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SWscheNolksMmg Bezugspreis; Ausgabe t mit 2 Beilage» vicneljSbrlich 2,10 In Dresden durch Boten 2.10 In ganz Deutschland frei Haus 8,82 .2: in Oesierrcich 4 41 X, i Ausgabe N nur mit Feierabend vieneljahrlich 1,80 In > Dresden durch Baien 2, IO In ganz Deutschland frei Haus 2,22 in Oesierrcich 4.87 X, — Einzel Nr. IO T RedaktionS-Svrechstunde: IO bis II Ubr vormittags, I Für Rückgabe eingcsandter Schriftstücke macht sich die Redaktion I I nicht verbindlich; Rücksendung eriolot, wen« Rückporto bei I gefügt ist, Briestichcn Anfragen ist Antlvortsporlo beizufügcit. Unabhängiges Tageblatt für Wahrheit, Recht und Freiheit mit Unterhaltungsbeilage Die illustrierte Zeit und Sonntagsbeilage Feierabend Anzeigrn: I Annahme von Gcfchüstsanzeigen bis 10 Uhr, von Familien« anzeigen bis 12 Uhr, Preis für die Pelit-Spallzeile 20 >m Rcklameteil «O ! Für undeutlich geschriebene, sowie durch Feinsprechcr auf« gegebene Anzeigen können wir die Verantwortlichkeit für die Nichtigkeit des Textes nicht übernehmen, Geschäftsstelle und Redaktion Dresden. Holbeinstratze IS Nr. 225 Fernsprecher 1366 Mittwoch, den 2. Oktober 1S12 Fernsprecher 1366 II. Jahrs,. Porzellan un«r Kristall Oedrauclis- unil lpuxus- rexenstSntlv Könlxl. klokllekerant ^nkäuser vresÄea, KünIx-^odaan-Sti-. I'vruspr. 69kf) vom sillkuokistöii bi8 ksiostsu Osnrs Lpsiiinl- ksl^warori- uuü L-lütrcon^osvbnkt Orssäsu-^.., ttiugstrnLs 26 uuxvoib Xoko VilrtorittsLrallo, crs^suüvor ckor Oauä' stünäisekl'n Lank Rspuratursv unü Xsiiniikorti^iiii^oii Teuerungsbekämpfung. Die Demonstrationen, die am Sonntag von seiten der Sozialdemokraten in Berlin abgehalten wurden, haben wie« der einmal deutlich gezeigt, das; es den Sozialdemokraten in der Frage der Fleischteuerung hauptsächlich ans die Hetze ankommk. Bei allen anderen Parteiest bricht sich immer mehr die Ansicht Bahn, daß auf diesen: Wege eine Besse- rung der Verhältnisse nicht herbeigeführk werden kann. Selbst Calwer, der frühere Sozialist, äußert sich in der „Konjunktur" bezüglich der Zölle: „Billige, Lebensmittel- Preise auf alle Fälle — ist eine sehr schöne Parole für die, Konsumenten, die nur auf die Verbilligung der Lebens- mittelpreise hinarbeiten wollen, wäre aber der Ruin der deutschen Landwirtschaft und auch eine Verelendung der Arbeitermasscn. Der wirtschaftliche Aufstieg der deut schen Arbeiterschaft ist mit der deutschen Schutzzollpolitik aufs engste verknüpft. Hätte Deutschland in seiner kauf kräftigen Landwirtschaft nicht einen guten Abnehmer auf dem Markte seiner industriellen Erzeugnisse, dann wäre die Position Deutschlands auf dein Weltmärkte nicht entfernt so kräftig, als sie iheute ist. Wenn der deutsch:: Landwirtschaft infolge staatlicher Unterstützung in Form von Schutzzöllen große Summen zufließen, so möge man doch nicht vergessen, daß diese Summen größtenteils wieder zur Erhöhung und Befruchtung der Arbeitsgelegenheit in: Gelvcrbe hiugegeben werden. Daß aber die deutsche Landwirtschaft im Wett bewerb gegen die überseeischen Agrarstaaten geschützt wer den mußte, lag nicht nur in: einseitigen Interesse der Land wirtschaft, sondern in: Gcsamtinteresse des deutschen Volkes." Ein erfreuliches Zeichen einer verständigen Tcne- rungsbekämpfung hat dagegen der Rheinisch-Westfälische Fleischhackerverband gegeben, indem er seinen Mitglieder:: empfahl, ihre. Mitarbeit nicht zu versagen, falls die Städte zwecks Mithilfe an der Teuerungsbekämpfung an sie heran treten sollten. Damit ist ein erster Schritt zu einen: ge meinsamen Vorgehen der beteiligten Stände in dieser An gelegenheit getan. Nur einheitliches Handeln kann bicr, wie in allen Dingen, zum Ziele führen. Wenn einmal die ses Bewußtsein durchgedrungcn ist, dann iverden wir bald aus den unfruchtbaren Erörterungen über die „Schuld an der Teuerung" herauskommen und die Debatte wird aus der wüsten parteiagitatorischen Verhetzung hcrausgcrisseu werden. Es ist da zunächst außerordentlich wertvoll, daß d'ie ans christlich-nationalen: Boden stehende industrielle Arbeiter- weit i'n immer entschiedener Festigkeit sich auf den Boden gestellt hat, daß für die Lebensmittelversorgung der deut schen Bevölkerung die einheimische Landwirtschaft unent behrlich und stets in erster Linie in Betracht zu ziehen ist. Trotz wildester Anfeindung seitens der sozialdemokratischen Organisationen und ihrer Hetzagitation hat sich die christ lichnationale Arbeiterschaft in dieser Ueberzeugung nicht be irren lassen, hat sogar für sie in erbitterter Wahlschlacht Mann für Mann ihre Kämpfer gestellt. Die industrielle Nrbeiterwelt hat eben erkannt, daß in der Frage der Lebens mittelversorgung ihr Interesse mit denen der deutschen Bauern in hohem Maße gleichartig ist. Durch diese Stel lungnahme der industriellen Arbeiterwelt gewinnt die Lnud- wirtschast die Sicherheit, daß man in jenen Kreisen bei den zugunsten der Konsumenten vorgeschlagcnen Teuerungs- maßregeln in keinerlei Weise an Dinge denkt, die in den Vorschlägen freisinniger Blätter nur zu oft zwischen den Zeilen hervorsehen. Die klardenkende industrielle Arbeiter schaft wird sich auch in Zukunft nicht als Sturmbock gegen notwendige Erhaltung?- und Förderungsmaßnahmen der Landwirtschaft gebrauchen lassen. Sollten sich Sozialdemo kratie oder Freisinn darauf Hoffnung machen, so hoffen sie vergebens. Man kann also seitens der Landwirtschaft un besorgt in einer Reihe von Punkten, die den städtischen Konsumenten die Lage erleichtern, entgegenkommen, ohne hesürchten zu müssen, daß mit Darreichung des Fingers die Hand verloren gegeben wird. Sicherlich ist es die Ein sicht in diese Lage der Dinge gewesen, die den bayerischen Landwirtschaftsrat, der ja gerade die Vertretung des mit dem dichtesten Viehstapel besetzten Mittel- und Kleinbanern- landes in Deutschland ist, veranlaßte. mit einer Reibe der von den städtischen Konsumenten geforderten Maßnahmen, vor allen: der verstärkten Zulassung besonders ausländischer Fleischzufuhr und den sie erleichternden Maßnahmen sich einverstanden zu erklären. Landwirte. Metzger und Arbeiter haben hinsichtlich der Fleischversorgung und Preisteuerung sehr weitgehende gleiche Interessen. Zunächst dürfte unbestritten sein, daß auch das Mctzgergewerbe beim Bestände einheimischer Vieh bezugsguelleu am besten fährt. Ein Ueberranntwcrden der deutschen Viehzucht durch ausländische Konkurrrenzmanövcr würde die Metzger elxmso sehr zu unselbständigen Agenten ausländischer Fleischtrusts erniedrigen', wie dabei der städtische Konsument deren Preisdiktatur sich ausgeliefert sähe. Außerdem steht vor allem der Grobstadtmetzger beute ebenso au: Ende der langen Reihe von Handelszwischenglie dern wie der städtische Konsument und wie der Bauer am Anfänge steht. Sie alle haben gemeinsam und gleich inten siv das Interesse an der Verkürzung dieser Kette sowohl wie au der Lahmlegung der Uebermacht jener Großkapital einflüsse, die in der Mitte der Reihe stehen. Diese Dinge können nur dann zu»: Besten aller geregelt werden, wem: mit den Stadtverwaltungen auf der einen Seite die Konsumenten und die Metzger, auf der anderen die Land- wirte und ihre Genossenschaften tatkräftig zum gemcmsamcn Ziele Zusammenwirken. Die Fleischversorgung und ihre Preisbildung ist schon heute eine volkswirtschaftlich sehr ernste Sache. Tie dabei sich erhebenden Probleme werden auch nicht Vcrsäuvinden, wenn die aktuellsten Schwierigkeiten der augenblicklichen Teuerungslage überwunden sind. Professor Euleichurg hat vielleicht recht, wenn er (in seinen: Buche über die „Preis steigerung des letzten Jahrzehnts") sich dahin ausspricbk. daß die Periode der Preissteigerungen, in der wir uns befinden, für Deutschland auf lange Zukunft hinaus von einschnei dendster volkswirtschaftlicher Tragweite sein kann. Dar::»: heißt es jetzt: Laßt die besonnenen Männer voran, und laßt sie einig zur Tat schreiten. Und tvenn dabei einmal auf ein SonderagitationSvorteilchen verzichtet werden muß, ist nicht schade drum, wo die Arbeit ums Ganze geht. In diese», Sinne ist auch die Rede gehalten, die der bayrische Minister des Innern v. Soden gestern in der Zen- tralversaminlung dcS Landwirtschaftlichen Vereins in Mün chen gehalten hat. Nach einen: Münchener Telegramm führte der Minister ungefähr folgendes aus: Es sei durchaus :wt- weudig, in Bezug auf die hohen Fleischpreise und den rela tiven F-leischmangel, der jetzt voraussichtlich noch ein Jahr herrschen werde, in: Interesse der Konsumenten Abhilfe zu schaffen. Von den Maßregeln, welche die „Nordd. Allg. Zeitg." angckündigt habe, sei eine zcittveilige Herabsetzung der Zölle die wichtigste. Dabei müßte jedoch unter allen ! Umständen da? Prinzip deS Zollschutzes aufrecht erhalten werden und dürfe auch nicht abgeschwächt werden. Ter kluge Landwirt wird in seinem eigenen Interesse es für notwen dig halten, jetzt die Viehzucht noch mehr zu fördern, als er seither getan hat. Tic Pflicht der Gesamtheit und des Staa tes wie auch de? Reiches ist eS, die Landwirte nach dieser Richtung zu unterstütze::. Unsere Pflicht muß eS weiter sein, dafür zu sorgen, daß in: Jnlande so viel Fleisch produ ziert wird, wie für den Konsumenten notwendig ist. Wenn Kirche und Presse. Bon'Dr. Felix Boh-Söbrigen. Der unvergeßliche Bischof Ketteler tat einst den Aus spruch: „Wenn der Apostel Paulus in unseren Tagen zu missionieren hätte, so würde er ohne Zweifel auch die Presse benutzen und sich ein eigenes Organ gründen." Es be kundete der große Mainzer Kirchenfllrst mit diesen: tief gründigen Urteil eine richtige Werteinschätzung der Presse und ihrer gewaltigen Einwirkung auf alle Gebiete des kirch lichen, religiösen, seelisch-sittlichen sowie des öffentlichen profanen Lebens. Er sah in der Presse inehr als „Drucker schwärze auf Papier", ihm war sic eine „Volksschule für die Erwachsenen", der Stundenzeiger an der Weltenuhr, ein Reflex von Bildern des Strebens und Lebens der Völker, eine führende geistige Großmacht, die heute alles durch- dringt und beeinflußt, befähigt, himmlischen Frieden über die Erde auszugießcn, aber ebenso auch eine Hölle aus ihr zu machen. In der Tat, die Presse hat ein mysteriöses Doppelgesicht, sie hat eine segnende und eine fluchbringende Hand. Sie hat Völker aus düsteren: Helotentum zu lichter Freiheit emporgehoben und hat andere wiederum zur Sklaverei erniedrigt. Sie gab der Wahrheit Schwingen zum Aetherflugo, cm doppeltes Flügelpaar aber gab sie der Lüge. Kurz, was immer die Welt heutzutage ist, im Guten und in: Schlechten, auf die Quelle der Presse ist wohl das meiste ursächlich mit zurück;,lführen. Bischof Ketteler kannte genau die beiden grundver schiedenen Seelen, >velck)e in der Brust der Presse wohnen, und er mühte sich, die „bösen Geister" des falschen Preß- Schriftgclohrtantums mit seinen: eindringlichen Hirten- Worte und mit der Schaffung einer cinflußreick^n christ- katholischen Presse zu bannen. An: liebsten hätte er es wie der Apostel Paulus in EphesnS gemacht, der dort die bösen Geister austrieb. Viele, welche die dunkle Kunst der Zau berei ausgeübt hatten, brachten ihm ihre rnantischen Bücher, verbrannten sie öffentlich, und man berechnete den Wert auf 50 000 Groschen. Dieses Ereignis könnte für manche Kreise deS heutigen Nxüt verbreiteten bösen, täuschenden Zaubers in der Presse vorbildlich lein, und auch unserer Zeit wäre vier am wirksamsten zu helfen, wenn gewisse Redaktionen die bösen Geister austrieben und ihre irreleitenden, ver führenden Schriften dem Feuer überlieferten. Nur dürste sich dabei der Unterschied Herausstellen, daß diese keine 50 000 Groschen wert sind, sondern höchstens als einzu- srampfeude Makulatur in Betracht kämen. Peter Rosegger hat die Presse einmal als „die Kanzel der Neuzeit" bezeichnet und zwar mit vollen: Recht. Ter Geistliche predigt nur an einen: Tage der Woche in der Kirche, die Zeitungen dagegen reden in einem vieltausend- stininiigen Ehor wöchentlich siebenmal, ja vierzehumal, über all und zu jeder Zeit, zu jedermann, morgens und clbends, in Stadt und Torf, zu Lande und zu Wasser, in allen Wirts und Privathänseru, aus den Eisenbahnen und auf allen Marktplätzen. Aber in den: großen Blättcrwaldc der Presse erklingen vorwiegend leider die Sirenenmelodien des aus schließlichen Erdentums, die lockenden Klänge der Genuß sucht. der Weltlust und der Leidenschaften, die Töne des Flüchtigen und Vergänglichen, der Gottesflucht, des Streites und der Selbstsucht: die Sphärenkläuge des Hohen und Unsterblichen, des Ewigen, des Göttlichen, des Ehristlichen fehlen in diesen: Chor wohl nicht ganz, aber sie werden von ihn: allzusehr übertönt. Ein in mächtigen Wogen dahinflutender Strom ist die Presse, geeignet, die Uferlandschaft segensreich zu beleben und zu besruchtcn. aber leider durchbricht er nur allzu oft die schützenden Dämme, überschwemmt das Land und bedeckt die Frucht- gefilde mit sterilen: Sand und Schutt. Ter geistige Strom der Presse ist nun einmal da, er soll und muß da sein, er läßt sich nicht beseitigen, und ein jeder Mensch ist mit seinen: äußeren und inneren Ich innig mit ihn: verknüpft. Es kommt also nur darauf an, die schützenden Dämme zu stärken, den Flußlauf und das Fluß- bett zu regulieren, kurz, diesen geistigen Strom in die rich tige Bahn zu lenken, alio die gesamte Presse im christliche:; Sinne zn beeinflussen und so eine christliche öffentliche Meinung zu schaffen. Tie katholisch Kirche hat zu allen Zeiten de» Kampf gegen den bösen Geist der Welt ausge nommen, die Trieb- und Schöpfungsmacht des heiligen Geistes ist in ihr und mit ihr, und sie bat sich niemals damit begnügt, diesen Kampf nur in den sonntäglichen Predigten oder allein durch die seelsorgerischc Tätigkeit der Priester zu führen, da ihr warnender, inahnender und ermunternder Ruf ja immer nur au die Herzen und Gewissen einer be schränkten Zahl von Hörern dringt, sondern sie ist stets allen Bedürfnisse» des Volkslebens estrig nachgegangen und hat durch positives Schaffen diese zu befriedigen gesucht. Als das Ehristtenum in Deutschland Eingang fand, stieß cs ans die wilden Sänge, in welchen die alte heidnische Welt mit ihrem Haß, ihrer Blutrache, ihren Menschenopfern, ihrem Götzenwahn an, festesten wurzelte. Verbote halfen wenig, sie drängte» die geliebten Lieder nur aus dem Licht der Ocsfentlicbkeit in die Heimlichkeit zurück. Das sanges- lnstiqe Volk wollte nun einmal singen. Ta setzte die Kirche- ein und schuf ihn: berrliclx christliche Lieder und Dichtungen, ja, sie gewann den Kaiser Ludwig den Frommen für ihre hohen Ziele, und so entstand auch jene entzückende Perle unvergängliclx'r Poesie, die altsächsische Evangelienharmonie des „Heliand", die niederdeutsche episclx; Messiade des 0. Jahrhunderts. Elxuso war der Kampf der Kirche gegen die zügellosen welllick«-:: dramatisckxm Belustigungen lange Zeit ein vergeblicher, bis sie dann, um die Schaulust des Volkes zu stillen und zu veredeln, ihm die Mysterien, die geistlichen dramatischci, Spiele, schenkte, die man sogar in die Kirche selbst verlegte. Hierin liegen Fingerzeige auch für unsere Gegenwart und sie haben heute, wo inmitten und trotz all der Feindschaft der Welt das Christentum Gott Lob sich kräftig regt, längst Beachtung gefunden, besonders auf den: Gebiete der Presse. Presse im umsassendsten Sinne ge, nomnien. . (Schluß folgt.)