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den, das) ein- Art der Kriegführung eiureiße, welche de» sämpsendeii Gegner znm Kindes- und Hochverräter stem-- velt nnd il>» danach behandelt. Der italienische Botschafter Herzog v. Avarna hat bereits am Freitag den Grafen Achrenthal besucht, »in ihn, die seitens Italiens beabsicl>- tigte Annerionsknndgebnng nütznteilen. (vraf Achrenthal Hot eine Abschrift der dein Botschafter seitens seiner Re gierung ziigekoninienen Rote nicht verlangt, und die öster reichische Regierung wird infolgedessen vorerst nicht in die Lagc fonnneil, ans diese Kimdgebmig offiziell zu reflek- liercn. Die dslerreichisch-nngarische Regierung steht nach wie vor ans dein Standpunkte der seinerzeit abgegebenen Neutralitätserklärung und wird sich hiervon auch nicht ab- brinaen lassen. ..Universnl' meldet in einer Ertra-Ansgabe: Nach Iniorniatioiicn ans bester Duelle sieht sich Rußland im Hinblick ans die italienische Sonveräliitätserktäriing über Tripolis und ans dic daraus drohenden Schwierigkeiten und Komplikationen veranlaßt, seine Truppen in Bellarabien ichlennigi'l zu niobilisieren. In Tripolis haben kleine türkische Vorstöße stattge- 'nnden. loelcbe den Zweck habe», den Feind bei Dag und Racbt zu bennrnhigen. Inzwischen scheine» die türkischen Truppen einen großen Vorstoß vorznbereite». Am 5>. d. M. wurden in den Straßen von Tripolis ungefähr 00 Leichen ;mn durch Cholera oder Hunger verstorbene» Eingeborenen aesunden. Ancb in den Palmenpflanzungen befiiiden sich i'och viele Leickmam». In etwa 10 Fällen ivird täolich unter den italienischen Soldaten die Cholera festgestellt. Tie Generale Frngoni »nd Techanraiid sind in Tripo lis angekommen. (General Frngoni hat das Kommando de? !. Armeelorpc- übernommen. General Caneva beliält leine zivilen Funktionen und den Oberbefehl des gesamten Lkkupatiousheeres. Ein aintliches Telegramm berichtet, daß in der Nacht znm 2k. Oktober ei>> Bataillon türkische Infanterie mit t Kolonne» Bcnnisis Derna angegrifsen hat. Auf tür- kiül^r Teile ivnrden 80. ans italienischer Seite OllO Mann aeti re! Die Türken erbeuteten >8 Kanonen, 18 ScheikS nahmen an dein Angriss ans Derna teil. TaS Telegranna erklär! die G-'rüchle vvii der Ciiinahiiie Dernas durch die Türken als unzntrenend. Ein amtliches Telegramm des W,'!i von Tnrien benötigt die Beschießung des Forts Akaba durch einen italienischen .Lienzer und die Zerstörung eines -ü'kihlvii sianonenbootes. pvlMsche Rundschau. Dresden, den 7 A.vember 191! — Die Marokkoverhsudlungcn im Rcichsra-e werden .rmycscheinlich ett'l am Donnerstage beginnen, ea mau den Reichstag-! .chgeordneten am Mittwoch Zen geben will, die Vec.'.äge enigehena ta den Feakttonen zu vebandcln. — Da» erste RiicktcttlSgcsnch des Staals>kkrctäi» v. Liudeginst Kt mir aus pecsvicliche Gründe znrückznsiunim. Am Ivimabei d, den 28. Oktober, har Here v. Linlngarst ans Anfrage des Reichskanzlers sich mit dem Dementi sein S Rücktritts einverstanden erklärt. Rcich-.tngswnhle» und Marvkkvabkviniiic». Der Greifsivalder Privatdozenl Zadow erörtert im „Tag" die Frage, ob die nenei Abkommen dem Reichstage zur Ge ehmigung zu iinterbi'Nle > sind. „Es handelt sich hierbei zunächst um eine Frage des geltendeil Rechtes, die nnab- vängig > on vor politische» Auffassung der einzelnen Par teien nach rechtliche» Genckite.pnntle» erörtert werden muß. Da die Schnlzin o>ele nnht znm „Bundesgebiet" im Sinne deS ^ ! der Rttcl sverfassimg gebören, so würde an und für nch weder der Erwerb von Longogebiete», noch die Aö- i.eruin. des m e, annteii Caitenschnabels der thenehinigni'g des a , >chstage- imtei liege». Aii sich hat ferner der Kais»r nach Artikel 2 der lh'eichsue>sassung das Recht, Staaten vertrage für das bleich abznschließen, hedarf aber znni Ab schluß die Zustimmung vom Bundesrate >iiid Reichstag. ^ eil,! Gegenstände in Frage kaiiiiiieii, die nach Artikel l i» d.-n Bereich der Reichsgesehgrtmng gehören. Amtliche Ltelh'u verlretoi, nnn die Ansicht, daß Artikel 2 ganz buch stabengetreu aiifznfasteii niid der Kaiser i» der Tat nur r» den in! Artikel I ansgezahlten Fällen an die Genehmigung dich Reichstages aelmnden sei. Erst kürzlich meldcte die „.lkorgd. Allgem Ztg.", daß die Frage, ob ein Staatsver t: v liber die Abtretung oder den Erwerb von Kolonial- Wüt, zu seiner slaalsiechtlicl>en Gültigkeit der Zustimmung des Bnndesrates und der Genehmigung des Reichstages hcd. rio von den zuständige» Reichsämtern geprüft »nd im verneinenden Sinne heaniwvrtet worden sei. 'Nun zähl! der Artilel I allerdings nur Fälle ans. in deren Bereich sich die beiden Marvktovbkvmme» nicht befinde» würden'. in- de'len gelil die übereinstimmende Meinung fast aller Slaattrechi-Kehrer n. a. Laband, tb. Meyer. Zorn, An- Ihiitz dahin, daß die buchstäbliche Auslegung des Ar iikels 2 zu widorsinaigen Loiisrgnenzen führen würde: de» Aitikel 2 hätte nur dann einen befriedigenden Sinn, wenn man chn daliin anslegle, daß alle Berträge, die in das Ge bier der gesetzgebenden Gewalt, also z. B. auch in das Bnd- v.lrecbt, eingreisen, der lsienebmignng des Reichstages be dürfe,'. Es ist klar, daß in dem Augenblick, wo Dentichland eine Kolonie erwirbt, sofort Geldanfwendnngen zur Cin- iichrnng einer deutschen Verwaltung notwendig werden, nmd diese Nnswendnngen inüssen eine versassnngsrechtliche «krunläage in einem GenelnnignngSakt des Reichstages baden. Abmachnnge» hinsichtlich Marokkos würden der Genelnnignng des Reichstages insofern bedürfe», als sie dac- Reichsgeseh vom 2l. Dezember 1900 beziebentlich 8 4, betreffend deutsches Konsnlargericht i» Tanger, abandern. Jedenfalls wäre es zu bedauern, wen» in einer so wich- Istvn. das ganze Land aufs tiefste berührende,, Ange legenheit der Reichstag nicht in die Lage konimen sollte, sich ni autoritativer Weise z» dein Vertrage zu äußern, »nd wenn es »ich! ans den, Wege der Entscheidung über An nahme oder Ablehnung gebt, so müßte die Auffassung des Reichstages wenigstens in einer feierlichen Resolution niod-rgelegt werde», da eine bloße Besprechung ohne weitere Sanktion durchaus unzureichend erscheinen würde. Zrveisellos bedarf der Artikel 2 schon wegen der Unklar heit seiner Fassung einer Reform, nnd der Hinweis auf die verfassungsmäßigen Rechte des Kaisers, an denen man nicht rütteln dürfe, ist hier völlig verfehlt; denn an den Kaiser denkt bei dem ganzen Streit kein Mensch, da er doch nicht die Verantwortung für das Abkommen trägt. — „Klerikale Wahlagitation." Unter dieser Ueber- schrift wissen liberale und sozialdemokratische Blätter fol gendes aus Elsaß-Lothringen z» melden: „Der Wahlkampf ivird, wie dein „Schiv. M." aus Mül hausen berichtet ivird, besonders in den Landkreisen von der katholischen Geistlichkeit mit de» verwerflichsten Mitteln gefühlt. Nicht nur, daß in vielen Landorten von den Geist lichen nach der Predigt Wahlaufrufe und Wahlzettel zur Verteilung gelangen, auch in der Predigt und im Beicht stühle wird für die klerikale» Kandidaten gearbeitet und an den schwersten Berunglimpfnngen der liberalen Gegner fehlt es nicht. Auch scheuen sich die Priester nicht, mit ihren Männer und Iünglingsvereinen in liberalen Versamm lungen zu erscheinen nnd sie durch Schreien, Pfeifen und Johlen unmöglich zu machen. Dagegen sind in der Regel ihre eigenen Wahlversammlungen geschlossen. Das Unge heuerlichste leistet sich aber ein Pfarrer aus Rirheim. Wenn vr in einem Dorfe mit seinem Anhänge erscheint, so läßt ec die Kirchengloclen läute» nnd da»» durch seine Mannen verkünden, daß im Gemeiiidesaale eine Wahlversammlung stattfindc'ii werde. Daß die Zivilbehörde diesem Unfug nicht ein rasches Ende macht, ist nur dadurch zu erklären, daß in unseren oberelsässischen Ortschaften eine solche nur ans dem Pavier eristiert. In Wahrheit tut der Maire nichts, was nicht der Herr so heißt nämlich im Oberelsaß der Priester — haben will." Dazu erfährt die E.-A. von dem angegriffenen Pfarv- c.mte i» R'rheinu „In einer einzigen Gemeinde, deren Ratbans keine Glocke besitzt, ließ der Pfarrer gegen meinen Rat durch ein Glockenzeichen verkünden, daß eine Wohl Versammlung slattfinden werde. Allo Versteigerungen, so gar die Stunden, wenn der Rentmeister kommt, um die Steuer zu erheben, werden hierzulande durch ein Glocken zeichen verkündet. Das geschieht in vielen Gemeinden nnd kein Mensch stört sich daran. Ich habe in keiner Gemeinde im ganzen Wahlkreise etwas ähnliches gehört. Das ist dev einzige bedeutungslose Fall in der Gemeinde Zaesingen. Die Kreisdireklion von Mülhausen hat sofort bei de» Bür germeistern angefragt, ob noch sonstwo ähnliches geschehen sei, nalürl'ch war das Resultat aleich Null." Tie Alchreg,lin der zeiitrnmsfeiiidlichen Presse war also wieder einmal nn nötig. Aber gehegt »nd verdächtigt muß werden, wenn der Anlaß dazu auch noch so schäbig ist. Frech gelogen hat wieder einmal die „Tägl. Rnnd- >cha»" durch folgende Sähe: „Wohl aber baden wir in einigen Blättern seit langer Zeit ganz bestimmte, von orientierter Seite stammende An griffe gelesen, die den Eindruck mgchten, daß eine Gruppe an seinem Sturze arbeite. Wenn man wußte, daß das Zentrnni seit geraumer Zeit an seinem Lieblingsprojekt, Lindeanist durch den Freiherr» v. Rechenberg zu ersehen, arbeitete nnd sich allerdings vergeblich um dic Unter stützung der Konservativen und Frcikonservativon mühte, so konnte man mit einiger Sicherheit annelnnen, daß die klerikalen Kreise diesen Angriffen nicht fernständen. Es wäre der Mühe wert, wenn das Auswärtige Amt einmal untersuchen wollte, oh die dem Kolonialamte ziigeschobenen, nirgends näher hezeichneten Indiskretionen vielleicht ihren Ursprung in dieser Gruppe hätten." Diese Behauptungen sind eine freche Lüge, für welche aS nicht die Spur eines Beweises gibt. Dcr jnnglibrrnlc Parteitag hat in Karlsrnbe den Kamp- gegen das Zentrnni ans der ganzen Linie gefordert. Sv führte ein Rechtsanwalt Kaufmann ans: „Tie Zentrnmspartei hat sich nach einigem Wider streben ans dem Mainzer Katholikentag der schärfsten Rnh- Aing nnterwvrsen. Ein frevelhaftes, in langer Zeit nicht wieder gntznmachendeS Unrecht am katholischen und am deutschen Volke ist es, daß die religiösen Gefühle zu Waffen im politischen Kampfe gemacht werde», wie das vom Zen trum geschieht. Das deutsche Volk kann es sich bei den Be drohungen von außen her, bei den sozialen Schmerzen nnd Weben eines wachsenden Volkskörpers nicht leisten, auch noch vo» einem znnehiiieiiden Geiste konfessioneller Zer- llüfliiug erschüttert zu werden. Wir werden es nnS nicht inhiiien lassen, dagegen mit aller Entschiedenheit zu prote stieren." Wenn solche Worte gegen den Evangelischen Bund ge lichtet worden wären, hätten sie einen Untergrund. Aber gegen diesen Hetzbnnd schweigen die Liberalen, um so frecher sind sie gegen dic Katholiken: denn diese sind ja in der Minderheil. Für eine neue Militärvorlage nnd eine Flottenvorlage trat der Redner auch ein nnd empfahl hierzr die Erbschastsstener. Dabei scheint er gar keine Ahnung davon zu habe», daß die Erbschaftssteuer nicht einmal aus reicht, »in die Kosten einer Flvttciworlage zn decken. — Kiue schlimme Volk-Verhetzung findet sicb in dem ssztaldemokratZchen „Volkökalender". die j-tzt so massenhaft verteilt werden m d aick welche wir besonder« die G Etlichen aufmerksam machen wolle». Da wird gar alles be'unte» gerihe". in den Staub gezogen. Mit einer wüsten Be- Ichimviung der Geistlichen sängt der Kokender a», dann wird dem Heranwachsenden Schüler jede Vaterlandsliebe auSgetrieben. Gegen den Militärdienst werden die schä fsten Angriffe geschleudert. So gebt ?S den ganzen Kalender hindurch fort. Nur ein wahres Wort fanden wir, nämlich gegen die liberalen Bundeßbrüder der Roten heißt es: „Die Nat'onalliberolen ziehl's links mit „Wenn" und „Aber" und „Allerdings"! Dann zieht es sie wieder rechts — o fehl sie sind tmS Perpetuum mobilel" Recht gut gesagt. Man merke sich dies sstr die Stichwahlen. l0efterreich'U»a«r«. — Da» neue Ministerium stellte sich dem Parlament vor. DnS Ackerbauportef-'uille wird einstweilen von dem Polnischen L.indSmannminister Zaleski verwaltet. Ueber die U-sache, warum Dr. Bros ablebnte, an die Spitze deS AckerbaiiministerinmS zu treten, wird wltaeteilt, daß die tschechischen und deutschen Agrarier einträchtig dag gen pro testierten, daß ein Professor diese» Portefeuille erhält. Sie verlangen vielmehr, dah ein praktischer Landwirt Ackerbau- minister werde. Nach der Borstellung des Ministerium» wurde die eiste Lesung des Budgets fortgesetzt. Minister- Präsident Gras Stüigkh cmwtckelte dte Richtlinien seines RegterungspiogrammS. Dte Rede wurde mtt tanganhal- tendcm lebhaften Beifall ausgenommen und der Minister präsident vielfach beglückwünscht. Darauf nahm das Haus die Beratung der Drtngllchkeitkanlräge wieder aus. — Dte Krisi» im ungarischen Reich«tage. Präsident Berzeviczy hv.t noch gestern abend formell seine Demission gegeben. Schon heute soll die Wahl des Grafen TiSza zum Präsidenten erfolgen, womit der eigentliche Kamps beginnen wird. Die gesamte Opposition hat in einer nach mittags abgehaltenen Konferenz beschlossen, zwecks Per- Hinderung der Wahl Liszaü zum Präsidenten selbst vor dem Aeußersten nicht zurückzuschrecken. Oelgren. lieber die Enthüllung eines Ferrer-DenkmalS in Brüssel bringt das „Berliner Tageblatt" folgende tele graphische Meldung: „Am Sonntag wurde in Brüssel für Francesco Ferrer, der von den spanischen Reaktionären erschossen worden ist. ein Denkmal enthüllt. Das Monument ist durch Beiträge von Freidenkern aus allen Teilen der Welt ermöglicht wor den. Ter Brüsseler protestantische Pfarrer Hovart sprach die Weiherede. Das Denkmal, das von deni belgischen Bild hauer Pnettemans geschaffen worden ist, stellt einen Genius dar, der das Symbol der Volksanfklärung, eine brennende Fackel, znm Himmel emporhebt. Zur Feier waren die Tochter Ferrers und Delegierte aus der ganzen Welt nach Brüssel gekommen. Ernst Häckel hatte ein Zustimmungs- tclcgrainin gesandt." So lange Ferrer noch lebte, mußten seine Töchter sich fern von ihm mühsam durchs Leben schlagen, während er es mit der sauberen Solidad Villafranca hielt, die er ja auch mit Ausschluß seiner Kinder zur Erbin einsetzte. Nun er tot ist, lassen seine Jünger trotzdem eine dieser Töchter als Staffage für die Enthüllung eines ihm zu Ehren er richteten Denkmals kommen. Ein Beweis, daß den Ferre- risten jedes höhere Empfinden nbgeht; sonst hätte schon die Scham sie abgehalten, die Familie Ferrers in diesem tragi komischen Lichte erscheinen zn lassen. Weiter fällt in der Meldung noch ans, daß ein protestantischer Prediger die „Weiherede" gehalten hat. Daß protestantische Geistliche sich im allgemeinen bereitwilligst dazu hergeben, solchen Katholiken ein religiöses Begräbnis zu halten, denen die eigene Kirche es verweigern muß, ist eine längst bekannte Tatsache. Nun bält gar ein „Diener am Wort" eine „Weiherede" bei der Enthüllung eines Anarchistendenkmals! Was sagen denn die deutschen Protestanten dazu, die mit ihrem Gelds die protestantische Propaganda in Belgien unterstützen nnd unterhalten? Das „Berl. Tagebl." mag ja über die „religiöse" Seite dieser Anarchistenfeier sehr erfreut sein, wenn es nicht etwa lieber einen geistesver wandten Rabbiner an der Stelle des protestantischen Pre digers gesehen hätte. Oder besser noch: der geistesverwandte Rabbiner hätte im Namen des „Berl. Tagebl." und ande rer radikaler Indenblätter in Deutschland neben dem pro testantischen Neligionsdiener sein Sprüchlein sagen können. Marokko. — Die Pest in Tanger? Nach Berichten aus Tanger sind während der letzten 14 Tage 12 Personen an den Folgen einer verdächliqen Krankheit gestorben, von der man vermutet, daß es sich um Pest handelt. In der spanischen Legation fand eine Beratung der fremden Ver treter, an der auch ein Sanitätsrnt teilnahm, statt. Letzterer verfügte energische Maßregeln, um ein Umsich greifen zu verhnttern. Die Schiffe liegen unter einer strengen Quarantäne. Man glaubt, daß die Pest durch 300 Pilger, die sich ans dem Wege nach Mekka bcf.maen, eingeschleppt worden ist. China. — Rcvolutivn. Schaubsing, das Zentrum deö Gkvben- gebie'es van Kouinsen, eine befestigte Stadt irr der Nähe von Schanghai ist den Aufständischen in die Hände gefallen. Di» Städte Tschtt kiang und Tickangschu haben sich den Rebellen ergeben. Der chinesische Verlraashasen Ainoh soll in die Hände der Aafnändischen gesallen s-nn. In der Stadt herrscht Anarchie. Unter den Chmesci: laufen Gcrücchte um. daß P-king gefallen und der Kaller g-flahen sei. Aber Private Meldungen an« Peking rrwähven ein s-ttcheS Ereignis nicht. Es isi möglich, daß das Gerücht ansge sprengt war, um der Sache der Anisiä'idischen zu besten. Ans 'Mch LllNL. 7 Non mber >-a>. Zur Präsidcntcnwnhl in dcr Zwritcn Kammer schreibt ma» uns ans nationalliberalcn Kreisen: „In einer Auslassung in der Presse wurde dieser Tage der Grund satz als feststehend hingestellt, daß der Präsident der Zweiten Kammer der sewcils stärksten Fraktion und deshalll in der jetzt beginnenden Session der konsert>ativen entnommen werden müsse. Ein solcher Grundsatz hat aber bisher weder im sächsischen Landtage noch im Reichstage gegolten. So waren l87l in der Zweiten Kammer die Konservativen mit 37 Abgeordneten die bei weitem stärkste Fraktion »nd doch war der Präsident damals ein Liberaler (Schaffrath). Eben so war im Reichstage in den 80er Iabren des vorigen Jahr hunderts dcr erste Präsident ein Konservativer^ obwohl damals schon das Zentrum weitaus am stärksten war. Ein Beispiel ans der neuesten Zeit ist ans dem Jahre 1907 vor handen. In dem damals gewählten Reickzstage wählte die neue, ans Konservativen, Nationalliberalen nnd Freisinni gen bestehende Vlockmehrheit wieder einen Konservativen znni ersten Präsidenten, obwohl damals das Zentrum wie heule die stärkste Fraktion war." — Aus dieser Zuschrift geht unzweifelhaft bervor, daß die nationalliberale Frak tion. trotzdem sic sich der konservativen gegenüber in der Minderheit befindet, unter allen Umständen versuchen wird, auch diesmal wieder die Wahl des Herrn Dr. Phil. Vogel zum Präsidenten der Zweiten Kammer dnrchzudnicken. Was das Präsidium des Reichstages anbelangt, so bestehr kein geschriebenes Gesetz, daß die stärkste Partei den Prä sidenten zu stellen hat. Es war aber immer der Brauch, daß der stärksten Partei von den übrigen Parteien das Amt angetragcn wurde. Wenn 1907 der Präsident ent-