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sich da» Dort Jesu Christi, der da will, daß wir da» Leben haben und e» im Über stutz haben. Sie ist auch da» LiebeSband der heiligen Kirche, da» alle ihre Glieder eint, wie der heilige Paulus lehrt: »Weil ein Brot, sind wir, die vielen, ein Leib, wir alle, die wir an dem einen Brote tetlnehmen')." Indem wir in die Gemeinschaft mit ChiistuS treten, treten wir auch in die Gemeinschaft miteinander, und so erfüllt sich auch sein hohePriesterlicheS Gebet: „Für sie heilige ich mich, damit auch sie geheiligt seien in der Wahrheit, ich in ihnen und Du. Vater, in mir, damit sie vollendet seien in Einheit*)." Dabei übte dieses himmlische Brot von den ersten Tagen deS Christentums an eine wunderbare An- z'ehung auf die gläubigen Seelen auS. Die ersten Gläubigen empfingen eS täglich, bewahrten eS sorg fältig bei sich und stärkten sich mit ihm in der Stunde der Glaubensgefahr. Nicht etwas Neues wollte also Papst Pius X. einführen, als er im Jahre 1906 die Gläubigen zum häufigen Empfange der heiligen Kom munion aufforderte; er stellte vielmehr die alte Üoung der katholischen Chlistenheit wieder her und zerstreute die Vorurteile, die sich im Laufe der Jahrhunderte dagegen gebildet hatten. Er suchte nur das Liebes- mahl wieder ganz zu Ehren zu bringen, aus dem Märtyrer und Jungfrauen wie alle anderen Stände und Glieder der Kirche ihre Stärke schöpfen. Wie die ersten Christen sich täglich um die Apostel ver sammelten und sich von ihnen das Brot brechen liehen, in dem sie die Gemeinschaft mit dem Herrn fortsetzten, so sollen nach der Absicht des heiligen Vaters auch die Kinder der Kirche unserer Zeit durch häufigen Genuß des heiligen Abendmahles die innigste Gemeinschaft mit Jesus Christus Pflegen, und wie die heiligen Märtyrer aus diesem Mahle ihre Stärke im GlaubenSkampfe bis zur Hingabe ihres Lebens empfingen, so sollen auch die Gläubigen unserer Zeit sich in ihm zu diesem Kampfe stärken. Oder ist diese Stärkung ihnen etwa nicht nötig? Sind christlicher Glaube und christliche Sitte heute weniger angefochten als ehemals? Werden sie nicht täglich heftiger' und von allen Seiten bedroht und angegriffen? Darum hielt es Papst PiuS X. schon vor fünf Jahren an der höchsten Zeit, endlich ganz und gar jene Vorurteile zu beseitigen, die sich dem häufigen Empfange der heiligen Kommunion entgegenstellten. Schon Leo XIII. hatte in dem erwähnten Hirten- schreiben die Ansicht abgelehnt, dah der öftere Hinzu tritt zu diesem Mahle nur für diejenigen Seelen an zuraten sei. die fern vom Geräusche der Welt und ihren Sorgen einem zurückgezogenen Leben sich widmen. Pius X. gab dann die beruhigende Erklärung, datz nur zwei Bedingungen zum häufigen, ja täglichen Empfange der heiligen Kommunion erfüllt werden müssen, näm lich frei zu sein von der Todsünde und die rechte gottwoylgefällige Absicht dabei zu haben. Der seit dem verflossene Zeitraum ist noch zu kurz, als daß diese Mahnung schon an alle Ohren dringen und in in allen Herzen hätte Frucht bringen können. Wir sehen aber schon jetzt mit Trost und Freude, wie unsere Priester sich zu eifrigen Herolden dieser aposto lischen Mahnung machen, wie die Zahl der heiligen Kommunionen sich mehrt und der Puls deS christ lichen Lebens voller und kiätiger wird. Wenn auch noch manche unter den Gläubigen zögern und die schädliche Selbsttäuschung trügerischer Vorurteile noch nicht ganz überwunden haben, die Kirche wartet ruhig und geduldig, wird des MahnenS nicht müde werden und hofft, daß immer mehr ihre Kinder der unend- lichen Liebe des Herrn sich bewußt werden, die ihn zur Einsetzung dieses geheimnisvollen MahleS bewog, wie er selbst mit jenen rührenden Worten bezeugte: „Sehnlich hat mich danach verlangt, dieses Abend mahl mit euch zu essen"!). Diese Einladung beschränkt aber Papst Plus X. nicht auf die erwachsenen Gläubigen; er bezieht sie auch auf die jungen Seelen, die der göttliche Herr der Kirche besonders in sein Herz geschlossen hat. Er ist der Liebe Jesu zu den Kindern eingedenk. Er hört ihn sie besonders zu sich einladen: „Lasset die Kleinen zu mir kommen und wehret es ihnen nicht"*). Da her befiehlt der oberste Hirt der Kirche und Stell vertreter Jesu Christi, auch die jungen Christen sobald als möglich durch das eucharistische Mahl in die innigste Lebensgemeinschaft mit JesuS Christus ein zuführen. Tr hält eS nicht für richtig, damit zu warten, bis sich die erwachenden Leidenschaften und ungeordneten Gewohnheiten zwischen JesuS Christus und die Kindesseel« drängen. Lr will die jungen ') I. Kor. 10, 17. -) Joh. 17, 1V. S». ') Luk. 2», 1V. >) Mark. 10, IS.