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Sächsische Volkszeitung : 24.02.1905
- Erscheinungsdatum
- 1905-02-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-190502242
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19050224
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19050224
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1905
-
Monat
1905-02
- Tag 1905-02-24
-
Monat
1905-02
-
Jahr
1905
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 24.02.1905
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rv» die geistliche Schulaufsicht absolut nötig sei und die engste Verbindung zwischen Kirche und Schule darstelle. In der Debatte sprachen die freisinnigen Abgeordneten Ernst ,md Kopsch wiederholt für Förderung des Unterrichts- Wesens; dabei mußten sie doch anerkennen, was der jetzige Kultusminister getan hat. Ter nationalliberale Abgeord nete von Eynern betonte für seine Fraktion, daß sie am Schulkompronrißanlrag festhalten. Bemerkenswert war, wie scharf der Kultusminister das Verhalten der rheinischen Synoden wegen ihrer Stellungnahme zur geistlichen Schul aufsicht tadelte. Morgen findet die große Hochschuldebatte statt Oefterreich-Uugarn. — Da« österr. Abgeardueteuhau« nahm die Wahl des Prä- fidenten vor. Gras Vetter wurde mit großer Mehrheit wiedergewählt, und erklärte sich bereit, die Wahl anzu- nehmen. DaS Haus setzte sodann die Beratung der Rekrutenvorlage fort. — Das UebergangSministerium. In der Konferenz «m Nationalkasino wurden die wichtigsten Forderungen be züglich des Uebergangsministeriums formuliert. Danach würde das aus vier bis fünf provisorischen Mitgliedern be stehende Ministerium vollkommen farblos sein und bloß die dringendsten Staatsnotwendigkciten wie ein Viermonat- liches Budgetprovisorium, das normale Rekrutcnkontingent und den finanziellen Ausgleich mit Kroatien zu erledigen haben. Wie verlautet, sollen die Minister ausschließlich drr Tissidentengruppe entnommen werden. Schweiz. — Tie russische Gesandtschaft in Bern erhob beim Vundespräsidenten Vorstellungen wegen der Veranstaltung einer Geldsannnlung auf den öffentlichen Wegen von Bern zu Gunsten der Opfer des russischen Aufruhrs, wegen der Beteiligung eines Mitgliedes des Berner Gemeinderats an dieser Veranstaltung, sowie wegen der heftigen Sprache, die ein Teil der schweizerischen Presse gegenüber der russi schen Negierung und dem Kaiser von Rußland führe. Italien. — Die Affäre Ercolessi. Der Pariser „Eclair" mel det: Hauptmaun Ercolessi war bekanntlich wegen Hochver rats in Messina verhaftet worden. Nun hat er ein Ge ständnis abgelegt und einen General und einen Obersten des italienischen Geueralstabes als jene Personen bezeich net, welche die wichtigen militärischen Schriftstücke an eine sreurdc Macht ausgeliefert haben. Der Lohn für den Ver rat habe für jeden Beteiligten üOOOOO Lire betragen. Tie Behauptungen Ercolessis sind unzweifelhaft richtig, da für dieselben überzeugende Beweise vorliegen. Hauptmaun Ercolessi soll ein Jude sein. ArankrOich. — Tie Hullkommission setzte die letzte Lesung des Be richtes fort, dessen Hauptverfasser der österreichische Admi ral von Spann ist, an welchem aber auch alle anderen Mit glieder der Kommission mitgearbeitet haben. Es wird ver sichert, daß die Kommission sich über die Frage, ob japa nische Torpedoboote zur Zeit des Angriffes auf die Fischer flotte aufgetaucht sind, nicht äußert, sondern erklärt, daß Admiral Noschdjcstweuski berechtigterweise glauben konnte, daß seinem Geschwader Gefahr drohte und demnach han deln durste, wie geschehen. Der Bericht konstatiert die Ver pflichtung Rußlands, die Opfer der Katastrophe zu eutschä- rigeu. Der Bericht wird morgen an die Negierungen von Rußland und England abgesaudt und voraussichtlich am Sonnabend in öffentlicher Versammlung verlesen werden. — Flotteuvcrmehruug. In der Marinebudget Debatte erklärte der Berichterstatter Bos den Flottenzustand. was Ausrüstung, MuuitionS- und Kohlenvorrat betrifft, als un genügend. und er beklagte die Verzögerung der Schiffs- bauten. Frankreich könne sich mit dein Schiffsbauprogramm vom Jahre 1900 nicht mehr begnügen. Es benötige eine mächtige Flotte, um den Frieden zu diktieren. Der Abg. Admiral Bienaium erklärte, daß Programm vom Jahre 1900 sei nicht ansgeführt worden. Redner greift die Amts führung Pellclans au. der der Angeberei in die Marine Eingang verschafft, das Reglement und die Gesetze verletzt und Admirale geopfert habe. Ferner erhob Redner gegen Pelletan den Vorwurf, daß er Disziplinlosigkeit in der Marine eiureißen ließ und die Politik unter die Offiziere trug. Redner gab der Hoffnung Ausdruck, daß Marine- minister Thomson die begangenen Fehler gutmacheu werde. Er besprach hierauf eingehend die Zustände in der Marine und erklärt, er habe seinen Degen übergeben, weil er für eine etwaige Niederlage Frankreichs nicht mitverantwortlich sein wollte. — In der Deputiertenkammer erklärte der Marine- minister, die Hauptfrage bilde das Flottenprogramm: cs koste Mühe, die Flotte auf der erforderlichen Höhe zu er- halten. Der Minister vergleicht die französische Flotte mit denen des Dreibundes und sagt, die deutsche Flotte werde im Jahre 1917 die französische an Stärke übertrcffen. wenn Frankreich bis dahin nicht 24 große Schiffe gebaut haben werde, wie in dem neuen Flotteuprogramm vor gesehen ist. Das Programm von 1900 sei nahezu erledigt, man könne jetzt über neue verhandeln. Man werde be deutende Kredite für Torpedobootszerstörer. Torpedoboote und Unterseeboote nötig haben. Das neue Programm könne ausgcführt werden, ohne auf das außerordentliche Budget znrückzugreifon. Die Ausgaben für Neubauten seien für 190ü festgesetzt. Rußland. — FriedenSschluß? Das „Reutersche Bureau meldet m,s Petersburg: Ungeachtet der offiziellen Ableugnnngen erhalt sich aus einer Quelle, die sich hoher Gönnerschaft erfreut, die Information, daß die FricdenSfrage vom Kaiser Nikolaus nicht allein formell erörtert wird, sondern baß man sich über die Bedingungen, auf Grund deren Rußland zum FrtedenSschluß bereit sei, tatsächlich wie folgt, geeinigt hat: Korea soll unter japanische Souveränität kommen. Port Arthur und die Liaotunghalbinsel an Japan abgetreten. Wladiwostok als neutraler Hafen nach dem System der offenen Tür erklärt, die chinesische Ostbahn unter eine neutrale internationale Kontrolle gestellt und die Mandschurei bis Charbin als integrierender Teil des chinesischen Reiches zurückgegeben werden. Die Schwierig keit liegt in der Erledigung der Frage der Entschädigung, worauf Japan besteht; doch wird angenommen, daß diese Schwierigkeit nicht unüberwindlich sei. Obwohl eS sehr gut möglich ist. daß Rußland eine weitere Schlacht wagen wird, ehe man zur Entscheidung gelangt, so hält man doch aus glaubwürdiger Seite an der Meinung fest, daß ange sichts der inneren Lage und der enormen Schwierigkeit, den Krieg sortzusetzen. der Friede auf Grund der obzitierten Bedingungen abgeschlossen werde, wenn es gelingt, die Entschädigungsfrage innerhalb eines verhältnismäßig kurzen Zeitraumes -u ordnen. — Die Petersburger Telegraphen- Agentur ist in der Lage milzuteilen, daß der sichere Ton des «Reuter"-Telegrammv über den Friedensschluß auf einem Mißverständnis beruhe. Deutsch -Tüdwestasrika. — Nach einem Telegramm aus Windhuk ist im Ge fecht bei Gcitsabis am 13. Februar d. I. verwundet: Unter offizier Müller (Telegr.-Bat. Nr. 2), Reiter Schulz (Kür.- Reg. Nr. 6). — Nach Meldung des Generals von Trotha von: 21. d. M. wurde am 2. Februar das durch einen Posten der Abteilung Koppy besetzte Ukamas (120 Kilometer nordöst lich von Warmbad) von etwa 70 Hottentotten angegriffen. Ter Angriff wurde siegreich abgeschlagen. Aus Stadt und Land. lvcktteftunaen au» unserem Leserkreise mit NameiiSserttgung sür diese Rubrik sind der Redaktion allezeit willkommen. Der Name de» Linsender» bleibt Gehetmni» der Redaktion. Rnondme Zuschriften müssen unberücksichtigt bleiben.) > Dresden, den 23. Februar 1905. Tageskalender für den 24. Februar. 1834. -s Alois Senefelder zu München, Erfinder des Steindrucks. — 1831. * Graf v. Eaprivi zu Charlottenburg, ehemaliger Reichskanzler. — 182V. * Friedrich Spielhagen zu Magdeburg, bekannter Romanschrift steller. — 1809. * Generalfeldmarschall Edwin Freiherr v. Man- teuffel zu Dresden. — 1548. Belehnung des Kurfürsten Moritz von Sachsen zu Augsburg mit den Ernestinischen Erblanden. — 1530. Kaiserkrönung Karls V. z» Bologna. Di« letzte Kaiser krönung durch den Papst. — 1408. -s Johann Gutenberg, Erfinder der Buchdruckerkunst. —* Se. Majestät der König unternahm gestern vormittag, begleitet vom Flügeladjutanten Major von der Decken, einen Ausflug nach Moritzburg zur Pirsch jagd im dortigen Tiergarten. —* Se. Majestät der König empfing am Sonntag eine Abordnung des Verbandes reisender Kauf- lente. —* Am Sonntag den 26. Februar, vormittags 9 Uhr. wird der hochw. Herr Bischof Dr. Georg Wuschanski die neue St. Joseph-Kapelle in der neuen -">. katholischen Bezirksschule zu DreSden-Pieschen, LeiSnigerstraße, ein weihen. Dadurch erhalten die Katholiken endlich eine eigene bleibende Gottesdienststätte, da bisher der katholische Gottesdienst für die Pfarrgemeinde nur an Sonntagen in einer gemieteten protestantischen Schultnrnhalle abgehaltcn wurde. — * Gemeinnützige kostenfreie Unter- richtskurse für jeden Vorwärtsstrebenden zur Er lernung der englischen und französischen Umgangssprache, sowie doppelte und einfache Buchführung, Handelskorrespon denz, Rechnen, Wechsellehre und Stenographie beginnen in der Berliner Handelsakademie. Auswärtige erhalten den Unterricht nach genauer Anleitung schriftlich. Kosten lose Uebermachung aller Arbeiten durch erstklassige Fach lehrer. Porto für Korrektur, sowie die zum Unterricht nötigen Materialien, welche nur geringe Kosten verursachen, sind die einzigen Ausgaben. Meldungen mit beigesügtem Rückporto nimmt die Direktion der Berliner Handels-Aka demie entgegen. —* In der nächsten Nummer beginnen wir mit dem hochinteressanten und spannenden Roman „Pater Antonius" von Robert Bnchmann, worauf wir unsere verehrten Leser ganz besonders aufmerksam machen. —* Die neunjährige Tochter der Arbeiter witwe Petz old ist bei lebendigem Leibe verbrannt. Das Kind vermochte vor seinem Tode nur noch anszusagen, daß seine Kleider von einem ans dem Ofen springenden Funken in Brand gesetzt worden wäre». (Fortsetzung in der Beilage.) Gerichtssaal. X Strafprozeß gegen den Freiherrn v. Grabow und Gen. (2. Verhandlungstag ) Der Prozeß nahm am Mittwoch morgen vor vollbesetzten Tribünen seinen Fortgang. Neben dem preußischen Landrat v. Flotow fand der Schwindel-Freiherr ein zweites Opfer in dem Konsul und Kaufmann Schröder aus Stettin. Dieser besaß eine Dampfwäscherei und hackte den Slgcnten Bern- stei-n-Bcrlin mit dem Verkaufe derselben beauftragt. Da der Stettiner Konsul eine gute Auskunft über Grabow erhielt, willigte er darein, den Freiherr« aus momentaner Verlegenheit zu helfen und später das Kaufgeschäft bezüglich der Dampfwäschcrei abzu schließen. Bevor aber der Freiherr Dampf Wäscherei- bestyer wurde, bearbeitete er in Gesellschaft mit dem gerissenen Generalbevollmächtigten Hildebrand den Stettiner Konsul der maßen. daß dieser dem Freiberrn 20000 Mark vorstreckte, v. Grabow stellte dafür vier Akzepte ä 5000 Mark aus und veranlaßte durch sein schneidiges Auftreten und ferne „chren- wvrtliche Versicherung", daß er als .Kavalier" die Wechsel prompt am Verfalltage einlösen werde, den Vrzekonsul der Vereinigten Staaten Ludwig in Swinemünde, die Bürgschaft zu übernehmen. Natürlich wurden die Akzepte nicht eingelöst, sondern eingcklagt. und der Bürge mußte alles bezahlen. Hildebrand als der 8>>irit,i8 rvotar erhielt von dem erschwindolten Gelde natürlich auch seinen Anteil und nicht zn wenig, das dann in Monte Carlo und Ostende in kurzer Zeit wieder verjeut ivurde. Der Angeklagte bestreitet, die Absicht des Betruges gehabt zu haben. „Zwei angeblich reiche Erbtanten in Amerika", auf die sich der Schwindel- Freiherr bei allen seinen Tranöaltionen berufen hat. indem er bor st,b, er werde von ersteren ungeheure Ländereien in den Vereinigten Staotcn erben, sind in ihrer Heimat (Virginia) vernommen worden. Darnach ist cs aber mit der großen amerikanischen Erbschaft nicht »veil her, weil diese eben gar nicht vorhanden ist. Von der Ber liner und Schönrberger Polizei wurde fcstgcstellt, daß die von den Ber liner Auskunfteien Schimmelpfeng, Richter und Verein Kredit reform bezogenen Auskünfte durchweg von Grabows Freund und Spießgesellen Hildebrand herrührten. Die Schoncbergcr Polizei hatte große Mühe, des Fitzncr habhaft zu werden. Man erwischte ihn schließlich in Zürich Im Hotel „Europäischer Hof", woselbst ein neuer großer Schwindel in Szene gesetzt werden sollte. Fitzucr sollte am nächsten Vormittag Eigentümer des genannten Hotels für den Preis von 885 000 Franks werden: die Anzahlung wollte er zu einem kleinen Teile in bar, zum.größten Teile in wertlosen Hypotheken leisten, dann noch am selben Tage das Hotel weiter verkaufen und verschwinden. Hieraus wurde nun nichts. In den Effekten fand Zeuge Polizeikommiffar Steinmetz aus Schömberg 9000 Mk. Obligationen der Zeche „Friedrich Wilhelm II.*. Diese waren für — LOO Mk. verkauft worden. Der unter dem Namen „Schiebefitzner" bekannte Angeklagte ist gegenüber d'escn gra vterenden Aussagen des Zeugen sittlich entrüstet und behauptet, in Schönebrrg und Berlin in denkbar bestem Renomee zu stehe«. Nunmehr machte Freiherr v. Grabow durch die Vermittelung rrneS Agenten die Bekanntschaft des Dresdner Oberlehrers Tr. Rudolph. Derselbe besaß in der Niederlößnitz ber Dresden eine Bergvilla, auf welche es der Baron abgesehen halte. Der Kaufpreis wurde mit 77 000 Mk. beziffert und v. Grabow Besitzer der Billa. Als Gegenwert zahlte der Baron die ominöse Berliner Lchornslei«- hypothek in Höhe von 55 000 Mk. Bald aber erkannte Oberlehrer Dr. Rudolph, daß ec einem Betrüger zum Opfer gefallen war. Er nahm gerichtliche Hilfe in Anspruch, erlangte auch eine vor läufige einstweilige Verfügung. Der in Dresden wohnenden Kommerzienrätin Nuß bol er für zwei ibr gebörende Grundstücke in Dresden und Weinböhla, die sie zu verkaufe» beabsichtigte, die gewisse geldsichere Hypothek als Kaufpreis an. Tic Kommerziell« rät«n hatte sich aber nach Berlin begeben und cnldeckte, daß die ihr angebotene Hypothek von 55 000 Mk. ganz unv gar in der Luft hing. Hier in Dresden erging es dem Baron sehr sckilecht. Er hatte leinen Pfennig Geld in der Tasche, da begab er sich z» dem Inhaber des Bureoux „Confidentia" in Dresden und bat. sich um Unterbringung der 55 000 Mark-Hypothek zu bemühen. Aber der also Angegangene durchschaute den Schwindel. Er drückte dem Baron 100 Mk. in die Hand, nur um den Freiherrn los zu sein. Telegramme. Hohenlimburg, 22. Februar. Der Schnellzug Frankfurt—Wesel überfuhr heute mittag drei Schüler im Alter von 10 bis 13 Jahren, die durch die Schranke auf den Bahnübergang gelangt waren. Alle drei waren sofort tot. Bern bürg, 22. Februar. In Neuendorf tötete, wie der Anhaltcr Kurier meldet, der Arbeiter Dommes seilte fünf Kinder, indem er deren Betten anzündete. Daraufhin erhängte er sich. Der Ben>eggrnnd zn der Tat ist unbekannt. Lobositz. Die Gastwirtschaft ans dem Milleschauer (Donnersberg) steht in Flammen. Budapest. 22. Februar. Das Abgeordnetenhaus beschloß ans Antrag des Präsidenten bis zur Bildung deS neuen Kabinetts keine Sitzungen abzuhaltci,. Sollte bis zum 8. März das Kabinett nicht gebildet sein, so solle das Hans an diesem Tage nnbedingt zusaniwentreten. Warschau, 22. Februar. Heute morgen forderten die Angestellten der Warschau-Wiener Bahn von der Direk- tioit eine entsclieidende Beantwortung ihrer Forderungen. Da diese unbefriedigend ausfiel, beginnt der Ausstand aller Abteilungen. Moskau, 22. Februar. Ter Sarg, der die sterb lichen Ueberreste des Großfürsten Sergius enthält, steht ans einem Katafalk. Am Sarge wurde ein feierlicher Got tesdienst abgehalten. Zahlreiche öffentliche Anstalten, daS Dragonerregimcnt des Großfürsten und die Schulanstalten von Moskau hatten Deputationen geschickt. Zahlreiche Kränze wurden auch ans dem Sarge des Kutschers Nndin- kin niedergelegt. Die Dienerschaft trug nach Beendigung der Feierlichkeit den Sarg Nudinkins ans ihren Schultern ans der Kirche nach dem Bahnhofe. Die Großfürstin Ser gius folgte dem Sarge des treuen Dieners ihres dahin geschiedenen Gemahls an der Seite der Frau und der Kin der Nudinkins bis zum Bahnhofe. London, 22. Februar. In Beantwortung einer brieflich an Balfonr ergangenen Anfrage, ob Maßregeln zum Schutze der Fischerflotte ans der Doggerbank gelegent« lich der Durchfahrt des dritten baltischen Geschwaders durch die Nordsee ergriffen worden seien, äußerte sich Balfonr dahin, die englische Regierung hege das feste Vertrauen zu der von der russischen Regierung gegebenen Versicherung, das sie ausgedehnte Vorsichtsmaßregeln getroffen habe, nur der Wiederholung solcher Vorfälle, wie sie sich am 2t. und 22. Oktober v. I. ereigneten, vorzubengcn und daß genaue Anweisungen zn diesem Zwecke an die ganze russische Flotte ergangen seien. London, 23. Februar. „Daily Telegraph" meldet ans Tokio: Tie Russen, deren Hauptmacht noch ans dein rechten User des Schaho steht, fahren fort, mächtige Vertei- dignngswerke am Flusse anfznsühren. Knropatkin soll die Sehkraft ans einem Auge vorübergehend eingebüßt haben. Tie in Wladiwostock liegende Flotte fuhr kürzlich ans dem .H<isen heraus, kebrte jedoch, als sie des Blockadege schwaderS ansichtig wurde, in Eile zurück. Tokio, 22. Februar. Von der mandschurische» Ar mee wird gemeldet, daß die Russen fortgesetzt einzelne Teile der japanische» Stellung beschießen: in letzter Zeit haben die Russen eine Anzahl schwerer Geschütze in Tschikiatnn, zwei Meilen westlich Taschan, ausgestellt. Die Patrouillen von beiden Armeen sind Montag nacht westlich von Sckjal-o- pao ziisammengestoßen. woraus sich ein scharfes Gefecht ent wickelte. Port Louis (Mauritius). 22. Februar. (Reuter- Meldung.) Unbestätigten Gerüchten zufolge suchen japa nische Agenten in der Näbe der Seychelle» niedrere Inseln als Kohlenstationen zn kaufen oder zn Pachten. Theater und Musik. I Konzerte. Am Freitag hielt die unter der Leitung der Herrn Professor Jüngst stehende Sängerschaft „Erato" der techni schen Hochschule ihr Winterfest ab. In dem vorangehenden Kon zertc sangen die Eratonc», etwa 40 Mann stark, den packende« „Deutschen Sang" von Rcinceke, dann in wirksamer Bearbeitung das böhmische Volkslied: „Acnnchen. lieb Acnnche» traut", ferner Lieder von Stahl, Plahbccker und zum Schluß die sechs nieder ländischen Volkslieder von Valerius für Männerchor. Soli und Orchester, bearbeitet von Kremser. Tie Soli batte Herr Lahmem« innc, die verbindende Dichtung deklamierte Herr Hosschauivirler Waldcck. Fra» Sanna von Rhyn erfreute die Zuhörer mit der Fata morgana ans der Sinfonie-Ocde „Das Meer" von NieodS und glänzte später, von Herr» Brctzsch begleitet. Durch den Vor trag verschiedener Lieder. — Sonnabend gab Dr. Wüllner seinen letzten Liederabend. Mag er auch vielfach angefeindet werden, so schlägt er die lauschende Zuhörer-Gemeinde immer anfS neue in Bann, da er jedem der von ihm vorgciragenen Ge^ sänge zur ansdriicksvollen Wiedergabe de? Tr.rtiiihalles verhilft. Besonderes Interesse beanspruchte: ..Weltuntergangs Erwarten" von Felix Dahn, komponiert von Bernccker. Wie verschiedene Personen in verschiedener Weise dem Ereignis cntgrgcnschrn, hat uns der Dichter lebhaft vor Augen gestellt und der Komponist In ausgezeichneter Weise mit allen Mitteln der modernen Musik toniich zum Bewußtsein gebracht. Die „Dentichen Volkslieder" von BrahmS beschlossen den genußreichen Abend, um den sich der empfindungsvolle und gcwandtcBegleiter E.DooS Verdienst» erwarb. Eingesandt. (Verspätet z»m Abdruck gebracht.) Herr Lehrer Voß weist im letzten Eingesandt mit Nachdruck besonders auf seine Offenheit und Geradheit hin.
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