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— Sächsische BolkS-eituug Seite 2 Das Militärpfarramt aber sagt dem eifrigen Orga nisten, Herrn Lehrer Jünemann, sowie allen, die unsere Verwundeten mit Spenden bedacht haben, in deren Namen kameradschaftlichen Dank und bittet recht herzlich auch weitere Kreise um ihr Scherflein, das den wunden Kriegern in den Leipziger Lazaretten Freude machen soll. Sächsischer Landtag Zweite Kammer. Dresden, 20. Januar. Zur Beratung stehen zu nächst mehrere Etatkapitel. Bei Kap. 29, Landtagskosten betreffend, beantragt der Berichterstatter Abg. Hettner (natt.), die Einnahmen mit 5000 Mark nach der Vorlage zu genehmigen und die Ausgaben mit 449 585 Mark nach der Vorlage zu bewilligen. Abg. Günther (Fortschr. Vp.) wünscht Bereitstellung einer größeren Anzahl von Arbeitszimmern für die Abge ordneten im Ständehaus. Die Regierung nehme verhält nismäßig zu viele Zimmer für sich in Anspruch. Staatsminister Graf Vitzthum v. Eckstädt be dauert, bei der Beschränktheit der Räume, diesem Wunsche nicht entgegenkommen zu können. Präsident Dr. Vogel: Die Frage gehöre zur Kompe tenz der Präsidenten. Diese würden versuchen, dem ge äußerten Wunsche nach Möglichkeit Rechnung zu tragen. — Der Antrag der Deputatton wird hierauf einstimmig an genommen. Einstimmig und debattelos werden bei Kap. 30 des ordentlichen Etats, Stenographisches Landes amt, die Einnahmen mit 1250 Mark genehmigt und die Ausgaben mit 81 575 Mark bewilligt. (Berichterstatter Abg. Hettner) lieber .Kap. 32, G e s a m t m i n i ste r i u m und Staatsrat. und sdap. 33, Ka b i n e tt s ka n z l ei, be richtet Abg. Dr. Hähnel (kons.) und beantragt, die Aus gaben mit 41 743 Mark bezw. 10 195 Mark nach der Vor lage zu bewilligen. Abg. Günther (Fortschr. Vp.): Nach den gestrigen Ausführungen des Finanzministers in der Ersten Kammer scheint man die neuen Steuerpläne für das Reich und die Bundesstaaten bereits beraten und sich über die Grundzüge geeinigt zu haben. Wenn der Finanzminister sagte, daß sich unsere Regierung mit der ReichSrcgierung in lieber- einstimmung befinde, so kann damit nur gemeint sein, daß die direkten Steuern auch künftig den Einzelstaaten Vor behalten bleiben sollen. Ter Mehrbedarf des Reiches darf nicht durch indirekte Steuern allein gedeckt werden. Die Erbschaftssteuer könnte weiter auSgebaut werden. Es wächst von Tag zu Tag daS Interesse an der Frage, welche Monopole das Reich einführen will. Präsident Dr. Vogel bittet, auf diese Fragen heute nicht näher einzugehen. Abg. Dr. Hähne! (kons.) erklärt, mit diesen tief einschneidenden Fragen werde sich die Finanzdeputatton ^ in den nächsten Tagen eingehend beschäftigen. — Das HauS nimmt hierauf die Anträge der Deputation cinstim- nng an. Zu Kap. 36a des ordentlichen Etats, Oberverwal- tungsgericht betreffend, beantragt der Brichterstattcr Abg. Schreiber (kons.), die Einnahmen mit 23 310 Mark zu genehmigen und die Ausgaben mit 261 346 Mark zu be- wiüiaen. Abg. Uhlig (Soz.): Das Oberverwaltungsgericht scheint sich nach und nach als ein Organ der Regierung zu entwickeln und deren Vettvaltungsmaßnahmen durch seine Rechtsprechung zu decken. Bei einer Entscheidung über den Religionsunterricht der DissiLcntenkinder hat es recht eigen- tümliche Grundsätze entwickelt. Staatsminister Dr. Beck: Die Regierung hat keiner lei Einfluß auf die Rechtsprechung des Oberverwaltungs- gerichts. Die Angelegenheit des Religionsunterrichts der Diffidcntenkinder betrifft nicht Sachsen, sondern Neuß. Nach kurzen Erwiderungen deS Abg. Uhlig und des Staatsministers Grafen Vitzthum v. Eckstädt bemerkt Vize- Präsident Opitz (kons.): Wir verurteilen jede Kabinetts- lustiz, aber auch jede Parlamentsjusttz. Herrn Uhligs Auffassung über die Rechtsprechung des Oberverwaltungs gerichts scheint mir nicht objektiv, sondern von Parteirück sichten geleitet zu sein. — Danach werden die Anträge der T«mtation einstimmig angenommen. Hierauf erledigt die Kammer verschiedene Rechen schaft s s o ch e n , über die Abg. Barth (kons.) berichtet. Die betreffenden Etatüberschreitungen werden debatteloS genehmigt. Alsdann erstattet Abg. Schreiber (konf.) Bericht über die sogenannten Polizeikapitel des Etats. Ohne Aus- spräche werden nach der Vorlage genehmigt: bei Kap. 47, Gendarmerieanstalt, die Einnahmen mit 30 200 Mark, die Ausgaben mit 1615 910 Mark, bei Kap. 47a, Landes kriminalpolizei, die Einnahmen mit 400 Mark, die Aus gaben mit 9A 455 Mark, bei Kap. 48, Polizeidirektion zu Dresden, die Einnahmen mit 1 104 708 Mark, die Aus gaben mit 3 739 314 Mark, und bei Kap. 49, Sonstige Zweige der Sicherheitspolizei, die Ausgaben mit 205200 Mark. Gegen die Kapitel 47 und 48 stimmen die Sozial demokraten. Bei Kap. 62. Botanischer Garten und Pflanzenphysio- logische Versuchsstation zu Dresden, werden nach der Vor lage debattelos die Einnahmen mit 7200 Mark, die Aus- gaben mit 127 147 Mark, darunter 15000 Mark künftig wegfallend, und bei Kap. 63a. Landeswetterwqrte. nach der Vorlage die Einnahmen mit 1900 Mark, die Ausgaben mit 88775 Mark, darunter 2000 Mark künftig wegfallend, be- schlossen. (Berichterstatter Abg. Schwager (Fortschr. Volkspartei). Nächste Sitzung: Dienstag den 1. Februar vormittags l> Uhr. Tagesordnung: Kultuskapitel. Der Weltkrieg Der österreichisch-ungarische Tagesbericht Wien. (W. T. B.) Amtlich wird verlautbart den 20. Januar 1916: Russischer Kriegsschauplatz. Die neue Schlacht an der beßarabischen Grenze hat a n Heftigkeit zugenommen. Außer den schon gestern gemeldeten Angriffen, die alle in die frühesten Morgen stunden fielen, hatten unsere braven Truppen, ihnen voran die Budapester Honved-Division, bis in den Nachmittag hinein fast stündlich an verschiedenen Stellen zwischen Toporoutz und Bojan zähe Anstürme überlegener Kräfte abgeschlagen. Der Feind drang im Verlaufe der Kämpfe einigemal in unsere Schützengräben ein, wurde aber immer wieder im Handgemenge, einmal durch einen schneidigen Gegenangriff der Honved-Regimenter Nr. 6 und Nr. 30, unter schweren Verlusten zurückgeschla gen. Das Vorgelände unserer Verschanzungen ist mit russischen Leichen übersät. Im Gefechtsraum einzelner Bataillone wurden 800 bis 1000 gefallene Russen gezählt. Die anderen Fronten der Armee Pflanzer-Baltin stan den den ganzen Tag hindurch unter russischem Geschützfeuer. Auch bei der nördlich anschließenden Front in Ostgalizien gab es kurzen Artilleriekampf. Italienischer Kriegsschauplatz. Keine besonderen Ereignisse. Südöstlicher Kriegsschauplatz. Keine besonderen Ereignisse. Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabs: v. Hofer, Feldmarschall-Leutnant. Der türkische Bericht K o n st a n t i n o p e l, 20. Januar. (W. T. B.) Be richt des Hauptquartiers: An der Kaukasusfront gestern keine wichtigen Vorgänge. Ein feindliches Kavallerie- Regiment, das gegen unsere Stellungen Vorgehen wollte, mußte sich infolge unserer Gegenmaßregeln zurückziehen. — An der Dardanellenfront warfen ein Kreuzer und ein Monitor einige Geschosse auf die Umgegend von Teke- Burun und Seddul-Bahr. Unsere Artillerie erwiderte. Sonst nichts Neues. Vom westlichen Kriegsschauplatz Die Gesamtbeutc der Zentralmächte. „Gazetta Polska" teilt mit, daß die Beute der Mittelmächte auf allen Kriegs schauplätzen in den 17 Kriegsmonaten betrage: 470 000 Quadratkilometer eroberten feindlichen Landes, 3i/L Mil lionen Gefangene, 10 000 Geschütze, 40 000 Maschinen- gewehre, wozu noch riesige Mengen sonstigen Kriegs- Materials kommen. Zu der Meldung französischer Blätter, daß 2 0 000 deutsche Soldaten nach der Schweiz desertiert seien, und daß ein Genfer Abgeordneter den Bundesrat um ihre Internierung zur Sicherheit des Landes ersucht habe, bemerkt das „Berner Tageblatt": Natürlich wird dieser Unsinn nur in Frankreich geglaubt und verbreitet, um den Mut der französischen Landbevölkerung künstlich zu heben. Vom russischen Kriegsschauplatz Dem Abschluß der Neujahrsschlacht, die in Artillerie geplänkel auslief, ist sehr rasch eine zweite Durch bruchsschlacht an der beßarabischen Front gefolgt. Der den Ententegenossen, der russischen Armee und dem russischen Volk versprochene Sieg soll mit allen Mit teln und unter allen Umständen erzwungen werden. Die in den letzten Tagen aus den ungeheueren Menschenbehältern hinter der beßarabischen Front heran- gcführten Truppen werden seit heute früh in derselben rücksichtslos mörderischen Weise eingesetzt, wie in der vorhcrgcgangenen Schlacht und wie im schreck lichen Karpathenwintcr des vorigen Jahres. Wieder richtet sich der Hauptstoß des Angriffes gegen den Raum von Toporoutz. Während des heutigen Vormittags liefen die Russen viermal in dichten Massen gegen unsere Stellungen Sturm, um, wie bisher, immer mit ungeheueren Verlusten zurückgeworfen zu werden. Man darf auch diesmal wieder der Entwicklung der Dinge mit Zuversicht entgegensehen. Vom Balkan-Kriegsschauplatz König Nikita hat in Grcchowo dem General v. Koeveß seinen Degen überreicht. Die montenegrinischen Generale Distovic und Valutovic sind zu den Serben ent wichen. Die montenegrinische Regierung überträgt die Ver- trctung ihrer Interessen in Italien dem spanischen Ge sandten, ebenso in Frankreich. Die Gesandten des Vierverbandes haben kurz vor der Kapitulation der montenegrinischen Regierung dieser die unversehrte Rückgabe des Landes im siegreichen Friedens schluß unbedingt garantiert. Nikita traute aber dem „sieg reichen Friedensschluß" nicht, sondern streckte die Waffen. Bulgarische Stimme« sind wohl für die Abtretung des Lovcen an Oesterreich-Ungarn, aber für eine Entschädigung aus Serbien, sodaß der Frieden ein vergrößertes Monte negro bringen würde. Dü' Nachricht von der Waffen- strcckung hat in Sofia und in ganz Bulgarien großen Ein druck gemacht. Der serbische Ministerpräsident und andere serbische serbische Minister sind auf Korfu eingetroffen. Tie Verbindung mit Griechenland ist plötzlich voll ständig unterbrochen. Man darf annehmen, daß die Entscheidung Griechenlands unmittelbar bevorsteht. Die Tätigkeit der Mittelmächte gegen die auf grie chischem Gebiet stehenden Vierverbandstruppen hat nach ! i dem „Dilag" begonnen. Die Kanonade dauert schon zwei I Tage. An der griechischen Grenze sind viele großkalibrige Kanonen aufgestellt. Ueber einen Angriff auf Dedeagatsch meldet die Bulg. Telegr.-Agentur amtlich: Am 18. Januar, 8 Uhr vor- mittags, erschien ein feindliches, aus 24 Kriegseinheite» bestehendes Geschwader vor Dedeagatsch. 9 Uhr 42 Min. vormittags eröffnten die Schiffe das Feuer auf die Stadt und die umliegenden Höhen. Mittags war die Beschießung beendigt, worauf die Schiffe hinausfuhren auf die hohe See. Der Beschießung fielen keineMenschen- leben zum Opfer: vier Pferde wurden getötet. A» demselben Tage kreuzte ein aus 16 Schiffen bestehendes feindliches Geschwader von 8 Uhr vormittags bis 1 Uhr nachmittags in der Bai von Porto Lagos. Um 1 Uhr 6 Min. nachmittags begannen die feindlichen Schiffe die um Porto Lagos gelegenen Höhen zu beschießen. Sie unterbrachen das Jener erst um 5(H Uhr nachmittags, lvv- rauf sie sich in der Richtung gegen die Insel ThasoS ent- fernten. Es waren keine Opfer zu beklagen. Uebrr die türkische Beute auf Gallipoli wird gemeldet: Die Türken erlangten 1000 Pferde und Maulesel, 10 brauch- bare und 18 unbrauchbare Geschütze, 61 Maschinengewehre. 1400 Gewehre, 21 Munitionskarren, 40 Geschützwagen. 61 000 Kisten Artilleriemunition. 650 000 Kisten Infanterie- Munition, 2055 Bomben, 2500 Infanterie-Schutzhelme, 2200 Zelte, 550 Tragbahren, 9500 Fahrzeuge, 6200 Mäntel, 3500 Stück wollene Unterzeuge, 15 660 Kisten mit Fleisch- Konservenbüchsen, etwa 100 000 Büchsen sonstige Lebens mittel, 280 Automobile, 18 Stationen drahtloser Tele- graphie, zwei vollkommen ausgerüstete Feld- lazarette usw. Tie Verluste der Engländer betrugen, wie der holländische Berichterstatter meldet, bei den letzten Gefechten 1200 Gefangene und 3000 Tote. Kaiser Franz Joseph hat dem König der Bulgaren die Würde eines österreichisch-ungarischen Feld mar- schalls verliehen. Das kaiserliche Handschreiben hier über wurde dem König Ferdinand am 17. Januar vom Gardekapitän Grafen Lonyay übergeben. In Nrsch fand am Mittwoch nach der Parade noch große Galatafel statt, bei welchem Kaiser Wilhelm und Zar Ferdinand überaus herzliche Trinksprüche austauschten. König Konstantin und die ganze griechische Regierung sind selbsttedend noch in Athen. Gegenteilige Mitteilungen sind falsch. Zur Unterwerfung Montenegros Ein Mitarbeiter der „Tägl. Rundsch." in Lugano schickte Sonntag abend einen Bericht ab, der klar beweist, daß die Unterwerfung Montenegros schonSonntagbe- schlosseneSachc und den regierenden Kreisen Italiens schon bekannt war, als dort die öffentliche Meinung über die Tatsache selber noch im Dunkel erhalten wurde. Deutsches Reich — In der bayerischen Abgeordnetenkammer kam e- am Mittwoch zu stürmischen Kundgebungen für Oesterrerch- Ungarn. Anläßlich -er Nachricht von der Waffenstreckung Montenegros feierte Präsident Dr. v. Orterer Armee und Flotte der uns befreundeten Monarchie, wobei er lebhafte Zustimmung fand. — Reichstagsersatzwahl in Sangcrhausen. Die Reichs- tagsersatzwahl für den verstorbenen Reichstagsabgeordneten Hofbesitzer Wamhoff ergab die Wahl des Landtagsabge- ordneten Handelskammersyndikus Wilhelm Hirsch ans Essen. Ein Gegenkandidat war nicht aufgestellt. — Der preußische Staatsminister und ehemalige Mi- nister für Landwirtschaft, Forsten und Domänen Viktor v. Podbielski ist in der vergangenen Nacht in Berlin einem Herzschlage erlegen. Aus dem Ausland Holland — Gegen die englische Blockade sind in Holland euer- gische Maßregeln geplant. Sämtliche Minister und die Führer aller Parteien sind im Haag zu einer Beratung versammelt. Aus Stadt und Land Dresden, den 21. Januar ISIS —* Seine Majestät der König ist heute früh 7 Uhr 36 Min. zu zweitägigem Aufenthalt nach Leipzig abgefahren. >. —'De. König!. Hoheit Prinz Ern ft Heinrich ist heute von der Westfront kommend, zu mehrwöchigem Urlaub in Dresden eingetroffen. Prinz Ernst Heinrich wirk» an einem Vorberettungskursus zwecks Ablegung der Matu ritätsprüfung teilnehmen. —' Der Geburtstag des deutschen Kaisers wird m den Garnisonen Sachsens ebenso wie im vorigen Jahre der Zelt entsprechend gefeiert werden. Vormittags findet Gottesdienst in den Garnisonkirchen bezw. Teilnahme an solchen statt; mittags erfolgt in den größeren Vapnisonen Paroleausgabe, in den kleineren Appell mit Ansprache an die Offiziere und Mannschaften. —* Die gestrige zweite (337t.) öffentliche Sitzung der Stadtverordneten wurde vom Vorsteher Oberjustizrat Dr. Stöckel eröffnet. Nach Eintritt tn die Tagesordnung bewilligte das Kollegium ohne Aussprache einstimmig 4'/^ Mill. Mk zur Bestreitung der durch den Krieg hervorgerufenen außerordentlichen Ausgaben. Ober bürgermeister Blüher dankte allen Herren nnd Damen, die an der Kriegsorganisation tätig sind. Dann beschäftigte man sich mit der Wettergewährung der zunächst bis Ende Dezember 1915 bewilligte» Teuerungszulagen an gewisse städtische Beamte. Angestellte und Arbeiter auf die Dauer des Krieges. Es berichteten die St -V. Kuntzfch, Christoph und Holst. Die für die Teuerungszulagen erforderlichen Mittel betragen 840000 M. St -V. Unrasch wandte sich lediglich gegen die Gewährung von Teuerungszulagen an > Ledige, die noch den Haushalt der Eltern teilen, wenn der