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Rr. SO IM. Jahrs, Dormerstag. aer 13 März '"'tt >Kc1cyc>»t«1telle 1k. un». ^ivvatlt«», L»»N>rinstr«he 4^ i^krnlpr« thkr 21 888 Voltlkhvksfoiiro 8tr. 1478'- ««zagtipr»«», X MI» Mufti «eilage vterteliabrttlv In Dresden und ganz Deutsch land frei Haus X.HO m Oesterreich «.4« X. N»t»»ab« « rnencliahrlich 2.SK In Dresden und ganz DeuIIchiand frei Haus 8.— tn Oeiierreich L.KO X. Die Gtnzel-iftummer IO Idüchsilch HoltSzeltuna erschein» Womentagen nachmittags. UolksskltMy Einzige kachokiM SagesMwng 1« tznMett. Organ der Seatrimnsparmi ^ Äusgade ^ mit illustrierter MteryaittmgsbeUage mW reltg WochenbeüagA KmerMML- Ausgabe k «ur «it der Wochenbetlage Annotimevo» «Seichüft . an,einen bis Ivllhr.: van ilamilienanzeigen bis I I Udr vorm. Preis Mi die Peiii-Lvatizeii. SI» z im itiefta- meteii SO» a isan ii '».Anzeigen ttN z. Aiir undeutlich geschriebene sonne durch gern- ft'recher auigegedene Anzeigen küinie» wir die «eranlwortlichieit für die Aichiigkeft SeS LexteS nicht übernehme». Sprechltundc der RedaNioiu I I—I!k Udr darin s Vox dem Neichsfo uro. chi Herrn B u ck »Nüssen am Dienstag ordentlich die Ohren geklungen haben; denn in Weimar ist nic!)t gerade sehr Schmeichelhaftes über ihn gesagt worden. Und das mit vollem Recht. Ter Lizentiat M u ni m unterzog die Er lasse des Herrn Buck einer eingehenden Kritik und wies dabei nach, daß seine Verordnung über die Einstellung des Katechismusunterrichtes in klarem Widerspruch niit einer zwingenden Vorschrift des Gesetzes steht. Auch Herr Mumm bestätigte, daß die Bestrebungen auf Loslösnng der Wenden zum großen Teile auf diese unchristliche Gestal tung der Verhältnisse in Sachsen zurückzuführeu seien. Ter Dresdner Abgeordnete Oberkonsistorialrat Dr. Költzsch bezeichnete Sachsen mit Recht als das sozialistische Muster- ländchen. In den Kultnrfragen sei Avolf Hofsmann dem sächsischen Kultusminister Buck wohl um eine Nasenlang: voraus, aber beide ständen zusammen wie Goethe und Schiller draußen vor dem Nationaltheater. Adolf Hoffmann sei gegangen, aber Buck sei geblieben. Herr Tr. Költzsch betonte dann weiter, daß Buck die naturalistische Geschichts auffassung in der Schule cinführen und den christlichen Geist aus der Schule hinauswerfen wolle. Bei der ganzen Frage handelt es sich darum, ob die Schulfrage vom Reiche oder von den Einzel- staaten geregelt werden soll. Diese Frage hat schon in Friedenszeitcn viel Staub aufgewirbelt und Meinungsver schiedenheiten gezeigt. Nun sollte die Neichsleitnng die Frage beantworten, ob sic zu den Eingriffen der einzelstaat- iichen Verwaltungen in die zu Recht bestehenden Schulgesetze Stellung nehmen wolle. Tie Regierungserklärung ging be kanntlich dahin, daß das Reich gegenwärtig keine Zu ständigkeit auf dem Gebiete des Nnterrichtsivesens be sitze. Die Neichsregierung sei also nicht in der Lage, hierzu Stellung zu nehmen. Wenn man sich streng an den Wortlaut der Bestimmungen hält, 'o ist das sicher richtig. Aber ebenso richtig ist, daß, wie der Zentrumsredner Prälat Tr. Mausbach treffend ausführte, die bisherige Reichs- Verfassung gestattete, bei Beschwerden vom Reiche auf die Bundesstaaten freundnachbarlich eiuzuwirken. Wen» mau »un allerdings die Rede des Mehrheitssozialisten Hell- mann liest, der die Beseitigung des Religionsunterrichts verlangte, kann man nicht hoffen, daß von der Reichsregie- rung eine solche sreundnachbarliche Tätigkeit z. B. Herrn Buck gegenüber ansgeübt wird. Nun stehen ohne Zweifel viele unserer Freunde, vor allem in Sachsen, auf dem Standpunkt, daß eine reichs- gesctzlick)e Regelung der Schulfrage anzustreben sei. Eine solche reichsgesetzliche Regelung könnte ohne Zweifel unter Umständen für die christliche Bevölkerung Sachsens von großem Vorteil sein. Aber auch doch nur unter Umstände». Denn nur dann und nur so lange, als in den gesetzgeben den Körperschaften des Reiches keine Majorität für die Trennung von Kirche und Staat und Kirche und Schule Vorhemden ist. Sobald eine solche Mehrheit i» der Natio nalversammlung sitzt und ihr dann die Gewalt über die Regelung der Schulfrage für ganz Deutschland gegeben ist, wird sie natürlich davon Gebrauch machen und die völlige Loslösung der Religion aus der Schule für das ganze Reick» zum Gesetz machen. Bleibt die Lösung der Frage den Einzel' stoaten überlassen, so besteht die Möglichkeit, daß in einer Reihe von Staaten die Angelegenheit doch in christlichem Sinne cr-edigt wird. Wir sehen also, daß die ganze Frage nicht mit einer Handbcwcgiing abgetan werden kann und daß die Verlegung des Schwergewichts von den Einzel'taaten in das Reich zu einem sehr zweischneidigen Schwerte sich gestalten kann. Wir glauben, in dieser ganzen Angelegenheit muß noch mehr wie bisher das Selbstbestim m ungsrecht d e s christlichen Volkes zum Ausdruck kommen. Wenn »ns auch Herr Buck bisher noch die kalte Stirn gezeigt bat, wenn er bisher auch die Massenproteste noch so gut wie unbeachtet ließ, so kann und darf das noch kein G'-und zur Entmutigung sein. Das' christliche Volk muß immer und immer wieder seine Stimme erheben. Wir be- -grüßen es daher aufs wärmste, daß überall setzt auf katho lischer Seite Elternabende abgehalten werden, die laut und deutlich zum Ausdruck bringen, daß die christlichen Eltern nicht gewillt sind, sich das E rz ie h u n g s re ch t über ihre Kinder von Herrn Buck »nd seine» Genossen ans der .Hand winden zu lassen. Kein Katholik sollte versäumen, di« Pro testlisten, die jetzt zirkulieren, zu unterschreiben. ES dark ke>r Toi vergeben, ohne daß »vir den .Herrschaften zum Bkewußiiein oringen, sie mögen nicht glauben, daß sie so oy« weiteres über uns hinwegschrcitcu können. In der Nationalversammlung ist darauf hingewiesen worden, daß die Rücksicht auf die christliche Bevölterung Oesterreichs bei dem bevorstehenden Anschluß Deiitsckwsterreichs nicht außer acht gelassen werden dürfe. Es wäre ja auch ganz gewiß wünschenswert, wenn cs sich ermöglichen ließe, gewisse Richt linien in christlichem Sinne in der Reichsversaisung scstzu- legen. Es verdient bei dieser Gelegenheit betont zu werden, daß der Demokrat Weiß in der Nationalversammlung eine Rede gehalten hat, die sowohl bei den evangelischen gläubigen Abgeordneten der rechten Seite als auch im Zen trum lebhaften Beifall gefunden hat. Do sagte er u. a.: Die Volksschule habe die Ausgabe, das Kind auch in seinen religiösen Anlagen, zu einer vollen harmonischen Persön lichkeit zu erziehen. E r b e t o n t e m i t v o l l e m N e ch 1. Gewissenszwang übe auch der ans, der de r> Religion s u nterricht a ns der Volks s ch n l e entferne. Viele Eltern würden genötigt sein, ihre Kin der in religiöse Privatschulen zu schicken. Dazu ist zu be merken, daß z. B. Herr Buck ja soweit gegangen ist, selbst die Nengründnng von Privatschnlen zu verbieten. Ter demokratische Abg. Weiß, der Stadtschulrat in Nürnberg ist, führte dann weiter aus. der größte Teil der deutschen Lehrer schaft glaube, daß der Religionsunterricht ein wesentliches Stück des Volksschistimteri icksts bleiben müsse. Der de »w- tratische Redner wurde Zeitungsberichten zufolge von vielen Abgeordneten beglückwünscht. Aber »vir können die Frage icicht unterdrücken, ob nicht Herr Weiß ein weißer Rabe u n t e r d e n D e m o k r a t e n i st! Und »vir haben allen Grund zu dieser Frage. Abgesehen von anderen Mo menten sei nur angeführt, daß das „Berliner Tage blatt". dessen Ehefredattenr Theodo r W olff in der heutigen Temokrati'chen Partei eine iührende Rolle em- niinmt, sofort entschieden Protest erbebt. Das Blatt sagt z» der Rede des Abg. Weiß in Nr. lO>m „Der Demokrat Weiß, Stadtschulrat in Nürnberg nahm in einer rethorisch glänzenden Darlegung einen vermittelnden Standpunkt ein. Er wollte die Erzielmngs- nnd Unterrichtsfragcn als Reichsiach: und die'Volks schule als eine staatliche Angelegenheit behandelt wissen. Aber den Religionsunterricht, der reformiert werden müßte, möchte er in »er Schule bebalien. Gewissens zwang übe auch derjenige, sagte er, der den Neligions- »nüerricht ans der Schute entferne und damit tausenden Eltern es unmöglich mach?, ihre Kinder religiös zu er ziehen. Wir ver m ögen diese A n s i ch t n i ch t völlig zu teilen. Unsere s E r a ch t ens gc - h ö >- t der eigentliche religiös-konfei'iv- n e l i e U n i e r r i ch t in die Kir ch e. Jedes Eetern- paar hätte dann, ohne den gerinasten Truck von außen, die Möglichkeit, die Kinder in der ihnen geeignet er scheinenden Weise nach freier Wahl religiös unterrichten zu lassen. Tie Schule kann und soll nur auf allgemein ethischer Bildnngsgrnndlage Erziehnngsarbeit leisten. Ein Religionsunterricht, in dem die Kinder i» der Schule geschieden werden, vermag aber das große humanitäre Bildiingsideal nicht zu verwii-klickie». Ter Religionsunter richt in der Schule kann sich daher nur a»» de:» >eli- g i o n s g e! ch i ch t l i ch e >» Stosf und den e t h i > ch e n Gehalt de» große»» religiösen Ideen und iln> Träger in der Vergangenheit beschränken. Aller Dogmen- und aller .'iatrchismiisnnterricht gehört dagegen in den kirch lichen Unien'icht, der »einer Natur nach eimenia ans eine hestinnnte Konfession eingestellt sein muß. Nur eine solche neue Gcstalt » ng des Religions unterrichts, die jeden Gewissenszwang aiisscblicßt, er > cheint »in s diskutabel z » sei n." Wir sehen also, daß der Abg. Weiß sich sofort mit einem großen Teil seiner Partei, nämlich der Berliner Tageblatt- Nichtnng, deren Einfluß nicht zu unterschätzen ist, in offenen» Widerspruch gesetzt hat. Wir bedauern das. Hätte er seine Freunde hinter sich, dann wäre die Lösung der Schnlfrage ans den» Reichswegc bezw. wenigstens die Festlegung von Richtlinien ins Bereich der Möglichkeit gerückt. Man darf gespannt sein, wie sich in dieser Hinsicht innerhalb der Demo- kratischen Partei die Dinge cntzvickeln werden, man darf aber auch nach der Geschichte des Liberalismus hier keine allzu großen .Hoffnungen hegen. Das beste Mittel ist. wie schon angedeutet, »ach wie vor, der Ruf des christ lichen Volkes nach dem Selbstbestimmung!:- recht in der E r z i c h » n g s f r a g e. Auch die Regie rnng in Sachsen kann schließlich daran nicht mehr vorübe geben und Herr Buck wird schon heute in der Vvlkskammr bei der Interpellation über die Wendcnsrage Farbe bekenne» inüsscn. Da wird sich zeigen, ob dies« Herren dasStaats ° Interesse über ihre Parteiprinzipien stellen wollen oder nicht. Die mahnenden Ruse in der National versammlung möge»» auch Herrn Buck und seinen Freunden ein Zeichen sein, daß WiUkürherrschaft niemals ans dm D^.uer sich halten konnte und halten kann. iw». Das Lnzw.MckmiliStjest'l;. Zweite Beratung. Weimar, l2. März. Präsident F ehre n b a ch eröffnet die Sitzung »in st l'hr ckO Min. Au» der Tagesordnung steht die zweile Beratung des Entwurfs eines SozialffieruugSgcwtzeÄ. Abg. Bögler »D. Dp.) verliest die Entschließung dev Deutschen Vollspartei in der gegen Eingriffe in die freie: Privatwirtschaft und den freien Handel Verwahrung ein gelegt wird. Abg. Pach nicke lTemokr.): Der Kohlenbergbau lag unter einem so starken Druck des Privatmonopols, daß man nicht den Gesetzentwurf mit der Forderung der Wirtschaft liehen Freiheit bekämpfen kann. Wir ziehen eine scherst' Grenze und werde,» nicht zulasten, daß der Motor des per sönlichen Interesses aus der Wirtschaft ausgeicdiltet wird Von der Sozialisierung müssen »re» bleiben: Die meisten Handelsbetriebe, die ganze Fertigwarenindnstrie. die Export indnstrie, die Landwirt'chast und das Handwerk. Abg. Veidt kDeuti'chnat.): Das Fehlen einer schrift lichen Begründung hat die gesetzgeberische Arbeit sehr er schwert. Man tonnte dem Gesetz die Nebcrschrist geben „Ein Ausflug in den Znknnstsstaat." Die Regierung hak uns noch iimner keine deutliche Aufklärung darüber gegeben waS sie eigentlich unter Sozialisierung versiebt. Tbg. Bnrlage (Zentr.): Von Konimnnismus kam: keine Rede sein. Den» Emporslreben der Arbeiter wollen wir zu Hilfe kommen. Natürlich dürfen in die Selbstveiwal- tungstörper nicht die Maulhelden gewählt werden, sondern tüchtige sachverständige Menschen. Selbst »nenn inan Be denken haben sollte, wüsten dennoch die Gesetze aeschiffen werden. Aba. Dr. Eobn Nliiabh.): Die Nätedemokralic auf wirtschaftlich.'»» Gebiete wird kommen; dagegen kann »oan sich sperren, wie man will, sie ist unausrotthar in das Be wusstsein der Menschen übergegangen. Von dein Abg. Auer <Saz.» und Genossen gebt der Antrag ein, im 8 2 die Worte „gegen anaeinessene Entschä digung" zu streichen. Hierüber wird von den Abgg. Dr. Rieß er (D. 2p.) und Genosse,, namentliche Abstimmung beantragt. Abg. Braun kSoz.): Selbst wenn die Herren von o«r Rechten in die Regierung kämen und die Verantwortung trügen, müssten sie von der Privatwirl'ebast abweichen. Wir wollen die llebersühriing der Werke in den Besitz der He- fellschast. Die Arbeiter müssen Anteil an dem Gedeihen der llnternebmnngcn erhalten, damit sie Wiede'' Freude am Werke haben. Auch »vir betrachten diesen (hejetzentwurf lediglich als ein Rahmengesetz und »vir hätten ilm gern« anders gehabt. ^ Abg. Dr. Becker lHesse». D. Pp.): Die Unabhäng gen haben zweisellvS die Spartakisten in Schul; genommen. Sie sagen, es seien Kranke, die man besten im",sie. Wir »'shm in den Spartakisten schwere Verbrecher, die entspreche»,:, zu behandeln sind. Abg. Dr. T r a i» b lDenischnat.): Die Anträge der So zialdemokraten und der Unabhängigen lehnen wir ab. Der sozialdemokratische Antrag scbläat dem Grundsatz iii-Z Gesicht daß das Eiaentnm geschützt sein muß. Wir stehen am End punkte der deutschen Volkswirtschaft, »venu das Soziaststs- rnngsgei'etz angenommen wird. Reichswn'tschaftsminister Wissel: Die Anträge des Herrn Tranb und seiner Freunde gehen daraus binms. Man darf wohl an den Grundlagen deS Staates und der Wirtschaft rütteln, aber man mnß den davon Betroffenen eine angemessene Entschädigung zahlen. Ans der anderen wollen die Herren mit ihrem zu H I gestellten Antrag, die Land und Fvrstwirlschast von der sozialst,ernng auszu- rehmen. ausgc'vrochen wissen, daß die sittliche Pflicht zur Arbeit in» Interesse der Gesamtheit si r die Landwirlschaft nicht gelten soll. Auf den Vorwurf, daß »vir in einer Zeik der Erschöpfung an die Einfühlung einer ncnen Wirtschafts ordnung Herangehen, erwidere ich: In unserer Zeit hat kein; Privatunternelmien noch einen Anspruch daraus. Privat» dienste zu machen, sobald das Wohl der Allgemeinheit sordcrk, daß es in ihren Besitz übergcsührt wird. Tie RegierunZ hält sich für vcrpslichtet, nnaeiäums an die Dnrchführunz deS ihr mit Annahme de? Gesetzes gewordenen Auftro-eH heranzugehen. s