Volltext Seite (XML)
7" ^ t»'v v»,a,«vret«, «gab« 4 «tt » BeUagcn vlerteljtibrtlch »,4» M. Dresden und gan, Deutschland^ ' ' Oesterreich 4.4» L. Hau» ».«» §-1 AuSgab» » nur mit Feierabend vierteljährlich 4,8» 4». Nn I Dresden und ganz Deutschland frei Hau» Ft; st,, I Oesterreich 4.V7 L. — Einzel-Rümmer 4« 4. > Wochentag» «elcheint dir Leitung I «achmiltag»stunden; die Eonna^endnumm^erscheiut spätes I de» ersten I Unabhängige« Tageblatt fiie Wahrheit, Recht und Freiheit mit Unterhalt<»iis»-eilage Die illuftuievte Zeit «nö Sonntagsbeilage Feierabend Au»»tg««l ! eumahm» »0» «rschtisNiuijeiaen bi» 4» Uhr, d«n 84»Uto>I anzeigen vl» 44 Uhr. > viel» sitr dl« rettt-LpallzeUe «« 4, im «eUametetl *0 4-1 Für undeutlich geschriebene, sowie Lurch Ferutveecher aut« > acgebeae ittnzeigen lünnen wir die Lcraiuwortttchkett für dt«I Atchttglett de» LezteS nicht übernehmen. , «edatlionk-evrechstunde: 4» bl» 4 4 Ubr vormittag». Für «ückoabe etngesonbter Schristsiücke mach» sich b» RedatttauI nicht verbtndttch; diücklendung erfolgt, wen» Rückporto bet.» gefügt ist. Brieflichen Anfragen ist üntworltporto betzufügen. ^ Sir. »3 Geschäftsstelle und Redaktion Dresden»A. 16, Holbeinstrahe 46 Freitag den 24. April 1914 -«SS Fernsprecher 21366 13. Jahrg kilrstüts, «M M M »Me Suckkolr ^^».86, 4, s, 6 bis nur MMO 21. England und Frankreich Gekrönte Häupter werden in keinem Lande Europas mit so viel Begeisterung empfanden, als iu der französischen Republik, wo man mit den eigenen Königen und Kaisern nichts anfangen zu können glaubte. So ist denn auch dem englischen Königspaar, das gegenwärtig zu Besuch in Paris weilt, ein jubelnder Empfang bereitet worden, der den Parisern Wohl um so mehr von Herzen kam, als sie sich unter dem Schutze der englischen Königskrone und der zarischen Kaiserkrone weit sicherer fühlen, als unter dem eigenen Dache. Wer aber genauer hinhört, dem wird eS nicht entgehen, daß in den französischen Hochrufen ans das englische Königspnar ein Unterton mitklingt, der eine nicht ganz unterdrückte Enttäuschung heransfühlen lässt. Tie Franzosen hatten gewünscht und gehofft, das; die nunmehr seit zehn Jahren bestehende französisch-rnssisch-englische Entente in ein formelles Bündnis umgewandelt wurde, und vom Besuch des englischen Königs erwarteten sic, daß durch ihn die französisch-rnssischen Hoffnungen Bestätigung und Gewährung finden würden. Die Engländer haben jedoch wenig Neigung gezeigt, ans den ihnen von den Fran zosen und Russen vorgeworfenen Köder anznbeißen »ad haben, all den französischen Anbiederungen ein sehr hös- Ilches, aber entschiedenes Nein entgegengestellt. So liefen die französisch-rnssisch-englischen Presseerörternngen über die Frage Enteilte oder Bündnis ans eigentlich sehr peinlich am,mtende gegenseitige Frenndschaftsbetenernngen hinaus, indem diesseits und jenseits des Kanals das Vorhandensein der denkbar größten und intimsten Freundschaft versichert wurde, in Wirklichkeit von jenseits aber immer mit höflicher Deutlichkeit hcrvorgehoben wurde, das; die englische Freund schaft für Frankreich und Rußland doch nicht so groß sei, wie sich Franzosen und Russen einbildcten. So blieb der französisch-rnssischen Presse schließlich nichts anderes übrig, als mit einem verbindlichen, sauer-süßen Lächeln den Eng ländern zu versichern, daß das gegenwärtige Einvernehmen vollauf genüge und im Grunde genommen auch gar kein Anlaß vorliege, die „bewährte" Entente in ein formelles Bündnis anSzngestalten. Das; diese Versicherung den Fran zosen sicherlich nicht ernst gemeint ist, bedarf natürlich kei- ner Erwähnung, sonst hätte ihre Presse sich jedenfalls nicht so sehr bemüht, werbend, mahnend, warnend und selbst drohend die englische Negierung zum Abschluß eines Bünd nisses zu bewegen. Mit den Russen ist es den Franzosen leichter gewesen; sie haben sich, weil sie viel Geld brauchten, von den Franzosen von der Nützlichkeit eines Aggressiv bündnisses überreden lassen, und weil der aggressive Cha rakter des Zweibnndes gar zu offensichtlich ist, hüten sich die Engländer am meisten, ihm beizutreten. Die Englän der, die durch die natürliche Lage ihres Landes nicht leicht in kontinentale Fehden verwickelt werden können, haben keine Lust, den Franzosen auf dem Fcstlande die Kastanien aus dem Feuer zu holen, wenn sie dabei kaum etwas mehr davontragen können als verbrannte Finger. Den Fran zosen will es anscheinend immer noch nicht einleuchten, daß die englisch-russische Verbrüderung auf allem anderen eher beruht als ans gegenseitiger Freundschaft. Man braucht gar nicht davon zu reden, daß im demokratischen England für das absolutistische Zarenreich naturgemäß sehr wenig Sympathie vorhanden sein kann; es genügt, darauf hinzu- Weisen, daß in der großen Politik der beiden Reiche ver schwindend wenige beiderseitige Interessen parallel laufen, daß aber um so zahlreichere Interessen sich kreuzen. Das ist ja gerade der Zweck, den die englischen Staatsmänner in der Entente verfolgen, daß die englischen Interessen durch die freundschaftliche Bindung Rußlands ungestört bleiben und beide Staaten tun, als ob nichts ans der Welt die schöne Harmonie ihres Zusammen- und Nebeneinanderlcbens stören könnte. Zur Bewahrung dieser Illusion aber mehr als diplomatisch-politischer Werte einzusetzen, fällt den Enz- ländern nicht ein; sie wissen sehr wohl, daß ihnen eine Unterstützung der französischen Nevanchelnst selbst im gün- stigsten Falle keine nennenswerten Vorteile bringen kann und die eigene Klugheit verbietet es ihnen schon, Rußland zur Entfachnng des Weltkrieges zu stärken und anfzumun- tern, weil dann die englisch-russischen Gegensätze aufcin- andcrplatzcn müßten. Die Franzosen müssen sich darum Wohl oder übel damit abfinden, daß der englische Komgsbe- such und die hübschen Trinkspriiche kein KeltbewegendeS Ereignis bilden. Wochenrundschau Das Ereignis der Woche war die Ernennung des bisherigen preußischen Ministers des Innern v. Dall witz znm Statthalter von Elsaß-Lothringen und die Be rufung des ehemaligen Chefs der Reichskanzlei und Ver tranten des Fürsten Bülow zmn Nachfolger des Herrn von Dallwitz. Daß Herr v. Dallwitz in das Straßburger Statt halterpalais einziehen würde, war schon seit längerer Zeit vorauszusehen und die Verzögerung seiner Ernennung scheint nur ans die Schwierigkeiten znrückznführen zu sein, die sich ans der Wahl seines Nachfolgers im Ministerium des Innern ergaben. Der Reichskanzler scheint in Herrn v. Loebell einen Vertrauensmann gefunden zu haben, der vielleicht etwas mehr als Herr v. Dallwitz seinen Weisun gen in der preußischen Politik nachznkommen gewillt ist. Mit Herrn v. Dallwitz ist jedenfalls ans dem preußischen Ministerium der letzte durch und durch altpreußisch konser- vative Mann ansgeschieden und von Herrn v. Loebell, der von Hans ans auch konservativ ist und sowohl im Reichstage als ini preußischen Landtage ein konservati ves Mandat innegehalst hat, muß sich noch ergeben, inwie weit die Befriedigung der liberalen Presse über seine Wahl zu recht besteht. In die Erörterung der Frage, ob der neue Statthalter in den Neichslanden der rechte Mann am rech ten Ort sei, cinzngreifen, halten wir vorderhand sowohl für müßig als für unzweckmäßig. Herr v. Dallwitz hat bisher seden ihm zngewiesenen Posten ansznfüllen vermocht und dabei große Anpassungsfähigkeit bewiesen: nichts spricht da gegen, daß ihm dies nicht auch in den Neichslanden gelingen wird, und manche halten es für sehr erfreulich, daß jetzt ein konservativ gesinnter Mann in die in letzter Zeit in über mäßig liberalein Sinne sich betätigende Straßburger Re gierung kommt. Mit dem Abschied des in den Fürsten- stand erhobenen Grafen Wedel hat nunmehr die leidige Zabernaffäre hoffentlich ihr Ende gefunden, da am Düppel tag, an dein auch die Ernennung des neuen Statthalters erfolgte, die seit Monaten auf dem Truppenübungsplätze lagernde Zaberner Garnison, von der Bevölkerung herz lich begrüßt, wieder in die Kasernen znrückgekehrt ist. Das preußische Abgeordnetenhaus hat am Dienstag die unterbrochenen Arbeiten wieder ausge nommen, um bis Pfingsten außer dem Etat noch einige Ge setzentwürfe zu erledigen und sich dann bis zum Oktober zu vertagen. Von der Fülle der Arbeit, die in beiden Häu sern des Landtages noch zu erledigen ist, kann man sich eine Vorstellung machen, wenn man hört, doch nach 23 Regie rungsvorlagen, 69 Anträge, 21 PetitionSberichte, 3 Inter pellationen, 6 llebersichten und Denkschriften zu erledi gen sind. Inzwischen ist auch die neue Vorschrift über den W a f fe n g e b r a ii cb des Militärs in Preußen und in den Neichslanden im Wortlaut erschienen. Die Befürch tungen, die anfänglich an diese neue Verordnung geknüpft wurden, da man in ihr nur eine Neuauflage der durch die Zaberner Vorgänge bekannt und berüchtigt gewordenen Kabinettsorder von 1320 erblickte, scheinen doch nicht zu recht zu bestehen, denn Vorgänge wie in Zabern wären nach den neuen Vorschriften jedenfalls nickst mehr möglich. Un aufgefordert darf in Zukunft das Militär nur dann zur Unterstützung der Zivilgewalt einschreiten, wenn ein staut- licher Notstand vorliegt, das heißt wenn durch besondere Umstände die Zivilverwaltiing nickst ist der Lage ist, Militär zn requirieren, obwohl sie seiner Hilfe dringend bedarf. Derartige Fälle sind immerhin denkbar, obwohl sie bisher kaum jemals eingctreten sein dürften, so das; cs sich nicht verlohnt, über diese Bestimmung der neuen Vorschriften sich allzngroße Kopfschmerzen zu machen. Di: nationalliberale Sammlung scheint keinen Erfolg zu haben. Die Jnngliberalen haben katego- ri>ch erklärt, daß sie nickst gewillt sind, sich dem Beschluß des Zcntralvorstandes zu fügen und daß sie in ihm eine Un gerechtigkeit gegen den jnngliberalen Verband erblicken, der sich um die Partei große Verdienste erworben habe. Die europäischen Fragen treten einen Augen- blick Hinte»' der Zuspitzung zurück, die das Verhältnis der Vereinigten Staaten zn Mexiko deswegen annahm, weil Huerta sich ursprünglich weigerte, wegen der Verhaftung amerikanischer Matrosen in Tampico der amerikanischen Flagge Salut erweisen zu lassen. Die Schlachtschiffe der Vereinigten Staaten sind vor der mexikanischen Ostküste eingetroffen und das bewaffnete Einschreiten, zu dem der Kongreß den Präsidenten Wilson mit sehr großer Mehrheit ermächtigte, wird seinen Anfang nehmen, wenn nicht Huerta in letzte." Stunde vorziehcn wird, durch eine gewundene Er klärung den ursprünglichen Plänen Wilsons einen Strich durch die Rechnung zn machen. Wie dieser neue Konflikt, der einen etwas komischen Beigeschmack hat und das An sehen dei gründlich kompromittierten Mexikopolitik Wilsons nicht heben kann, auSgeht, läßt sich nicht sagen. In Benr- ^ teikuna der Berechtigung des bevorstehenden amerikanisch mexikanischen Krieges sieben die öffentliche Meinung Eu ropas und Amerikas in schroffem Gegensatz einander gegen über. Tie Zustimmung des amerikanischen Kongresses zn einem bewaffneten Einschreiten hat gezeigt, wie die Stim mung des Landes heute ist, und die öffentliche Meinung hat die Absenkung der Flotte mit Begeisterung ausgenom men. Die drei europäischen Großmächte, die an der akuten mexikanischen Frage am meisten interessiert sind, England, Frankreich und Deutschland, haben zwar der Negierung in Washington keinen Zweifel darüber gelassen, daß sie nicht direkt in diese für alle drei Mächte mit großen Verlusten verbundenen Händel eingreifen werden, es ist jedoch sicher, daß sie der Politik des amerikanischen Präsidenten — und zwar mit Recht — Schuld geben, den Konflikt veranlaßt und so zngespitzt zu haben, daß er in eine so schreckliche Katastrophe ausmünden mußte. Wir sagen, das auicrika- nisch-mexiknnische Problem hat einen komischen Beigeschmack, weil ausgerechnet in dem Lande, in welchem die große Idee des ewigen Friedens am meisten wenigstens theoretisch pro pagiert wurde, trotz Carnegie-Vereinigung und anderer Friedensvereinigiingen mit hockst!atzenden Namen bei der ersten sich bietenden Gelegenheit die »aiwnen sozusagen von allein losgehcn. Die Vereinigten Staaten haben eine große Verantwortlichkeit von der Welt auf sich genommen. Ti? große sogenannte Beschwerde der Vereinigten Staaten gegen Mexiko und den Präsidenten Huerta, die Tampico affäre ist nichts als ein gelegen kommender Vorwand. Durch die Art und Weise, wie Präsident Wilson ans einem fremder Souveränität unterworfenem Gebiete zur bewaff neten Gewaltanwendung schreitet, ist ein völkerrechtlicher Zustand geschaffen worden, wie er überhaupt noch nicht da- gewesen ist. Es ist keineswegs ausgeschlossen, daß nach einem Einrücken amerikanischer Truppen in Mexiko die Ncbellengenerale Willa und Carranza sich mit Huerta gegen den gemeinsamen amerikanischen Feind sich versöhnen werden und daß es dann zn einem Nast'cnkrieg kvmmen wird, wie ihn die Geschichte noch nickst erlebt har. Ein anderer, ebenfalls unnötiger und frivoler Krieg, der sich wiederum ans der B a l k a n h a l b i n s e l vorzn- bereiten droht, scheint dank dem Znsammenstehcn der gro ßen Mächte in seinen Anfängen erstickt zu werden. Die Bewegung in Epirns, die zum großen Teile von Freiwilli gen der griechischen Armee veranlaßt wurde, ist ans dein Grunde schwer einzudäm.iiien, weil Albanien erst in den Anfängen einer militärischen Organisation steht. Fürst Wilhelm hat nun einen Ministerrat zusammengeruien. der die allgemeinen Richtlinien für eine eventuelle militärische Aktion in Epirns festlegte »nd beschloß, 20 000 Mann im- ter die Fahnen zn rufen. Die Angriffe der Epiroden sind unnötig und frivol, denn Albanien wird unter allen Ilm ständen seine Grenzen behalten, die ihm von den Großmäch ten garantiert worden sind. In Abbazia haben Genf Berchtold und Marchese di San Ginliano, die Leiter de> auswärtigen Politik Oesterreich-Ungarns und Italiens, in ausführlichen und bindenden Gesprächen alle die schweben den Orientfragen besprochen. Die angekündigte amtliche Mitteilung über den Verlauf der Unterhandlungen zeigte, daß durch die Besprechungen und Abmachungen von Abbazia die österreichisch-italieinsche Einmütigkeit, die sich während der Orientkrise so erfreulich entwickelt hat, weiter gefestigt worden sind. In Frankreich und Rußland benutzt man die Ministerbegegnnng in Abbazia als willkommene Gelegen heit, um zu mahnen, daß der Dreiverband nickst ebenso stark konsolidiert und durch Verträge ansgebant sei wie der Dreibund. Die inspirierte französische Presse plädiert eifrig für den Ausbau der Entente mit Großbritannien z» einem Bündnis. Den Pariser Machthabern genügt die bisherige Form des Dreiverbandes nicht, sie wollen dem franzömch- russischen Bündnis einen gleichartigen Vertrag sowohl zwi schen Frankreich und Großbritannien, wie zwischen Groß britannien und Rußland an die Seite stellen. Tie hierauf gerichteten Bemühungen haben sich anläßlich des Besuches des englischen Königspaares in Paris verdoppelt. Man kann heute sagen, daß diese Bemühungen vorläufig als ge scheitert betrachtet werden können. Tie obligaten Trink sprüche, welche, wie das so üblich ist, zwischen den Häuptern der englischen und französischen Negierungen ansgetaiischt wurden, trugen nicht mehr als den gewohnt offiziös liebeus- würdigen Charakter. Immerhin werden die französischen Pläne im Laufe der Zeit wieder anfgenonimen werden, sobald das liberale englische Kabinett durch ein Regiment der Unionisten ersetzt sein wird. Sir Edward Grey bat vor Monaten im Nnterhaiisc abgewinkt und das erneute Werben des Geschichtsforschers Lavisse, der sich in stark gallopbilen Auslassungen von Zeit zn Zeit gefällt, fand in der „Times" wenig Gegenliebe. Einen großen Erfolg seiner Orientvolitik hat Frankreich mit dem vor einigen Wochen abgeschlossenen Anleihe-Vertrag mit der Türkei er- zielt. Frankreich erhält für sein unter schweren Be- dingnngen geliehenes Geld nicht nur eine lanae Reibe