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I A«»gabe X mit Dresden und in Oesterreich i «»»«abe N Dresden und tn Oesterreich Bezugspret-r Beilage viertelsührlich 2,10 In! Deutschland frei Haus 2,K2 elslchrlich l.^tt^ Ins i ftci HauS 2.22 X; Viertels! Deutschland ft.. ^ — ... , K. — Einzel-Nummer 10 Wochentags erscheint die geitung regelmäßig in den ersten I NachmsttagSsttlndcn: Unabhängiges Tageblatt für Wahrheit, Recht und Freiheit «nit NnteVhaltrrngs-eilage Die illustrierte Zeit Anzeigen, I Annahme von GcschSstsanzeiqcn bis IN Uhr. von Familien- : anzcigen bis 1> Uhr. I Preis für die Petit-Svaltzcile 2» ^. im Nctlamctcil «0^1 I Für undeutlich geschriebene, sowie durch Fernsprecher aut- > i gegebene Anzeigen können wir die Verantwortlichkeit für! die Nichtigkeit des Texte? nicht übernehmen. Redaktions-Sprechstunde: IN bis I I Uhr vormittags. I Für Rückgabe eingesaudter Kchrislst. macht sich die Redaktion > I nicht verbindlich; Rücksendung erfolgt, wenn Rückporto bct-I I gefügt ist. Bricstich en Anfragen isl Aniwortsporlo beizusügcn.1 Nr 174 ! Geschäftsstelle uud Redaktion ! DiLsdE°M. 16. Holbeinftratze 46 A Nontag den 2. August 1915 1 Fernsprecher 21368 14. Jahrl lsimügeblingen ü« papzitt, üe; bsirm unü ü« Mnig; Die Friedenskundgebung des Papstes F r aukf >i r t a. M.. 30. Juli. Die „Fmnkf. Ztg." bringt nach dem „Osservatore Romano" den Wortlaut piues p ä p st l i ch e u A u fruf e S au dir kriegsühreudeu Völker uud ihre Führer, i» der er sie beschwört, dem Kriege rin Ende zu machen. Er lautet: „Als wir, obwohl unverdieutcrweise, auf den apostoli schen Stuhl berufen wurden, als Nachfolger des Papstes Pius X., dessen heiliges uud wohltätiges Leben abgekürzt wurde durch den Schmerz, den der in Europa soeben aus- gebrochene brudermörderische Kamps verursacht hatte, er litten auch nur, als wir einen besorgten Blick auf die blut- eträutteu Schlachtfelder warfen, den Schmerz eines Vaters, der sein Saus durch ein heftiges Gewitter verheert und ver ödet sieht. Wir gedachten mit unaussprechlichem schmerz unserer vom Tode uiedergemähten jungen Kinder, wir empfanden in einem durch die christliche Nächstenliebe weit gewordenen Herzen den ganzen furchtbaren Schmerz der oor der Zeit zu Witwen, gewordenen Mütter und Gattinnen und das untröstliche Weinen der ihler väterlichen Leitung all-,„früh beraubten Kinder. In unserer Lecke, die an der quälenden Furcht zahlreicher Familien Anteil nahm und die die gebieterischen Aufgaben kennt, die uns durch die in die sen w traurigen Tagen uns anvertrante Mission des Frie dens und der Liebe auserlegt sind, faßten wir alsbald den testen Entschluß, unsere ganze Macht der Versöhnung der kriegführenden Völker zu weihen. Wir gaben sogar das feierliche Versprochen dem göttlichen Erlöser, der um den Preis seines Blutes alle Menschen zu Brüdern machen wollte. Worte des Friedens und der Liebe waren die ersten, die nur als oberster Secleuhirt an die Nationen und an ihre Oberhäupter richteten. Allein unser herzlicher und dringen der Bat eines Vaters und Freundes wurde nicht gehört. Vas hat unseren Schmerz gesteigert, unseren Entschluß jedoch nicht erschüttert. Wir fuhren daher fort, uns mit Vertrauen an den Allmächtigen zu wenden, der die Seelen und Herzen der Untertanen wie der Könige in seinen Händen hat und baten ihn, der furchtbaren Geißel Einhalt zu gebieten. Unserem bescheidenen, aber herzlichen Gebet wollten wir alle Gläubigen sich anschließen sehen, und nm es wirksamer zu gestalten, trugen wir Sorge, daß Werke der christlichen Buße cs begleiteten. Heute aber an diesem traurigen Jahrestage des Aus bruchs dieses furchtbaren Konfliktes entringt sich unserem Herzen noch glühender der Wunsch, daß der Krieg bald zu Ende sein möge. Wir erheben unsere Stimme noch lauter, um den väterlichen Nus nach Frieden hören zu lassen. Möge dieser Ruf den furchtbaren Lärm der Waffen übertöneu, die kriegführenden Völker und ihre Oberhäupter erreichen und beide milderen und freundlicheren Absichten zugänglich machen. Im Namen des heiligen Gottes, im Namen unseres Vaters und Herrn im Himmel, i:u Namen des gesegneten Blutes Jesu, des Preises der Erlösung der Menschheit be schwören wir die kriegführenden Völker bei der göttlichen Vorsehung, dem entschlichen Blutbad, das seit einem Jah'-e Europa entehrt, von nun an ein Ende zu machen. Es ist Bruderblut, das man zu Lande und zu Wasser vergießt. Tie schönsten Gegenden Europas, dieses Gartens der Welt, und mit Leichen und Ruinen übersät. Da, Ivo vor kurzem noch die Tätigkeit der Fabriken und fruchtbare Feldarbeit sich entfaltet haben, dröhnen jetzt furchtbar die Kanonen und schonen in ihrer Zerstörungswut weder Dörfer noch Städte, und säen aller Orten Verheerung und Tod. Ihr, die Ihr vor Gott und vor Menschen die furchtbare Verantwortung für den Frieden und den Krieg tragt, hört auf unsere Bitten, hört auf die väterliche Stimme des Stellvertreters des ewigen uud höchsten Richters, Ihr, die Ihr über Eure öffentlichen Unternehmungen, über Eure private Tätigkeit werdet Rechenschaft geben müssen: die überguellendeu Reich- tümer, die der Schöpfer der Welt Euren Ländern gegeben hat, ermöglichen Euch, den Kampf fortzusctzen; allein um welchen Preis, so fragen die Tausende junger Menschen- leben, die jeden Tag auf den Schlachtfeldern erlöschen; um welchen Preis, so fragen die Ruinen so vieler Städte und Dörfer, so vieler der Pietät der Ahnen zu verdankenden Denkmäler. Die in der Stille des häuslichen Herdes, an den Stufen der Altäre vergossenen bitteren Tränen, machen nicht auch sie offenbar, daß der Preis der Verlängerung des Kampfes groß, allzu groß ist? Und man kann nicht sagen, daß der ungeheuere Konflikt ohne Waffengewalt nicht beendigt werden könne. Möge man von diesem gegenseitigen Willen der Zerstörung cib- lassenl Bedenke man, daß. wenn die Nationen untergeben, wenn sie zu sehr erniedrigt und unterdrückt werden, sic das ! M MM lm Ne Tie Eröffnung der Duma Petersburg, 2. August. Gestern nachmittag 1 Uhr ist die Duma unter dem Vorsitze Nodziavkos in Gegen wart aller Minister und des diplomatischen Korps vor über füllten Tribünen eröffnet worden. Der Präsident sagte in seiner Eröffnungsrede: Je schrecklicher der Krieg wird, desto mehr trägt Rußland sich mit dem Entschlüsse, den Strsst zu einem guten Ende zu führen. Dazu bedarf es der voll ständigen Einigkeit aller Bevölkerungsllassen. Die Abge ordneten mögen den Weg zu diesem Ziele angeben. Der Präsident entbot der tapferen russischen Armee Grütze und begrüßte sodann die diplomatischen Vertreter der neutralen und verbündeten Staaten, denen stürmische Kundgebungen bereitet wurden. Diese steigerten sich noch, als der Präsident dem neuen Verbündeten Italien dankte und von den pol nischen Brüdern sprach, dis die Schläge des grausamen Feindes zuerst zu spüren bekommen hätten. Der russischen Armee alles zu gewähren, was sie nötig Habs, dazu bedürs: es eines Gesinnungswechsels uud sogar einer Aenderung in der augenblicklichen Verwaltung. Der Präsident schloß: Kämpfen wir bis zur vollständigen Vernichtung des Feindes! (Lebhafter Beifall.) Nach dem Präsidenten Nodzümko ergriff der Minister präsident Goreniykiu das Wort und sagte: Da der furcht bare Krieg ungeheuere uud zahlreiche Opfer fordert und die Negierung fest entschloss e n ist, alle O Pfer zu bringen, hat sie Sie zusauuucnberuseu, um Ihnen die wirk liche Lage der Dinge daczustelleu uud mit Ihnen über die Mittel und Wege zum Siege zu beraten. Der Krieg hat bewiesen, daß wir im Verhältnis zu den Anstrengungen des Feindes nicht genügend auf ihn vorbereitet waren. Um seiner Herr zu werden, müssen alle nationalen Kräfte ent faltet werden. Tie Negierung wird Ihnen nur Gesetz entwürfe zur Prüfung vorlegen, die auf den Krieg Bezug haben. Das polnische Volk, das ritterlich, edel, treu und tapfer ist, verdient unbegrenzte Hochachtung. Heute hat mich der Kaiser beauftragt, Ihnen zu erklären, daß Seine Majestät dem Ministerrate befohlen hat, Gesetzentwürfe aus- zuarbeiteu, die Polen nach dem Kriege das Recht gewähren, sein nationales, soziales und wirtschaftliches Leben auf der Grundlage der Autonomie unter dem Szepter des Kaisers von Rußland auszugcstalten. Mit den Polen haben die anderen Nationalitäten des großen, ungeheueren Rußlands Beweise ihrer Treue gegen das Vterland abgelegt; folglich muß unsere Politik durchdrungen sein von dem Grund sätze der Unparteilichkeit uud des Wohlwollens gegenüber allen treuen russischen Bürgern, ohne Unterschied der Nationalität, des Glaubens und der Sprache. (Beifall.) Ver einigen wir uns zu der gemeinsamen Anstrengung, zu der uns der Monarch aufruft. Die Regierung ist fest überzeugt, daß früher oder später der Sieg unser sein wird. Dieser Glaube wird von ganz Rußland geteilt. Seien wir einig in dem einzigen Programm: dem des Sieges. (Beifall auf allen Bänken.) Versenkt London, 2. August. (W. T. B.) Ter englische Dampfer „Fulgence" ist versenkt worden. Die Besatzung von 26 Mann wurde gerettet. Hingerichtet Das „Bcrl. Tagebl." meldet aus Neuyork, daß der frühere Polizeimeister Becker am Freitag hingerichtet wurde. Großfcner Der „Berl. Lokalanzeiger" meldet aus Sofia, daß in der Nähe der deutschen Botschaft in Konstantinopel 18 Häuser eingeäschert wurden. » * » ihnen auserlegte Joch unter Knirschen tragen und daß sie die Rache vorbereiten, indem sie von Geschlecht zu Geschlecht eine traurige Erbschaft von Haß und Rache überliefern. Wes halb soll inan nicht von jetzt an mit ruhigem Gewissen die Rechte und gerechten Forderungen der Völker abwägen? Warum nicht gutwillig einen direkten oder indirekten Mei nungsaustausch beginnen mit dem Zweck, nach Maßgabe des Möglichen diesen Rechten und Forderungen gerecht zu werden, und auf diele Weise zu einem Ende dieses schreck lichen Kampfes zu kommen, wie das früher unter ähnlichen Umständen geschehen ist. Gesegnet sei, wer zuerst den Oel- zweig erhebt und dem Feinde die Hand und vernünftige Friedenshedingnngen bietet! Das Gleichgewicht der Welk, der Fortschritt, die Sicherheit, die Ruhe der Völker, sie rnben weit mehr noch ans dem gegenseitigen Wohlwollen und auf der Achtung vor den Rechten und der Würde des anderen als ans der Zahl der Waffen und ans den furchtbaren Festungsgürteln. Es ist ein Schrei »ach Frieden, der sich unserer Seele in diesen lranrigen Tagen entringt, und wir laden die Friedensfreunde der Welt ein, uns die Hand zu reichen, um das Ende des Krieges zu beschleunigen, der seit einem Jahre Europa in ein weites Schlachtfeld verwandelt.. Möge Jesus, der Erbarmer, durch Vermittlung der Müller der Schmerzen nach dem furchtbaren Sturm das strahlende ruhige Morgenrot deS Friedens, des Abbildes seines göttlichen Antlitzes, erstehen lassen, möge die DankcZ- hymnc an den Allerhöchsten, den Urheber alles Guten, bald ertönen, nach erfolgter Versöhnung der Staaten, Mögen die ueuverbrüderten Völker zurückkehren zu den friedlichen Arbeiten der Wissenschaften, der Künste, der Industrie, mögen sie, wenn das Reich des Rechtes wieder hergestellt ist, beschließe», die Lösung einer Streitfrage von nun an nicht mehr der Schneide des Schwertes anzuvertraiien, sondern den Gründen der Gerechtigkeit und Billigkeit, die mit der erforderlichen Rnbe und Umsicht geprüft wurden. Das wird dann ihre schönste und ruhmvollste Errungenschaft sein. In der Zuversicht, daß die Friedensstimninng die Welt bald mit ihren so ersehnenswerten Früchten erfreuen wer den, geben wir unseren a p o st olis ch en Segen allen denen, welche die mhstische Herde bilden, dien n s a n p e r - t r a n t und auch denen, die der römischen Kirche noch nicht angehören. Wir bitten den Herrn, sie mit uns durch die Bande ein e r v olIk o m m e n e n N ä ch stenliebe zu vereinigen. Gegeben in Rom im Vatikan, den 28. Juli 1015. Benedikt XV.. Papst. Nom, 30. Inst. Tie heutigen M o r g e u b l ä t t e r beschäftigen sich mit dem Aufruf des Papstes an die kriegführende» Völker und Staatsoberhäupter. „ M e i - saggero" schreibt: Ter effektive Gruiwirrtnm des päpst lichen Briefes stecke in der Adressierung. Der Brief hätte nur an die Oesterreicher und Deutschen gerichtet werden müssen, weit nur auf sie die Schuld an der entehrenden Lage, in der sich, wie der Papst sagt, Europa befinde, zurückfalle. „Messaggero" stellt fest, daß mau heute mir für oder gegen die Oesterreicher und Deutsche» sein könne. Nun habe aber der Papst vielmehr in seiner Homilie den Mittelweg ein- geschlageu. Der fatale Zwauc, der Logik bewirte also, daß dieser Brief ein toter Buchstabe bleibe. — Der katholische „Corriere d'Jtalia" schreibt: Während ein Jahr der schauerlichen Tragödie sich rundet, während es scheint, daß der Haß immer größere Flammen schlägt, ertönt nur eine Stimme, lauter als aller Wafseulärm, nm nach Frie den zu rufen. Möge der Wunsch des Papstes In Erfüllung gehen, der alle, die den Triumph der Gerechtigkeit unter den christlichen Kulturpöltern ersehnen, gleich »aste liegen muß. Ter römische Korrespondent der Turnier „S tamp a" schreibt zu dein Aufruf des Papstes: Tie allgemein gehal tenen Ausdrücke des Friedeusaufruses zeigen, wie man selbst in vatikanischen Kreisen dieser väterlichen Geste des Papstes nur eine rein ideelle Bedeutung beimißt. Kundgebung des Kaisers (W. T. V.) Berlin, 3C. Juli. Ter Kaiser hat folgende Kundgebung erlassen: An das dculschc Volk! Ein Jabr ist verflossen, seitdem ich das deutsche Volk zu den Waffen rufen mußte. Eine unerhört blutige Zeit kam über Europa und die Welt. Vor Gott und der Geschichte ist mein Ge wissen rein. Ich babc den Krieg nicht ge lvoll t! Nach Vorbereitungen eines ganzen Jahrzehnts glaubte der Verband der Mächte, denen Deutschland zu groß ge-