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»10 A oi cx) «. <>i oo G. H«.00 s. «« B «^r> G. 00,60 ». «o.e» ». ir.so <s. ao.c» <s. 03,co B oo.po B. 05,00 «. »z.kv <s. >g,10 cs. 63 26 ». V4,«0 «. >8.75 B. 01,0« «. 01.S0 B. 01.00 S >0 60 08 60 G. S S6 G. 6.00 B. ri rr 631 Sv. 632 A«» 8traL«. Sk!v>' 8tr.72. »ist«r ak, caöt zweites Blatt Sächsische VolkSzeitNXg vom 29. Dezember 1910 Nr. 295 Aus Stadl und Land. (Fortsctzxsq ou« dem HauptLtatt.) —' Die Deutsche Landwirtschaftsgesellschaft hat Herrn Kommerzienrat Paul Pfund in Dresden, den Inhaber der weitbekannten Firma Gebe. Pfund, für seine uneigennützige Mitarbeit an den Aufgaben der Gesellschaft die große silberne Eyth-Denkmünze verliehen. —' Der Haushaltplan für die städtischen Straßenbahnen im Jahre 1911 ist in einer der letz ten Ratssitzungen nach den Vorschlägen des Herrn Bürger meisters Dr. Kretzschmar genehmigt worden. Hiernach ist die Einnahme aus dem Betriebe der einzelnen Linien unter Annahme einer dreiprozentigen Verkehrssteigerung, sowie eines Schähungsbetrages von 300 000 Mark Mehreinnahme durch die Tarifänderung auf 10523 000 Mark veranschlagt (-f- 315 000 Mark). Aus den Betrieben fiskalischer und Temeindeverbandslinien werden 498 400 Mark (-s- 68 800 Mark) erwartet, davon 49 000 Mark von der unlängst in Betrieb gesetzten Linie Arsenal-Klotzsche. Die Kapital zinsen sind mit 89 000 Mark, um 15 700 Mark niedriger und die vermischten Einnahmen mit 7000 Mark, um 3000 Mark niedriger, veranschlagt. Die gesamten Einnahmen belassen sich ans 11 178 800 Mark (-s- 362 540 Mark). An Mehrausgaben sind hervorznheben: 286 800 Mark für Be soldungen und Löhne (3 457 600 Mark), 79 300 Mark für Stromentnahme (1750 300 Mark), 10 000 Mark für Hei zung. Beleuchtung und Reinhaltung der Dircktionsräunie, sowie Heizung und Reinhaltung der Bahnhöfe und Werk stätten (65 000 Mark), 10 044 Mark Abgabe an die Stadt kasse für Benutzung von Straßen und Plätzen (336 700 Mark), und 13 000 Mark für Pensionen an vormalige Be amte und Bedienstete. Beiträge zu Kassen usw. (125 000 Mark). Weniger sind u. a. vorgesehen: 34 500 Mark für Unterhaltung der Gleisanlagen (236 WO Mark). 24 000 Mark für Unterhaltung der Bekleidungs- und Ausrüstuugs- gegenstände (108 000 Mark) und 15 903 Mark als Zinsen- gutschrift für den im Betriebe befindlichen Ueberschußfonds (26 230 Mark). Für Abschreibungen sind 624 800 Mark bereitgestellt (-j-104 979 Mark). Die gesamte Ausgabe be läuft sich auf 11 160710 Mark (-s- 473953 Mark), so daß trotz der erhöhten Abschreibungen noch als Rücklage an den Betriesfonds 18 090 Mark verbleiben. —* Gegeitdic Absicht der freien Gewerk schaften, anläßlich der Hygiene-Ausstellung eine beson dere Heimarbeiterausstellung zu veranstalten, wendet sich eine Eingabe des Verbandes „Sächsischer Industrieller" an das Ministerium des Innern. Es heißt darin, daß sich der Verband mit der Errichtung einer Heimarbeiterausstellung auf dem Gelände der Hygieneausstellung nur einverstanden erklären könne, wenn die Gewerkschaften ihrerseits dem Vor schläge zustnnmen, daß eine Aufnahmejury gebildet wird, die aus einer gleichen Zahl von Arbeitern und Arbeitgebern unter Hinzuziehung unbeteiligter Dritter gebildet wird. Diese Aufnahmejnry muß über die Aufnahmefähigkeit der einzelnen Ausstellungsgegenstände entscheiden. Ferner muß Gewähr dafür geboten werden, daß die Stücklöhne objektiv in Stundenlöhne unigerechuet werden. Endlich sei zu for dern, daß bei allen Angaben über das Einkommen der Heimarbeiter streng geschieden wird zwischen den Kategorien der gelegentlichen Heimarbeiter und der beruflichen Heim arbeiter, die durch die Heimarbeit ihren ganzen Lebens unterhalt verdienen. Der Verband Sächsischer Industrieller hat an das Ministerium des Innern die Bitte gerichtet, in diesem Sinne auf die Leitung der Ausstellung einzuwirken, damit eine objektive Darstellung der Heimarbeiterverhält nisse ermöglicht wird. Döbrlu, 27. Dezember. Der Schlochthosvriwnlter Büsecker erlitt vor einigen Tagen einen Unfall dadurch, daß er abends bei der Heimkehr auf der Treppe seiner Wohnung auf die Pelerine trat und stürzte. Man fand ihn mit einer Wunde an der Stirn ohnmächtig aus der Treppe liegend. Nach mehreren Tagen stellte sich Geistes störung ein und am zweiten Weihnachttzfeieitage ist der erst 41jährige Mann verstorben. Er hinterläßt Frau und drei Kinder. Mittweid«, 27. Dezember. Der unter dem Verdachte, den Mord au der Frau Haupt verübt zu haben, verhaftete Mechaniker Luttettberg ist wieder aus der Haft entlassen worden. Rötha, 27. Dezember. Im Saale des Gasthofes zu Medewitzsch stürzte am ersten Weihnachtsfeiertage kurz vor Beginn einer Abendunterhaltung der brennende Kronleuch ter herab und verursachte ein Schadenfeuer. Durch schnelle Hilfe konnte der Brand lokalisiert werden. Schneeberg, 27. Dezember. Die Leiche, die im Herlar. grüner Forstreviere aufgefunden wurde, ist. wie sich jetzt herauSstellt die eines jungen Mannes Sch. aus Schneeberg und nicht die Leiche des Postgehilfen S. Steiobach, 27. Dezember. Hier ist der Schleifer Leinbach aus Schweina in einer Messerfabrik durch einen großen Schleifstein, der umkippte, erschlagen worden. Zittan, 27. Dezember. Hier wurden von der Polizei zwei Uhrennepper festgenommcn. Die Gauner, die sich jedenfalls falsche Namen beigelegt haben, legten meistens Kellner hinein, denen sie Uhr mit Kette im Werte von 2,60 Mk. für 12 bis 15 Mk. verkauften. — Im hiesigen Stadtiheotcr kam am ersten Fiiertage der neue, nach künst lerischen Motiven angefertigte Vorhang zum ersten Male in Gebrauch. Elxleben, 27. Dezember. Hier erstickte das 51 Jahre alte Fiäulem Ehrhardt dadurch, daß ihr beim hastigen Kuchenessen ein Stück in der Luftröhre stecken blieb. Halle a. S., 27. Dezember. Am Weihnachtsheiligabend wurde die Ehefrau eines Maurers, die von der Arbeit kam, am Ufer des Mühlgrabens von Unwohlsein befallen und stürzte die Böschung hinab in die Fluten. Sie erwachte in dem kalten Wasser aus ihrer Betäubung und arbeitete sich wieder aus dem etwa 1^ Meter tiefen Graben heraus ans Ufer, wo sie indes erneut die Kräfte verließen. Zwischen Gestrüpp blieb sie besinnungslos liegen. Bald umkreiste sie ein Schwarm Krähen', das fiel Leuten im nahen Botani schen Garten auf und sie eilten herzu und fanden die Leb lose, die dann unter ärztlicher Behandlung wieder zum Be wußtsein gebracht wurde. — Am ersten Weihnachtstage er litt das zehnjährige Töchterchen eines Schneidermeisters den Flammentod. Auf unaufgeklärte Weise explodierte die Petroleumlampe, das Oel ergoß sich über das Kind und setzte die Kleider in Flammen. Das arme Wesen erlitt so. schwere Brandwunden, daß cs alsbald starb. Gemeinde- und Veretnsnachrichten. 8 Dresden. (Kathol. Kasino.) Am Sonntag den 1. Januar 1911 findet die WeihnachlL- und Neujahrsfeier statt, bestehend in musikalischen Vorträgen, Gabenverlosung und Theater. 8 Dresden. (Kath. Arbeiterverein St. Joseph.) Freitag den 30. Dezember abends ^9 Uhr findet eine Versammlung der Fachabteilungen im Vereinslokale statt. Zahlreiches erscheinen der Mitglieder erwünscht. Sonntag den 1. Januar VereinSverfammlung. Die Generalver sammlung findet Sonntag den 15. Januar statt. 8 Leipzig. Ter kathcl. Arbeiterverein Leipzig» Zentrumveranstalteteam 1.Weihnachtsfeiertag nachmittags im Saale des kath. Gesellenhauses seine alljährliche Christ- bescherung. Der Saal war niit einem großen Christbaum festlich geschmückt. Der Feier wohnte Herr Prälat Juhr bei. Der Verein war in der Lage diesmal 84 Kinder mit wollenen Unterkleidern, sowie Acpscln, Nüssen, Apfel sinen und Pfefferkuchen beschenken zu können. Der Vize- Präses Herr Melde eröffnete die Feier mit einer kurzen Begrüßung worauf das Lud Stille Nacht, heilige Nacht gemeinsam gesungen wurde. Ein Mädchen brachte nun ein Weihnachtsgedicht zum Vortrag. Daraus folgte daS Weihnachtsstück „Das Gebet der Mutter" in drei Akten von G. Treß, gespielt von Kindern der Mitglieder unter Mitwirkung einiger Mitglieder des Jugendvereins. Hierauf hielt der Präses des Vereins Herr Kaplan Witkowski eine zu Herzen gehende Ansprache, in der er an die Bedeutung des Weihnachtsfestes erinnerte. Er ermahnte die Kinder, ihre Dankbarkeit durch Gehorsam und gutes Betragen zu beweisen. In einem Weihnachtsgedicht dankte ein Mädchen im Name» aller Kinder. Nach einigen allgemeinen Gesängen sprach der Vizepräses allen Mitwirkenden, die zur Ver schönerung des Abends beigetragen, den herzlichsten Dank aus, mit dem Wunsche, alle Mitglieder möchten sich am Neujahrstage abends pünktlich 8 Uhr ebenda zur Christ baumfeier einfinden. Die lieben Freunde und Gönner deS Vereins sind hierzu herzlich eingeladen. Sodann wurde die schöne Feier beendigt. 8 OelSuiy i. B. Der St. JosephS-Männervereiu hält zu Neuiahr seine diesjährige Generalversammlung verbunden mit Weihnachtsvergnügen im „Ratskeller" ab und zwar nachmittags 4 Uhr. Die geehrten Mitglieder werden herzlich gebeten, sich vollständig einzufinden. Gebe es Gott, daß diese Generalversammlung zum Nutzen sind Blühen des Vereins ausfallen möge. Vermischtes. V Zu einer aufregenden Hirschjagd kam es im Walde von Fontainebleau, wo ein kapitaler Zehnender von den Jagdgästen des Herrn Lebaudy gejagt wurde. DaS Tier geriet auf seiner Flucht vor den Hunden schließlich auf den Reitplatz der Artillerieschule in Fontainebleau und — 132 — „Nein, ich gebe Ihnen mein Wort darauf!" erwiderte Gaston und riß die Augen weit auf. „Und da sagen Sie, daß Sie verliebt sind? Meiner Treu, Sie ver dienen das Glück nicht, das ich Ihnen zugedacht habe . . ." „Wir gehen zu Geneviäve!" rief Dormeau freudestrahlend. „O nein! Wir gehen nur zu Frau Largeval und tperdeu bei ihr um die Hand ihrer Tochter anhalten, die sie uns aller Wahrscheinlichkeit nach nicht verweigern wird." Gaston stieß einen Freudenschrei aus und fiel Montussan um den Hals, ihn mit seiner Umarmung fast erstickend. „Ruhe, schöner Jüngling, nur etwas Ruhe, wenn möglich! Wenn ick, nicht über Sie wache, könnte wieder ein rücksichtsloser Omnibus dahergerollt kommen, und Genevidve wird nicht immer zugegen sein, um Sie zu retten." „Aber Sie sind zugegen, Sie, dem ich alles verdanke." „So eingebildet brauchen Sie nicht zu sein, verehrlicher Freund, um zu denken, ich gäbe mir nur in Ihrem Interesse so viel Mühe. In erster Linie geschieht cs im Interesse Ihrer schönen Base, die Sie sehr lieb hat." „Hat sie es Ihnen gesagt?" forsclrte Gaston angstvoll. „Das war nach dem famosen Oinnibusabenteuer nicht niehr nötig. Sie sind aber das Unikum eines begeisterten Liebhabers! Seit einer Stunde sage ich zu Ihnen: gehen wir zu Ihrer Braut, die Sie erwartet, und Sie halten mich fest, um die überflüssigsten Fragen an mich zu richten." „Sie haben recht, ich bin ein ungeschickter Tölpel. Doch werden Sie zu geben, daß man unter solchen Umständen den Kopf verlieren kann." „Ich gebe cs auf der Stelle zu, als ich auf der Stelle verrückt werden müßte, wenn mir Aehnliches widerfahren würde." Lucien und Gaston waren so sprechend auf die Straße hinabgelangt und schritten ihre Unterhaltung fortsetzend durch die Rue Racine. „Wenn Ihnen Aehnliches widerfahren würde!" wiederholte Dormeau. „Haben Sie denn noch niemals geliebt?" Bei dieser mit aufrichtigem Interesse gestellten Frage blieb Lucien stehen und blickte seinen Begleiter fest an. Dann sagte er mit einer gewalti gen Anstrengung, die in ihm cmporsteigende Bitterkeit zu unterdrücken: „Nein mein Freund, ich habe noch niemals geliebt. Ich weiß aber, daß, wenn mich diese Katastrophe ereilt hätte, ich hundertmal fröhlicher wäre, als Sie eS zu sein scheinen." „Ich kann Loch aber auf offener Straße keinen Jndianertanz vollführen, während Ihnen meine Umarmung vorhin die Freude meines Herzens verdol metschen konnte." „Sie haben eigentlich recht. Ich habe eine Dummheit gesprochen. Ja, das kommt davon, wenn man nicht weiß, was Liebe ist." Gaston hätte gern noch weiter gesprochen: doch Montussan war mit einem Male sehr schweigsam geworden. Er schritt stumm einher und schien ganz vergessen zu haben, daß er sich in Gesellschaft des Mannes befinde, dem er Genevidve in die Arme führen wollte. Düstere Gedanken drangen auf ihn ein, und eS bedurfte seiner ganzen Seclenstärke, um nickt plötzlich Kehrt zu machen und auf die weitere Er füllung feiner Aufgabe zu verzichten. — 129 — „Weil Largeval, dem verschiedene Geschichten über die beiden bekannt waren, Bestätigungen gefordert hat, um sie in der Hand zu haben, während ich mir aber nichts vorzuwerfen hatte . . ." „Besser gesagt, weil Largeval nichts Kompromittierendes von Ihnen wußte, womit noch nicht gesagt ist, daß Ihre Vergangenheit eine fleckenreine sei," erklärte der Richter. Statt zu antworten, blickte Rouillouse mit einem höhnischen Lächeln auf Georg, während Herr Mestras zu sprechen fortfuhr: „Tatsächlich wurde er angebliche Marnaz-Lagoy tot aufgefunden, ohne daß anfänglich ein Verdacht rege wurde, wonach er keines natürlichen Todes gestorben wäre. Die Durand wurde verhaftet, dann aber Mangels an er forderlichem Bcweismaterial auf freiem Fuß gesetzt, und weiter wurde der Sache nicht mehr nachgeforscht. So war es doch, nicht wuhr, Largeval?" Dieser war in schmerzliche Gedanken versunken, als diese Frage an ihn gerichtet wurde. Er fuhr empor, als er seinen Namen nennen hörte, gab aber keine Antwort. „Und nun," sprach Herr Mestras weiter, „wollen Sie mir nicht gefälligst sagen — meine Worte sind an Sie gerichtet. Largeval — wie der Mann, den Sie getötet haben, mit seinem wirklichen Namen hieß?" „Ich." erwiderte der Unglückliche, durch die vernommenen Dinge noch niehr zu Boden geschmettert, „ich habe niemanden getötet und flehe Sie an, mir zu glauben. Es ist mir daher auch unmöglich, Ihre Frage zu beant- Worten . . „Sic beharren also bei dem bisherigen System des Lcugnens? So werde ich Ihnen den Namen nennen. Der Unglückliche, den Sie ermordet und dann beraubt haben, hieß also Ludwig Dormeau." „Dormeau! Mein Schwager!" schrie Georg entsetzt auf, daß den Rich ter etwas wie eine Ahnung dessen überkam, Laß der arme Teufel die Wahr- heit spreche. Er schwieg einen Moment nachdenklich, und Georg benutzte den Moment, um so ruhig als möglich zu sagen: .Herr Untersuchungsrichter, ich sagte Ihnen bereits, daß ich das Opfer einer Verkettung verschiedener Umstände sei, in die ich durch eigene Schuld verwickelt wurde, so daß ich mich aus dem Labyrinth nicht mehr zu befreien vermag. Es unterliegt keinem Zweifel, daß all diese verschiedenen Verbrechen durch meinen Bruder verübt wurden und denke ich nicht mehr daran, ihn zu verteidigen. Doch habe ich Ihnen ein Mittel genannt, wodurch meine Un schuld an den mir zur Last gelegten Schandtaten dargelegt werden kann. Lassen Sie meine Frau vor sich kommen, und ich werde ihr nur ein Wort zu sagen brauckM, damit sie ihren Gatten in mir erkennt. Ich glaube, daß Sie meine Bitte nicht verweigern werden, ja derselben sogar ln der kürzesten Zeit Folge geben werden." „Nun gut." erwiderte Herr Mestras, „ich werde Frau Georg Largeval vorladen lassen." 18. Als Montussan mit angesehen, wie Georg nach MagaS gebracht wurde, verließ er den in der Nne Sergcnt gelegenen Pavillon und schritt, ganz in Gedanken versunken, durch die Straßen. ' > »Schuld und Sühne.* Ul §