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n der Ir des Hörer aus- Brüche > recht ld' »»> r ». i «. o ». d ». 0 B 0 «. 2S « 0 B. ». 00 eb. oo <s. oo v. o ». lS » oo » so bz. lte siena. 181 tg 5a Slvf I-.72. ckkN erung. ILrltvr »V1. Zweites Blatt Sächsische BolkSzeitung vom 8. November 1911 Nr. 254 I Aus Stadt und Land. (Hcrtsetzimg aa« dem tzanptbwtt.) —* Eine falsch unterrichtete Zeitung hat von der Einstellung der Personenschtffahrt aus der Elbe berichtrt. Demgegenüber muß darauf htngewiesen werden, daß trotz des anhaltend äußerst niedrigen WafferstandeS der bis 21. November gültige Fahrplan nach wie vor voll und ganz ausgesührt wird. Vom 22. November ab tritt ein der Jahreszeit entsprechend verkürzter Fahrplan in Kraft. Chemnitz, 6. Nov mber. Vier Mormonensendlinge waren, wie bereits mitgeteilt, infolge ihrer Agitation aus der hiesigen Stadt ausgewiesen worden. Die Mormonen hatten jedoch gegen den Ausweisungsbefehl der Kreishanpt- mannjchaft Rekurs eingelegt, doch ist dieser Rekurs nunmehr verworfen worden, wodurch die Ausweisung Rechtskraft erlangt hat. Coswig, 6. November. Die Errichtung einer großen Seifenfabrik durch Wirkt. Geh. Rat Lingner im hiesige» Orte nimmt nunmehr greifbare Gestalt an. Es bandelt sich um die Herstellung einer Kaliseife, von der sich Lingner einen bedeutenden Absatz verspricht. Die Versuche mit der Seife datieren schon seit einigen Jahren. Der Betrieb der Fabrik wird voraussichtlich von der durch Lingner zu begründenden Aktiengesellschaft erfolgen. Jöhstadt, 6. November. Durch ein G'vßfeuer wurden hier fünf Wohnhäuser mit Nebengebäuden zerstört. Elf Familien sind obdachlos. Leipzig. 6. November. Ein Richard-Wagner Festspiel- Hans soll hier aus Anlaß des 100. Geburtstages Richard Wagners, der bekanntlich in Leipzig geboren ist. errichtet werden. Die Grundsteinlegung soll am 22. Mai 1013 erfolgen. — Professor Artur Smolian, der langjährige Musikkritiker der Leipziger Zeitung ist hier im Aller von 55 Jahren verstorben. Leukersdorf, 6. November. Von einem Automobil auS Chemnitz wurde hier der Waldarbeiter Mehnert ans Neukirchen umgertssen und so schwer verletzt, daß er verstarb. Limbach, 6. November. Infolge der Teuerung beschloß das Stadtverordnetenkolleginm, bei der Neichsregiernn.i wegen Herabsetzung event. Aushebung der Nahrungsmittel zölle, Aufhebung des Einfuhrverbotes für Vieh und Fleisch und Beseitigung des Systems der Getreideeiufnhrscheine vorstellig z» w-erden. Weiter wurden noch 500 Mark zur Abhaltung eines Seefischkochkurses bewilligt. Ter Kursus soll in dem früheren Gebäude des Technikums veranstalte! werden. Ostritz, 6 November. lTelegramm.) In dem Gule hinter dem Berge, das der Nelßetalweidegenossenschaft ge- hört, ist Feuer ansgebrochc». Die Feuerwehren von Ostritz und Klostersreiheit sind bereit« auLgerückt. Es brannte eine Scheune mit Erntevorräten und landwirtschaftlichen Maschinen. Roßwein, 0. November. Der Wirtschaftsbesitzer Katzsch- mann aus Etzdorf wurde vom Dresdner Personenznge überfahren und tödlich verletzt. Mttersgrün, 0. November. Durch eine Feuersbrnnst wurde hier da? Gut des Wirtsclwftsbesitzers Neubert voll ständig zerstört. Drei Familien sind obdachlos geworden. Thalhcim, 0. November. Durch ein Schadenfeuer wurde die alte Flachsfabrik, in der jetzt eine Pappensabrik betrieben wird, bis ans die Umfassungsmauern zerstört. Gemeinde- und VereinsnaHciHten * KöuigShain, Amtshauptmannjchast Zittau. Standcs- amtsbertcht vom Monat Oktober: Gcbmten: Ein Sohn dem Hausbesitzer und Fabrikarbeiter Johann Joseph Eber- mann. Sterbesälle: GulSauszügleriu Theresia verwitwete Böhmer geborene Zimmermann im Alter von 74 Jahren. * Leipzig. (St. T r i n i t a t i s g e m e i n d e.) Am 10. und 20. d. M. begeht der St. E l i s a b c t h v e r e i n die Feier des goldenen Jubiläums. Im Jahre Mil ge gründet, hat derselbe 50 Jahre hindurch in der Leipziger Gemeinde und über deren Grenzen hinaus auf dem Felde der christlichen Nächstenliebe segensreich gewirkt. In der Stille nach dun Porlilde der heiligen Elisabeth zu wirken war seine hehre Ausgabe. Ausnahmsweise null derselbe zum 50jährigeu Jubiläum das stille Heim seiner Tätigkeil einmal verlassen, um durch ei» außergewöhnliches Fest eine halbhnndertjährige, gesegnete Wirksamkeit würdig zu beschließen. Eine überaus fleißige Arbeit innerhalb des Vereins durch viele Woche» hindurch hat folgendes Pro gramm ermöglicht: Sonntag den Ich November Festgottes- dienst in der St. Trinitatis-Pfarrkirche, s/bO Uhr Festpre digt, 0 Uhr feierliches Hochamt mit gemeinschaftlicher heil. Kommunion der Mitglieder. Montag den 20. November abends 3 Uhr Festversammlnng im Fcstsaale des Zentral theaters, Gottschedstraße 21. Freitag den 21. November, 0 Uhr Trauergottesdienst für die verstorbenen Mitglieder und Wohltäter des Vereins in der Pfarrkirche St. Trini tatis. Für die Festversammlnng sind Eintrittskarten zu 1 Mark, 50 Pfennig und 25 Pfennig beim Pfarramte, in der Buchhandlung von Fr. T. Pflugmacher, Rndolfstraße 3 parterre, und bei den Mitgliedern zu erhalten. Ten Mit telpunkt des Festes bildet die Aufführung „Tie heil. Elisa- bell," mit lebenden Bildern, Deklamationen und musikalischen Vorträgen. Eine ganz besondere Freude ist dem Jubel- vereiue dadurch zuteil geworden, daß der hochw. Herr Bi schof sein Erscheinen zur Festversammlung gütigst zugesagt hat. Werke der Barmherzigkeit zu üben, ist auch der Zweck des Festes. Aus diesem Grunde ist der Reingewinn zur Gründung eines Erholungsheimes für arme, kranke Kin der, Frauen und Mädchen bestimmt. Möge diesem überaus notwendigen und segensreichen Werke durch recht zahlreiche Beteiligung au der Festversammlnng ein reicher Betrag zu fließen! x. Soziales. n Streiks in England im Jahre 1010. Das iildnstrie- i eiche England hatte im Jahre 1010 besonders viele Ar beitskämpfe ansznweisen. An den Streiks waren 515 105 Arbeiter beteiligt, welche Zahl seit dem Jahre 1003 nicht erreicht wurde. Nach dem Berichte des Handelsministe riums betrug die Zahl der verloren gegangenen Arbeits tage fast 10 Millionen. Besonders in Betracht kamen die großen Streiks im Kohlenbergbau, im Schiffbau und in der Bnumwollindustrie. Die Hauptursnchen waren jedoch nicht Lohufragen, sondern die Forderungen der Arbeits zeitverkürzung und der Beschäftigung bestimmter Klassen oder Personen. Zwei Drittel aller Arbeitskämpse wurden durch direkte Verhandlungen zwischen den Organisationen der Arbeiter und Unternehmer beigelegt, doch fanden auch andere Methoden der Einigung oder des Schiedssprucl>es sehr häufig Anwendung. Ter amtliche Bericht stellt eine stetig wachsende Zunahme der Einigungsfälle und der Ver hütung von Streiks fest. Von den streikenden Arbeitern gehörten 57 Prozent dem Berglxiu und 21 der Textilindu strie an. Das Baugewerbe war fast streiksrei. Von der gesamten Arbeiterschaft Englands standen 5 Prozent in Streiks, während von der Gesamtzahl der Arbeitstage des Jahres, die Zahl der durch Streiks verloren gegangenen Arbeitstage 0,3 Prozent beträgt. Es bedeutet die ganze Ttreikwirkung so viel, als wenn alle Arbeiter während eines Tages gefeiert hätte». Diesen Umstand hält der Be richt der häufigen Uebertreibung der Streikschäden aus drücklich entgegen. u Der argrntiiiischc Grsrtwntiunrs über Arbeiternnsnll- rntschndiguiig erklärt jeden Arbeit und Tienstgebcr haft bar für Unfälle oder Berufskrankheiten, die sich ein Ar beiter oder Angestellter in Ausübung seiner Beschältiguns, zuzieht, außer wenn der Betroffene den Unfall absichtlich herbeigeführt hat. oder der Unfall die Folge höherer Gc Walt ist. Der Arbeitgeber kann mit Zustimmung des Ar beitnehmers der Hastpflicht auch durch Versicherung des letzteren auf Kosten deS ersteren genügen. Tie Versiche- inugS oder Entschädigungssumme ist so bemessen, daß sie nur den notdürftigen Lebensunterhalt lEristenzminimum) deckt und kann weder gepfändet »och zediert werden: auch kann der betroffene Arbeiter aus die Entschädigung nicht verzichten. v Wie einschätzt. Vermischtes. die Sozialdemokratie ihre Agitatoren „Aus zum Hetzen, Hange»leider. Mit dem Flugblatt ohne Rast! Wirf dich in die Sonntagskleider, Hetzer, »venu du welche hast! Hurtig aus den Kopf die Mütze, Steck auch etwas Mammon ein: Hetzerlust und Galgenwitze Solle» deine Leiter sein." Mit diesen Worten eines glühenden Fanatismus be schreibt die „DüsseldorferVolkszsitun z" sUnterhaltungsbeilage Nr. 7l) ihre Flugblattverbreiter für die dortige Reichstags- Wahl. Endlich ein Rest von Ehrlichkeit! v Die Pariser Polizei hat den Dieb deS aus dem Museum zu Quimper eniwendeten Gemäldes von Boucher „Neptun und Amphitrite" entdeckt und verhaftet. ES ist der chemalige Lehrer Thiroloy. Man fand das Gemälde in der Wohnung des Diebes. — Von dem andern, der die „Mona Lisa" stahl, weiß man noch nichts. v Juwslensammlung. Im Hotel Drouot zu Parts wird Ende November die Juwelensammlung des früheren Sultans Abdul Hamid öffentlich versteigert werden. Dex — 156 — 21. Wieder waren Jahre vergangen — sechs lange, arbeitsreiche Jahre. Erich SonnenbergS Geschäft blühte, wie nie zuvor, und in seinem Hause sproßten frische Zweige am jungen Stamme . . . Neben seinem Arbeitszimmer lag eine kleine, stille Kammer. Tarl stand eines Tages der Fabrikherr vor dem Bilde Gisas. Darunter hingen zwei gekreuzte Degen, von dem Bandelier umschlungen, darüber der Helm Das hier war seine Jugend — die schöne, liebe Leutnantszeit, die so fröhlich und hoffnungsfroh begonnen — und so traurig geendet hatte. Lange stand der ergraute Mann davor und die Erinnerungen zogen in Hellen und trüben Bildern an ihm vorüber. Ta legte sich eine leichte Hand ans sein" Schulter. „Erich. Liebster —" Er erfaßte die weiße Hand und küßte sie. „Liebe Lisa," sagte er, „ver- zeihe, daß ich hier stehe, indes du auf mich wartest. Aber die Erinnerung war zu mächtig. Sieh, das Regiment in dem ich als blutjunger Leutnant stand, feiert in diesen Tagen das Jubiläum seines hundertjährigen Bestehens. Zu oer Feier bin auch ich geladen, obwohl — nun, du weißt ja! Und während ich heute die Geschichte dieses Regiments las, da erwachten die alten Erinnerungen mit aller Macht — ich mußte den bunten Rock und den Degen wieder be trachten, welche ich einst getragen habe. Es steckt doch noch ein Tropfen Sol datenblut in mir —" „Das glaube ich auch, Erich. Das Kommandieren hast du nicht verlernt! Das ist dir angeboren. Du führst deine Truppen wie ein Feldherr — immer zum Siege. Und ich verstehe auch wohl, daß in diesen Tagen die alten Er innerungen wieder erwachen — es ist doch schön, Soldat zu sein, nicht?" Ihr Gesicht strahlte. „Tu, Erich." sagte sie, „du mußt mir eine Freude machen, willst du? Ich mochte gar zu gern wissen, wie du als Leutnant ausgesehen hast. Du mußt ein schmucker Mensch gewesen sein." „Na — es geht so an, Lisa," sagte er lachend. „Also bitte, Erich — leg' mal deine Leutilautsuuiform an, willst du? Bitte. Liebster!" „Aber Lisa, wozu auch?" „Wozu? Nun, damit ich dich sehe, wie du aussahest, als du jung warst. Am liebsten wäre es mir, wenn du die Uniform tragen würdest, solange die Festlichkeiten deines alten Regimentes dauern. Du sollst einmal ein paar Tage aus aller Arbeit heraus, sollst alle Sorgen und Geschäfte abschütteln und nur deiner Familie gehören, mir und den Kindern. Wir wollen unser Glück einmal so recht auskosten. Erich, wir wollen uns einmal so recht von Herzen freuen. Wir wollen ein paar Tage jung sein, ach Gott, jung und fröhlich und glücklich. Darum bitte ich dich, Erich, lege deine Uniform an, ja?" Erich fühlte eine Wärme in seiner Brust, als habe ihm die Sonne hinein geleuchtet und ein heimliches Feuer entzündet. Er umschlang Lisa und küßte sie. „Du Liebe, Gute — ja, das wollen wir: jung sein, das Glück genießen, das du mir schenkst. Denn du, Lisa, du bist es, die mir ewige Jugend schenkt, du allein —" „Nun will ich lieber gehen, du fängst schon wieder an, mich zu loben. Du machst mich ganz eitel — du — o du —" , . — 153 — Erich war im Hanse des Kommerzienrates regelmäßiger Gast. Sie ver kehrten trotz ihres Altersunterschiedes wie gute Freunde. Auch der Verkehr zwischen Lisa war freundlich und herzlich, aber jo recht nahe getreten waren sie sich dach nicht. Es war, als stünde etwas Unausgesprochenes zwischen ihnen, die alte Vertraulichkeit, wie sie zwischen Erich und dem überschänmenden Back fisch geherrscht hatte, wollte nicht »nieder nnfkommen. Sie besichtigten die Villa, in der noch vieles unfertig und im Werden begriffen war. Aber alles war praktisch, solid und komfortabel angelegt. — „Das gibt ein reizendes Nest, wenn es erst ausgebant ist," lobte Groß, der alles eingehend besichtigte und prüfte. Erich befahl inzwischen seiner Haushälterin, einer älteren, etwas schwer fälligen und ninständlichen Person, aus der Terrasse den Tisch zu decken und einen kalten Imbiß anszutragen. Ta dies aber sehr langsam geschah, ent schuldigte er sich bei seinen Gästen und eilte selber in den Keller, um den Wein zu boien. Dann saßen sie fröhlich beisammen, aßen und plauderten und stießen ans das Wohl der Fabrik an. Groß rauchte behaglich seine Upmann und ging dann hinab in den alten Bau. Er wollte doch mal den Drilling sehen, den Oßwatdt für ihn gefertigt hatte. — Erich und Lisa waren allein. Das Gespräch schleppte sich inühsam fort, denn beide waren befangen. Zn allem Unglück kam auch noch die Haushälterin »nd fragte ihn wegen irgend einer Angelegenheit. Er wird ein wenig zornig. „Sie sehen doch, daß ich Besuch habe," sagte er heftiger, als cs sonst seine Art war. Die Frau zag einen schiefen Mund und ging brummend davon. „Aber bitte, Herr Sonnenberg, geben Sie doch der Frau die nötige An weisung. Ich will inzwischen Ihre Anlagen besichtige», wenn Sie gestatten —" sagte Lisa. „Sie sind sehr gütig. — Ich komme im Augenblick nach, Fräulein Lisa . . Da gingen beide auseinander. Erich kam nicht so bald los, als er ge dacht hatte, und als er zur Terrasse zurückkehrte, war Lisa noch nicht da. Nun suchte er sie unter den Bäumen, die bereits dunkle, lange Schatten morsen. Endlich sah er Lisas Gewand unter den Bäumen schimmern und schritt leichtfüßig über den Rasen. Sie stand an de» Stamm einer Linde angelehnt, deren Krone mit leuchtenden Blüten über »nd über bedeckt war. Die weißen Blütenblättchen schwebten lautlos durch die Luft und verfingen sich in Lisas Haar, daß es aussah, als trüge sie einen Brautkranz ans dem Haupte . . . Aber sie schien nicht freudig gestimmt zu sein. Ihre Hände waren über der Brust gefaltet, und als Erich näher hinsah. bemerkte er. daß ihr die Tränen über die Wangen liefen. Da kam es wie leiser Schwerz, wie stille Rührung über ihn. Er trat dicht neben sie. „Fräulein Lisa — was ist Ihnen? Warum weinen Sie?" Lisa zuckte zusammen und suchte die Tränen wegzuwischen, aber es war zu spät, ei" hatte es schon bemerkt. Er »ahm ihre Hände in die seinen und blickte sie lange an. „Fräulein Lisa, haben Sie kein Vertrauen zu mir? Warum sagen Sie mir nicht, was Sie quält?" „Ach Gott," schluchzte sie, „ich kann es ja nicht sagen. Es war dumm von mir, zu weinen. Ich —Da fing sie wieder an zu schluchzen Und „Haus Sollneiiberg." SS