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Die Freihändler sehen darin Wasser ans ihre Mühle und be haupten, das; an der Fleischteucrung allein die Vieh not schuld sei; man öffne die Grenzen für die Vieheinfuhr und flugs würden die Preise wieder herunter gehen. Die Agrarier dagegen nennen die Fleischverteuerung eine Spekulation der Schlächter und Viehhändler, welche einmal das Publikum rupfen wollen. Von beiden Seiten läßt man statistische Zahlen aufmarschieren, um die Ansicht zu ver teidigen. Merkwürdig ist, daß man den Gradmesser der Viehmenge, die Schlachtviehmärkte, nur wenig in die Kom bination einbezieht. Auf diese wollen wir zunächst unser Augenmerk lenken. Am Mortag, den 1. September, fanden bekanntlich in ganz Deutschland ine bedeutenden Schlachtviehmärkte (außer in Berlin) statt. Uns liegen nuu die Berichte von zwölf Märkten vor. Die Haltung dieser Märkte war wiederum fast durchweg recht matt; das Rheinland meldet sogar „flaues Geschäft", und fast überall blieb Überstand. Wie die „Allg. Fleischerztg." neuerdings herausgefunden hat. sollen schleppender Marktverlauf und Überstände nichts gegen, sondern eher für den Mangel an Schlachtvieh beweisen. Wir glaubten freilich, daß, wenn wirklich Not an Vieh herrschte, die Kauflust ungemein rege sein und die Viehbestände rasch bis auf die letzten Stücke geräumt werden müßten. Wenn wir uns diese eigentümliche Logik der „Allg. Fleischerztg." auch nicht zu eigen machen können, so wird man doch mindestens zugeben müssen, daß weichende Preise kein Beweis für eine ungedeckte Nachfrage sind. Wir haben nun aber fast auf allen Rindcrmärkten nicht nur keine Preissteigerung, sondern einen Rückgang der Preise gehabt, und von den Schweinemärkten haben neun Märkte einen erheblichen Rückgang aufzuweisen. Die höchste Preisfestsetzung für Schweine ist zurückgeganaen gegen die Vorwoche in Elberfeld um 3 Mk., in Köln um 4 Mk.. in Chemnitz um 2 Mk., in Dresden um 2 Mk., in Leipzig um 2 Mk., in Zwickau um 3 Mk., in Hamburg um 1 Mk.. in Mannheim um 2 Mk., in Straßburg um 3 Mk. Trotz dieses Rückganges der Preise war die Nach frage nach Schweinen nicht größer; in Dresden blieben 32, in Leipzig 192, in Chemnitz 88, in Breslau 116 Über stand; in Köln wurde nicht geräumt und Straßburg meldet: „Trotz nachgiebiger Preise großer Überstand." Jedoch war ein ungewöhnlich hoher Auftrieb nicht vorhanden; die Metzger hatten eben keinen größeren Bedarf. Wie wir soeben erfahren, hat die „Zentrale für Vieh verwertung" jetzt die Abrechnung über ihre ersten Schmeine- verkäufe in Posen erhalten. Die Preise, welche ihr dort für gute, fette Schweine gezahlt wurden, waren nur 47 bis 48 Mk. der Zentner Lebendgewicht, während angeblich die Preise in Posen jetzt 51 bis 63 Mk. betragen sollen. Wir erleben also das Schauspiel, daß die Viehpreise fallen oder ständig bleiben, die Fleischpreise jedoch in die Höhe gehen! Der allgemeine Ruf der Freihändler, den sie mit den Viehhändlern und Großschlächtcrn erheben, ist: Öffnet die Grenzen! Merkwürdig! Jeder Marktbericht, z. B. aus Dresden, zeigt uns. daß an Rindvieh ganz beträchtliche Mengen aus Öster reich auf dem hiesigen Markte zum Verkaufe kommen. Die Einfuhr von Rindvieh ist nämlich gestattet und wird von den Händlern im großen Maße betrieben. Was nun die Schweinefleisch-Einfuhr betrifft, so ist sic im ersten Halbjahre 1902 von 39 816 Doppelzentnern auf 99 914 Doppelzentner gestiegen, ohne auf den Detailpreis einen Druck ausgeübt zu haben. Man sieht also, daß dem Viehhandel noch immer die Möglichkeit unverschränkt geblieben ist. den deutschen Flcisch- markt auch insoweit zu versorgen, als die deutsche Landwirtschaft dazu nicht im stände ist. Benutzen aber die deutschen Viehhändler den Vieh- und Fleischimport aus dem Auslände nur, um das Manko der einheimischen Viehproduktion zu decken? Nein! Für sie ist diese Einfuhr nur die Grundlage ihrer Spekulationen. Ihre Absicht ist, mit Hilfe des eingcführten ausländischen Viehes billiger einzukausen, den Schlächtern gegenüber aber die Engrospreise festzuhaltcn. Daher haben sich Viehhändler- Ringe gebildet, welche das Geschäft systematisch betreiben. Stall für Stall wird auf dem Lande von ihnen abgesucht und den Bauern das Vieh zu ihren Preisen abgejagt. So wird der Bauer mehr und mehr vom Schlachtviehmarkte weg gedrängt, und der Händler kommt in die Lage, die Preise daselbst selbständig zu regulieren. Landwirtschaftsminister Freiherr v. Hammerstein sagte im Jahre 1899 im preußischen Landtage folgendes: „Es wird mehrfach von Versuchen der Landwirte, dieser Ent wickelung entgegenzutreten, berichtet. Tie Versuche habe« aber jedes Mal von Wiederholungen abgeschreckt, weil die auf den Viehmärkten allmächtigen Kommissionäre, die den größeren Teil der regel mäßigen Käufer in den Händen zu haben pflege» (nämlich durch ihren Kredit), eS so einzurichten verstehen, daß der Landwirt doch keinen gut zahlenden Abnehmer findet, und wenn er den Rücktransport vermeiden will, mit Verlust zu verkaufen genötigt ist. Die hiernach meist übliche Art des Viehhandels muß naturgemäß, da sie eine größere Zahl von Zwischenhändlern erfordert, von denen jeder etwas verdienen will, eine Erhöhung des Unterschiedes zwischen den dem Produzenten gezahltenVieh- und denFleischpreisen zurFolge haben. Gewöhnlich führt das zu einem durch die Fleischpreise nicht gerecht fertigten Preisdrucke für Lebendvieh im Stalle. Tort wissen die Händler eine Konkurrenz dadurch auszuschließen, daß sie für ihre Aufkäufe bestimmte Bezirke unter sich verteilen und sich verpflichten, sich nicht ins Gehege zu kommen. Es ist auch beobachtet worden, daß sie, um ein starkes Angebot und damit ein Sinken des Preises aus den Märkten zu hindern, eine Weile mit den Ankäufen zurückhalten, um dann ebensowohl die Preise im Stalle zu drücken, wie den höheren Gewinn des Marktverkaufs einzustreichen. Selbst die kleineren Fleischer, die direkt einkaufen, unterlassen, um den Landwirt mürbe zu mache», zeitweise Ankäufe im Stall und decken ihren Bedarf zu höheren Preisen auf den Märkten, um dann später andauernd billig bei den Landwirten kaufen zu können. Die Landwirte sind demgegenüber häufig machtlos und jauch oft nicht genügend unterrichtet über die maßgebenden Preis- Notierungen. Verschiedentlich, z. B. im Regierungsbezirk Danzig ge- machte Versuche, durch Biehabsatzgenossenschaften dem Übel abzu- helsen, sind an ähnlichen Gründen und Quertreibereien der Händler gescheitert." Als der Lanvwirtschaftsminister diese Worte sprach, er scholl auch wie jetzt, durch ganz Deutschland der Ruf „Fleisch- not". Eigene Enqueten prüften die Sachlage und kamen zu dem Ergebnis, daß jenes Fleischnotgeschrei — Schwindel war. Die Bundesregierungen gaben sich große Mühe, der Sache auf den Grund zu gehen. Schließlich fand man als einen hauptsächlichen Grund der „Flcischnot" die — Vich- händlerringe! Nach den voraufgegangcncn Darlegungen möge es zum Schlüsse noch gestattet sein, die amtlichen Ziffern zum Beweise dafür anzuführcn, daß auch von einer wirklichen Not an Schweinefleisch bei uns in Deutschland unmöglich die Rede sein kann. Wir haben bekanntlich auch bei lins im deutschen Reiche Viehzählungen, wissen also ganz genau, wie viele Schweine, Rinder, Schafe usw. bei uns vorhanden sind. Der Bestand an Zuchtschwcinen in Deutschland betrug nach der Zählung vom 6. Januar 1883: 9 206 000 Stück. - - - I.Dezbr. 1892: 12 174 000 - - - 1. - 1897: 14274000 - - - 1. - 1900: 16 807 000 - Vom Jahre 1883 bis zum Jahre 1900 hat sich die Bevölkerung des Reiches um zwanzig v. H.. der Bestand an Zuchtschweinen um achtzig v. H. vermehrt, also dieser letztere, viermal so stark, als die Bevölkerung. Genau ebenso verhält es sich mit der Einsuhr von Schweinefleisch ans dem Auslande. Jeweils in den Monaten vom Januar bis zum Juli betrug nach den unanfechtbaren amtlichen Ausweisen die Einfuhr an Schweine fleisch, Speck und Schinken 133 000 Doppelzentner im Jahre 1900, 143 000 Doppelzentner im Jahre 1901 und nicht weniger als 227 000 Doppelzentner im Jahre 1902. Die Zu nahme der Schwcincfleischeinfuhr ist also gerade während der allerletzten zwei Jahre ganz ungeheuer gewachsen, sodaß von einem Mangel an Schweinen und an Schweinefleisch ganz und gar nicht die Rede sein kann. Der Fleischnotrummcl ist augenscheinlich wieder einmal nichts anderes, als eine geschickte Ausnützung der gegenwärtigen Konjunkturen, um die Vieh- und Fleischprcise in die Höhe gehen zu lassen; sic ist größtenteils eine künstliche Mache gewisser Ringe von Händlern, und Großschlächtcrn zugunsten des eigenen Vorteils, zum Schaden des Mittel standes im Handwerke und der Fleisch verbrauchenden All gemeinheit. -r. Politische Rundschau. Deutschland. — Absolutes Ministerium. Kronprinz Friedrich August von Sachsen ist, wie bereits mitgcteilt, zum komman dierenden General des XII. sächsischen Armeekorps ernannt worden. Das Korps wurde bisher geführt von dem General von Hausen, der jetzt als Nachfolger des Generals von der Planitz Kriegsminister von Sachsen geworden ist. Die amt liche Mitteilung von der Ernennung des sächsischen Kronprinzen Friedrich August zum kommandierenden General des XII. säch sischen Armeekorps enthielt den Zusatz: „Dem Wunsche Sr. Majestät des Königs von Sachsen entsprechend." Dieser Zusatz hat in einigen Zeitungen eine abfällige Kritik erfahren, jedoch ganz mit Unrecht. Er entspricht vollkommen den Bestimmungen der preußisch-sächsischen Militärkonvention vom 8. Februar 1867, die unverändert in die Reichsverfassung übergegangen sind. Es heißt darin ausdrücklich: .. Die Ernennung des Höchstkommandierenden des Armee korps selbst erfolgt auf Grund der Vorschläge des Königs von Sachsen durch den König von Preußen." Außerdem brachte die „Franks. Ztg." eine Mitteilung auS Sachsen, in der behauptet wird, daß der verstorbene Kriegs minister Edler von der Planitz sich einem solchen Wunsche des Königs Georg nicht zugänglich erwiesen habe und den Serrnorita Dolores. Roman von H. Schreibershosen. (IS. Fortsetzung.) (Nachdruck verboten.) Herr von Waldegg warf ihm einen etwas unzufriedenen Blick zu. „Wir geben der Ännorita hier eigentlich lieber den Namen, worunter sie jahrelang unsere Hausgenossin gewesen ist: Fräulein Eva Roczinska." Evas Gesicht war Sengler voll zugewendet, sie sah ihn fest an und ein eigentümliches Lächeln spielte um ihren Mund. Er zuckte zusammen, starrte sie an wie ein Gespenst und ging dann, ohne ein Wort zu sagen, mit einer linkischen Verbeugung. „Ihr Name scheint ihm nicht zu gefallen, liebe Eva," lachte Herr von Waldegg auf. „Es ist ein wunderlicher Mensch, der mir schon bei unserer ersten Bekanntschaft eigentümlich vorkam." „Wann und wo hast du ihn doch kennen gelernt, Papa?" ragte Alwine, welcher der Herr durch seine offenbare Verehrung ür Eva anfing, interessant zu werden. „Komm mit zu mir herein, Papa!" schmeichelte sie, „und erzähle es uns einmal, ich weiß so wenig davon, wie Eva." Sanft zog sie beide in ihr Zimmer- „Ich habe nicht viel zu erzählen, aber es war ein ziemlich trauriges Ereignis, das mich damals sehr ergriffen hat und mir lange nachgegangen ist. Noch heute kann ich nicht ohne Bewegung daran zurückvenken." „Siehst du, es ist ganz gewiß hochtragisch, ich bin sehr gespannt." Sie drückte ihren Vater in einen Lehnstuhl, holte für Eva einen Schemel und setzte sich ebenfalls. Herr von Waldegg strich sich über die Stirn und sah dann nachdenklich zu Boden. „In einem kleinen Dorfe hoch oben im Gebirge wohnte damals ein alter Mann, den niemand kannte. Er war menschenscheu und zog sich von allen zurück, tat keinem Menschen etwas zu leide, aber auch nichts zu liebe, und deßhalb vermißte ihn auch niemand ... Doch ich greife vor. Es war zur Zeit, als sie in unser Haus eintraten, Eva. Vielleicht erinnern sie sich noch, daß ich gerade abwesend war. Eine Geschäftsreise hatte mich in das Gebirge geführt.... Ach Kinder, wie viel Elend und Unglück habe ich dort gesehen! Ein schweres Unwetter hatte entsetzlich gehaust. Zerstörte Wege und Brücken, zertrümmerte Häuser, vernichtete Wohnstätten, ertrunkene Menschen, jammernde Familien, die der Heimat beraubt waren, zeugten dafür. Und doch ergriff mich nichts so sehr, wie die Auffindung der Leiche jenes alten Mannes, der bei einem Spaziergange verunglückt sein mußte, und um den nun niemand trauerte ...." „So hinterließ er wenigstens keine Lücke, sein Tod war kein unersetzlicher Verlust," sagte Eva leise, die ungemein ernst aussah. „Es schien so. Ein Neffe den man endlich vom Tode seines alten Verwandten benachrichtigt hatte und der sein Erbe war, trug keinen großen Schmerz zur Schau; er hatte ihn kaum gekannt, wie er mir erzählte." „War ... war das Herr Sengler?" rief Eva hastig. Herr von Waldcgg bejahte. „Ein junger Mann, dessen ich mich annahm, weil seine Geschäftskenntnisse ungemein schwach waren. Doch was mich bei der Sache so erschütterte, war ein Brief, der bei dem Toten gefunden wurde und mir zeigte, daß ein Mensch doch noch seiner bedurfte und auf ihn gehofft hatte. Der Brief war von einer gewissen Pauline, die um Beistand vor einem sie mißhandelnden Manne flehte. Das war eine gewöhnliche, nur zu häufige Tatsache, aber sie bat iu so ergreifenden Ausdrücken, in solcher Verzweiflung um Hilfe, daß mir das Herz weh tat. Das Erschütterndste für mich war die Darlegung, wie das unglückliche Verhältnis der Eltern auf die Kinder wirken müsse, besonders auf das älteste Mädchen, ein aufgewecktes Kind, dessen Gemüt schon jetzt darunter leide. Seinetwegen bittet sie, die Mutter, um Rettung, denn ihr Mann sei bereit, sie mit den Kindern gehen zu lassen, wenn er nur eine bestimmte Summe Geldes erhalte." Waldegg schwieg einen Augenblick. „Kann cs etwas Entsetz licheres geben, als diese Entweihung der heiligsten Bande! Welch ein Abgrund tut sich vor einem auf!... Ich fragte Sengler sofort, ob er nichts für die Unglückliche tun könne, doch versicherte er mir, nicht den mindesten Anhalt zu haben, wer diese Pauline sei. Er schien von seines Onkels früherem Leben und seinen Beziehungen zu der übrigen Welt ebensowenig zu wissen, wie die Dorfleute. Von einer andern, zitterigen Hand, wohl der des alten Mannes, standen die Worte unter dem Briefe: Ich werde dich retten, meine Pauline. Anfangs dachte ich, die Frau könne seine Tochter sein, doch davon hätte Sengler wohl etwas gewußt, wenn nicht... Ob Sengler das Seinige getan und diese Pauline ernstlich gesuch hat, weiß ich nicht.... Was ist ihnen, liebe Eva?" Sie war aufgcstandcn und zerrte mit bebenden Händen an dem leichten Umhang, der ihre Schultern bedeckte. Ihr Gesicht war gerötet, sie atmete mühsam. Alwine hatte sie schon umfaßt. „Was fehlt dir? Tu mußt dich legen, ich hole dir Wein..." Eva wehrte ab. „Mir ward auf einmal so heiß," sagte sie mit rauher Stimme: „es wird schon besser." Aber sie erblaßte und ein heftiges Zittern befiel sie. „Du bist krank, bleibe hier, lege dich etwas," bat Alwine. „Was sollte dann aus dem Elfcnschlößchen werden? Du vergißt, daß ich eine Sklavin bin." Eine unsägliche Bitterkeit lag in Evas Worten und Ausdruck, die Herrn von Waldcgg mit innigem Mitleid erfüllte. „Kommen sic morgen zu uns zu Tisch, liebes Kind, damit wir uns von ihrem Wohlbefinden überzeugen können." Eva versprach es und eilte hastig hinweg. „Tie frische Luft wird mir gut tun," sagte sie. „Was wird Mama zu deiner Einladung sagen?" meinte Alwine zu ihrem Vater. „Gar nichts," versetzte er mit ruhigem Lächeln. „Wir werden ihr nichts davon sagen, und ist Eva dann da, so wird sie sich freuen und das andere vergessen. Ich habe mich überzeugt, daß sie nur noch eines Vorwandes bedarf, um ihr Vorurteil aufzugeben." * -1e 4- Herr von Waldegg hatte seine Frau richtig beurteilt. In der Überraschung über den Anblick des schönen Mädchens, an dessen Benehmen, Auftreten und Toilette ihr Geschmack garnichts aus- zusetzcn fand, blickte sie mit milden Augen auf die reizende Er scheinung, und Evas freudige, gerührte Dankbarkeit bei der Be grüßung verjagte auch den letzten Schatten. Alfred war nicht zugegen. Tann saßen die beiden Mädchen Hand in Hand in Alwincns Zimmer. Und Eva hielt die Hände der anderen so fest, als könne sie die köstliche Vergangenheit damit wieder Heraufzaubern. (Fortsetzung folgt.)