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Skr. SV Javrft Montag, den 3. Febr. lftiü abends Geschäftsstelle und RedatUoni Dresden «A. 16, Holl»einstras,« 4« Fernsprecher LI 366 Postscheckkonto Leipzig Nr. 14 7V? c, Bezug« o»eit>: Aukube X mit Illustt. Bnlnap dterleljubrNch 8.8«» In Dir»d«,> uns ganz Deuts»- Ian!> frei Hau» it.it« in Oesterreich «.40 X. AuSgnbc 0 vierteljährlich L.l»t« -»c. In Dresden und gmiz T»„I>chinnd stet Haus «.- ^c ui Oesterreich 8.8>» X. Einzel-stummer I« g. --t« Sächsische Loltszeiinna erscheint an allen Wochcmagen nachmittags. , Lt 0 Y Q Anzeigen, Annahme von Kejchästsnnzeiaen bis IN Udr von Familienanzeigeu bi» II Uh, vorn, Preis für die Petii-Spait-eile SS g im Rckla meleil di<t Familie,i-Anzeigei, SO g Für unbeuilich geschriebene, sowie durch Kern- spreche! ausgeacbcne itlnzeige,, könne,> w,r die Leramlvortstchkeit für die Ria,„gleit de» llezie» nicht üdcniehmc». Sprechstunde der Redaktion: H—IS Uhr vorm. t> - ^ <7 Einzige katholische Tageszeitung w GWsE DrgM der Zentrumspucred Ausgabe ä mit illustrierter NnrerhalwngsbeUage und rettg. Wochenbellage FeiembeM Ausgabe k nur mit der Wochenb-ilage. Die Wahlen zur sächsischen DslkLkmnnAev. Dev L. Februar. sgt Die große Kälte war am Sonnabend schon gebrochen. Ein schöner Sonntagmorgen brach an. Allmählich stieg cüe Temperatur sogar auf einige Wärmegrade — die Wahl beteiligung aber blieb, soweit ich es übersehen konnte, in Dresden recht gering. Das ist beschämend für die, die der Wahl ferngeblieben und zeugt von recht geringem politischen Verständnis. Wer am meisten darunter zu leiden hatte, muß sich zeigen. Welch ein Unterschied zwischen dem 19. Januar und dein 2. Februar! Damals ein wahrer Ansturm auf die Wahl lokale niit großen Schlangenbildungen. Und diesmal. Ich bin kurz vor 9 Uhr an meinem Wahllokal. Diesmal kein Gedränge. Im Vorraum der Schule eine Reihe von Men schen, aber alles hat bequem Platz und dabei handelt es sich um den gemeinsamen Eingang zu mehreren Wahllokalen. Im Hofe gestern kein Mensch! Im Schulzimmcr hängt an der Wand ein Bild des Heilandes,, der zum Volke predigt. Wie lange wird es dort noch hängen und zu den Kindern sprechen? Und wenn es versckjwindet, muß euch, christliche Männer und christliche Frauen, die ihr gestern zu Hause geblieben seid, nicht das Gewissen schlagen! Jchsgehe in den Nachmittagsstunden durch die Straßen und beobachte die Wahllokale. Zum Teil vereinsamt, nur belebt von den Zettelverteilern, die diesmal recht wenig zu tun haben. Ab und zu verläßt ein Wähler das Lokal. Muß eS noch schlimmer kommen tml. * * * In Dresden haben erfreulicherweise die christlichen Männer und Frauen, soweit sie auf dem Boden des Zen trums stehen, ihre Pflicht getan. Das Ergebnis der Stadt Dresden: Fräßdorf 121224 Stimmen Kraft 44018 „ Menke 11622 „ Blühcr 37712 „ Hilke . 5025 „ Dr. Wagner 29 004 „ Bei den Wahlen zur Nationalversammlung hatten in Dresden erhalten: Dr. Gradnaner (Soz.) 164 947, Fleißner (Unabh. Soz.) 9638, Nitzschke (Demokratische Partei) 45 759, Burlage (Zentrum) 4771, Dr. Heinze (Deutsche Vpl) 56 526 und Koitzsch (Deutschnat. Vp.) 30 409. Dann hat also die Sozialdemokratie 33 000 Stimmen verloren. Auch' die bürgerlichen Parteien haben mit Aus nahme des Zentrums Stimmenverluste zu ver- zeichnen. Am empfindlichsten ist die Deutsche Volksparlci getroffen, die fast 20 000 Stimmen verloren hat. Hocher freulich ist es. daß die Zentrumspartei ihre Stimmenzahl in 'der Stadt Dresden fast um 300 vermehrt hat. Das beweist also, daß wir mit gutem Mute in die Zukunft blicken können und der Zentrnmsgedankc auch in der Stadt Dresden Werbekraft besitzt. Auch aus dem Lande liegen bereits eine Anzahl von Wahlergebnissen vor, die natürlich auf Voll- stündigkeit noch keinerlei Anspruch machen können. Sie lassen aber erkennen, daß überall die Wahl beteiligung bedeutend nachgelassen hat. Wahlkreis Ostsachsen. Blasewitz: Fräßdorf 1016, Kraft 647, Menke 81, Blüher 1330, Hille 66 Wagner 994. . - Lo schwitz: Fräßdorf 1426, Kraft 795, Menke 84. Blühcr 798, Hille 69, Wagner 581. Weißer Hirsch: Fräßdorf 290, Kraft 256, Menke 10, Blühcr 351, Hille 1 2, Wagner 176. Radeberg: Fräßdorf 7112, Kraft 2648, Menke 1248, Blüher 883, Hille 171. Wagner 2827. Sebnitz: Soz. 1071. Unabh. Soz. 1301, Demokr. 1483, Deutsthe Vp. 308. Deutschnat. Vp. 88, Zentrum 97. Bautzen' Soz. 5384, Demkr. 4512, Unabh. Soz. 655, Deutsche Vp. 1988. Zentru m 807, Deutschnat. Vp. 2025. Kamenz iStadt)' Soz. 2140, Demokr. 1064, Unabh. Soz. 329, Deutsche Vp. 646, Z entr u m 256, Deutschnat. Vp. 706. Pirna: Soz. 1791, Demokr. 2425, Unabb. Soz. 1791, Deutsche Vp. 1105, Zentrum 203. Deutschnat. Vp. 1003. Zittau: Fräßdorf 28883, Kraft 17979. Menke 1966, Blüher 2548, Hille 3057. Wagner 4007. Löbau (Stadt): Friißdorf 2707, Kraft 2331, Menke > 30, Blüher 654, Hille 73, Wagner 192. Bautzen (Land): Fräßdorf 18294, Kraft 8192, Menke 620. Blüher 1255. Hille 2418. Wagner 9530. SchirgisWalde: Fräßdorf 284, Kraft 110, Men!'. Blüher 34, Hille 1048, Wagner 73. Wahlkreis Südweftsachscu. Chemnitz: Von den im 30. Wahlkreis Südwestsachsen insgesamt 481811 abgegebenen Stimmen erhielten die Mehrheitssozialisten 237 546, Denwkraten 118 450, Teutlckv nat. Vp. 71312, Unabh. Soz. 52 394, Zentrum 2109. Gelvählt sind demnach 19 Mehrheitssozialistcn, 8 Demo kraten, 6 Dcutschnationale, 4 Unabhängige. Plauen i. B.: Deutschnat. Vp. 7274, Demokr. 14 893. Soz. 14 026, Unabh. Soz. 11 742, Zentru in 396. An der Wahl beteiligten sich 75 Prozent gegen 90 Prozent bei den Nativnalwcchlen. Die Sozialdemokraten haben 4000 Stim men verloren, die Unabhängigen Soz. und die Demokraten etwas zugcnommen, die Deutschnat. Vp. 500 Stimmen ver- loren. Wahlkreis Nordwestsachsen. Leipzig (Stadt): Endergebnis: T-cinok'-. 9600t. Deut'chnat. Vp. 26 053, Zentrum 2095, Mehrheitssozial- den ekiaten 37 872, Unabh. Soz. 130 893; ungültige Stirn- men 906. Tie Wahlbeteiligung war schwäclxm als bei den Natwunlwahlen. Störung brr Wahl in Oschatz. Wie der „Voss. Ztg." aus Oschay berichtet wird, er schienen gestern Mittag vor sämtlichen Wahllokalen Abi i- lnngen des dortigen Ulm enregimenir, verhinderten die Weite,führnng der Wahl und nahmen Wahlakten und l! neu mit sich. Ter Grund ist noch Aussage der Beteiligten, d„ß eine Anzahl Ulanen, die erst vor kurzem in die Garmion znrllckkamen, nicht in die Wählerlisten eingetragen waren. Wann werden wir Frieden haben? (Von unserem Berliner Vertreter.) Ein volles Vierteljahr ist nunmehr verflossen, seitdem die Waffen auf den Kriegsschauplätzen ruhen. Aber trotz aller unser ehrlichster Bemühungen, trotz aller übermenschlicher Arbeit sind wir bis jetzt dem endgültigen Friedenszustande noch um keinen Schritt näher gekomnien. Alle Erwartungen, ob wir mit dem Ruhen der Waffen unsere wirtschaftliche und Ernährungslage allmählich wieder zu besser,, imstande wären, sind enttäuscht worden. Wir haben vielmehr heute noch größere Beschwernisse zu ertragen. Unsere Ernährungslage, die auch während der stärksten Anforderungen durch mehr als 10 Millionen mobilisierte Truppen immer noch erträglich funktionierte, ist jetzt gefährdeter denn je. Unser Wirtscl-afts- leben ist heute trotz der Bereitschaft vieler hnnderttan'cnden, aus dem Felde zucückgekehrter Arbeitskräfte gefährdeter als je zuvor. Die Sorgen der Bevölkerung hinsichtlich der Be leuchtung, Beheizung und Bekleidung haben sich nur noch vermehrt. Die Blockadefcsseln, die uns vier Jahre lang an gelegt waren, sind nach dem Waffenstillstand nicht nur nicht gelockert, sondern in einer Weise versckMft worden, wie das nie zuvor der Fall war. Im Zeichen des Waffenstillstandes sind uns Verbindungen nach neutralen Ländern versagt, die uns auch in den heißesten Kriegstagen offen standen. Die Nevolutionsbilanz schließt also mit einem erschrecken- den Defizit auf Kosten der Gesamtinteressen des Reiches und des deutschen Volkes. Wir befinden uns heute in einein Chaos, aus dem kein Licht leuchtet. Die Trostlosigkeit der gegenwärtigen Zustände wird noch gesteigert durch das noch lange nicht beschwichtigte Nevoliltionsfieber, von dem man in diesem Augenblick nicht sagen kann, ob, wann und wie es sich wieder äußern wird. Wir möchten nicht verfehlen, es warnend heute schon misznsprechen, daß wir, an den ganzen Anzeichen dec letzten Tage gemessen, mit ernstesten Besorg nissen gerade bezüglich dieses Punktes den kommenden Wochen eiitacgensebcn. Wann nun soll es ein Ende geben? Wann werden wir Erlöst.ng finden, wann werden diese fürchterlichen Sorgen dieser uiederdrückenden, an dem bißchen Mark und Kraft, da? wch un? nach gerettet baben, rücksichtslos zehrenden Lasten von uns genommen werden? Noch immer ist kein« Aussicht, noch, immer gleichen wir Blinden, die willenlos durch die Nacht der Zeit irren. Ohne unsere Hinzuziehung, ohne die Vertretung .unserer Jnteressensorderungen und Wünsche also wird um Teutschlands und des deutschen Volkes Geschick gegenwärtig an den Ministertischen in Paris ge- würfelt. Dort laßt man sich Zeit, unendlich viel Zeit! Und daS in einem Augenblicke in dem Stunden, ja Minuten tast bar sind. Jede Minute, jede Sekunde zehrt an dcni M:rk unseres Volkes, entnervt unser politisches und Wirtschasts- leben, lähmt crw'ut liniere Widerstandskraft, zerrüttet nur noch weiter imscien jetzt schon betrübend losen Zusammen- halt. Kann uns denn gar keine Pein, gar keine seelische O.ual, gar keine moralische »nd materielle Deinütigniig er spart bleibe»? Zwei Verlängerungen des Waffenstillstandes mit immer neuen und immer gesteigerten Forderungen haben wir hinter uns. Wenn es wahr ist — und leider deuten alle Aazeichcw darauf hin — daß erst im Monat Mai die allgemeine Friedenskonferenz zusammentristen wird, dann werden tpir abermals zwei weitere Verlämgqrungen des Waffenstillstandes mit ihren drohenden neuen und wiederum erschwerten Bedingungen aus uns zu nehmen haben. Es scheint fast, als wollten die Gegner durch ihre jeweiligen Forderungen das deutsche Wirtschaftsleben auf seine aller letzte Widerstandsmöglichkeit prüfen. Die neuen Auslagen nmchen es zur Notwendigkeit, daß wir zur Abwehr des aller- schlimmsten, der Okkupation unserer Heimat, alle Mittel daran setzen, um. wenn auch den völligen Zusammenbruch unserer Kräfte vor Augen, die Versprechungen zu erfüllen. Damit aber sind wir gezwungen, unsere materiellen und persönlichen Arbeitsmittel völlig in den Kriegsdienst zn stellen und das in einein Augenblick, in welchem wir aller Hände und aller Köpfe bedürften, um für die Friedenswirt schaft uns vorzubereiten, damit wir nicht gänzlich von dem Abgrund, vor dem wir schon stehen, verschlungen weichen. Verschlimmert wird unsere Lage noch dadurch, daß der Revo lutionsrausch, der die Massen erfaßt hat, im Wahn an einen sozialistiscl)cn Zukunftsstaat, das Recht auf freies Genießen ohne der Hände Arbeit gebe, noch gebannt ist. Die sozia listische Regierung hat keine Macht, hier Wandel zw schaffen. Sie müßte denn die Agitationsmethode ihrer eigenen Partei, die jahrzehntelang in diesen Dingen betrieben wurde, Lügen strafen. Tie wenigen vernünftigen Köpfe aber, die ganz genau wissen, wohin wir unter den gegenwärtigen Verhältnissen treiben, vermögen sich gegenwärtig nickst durch- zusetzen. Damit hängt die politische Ohnmacht und Einflnß- losigkeit zusammen, die ihrerseits die Ursache dafür ist, daß die Gegner augenblicklich das Vorhandensein einer verhand- lungsfähigen Regierung nicht anerkennen. Erst die Ratio- nalversammlung wird hier Wandel schaffen können, aber auch nur dann, wenn sie mit großem Zuge an ihre Arbeit heran tritt und wenn sie die Folgerung, die sich ans dem gegen- tvärtigen katastrophalen Zustande ergeben, restlos zieht und es auch versteht, die neue Regierung mit der erforderlichen Autorität auszustatten und ihr demgemäß auch die Macht mittel zur Geltungmachllng ihrer Autorität zur Verfügung stellt. Ohne Autorität und Ordnung ist jedes Staatswesen dem Untergange geweiht, auch wenn es noch so fest gefügt und üste mit eisernen Klammern am stärksten Fels verankert scheint. Die Vorgänge bei uns zu Lande haben die Wahr- heit dieses Satzes erwiesen, die jeden einzelnen von »ns frei- lich sehr teuer zu stehen kamen. Die erste Tat der Nationalversammlung muß eine macht volle Kundgebung für einen rasck)en, gerechten Frieden sein. Deutsches Reich Waffenstillstand in Bremen. Bremen, 2. Februar. Zwischen der Division Gersten- berg und der Regierung von Bremen ist bis Sonntag nacht 12 Uhr Waffenstillstand beschlossen worden. In zwischen werden mit Berlin Verhandlungen gepflogen. Bremen, 2. Februar. Gemäß einer am 2. Februar, mvr- gens 6 Uhr, erzielten Vereinbarung sind die Volksbeauf tragten in Bremen bereits ans Verlangen der Neichsregie- r»ng ziirückgetrcteii. Tie bewaffnete Arbeiterschaft Bremens ist bereit, an den Korpssoldatenrat des 9. Armeelorps alle Waffen und Munition abznliesern. Der oberste Soldaten- rat Großhambiirg, sowie der Korpssoldatenrat des 9. Armee-.