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Nr. 15. Mittwoch, den 2V. Januar 1004. 5. Jahrgang. Erscheint täglich nachm, mit dlusunbme der Sonn- und Hcslmae. BejuaSprerö: Lierleliührl. I Wik. !»OPf. lohne Bestellgeld!. Bei niisMdenlsche» Poslnnslnll. lt. ZeituugspreiSl. Einzelnumniec l<1 Ps. »iednklions-Sprcchsliiiidc: II I Uhr. llnabbängiges Tageblatt lürÄabrbeit. strebt u. freibeit. Tittscrate werden die Ngespaltene peiii^eile oder deren:>tnii»i m> l.» Ps- deren»»-!, dei Beiederliotung bedeinender ittndnll. «uchdrucherei. lltcdaktioi, »nd ««eschästosictlr: Trcoden, Pillniger Tiraste It. ,>er»il»e>1ie>^Inil I :>!r Jesnitenantrag und Toleranzantrag. Gleich nach Einbringung des Jesnitenantrages im Reichstage las mall in liberalen Blättern, das Zentrum werde es nicht eilig haben, ihn auf die Tagesordnung zu bringen, weil die Aussichten für ihn schlecht seien. Wir glauben schon, das; der Antrag manchem sehr ungelegen kommt und mancher sich freuen würde, wenn er einstweilen liegen bliebe. Man darf aber überzeugt sein, das; es dein Zentrum Ernst mit ihm ist und es nicht daran denkt, ihn u'I K.-rlonstrw (strwerm zu vertagen. Das; die Lage sich zu ttngnnsten des Antrages ver schlechtert hat, können wir uns allerdings nicht verheim lichen. Der Evangelische Blind hat so lange und so skrupel los gewühlt nnd gehetzt, bis er den Schein einer gros;en protestantischen Volksbewegung gegen die Aufhebung des sd 2 wie des ganzen Gesetzes erweckt hatte. Es ist ihm vor allem gelungen, kirchliche Körperschaften bis zu der Preußischen Generalstznode und dem deutsch-evangelischen Kirchenansschusse hinauf mobil zu machen nnd zu Knnd- gebnngen für den Fortbestand des Gesetzes zu bewegen. Das; die Masse des protestantischen Volkes sich wegen der Jesuiten ansregt, bezweifeln ivir noch immer. Diese Masse, die sich um kirchliche Fragen zumeist nicht kümmert, wird auch nach den Jesuiten nicht Piel fragen. Aber die Hetzer- Haben die Mehrheit der kleinen Bnndesregiernngen ein- geschüchtert und ebenso manchen Reichstagsabgeordneten, der sonst wohl gegen die Beseitigung des gehässigen Aus nahmegesetzes nichts einznwenden gehabt hätte. Wenn der Reichskanzler cs infolgedessen nicht gewagt hat, den Antrag ans Aufhebung des rs 2 im Bnndesrate zu stellen, und wenn die Zahl der Abgeordneten, die „im Interesse des konfessionellen Friedens" nicht für den Zentrnms- antrag zu stimmen wagen, wieder zngenommen hat, so ist doch deshalb das Jesuitengesetz noch genau so ungerecht niid gehässig, wie es früher war. Wir verstehen auch nicht, wie gerecht denkende, unabhängige Männer, die früher für die Aufhebung des ganzen Gesetzes oder doch des 2 ge nimmt haben, jetzt verteidigen können, was sie vor einem Jahr verurteilt haben. Halten sie die Bestimmungen des Gesetzes für ungerecht, so können diese doch nicht dadurch gerecht werden, das; eine den Hast gegen die Katholiken gewerbsmästig schürende Gesellschaft sie beibehalten will. Ein Volksvertreter mns; doch den Mut haben, nach seiner Ueberzengnng nnd seinem Gewissen zu handeln. Der Abg. !)>-. Sattler hat sich bereits gegen den Antrag erklärt. Ob er im Rainen aller Nationalliberalen gesprochen haben mag? Ein Teil von ihnen müsste dann den „Jungliberalen" zuliebe Hariliri machen nnd die Bennigsen, Margnardsen nsiv. verleugnen, denen sie früher gefolgt sind. Ein protestantischer Theologe, wohl ans den Kreisen des Evangelischen Bundes, giebt den Konservativen, die früher in ihrer grasten Mehrheit wenigstens für die Aufhebung des Z 2 gestimmt haben, zu bedenken, das; sie das im Interesse des konfessionellen Friedens nnd der evangelischen Kirche ferner nicht mehr mit gutem Gewissen tun könnten. Er möchte, das; das Zentrum mit den Sozialdemokraten. Polen nsw. allein bliebe nnd so ein Reichstagsbeschlns; zustande komme, der „weder der Negierung noch dem deutschen Volk imponieren könnte." Die „Krenz-Zeilnng" hat sich bekanntlich bisher wacker dem Evangelischen Bunde widersetzt nnd die Auf hebung des st verteidigt. Wir hoffen, das; sie die Mei nung der grasten Mehrheit der konservativen Partei auch heute noch vertritt und das; diese sich nicht selbst ins Ge sicht schlagen wird, um sich von der halb- nnd ungläubigen Gesellschaft des Evangelischen Bundes ihre Haltung vor schreiben zu lassen. Der Beschlns; der Gcneralnmode. der ohne alle parlamentarisch-politische Erwägungen gefasst ist, kann für die Konservativen doch nicht so mastgebend sein, das; sie die ganze parlamentarische Lage unberücksichtigt lassen könnten, zumal da er etwas Ungerechtes fordert. Dem Reichskanzler wäre es gewiß ganz lieb, wenn der Jesnitenantrag einmal im Reichstage dnrchfiele oder doch nur mit Hilfe der ..Reichsfeinde" zur Annahme ge langte. Er befindet sich seit seiner Erklärung vom ä. Fe bruar mit dieser Frage in nicht geringer Verlegenheit. Allein das kann für das Zentrum nicht inbetracht kommen. Im Gegenteil, es mns; nun erst recht verlangen, das; mit dem Ausnahmegesetze aufgeräumt wird. Wenn die pren- stische Regierung mit Zustimmung des Königs bereit ist, den ^ 2 zu beseitigen, dann kann das für das Zentrum nur ein Ansporn sein, immer von neuem nnd entschiedener auf seine Forderung z-rirückznkommen. Wir hoffen, dast auch der Toleranzantrag noch in dieser Tagung zur Verhandlung kommt. Er ist ebenso wichtig ivie der Jesnitenantrag. vielleicht noch wichtiger Bei der Menge der dem Reichstage vorliegenden Initiativanträge nnd der grasten Zahl von Fraktionen wäre es allerdings möglich, dast das Zentrum nicht mehr beide ans die Tages ordnung bringen könnte, und daher zu wählen hätte, ob ihm der Jesnitenantrag oder der Toleranzantrag dringlicher er scheine. In diesem Falle würde dann der znrückgestellte Antrag in der nächsten Tagung der erste sei». Damit wollen wir indes vorläufig »och nicht rechnen, sondern an der Hoffnung festhallen, das; beide Anträge in dieser Tagung zur Erledigung kommen. Von dem Abg. Ile. Saltier haben ivir bereits das erfreuliche Zugeständnis, dast in manchen Ein ze Ist aalen noch Ungerechtigkeiten gegen über den Katholiken bestehen. Es klingt wie Hohn, wenn der Theologe der „Post" bebanptet, diejenigen Staaten, wie Mecklenburg und Brau »schweig, in deren Gesetz gebung noch einige antignierte Bestimmungen über katholische kirchliche Verhältnisse sich erbalten bätten. hätten sich unter dessen auf die Mahnung des Reichskanzlers beeilt, den be rechtigten Beschwerden der Katholiken abznhelfen. Was in Brannschweig trotz des Katholikengesetzes von I!»>2 noch mög lich ist, davon haben wir ja ganz kürzlich ein paar Proben erhalten. Ein prenstischer katholischer Geistlicher wird zu st«) Mark verurteilt, weil er auf Wunsch des katholischen Vaters in einer braunschweigischen Enklave ein sterbenskrankes Kind gelaust hat! Sachsen hat überhaupt keine Miene gemacht, seine antianierle intolerante Gesetzgebung zu ändern. Es scheint das auch nicht tun zu wollen, und schon darum bleibt nichts übrig, als die Reichsgesetzgebnng in Bewegung zu setzen. Es musste deshalb auch das Zentrum den ganzen Toleranzantrag, nicht blos; den vom Reichstage angenommenen ersten, die private Religionssreiheit anssprechenden Teil, sondern auch den zweiten, der die freie Re- ligionsübnng auch derReligionsgesellschaften sichern soll.wieder Znr Abwehr der ttnsittlichkeit. Der Verein zur Hebung der öffentlichen Sittlichkeit veranstaltete am verflossenen Freitag in Leipzig einen Vortragsabend für die männliche Jugend Leipzigs. Ter graste Saal des Zoologischen Gartens war gedrängt voll eine imposante Versammlung. Das war kaum anders zu erwarten, da der Hofprediger a. D. ist. Stöcker ans Berlin als Redner gewonnen war. Rach kurzer Begrüstnng, verbunden mit dem Apell zum Eintritt in den vorgenannten Verein, trat alsbald Hosprediger Stöcker an das Redner pult. In einstündiger Rede, durchzogen von vielen er hebenden Momenten, getragen von idealer Auffassung, an sprechend gemacht durch warmen herzlichen Ton innerster Ueberzengnng, ivnstte er die ganze Znhörerschar zu fesseln. Seinen AnSführnngen entnehmen ivir folgendes: Seit einem Vierteljahr-Hundert kämpft St. zu Gunsten der Sitt- lichkeisbewegnng, nicht als Prediger, nein als Volksfrennd; nicht eine Predigt »volle er halten, sondern anfrnfen znm Kampfe gegen die Unsittlichkeit, letztere wächst lavinen- artig und droht mit unheilbringender Geschwindigkeit das ganze deutsche Volk, unser ganzes liebes Vaterland nieder- znwerfen. Noch vor ca. st«) Jahren konnte man von all gemein geübten deutschen Tugenden reden, man war voll Lobes über diese Lichtseiten deutschen Wesens. Deutsche Gottesfurcht, deutsche Treue, deutsche Redlichkeit, deutscher Familiensinn waren selbstverständlich. Und heute? Statt Gottesfurcht hat sich ein mehr oder minder schrosfer Gegensatz zur Kirche in allen Volksschichten heransgebildet. Tausende, man mns; sagen Millionen, haben der von Gott gesetzten Autorität die alte Treue gekündigt. Deutsche Redlichkeit wurde zeitweise gleichsam ansgeschaltet ans dem Volks geist; Zeugnis dafür legen die schändlichen Zusammen brüche ab, die uns die verflossenen Jahre gebracht haben. Und nun deutscher Familiensinn! Mit tiefster Wehmut kann man nnr in diesen Abgrund von Korruption, von moralischen Defekten blicken. Oder will es nichts heisten, wenn Berlin im Jahre 11)00, als das Bürgerliche Gesetz buch Norm für das ganze Reich wurde. 1«l.B> Ehescheidung:- I Prozesse in einem Jahre hatte? Man kann heute nicht - von einer Besserung in dieser Hinsicht svrechen. Unwill j kürlich drängt sich da die Frage ans die Lippen: „Woher > diese schmachvolle Erscheinung?" Sl. führt als Gründe ! den Mammon, die Trunksucht, die Unzucht an. Dieses ! dreiköpfige Ungeheuer schmarotzt am deutschen Volkslörper > und sangt ihm die beste Kraft ans. Kampf, Kampf bis j miss Blut allein, kann es nmchädlich machen, der Kampf ! aller, der Allen und der Jungen. Des Kampfes Znver- ! sicht ist die Haltung der Jugend, die ja einmal als Führer ! ani dem Plane erscheinen mns;. Leider, so lässt sich St. > vernehmen, bietet unsere Jugend keine Garantie eines ! guten Kainpses gegen das dreiköpfige Ungetüm. Ein schwertr-estender Ausspruch! Unsere Jugend, so stihrt Referent - ans ist ein leidenichastlicher Jäger nach Mammon, nach Geld: Trunksucht, als der gewohnheitsmäßige Man enge uns-, ! pon Alkohol in jeder Form, gilt als Bravourstück und ist der Nährboden der Unzucht. Für letzteres redet die ! Statistik der Geschlechtskranken eine deutliche Sprache: j Arbeiter- Prozent. Kanslente l«> Prozent, Studenten , 27» Prozent. Ist es da nicht höchste Zeit zu rufen: ^ Deutsche Jugend! wache ans! Denk an Deine Zntnnft, an die Ausgaben, die Du da im Mannesaller im Leben noch zu erfüllen hast. Entwende Dich den Umarmungen des Mammons, der Trunkenheit, der Wollust-. sie entnerven Dich, machen Dich unfähig zu Deiner Bestimmung. Limson nnd Delila in der Bibel sind ein treffliches 'Beleg stück. Menschen nnd Völkern soll es ein Spiegel sein, wie Unzucht de» Gottesfnnken in uns anslöscht. Energie und Tatkraft lähmt. Und »nie verträgt sich die sonst »achdrück lichst betonte Manneswürde mit dem Laster? Ist es eines Mannes würdig, sich an eine „Dirne für alle" ivegzn- »verfen? Ist cs eines Mannes würdig. Gesundheit nnd Leben in die Gefahr der Vergiftung zu stürzen? Ist cs eines Mannes würdig, Gesundheit von Frau und Kindern infolge Jugendsünden aufs Spiel zu setzen? Was für ein Stachel fürs ganze Leben bleiben Jngendverfelilnngen? einbringen. Künstlich konstruierte verfassnngsmässtge Bedenken können da garnicht inbetracht kommen. Wer aber solche Bedenken hat. der mag dafür wirken, das; die intolerante, antignierte Gesetzgebung in den Einzelstaaten abgeschasst wird. Tann brauchen ivir keinen Toleranzantrag im Reichs tage. Reichstag. c>. Berlin. IN. Sitzung am G. Januor tNOt. Der R e i ch s t a g hat noch nie zu Beginn einer Sitzung im soj relativ gut besetztes Hans gezeigt wie heute; sämt liche in Berlin anwesenden Abgeordneten sind er schienen. Die Bnndcsralstische sind vollständig besetzt; der Reichskanzler mit den Staatssekretären und viel Militärs sind erschienen. Die Logen links nnd rechts sind sehr gut besetzt. Alles weist ans einen wichtigen Vorgang hin nnd dieser tritt ein. als der Reichskanzler sich das Wort geben lies;, nm vor Eintritt in die Tagesordnung Mitteilung zu machen über den Ansstand der Hereros in Deutsch Südwest asrika. Den Darlegungen, welchen das Hans mit der grössten Anstnerkiamkeir folgte, ist zu entnehmen, das; es recht schlimm in Tentsch Südweslafrika anssieht; daS Anf- slandsgebiet umfasst den besten Teil der Kolonie. Die Wiederherstellung der Rnbe kostet dem Reiche viel Geld; schon sind zwei Vorlagen hierfür eingelanfen nnd weitere Rechnungen stehen noch ans. Ein lebhaftes Bravo lohnte den Reichskanzler, als er an das de:-!tsche Volk nnd seine Vertreter appellierte, mit den verbündeten Regierungen einig zu sein im Schutze der deutschen Flagge »nd deutscher Untertanen. Sofort leerte sich das Hans sehr stark, als nun Graf Kunitz die konservative Interpellation über die Richlkündignng der Handelsverträge begründete. Wie er angekündigl hatte, sprach er recht scharf gegen die Regierung, die „lächerliche Abkommen" mit Amerika schließt. Staatssekretär Posadowski lies; sich acht ans seiner Ruhe bringen nnd gab leine Auskunft über die heikle Materie; wohl anerkannte er die Notlage der Landwirtschaft nnd gab auch die Zusage, das; die Regierung alles tun werde, nm dieser abznhelfen. Der Verlauf der Sitzung ist folgender: Präsident Gros Bai lest re in erömieie die Sitzung uni I llhr 2st Min.. doS Hon-:- ist rectN gut best-tzi: sonnliche Minister nnd Sloolsiekreiore, on der Spitze der Reiäistonster, nohinen oni Bnndes- rolsliswe Platz. Vor Einiriu in die Tagesordnung mast» Reististan;ler Graf Bö low über die ernsten Aoclirictiten in Tenistt, - Sndwestofrika Mitteilung. Ter Anfstano der Hereros ist nnenooriet zwn Ans- brneti geloininen: on dein Ernst der Loge ist kein Zweifel. Der diclubevölleriite Teil des Gebiet-:- ist vom Aufstand heiingestn-tst. Der Fleiß eines Fohr ;ebnies ist vernichtet: über dos Schicksal der F-ornier- foinilien ist noM nistüs bekam». Das Gros der Schntzlrnppe ist 2» Tagesmärstbe von dem tzlmslondsgebiele enisernl. au» M'ann mil einigen Genbützen sollen sofort abgesendel werden. Am Donnerstag noclnniuog geben diese ob, nm am V Februar dort ein;ni>enen. ei» in »opstodi liegendes »anonenbool ist dorthin beordert worden. Das sind die Mindestmaß»»!,men, die ii» Fnleresse unserer dortigen denüstien Mitbürger nnd nnserer Soldaten geboten sind. Das denlsstie -Toll wird hierin mil dem Vnndesral wohl einig znm Säume der denststien Flagge sein, «Bravo > Präsident Gras Ba l l e st re m : Die Vorlage wird sofort in Druck gegeben nnd mag im Lome der Sitzung verteilt werde». Do Hans tritt m die Tagesordnung ein, auf der die tonservalivc stnaervellalion siebt, warm» die .»ündignng der Handels verträge »ist» erfolgt sei. Groi »onin loni.t begründet die Anfrage: er ist der Ansicht, das; die bestehenden Handetsveriräge zu lündigen seien, dam» man Deutscher Jüngling, übe benlsrhe Art. die nichts von Unzucht weis;, aber Keuschheit kennt. 'Bei den alten Ger manen waren Unzucht, Ehebruch, Ehescheidung unbekannt. lieber die Kawpsesinillel lässt sich Sl. also vernehmen: Kampf mil sich selbst, Glaube, Gebet, SeibstübeiWindung, Hilst- von Eltern und Freunden kann nnr die Unsiltlichkeit besiegen. Demgegenüber stehen gewaltige Feinde: Die un sittlichen Witzblätter, gewisse Romane, die infolge der ab gelebtsten Reichslagsvorlage: „Gesetz gegen die öffentliche Unstttlichkeit" die giftigsten Blüten treiben, ja wahre Drgien feiern. Nachdem Redner ans den dmnaligen Kommissions- beralnngen Erläuterungen geboten und der anj purer Mache beruhenden Ablehnung jenes «'Kietzes «p-dachl hatte, streifte er noch die Erkenntnis, die jetzt sich weiter Kreise bemäch tige: „So kann und darf es nickst weiter gehen!" Die damals künstlich irregeleitete Meinung weis; sich mm der Hochflut von Gemeinheit kaum zu erwehren. Die Folge davon iil ein verdorbener Zeitgeist, der seit glaubt, des Lasters nicht entbehren zu lönnen. Und ist es nicht eine indirekte 'Begünstigung der Unstlllichieit. wenn ein Teil der Aerzte die Prostitution als für Einzelne zur Gesundheit notwendig, gntheiße. ohne jedoch den Nachweis erbracht zu baben, das; Keuschheit ruiniert. Dazu kommt der elende s o p I) i st i s c!> e S a tz v o n der d o v pell e n M o ral: „Für das männliche Geschleust ist nimttlicher Umgang ge stattet und nicht entehrend; das weibliche Geschlecht würde davon geschändet. Seit etwa Ist Jahren kommt als drittes ein samoier Grundsatz in Betracht: „Leb Dich ans!" So sind die Anstbannngen des heutigen Zeitgeistes. Da heisst es im Sinne des heil. Paulus, des großen Goethe kämpfe»; denn beide betonen: Menich sein, heisst .Kämpfer sein! Aber wie schon betont: Kamps bis aufs Blut, nicht der laren Ansicht huldigend: „Ich will das Gute, sann aber das Böse nicht ans der Welt schassen »nd hindern." Vater und Mutter müssen kämpfen mit ernstlicher Warnung, kämpfen mit Beten. Das weckt »nd schärst das Gewissen, das auch heute noch eine Macht ist. Die Literaten