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lohnt sich nicht, auf diese mit einer unglaublichen politischen Naivität dargelegte Begründung einzugehen. Jedermann und am meisten die sozialdemokratischen Wähler würden hell auflachen, wenn inan ihnen als Beweggrund ihres roten Stimmzettels die Begünstigung der Katholiken oder gar die Romreise zntranen wollte. Nur reine Kinder sehen solche Di ige als das Alpha und Omega der Wählerschaft an; sie glauben, datz sie sonst nirgends der Schuh im Deutschen Reiche drücken könne, als die Zusicherung der Aufhebung des tz 2. Wer es nicht glaubt, welche Gründe im Evang. Bunde Politik machen und womit sie dem Grafen Bülow vom Stangerl stoßen möchten, der lese obige Stellen des Herrn Pastor Gründler nochmals gründ lich; wir überlassen das Urteil darüber den politisch ge reifteren Geistern. Es scheint in der Tat die „Köln. Bolkszeitnng" nicht unrecht zu haben, als sie vor einigen Tagen behauptete, es müsse em förmliches Konsortium bestehen, um die Welt mit Lügennachrichten zu überschütten, dadurch Berwirrnng zu säen und den Reichskanzler wegzuärgern, denn sobald der eine Jntrignant entlarvt ist. steht gleich ein neuer wieder da. Dennoch zweifeln wir sehr daran, daß es solchen plumpen Manövern gelingen sollte, den scharf blickenden Kaiser über die Beschaffenheit der Kanzlerpolitik ins Wanken zu bringen. Bisher hat die Erfahrung ge lehrt. die Kaiserpolitik decke sich genau mit der Politik seines Kanzlers. Er wird sich wohl sagen, daß ein andrer Kanzler den Herren des Evang. Bundes ebenso wenig ge nehm sein würde, so lange er sie nicht in ihrem Bestreben unterslützt, einen frischen, fröhlichen Kulturkampf in Szene zu setzen. W. Die Balkanwirreri ziehen sich immer drohender zusammen und immer deut licher tritt die Perspektive eines Eingreifens der Mächte in den Vordergrund. Vom Standpunkte europäischer Kultur betrachtet, ist es wahrlich ein trübes Bild, das die Vorgänge in Mazedonien zeigen, ja es ist ein jeder Kultur und Gesittung Hohn sprechender Skandal. Wir sehen, wie ein Verbrechen das andere ablöst. Scheußliche Morde und Massenabschlachtnngen wechseln mit Brandstiftungen, Raub und Dpnamitattentaten. Mit beschränkten Armen sehen die Großmächte sich dies Schauspiel au, und keine Hand rührt sich, um in die so furchtbaren Wirrnisse helfend und lösend einzngreifen. Mit Staunen fragt man sich, ob das etwa die rechte Art ist, im 20. Jahrhundert Knltnranfgaben zu lösen! Inzwischen dämmert immer mehr die Ahnung ans, daß es so nicht weiter gehen kann und wird. Die türkische Negierung befindet sich völlig m> «löiouto. Sie steht den Dingen ratlos gegenüber und hat anscheinend kein Macht mittel mehr, um die immer weiter um sich greifende Revolution einzndämmen. Und auch für die in den Balkan- ländern lebenden Ausländer wird die Situation von Tag zu Tag gefährlicher. Amerika sieht dies ein und ergreift schon jetzt seine Präventivinaßregeln. Präsident Roosevelt hat angeordnet, daß ein amerikanisches Geschwader nach dem Bosporus geht, obwohl eS jetzt festsleht, das; der amerikanische Vizet'onsnl in Beirut weder getötet noch ver wundet ist, ja das; überhaupt gar kein Attentat ans ihn vollführt wurde. Auch das russische Geschwader ist noch nicht heimgekehrt, sondern kreuzt noch immer in der Nähe des Bosporus. Von den Fürsten benachbarter Staaten aber werden Aenßerungen kolportiert, die nichtsweuiger als beruhigend klingen. König Peter I. von Serbien hat bei einem öffentliche» Anlaß in einer Rede erklärt, das; Serbien seiner schlagfertigen Truppen vielleicht bald benötigen werde, und Fürst Nikita von Montenegro hat sich dahin geäußert, das; Montenegro sich vielleicht bald gezwungen sehen werde, im Interesse des Vaterlandes in die Dinge aktiv einzngreifen. Sogar Fürst Ferdinand von Bulgarien, den man Mangel an Langmut jedenfalls nicht nachsagen wird, kehrt nach seiner Residenz zurück, nachdem er sich auf seinen ungarischen Gütern den Mut geholt hat, der Gefahr ins Auge zu sehen. Im Zusammenhang mit diesen Dingen gewinnt der Hinblick ans die angekündigte Zusammenkunft des Kaisers von Rußland und des Kaisers von Oesterreich in Wien stark an Bedeutung' und es liegt die Vermntnng nahe, das; es sich bei diesem Besuche keineswegs um eine harmlose Frühslücksgelegenheit, sondern um einen ernsten Meinungs austausch handeln wird, der möglicherweise von den weit- tragendsten politischen Folgen begleitet sein dürfte. Ein Korrespondent des „Dailv Telegraph" will sogar schon einigermaßen wissen, was kommen werde. Er schreibt seinem Blatte ans Petersburg, das; die russische Negierung Pläne verfolge, die ungefähr mit den Forderungen des Nevolntionskomitees übereinstinnnen. Rußland ist darnach bemüht, die Zustimmung Oesterreichs zu erlangen für die Einsetzung eines von Rußland und Oesterreich zu wählen den christlichen Gouverneurs in Mazedonien. Der Gouverneur soll türkischer Untertan sein. Die Wahl soll, um die Empfindlichkeit des Sultans zu schonen, in die Form ge kleidet werden, das; die beiden Mächte ihren Kandidaten dem Sultan „empfehlen". Der Zustimmung der Türkei glaubt man in Petersburg gewiß z» sein. Der Korrespondent meint, das; Rußland so. ohne einen Schuß abznfenern, das schwierige Problem lösen könne. Die oben schon angeführte Nachricht, das; die russische Flotte noch immer in der Nähe des Bosporus kreuzt, ge winnt im Vergleich mit dieser Meldung eine eigenartige Beleuchtung. Daneben wird gemeldet, die Türken wollten aus einer anfgefangenen Korrespondenz des Nevolntions- führers mit russischen Panslawisten festgcstellt haben, das; die Insurgenten ans panslawistischen Kreisen viele Geld mittel beziehen. Es ist ja anziinehmen. das; eS sich bei den Mitteilungen des Korrespondenten des „Daily Telegraph" eher um kühne Kombinationen handelt, als mit irgend etwas anderes, und auch den verschiedenen und oft sich widersprechenden Meldungen vom RevolutionShcrd wird man znm Teil ein gesundes Mißtrauen gegenüberstcllen dürfen. Allein es läßt sich doch ans demchon alleil Seiten herbeigeströmten Material die eine Wahrscheinlichkeit mit Bestimmtheit heransschälen, das; eS in nächster Zeit zwischen den Großmächten zu Beratungen und Entschließungen kommen wird, die den grauenhaften Zuständen in Maze- donien aus Grund eines einheitlichen Vorgehens ein Ende bereiten. Daß damit nicht zu lange gezögert werde, ist der allseitige Wunsch der zivilisierten Menschheit. Und es ist eine notwendige, unabweisbare Forderung des Christen- tilms und der Kultur. Politische Rundschau. Deutschland. — Der Präsident des preußischen evangelischen Ober kirchenrats Dr. Barkhausen. der an der Beisetzung des verstorbenen Generalsuperintendenten Nehmitz in Bres lau teilnehmen wollte, wurde im Tranerhause von einem Herzschlage befallen, der seinen sofortigen Tod herbei führte. — Eine Anerkennung von kompetenter Seite. Die Julinnmmer der Zeitschrift für das Armenwesen enthält voii Stadtrat Ilr. Münsterberg in Berlin eine ausführliche Besprechung des großen Werkes Handbuch der Kranken- versorgnng und Krankenpflege von Liebe, Jacobsohn und Meyer. Wie Münsterberg angibt, gehört zu den besten Stücken des ganzen Werkes der Abschnitt über die geschicht liche Entwickelung der Krankenpflege und darin wird über die Zeit nach der Reformation folgendes festgestellt: „Während die beiden ersten Jahrhunderte nach der Re formation eine große Unfruchtbarkeit in den Werken der protestantischen Nächstenliebe ansiviesen, entwickelte sich im 10. nnd 17. Jahrhundert die Armen- und Krankenpflege in der katholischen Bevölkerung in so erstaunlicher Weise, das; sie alles bisher Dagewesene durch die Reinheit ihrer Zwecke nnd ihre außergewöhnliche Leistungsfähigkeit übertraf." — Ueber den Kölner Katholikentag äußert sich die offiziöse „Nordd. Allg. Ztg." wie folgt: „In hervor ragenden; Maße ist das öffentliche Interesse in der ver gangenen Woche von den; in Köln abgehaltenen öO. Ka tholikentag gefesselt worden. Der Verlauf dieser Jnbilänms- Versammlnng war glänzend, sowohl was die Zahl der Besucher und die festlichen Veranstaltungen anlangt, als was die Liste der Redner und die Aufnahme ihrer Ans- führnngen betrifft. Die Organisation des Zentrums, die Stellung seiner Führer nnd die Treue der Massen seiner Anhänger gelangte so znm Ausdruck, daß, lediglich von der politischen Seite betrachtet, eine andere bürgerliche Partei diesen; Katholikentage schwerlich etwas Gleichwertiges zur Seite zu setzen vermag. Angenehm berührte vor allem die Zurückweisung jeden Einflusses konfessioneller Zuspitzung ans das politische Leben nnd die Betonung der patriotischen Gesinnung aller Teilnehmer der Versammlung. Diese Seite des Jubiläums-Katholikentages trat besonders bedeut sam in den Ansprachen des Erzbischofs von Köln, des Kardinals I)r. Fischer, in die Erscheinung, und die Be merkung des Kardinals, das; der ein Verräter an; Vater lande sei, der in dieser ernsten Zeit, wo der Geist des Umsturzes an der Zerstörung von Thron und Altar arbeite nnd an; Lebensmark unseres Volkes nage, die konfessionelle Spaltung erweitere und diese beklagenswerte Kluft, die mitten durch das Herz der Nation gehe, zu einer noch inehr klaffenden machen wolle, verdient weit über die Kölner Katholikenversammlung hinaus gehört zu werden. — Der Evangelische Bund hat am 10. August in Lyck, Regierungsbezirk Gumbinnen, den Nachweis erbracht, daß er sehr empfindlich in Glanbenssachen ist. In Lyck gibt es sehr wenige Katholiken, nicht einmal eine katholische Schule. Bei der Neichstagswahl wurde in; ganzen Re gierungsbezirk keine Stimme für das Zentrum abgegeben, die Katholiken wählten konservativ. Da sollte nun an; genannten Tage die kath. Kirche eingeweiht werden. Zun; Empfange des Weihbischofs Hermann hatte die kath. Ge meinde mit polizeilicher Genehmigung eine Ehrenpforte aus gestellt, »vorauf die Inschrift war: „Gelobt sei, der da kommt, in; Namen des Herrn." Flugs gab der erst kürz lich gegründete Zweigverein des Ev. Bundes einen ge harnischte»; Protest gegen de»; Mißbrauch dieser Bibelworte heraus, »veil damit das evangelische Bewnßtseiu verletzt werde. Der Ev. Bund hat sonst i»; seinen Kreise»; eine vollkommen willkürliche Auslegung der Bibelworte, und protestiert »sicht dagegen, wenn man auch die Gottheit Christi, die Auferstehung und die Dreifaltigkeit leugnet. Hier aber fühlt er sich verletzt, »veil die Katholikei; de»; Vers 20 des Psalms 117 ans den Weihbischof anwenden, der in; Namen des Herrn konunt. Das ist Pharisäismus! Die „Köln. Ztg." bemerkt zu diesem Hetzstückchen sehr- richtig: „Man muß schon ei»; starkes Verlange»; nach Störung des konfessionellen Friedens haben, wenn man mit solche»; Angriffe» einen Streit von; Zanne bricht." — Das Verschwinden der nationalsozialen Partei von der polischen Schaubühne ist »um zur Tatsache geworden. Der Göttinger Parteitag hat sich einhellig den; Anträge des Pfarrers Naumann auf Auflösung des Partei- organismus angeschlossen. Aber so schön, wie das „Berl. Tagebl." es sich ansgemalt hat, werden sich die Dinge in;»; doch nicht gestalte»;. Die Auslösung der national- soziale»; Partei bedeutet keineswegs eine Verschmelznng aller ihrer Elemente mit der Freisinnigen Vereinigung. Vielmehr zerspritze»; diese Elemente i»; alle vier Winde. Einen Teil bekommt die Freisinnige Vereinigung und dieser gehöre»; die Führer Naumann, Professor Sohn; und Gerlach an. Andre aber gehen i»; das Lager der Sozialdemo- krate»; über. Man weiß »sicht, ob sie die rote Jnternatio- nale zum „Natioi;al"sozialisn;us zu bekehre»; gedenken oder ob sie selber das nationale Banner i»; die Tasche»; zu stecke»; gesonnen sind. Wieder andere wolle»; Anschluß an die uationalliberale»; Jngendvereine suche»; uud der Rest bleibt „wild". Also wird vo»; keiner Seite ei»; großer Gewinn eingeheimst, was auch das „Berl. Tageblatt" zu merken scheint, dem; eS meint vorsichtiger Weise: „Freilich wird der neue Zuwachs der Freisinnige»; Vereinigung erst zu beweisen habe»;, was er unter den veränderten Umständen zi; leisten vermag. Davor; »vird sein Einfluß abhängen, de»; er auf die weitere Entwickelung des Liberalismus aus- znübei; vermag." Das heißt also, man ist durchaus nicht gesonnen, den Nationalsozialen, ihren optimistischen Wünschen entsprechend, zuvörderst einen Platz an der Sonne, d. h. an der Leitung der Freisinnigen Vereinigung zuzugestehen. Die schönen Auge»; allrin tuns nicht. Denn auch dort versteht man sich sehr wohl auf die Wahrnehmung des Grundsatzes: Leistung und Gegenleistung. Das „Berl. Tagebl." glaubt im Uebrigen, daß der Bund von Dauer sein werde, und freut sich „daß der Liberalismus doch noch tiefe Wurzeln im Volksempfinden hat". Sehr schön gesagt! Aber daß dieser Satz gerade durch die Auflösung der Nationalsozialen erwiesen werden soll, das verstehe wer kann. Auch die „National-Zeitung" »nacht ein recht freundliches Gesicht. Sie ist froh, daß nun einer von den vielen Rissen, die in den; liberalen Bürgertum leider klaffen, ausgefüllt »vird und versichert in edlem Liebeswerben: „Wo die Nationalsozialei; mm ihrerseits nach dieser Richtung (d. h. der nationalliNralen Jugendvereine. D. Red.) Anschluß suche»;, »vird inan ihnen sicherlich keine Schwierigkeiten in den Weg legen." So sucht man also vo»; den verschie densten Seite»; die Reste der Mahlzeit aufznschnappen. Wir fürchte»; nur, daß keiner der Hungrige»; recht satt werden »vird. Oefterreich-Ung«rrr. — Aus Anlaß der Ankunft des Königs Eduard sind die Straße»; Wiens festlich geschmückt. König Eduard wurde vom Kaiser an; Bahnhofe empfangen. Die Begrüßung der beide»; Monarchei; war eine herzliche. Der Kaiser eilte auf de»; König zu nnd die Monarchen umarmten sich auf das Herzlichste. Nach Begrüßung der Erzherzöge nnd Würden träger bestiege»; die Monarchen einen ö. in Danmont be spannte»; Wage»; zur Fahrt nach der Hofburg. Die Menschenmenge empfing den König Eduard auf dem ganze»; Wege mit Hochrufe»;. — Die Aukunst des Königs Eduard in Wien erfolgte am Montag nachmittag '» Uhr. Daily Telegraph bespricht den Besuch des Königs Eduard in Wie»; und führt aus, es gebe mir eine Frage vo»; hervorragender Bedeutung, bei der England und Oesterreich-Ungarn in hohem Grade interessiert seien, das sei die orientalische. Anspielend ans die Fortschritte, die Bosnien nnd die Herzegowina in österreichischer Verwaltung gemacht, schreibt das Blatt weiter, für die Bewohner der noch übrigen europäischen Provinzen der Türkei würde es gut sein, wenn sie unter dieselbe führende Hand gebracht werden könnten und wenn Oesterreich und Rußland mit einer gewissen Vollmacht in diesen; Sinne betraut würden. Die meisten Engländer würden gern sehen, daß diese Vollmacht bedeutend erweitert werde, solange Oesterreich i»; der Lage sei, seine Rechte nnd Ansprüche zu wahren und den gleiche»; Druck anszuüben, »vie sei»; Kollege und Rival. AranVreich — Das Blatt „L'Epogue" will ans guter Quelle er fahren haben, daß die Reise des Präsidentei; Loubet nach Nom Ende Februar nächsten Jahres stattfinden werde; es sei »sicht zu bezweifeln, daß der Papst de»; Präsidenten empfangen werde. — Der hiesige bulgarische Gesandte erklärt im „Echo de Paris" alle in Wien verbreitete»; Gerüchte über eine Flucht des Fürste»; Ferdinand für falsch, ebenso seien die Gerüchte vo»; einer Verschwörung gegen ihn überaus abge schmackt; wenn die Lage des Fürsten auch angesichts der Ereignisse in Mazedonien Schwierigkeiten habe, so werde er diese doch zu lösen wissen ohne Konflikt mit der Türkei oder de»; Oppositionsparteien. Rußland. — Die erfolgte Ernennung des russischen Fiuanzministers Witte znm Vorsitzenden des Minister- konsitees ist vo»; großer Wichtigkeit. Das geht unzwei deutig aus den; Eruennuugsdekret hervor, i»; der es heißt, daß Herr Witte „gleichzeitig zur unverzögerten und erfolg reichen Beendigung der russisch-deutsche»; Handelsvertrags verhandlungen und, um seine nahe Bekanntschaft mit alle»; Bedürfnisse»; des Handels und der Industrie Rußlands auch fernerhin zu benutzen, die weitere Führung der im Finauzininisterinin siattfindendei; Verhandlungen mit Dentsch- land übertrage»;" sei. Hiernach hat der Wechsel in; russi schen Finanzministerinms ganz einfach die Bedeutung, daß Herr Witte entlastet werden soll, nn; sich de»; Handelsver- tragsverhandlnugen mit Deutschland umso intensiver widmen zu können. Mai; kann Herrn Witte hierfür ebe»; nicht entbehren und das ist ganz natürlich, wen»; inan sich ver gegenwärtigt, daß der bestehende Handelsvertrag zwischen Deutschland nnd Rußland vo»; ihn; gemacht »vorbei; ist nnd daß er ferner die Vorverhandlungen zu den; schweben den Vertrage bisher selbständig geleitet hat. Einen System wechsel bedeutet die Ernennung Wittes also ans keinen Fall. Diese Auffassung besteht auch an der Petersburger Börse, vo»; der den; „Berl. Tagebl." gedrahtet »vird, daß »na»; dort der Ansicht sei, Witte werde auch jetzt noch seine Hand über dein Finanzministerium halten, beziehnngsweise das letztere werde auch unter seinem Nachfolger im Witte schen Geiste geleitet werden. Man nimmt an, daß Witte sich jetzt vornehmlich den Handelsverträgen widmen werde und vielleicht zu einer noch höhere»; Stellung, nämlich dein Allste des Reichskanzlers, ansersehen sein könne. Auch in der „Nationalzeitung" finden »vir eine Andentnng im ähnlichen Sinne. Die russische Presse lobt ausschließlich die hohe»; Fähigkeitei; Wittes nnd erblickt in der Beförde rung einen Akt besonderen kaiserlichen Vertrauens. Die „Nowoje Wremja" sagt, „Witte »vird es verstehen, sehr kombinierte nnd wichtige Verpflichtungen zu übernehmen". Dazu »vird Herr Witte jedenfalls bei der Weiterführung der Handelsvertragsverhandlnngen Gelegeilheit genug finden. Nach einen; Telegramm ans Petersburg hat an; Sonn- abend bereits die erste Lesung des Hcmdelsvertragsentwurfs i»; einer Sitzung der deutsch-russischen Handelsvertrags- kommission stattgefnnden. Einige Blätter »vollen schon »visseil, daß alles recht schnell nnd glatt abgehen werde. Allein die Beförderung Wittes scheint uns mehr für einen „sehr kombinierten" und koinplizierten Status zu sprechen. Jedenfalls zeigt sie. welche Bedeutung die maßgebenden Kreise Rußlands den; neuen Handelsverträge mit Deutsch- land beilegen. Serbien. — Am Sonntag fand hier eine von ungefähr 8000 Personen besuchte Versammlung statt, wobei mehrere Reden von Serben aus Altserbien und Montenegrinern gehalten