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drängten Anhängerschar der konfessionellen Volksschule nicht vorenthalten hat. Die Lehrpläne der höheren Schulen hät ten alle Ursache, die Werte der Schriften des gerade von de: modem sein wollenden Lehrerschaft so heftig bekämpften Alten Testamentes inehr als bisher in den Kreis der all gemein literarischen Belehrung zu ziehen. — Dies nur nebenbei. Wir Anhänger des unfehlbaren Lehramtes der katho lischen Kirche haben keine Ursache, in dieser Ehrenrettung der konfessionellen Volksschule eine Tat zu sehen, für dis wir Wundt besonders zu danken hätten. Ob mit Wundt, ob gegen, Wundt, ob mit den anderen geistigen Führern des WolkeS, ob ohne, ob gegen sie — wir haben unser heiliges unfehlbares Lehramt in Rom; das sagt »ns, ivaS Wahr heit ist. Aber trotzdem kann und darf es keinem gebildeten Katholiken gleichgültig sein was die Führer des geistigen Gebens über den und jenen Inhalt unseres heiligen Glau- Ibens sagen. Wundts herrliche Morte, die wir hinausschreicn möch ten in das wild empörte Heimatland, die wir entgegen rufen denen, die in Bekämpfung überwundener „Tyrannei" selbst zu oerabscheuungSwürdiger Tyrannis greife» als dem einzigen Mittel, der rein geistigen Bewegung für die Konfessionsschule Herr zu werden, da geistige Waffen ver jagen. Und zu dieser geistigen Tyrannis, zu dieser geisti gen Verelendung des freien Wortes, zu dieser Unterdrückung i)er heiligsten und der ersten Elternrechte geben sich Lehrer her. (Hemde der verbissendste Gegner und der unduldsamste Führer dieser Knebelung der Gewissen durch Gesetzmachere, ist ein Lehrer. Es kann nicht schwer sein, zu entscheiden, ob die großen vergewaltigten Anhängermassen der .Kon fessionsschule Vertrauen haben können, daß die Geseke, deren Zustandekommen allein durch das plumpe Mittel der Majorisierung möglich ist und mit roher Gewalt durchgesekt wird, auch wirklich den Fortschritt in der Geisteskultur be ideuten. Friedrich Schiller läßt in seinen: lebten Stücke, „Demc- trins" keinen Zweifel darüber, daß die Majoritätsarbeit in der Gesetzgebung noch immer zur Vergewaltigung des Rech tes, zur Verdrückung der Wahrheit geführt bat. Sein Zeit genosse Goethe denkt genau wie sein Freund Schiller über diese Sache. Alle Achtung vor angeborener Tüchtigkeit de? Geistes und des Eharakters, auch innerhalb der Volksver treter, die ohne weitere Schulung aus dem Volke hervor- gegange» sind. Aber zur Erfassung von Bewegungen auf rein geistigem Gebiete reicht ein bloßes Selbstwisscn nicht zu. Hier bleibt die Geschichte, insbesondere .Kenntnis der philosophischen Bewegungen unverletzliches Hilfsmittel der Erfassung von Gegenwartsbestrebunge». Schiller und Goetbe waren Zeitgenossen der Führer in der furchtbaren franzö sischen Revolution. Sie erfuhren es unmittelbar, welche schreckliche Wirkung Machtgesetze auslöseu müssen. Es scheint, daß die Führer des politisckren Lebens in der-Gegen wart wenig aus jener SchreckenSzeit gelernt haben. Man mag das eigenmächtige Vorgehen des sächsischen Kultusministeriums in Ncligionssachen der Volksschule — mit Recht — kies beklagen und es starkmütig restlos ab lehnen: Minister Buck hat sicher gewußt, warum er vor dem Feste dem Drängen des Lehrers Arzt und Genossen nach Beschlennigung in der Herstellung eines „Rotgesetzes" für die Schule nicht olmc weiteres nachgab. Es sclxünt, als ob er an innerer Einsicht in das Wesen derartiger Vergewal tigung den phychologi s ch vorgebildcten Lehrer und Kollegen und Genossen Arzt doch um ein beträchtliches Stück überragte. „Leidenschaft macht blind." Riebt das Suchen nach Wahrheit ist es, daß diese Tyrannen der Gewissensfreiheit zur Gesetzcmachung treibt, sondern die politische Leidenschaft, sich eine wählertreue Rachkommenschast zu sichern. Wen» es doch Minister Buck noch deutlicher gesagt hätte, daß eS ihm bereits ausgefallen sei, wie stark gerade die Lehrerschaft in pnlitieiu mache, daß er ferner die Schule von dem Wirr warr der politischen Tagesmeinungcn befreit sehen möchte. Er hätte hier als Mann mit freiem Blicke eine Ansicht aus gesprochen. die der Gesundheit seines natürlichen Empfin dens als eines Mannes aus dem Volke alle Ehre machte. Noch ist es nicht zu spät. Die Majorität, die durch Arzt und Genossen maßlos vergewaltigt wird, ist eine viel zu große, als daß Gesetze, die diese Massen an die Wand drücken, wirk lich znm Segen gereichen könnten. Möchten das die maß gebenden .Kreise bedenken, ehe es zu spät ist. Uebrigens: ihr katholischen Wähler, die ihr säumig gewesen seid am Tage der Wahl, ihr tragt mit die Schuld! Der Heilige Vater und die vertriebenen deutschen Missionare. Der deutsche Episkopat hat unter dem 25. März d. I. in einer eingehenden Denkschrift den Schutz des Heiligen Vaters für die vertriebenen deutschen Missionare angerufen. Darauf ist das nachstehende Schreiben des Herrn Kardinal- staatssekretärs Gasparri beim Herrn Kardinal von Hart- inann eingegangen. A uS de m Vatikan, den 20. Mai 1!)>9. Eminenz! Hochwürdigster Herr Kardinal! Der Heilige Vater hat mit liebevollstem Interesse von dem Briese, den Ew Eminenz.am 25. März d. I. an ihn gerichtet haben, Kenntnis genommen und nimmt innigsten Anteil an dem Schmerze Ew. Eminenz und aller Katho liken Deutschlands über den schwere» Schaden, der ihre Mission bedroht. Es ist in der Tat überaus schmerzlich, zu scheu, wie Liese armen Ordensmänncr gezwungen »»erden, die Orte zu verlassen, wo sie ihre edelsten Kräfte geopfert »nd unter Anstrengungen aller Art ihre besten Jahre verbraucht haben. Sie, die beseelt vom erhabensten christlichen Ideale ihrem Gebnrtslande Lebewohl gesagt und auf die heiligsten Ge fühle der Anhänglichkeit an ihre Familien verzichtet habe», nm rohen und wilden Völkerschaften den Weg zur Zivilna- tion zu bahnen, hätten doch mit Recht erwarten dürfen, ihre Augen schließen zu können in den Ländern, die sie sich zur zweiten Heimat gencählt, und inmitten der Christengemein den, die sie um den Preis so großer Opfer gegründet haben. Der Heilige Vater begreift sehr wohl die tiefe Betrüb nis dieser Missionare, sowie der deutschen Katholiken, sich ausgeschlossen zu sehen von einem weiten Felde des Apo stolates unter Völkern, die noch in die Finsternisse des Aberglanbens und der Abgötterei versenkt sind, und von dem Augenblicke, wo sich diese Gefahr zeigte, hat er tatkräftig sich bemüht, sie zu beschwören. Wie Ew. Eminenz von Msgr. Pacelli, dem Apostolischen Nunzius zu München, werden erfahren haben, hat der Hei lige Stuhl seinerzeit dringende Vorstellungen gerichtet an Ihre Eminenzen die Erzbischöfe von Paris und West- minister, an den englischen Geschäftsträger beim Heiligen Stuhl, an den Geschäftsträger der chinesischen Republik in Rom, an den japanischen Marineattachä Aamamoto und an Admiral Benson, Befehlshaber der amerikanischen Flotte. Aus Anlaß des Briefes Ew. Eminenz hat Seine Heilig keit ungeordnet, daß ein erneuter und eindringlicher Appell an die Kardinäle Amette und Bourne und an den eng lisch» Geschäftsträger beim Heiligen Stuhle gerichtet würde, mit einer klaren Darlegung der Gründe der Mensch lichkeit und Gerechtigkeit, die Ew. Eminenz in Ihrem Schrei ben auseinandergesetzt haben. Der Heilige Stuhl erwartet jetzt eine Antwort auf seine Bemühungen, und, falls dieselben unglückseligerweise ohne Erfolg bleiben solle, behält er sich vor, zu prüfen, wie am besten für das Los so vieler ihres Arbeitfeldes beraubter Missionare gesorgt werden könne. Indem ich mir Vorbehalte, Ew. Eminenz seinerzeit hier- von zu benachrichtigen, benutze ich diese Gelegenheit, usw. gz. P. Eard. Gasparri. Katholische Literatur auf der Leipziger Kantate - Ausstellung. (Buchgewerbe-Museum, Johannis- und Tolzstratze; geöffnet täglich von 10 bis 1 Uhr). I. Viele Leipziger wissen nicht, wie bequem sie die neuesten Werke, auch die katholischen, besichtigen können. Und doch bietet sich diese Gelegenheit jedes Jahr in der so genannten Eantate-Ansstellung. Der vierte Sonntag nach Ostern, der Cantate-Sonntag, wie er nach dem Anfang des Introitus zur hl. Messe heißt, hat für die deutschen Buch händler eine besondere Bedeutung: allgemeine Abrechnung nämlich. Im Deutschen Buchgcwcrbemuseum zu Leipzig werde» von diesem Tage ab die Neuerscheinungen des letzten Jahres ausgestellt. Die diesjährige Ausstellung bietet eine Ueberraschung: nicht die hohen Preise (hoch übrigens nur im Vergleich zu Friedenszciten, nicht etwa hinsichtlich der teuren Rohstoffe), an hohe Preise ist man ja jetzt ge wöhnt: nein, eine angenehme Ueberraschung: trotz aller Not viel geschmackvolle Bände bei einfachen Mitteln. Unsere Buchausstattung versteht mit Pappeiubänden und Papier umschlägen, farbigem Schnitt und graphischer Buchkunst gute Eindrücke zn erzielen. Zumal die schnell eingebürger ten schlanken Bändchen von Meisterwerken der Dichtkunst biete» dafür erfreuliche Belege, so die. F e d e r e r - Bänd- che» aus dem Her der scheu Verlag, mit den Einband zeichnungen von Professor Georg Schiller in Leipzig, A m elangS feine Klassikerperlen, Voigtländers gar nicht mehr schulmäßige Oncllenbücher, besonders aber die farbenfrohe Reihe der N e c l a in - Nummern, venezianisch- rot, violett, grün, die man in ihren neuen schmucken Röll chen kaum wiedererkennt; Barthels hat als Führer durch die Universalbibliothek dazu eine Weltliteratur ge schrieben. So bieten sich jetzt die erlesensten Werke der deut schen und fremden Dichtung in vornehm schlichten wie auch bescheideneren Bändchen znm Genießen dar, während die goldstrotzende» Klassikerausgaben früherer Zeit ungelesen in Bücherschränken Prunken. Einige Werke der einzelnen Abteilungen seien noch be sonders genannt. Gleich in der ersten Abteilung: Reli gion u n d K i r ch c n ge s ch i ch t e sehen wir eine ganze Reihe katholischer Bücher: Beißel bt. .7.: Gebet des Herrn und englischer Gruß; I a t s ch: Das Evangelium der Wahr heit und die Zweifel der Zeit l. und II.; Lippe rt dt. -I.: Gott und die Welt (3. und 7. Auflage); von demselben: Ter Erlöser; beide Bücher in feinen Pappbünden, mit Buch schmuck von Adolf Knust; Sint Heren dt. -I. und Hanßer dl. -I.-. Im Dienste der Himmelskönigin; Cath rein d>. -I.: Tie christliche Demut, ein Büchlein für alle Gebildeten (aus der Reihe der „Bücher für Seelenkul tur"); M. Regina Most: Geh hin und künde: Hag geney t-t. 7.: Im .Heerbann des Priefterkönigs, 5. Teil: Meister »nd Jünger (Pfingstkreis 777); Zoepfl: Francs-- würde; E. Krebs: Was kein Auge gesehen. Die Ewig- keitshofsnung der Kirche: Heilmann: Stunden der Seele; Clad der dt. .i.: Unsere Evairgelien (erste Reihe: Zur Literaturgeschichte der Evangelien); Krose 8. ,7: Kirchliches Handbuch! Marg. Windthorst: Die Seele des Jahres (Buchausstattung von Karl Köster): Mei ner tz-Sacher: Deutschland und der Katholizismus (7. Geistesleben, 77. Gesellschaftsleben). Sämtlich bisher genannten Werke aus der Herdcrschen Verlagshand- llung. — Ferner aus dem Volksvereins-Verlag: Bertsche: Abraham a Sancta Clara; Schmidlin: Die christliche Weltmission im Weltkrieg. — Aus der Bonifa- t i u s - D r u ck e r e i: Meyer: Die Psalmen; Franzis kus von Assisi nach dcS Kirchenvaters Bonaventura Darstellung, deutsch von dem Franziskaner Menge; Metzler dt. -7.: Die Apostolischen Vikariate des Nordens; Kirch dt. ,7.: Helden des Christentums: 77. Mittelalter; K och dt. ,7.; Der Meister ist da. — Weitere Angaben folgen zwanglos nach. Es wurde eingangs anerkannt, wie anständig trotz aller Schwierigkeiten die neuen Bücher auftreten. Aber — cs gibt auch andere! Was halten Sie von einem Bande mit Goldschnitt und Scheinpergamcntrückcn, dazu innen — Zei- > tungspapier?! Tr. —n. Betrachtung«« von Bethmamn-Hollwegs Berlin, 10. Juni. Ter frühere Reichskanzler v. Beth- mann-Hollweg macht in seinen Betrachtungen zum Welt kriege, deren erster Band in den nächsten Tagen im Verlage von Reimar Hobbing ericheincn wird, über den angeblichen Kronrat vom 5. Juli 191-1, auf den die Legende des Ur sprunges des Krieges zurückgeführt werden sollte, folgende Mitteilungen: Am 5. Juli 191-1 übergab Graf Szögyenyr nach einem Frühstück an der kaiserlichen Tafel dem Kaiser ein Handschreiben des Kapers Franz Josef mit einer Denk- schrift seiner Regierung. Tie Denkschrift entwickelte ein umfangreiches Balkanprogramm auf lange Sicht, wonach den russischen Plänen mit kräftigen diplomatischen Aktionen entgegengetreten werden sollte. Gegen das feindliche Ser- bien »nd zum Ersatz für das unsicher gewordene Rumänien wollte diese Politik sich auf Bulgarien und die Türkei stützen, DaS Ziel war ein Serbien ausichließender Balkanbund un- ter der Aeaide der Mittelmächte. Tos Ereignis von Sera- jewo wurde als Beweis dafür herangezogen, daß der Gegen satz zwischn Oesterreich-Ungarn und Serbien unüberbrück- bar geworden sei. Das Handschreiben faßte die Gedanken gänge der Denkschrift kurz zusammen und mies darauf hin, daß die Friedenspolitik der Mächte bedroht würde, wenn die Agitation in Belgrad ungestört fortlebe. Der Kaiser nahm beide Schriftstücke mit dem Bemerken in Empfang, daß er erst nach Beratung mit dem Reichskanzler antworten könne. Am Nachmittag desselben 5. Juli empfing der Kaiser mich und den Unterstaatssekretär Zimmermann, der den damals beurlaubten Staatssekretär v. Jagow vertrat, im Park des Neuen Palais zu Potsdam. Eine andere Person war nicht zugegen. Von dem Tenor der österreichischn Dokumente, deren Abschrift Herrn Zimmermann mitgeteilt worden tvar, hatte ich vorher Kenntnis genommen. Nachdem ich über ihren Inhalt referiert hatte, erklärte der Kaiser, er könne sich über den Ernst der Lage, in die die Donaumonarchie durch die großserbijche Propaganda gebracht worden sei, keiner Täuschung hingcben. Unseres Amtes sei es aber nicht, dem Bundesgenossen zu raten, was auf die Serajewoer Bluttat zu tun sei. Darüber müsse Oesterreich-Ungarn selbst befinden. Direkter Anregungen und Ratschläge sollten wir uns um so mehr enthalten, als wir mit allen Mitteln da gegen arbeiten müßten, daß sich der österreichisch - serbi'che Streit zu einem internationalen Konflikt auswachse. Kaiser Franz Josef müsse aber wissen, daß nur auch in ernster Stunde Oesterreich-Ungarn nicht verlassen würden. Unser eigenes Lebensinteresse erfordere die unversehrte Erhaltung Oesterreichs. Bulgarien heranzuziehen erscheine ihm gut. Doch dürfe Rumänien dadurch nicht vor den Kopf gestoßen werden. Diese Ansichten des Kaisers deckten sich mit meinen eigenen Anschauungen. Nach Berlin zurückgekehrt, empfing ich den Grafen Szögyenyi und erklärte ihm, daß der Kaiser sich der Gefahr der panslawistischen und großserbischen Pro paganda nicht verschließe. Angesichts der Haltung Rumä niens und der Bestrebungen, einen neuen Balkanbund gegen Oesterreich-Ungarn zustandezubringen, würden wir Oesterreichs Schritte zur Gewinnung Bulgariens für den Dreibund unterstützen. In Bukarest würden wir uns im Sinne einer bundesft-enndlichen Tirigicrung der rumä nischen Politik bemühen. Zu den zwischen Oesterreich-Un garn und Serbien schwebenden Fragen könne der Kaiser keine Stellung nehmen, da sie sich seiner Kompetenz ent- zögen. Kaiser Franz Josef könne sich aber darauf verlassen, daß der Kaiser im Einklänge mit den Bündnispflichten und der alten Freundschaft treu an der Seite Oesterreich-Ungarn S stehen werde. Am 0. Juli begab sich der Kaiser auf die Nordlandsreise und beantwortete am 11. Juli von Bornholm ans das Handschreiben des .Kaisers Franz Josef im gleichen Sinne. Ein Kronrat ist nicht abgehalten worden. Eine Note Vrzbergers. Berlin, 10. Juni. In der Frage der Räumung Leit- lands von deutschen Truppen hat der Reichsminister Erz - berg e r durch den General Freiherrn von Hammerstein in Spaa folgende Note überreichen lassen: Ich bitte General Nndant folgende Note für Marschall Foch z» übergeben: 1. Gegenüber dem Telegramm des Marschalls Foch vom 25. Mai, das die Beibehaltung der deutschen Streit kräfte in Litauen und Lettland nördlich einer bestimmte: Linie fordert, muß die deutsche Regierung auf ihrem Stand punkte beharren, daß sie auf Grund des Artikels 12 des Waffenstillstandsvertrages das Recht hat, die cingeleitete und bereits in der Ausführung befindliche Räumung der vor dem Kriege zu Rußland gehörigen Gebiete durchzufüh ren. Die Berechtigung dieser Auffassung ist von der deut schen Regierung bereits verschiedentlich begründet worden. Ich verweise insbesondere auf meine Noten vom 27. Dezem ber 1918 und vom 26. Mai 1919. Die deutsche Regierung vermag daher auch nicht anzuerkennen, daß sie auf Grund des Waffenstillstandsvertrages gebunden ist, Weisungen über die Art der Räumung entgegenzunehmen, lvenn sie auch keine Bedenken trägt, das südlich der mitgeteilten Linie genannte Gebiet zuerst aufzugeben. Die Planmäßige Räu mung Litauens und Lettlands wird voraussichtlich in sechs bis acht Wohn beendet sein. 2. Bezüglich der Bedingungen für die weiteren An weisungen des Grafen Goltz habe ich mitzuteilen: Genera: Graf Goltz hat Befehl, sich um innere Angelegenheiten Lett lands nicht zu bekümmern. Er kann also die Einsetzung einer Regierung weder erleichtern noch erschweren. General Graf Goltz hat keinerlei Waffen von lettischen Truppen zu rückbehalten. Tie seinerzeit vom Freikorps Pfeffer den Letten abgenommenen Waffen sind nach Meldung des Hauptmanns Pfeffer in der von den Letten besetzten Ko- ferne zurückgelassen. Tie Stärkung der lettischen Armee ist durchaus in unserem Sinne. Eine allgemeine Mobilisierung muß nur, solange wir im Lande sind, soweit gehindert werden, wie die zwangsweise Aushebung bolschewistisch ge sinnter Leute unsere Truppen gefährdet. General Graf Goltz hat lediglich die Verantwortung für Führung und Schutz unserer Truppen. Soweit beides nicht berührt wird.