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Listen, nur die willkürlich feiernden, die Bummler, die Kon traktbrüchigen, und dagegen dürfte wohl niemand etwas einzuwenden haben, denn es handelt sich nur um Maßnah men, die nicht nur den Betrieb in Ordnung halten und die Gefahren einschränken sollen, sondern die auch im wirt- scl-aftlicl-en Interesse der Arbeiter liegen. Don fachmänni- scher Seite wird versichert, daß man Milde walten lasse, wo es nur angeht." Wie diese „Milde" aussieht, mag nur ein Fall beweisen: Ein Bergmann Hatte neun Monate auf Schacht „Hubert" (Gewerkschaft Königin Elisabeth) gear beitet und war dann nach erfolgter Kündigung ordnungs gemäß abgekehrt. Er hatte dann auf Zeche „Holland" bei Watlcnscl-eid Arbeit angenommen, verlangte aber, nachdem er eine Schicht auf dieser Zeche verfahren, seine Abkehr wie der zurück, tveil ihm schlechte Arbeit angewiesen worden sei. Tie Abkehr Nmrde ihm auch gewährt. Er nahm dann Ar beit auf der Zeck>e „Trappe" an; nachdem er etwa drei Wochen hier gearbeitet hatte, wurde er eines Tages zum Betriebssichrer bestellt und dieser eröffnete ihm, daß er auf Zeche „Trappe" nicht länger beschäftigt werden dürfe, weil er auf der schwarzen Liste stände. Der Betriebssichrer gab ihm den Rat, auf die sechs Schichten, die die Zeche ihm wegen Koutraktbruckies zu zahlen habe, zu verzichten, und die beiden Tage bis zum Mouatsschlusse noch zu arbeiten, was für ihn auch vorteilhafter sei, weil seine Abkehr dann ordnungsgemäß auf den letzten laute. Im übrigen sei es für ihn toohl am besten, wieder nach Zeche „Holland" zu gehen, wo er jedenfalls wieder Arbeit bekommen werde, was auf anderen Zechen nicht der Fall sein würde. Der Berg mann hat den Nat des Vetriebsführers befolgt; er hat die zivei Tage noch gearbeitet und auf die sechs Schichten ver zichtet. Er ist auch nach Zeche „Holland" gegangen und hat dort wieder um Arbeit augehalten, er ist aber abgewiesen worden. Er ist nun verfehmt, er steht auf der schüvarzen Liste und ist nach dieser bis zum 26. September d. I. aus- gesperrt! Warum? Weil er, tvas sein gutes Recht war, eine ihm zugewieseue schlechte Arbeit verweigert hat!II Deshalb wurde er aufs Pflaster geworfen, deshalb soll er jetzt mit Weib und Kind hungern. — Hegen die sszialdemvkriitischeu „Schwarzseher", die natürlich aus Parteipolitischen taktischen Erwägungen die Lage deS Arbeitsmurktes möglichst ungünstig zu schildern pflege» und vor allem bei dem Inkrafttreten des neuen Zolltarifs sowie der auf Grund desselben abgeschlossenen Handelsverträge dem deutschen Arbeiter die ungünstigsten Zukunftsaussichteu an die Wand malten, wendet sich in der Rundschau der Sozialistischen Monatsbefte (Nr. 10) der sozialdemokratische Wirtschaftspolitiker Richard Calwer, indem er schreibt: Es ist eben auch bis jetzt nicht eingetrvsfeu, was mau als Folgen der neuen Handelsverträge vorher- gesagt hotte. Der auswärtige Handel hat den Schwarz sehern nicht den Gefallen getan, sich nach ihnen zu richten. Er hat sich vielmehr 1006 und 1007 ganz k'äftig entwickelt. Die Ausfuhr ist nicht unterbunden worden oder gar zuruck- gegaugen. sondern sie ist von Jahr zu Iah' gestiegen. Tue Gesamtaussuhr ohne Edelmetalle betrug i:n Jahre 1005 5782 Millionen Mark im Jahre 1006 6850 Millionen Mark, im Jahre 1007 6851 Millionen Mark. Von 1005 auf 1^)07 ist die deutsche Ausfuhr gewachsen: nach den TarifvertragSstaateu um 573 Millionen Mark <— 28 Prozent) nach deir Meisibegiinstiguugsstaateu um 888 Millionen Mark (— 18 Prozent), nach den vertraglichen Staaten um 58 Millionen Mark (— 22 Prozent). Diese Rcstürate recht- fertigen jedenfalls die Pessimistischen Voraussrchleu rächt, die vor dem März 1006 dem deutschen Außenhandel eins förmliche und unmittelbare Krise in Aussicht gestellt batten. Noch nie hat überhaupt die deutsche Ausfuhr ii'neih.ub ziveier Jahre erneu so starken Aufschwung durchgemacht, wie gerade 1006 und 1007. Also bis jetzt ist dos gerade Gegenteil von dem eingetreteu, was die sozialdemokratischen Schwarzseher vor zrvei Jahren Provoezeilen. Die Lösung der Frage, weshalb denn diese sozialdemokratische Schwarz sehern, liegt, wie schon angedeutct, in taktischen Rücksichten I Bei den letzten ReichLtagswahleu z. B. entbehrte die Sozial demokratie einer zugkräftigen Wahlparole und mangels einer solchen warf sie einfach das Schlagwort: Hunger- wählen! in die Bewegung hinein. Allerdings unter Miß handlung der Wahrheit, indem sie nach dem für siermgünstigen Wablausfall umgekehrt die „verhältnismäßig günstige wirtschaftliche Lage" dafür verantwortlich machte. Wie's gerade trefft! Orsteireictz'Nng«rn. — Der Minister für Bosnien Brrou Bnrian empfing eine Abordnung bosnischer Serben. Baron Bnrian nahm den Anlaß war, sie zu ermahnen, ihre falsche Auffassung von der staatsrechtlichen Stellung Bosniens und 1er Herzegowina anfzngeben. Oesterreich-Ungarn besitze Bosnien nicht bloß infolge eines Vertrags, sondern habe die okkupierten Länder mit Waffengewalt erobert und werde sie gegen jedermann mit der Waffe verteidigen. — Professor Wahrmnnd scheint ein hochmütiger Patron zu sei». Die Regierung hat den tiefbeleidigten kathol. Parteien das Versprechen gegeben, daß dieser Mann auf der Innsbrucker Uiiiveisnal keine Vorlesungen über Kirchen recht mehr batten werde. Trotzdem will er, als wäre nichts geschehen, mrt EilanbiüS des Rektors seine Vorlesungen fortsetzen. Die Negierung beantwortet diese Keckheit mit der Schließung der Universität. Wegen des einen reklame süchtigen Professors also, den allerdings die Kulturkampf- presse deckt, muß die ganze Universität leiden. Sratt dein Universitätöschädling Wahrmnnd endlich den Standvnnkt klar zu machen und ihn ans der Hauptstadt Tirols, das den frechen Beleidiger seiner katholischen Jugend und der heiligsten Ideale des Volkes nicht inehr als Erzieher seiner Jugend dulden krrrn, bestraft man die ganze Universität. Die Sistierung aller Vorlesungen zeigt, wie wett die Logik der Verwaltung unter dem Einflüsse des Freisinns bereits gediehen ist. Aber eü kommt noch besser. Soeben depeschiert man u»S: „Wien, 3. Juni. Wie die Hochschnlkorrespondenz meldet, wurde irr der heute abend abgehaltenen vertrau lichen Sitzung der Vertreter der deutsch-nationalen Studenten einstimmig beschlossen, morgen früh mit dem Generalstreik zu beginnen." Also der Freisinn will mit Gewalt die Vor-/ lesungen WahrmnndS ertrotzen. Aber da bat er sich ge- täuscht; eher kostet cS dem UntercicktSininister Marchet das Portefeuille; als daß er nachgeben darf. Man mag Wahtmnild zum Bibliothekar machen, wie seinerzeit Harnack in Berlin, aber an der Innsbrucker Universität darf er nicht lesen. — Der Bundestag der österreichischen Bauern. Wür dig, imposant irach jeder Richtung hin eine Kundgebung des Zielbewußtseins und der Macht war der am 28. Mai statt gehabte Bundestag des niederösterreichischen Bauernbun des. 86 000 organisierte Bauern Niederösterreichs nahmen daran teil. Für die christlich-soziale Partei und ihre Füh rer bedeutet diese Tagung eine glänzende Vertrauenskund- gebung, in einer Zeit der starken Sonderung der Erwerbs» stände doppelt wertvoll für eine Partei, die auch den Ge werbe- und Arbeiterstand umschließt. Dieser erste Bundes- tag des niederösterreichischen Bauernbundes 'hat die immer noch) jugendlich aufstrebende Kraft der christlich-sozialen Par tei in Niederösterreich sichtbar vor Augen geführt, — allen Freunden zur Ehr; den Feinden zur Lehr! Schon die Friihzüge brachten große Scharen von Bauern, die gruppen weise von den Bahnhöfen einmarschierten, teilweise unter klingendem Spiele und unter Vorantragnng von Tafeln, welche Inschriften trugen. Großartig gestaltete sich der Einmarsch von: Franz-Josephs-Bahnhose aus, in welchem über 12 000 Bauern einlangten und zur Vativkirche mar schierten, wo der Festgottesdienst stattfand. Von der Votiv- kirche begab sich der Zug vor das Uckerbauministerium, wo der Präsident des niederösterreichischen Landeskulturrates. Neichsratsabgeordnetcr List, der an der Spitze der Bauern schritt, ein Hoch auf Ackerbanminister Dr. Ebenhoch aus brachte. Sodann ging der Zug zum Nathanse iveiter. Die Beratungen des ersten niederösterreichischen Bauerntages, der gegenwärtig binnen zwei Jahren 46 000 Mitglieder zählt, nahmen vormittags in der dicht gefüllten Volkshalle mit einer Telegiertenversammlung ihren Anfang. Kreis sekretär Melchner ans Bayern überbrachte die Grüße des 186 000 Mitglieder zählenden christlichen Bauernvereins und gab seiner Freude über die so imposante Kundgebung Ausdruck, welche den Beweis erbringt, daß auch die österrei chischen Bauern den Organisationsgedanken voll und ganz ersaßt haben. Einen Ueberblick über die großartige Ver sammlung gewann man nachmittags, da im riesigen Ar- kadenbos des Rathauses die Massen dicht gedrängt standen. Besonders stürmisch wurden die erschienenen Minister und namentlich Bürgermeister Tr. Lueger begrüßt. Die Red nertribüne trug vorn in großer Schrift die Inschrift: „Oesterreich, in unserem Lager liegt deine Zukunft!" Wie- derbolt ertönten Hochrufe ans die christlichsozialen Abge ordneten, die in stattlicher Zahl auf der Tribüne Platz ge nommen batten. Insbesondere freute die Bauern die An wesenheit „ibres Ministers", des Ackerbauministers Dr. Ebenhoch. Auch die erschienenen Obmänner der Bauern- organisationen der übrigen Kronländer waren Gegenstand des lebhaftesten Interesses. Als Bürgermeister Dr. Lueger am Arme des Ministers Dr. Geßmann im Hofe erschien, erbrausten donnernde Hochrufe durch den weiten Raum, die sich erneuerten, als ein Bauer ausrief: „Ueber unseren Karl gibt's halt nichts." Die Musikkapelle spielte den Lueger- Marsch. Die Tagung machte einen gewaltigen Eindruck. — Lord Twredmouth, der unter Campbell-Bannerrnan Marineminister war und dem Kabinett Afguith als Präsident des Geheimen Rats angehörie, ist schwer erkrankt. Der Minister ist in eine Heilanstalt gebracht worden und es ist kein Geheimnis, daß sich schwere geistige Störungen gezeigt haben. Das Ausschcid-m aus dem Kabinett ist bald zu erwarten. Lord Tweedmonth hat. wie erinnerlich, als Marineminister eine Korrespondenz mit dem Deutschen Kaiser geführt, die großes Aussehen heroorgerusen hat. Marokko — In Casablanca verursachten Sonntag be trunkene Tiralleure einen Auflauf, verwundeten einen der spanischen Instruktion unterstellten Emgeboren n- Polizisten schwer, griffen Bürger und herbeieilen''e Poli zisten mit Steinen und Seitengewehren an und verwun deten viele von ihnen. Angesichts der Häufung der Ans- schreitnngen disziplinloser französischer Soldaten sind die Straßen jetzt selbst am Tage unsicher. — Die Nachrichten ans dem Süden lauten täglich günstiger für die Sache Mnley Hafids. Die schwachen Versuche Abdul Asis' zur Wiedergewinnung von Marake'ch blieben bisher erfolglos. Sächsischer LauÄtaK H. Dresden, dr.r 4 Inn: 1904 Erste Kammer. Diese nahm heute die Kapitel des ordentlichen Etats, Landarnieimesen und Fürsorgeerziehung, Neubau von Se- minargebänden in Zwickau und Bischofswerda, Evangelische Kirchen, Dotationen, Errichtung eines Dienstgebäudes für die zu errichtende Amtshanptmannschaft Stollberg, land- wirtßhaftliche Schulen, Handelsschulen nsw., Landesanstal ten. Ministerinin der auswärtigen Angelegenheiten, Leip ziger Zeitung und Dresdner Journal, allgemeine Kassen- pertvalinng, Sammlnngen für Kunst und Wissenscl-aft, Kö nigliche Sammlungen und Akademie der bildenden Künste betreffend, in Uebereinstimmung mit den Beschlüssen der Zweiten Kammer an, ebenso das Dekret, betreffend die Er richtung einer Königin-Carola-Gedächtnisstiftung, und er ledigte mehrere Petitionen. ZweiteKammer. Mg. Dr. Scetzen berichtet über den Gesetzentwurf, die Gehaltsvcrhältnisse der Lehrer an den Volksschulen be treffend, sowie hierauf bezügliche Petitionen. Beschlossen wird, 1. dem Anträge der Finanzdcpntation gemäß, dem 8 4 folgende Bestimmung anzufügen: Bei der erstmaligen Einstellung der Direktoren und ständigen Lehrer in die neuen Gel-altsstaffeln ist die gesamte für ihre Ausrückung maßgebende Dienstzeit zu gründe zu legen, 2. die Staats regierung zu ermächtigen, die für die Zeit vom 1. Januar 1000 gültigen Bestimmungen des Gesetzes die Gehaltsver- hältnisse der Lehrer an den Volksschulen und die Gewährung von Staatsbeihilfen zu ihren Alterszulagen betreffend, in der in 8 12 bestimmten veränderten Fassung vor dem 1. Ja nuar 1909 erneut zu veröffentlichen; 3. die neuerdings ein gegangene Petition deS Verbandes sächsischer Lehrerinnen, volle Gleichberechtigung mit den Lehrern betreffend, auf sich beruhen zu lassen. Die Petition der Vereine sächsischer Mineralwasser fabrikanten zu Dresden, Chemnitz und Leipzig, die Herstel lung künstlicher Mineralwässer und Limonaden seitens der Königlichen Staatsbahnverwaltung betreffend (Berichtes- statter Abg. Gold st ein) wird der Regierung zur Kennt nisnahme überwiesen. Die Petition des Privatmannes, vormaligen Nechnungsinspektors Hermann Wolf in Dres den um Gewährung einer Petition (Berichterstatter Abg. Bahner), und die Petition des Jagdvorstandes August Wilhelm in Droben und Genossen, die gesetzliche Bestim mung wegen Bildung von Jagdbezirken betreffend (Be richterstatter Abg. Donath) läßt die Kammer auf sich beruhen. Die Petition des Rechtsanwalts und Notars Karl Wagner in Schneeberg und Genossen (Berichterstatter Abg. Dr. Schanz), wird, soweit sie sich auf Rückzahlung von Strafgeldern und Verlagen erstreckt, für erledigt er klärt, und soweit sie die Aufhebung polizeilicher Strafver fügungen bezweckt, auf sich beruhen gelassen. Die Petition der Gemeinde Crosta wogen Trennung des Gemeinbebe- zirkes Lomska-Crosta (Berichterstatter Abg. Dr. Schanz) wird der Regierung zur Kenntnisnahme überwiesen. Die Petition des ländlichen Wahlvereins im Kreise Bautzen wogen Abänderung von 8 96 der Gesindeordnung vom 2. Mai 1892 (Berichterstatter Abg. Däweritz-Leisnig) läßt die Kammer ans sich beruhen. > Aus Ttadt Wttd Land. D,t'.el!unae" kiu? mi'ercm L-sersreise mit f?: diese Stukrtt find der «edaulrm allezeit ivillko'-irnrii. Der Name des LlnsenoerS Sleidk Geüeimnl» der Stedahiaii. A.iv,,.,vie AiSLristim «Ltica u.iLerürlflchiig« kleide») Dr > * dk- u. 4. Juni 1908. Tag,»«!'n sonder r ür den 6. Juni. 1848 «Lieg WrangelS über die Dänen bei Diipnel — 1826 f Karl Maria Friedrich Ernest von Weber zu London. S'oflrLnder der naNonal-deuischen roman-iscken Orer. — 1722 ß Jvh. Kuhnen zu Leipzig, belvorr. Musiker, Erfinder der Sonare. - - -ker't-rprognose der König!. Gächs. Landes wetter war re zu Dresden für den 5. Juni. Schwache Lafr- bewegung, heiter, warm, trocken, Neigung zu G witteibiidurg. —* Se. Majestät der König begab sich heute früh nach Königsbrück und wohnte daselbst den Batterie- besichtigungen der reitenden Abteilung des 1. Feld-Artillerie- Regiments Nr. 12 bei. Morgen abend beabsichtigt Se. Majestät sich mit Ihren König!. Hoheiten den Prinzen söhnen zu einem etwa achttägigen Aufenthalt nach Tarvis zu begeben. — H. Vertagung des Landtages. Den bei den Ständekammern ging soeben das Königliche Dekret zu, nach welchem der Landtag vom 5. Juni bis zum 27. Oktober dieses Jahres vertagt wird und unter Bezugnahme ans 8 114 der Verfassungs-urkunde und Punkt 3 des Gesetzes vom 12. Oktober 1874 anheimgegeben wird, sich damit ein verstanden zu erklären, daß nach dem Ermessen der Präsi dien die Deputationen beider Kammern auch während der Vertagung zur Wiederaufnahme ihrer Beratungen zusam mentreten, sowie daß die inzwischen noch eingehenden Vor lagen unmittelbar den zuständigen Deputationen überwie sen werden. —* Eine Programmentglcisung, und zwar eine ungewollte, wie unS die Redaktion zu unserer Genugtuung versichert, passierte in Nummer 43 vom 30. Mai dem Organ des Herrn Reichs- und Landtagsabgeordneten Zimmer- mann, der „Deutschen Reform"; durch folgende Notiz: „Das hiesige Kaplansblättchen, die Sachs. Volkszeitung, freut sich kindlich über dis Aussöhnung des Zentrums mit dein Polentnin. Sie schreibt: Das gespannte Verhältnis zwischen Zentrum und katholischen Polen war unnatürlich. Während des Knttnrkampfes standen beide Schulter an Schulter und kämpften für die Rechte der katholischen Kirche usw. Wir sind weit davon entfernt, die katholische Kirche zu bekämpfen, aber den Uebergriffen der katholischen Pfaffen müssen wir ganz entschieden entgegentreten. Keine Konfession miß- braucht die Religion so zu politischen Zwecken, wie die römisch-katholische Kirche. Wenn es sich um die Macht- stellung des übrigens ganz überflüssigen Heiligen Vaters handelt, dann ist den Römlingen alles egal. Sie ver raten das Vaterland, wenn es die Küche verlangt. Gott schütze uns vor solchen Freunden!" In derselben Nummer wurde der Erzählung Erwähnung getan, welche wir den Leipziger Neuesten Nachrichten entnahmen und am 2. Juni in Nummer 125 glossierten, wonach eine Lehrerin in einer katholischen Mädchenschule ihr Portemonnaie mit 1.58 Mt. Inhalt verlor und dann die Schülerinnen zum hl. Antonius eine Stunde lang beten ließ. Wir bemerkten: „Ob die Lehrerin — die Wahrheit des Märchens vorausgesetzt — recht gehandelt hat, diese Frage dürfte kein einziger Katholik bejahen." Die „Deutsche Reform" aber knüpfte an die Erzählung die Worte: „Manche Katholiken scheinen ein Brett vor dem Kopf zu haben. Wie können sie einem Heiligen zumuten, daß er ein Portemonnaie auf der Straße sucht. Der Heilige hat doch kein Fundbureau." — In der heutigen Nummer 44 lesen wir nun folgendes: „Berichtigung. Durch ein Versehen hat in die letzte Nummer (43) unseres Blattes unter Deutsches Reich eine Notiz Aufnahme gefunden, deren Schlußsätze entgegen unsrer ausgesprochenen Absicht die Gefühle katholischer Leser ver letzen müssen. Nach wie vor betrachten wir die Bekämpfung der Einrichtungen der katholischen Kirche nicht als Aufgabe unseres Blattes, sondern wenden uns nur gegen das Zentrum, wo es konfessionelle oder Parteiinteressen über nationale Interessen setzt. Verschiedenen Anfragen gegen- über stellen wir fest, daß die betr. Notiz ohne Vorwissen des Herrn Abg. Zimmermann, der am letzten Sonnabend durch seine Tätigkeit in der 2. Kammer den ganzen Tag in Anspruch genommen war. in die „Deutsche Reform" gela ngt ist und daß Herr Zimmermann, als er nachträglich aus dem gedruckten Blatte dovon Kenntnis erhielt, uns so fort auf den Widersinn in den einzelnen Sätzen des bctr. Artikels aufmerksam gemacht hat. Durch diese offene Erklärung und den Ausdruck unseres Bedauerns über das FlüchttgkeitSversehen glauben wir die Angelegen heit erledigt. Dresden, den 3. Juni 1908. Die Schriftleitung der „Deutschen Reform" H. Meyer." Zu-