufstätigkeit heraus sprach über den Wert der christlichen Erziehung in den Volks schulen Um zwei Brennpunkte kreist zurzeit unser deutsches ErziehuiigS- wesen; um Religionsunterricht, um Moral unterricht, Weg mit dem Religionsunterricht; uns rettet nur der Moralnnterricht, so rufen die einen. Keinen Moralunterrichtl Heil bringt nur de» Religionsunterricht, rufen die anderen. Seht, wie christliche Religion und Moral einander belämpsen — spotten die dritten und verlangen: Hinaus mit beiden, mit Religionsunterricht und Moralnnterricht aus der Volksschule! Wo liegt in diesem Durcheinander der Meinungen die Wahrheit? Darüber wünschen besonders Väter und Mütter Anskunst. Und warum? Weil Vater und Mutter als Erzeuger ihrer Kinder die ursprünglichsten Erüehungsrechte und Pflichten haben, die ihnen niemand völlig ab- nehnien kann, auch die Volksschule nicht, wie wertnolle Mitcrziehung sic auch leistet. Tenn die Kinder sind und bleiben Eigentum de» Ellern, und dieses Eigentumsrecht kan» de» Eltern keine Macht der Erde rauben. Vom Moralnnterricht sei zuerst gesvrochenk Weil über ihn viele Mißverständnisse herrschen, auch ans christlicher Seite, so daß eine Verständigung über Gemeinsames zwischen Ehristen «nd Nicht- christen überaus erschwert wird — zum Schaden leider. Moral unterricht heißt zunächst Eittenunterricht, als» etwas durchaus Gute-, Freilich meint unsere Zelt unter Moral,inier. «icht eine» religio ««trete» Siwnmrterricht. d. h. einen Unten rlcht, der für da» sittliche Handeln etnzig und <rtkein di« v « r« nunft als Lenkerin wählt — also ohne Rücksicht auf Gott, den Lenker alles Erschaffenen. Wie soll solcher religionsfreier Moralnnterricht betrieben wer den? „Wir werden dem Kinde beibringen," sagt ein Moralvertreter, „daß es nicht allein auf Erden ist. sondern eingeordnet in die große menschliche Gemeinschaft; daß die anderen nicht seinetwegen da sind, sondern ebenso es selbst der anderen wegen da ist; daß es »icht bloß zu fordern hat, sondern auch zu geben. Bringen wir das Kind so weit, daß es sich sagt: Ich arbeite nicht für mich, sondern im Dienste der Gesellschaft, also sozial; nicht nur zu mei nem Besten, sondern zum allgemeinen Besten, weil das Ganze ohne diese hingebende Tüchtigkeit der einzelnen nicht bestehen könnte. Und wenn das Kind fragt: Warum soll ich das für die Ge meinschaft tun? Ich lebe doch für mein Wohlund »icht fü» andere. Mag doch jeder für sich selbst sorgen — so werden wir ihm de» ungeheuer», lächerlichen Irrtum solcher Selbstsucht durch Beispiele zu enthüllen suchen." Wir geben zu, daß sich solche Lehren Kindern von 10—14 Jahren nahe bringen lassen. Nur ist die Frage, ob daS Beigebrachte aus» hält im späteren Leben. Seit einem Jahre haben wir es erlebt und erleben cs tagtäglich bitter genug in der Kohlennot, in der Berkehrs not, in der Lebensmittelnot, daß das Arbeiten für andere unter- blcilt. Die gepriesene Moral versagt, nicht bloß im Kohlenge biet, auf der Eisenbahn, im Geschästsleben, ja fast überall. Warum versagt die Sittlichkeit? Weil die menschliche Vernunft allein nicht stark genug ist, wenn sie in Kampf tritt mit der rück sichtslosen Selbstsucht im Menschcnherzcn. Als zweiten Vorteil des Moralunterrichts nennen seine Ver treter: Der Moralunterricht geht aus von Erlebnissen, die das .Kind tagtäglich sieht, hört und durchlebt in der, Familie, Schule, auf de> Gasse unter Geschwistern und Spielgenossen — also vom Kinde selbst und nicht von schwer begreiflichen, unsichtbaren Wahrheiten. Darum ist er faßlich, verständlich, lindcrtnmlich, reich an Anschan» iingsstntzen und darum leichter als der christliche Religionsunterricht. Im christlichen Religionsunterricht hört das Kind von dein Vater, dem Sohne und dem heiligen Geiste, den drei Personen, und doch nur eines Wesens, von Adams Sünde, die aus alle Nachkommen weiter- erbt, von der Erlösung durch den eingeborenen Sohn Jesus Christus, von seinen wunderbaren Heilmitteln zur Rettung aller Mcnschenseclen, von dem unbeschreiblichen Glücke in der Ewigkeit des Jenseits — also von lauter tiefsinnigen Geheimnissen, die den mensch, liehen Verstand übersteigen und sich wenden an eine andere Kraft im Kinde: an den Glaube». Damit tut der christliche Relionsmtter- richt den großen und schweren Schritt; ans dem sichtbaren Reiche der Natur in das unsichtbare Reich der Uebernatur, aus der sinnlichen Anschauung in die übersinnliche Geistig keit, vom Endlichen und Erschaffenen zum Unendlichen und Un er sch affe neu. Damit stellt der christliche Religionsunter richt de» Lehrer vor gewaltige Aufgaben und vor qualvolle Arbeit, wenn er nicht glaubt. Wollen wir über Männer, die hier versagen, nicht voreilig den Stab brechen! Und doch — könne» wir die entstehenden Schwierigkeiten dadurch aus der Welt schassen, daß wir einfach durch Gesetz beschließen; Re ligionsunterricht wird in der Volksschule »icht mehr erteilt? Sicher »icht.. Kvmmt ein denkender Schüler nicht von selbst auf die Frage: Wenn es eine Natur gibt, sollte da in der wunderbaren Ordnung des WcltgcbäudeS fehlen die Uebernatur? Eine solche Lücke ist nicht annehmbar. Weiter: Wenn der Mensch aus Stoff und Geist ist, sollte es da nicht gebe» Geister ohne Stoff? Und wo ich überall Vergängliches schaue, sollte da nicht auch Unvergäng liches bestehen? So und ähnlich schließen schon Vvlksschülcr — mid davon solle die Schule nicht reden? Wird es dem Schüler genügen, wenn ihm entgegengchalten wird: Ueber solche Fragen darf die Volks schule nicht lehren und forschen? O weh, armer, kühner Schülergristl Man breche endlich mit der lächerlichen Scheu vor dem Ueber- natürlichen, wie sie der Materialismus des verflossenen Jahrhundert angehäust hat! Sollte nicht gerade unsere in allen Fächern fortgeschrittene Volksschule mit ihrer vertieften Lehrerbildung sich los reißen von unhaltbaren Vorurteilen gegen die Wahrheiten der Uebernatur, an diese Wahrheiten ernst »nd kühn heran treten und sie dem wahrheitsdurstigen Geiste der Jugend näher zu bringe» suchen! Man antworte nicht: diese Geheimnisse sind uner- forschlich! Haben wir etwa die Geheimnisse der Natur restlos erforscht? Wissen wir: was ist Licht? was Wärme? was Elektrizität? was Magnetismus? Nein Und treiben wir dies nicht alles in der Volks schule! Und welche beglückenden Gitter will gerade der christliche Reli gionsunterricht der Menschenseelc vermitteln? Erkenntnis der höchsten Wahrheit — Licht, nicht Finsternis; Liebe, nicht Haß, Hilfe gegen jedermann, sogar dem Feinde; Leben, nicht Tod, d. h. kein Sein in Haß und Finsternis, sondern niecndendcs Leben in Liebe und Licht, im Verein mit der Quelle aller Liebe, mit Gott. Al er gerade, weil Licht, Liebe und Leben unbegrenzte Güter sind, so reicht, um sic zu erwerben, die begrenzte Menschenkrast allein nicht aus. Nur einer kann uns helfen »nd will »ns Helsen: Jesus E h r i st » s der eingeborene Sohn GotteS. der »ns die Seelenheil- mittel gebracht hat und um uns ans unserer Unvollkommenheit zu retten, der sein Leben dahingcgebe» hat, damit keiner verloren geht, wenn er eine einzige Bedingung leistet: glaubt, daß er sei der Netter aller. Das ist daS Ziel des christlichen Reli gionsunterrichts. Nie »nd nimmer vermag dies zu vermitteln der Moralnnterricht. Welche Silte» lehren will der Moralnnterricht unsercn Kindern beibringen? In der Hauptsache das, was auf der 2. MoseS- tafel steht: 4. Gebot — Schutz der Familie, 5. Gebot — Schutz des Lebens, 6. Gebot — Schutz der Ehe, 7. Gebot — Schutz des Eigen tums, 8. Gebot — Schutz der Ehre und der Wahrheit. Aus tausend jähriger Erfahrung weiß aber jeder, daß, wenn lockende Versuchungen nahen und wilde Leidenschaften dahcrstürmcn, weder diese Gesetze, »och die menschliche Vernunft standhalte». Nicht der Moralnnterricht, lacht Konsucius, nicht Budha, nicht der Monismus können uns die sittliche Kraft verleihe». Denn es ist kein anderer Name unter dem Himmel den Menschen gegeben, wodurch wir selig werden können, als nur I e - sns Christus. Und der Jugend soll er vermittelt werocn in un seren Schulen durch die dazu bcrnsenen Lehrer unseres Volke« — nicht durch die Priester allein, die unter dieser Riesenaufgabc geradezu er liegen müßten. Diese Tausende von Lehrer», die sich aus Liebe zur Jugend dem Erzieherbernse gewidmet und ihre Kräfte sür die schwere Vergeistigungsarbeit an den Kinderseelen sachgemäß geschult haben, dem christlichen Religionsunterricht entziehen wollen, heißt sich ver gehen an unserer Jugend, an dem nächsten Geschlecht,-, an unserem christlichen Volke und an Jesum Ehristnm, dem Lehrer »nd Erlöser aller Völker, Wohl erstrebt der Moralnnterricht Gutes im Kinder z» entwickeln mit Hilfe der Vernunft; aler er ruht mir anl diesem ein zigen Pfeiler, der Vernunft; bricht diej-r Pfeiler, bricht auch die Sittlichkeit zusammen. Der christliche Religionsunterricht dagegen ruht ans zwei Pfeilern: 1. ans der Vernunft, die ihm sagt. Folge stets deinem Gewissen! und 2. auf der Hilfe Gottes, die jedem Menschen immer, überall und in unbeschränktem Maße bei- steht, wenn er sie nur ergreift und mit ihr mitwirkt. Der Moralnntericht sieht im Menschen den höchsten Gesetz geber. Höheres, als sein schwaches, irrendes Ich gibt es für ihr; nicht. Der christliche Religionsunterricht geht über den s chwachen und irrenden Menschen hinaus und empfängt seine stcir'stca Antrieb« znm Handeln von einer übermenschlichen Macht — von Gott, — Diese Vergleiche zeigen, daß der bloße Moralunterricht, losgelöst von Gott, kein Fortschritt über unseren Religionsunterricht hinaus ist Im Gegenteil: er ist ein erzieherischer Rückschritt, den wir nach fünf entsetzliche» Kriegsjahren nachmachen wolle» unseren grössten Peinigern. Frankreich hat seit 30 Jahren den Moralnnterricht cin- geführt aufgebaut allein auf die menschliche Vernunft und unter Verzicht auf die höchsten Beweggründe: der Liebe -« Gott, vnd d,S Ergebnis der erträumten sittliche« Bolllommen» ... ,, , , Nr, SS. Seile si heitfttt ist der Rache kr leben von Versailles, ei» grcmsenerregenbe» Schriftstück, das den spätesten Mmschängesthtechiem verkünden wird, von welch sittlicher Gesinnung ersaßt w-iWn, die solches ohne jeden Funken von Menschenliebe ausz,identen vermoch. ten. Verlangt das deutsche Volk noch eine» stärlere» Beweis geg n den Moralunterricht? Es ist gesagt worden: „Die Volksschule müsse Kinder nitteni-glen von Evangelischen, Juden, Kathvliken und Dissident n. Wie tonne sie das, da diese in Religion völlig uneins seien? Nicht einmal nn evangelischen Sachsen lönne man evangelische Könfessionssthnlen - .mü den; denn es gäbe innerhalb der evangelischen Kirche die o -: rs ä > e - densten Glaubensüberzengnnge»." — Wir wollen diese Behauptung glauben. Aber sür uns Katholiken trifft sie nicht zu. Wir ihren in unseren katholischen Volksschulen nur eine Glaube,-übe. eng,ivg. nämlich dieselbe, wie wir sie von den Aposteln cmpsa-'m » hoben und wie sie die katholische Kirche überall aus dem Erdenrund lehrt und ausübt: nämlich die eine, heilige, lathoiilche, aposto lische, unspaltbare, Irrtums freie', wahre »na d-a>im durch keine Macht zerstörbare Lehre Jesu Christi, des eingeborenen SohncS GorteS Wir sind glücklich in dieser Glaubensüberzcngung. Wir l-eben sie und bemühen uns damit, unsere menschlichen Schwab'i über winden. Wir wollen diese unsere katholische Glauben Ver engung als kostbares Seelengut unseren Kindern durch katholische S ch u l e rz i eh u n g übermittelt sehen, weil wir über-engt sind, sie führt n»S und unsere Kinder znm Heile. Als katholische Eltern können wir unmöglich zu geben, daß ans u ir s e rer -2 ch »ler z - e h » n g ei» so uncrs-tzliche« S ee le n n a h r u n g s m i t te l entfernt werde, wie eS unser christlich r Religionsunterricht ist. Allen Beürelmngei» auf Vervollkommnung diese? hochwichtigen und schweren Unterrichtes stimmen wir zu. Aber seine Streichung aus dem VellStthulplaiie ist sür uns unannc h m bar. Warum? Weil wir bei nnlercr Ehe schließung mit Hand und Herz und Ring und Mund vor Gott ge schworen haben: sür die christliche Erziehung unserer Kin der bis an den Tod zu sorgen. Diesen Schwur wollen wir halten bis zum letzten Atemzuge! Wir begreifen den Schmerz vieler evangelischen Christen über die Spaltung unter ihnen und die religiöse Trennung von uns da wir doch alle in Jesus Christus getaufte Brüder sind, und wir haben Ach tung für das Suchen und Olingen aller, aus dieser religiösen Zer rissenheit yerauSzukommen. Ihr Nus nach Einheit und Einigkeit aller ergreift uns wie ein Schrei ciuS tiefster Seele — und heiß ist unser Wunsch: wenn unler den Brüder» desselben Volkes ein solch sehnender Wille auf Einigung sei, möge Gott gnädig auch einen Weg er öffne»! Aber das wollen wir in dieser Stunde vor dem ganzen Lande ernst, fest »nd unbeugsam beteuern: Man lasse uns katbolischen Eltern und Erziehern unsere geeinten katholischen Schu lew weil darin keine Spaltung in Glanbensübcrzeuqung hcrrscW sondern Einheit und Einigkeit aus dem Felsengruude Jesus Christus. Wie tief sich der Redner in die Herzen der Zuhörer hineing«, sprachen hatte, zeigte der lebhafte, sich immer wiederholende Beifall. In warmen Worten sprach Herr Schnldireltor Dnnnebier seinen und der Versammlung Dank aus für die begeisterten, cmS einem kinderlieben- dcn Herzen geflossenen Worte. Darauf wurden folgende 'WZ Entschließung«» verlesen. Die im Vercinshcinse zu Dresden versammcltcn katho lischen Eltern — der Katholische La ndeselternrat Sachsens, der H c> u p t el t er nr a t und' sämtliche lat ho« lische n Elternräte Dresdens, 2000 an der Zahl, fordern: 1. von der sächsischen Regierung, daß sie durch eine Verordnung di« Bestimmungen in H 2 Abs. 2, 8 18 Abs. 2 Satz 3 samt den da; mit Gesetz geworbenen Kultusminister»'»»! - Verordnungen vo»t 2. Dezember 1918 und 20. März 1919 sowie in 8 18 Abs. 2 Satz 6 des Nebergangsgesetzcs als durch die Reichsverfassung für erledigt erklärt und der Volkskammer ungesäumt einen Gesetzentwurf vorlegt, wonach die gedachten Bestimmungen aufgehoben werde». Sie erwarten, daß die Regierung sich für diesen Gesetzentwurj Mit aller Entschiedenheit einsetzen werde; denn jene Bestimmung gen, gegen den Willen der ErzichungLberechügten durcbgestihrt. verletzen die heiligsten, auch in der Re ickiS Ver fassung s i ch e r g e st e l lt e n Elternrechte, und übetzt dies liegt eine Gefahr für die Neichseinhelk darin, daß die sächsische Negierung als hierlandS berufene Wächterin über treue Erfüllung der Reichsversassnng selbst icne Bestimmungcn des llebergangsschnlgesetzeS mvnatelan i istcht nur duldet, sondern sogar deren Durchsührung unter Mu-a-binng dev Elternrechte und trotz des Widerspruches der christlichen Eltern schaft zu erzwingen sucht. 2. Sie fordern den Weiterbestand der katholischen Volksschulen unter den katbousch a Schulvorständen, Lei- '' tern »nd Lehrern, auch nach Einsühn»", der allgemeine» Volks- ' ' schule und lehnen die vom Kult»« ninist.'k Dr. SenseAß vor geschlagene G e m e i n s ch a f t s f ch " l e ab. 3. Die große katholische Elternoersiiniv in Dresden am 1.",. Fe bruar 1920 sprichst dem Kitholis ch en Schuloo r st i n d e ' zu Dresden für sein mannhaftes Wirken um de» ' Weiterbestand nns-rer katholischen Volks schulen den wärmsten Dank ans »ad' versichert ihm ihrer treuesten Gefolgschaft. 4. Auf den Ruf des e o c< n c e l -' ch' - l u t h e r i s ch e n S ch n k» Vereins an di« christlichen Eltern beider Kons,s,ianen. sich ihre Rechte au' Schulen ihres Bekenntnisses nicht rauben zu lassen, erklären sich die katholischen Elteri.rät« durch ihren katholischen Tande«, lternr.it bereit, vereint mik den evangelischen Christen s.'ir den Weiterbc« stand der christlichen Bekenntnisschulen zu kämpfen. Diese Entschließungen fanden einstimmige Annahme. In s.-inem Schlußwort bittet der Vorsitzende, diese Gesinnung mit binansznnebmc» und.festzuhalten, für sie zu kämpfen bis zum Sieg. Die Losung sei; Siegen oder fallen. Wenn wir aber gesiegt, dann wollen air freu dige» Auges auf unsere Jugend blicken und uns trage» mit der freu digen Genugtuung, daß wir ancki dem Vaterlandc einen großen Dienst erwiesen balen. Mit dem gemeinsamen Gesang ,.G:rvßer G>tt. wir loben dich!" sank die erhebend verlaufene Versammlung ihren Abschluß. Literatur Literarischer Handweiser, Begründet von Franz Hnlskamp »»8 Hermann Rump. Heransgcgeben von'Dr. Gustav Keckeis. Herder- sche Vcrlagshandlnng zu Freibnrg i. Br. 56. Jahrgang, 1920 Jähr lich 12 Nummern l2 M. Durch alle Buchhandlungen und Postcinstalten beziehbar. Der Literarische Hcmdweiser tritt seinen 56. Jahrgang an. Wir begrüßen dieses gediegene älteste kritische Literatiirvrgan de,Usch- sprechender Kathvliken auss herzlichste zn Beginn seines nenea Rnnd- ganges durch die Gebiete literarischen Schaffens. DaS Proaramm die ser Zeitschrift darf sür katholische Gebildete jedes Bemses und Ge schlechtes als geradezu vorbildlich bezeichnet werden, ist in ihm doch eine geistig hochstehende, von einer großen Schar hervorragenk-er Mit arbeiter nntcistützte Orientierung nicht mir ausgesprochen, sondern znm Ausgangspunkte für eine überraschende vielseitige Betätigung gj-iommen. Der'Jahrgang 1920, von dem ein Heft bereits erschienen ist kündigt sich durch einen prinzipiell starken, aber durchaus unbefangenen Ueber- blick über die Erscheinungen auf allen Gebieten des Wissens »nd Wir kens vielversprechend an und zeigt ein deutliches Bestrebe», gerade in die irübvcrhängte Gegenwart mit dem Lichte seinkultivierten »nd über legten Geiste» zu keuchten.
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