Volltext Seite (XML)
di« Notwendigkeit einer erhöhten Geldausgabe. War früher die Möglichkeit vorhanden, von 2000 Mark zurückzulegen für die Tage der Krankheit und des Unglücks, heute wird das namentlich einem verheirateten Angestellten auch bei größter Sparsamkeit kaum oder gar nicht möglich sein. Aber, fo wird man vielleicht sagen, da die Kaufkraft des Geldes geringer geworden ist, die Lebensmittel teurer geworden, die Wohiiungsmieten gestiegen, die Auslagen für den stan desgemäßen Lebensunterhalt und die standesgemäße Er ziehung der Kinder gewachsen sind, werden doch auch dem- entspreck-end die Gehälter gestiegen sein, so zwar, das; der- senige. der vor 30 Jahren ein Einkommen von 2000 Mark lxrtte, heute ein der Verteuerung des Lebens entsprechend höheres haben wird. Ach nein, das ist eben nicht der Fall. Gewiß, die Löhne der Arbeiter und die Gehälter der Ange stellten sind gestiegen, aber die Erhöhung entspricht bei weitem noch nicht der Erhöhung der Auslage», die durch die oben angeführten Umstände bedingt ist. Zumal die Er höhung der Angestelltengchälter nicht. Diese ist vielmehr noch zurückgeblieben hinter der Steigerung der Arbeiter löhne. Unter diesen Umständen kann man es wohl ver stehen, -aß Angestellte, für die früher mit Rücksicht ans ihr Einkommen die Notwendigkeit einer Krankcnversichernngs- pflicht nicht vorhanden sein mochte, unter de» gegenwärti gen veränderte» Verhältnissen danach streben, der Versicl>e- rnngspflicht unterworfen zn werden. Das beweist der oben angeführte Beschluß der Trierer Generalversammlung un seres Verbandes, das bezeugen die Kundgebungen der übri gen kaufmännischen Verbände, die alle die Ausdehnung der KrankenversicherungSpslicht auf Angestellte mit einem Ge halte bis zu 3000 Mark verlangen." Wir wollen hoffen, das; es gelingt, diesen Wunsch im Reichstage zur Annahme zu bringen. Falsche Stichwahlen und liberale Dopprlknndi- -aturen. Abgeordneter Arndt macht daraus aufmerksam, daß die liberalen Saminelkandidatnren doch erhebliche Be denken hätten und dem Liberalismus selbst schaden könnten. Mit der Aufstellung eines einzigen liberalen Kandidaten lvachsen die Siegesaussichten der Liberalen durchaus nicht, sondern sie vermindern sich oft. Liberale Doppelkandi daturen führen mehr rechtsstehende Wähler den National- liberalen, mehr linksstehende Wähler den Fortschrittlichen zu. Wie aber soll der schuhzöllnerische Liberale, der die Bekämpfung der Sozialdemokratie fordert, einen Fort schrittler wählen, der ans mehr oder minder freihändle- rischem Boden steht und den Sozialdemokraten Stichwahl- bilfc leistet? Wie soll im umgekehrten Falle der Fort schrittler für de» Nationallibcralen eintreten, von dem er früher immer erfahren hat, das; er ein verkappter .Konser vativer ist? „Die Asphaltliberalen kennen die Verhältnisse draußen im Lande nicht, sie sind seit dem mißglückte» Auf- lösungsfeldzng nach Ablehnung der Crbßlzastsstener in einem ganz unbegründeten Siegesrausch, auf den bei den Wahlen eine schwere Enttäuschung folgen wird. Die »in Bassermann und Wiemer haben nur die Geschäfte der So- -ialdemokratie gemacht, sie selbst n>aren zn klug und setzten jfich deshalb nicht nur zwischen zwei Stühle, sonder» zwischen alle Stühle, die überhaupt vorhanden Ware». Die Libe ralen sind stets in Deutschland die Partei der verpaßten Gelegenheiten aewesen sie sind es auch seht wieder. Wie sie die große Gefahr bei der Neichsfinanzreform verkann ten und die größte Bedeutung des Liberalismus, daS kleri kal-konservative Bündnis, statt es hintertreibon, im knrz- stelüigen Fraktionsinteresse geradezu förderten, so sind sie setzt wieder emsig bemüht, sich für die Neuwahlen das eigene .Grab zu graben." — Eine sozialdemokratische „Mustrrbäckrrci" betrieb in Düsseldorf der Gründer und langjährige örtliche Leiter des sozialdemokratischen Bäckerverbandes, „Genosse" Gohmann, der auch als Prinzipal noch ein eifriger sozialdemokratischer Agitator blieb. In der „Solidarität", dein Organe des christlichen Bäckerverbandes war an den Mißständen in dein zukunftsstaatlichen Betriebe Kritik geübt worden, worauf Gohmann Beleidigungsklage anstrengtc. Die Gerichtsver handlung förderte haarsträubende Dinge zutage. Ein Zeuge bekundete, daß Gohmann weder die vorgeschriebene Sonntagsruhe, »och den MarimalarbeitStag eingehalten habe; das; Gohmann seine Gesellen mit Schimpstvorten traktiert habe, und daß der Betrieb der Bäckerei sehr nn- muber war. Das Urteil des Schöffengerichtes lautete auf Grund der Beweisaufnahme: „Der vom Beklagten ange tretene Beweis gilt als vollständig erbracht. ES ist das gute Recht des Redakteurs, auf solche Vorkommnisse hin- zuweise». Der Beklagte wird daher sreigesprochen, die Kosten werde» dem Kläger anferlegt." Damit noch nicht genug, wurde Gohmann auch noch wegen Nahnmgsmittcl- vergehe» mit 33 Mark Geldstrafe belegt: die dagegen ein gelegte Berufung ist vom Landgerichte Düsseldorf verwar ten. Bezeichnenderweise schweigt sich die sonst so redselige sozialdemokratische Presse über diese blamable Geschichte vollständig ans. Rom — Trub des Drmrntis des „Lsscrvatorc Romano" hält der portugiesische Jnstizminister Eosta an der Behaup tung fest, daß er Dokumente besitze, die beweisen, das; der Heilige Stuhl den portugiesischen Bischöfen die Weisung gegeben habe, die Trennung von Staat und .Kirche ohne Widerspruch hinzunehmen. Entweder ist Eosta ein großer Mystifikator oder er ist selbst einer Mvstifikation znm Opfer gefallen. In den maßgebenden kirchlichen Kreisen wird aufs entschiedenste bestritten, daß der Heilige Stuhl den portugiesischen Bischöfen irgendeine Mitieilnng zu- gehen ließ, die sich auf das noch gar nicht veröffentlichte Dekret über die Trennung von Staat und Kirclze bezieht. Das Verhalten des Vatikans gegenüber der Durchführung der Separation in Portugal hängt ganz vom Tenor und Inhalt des Gesetzentwurfes ab. der gegenwärtig in Lissa bon vorbereitet wird. Wenn er sich auf den Grundsätzen der Gerechtigkeit und Freiheit ausbaut, bestände für die Ka tholiken Portugals keine Schwierigkeit, sich ihm praktisch anzirpasten, wie das ja auch in Brasilien gesckiehen ist. Wenn aber die provisorische Regierung, wie das mit Recht befürch tet wird, unter dem Vorwände der Trennung ein Gesetz der Beraubung und Verfolgung ausarbeitet, besteht nicht der mindeste Zweifel, daß der Heilige Stuhl und der portu giesische Klerus dieses Gesetz nicht nur nicht annehmen, son dern auch energisch bekämpfen wird. Die portugiesische Re gierung hofft — das geht aus den Erklärungen Costas her vor — in dieser Frage den Episkopat vom Heiligen Stuhle trennen zu können, sie hofft auf ein Schisma, daß sie durch ihr Geld zu erzielen gedenkt. Jeder, der die gegenwärtige Lage in Portugal kennt, bezeichnet jedoch das Schisma als unmöglich. Frankreich. — Das französische Champagnergebirt hat die Auf- mcrksamkeit der ganzen Welt durch die anarchistisck>en Um triebe hervorgerufen. Die Katakomben von St. Aguest und San Sebastians, die in die Felsen gehauen wurden, um einem verfolgten Volke eine Zuflucht zu gewähren, sind eitel Kinderspiel im Vergleiche zu jenen anderen Katakom ben, die angelegt wurden, um 200 Millionen Liter Wein zu beherbergen, Katakomben, die in diesen Tagen ihrerseits zum Gegenstand einer blindwütigen Verfolgung gemacht worden sind. Die einzige der großen Kellereien in Reims zählt 24 Kilometer an Galerien, die unter den Grund mauern der historischen Stadt kreuz und quer verlaufen und aneinandergereiht eine Linie bilden würden, die in direkter Strecke von Rom bis Bologna reicht. Die .Kelle reien würden bequem alle Häuser von Reims einschließlich der Kathedrale aufnehinen können. Die unterirdisch Stadt hat verschiedene Stockwerke, die durch Fahrstühle und Gleise verbunden werden, sie hat ihre „Avenuen", Seitenstraßen, Gassen und Plätze. Tausende von Menschen drängen und schieben sich in diesem erstaunlichen Ameisenhaufen und hantieren vor den Flaschenbatterien mit seltsamen Prak tiken. als wenn sie ihnen den Puls fühlten. Der Wein steigt nur langsam und allmählich in seinen unterirdischn Palast hinab: er braucht die Einsamkeit und das Schweigen, mn sich wie ein Denker zur Klarheit und Wahrheit durchzurin gen. In den Keller gelangt er in Gestalt von Most. Die auf den die Marne von der Vesle scheidenden Hügeln ge ernteten Trauben werden unverzüglich gekeltert, um zu verhüten, daß die beginnende Gärung dem Wein die Farbe der Beeren mitteilt, denn der Champagner wird fast aus schließlich ans roten Trauben bereitet. Der Most wird in großen Bottichen in den Kellern gesammelt und gelangt vorerst nocb nicht in die Tiefe. Er gärt hier bis zum An fänge des Winters: Die Kälte macht ihn klar und bringt die Unruhe des Gärungsprozesses znm Stillstände. Er wird jetzt »mgefüllt, und im Frühjahre vollzieht sich dann eine ausgesprochen wissenschaftliche Operation, von der der ganze Ruhm einer Kelterei abhängt. Es handelt sich dabei um die Kreierung der „Tvpen". Ihre Toilette für den Ver sand erhalten dann die Flaschen über Tage, wo ihnen Reihen von Arbeiterinnen die von Gold und Silber strotzenden farbenbnnten Etiketten aufkleben und die stroh- nnihüllten Flaschen in Kisten packen. Das; übrigens nicht nur der Inhalt, sondern auch die ästhetische Form bei der Ehampagnerflasche ihre Rolle spielt, zeigt die Differenzie rung bei der Auswahl der Korken, an deren Konsistenz und Festigkeit beispielsweise Engländer und Russen diametral entgegengesetzte Ansprüche stellen. Und Angelsachsen und Slawen sind ja bekanntlich die Hauptabnehmer des franzö sischen Champagners. Amerika allein verbraucht die Hälfte des zum Export gelangende» Champagners, während Frankreich selbst wenig mehr als ein Viertel der an die 60 Millionen Flaschen betragenden Jahresproduktion kon sumiert, wobei der Hanptanteil überdies noch auf die Frankreich besuchenden Ausländer entfällt. P»rtuz«l. — Das Gesrtz übrr dir Trennung von Kirche und Staat wird demnächst veröffentlicht werden. Der Iustizminister Costa hat dem Lissaboner Berichterstatter der „Times" einige Angaben über das neue Gesetz gemacht. Die Frei heit jedes Religionsbekenntnisses wird durch das Gesetz „garantiert". Die katholische Religion hat anfgehört, Staatsreligion zn sein. Alle Kirchen müssen von den Mit glieder» der einzelnen Kirchengenieinden unterhalten wer den. Der Staat führt nur noch die Oberaufsicht. Alle Geistlichen, die sich am 1. Juli laufenden Jahres im Be- sitze einer geistlichen Würdenstelle oder einer Pfarre be finden, erhalten von der Negierung ein jährliches Gehalt garantiert, dessen Höhe von einer Sonderkommission in jedem einzelnen Falle festgesetzt werden wird. Die gegen wärtig vorhandenen Kirchen und anderen Gebäude, die für Abhaltung der Gottesdienste und für die einzelnen Kulte unbedingt notwendig sind, werden vom Staate der Geist lichkeit zur Verfügung gestellt. Alle Nenrrnennungen von Geistlichen müsse» der Regierung in Lissabon zur Bestäti gung vorgelegt werde». Da der Staat nicht mehr die ka tholische Religion als Staatsreligiou anerkennt, hat er gegen die Heirat der Geistlichen (I!) nichts einzuwenden. Eine nette „Trennung" von Staat und Kirche! Marokko. Zur Lage. Die Nachrichten von der Mahalla Br6- mond reichen bis znm 10. April. In dem Kampfe vor Fes am 12. April wurden vier Mann getötet, während der Feind etwa 100 Tote und Verwundete hatte. Die Wirkung des Kampfes war beträchtlich. Es ist ein bedeutungsvoller Sieg für den Machzen: der Feind wurde bis auf 200 Meter an dir Befestigungen von Fes herangelockt und dann durch das Feuer der Artillerie dezimiert. Ueber die geplanten militärisclze» Maßnahmen wird offiziös gemeldet, daß die ans der Schanja nach Fes zu entsendende Harka etwa 2000 Mann zählen und ein Cadre von algerischen und franzö- sisclie» Instrukteuren, sowie mehrere Artillerieabteilungen erhalten werde. Die französisclie Negierung sckieint sich vorläufig darauf beschränken z» wollen, durch eine Trnppenansanimlnng auf dem rechten Mulujaufer, welche durch die in dem Algccirasvertrag anerkannten französisch- marokkanischen Abkommen von 1001 und 1002 gerechtfertigt sei. die anfrührerisclnm Stämme von Fes abzulenkcn. Der „Tencps" bemerkt hierzu, man müsse sich fragen, ob dies genügen werde, um die Sicherheit des Oberstleutnants Mangin und seiner Streitkräfte zu verbürgen, falls ihm die Munition ausgehen sollte. Amerik«. — Zur Laßt i» Mexik». Bon woßqebevder Teile wird »rklä-t. Präsident Takt habe endgUtto- Bnstherungen von seilen M«r ko» erhalten, daß die «Impfe an der Grenze eingeschränkt werden sollten. Der Inhalt der Antwort Mexiko» auf die amerikanische Note sei im wesent- lichen befriedigend. Aus Stadt und Land. Dresden den 2t April W11. —- Se. König!. Hoheit Prinz Johann Georg bält heute, Freitag abend» 8 Uhr. im Verein für Erdkunde im Konzerthaufe de» Zoologischen Garten» einen Vortrag Aber »Wanderung durch Syrien" (mit Lichtbildern). —' Die Vermählung de» Prinzen Heinrich XUE. »o» Revß j L. mit der Prinzessin Mari« von Sachfen- Alteubnrg fand am 20. S. M. im herzoglichen Residenz- schlosse zu Altenburg tm Beisein einer großen Anzahl aur- wärttger Fürstlichkeiten statt. Die Zivtitrauung nahm der StaatSmintster v. BorrieS vor. Um l2 Uhr folgte die kirchliche Trauung in der Gchloßkirche, während welcher in» Schloßgarten ein Salut gefeuert wurde. DaS hohe Brautpaar unternahm, vom Publikum lebhaft begrüßt, eine Rundfahrt durch die Straßen der Stadt und reiste um 6 Uhr tm Automobil von Altenburg ab. Der Herzog und der Erbprtnzregent von Reuß j. L. haben aus Anlaß der Ver- mählungsfeter eine Anzahl hoher Orden und Auszeich nungen an die anwesenden Fürstlichkeiten, sowie an dir Ober hofchargen, Offiziere und andere Persönlichkeiten verliehen. —* Der bisherige AmtShauptmanu von Martenbrrg, Dr. Carlitz, wurde zum OberverwaltungSgerichtSrate ernannt. —* Da» Ministerium macht bekannt, daß die Milch von Kühen, die tm Gesolge der Maul- und Klauenseuche au einer Euterentzünduug erkrankt sind, selbst nach erfolgter Erhitzung als menschliches Nahrungsmittel nicht in den Ver kehr gebracht oder zur Herstellung von Molkereierzeugnisicn verwendet werden darf. —* Da« preußische KrtegSminisieriu« hat für den Rundflug durch Sachse», wie bereits gemeldet, einen Preis von 6000 Mk. für den siegenden Flieger auSgesetzt. Außer- dem sind 28 000 Mk. für die Anschaffung de» siegreichen Flugzeuges bewilligt worden. Als Bedingung für die Gewährung dieses ZufatzpreiseS wird verlangt, daß der Flieger eine Teilstrecke mit einem Passagier znrücklegt und während de« Fluges eine Höhe von 400 Metern über- schreitet. DaS Flugzeug muß deutschcn Ursprungs sein. —* Der Bundestag der deutschen Militäranwärter findet vom 14. —17. Juni irr Drcsden statt. —* Die zweite Jahresversammlung des Evangelifch- Irithcrischrn Schulverrins für das Königreich Sachse» fand in Frciberg am 10. April statt. Vor einer imposanten viel- hnndcrtköpfiiwn Abendversnmmlnng, die wie die BerHand- Inngen des Nachmittags unter dem Vorsitz des Oberlandes gerichtsrats v. d. Decken-Dresden stand, sprach zunächst Universitätsdirektor 14. Dr. .Kunze-Greifswald über: »Die Herrlichkeit, Wahrheit und Gewißheit des Glaubens" im Sinne des Protestantismus. Sodann sprach Rektor Grün- weller, Mülheim (Ruhr) über: „Ter Kampf um den alten und neuen Glauben auf dem Gebiete der Volksschule." Er führte aus: Was wollen wir, was wollen die Gegner? Welches sind die Merkmale deS alten und „neuen" Glau bens? Der alte Glaube ist der Glaube der Väter, der sich gründet auf die i» der hl. Schrift bezeugten geschichtlichen Heilstatsachen, auf Karfreitag und Ostern. Er hält fest an dem Bekenntnis zu dem um unserer Sünde willen ge opferten nnd um unserer Gerechtigkeit willen auferstan- denen Gottmenschen Jesus Christus. Das ist der Glaube, der die Welt überwunden hat und noch überwindet, den Inden ein Aergernis und den Heiden eine Torheit. Der „Neuglaube" kann nach der positiven Seite nicht bestimmt erfaßt werden, weil er ein positives Bekenntnis ablehnt. Aber zwei Grundideen lassen sich Nachweisen: der EinheitS- nnd Entwicklnngsgedanke. Auf Grund des Monismus ist überhaupt keine Religion in; gegebenen Sinne möglich, weil dieser Neligionsbegriff ein „Verhältnis", also einen Dualismus zur Voraussetzung hat. Der Evolutionismus, der den theologischen Liberalismus kennzeichnet, macht fest- stehende religiöse Wahrheiten („Dogmen") und objektive Bekenntnisse unmöglich. Die Gegensätze und Kämpfe auf theologischem und kirchlichem Gebiete mußten sich natur gemäß ans das pädagogische Gebiet übertragen. Hier treten uns dementsprechend drei Strömungen entgegen, die ich kurz durch die Namen Bremen, Zwickau und Düsseldorf keniizeichnen möchte. Die dem naturalistischen Monismus huldigenden Bremer Lehrer hoben bekanntlich ihrer philo sophischen Gruiiderscheinulig entsprechend die Beseitigung des Religionsunterrichtes und die Einführung allgemeiner Religionsgcschichte ans rationeller, wissenschaftlicher Grund lage gefordert. Die „Zwickauer" lehnen entschieden den „dogmatischen" und bekenntnismäßigen, auf übernatür- lick>cr Gottesoffcnbarung beruhenden ReligionSunterriäir ab. Sic wollen den entwicklungsgeschichtlichen Christus nur als tugendhaftes Vorbild anerkennen. Welche Ver wüstungen sie im Lehrplan für den Religionsunterrrcki unserer Volksschule anzurichten gedenken, beweist mit hand greiflicher Deutlichkeit der „Rote Katechismus". Die soge nannten Düsseldorfer Thesen sind ein entschiedenes Be kenntnis zu dem alten Glauben und zum biblischen Christen tnm. Dieser notwendige Kampf wird nickst gegen Per sonen, nickst gegen Reformmethode, sondern für eine große, heilige Sache geführt. Alle, die mit uns dieselben Grund- anschauungen haben, die mit uns kämpfen und siegen wollen im Zeichen des Kreuzes von Golgatha, begrüßen wir als Bundesgenossen, als Brüder. — Beide Redner ernteten von der großen Versammlung lebhaften Beifall und warmen Dank für ihre mutige Aufklärungsarbeit im Interesse der christlichen Volksschule. —* Gegen das Urbermaß der geselligen Vergnügungen der Schüler höherer Lehranstalten wendet sich eine Verord nung des Königlichen Ministeriums für Kultus und öfsem lichen Unterricht. In dieser Ministerialverordiiung ist den Leitern der Gyninasien ufw. zur Pflickst gemacht worden, durch Verbote und Mahnungen darüber zu wachen, daß dic Schüler nicht durch ein Uebermas; hauSgeselliger Ver gnügungen von ihren Studien abgehalteu und zu Unred lichkeiten in ihren Hausarbeiten veranlasst werden. In den Schulberichle eine» hiesigen Gymnasiums wird nun in Anschluß an diese Verordnung darauf htugewiesen, daß es nickst zu leugnen sei, daß besonder» die Tanzstunde mir den