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Nr. TS4 - LO. Aahrftiti»» *4- Mittwoch de« 8. November Zttr» 4 »scheint ««glich nachm. mit «uSiwhme der Eonn-und Festtage. «u»gadr 1 mit .Die Zeit in Wort und Bilk- vierteljährlich An Dresden durch Boten L itt X In ganz Deuischland srci Hau« »,8» in Oesterreich 1.4» kl. «n«,»b« U ohne illustrierte Beilage vierteljährlich l.di« In Dresden durch Boten 2,1« In gan» Deutschland frei Hau» 2.22 d»; in Oesterreich 4,07 L - «inzci-Nr. Iv 1, Unabhängiges Tageblatt für Wahrheit, Recht und Freiheit Inserate werden die «gespaltene Betitzeile oder deren Raum mit 18 1, Reklamen mit 8« 1 die Zeile derechnet, bei Wiede,holu»ge» entsprechenden Rnbalt, Bnchdrnckeret, Redaktion und «kleschästdstelle, Dresden, Ptllniqer Strafte t». — Fernsprecher ISS« FürRüikgade nnvcrlang«. Schriftstücke keine Perbtndlichkett Redaktions-Sprechslundc: »1 bi» 12 Uhr, SelbstLekentixte pelr^aren rvis Lcbale, IKukks, Kolliers, ^ackslts, DuLIrrsclien, Decken usv, empfiehlt ru billigen Dreisen DK680LI>i LpeKsI-Delrrvaren- uncl ^ütrengescbskt Dernspr, 5979 lilnxstralte 2ü Dernspr, 5979 unweit Uclre Viktoriastralie, gegenüber der stand- LlänäiscliLn Känl<. 1788 Zum rilarokkoabkommen. Dresden, den 7, November 1911 Die Kritik über das Marokkoabkoiiimeii wird wesent lich verschärft durch den innerpolitischen Konflikt wessen Liiidequists Rücktritt: eigentlich beherrscht diese Aktion mehr die Presse als das bedeutsame Mnrokkoabkomnien, obwohl selbst liberale („Köln. Ztg.") und freisinnige („Franks. Zeitg.") Blätter offen aussprechen, was auch alle Spatzen bon den Dächern der Wilhelmstraße pfeifen: daß der scheidende Herr seinem Posten nicht gewachsen war. Ein bekannter Nationatliberaler sagte schon bei der Ernennung Lindegiüsts-: passend für den preußischen Gesandtschafts posten in Weimar. Sein Rücktritt im jetzigen Augenblick war ein gegen die Negierung geführter Schlag, der dein Deutschen Reiche im Anstande eher schadet, und wenn manche Blätter ans dieser Schwäche eine Mannestat machen wallen, so müssen wir fragen: ist das deutsche Volk heut? überhaupt reif für eine starke Auslands-Politik, wenn immer wieder innerpolitisck>e Vorkommnisse benutzt werden, nin nach außen zu schaden? Das Zentrum tat dies nie und stellte selbst iin Block in der Anslandspolitik jede Oppo sition gegen den Reichskanzler zurück. Der Liberalismus aber hat nicht denselben Entsagnngsgeist, sondern will sogar die Anslandspolitik für innere Fehde» benutzen: so etwas muß sich schwer rächen. Wen» man das Resultat des am Montag im Wortlaut publizierten Vertrages kurz zusaiuiuenfasseu will, so darf mau sagen: hier ist für die deutschen Interessen erreicht N orden, Inas überhaupt zu erreichen war, nachdem das Reich sieben Jahre eine Zickzackpolitik in Marokko getrieben hat, ,1004 erklärten alle Parteien ini Reichstage, daß man um Marokko willen keinen Krieg führen wolle, 1000 hat selbst der nationalistische Abgeordnete p. Kardorsf gesagt: nur kein Stück Marokko. Fürst Bülow unterstrich dies und gab die verblüffende und mindestens überflüssige Antwort, daß unser Kaiser im Jahre 1004 dem König von Spanien ver sprochen habe, daß Tentschtand kein Stück Marokko er werben werde. 1006 sagte Deutschlands Regierung das selbe: 1000 legten wir »ns in einem Abkommen mit Frank reich ausdrücklich darauf fest, daß wir keine politischen Ziele in Marokko perfolgten. Auch der ganze Reichstag stimiute wieder zu. Eine mit solchen politischen Hypotheken belastete Vergangenheit kann man nicht einfach auswischeu. Wirtscljaftliche Freiheit, „offene Dür", so war unsere Forde rung seit über sechs Jahren, darin allein blieben wir konse- gnent Nun mag man das Abkomme» prüfen wie inan will, diese Forderung ist erfüllt und zwar in allen Teilen und zwar so gut als es mir geschehen konnte. Tie Fest setzung der „Handelsfreiheit ohne jede Ungleichheit" und die „offene Tür" waren bereits in der Algecirasakte, und in dem deutsch-französischen Abkommen von IW!) wurden dieselben Punkte betont. Es heißt dort: Christus. Lesefiüchte von I Bergmann. „Der Angelpunkt und Drehpunkt unseres menschlichen Lebens liegt einzig und allein in der Stellung, die man zu seinem Herrn und Heiland einniimnt." Diese viel sagenden Worte haben Kaiser Wilhelm II. zu ihrem Ur heber. ') Sie decken sich mit dem Wunsche Pius' X., „alles in Christo zu erneuern". „Suche Jesmii und sein Licht, Alles andre hilft dir nicht!" ^) So oft Kolumbus die Feder in die Hand nahm, so oft er eine Reise antrat, hatte er das Wort: „JesnS und Maria geleiten unfern Weg!" ") In ihnen sah er also seine Be schützer und Retter. Jesus ist auch der Trost der Mensch heit. Ein Kreuz zu Taßwitz in Mähren trägt das Ge ständnis: „Seitdem mein Gott am Kreuz gebüßt, Ist jedes Leiden mir versüßt: Drum will ich's trogen ohne Klagen. Dereinst wird es mein Himmelswagen." Von inniger Liebe und Dankbarkeit gegen Christus zeugt ein Sonett: Die hl. Teresia an den gekreuzigten Christus: „Nicht Hoffnung treibt, o Herr, mich, dich zu lieben, Des Himmels Lohn nicht, den ich soll erlangen: Nicht hielt der Hölle Grann mich so umfangen, Daß ich entsagte meinen sünd'gen Trieben. porrellan Lteiiigut KrislaU Oobrsucbs- u. lluxus- Oexjenslllncls Königl Hoflieferant ^niiäusep Dressen, Kön>ß-.Iokann-8tr. „Tie Regierung der französischen Republik... ist entschlossen, die wirtschaftliche Gleichheit zu sichern und infolgedessen die komiiierziellen und industriellen Interessen Deutschlands nicht zu durchkreuzen." Diese Versicherungen haben sich iin Laufe der Jahre als nicht genügend praktisch gezeigt, »nd so ist im gegen wärtigen Abkommen besonderer Wert auf eine Speziali sierung der Garantien gelegt worden. Nicht nur ver spricht die französische Negierung „eine verschiedenartige Behandlung der Staatsangehörigen der verschiedenen Länder unter allen Umständen zu verhindern", sondern „sie wird auch keinerlei Verordnungen erlassen, wie z. B. für Maße und Gewichte, Eichnnaswesen, Anbringung von Stempeln ans Bijonteriewaren, die die Waren irgend einer Macht in irgendeiner Weise beeinträchtigen könnte". Wir halten diese Bestimmung hauptsächlich unter den« Gesichtspunkte der zukünftigen wirtschaftlichen und kom- inerziellen Entwicklung Marokkos für sehr wichtig. Eine Parallele liefert nämlich zurzeit Algerien, Ivo durch der artige „Anbringung von Stempeln" nsw. französischerseits erreicht worden ist, daß jede unbequeme Konkurrenz im Keime erstickt wird. Je lebhafter und schneller Marokko sich entwickelt, je größer die Bedürfnisse der Eingeborenen werden, desto erheblicher wird die Wichtigkeit dieser zweck mäßigen Bestimmung werden. Außerdem bestimmt das Abkommen, daß, um den interessierten Mächten einen besseren Einblick (d. b, Kon trolle) als bisher in das Zollwesen zu verschaffen, die ver- ! schiedenen Mitglieder der Direktion der marokkanischen Staatsbank „Commission des Valeurs donaniäres" und „Eomitä permanent des- donanes" vertreten sind. Der Direktor der marokkanischen Staatsbank in Tanger ist Franzose, der Snbdirektor Spanier, und die beiden Proku risten je ein Deutscher und ein Engländer. Danach würd' also jedes vierte Jahr der Vertreter derselben Macht in den Kommissionen sitze». Auch diese Maßnahme steht unseres Erachtens nicht ans dem Papiere, und es wird, selbst bösen Willen Frankreichs vorausgesetzt, den französischen Be hörden nicht möglich sei», die Bestimmung praktisch zu igno rieren, Tie Spanier und die Engländer haben genau das gleiche Interesse an der Gleichheit der Handelschancen und an der offenen Tür, und eine geschlossene Parteinahme der französischen, spanischen und englischen Vertreter gegen Deutschland wäre auf diesem Gebiete völlig sinnlos. Dann kommen Ans-fphrzölle auf Eisenerze — Freiheit des Eiien- bahnbaues in ihm. Was kann noch mehr bestimmt werden über die „offene Tür"? Man wird sagen: Aber alles steht auf dein Papier! Das ist bei jedem Vertrag so: natürlich ist die Ansfnbrnng die Hauptsache. Man kann »nn nicht ohne weiteres annehmen, daß Frankreich den Vertrag schließt mit dem Vorsätze, ihn zu brechen. Sodann ist für unseren Handel Frankreich ein angenehmerer Partner als Marokko: denn in Paris können wir anders anftreten als T u triebst wich. Herr, der Anblick deiner Qualen, Tie Schmach, der Tod, den du für mich ertragen, Der bleiche Leichnam, an das Kreuz geschlagen, Die nackten Glieder mit den Wnndenmalen. Nur deine Liebe konnte so mich rühren, Selbst obnc Himmel blieb ich dir ergeben, Selbst ohne Hölle würd' ich vor dir beben. Denn du nur konntest hin zu dir mich führen, Wenn, was ich hoff', auch nicht zu hoffen.bliebe. Dich liebt' ich dennoch, wie ich jetzt dich liebe," Eine ähnliche Anhänglichkeit an Christus bekundet Annette Drostc-Hülshosf: „Das- ist wein Trost in allen Leiden, Daß nichts mich kann von Jesu scheiden, Von seiner Liebe keine Macht. Der größte aller Erdenschinerzen Hat nicht Gewalt ob einem Herzen. Worin die Liebe Jesu wacht." Und ist es ein Wunder, daß Christus alle anzog und anzieht? „Abstoßendes und finsteres Wese» war ihm durch aus fremd. Wenn harte, rauhe Männer vom Fischer- gcwerbe und von der Zollbank von ihren Familien und Häusern weg aufcinen Blick seines Auges, auf c i n Wort seines Mundes hin ihm Nachfolgen: wenn Frauen ihren Hausstand verlassen und ihm nachwandcln. um ihm zu dienen: wenn der letzte der Propheten beim Klang seiner Stimme aufjauchzt vor Freude (Jo. 3, 2!)): wenn selbst dis ihn umwogende Volksmenge, noch so unklar in ihren Ge danken und so unbeständig in ihrem Wollen, doch von Zeit in Fes oder Tanger. Auch die Rechtsverhältnisse unserer Kanfleute verbessern sich. So dürfen wir ruhig aussprechen, daß im Marokko vertrag alles erreicht worden ist, was- nach Lage der Ver hältnisse geschaffen werde» konnte: man kann auch darauf Hinweisen, daß iin Kerne kein Blatt gegen dieses Ab kommen etwas einwcnden kann. Alldeutsche fordern eben ein Stück Marokko: aber sie selbst ivagen nicht zu sagen, daß der Vertrag als solcher nicht die Erwartungen erfüllte. Je weniger man also gegen den Marokkovertrag sagen kann, ni» so schärfer ist der Streit über die K omPen sa t i o n , die uns- ein Groß-Kamernn geben könnte Es liegt in der Sache, daß darüber Streit entsteht, wie wert voll die neugewonnene» Ländereien sind. Tie Franzosen müssen sie als nicht besonders gut bezeichnen, »in die große Landabtretung schmackhaft zu machen. Wer bei uns auch einen Teil von Marokko fordert, der stellt die neuen Ge biete auch als nutzlos hin. Nun geht aber der Streit schon so weit, daß jedes Blatt eine andere Karte über Groß- Kameriin publiziert und daß Sachverständige in Massen anftreten, Herr v. Lindequist war nie am Kongo: Herr v. Danckelmaii» war vor mehr als- 20 Jahren dort. Gouver neur v. Piiltkaiiier, der die Verhältnisse aus- eigener An schauung kennt, ist mit den neuen Ländern sehr zufrieden, da alles- erreicht worden sei, was er je gehofft habe. Der bekannte Afritareisende Zimiiiermaiin ist auch für diese Kompensation eingenommen, Tatsache ist, daß ei» erheb licher Teil recht wertvollen Besitzes zu »ns kommt und daß unsere Abtretung in Kamerun nur minimal ist: das hebt namentlich Putikainer hervor. Der Streit über den Wert dieser Gebiete wird noch lange schweben, »nd wir wollen borerst gar keine endgültige Stellung nehmen. Aber was sollte inan denn als Gegenleistung nehmen? Zerstreute Inseln, die keinen Wert haben? Das kriegerische Dahoiney, wo Frankreich so viel Blut verlor, war einfach nicht zu haben »nd hätte auch weniger Wert gehabt als Nen-Kcmierun. Der Weg zmn Kongo ist uns gesichert, das ist ein welt politischer Fortschritt, den wir vor vier Jahren noch nirgends- in Rechnung gestellt fanden. Gewiß erzielt auch Frankreich eine Reihe von Vor teilen: so ist es bei jedem Vertrage. Kein Land erreicht alles. Aber es will uns scheinen, daß wir mit dem Er- lcichten dach einen Fortschritt gemacht haben und daß das alldeutsche Wort mit der „Schande von Agadir" eine unwahre Behauptung darstellt. Der italienisch-türkische Krieg. Die italienische Zirknlarnote enthält kein Ersuchen nin die Zustimmung der Großmächte, Da sie ihre Stellung als- streng neutral charakterisiert habe, so wäre es- mit der Neutralität schwer vereinbar, ans die Türkei einen Truck aus-zuüben, um dieselbe zur Anerkennung der Annektion zu zwingen. Diese Haltung der Mächte finde eine weitere Begründung in dein Umstande, daß die Annektion von Tripolis faktisch noch nicht als durchgesührt angesehen werde» kan». In niaßgebendeii Wiener diplomatischen Kreisen gibt man niwerhohlen der Verwunderung darüber Ausdruck, daß Italien sich bei seiner überstürzten tnpolitanischen Aiinerions-erkläriing bon der italienißaen öffentlicl>en Mei nung z» einem Schritte fortreißen ließ, welcher gegen das Völkerrecht verstößt. Es- könne »»möglich gntgeheißen wcr- zn Zeit enthusiastisch erregt wird, ja ihn stürmisch zum Könige begehrt: wenn auch die Kinder sich von ihm angs- zoge» fühlen n»d sich an ihn schmiegen: so ist ans all dem zu schließen, daß die Anziehungskraft wie die Heilkraft, die von ihm ansging, wesentlich auch eine Frendenkraft war jene Freude, die der Tust und das Aroma der Liebe ist."") W'ohl seht sich mancher voll Eigendünkel über Christus hinweg und glaubt, ihn und sein Erlösungswerk bewitzeln zu dürfen: aber: „Einst wird die Welt sich d o ch im Staube neigen Vor ihrem König mit der Dornenkrone."") Ja, wenn er keine Entsagung predigte! „Hat er tausend mitzntnfcln, Hat er einen mitzufasten: Keiner möchte mit ihm rüsten, . Alle möchten mit ihm rasten."') Christus, der „in seinem Leiden ein Lamm, i» seiner Auferstehung ein Löwe war",") „hat nie viel Worte über die christlichen Tugenden gemacht: er lebte sie, sie waren ein Teil seiner selbst."'') TaS erweckt so großes Vertrauen zu ihm und hat schon manchen die Bitte tun lassen: „Du bist der Weg, die Wahrheit und das Leben, Wer mit dir geht, der kann nicht irregeh'n: Sei auch mein Weg und meines Lebens Wahrheit, Lass' deinen Geist in meinem Geiste >vch'n!"'°) 0 Oester. volkSztfl. (Wnrn»do's) vom SS Januar 1909. — Trommel, Au» Lenz u>b Herbst, S IS. — Deulscker H.-u»- schotz t», 644. - K Au? dem Spanischer ilkierützt von Ad. L-run Dicht rstlmmen 1908. S, >80. — «) v Kepvler. Mehr ssteude, 96 dt« 97. — Bonv, Fjir Her, und Ho„». 807. — 7) Rack- solpe Christi. — St, Aupustinu». - K Drummond, 83. — Seraph, Klnderfreund (Linz) VIII, Nr. 4. jl-- .L,,V..AL.., , > ,