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Nr. SV5. Donnerstag, den 8. September LVV4. S. Jahrgang. SWsche Mkszeitimg ^ Unaddäagiger cageblanM Aadrdett. flecbt u. fieideii. I Nedakttons.evEwnde: 11-1» Ub». ^ 7 ' Pillultz.r «Irahe 4». - FenNprccher Amt I Nr. 136«. OrlcheNU tÄaltch »ach«, mit »u-iiab«, der S.nn- und Aestti»e. " «tenrliL-rl. 1 8« V». lohne »eNell«eIdi- »et in,el,mmmer 10 Ps v»M»«»r»1«r »terretjü-rl. I «I. 8« H»f. (ohne «rNellae autzerveulschea Poyanslall-U. Zeitunglprei»!- »ln,«ln RedakÜon».Gpre«swnde: 11—1» »he Unabhängiger cagebianlür Aabrbeit. flecbt u. freibei». Juseral» werden die ««esdnllene Petikzeile oder deren Raum « 18 Pf» berechnet, bei Wiederholung bedeutender Rabatt. «ochdruckerel, Rrdaktio» und Mefchaft-ftelle: »res»«« Pttlnlyer S »ratze 1». — Feniiprecher »lmt I Nr. I3VK. Wir find entlarvt! Aus irgend einer Korrespondenz entnimmt die sächsische Presse unter der Spitzmarke ..Los von Rom in Sachsen" folgende Notiz: Rach dem soeben erschienenen Jahresbericht sind zur evangelisch- lutherischen Landeskirche des Königreichs Sachsen im Jahre 1903 üveraetreten 1449 Personen, aus derselben ausgetreten 1140 Personen. ES sind also 300 mehr über- als ausgetreten. Ein so starkes Uebcrtpiegen der llebertritte über die Austritte ist nach nicht zu verzeichne» gewesen. 1899 betrug das Plus nur 6» und 1901 nur 131. In den übrigen Jahren waren die Austritte aus der evangelischen Landeskirche häufiger als die llebertritte zu ihr. Das Jahr 190Z bezeichnet also einen Wendepunkt. Herbeigeführt ist derselbe durch die außerordentlich hohe Zahl der llebertritte aus der römisch-katholischen Kirche: 1266 und 5 Altkatholiken, während zum Katholizismus nur 52 Protestanten übertraten. Die sächsischen Blätter wissen auch den Grund dieser bedauerlichen Erscheinung anzugeben-, sie schreiben: Diese Los von Rom-Bewegung ist zweifellos auf die syste matisch verhetzende Arbeit der „Sächs. Volksztg.", des vor einigen Jahren gegründeten Dresdner Kaplanvlattes zurückzuführcn, dessen öde Polemik auf weite katholische Kreise abstoßend gewirkt hat. Nichts ist so fein gesponnen, es kommt doch einst an bic Sonnen! Nachdem es nun einmal heraus ist, warum die „Zächs. Volksztg." gegründet wurde, so können wir es auch nicht länger verschweigen. Ja. die Katholiken haben eine- Schlange an ihrem Busen genährt. Langsam und unmerklich wurden sie systematisch so lange „verhetzt", bis sie der ewigen „öden Polemik" müde, der kath. Kirche in Scharen den Rücken kehrten. Warum sollen wir es nicht gestehen, daß die sämt lichen Artikel der „Sächs. Volksztg." nur scheinbar die Angriffe der Gegner zurückwiesen, in Wirklichkeit aber die Blöße der eigenen katholischen Sache offen aufdeckten? Wenn man die „Sächs. Volksztg." „Kaplanblatt" nennt, so ist das nur auf die Unkenntnis der Verhältnisse zurück- zusühren. Die Kapläne haben keinen Anteil daran. Mit Stolz können wir heute vor ganz Sachsen verkünden, daß unsere Hauptarbeiter im Schoße des Evangel. Bundes sitzen. Vor allein sind wir Herrn Superintendenten Dr. Meyer zu großem Dank verpflichtet; er versorgte viele Nummern unseres Blattes mit Stoff. Ihm schließen sich die Herren Pfarrer Blanckmeister, Graf Paul Hocnsbroech und weiter Pfarrer Segnitz seligen Ange- denkens an. Noch viele andere Namen finden unsere Leser in der „Sächs. Volksztg." verewigt; es würde uns zu weit führen, sie hier aufzuzählen. Warum wir das so freimütig gestehen? Weil wir es in Zukunft vorziehen werden, lieber mit offenen: Visier die Katholiken zum Protestantismus hinüberzuleiten. Einmal wäre es doch herausgekonunen. Die Indiskretion im pro testantischen Lager läßt uns nun offen auftreten; da schnüffelt man ja so alles auf. Vielleicht ist es dort schon kein Ge heimnis mehr. daß. wie die Fäden zum Zwickauer Papst und zukünftigen Reichskanzler, so auch zum General der Jesuiten nach Fiesole hinüberlanfen; er ist vollständig in unsere Pläne eingeweiht und gab dazu seinen Segen. Wir denken noch mit großem Vergnügen daran, wie man die so fein gelegten Netze der Jesuiten ausdeckte, die den sächsischen Hof ihren Zivecken dienstbar machen sollten; hier hat man nun abermals ein handgreifliches Beispiel, wie der Grundsatz: „Der Zweck heiligt die Mittel" praktisch geübt wird. Graf Hocnsbroech wird jedoch davon abstchen. diesen Beweis gegen Dasbach ins Feld zu führen, weil ja die ehrgeizigen Jesuiten das nämliche Ziel des Erjestnten verfolgen. Daher würde eö auch zum Segen der protestan tischen Sache gereichen, so rasch als möglich den „Jüngern Loyolas" die Grenzen des Reiches zu öffnen; das wäre die Vernichtung der katholischen Kirche in Deutschland. Da schrieb gestern die „Deutsch-evang. Korr.": „Eine Auffrischung des evangelischen Charakters der Stadt Dresden erscheint notwendig, denn die katholische Propaganda hat gerade in der sächsischen Landeshauptstadt mit bekannter Dreistigkeit eingesetzt." Warum doch die Herren eine katho lische Propaganda wittern, wo gar keine vorhanden ist? Die „Sächs. Volkszeitung" ist ja im Gegenteil ein Genosse des Evangelischen Bundes im katholischen Lager! Hoffentlich wird nun die Erbitterung in den betreffenden protestantischen Kreisen gegen die „Sächs. Velkszeitung" ein Ende finden und sich die Zahl unserer evangelischen Leser um ein Erhebliches vermehren. Solange aber die Ver breitung des Blattes von den Führern des Evangelischen Bundes nicht offiziell anerkannt wird, dürfte es immer und immer in den ungerechten Verdacht kommen, Sachsen in einigen Jahren katholisch machen zu wollen. Um dem vorzubeugen, werden wir schon als Devise die Worte des Herrn D. Meyer an die Spitze des Blattes setzen müssen: „Wir wollen Rom die Katholiken abwinden." Die Katholiken aber, welche durch uns von der katho lischen Kirche abgcfallen sind, verdanken es uns. daß wir sie eine Religion kennen lernten, wo sie nach ihrer Fasson selig werden können. Es ist doch viel bequemer, sich seinen Gott nach den diversen Herzensneiguugen selbst aus staffieren zu dürfen. Das ist im Durchschnitt wahr, daß die christusgläubigen Altprotestauten wie die Katholiken den Apostaten verhaßt sind. Haben sie früher die katholischen „Pfaffen" gemieden, so werden sie jetzt den protestantischen „Pfaffen" sorgfältig aus dem Wege gehen. Ein schlechter Katholik wird auch immer ein schlechter Protestant. Das Firmenschild tut's nicht, wenn man Bankerott an gesagt hat. Aber an allen dem liegt nichts. Wenn nur der Pro testantismus ein paar Hundert mehr zählen kann! Die Qualität ist Nebensache, der Name ist die Hauptsache. Ob einer nun Protestant wird, weil er jährlich 1 Mk. 50 Pf. weniger Kirchen- und Schnlsteuer zu zahlen hat, oder ob er Protestant wird, weil er ein Landgut oder fünf Joch Ochsen gekauft oder ein Weib genommen hat und daher zum Gastmahl des Herrn nicht kommen kann lLukas 14», das sind Zufälligkeiten, welche gegen die Hauptsache ver- schwinden, daß der Mann romfrci geworden ist! Frei! Welch herrliches Wort! Luther sagt uns, wie ein solcher freier Christenmensch aussehen muß: „er ist gewißlich entbunden von allen Geboten und Gesetzen Gottes. Ist er entbunden, so ist er gewißlich frei." lLuthers Werke, Erlanger Ausg., 27 U. S. 180 „Von der Freiheit eines Christenmenschen".i Frei ist frei, die Veranlassung ist Nebensache. Daher suchen ja auch die Absallsprediger den Katholiken vorerst die große Wohltat der Sklaven befreiung zuteil werden zu lassen. Was die Leute dann mit ihrer Freiheit anfangen, ist doch Nebensache! Und ins Gewissen hat niemand hineinzuregieren, weil cS der selbst herrliche Gott ist! Und bei diesem Werke soll „zweifelsohne" die „Sächs. VolkSztg." mitgewnkt haben! Wir erwarten stünd lich die Vertretung des Evang. Bundes, welcher drr „Sächs. Volksztg." das Ehrenmitglieddiplom zu überreichen kommen soll. Mit umso größerer Begeisterung werden wir wie bisher weiter arbeiten an dem Wähle unserer katholischen Glaubensgenossen! * * * Zu der oben angeführten Behauptung von der Gemein- grsährlichkcit der „Sächsischen Volkszeitung" geht der Re daktion soeben noch folgende Zuschrift zu: „Unter „Los von Rom" geht augenblicklich durch manche Zeitungen die Notiz, derznfolge im Königreich Sachsen im Jahre 1903 die Zahl der Abfälle aus der katholischen Kirche auf 1260 gestiegen wäre. Tie Nichtigkeit dieser Angabe brauche ich nicht zu bezweifeln; aber geradzn blöd ist es mir vorgekomnien, als ich die Bemerkung las: „Diese „Los von Rom"-Bewegung ist zweifellos auf die systematisch verhetzende Arbeit der „Sächs. Volksztg.", des vor einigen Jahren gegründeten Dresdner Kaplanblattes zurückzuführen, dessen öde Pole mik aus weite katholische Kreise abstoßend gewirkt hat." Ein sender dieses ist nun bereits viele Jahre hindurch mit vielen katholischen Geistlichen der Diaspora Preußens und Sachsens auch besonders mit vielen Pfarrern aus dem Königreich Sachsen, sehr gut bekannt; doch über solche Wirkungen des bösen „Kaplanblattes" hat er noch nichts vernommen. Ein sender ist vielmehr davon überzeugt, daß unter den abtrün nigen Katholiken des Jahres 1903 kaum ein Abonnent der „Sächs. Volksztg." zu finden ist, daß wohl aber recht viele dieser Bedauernswerten eifrige Leser vor allem der sozialdemokratischen, dann aber auch der Zeitungen vom Schlage der „Leipziger Neuesten", der „Dresdner Nachrichten", der „Wacht" und ähnlicher waren. Einsender ist vielmehr nach allen Darlegungen, welche er sich von denen machen ließ, die es wissen konnten, der Ueberzeugung, daß schon eingegangene oder beabsichtigte Hei raten, oft ans gewissen Gründen sich „notwendig" machende Verbindungen den letzten Grund dazu abgeben mußten, daß ein Leben ohne den Glanben und ohne die Werke des Glau bens endlich in seinen Konsequenzen endigte. Einsender will nicht richten über die abtrünnigen Brü der und Schwestern, sein ganzes Mitleid gehört besonders denen, welche durch geringwertigen Religionsunterricht, durch Vernachlässigungen des Elternhauses, durch böses Bei spiel und genommenes Aergernis lau und gleichgiltig auf religiösem Gebiete geworden sind. Aber eins möchte er doch gesagt haben: So viele Abfallskandidaten er vor ihrem Hin- Auf Maria Geburt. Das Dlorgcnrot erscheint, die Nacht muß weichen, Lin neuer, froher Tag beginnt zu grauen; Und wenn die Sonne wir am Himmel schauen, Dann müssen alle Sterne schnell erbleichen. Wie freudig und entzückt den neuen Tag begrüßen, Der neue Lebenskraft uns wollte spenden Und Segen überall mit vollen Händen Nun niederlegcn will zu unfern Füßen. So schien uns heut Ncaria als die Sonne, Sie nahm hinweg den Fluch und brachte Segen, Der Hölle Macht, sie mußte weichen. Maria, uns geboren nun zur Wonne, O, spende Segen auf des Himmels wegen, Daß wir mit Dir das letzte «Ziel erreichen. j)rof. Gislar Lgercr. Allerlei vom September. Bon Elimar Kernau. «Nachdruck verboten.) Der September ist gekommen, in dem die Obsternte ihren Höhepunkt erreicht und der Altweibersommer in lan- gen, dünnen Fäden in der Luft umherflattert. Der Som mer bietet uns seinen Abschiedsgruß, eine Vogelart nach der anderen flattert dem sonnigen Süden zu, schon raschelt der Fuß des Wanderers im ersten, am Boden liegenden welken Laub . . . Und doch ist die ganze Welt voll von einer ge heimnisvollen Stimmung, die die Dichter in ihren Liedern sestgehalten haben. ..Septembermorgen" hat Eduard Mö- ricke ein Gedicht genannt, das wir, gleichsam, um die Scp- temberstimmung wiederzugeben, an den Eingang unserer Zeptemberbetrachtung sehen: Im Nebel ruhet noch die Welt. Roch träumen Wald und Wiesen: Bald siehst du. wenn der Schleier fällt. Den blauen Himmel unverstellt. HerbstkrLftig die gedämpfte Welt In warmem Golde fließen. Herbstmonat ist der deutsche Kalendernaineu für Sep tember. Er ist einer von den Monaten mit 30 Tagen und war bei den alten Römern der siebente Monat des Jahres. Man kann den September seiner Witterung nach noch zu den milden Monaten des Jahres rechnen. Die mittlere Temperatur dieses Jahres beträgt in den einzelnen Groß städten unserer Breiten etwa das folgende: Hamburg 13,8 Grad; Berlin 14,9 Grad; München 12,9 Grad, Stuttgart 15,0 Grad; Karlsruhe 14,8 Grad; Prag 15,2 Grad; Wie» 15,8 Grad; Basel 15,0 Grad. Wir können also etwa von einer Durchschnittstcmperatnr von 14 Grad reden. Und der September soll ja auch eigentlich milde, ja von einer klaren Wärme sein: Ein Herbst, der warm und klar. Ist gut fürs nächste Jahr. Und wie stehen sonst die Witterungschancen? Was sagen unsere Wetterpropheten? Nach Falb wird der September ein sehr schöner, beständiger Monat, der nur an seinem Ende eine stark herbstliche Färbung annimmt. Habenicht ist ähn licher Anschauung. Wir können also wohlgemut in die Zu kunft schauen, denn auch der hundertjährige Kalender sagt: vom 1. bis 13. schönes Wetter, dann etwas kühl und herbst lich, bald darauf aber wird es wieder schön und bleibt so bis zum 28.; von da au bis zum Ende des Monats ist es trübe und regnerisch. Dies zur meteorologischen Kenntnis des diesjährigen Septembcrmonats. Im September geht der Sommer zu Ende und der Herbst nimmt seinen Anfang. Dieser astronomische Zeit punkt, das Heybstäquinoktium, fällt auf den 22. dieses Monats. Für den Astrononomen ist der September der jenige Monat, in welchem die Sonne in das Sternbild der Wage tritt, sie hat nun einen der markantesten Punkte im Umlaussbild der Erde erreicht, ein Geschehnis, das sich uns besonders durch starke Luftströmungen bemerkbar und deut lich fühlbar macht. Von den Mondphasen gilt folgendes: letztes Viertel am 3.; Neumond am 9.-. erstes Viertel am 16. und Vollmond am 24. September. Allein damit sind die septemberlichcn Erscheinungen am Sternenhimmel keineswegs erschöpft. So bringt der September zum Beispiel eine totale Sonnen- finsternis. Diese findet am 9. d. M. statt, beginnt abends 7 Uhr 8 Minuten und endet in ihrem Kerne nachts 11 Uhr 27 Minuten, im allgcminen 12 Uhr 20 Minuten. Bei uns freilich wird diese Verfinsterung nicht sichtbar sein, sondern mir ii» Großen Ozean nnd in der westlichen Hälfte Süd amerikas. Sonst ist in astronomischer Hinsicht noch zu be merken, daß Merkur gegen Ende des Monats in den Mor genstnnden sichtbar ist, Venus hingegen in den Abendstun den. Jupiter ist während der ganzen Nacht zu sehen, Mars nur am Morgen, Saturn ist abends am südlichen Stern binnnel anf.rsusnchcn, Uranus geht noch vor Mitternacht unter. Auch die Bauernregeln des September wollen zu Worte kommen. Hier sind einige: - Spät noch Rosen im Garten Läßt der Winter warten. Meister Lampe gehört ja auch schon zum Budget dieses Monats: von ihm heißt es: Je rauhender Hase. Je däldcr. erfrierst du die Nase Schon hört der September den eisklirrcnden Ton des Winters nahen: Spute dich, daß die Felder leer. Ehe du's glaubst, kommt der Winter her Hat der September noch stark sommerliche Neigungen, so ist das gar nicht gut: Donnert es oft im September. Gibt S vielen Schnee im Dezember. Auch der Fruchtcrtrag ist für die Gestaltung der Witte rung von Bedeutung: Viel Bucheimnsic nnd Eicheln. Dann wird der Winter nicht schmeicheln. Ter Monatscrste (St. Aegidicntag) stellt folgende Prognose: Wie S Wetter am Acgiditag. So bleibt cs vierzig Tage darnach. """ Tie anderen Heiligen sprechen gleichfalls ein Wort- chen niit: Wenn Matthäus weint, statt lackt. Er aus dem Wein oft Essig macht, Oder: Regnet's am Michaelistag, So folgt ein^mildcr Winter nach. Wegen des Hetzen Festtages Mariä Geburt erscheint die nächste Nummer erst Freitag, den tt. September, nachmittags.