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: 2 BeUagen vt-rtellLbr»,- »,L0 In! » ganz Deutlchland frei Hau» »,8» L:I 4.4» L B«,ug»pr«i», I »«»gab« 4 mU Dresden und tn Oesterreich > »«Saab« » nm mit Feierabend vierteil , Dretdrn und an», Deutschland srel Hau» »,»» Oesterreich 4,«V L. — Lstizel-Nummer Lv 4 > Wochentag» erscheint die Leitung regelmätzig tn den ersten I Nachmtttagtstuiiden; dt« Sonnabendnmnmer erschetat später. rltch l.8«^. In! i« ».»» ln! Unabhängiges Tageblatt für Wahrheit, Recht und Freiheit mit Unterhaltungsbeilage Die illustrierte Zeit und Sonntagsbeilage Feierabend iUu»»ig«Ut lanzeigen ' Annahme von »eschtistAanzeiac» bi» 1» Uhr, von Fttmtltei»» anzeiaen dt» >1 Uhr. ßret» für die Petit-Spaltzette !tv tm RellameteU Ott Für undeutlich geschriebene, sowie durch Fernsprecher aus > gegebene Anzeige» tonnen wir die Verantwortltchkctt sür di Richtiglcit de» Textes nicht übernehmen. AedalttonS-Sprechslunde: 1« bt» II Uhr vormittag». > Für Rückgabe ctngcsandlcr Schriftstücke macht sich die Redaktion nicht verbindlich: Rücksendung erfolgt, wenn Rückporto bet- gesügt ist. Brieflichen Anfragen ist AiüwortSporlo betzusügen. 5 )te I Nr. 173 Geschäftsstelle und Redaktion Dresden»A. 16» Holbeinstrahe 46 Dienstag den 29. Juli 1913 Fernsprecher 1366 12. Jahrg Porzellan Stvlnxut Olas naä I<i-is1a1l Oodrauc^s- u. 2lerxexenstSi,<Is Löw^l. Uokllokora.nl ^nliäuser Xönix--ilollann-8traüo. Das unschlüssige Europa Der Balkan dampft seit Wochen wieder von Blut und Tränen, verstümmelte und geschändete Leiber schreien nach einem Nächer. in blinde: Wnt zerfleischen sich jüngst noch Ver bündete Völker, tausendfach ist der Weheschrei, der von den Balkanbergen zu uns hinübcrgcllt und Europa ringt die Hände, steht bestürzt und ratlos und weiß nicht, wie es seine Niesenmacht gebrauchen soll, nm die Bestie auf dem Balkan zur Nilhe zu bringen. Das Stöhnen Bulgariens gleicht schon mehr einem Todesröcheln und mag es an scinein Un- glück noch so sehr selbst schuld sein, sein gellender Nus nach Hilfe muß in Europa gehört und erhört werden. Serbien und Griechenland dringen trotz aller Mahnungen Rumä niens, Rußlands und Oesterreichs unaufhaltsam in bulgari sches Land ein und zähnefletschend naht im Süden sengend und brennend der Türke, der die wehrlosen bulgarischen Bauern, Greise, Frauen und Kinder, seine kürzlichen schmäh lichen Niederlagen entgelten lassen will. Der Vulgare sühnt. Was er gefrevelt hat; seine Greueltaten werden ihm auf Heller und Pfennig znrückgezahlt. Aber Europa, das Land der Kultur und Gesittung, hat die Pflicht, endlich diesen Greueln Einhalt zu gebieten; es geht nicht an, daß eS müßig nnd tatlos zusieht, wie Völker vernichtet werden, die kaum mehr als eine Tagereise von uns entfernt leben. Und En- ropa ist sich im Prinzip und in der Theorie auch klar dar über, daß es endlich ein Machtwort sprechen muß, aber Stunden und Tage verstreichen im kleinlichen Disput der Diplomaten über die Frage, ob jede Großmacht für sich oder alle mitsammen dies Machtwort ans dein Balkan sprechen sollen. Und inzwischen wird dort unten weiter gemordet und gebrannt und immer trostloser wird die Lage des bul garischen Volkes, immer problematischer aber auch dis Einigkeit der europäischen Großmächte. In Rußland war man von jeher am meisten zu einer Politik der Tat geneigt; jetzt, wo die Türken wieder in Adrianopel sitzen und auch bulgarisches Gebiet verwüsten, müßte Rußland seiner gan zen bisherigen Balkanpolitik entsagen, wollte es jetzt nicht — im Notfälle mit eiserner Faust — ans der Zurückweisung der Türkei in das ihr Angewiesene Gebiet bestehen. Man mag dementieren, so viel man will, die Tatsache läßt sich nicht mcglengnen, daß russische Soldaten am Prnth und an der armenischen Grenze schlagfertig stehen nnd daß die rus sische Schwarze-Meer-Flotte auch jeden Augenblick in Aktion treten kann. Oesterreich-Ungarn läßt den Balkanstaaten Und der Türkei auch keinen Zweifel darüber, daß es nicht Willens ist, eine Zerstückelung und Verkleinerung Bulga riens znzulassen. Das ist für Europa gegenwärtig der ein zige Lichtstreif im dunklen Gewölk, das sich auf dem Balkan zusammengeballt hat, daß zwischen Petersburg und Wien Einhelligkeit in der Auffassung der Lage und der daraus sich ergebenden Notwendigkeiten besteht. So lange die bleibt, wird auch ganz Europa einig sein. Gerade darum aber tut es not, daß die Mächte endlich einmal in klarer Entschieden heit aus ihrer Reserve heraustreten nnd den Völkern auf dem Balkan klar machen, daß die gesittete Welt an den dort unten verübten Schandtaten genug hat, daß Europa endlich Ruhe haben will und nicht dulden wird, daß der Halbmond aus der ihm belassenen südöstlichen Ecke auch ferner noch den Frieden Europas bedroht. Die Türkei ist oft nnd lange genug verwarnt worden; es wäre unangebrachte Milde, die Abenteurer, die jetzt am Goldenen Horn befehlen, noch wei ter mit aller Rücksicht und Schonung zu behandeln. Mehr denn je ist jetzt die Gefahr einer Ausrottung der kleinasiati schen Frage nahegerückt nnd die Großmächte handelten nur im wohlverstandenen Interesse der Türkei, wenn sie die Stambuler Machthaber jetzt mit allem Nachdruck mit der Nase auf Kleinasieir stießen. Vielleicht wäre der Schub aller sich noch in Europa befindlichen Türken nach Kleinasien hin- über das beste Mittel, um die Aufteilung der kleinasiatischcn Türkei und damit unausbleibliche Konflikte zwischen den Großmächten zu verhindern. Was die Mächte aber auch be schließen und tun wollen, es tut not, daß sie cs bald und sofort und mit garantiesicherem Nachdrucke tim, damit das bankerotte Osmanenrcich uns nicht den gleichen Possen spielt, wie das Zannkönigtnm Montenegro. Deutsches Reich Dresden, den 29. Juli 1913 j Für die Gchnltsimchweisungcn der Dienst- und An- stellimgsbchvrdcn hat das Königliche Finanzministerium kürzlich eine Verordnung erlassen, nach der in einer Anzahl größerer Städte Sachsens für diese Gehaltsnachweisungen in Zukunft Karten an Stelle der Liften zu verwenden sind. Es handelt sich nm folgende Städte: Auerbach i. V., Bautzen, Chemnitz, Crimmitschau Döbeln, Dresden, Falkenstein, Frankcnberg, Glauchau, Hohenstein - Ernstthal, Limbach, Meerane, Meißen, Mittweida, Planen i. B., Neichcnbach i V., Zittau und Zwickau sowie die Landgemeinde Schönefeld. 's Unerwünschte Folgen der deutschen Sozialpolitik, be titelt sich ein kürzlich erschienenes Buch von Professor Bern hardt, dessen Inhalt besonders in Arbeiterkrcisen lebhaft besprochen worden ist. Auch der Gesamtvorstand des Landes verbandes evangelisch-nationaler Arbeitervereine für Sachsen hat sich in seiner letzten Sitzung mit dem Inhalte des Werkes beschäftigt und nach einer längeren Aussprache folgende Entschließung gefaßt: „Fachmännische nnd wissen schaftliche Urteile haben fast einstimmig das Buch des Pro fessors Bernhardt „Unerwünschte Folgen der deutschen Sozialpolitik" abgelehnt, besonders wegen seiner unzwei deutigen Tendenz, durch einseitige Hcrvorkchrung der un günstigen Folgen der sozialen Gesetzgebung ihren weiteren Fortschritten entgegenzuwirken. Gegen diese Tendenz des Buches wenden auch wir uns als Vertreter christlich-natio naler Arbeiterbewegung. Wir leugnen nicht, daß sich ge wisse ungünstige Folgen und manche Mängel der sozialen Gesetzgebung mit herausgestellt haben; doch sind wir über zeugt, daß alle verantwortungsvollen Stellen ernstlich be müht sind, Mißstände möglichst zu verringern, Lücken aus zufüllen, Unvollkommenheiten auszugleichen. Vor allem aber erkennen wir trotz unserer Einsicht in die Mängel und Unzulänglichkeiten dankbar den außerordentlichen Wert und die segensreichen Folgen der sozialen Gesetzgebung für den Arbeiterstand an und haben die feste Zuversicht, daß ent gegen allen unsozialen Gegenströmungen von der einen Seite her und aller radikalen und utopistischen Ueber- spannung der Arbeiterforderungen auf der anderen Seite unsere Forderung einer besonnenen Fortführung der deut- jchen Sozialpolitik im Rahmen des Gesamtwohlcs unseres Volkes — also in der Richtung der Kaiserlichen Sozialen Botschaften — dennoch seine Erfüllung finden wird." 1 Die Crimmitschauer Stadt- und Landzeitung mischt sich ganz unnötig in die Fehde zwischen dem protestantischen Pfarrer Luft und die Sächsische Volkszeitnng. Sie bringt am 25. Juli einen kurzen Artikel gegen uns. der beweist, daß das biedere Blättchen die ganze Geschichte nicht ver standen hat. Herr Pfarrer Lust greift in einer Rede den Katholizismus an, wir wehren uns als katholisches Organ dagegen. Luft antwortet nicht sehr höflich und wir zahlen mit derselben Münze heim. Wir denken, daß Angegriffene sich doch noch wehren dürfen. Wenn das Crimmitschauer Blättchen meint, wir seien von allen guten Geistern ver lassen worden, so stellen wir fest, daß dies bei der Stadt- nnd Landzeitung nie möglich sein wird, da dort weder Geister noch Geist zu finden ist. Wir bleiben so lange aus sachlichem Boden, als der Gegner es auch tut. In diesem Falle wurde Pfarrer Luft zuerst persönlich. Er schlug uns eine Aenderung unseres Namens vor und wir taten nichts weiter, als postwendend zu erklären, daß wir leider nicht in der Lage seien, ihm eine Aenderung seines Namens vorzuschlagen. Das Crimmitschauer Blättchen gibt uns ebenfalls einen anderen Namen. Das ist sehr unanständig, zumal wir ihm keine Veranlassung zu dieser luftigen Nach- ahmung gaben. Mit dieser Feststellung wollen wir es be wenden lassen. — Besuch des bayerischen Prinzrcgcnteupaares in Nürnberg. Am Montag vormittag trafen der Prinzrcgent ; mit seiner Gemahlin nnd den Prinzcssinnentöcbtern zum , Besuche in Nürnberg ein. Er wurde nm Balmhofe vom Oberbürgermeister, den Spitzen der Behörden der Gene ralität nsw. empfangen. Die Fahrt ging durch die festlich geschmückte Stadt unter Glockengeläute nnd den Hochrufen der zahlreich erschienenen Menge zum Nathause, wo der Re gent verschiedene Auszeichnungen verlieh; u. a. wurde dem Oberbürgermeister Wirkt. Geheimrat Dr. v. Schuh der erb liche Adel verliehen. Vom Natbanse aus ging die Fabrt zur König!. Burg, wo der Regent Wohnung nahm, llm 1 Uhr fand dort Hoftafel statt, zu der zablreicbe Einladungen m- gangen Ware». Nachmittags erfolgte eine Besichtigung deS Das königliche Schloß zu Dresden (Nachdiuck nicht gestattet) Die Mauern der sächsischen Königsbnrg erzählen eitle lange Geschichte. Wie oft hallte der brausende Jnbclruf an ihnen wider, mit dem das Sachsenvolk begeistert sein an gestammtes Herrscherhaus begrüßte nnd schmetternde Tram- petenklänge gaben Kunde van rauschenden Festen, die hier gefeiert wurden! Wie viele edle Fürsten des Wcttiner- stammes hat das alte Schloß beherbergt nnd ist ihnen von der Geburt bis zum Tode eine Heimstätte gewesen. Wie oft wurde an das alte Bestehende Neues hinzugefügt? Ver heerende Brände haben das Schloß heimgesncht nnd selbst die Furie des Aufruhrs nnd der Empörung tobte unter seinen Fenstern. Doch alle Stürme konnten den stolzen, soliden Bau nicht erschüttern, gleich der deutschen Eiche, die Jahrhunderte lang dem henkenden Sturmwinde trotzt mW gleich dem ruhmgekrönten Wettiner Stamme, dessen Ahnen die Schloßfront in der Angnstnsstraße schmücken. Wohl nichts illustriert trefflicher die ruhmvolle Lauf bahn der Schlaßbewolmer, sowie die Liebe des Sachsenvolkes zu seinem Königshanse, als das folgende an diesen Gemäl den angebrachte Gedicht: Ein Fürstenstamm, des Heldenlauf Reicht bis zu unfern Tagen. In grauer Vorzeit ging er auf Mit uns'res Volkes Sagen. Du alter Stamin, sei stets erneut. In edler Fnrstenreihel Wie allezeit dein Volk dir weiht Die alte, deutsche Treue! „Mit unsres Volkes Sagen" ging dieser Fürstcnstamm ans und auch ans sagenhafter grauer Vorzeit kommt die Kunde, die zuerst von einem sächsischen Fürstenschlosse in resp. bei Dresden berichtet; das Markgraf Otto der Reiche nm das Jahr 1150 erbaut haben soll. Auch soll er zeit weilig in demselben residiert haben. Doch sind die Angaben hierüber so dunkel nnd verworren, daß man denselben kei nen großen Wert beimessen darf. Auch Heinrich der Er lauchte residierte längere Zeit in Dresden, was ein Stif- tungsbricf deS Klosters Seußlitz im Jahre 1267, der vom Schlosse am Taschenberge bei Dresden ans datiert ist. be weist. Jedoch ist von diesem Schlosse fast nichts als der Name übrig geblieben. Als seinen Standort bezeichnet man den Platz zwischen der jetzigen Sophienkirche und dem Prin zenpalais am Taschenberge, der früher das ganze Terrain ^ der großen und kleinen Brüdergasse und „des Gäßleins, so noch heute der Taschenberg genannt wird", umfaßte nnd , der, eine Ecke der Stadt bildend, noch zur Zeit Heinrichs nicht eigentlich zur Stadt gerechnet worden zu sein scheint. , Beim Abbruche des alten Hanptstaatsarchivs stieß man ans uralte Manerrcste, von denen man annimmt, daß sic noch , von jenem ersten Dresdner Fürstenschlosse herstammen. In einem alten Schriftstücke vom Jahre 1313 wird schon d.s Wilsdruffer Tores mit seinem befestigten Turme Erwäh nung getan, nnd da man daraus ans eine ziemliche Ans- dehnung Dresdens nach jener Seite hin schließen kann, so ist wohl anzunehmen, daß dieses Schloß nicht außerhalb der Stadt gelgen war. Wilhelm I. oder der Einäugige soll, wie Tylich in seiner Fortsetzung der „Altzellischen Annalen" mitteilt, das Drcsd- ner Schloß neu erbaut resp. erweitert haben. Namentlich kann nian das Erstere als das Nichtige annchmcn, da der Chronist Weck diese Bnrg ans einer Abbildung als den „zweiten Ban" bezeichnet. In den Jahren 1167 bis 1177 wurde das Dresdner Schloß durch den Baumeister Arnold de Westphalia, den bekannten Erbauer des AlbrecbtSübkoss 's in Meißen nnd des ehrwürdige», dnrcki seine goldene Pforte berühmten Domes zu Freiberg, bedeutend erweitert. Jeden falls geschah diese Erweiterung infolge der doppelten Hof haltung der beiden Herzoge Ernst und Albrecbt. Auch lei tete jener Baimieister die Herstellung eines neuen Torbanses am Schlosse zu Dresden „nm den Preis von 502 Schock Groschen". Am 21. Januar 1513 zerstörte ein furchtbarer Sinn» den alten Schloßtnrm, nachdem ec schon 1101 durch ein älm- liches Unwetter arg beschädigt worden war worauf Herzog Georg denselben im Jahre 1527 wieder erneuern ließ. Einc im Jahre 1676 gelegentlich der Aussetzung des Tnrmknovscs in demselben niedcrgelegte Gedächtnisschrift gibt eine» aus führlichen Bericht über den Turm nnd das Schloß. Dar nach soll sich die Spitze deS Turmes bei einem Scbloßvrand? entzündet haben, so daß sie abgetragen werden mußte. Auch soll der Turm früher die eine Ecke deS Schlosses gebildet und ziemlich niedrig gewesen sein und eine hohe nnd viereckig znlaufende Spitze soll ihn beleihst haben. Der jedem Dresd ner bekannte Hofranin ist mit den vier rnnden .Treppentür- men demnach erst halb so groß gewesen wie heutigen Taa.'s. Die nach dem Brande nötig gewordene Reparatur, ivebei der Turm vollends erhöht nnd mit einer rnnden, mit Kup fer bedeckten Haube versehen wurde, wird nach „Lindaus Geschichte von Dresden" als die „zweite Gestalt" bezeichnet, in der er bis zum Jahre 1549 bestand. Den umfänglichen Ban seiner Residenz, des sogenann ten „neuen Torhanses" oder Georgenschlosses, das einen