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(Hört!) E» ist eine Leßeude. daß Eüddeutschland schlechter be handelt ist als Norddeutschland. Ich kann nicht dulden, daß eine »e»e wirtschaftliche Mainlinie sich bilden darf. Die Verbündeten Regierungen sind in allen Stadien der Verhandlungen auf dem Laufenden erhalten worden. Es ist behauptet worden, daß ich -u Kommerzienrat Vogel gesagt habe: .warum hat die Industrie nicht mehr geschricn ' Das ist total falsch, ich habe genannten Herrn seit zwei Jahren nicht gesprochen. Die Industrie hat ihr« Interessen gut vertreten, Zentner Akten von Petitionen im ReichSamt de» Innern sprechen anders. Agrarpolitik und Sozialpolitik kreuzen sich nicht, sie gehören zusammen. (Sehr richtig!) Deutschland hat das radilolste Wahlrecht der Weit. Die politische Maschine arbeitet bei uns mit einer Hast, die fast bis zur Selbstvernichtung geht Gegenüber dem Hasten ist ein poli tische» Gegengewicht geboten. Dieses ist dte deutsche Landwirt schaft. der Acker unseres Staates. (Vravo!) Aber wir erhallen diese nur auf oem Boden, wenn es dieser gut geht. Der Flugsand der städtischen Bevölkerung kann uns dieses Gegengewicht nicht geben. Im Osten ist zu viel Großgrundbesitz, im Süden und Westen zu viel ^weigbrsitz, beides sollte mehr ausgeglichen werden durch mittleren bäuerlichen Besitz. Der Großgrundbesitz ist not wendig für die hochentwickelte Selbstverwaltung, er ist der Träger des Fortschrittes in der Landwirtschaft D>e Fideikommisse haben uns den Waldbesitz gesichert. Diese Agrarpolitik ist unö notwendig. Aber wir wollen auch Svzialvolitik »reiben, uni den Arbeitern zu ihrer Gleichberechtigung zu verhelfen, damit sie das Vertrauen zur Regierung und den bürgerlichen Parteien wiedergewinnen und in diesem Sinne treiben wir Sozialpolitik, zum Wohle unseres Vaterlandes. (Beifall. Der Reichskanzler gratuliert dem Staats sekretär.) Abg. Lieber mau» von Sonnenberg (W. Per ): Nach der neuesten Statistik ist der (Erfolg der englischen Land wirtschaft in den legten 00 Jahren um 240 Millionen Mark zurückgegangen. (Hört!) Meine politische» Freunde stimmen für die Verträge, wenn auch schweren Herzens. Abg. Schüler (Zentr.): Als Vorsitiendcr deS badischen Bauernvereins kann ich nur bestätigen, das; alle Bauernvereine für Erhöhung der landwirtschaftlichen Zölle eingetreten sind, j (Bravo!) Wir wünschen eine blühende Industrie, die Tausenden non Arbeitern Biot und Verdienst gibt. Manche? ist erreicht, aber lange nicht alles; ich nenne nur die Zölle für Obstwein und Ge wächse nnd Wein. Mögen die Verträge znm Wohle des ganzen deutschen Volkes anshalten. (Beifall.) Abg. v Oldenburg (kons.) fordert die Kündigung der Meistbegnnstiguiigsverträge. Wenn ich im Zirkus Busch vom ! Reichskanzler sagte: .Als Vorletzter versetzt!' so werde ich sagen: i l'i-iinim o,»„i>„,>!. wenn er mit dem Bunde der Landwirte der i Linken an den .Kragen gebt (Stürmische Heiterkeit!) Ich gra tuliere dem Herrn Reichskanzler. (Heiterkeit.) Die Abg. K ä m v f (Freist Npt.). Graf K a n i tz (kons.), M o m m s e n (Freist Berg) und Dr. Wolfs (W Verg.) sprechen noch kurz. Damit ist die Generaldebatte geschlossen. In der Svczialdisknssion ergreift niemand daS Wort. Der Vertrag mit Oesterreich-Ungarn wird mit 220 gegen 70 Stimmen bei 4 Enthaltungen angenommen. Der Vertrag mit Rußland wird mit 228 gegen 81 Stimmen angenommen. Die übrigen Verträge ohne namentliche Abstimmung. Nächste Sitzung morgen I Uhr: Resolution z» den Handelsverträgen. Politische Rundschau. Dresden, den 2:l Februar 1"00. Der .Kaiser telegraphierte an Professor Harriso» von der Philadelphia Universität: Ich bi» wahrhaft erfreut, das; die Universität mir gleichzeitig mit dem Präsidenten Roosevelt die akademische Ehre anbietet, mit der einst Ge orge Washington beNeidet mar. Ich bitte, mit meinem Tank die besten Wünsche für das fernere Wachsen nnd Blä hen der Universität entgegenznnehinen. Die namens der Universität ergangene Antmort lautet: Tie Universität von Pennstilvanieii dankt Em. Majestät für die gnädige Bot schaft und begrüßt in der Körperschaft der Universität die Namen Ein. Majestät nnd des Präsidenten Noosevelt »eben dein George Washingtons. — Die Budgetkommisfion de» Reichstage» beriet am Mittwoch die Etats für die Kosten des Kolonialamtes, die meisten Positionen wurden unverändert genehmigt. Eine größere Debatte entstand nur bei der Forderung von zwei Offizierstellen für das Oberkommando dev Schutztruppc. Erzberger (Zentr.) hegte Befürchtungen, daß aus diesem Oberkoimnando ein „kleines Kriegsministerium" entstehen könnte, er wünschte genauen Aufschluß, ob diese Stellenver mehrung auch ohne Rücksicht auf den südwestafrikanischen Aufstand geboten sei. Freiherr von Thllnefeld (Zentr.) er bat sich genauen Aufschluß über die Art der Tätigkeit dieser Offiziere. Freiherr von Nichthofen (kons.), Graf Oriola (nat.-lib.) und Dr Müller-Sagau (freis. Volksp.) sprachen sich für Genehmigung dieser Stellen aus. Oberstleutnant Ohnesorg betonte, daß infolge der großen Arbeitslast eine Vermehrung geboten sei, die Zahl der Arbeitskräfte sei zu klein. Schon seit Jahren seien Abkommandierungen aus dem Heere nötig, diese Offiziere seien jetzt an der Reihe, in die Armee znrückznkehren, aber da sie gut eingearbeitet seien, so sei es ein Verlust für die gesamte Abrechnung wegen Südwestafrika, wenn sie jetzt durch andere Offiziere ersetzt würden. Tie Arbeit sei sehr groß nnd dauernd groß. Hierauf wurden die Stellen genehmigt. Morgen findet die Weiterberatnng statt. Ter deutsche Protestantenverein erscheint nun auch ans dein Plane, nin die Stellung des preußischen Konsisto riums zu kritisieren. Bekanntlich geht die Maßregelung des Pastors Fischer-Berlin ans dessen Rede beim Protestan tentage zurück, nnd so fühlt nun genannter Verein sich ver pflichtet, sich desselben anznnehnien: es geschieht in einer längeren Kundgebung, die auch folgende Sätze enthält: „Tie in diesen Fällen ergangenen Entscheidungen der Kir chenbehörden gehen in ihrer Bedeutung über die Personen nnd Geineinden der betroffenen Pfarrer weit binans und sind geeignet, dein religiösen nnd kirchlichen Leben unseres Volkes schweren Schaden znznfügen . . . Um unseres Vol kes nnd nin unserer Kirck>e willen erheben wir Einspruch gegen jene Entscheidungen im Namen der evangelischen ^ Freiheit und der evangelischen Wahrheit. Wir sind über zeugt, daß wir damit nur für das Erstarken der Kirche und i für die Förderung des religiösen und sittlichen Lebens nnse- n rer Nation eintreten. Ter deutsche Protestantenverein be- ! grüßt die Erklärung von Geistlichen der Preußischen Lau- deskirche, die der Gemeinde bezeigen, daß sic nicht gewillt l sind, das Recht eigener theologischer Ueberzengnngsbildnng > anszngeben und ihre Pflicht wahrhaftiger Ueberzengnngs- l anssprache zu verletzen, sowie die Knndgebnngeni der Ber- ! liner Gesinnungsgenossen, die deren Entschlossenheit, ihr Recht in der Kirche zu wahren, erkennen zu lassen." Diese ! hübsche Lesart ist aber mit dein Wesen einer Kirche nicht zu I vereinigen: cs bört sich schön an, ist aber unlogisch. Wer einer Kirche angehört, bat deren Lehrsätze anznnehnien. Will er das nicht, so gebietet ibin die liier so gerühmte „Ueberzcngnngstrene", ans derselben ausznscheiden und sich irgend wo anders niederznlasse». Wer diese Konsegnenz ! nicht zieht, darf i» erster Linie nicht mit seiner „Ueberzeu- gnngstrene" prahlen; inan lacht sonst hierüber nnd redet lieber von Heuchelei! Tic Hniidelsngentc» sind durch verschiedene Kani- inergerichtsnrteile als Hausierer bezeichnet worden; inan hat ihnen deshalb die Legitiinationskarte als Tetailreisende abgesprochen und sie genötigt, den Wandergeiverbeschein als 1 weiß ich leider nicht . . . Aber wie danke ich Ihnen. O, ich habe solche Angst. Wenn Sie wüßten, warum ich den Vater begleitet habe? Aber ich fürchte fast, es Ihnen zu sagen." Ter gute Toi» schluckte nnd schluckte in tödlicher Ver legenheit, anj ei» solches Vertrauensvotum keine Antwort zu hohe», jo lange, bis die Miß mit zitternder Stimme sortinhr: ,.O. Helsen Sie mir, helfen Sie uns, mein Herr, wir werden überfallen." Ach! nn» konnte Toni wieder denken. Seine Ge stalt strasste sich in, Sattel, sei» Auge glühte, nun aber vor Kanipseslnst. „Uebei fallen'^" echote er, da er vorläufig »nr dies eine Wort erwog; „aber wo »nd von wem?" Einmal am Rede», wußte er auch seinen scharfe» (steift leuchten zu lassen. „Ach, das wage ich Ihnen tanin zu sage», weil es zu ungeheuerlich ist . . . nnd Sie helfen wir, nicht wahr?" Flehend war ihr Auge ans ihn gerichtet. Tom fühlte eine nnnennhare Seligkeit trotz voranssichtliclx'i» Kamps und Wunden. „Ich werde wein Leben für Sie wagen, Miß Hgrper," sagte er feierlich. „O, ich wußte es, inan bat wich nicht »»isonst ans Sie hingewiest'n. Aber »nn höre» Sie. Mein eigener Vetter, der »eben weinein Vater reitet, will iin Einperständnis mit einem berüchtigten Bnschränber uns überfallen. Ter Die ner ist mit eingeweiht. Tnrch Zufall kam icki dahinter und nun ließ es mich nicht rnben, bis ich meinen Pater begleiten durfte. Ich wollte ihn retten. Ich hätte ihn ja warnen können, aber er vertrant ilini so völlig, daß ich fürchtete, bei nicht begründetem Beweis nnsgescholten zu werde». Auch kann er ja später, wenn er nicht völlig entlarvt wird, noch immer st'inen schändliche» Anschlag ansübc». Sie wisse» nicht, wie glücklich ich bin. daß Sie helfen wollen." Mit einem bescheiden sein sollenden Blick sab Tom zu dun jungen Mädckie» hinüber: „Miß Harper." „Sie kennen den ganzen Grund nicht. Ich sollte sein Weib werden - aber ich verabscheue ihn." Wäre der brave Toi» nickst ganz Feuer »nd Flamm' gewesen dieses Geständnis hätte ibn dazu gebracht. „Ich tue alles für Sie, was Sie verlangen," rief er fast mit heiliger Begeisterung nnd lauter, als wie es der Situation angepaßt war. „Aber obne Blut zu vergießen, nicht wahr?" cntgeg- nete sic. Tann snbr sic fort: „Ich hörte, die Hirten könn ten fast alle den Lasso handhaben nnd habe in der Annahme einen geflochtenen Lederricmen mitgebracht." Sie nahm ans der Satteltaschc den Lassa heraus nnd reichte ibn mit fragendem Blick Toi». Mit bejahendem Nicken nahm dieser den Riemen vorsichtig an sich. „Wir sollen in der Eoeek-Schlncht überfallen werden," unterwies ihn dann Miß Harper weiter. „Sie nehmen den Diener als de» stärksten ans sich, während ich mit Ihrem Gewehr meine» Vetter in Schach halte. Mein Vater wird > dann wohl »nt Ihrer Hilfe sich des Bnschränbers beinäch- > tigen tonnen." Tein brave» Tom blieb nichts anderes übrig, als dem ! scharf ansgedachten Plan seine volle Anerkennung zu zollen. ^ Er gab seine Büchse der Miß, dann wähle er angestrengt ^ nach vorn. Ta die beiden den Schluß des Zuges bildeten, . so hatte» sie ihre Unterredung niihemerkt führen können. Iin Weiterreiten brach Miß Harper einen Akazien- ^ zweig ab, wie nin ihrem Pferde damit die Fliegen abzn ; jagen. Eine leichte Unruhe schien sich ihrer bemächtigt zu haben, wohl die natürliche Folge des zu erwartenden Au griffs. Auch Tom war in einer erklärlichen Aufregung. Tn zeigte sich die Eoeekschlnckst. „Jetzt. Herr . . . aber vorsichtig," bat Miß Harper. Gleichzeitig hob sie den Akazienzweig hoch empor, wohl nin eine besonders hartnäckige Fliege zu jagen. Tann ließ sie ibn fallen und nahm die Büchse empor. Tom hatte sich in den Steigbügel gestellt, der Riemen dnrchschn'itt sgnsend die Luft und legte sich dann wie eine Schlange fest nin den Diener, dessen Arme fest a» den Leib pressend. Der arme Kerl mochte io etwas ähnliches wie eine Schlange auch vermuten, nnd dg ihm der Riemen die j Kinnbacke» freigelassen, er also von seinem Munde Ge brauch machen konnte, so tat er dies auch in gebührender ^ Weise und stieß ein fürchterliches Gebrüll ans, welches den alten Harper sowohl wie seinen Neffen erschreckt »in- blicken ließ. Aber die umsichtige Miß wollte kein halbes Werk. Mit ^ der Rechten die Büchse umklammernd, reichte sie dem in ^ Kampfeswnt fiebernden Tom einen weiteren Riemen und ehe der entsetzte junge Mim» recht begreifen konnte, was eigentlich los war, sauste der Lasso schon heran nnd legte sich wie eine Boa um seinen Hals, seinen Gliedmaßen jede freie Bewegung nehmend. Gleichzeitig tauchte ans einem dichten Mango Gebüsch eine Gestalt ans, die sich dann eben so plötzlich anf das Pferd des alten Harpers warf. Das , Tier stieg bock, uns den Hinterbeinen empor nnd warf seinen ^ Reiter ab, der bald ebenso gefesselt dalag. wie seine beiden : Begleiter, die Toi» natürlich auch von den Pferden berun- ! tcr gezogen butte. Das junge Mädchen sprang behend aus dem Sattel, in > der Linken die Büchse schwingend nnd eilte dem vermeint- ' lichen Bnschränher entgegen: „William, William," rief sie glückstrahlenden Auges nnd reichte ihm die Hand. „Meine liebe kleine Edith, soll ich dir danken oder dich bewundern für dein umsichtiges Handeln?" „Mir danken," rief sie dann lachend. „Das ist viel leicht besser bei dem Herrn angebracht." Hausierer zu lösen. Dieser Zustand ist für die 30 000 »ea»- schen Handelsagenten unhaltbar geworden. Ein Antr«U Brell im Reichstage will eine anderweitige Lösung herbe», führen und die Handelsagenten den Kaufleuten wieder gleichstellen. An der Annahrne dieses Antrages ist gar nicht zu zweifeln. i^ — Die verärgerten Rationalliberalen. Die große Mehrheit, mit der der Reichstag sich für die KommissionS- beratung des Toleranzantrages ausgesprochen hat, ist den Nationalliberalen sehr auf die Nerven gefallen. Der Am- tragsteller Freiherr von Hey! war so erbittert, daß er sofort den Reichstag verließ und selbst die Begründung seines Antrags betreffend Reichsarbeitsamt einen Fraktionskolle- gen überließ. Auch aus der Haltung der übrigen Mitglieder der nationalliberalen Fraktion konnte man entnehmen, daß diese Niederlage des Evangelischen Bundes — denn dieser war der Regisseur — ihnen sehr zu Herzen ging. Nun geht die Arbeit in der Kommission erst recht los. Be reits am Mittwoch wurde diese gewählt; »vann sie die Ar beiten anfniinnlt, ist noch ungewiß. — Ein kirchlicher Konflikt in Bremen steht vor der Türe. Von liberaler Seite wurde bei der Bürgerschaft der Antrag eingebracht, wonach der Senat ersucht werden soll, keine der Synode gleichende Organisation der bremischen Geistlichen znznlassen. Dieser Antrag hat die gesamte Frage des Verhältnisses zwischen Kirche nnd Staat aufgerollt. Die Geistlichen haben nämlich die Absicht bekundet, ein „Pre- digerkollegittin der Stadt Bremen" zu bilden. Nach dem Satzlingsentwnrf ist der ausgesprochene Zweck eines solchen, „eine amtsbrüderliche Gemeinschaft unter seinen Mit gliedern zu pflegen, über die gemeinsamen amtlichen Inter essen derselben Verständigung herbeizuführen nnd zu er leichtern und dem Staat oder der Senatskonnnission für die kirchlichen Angelegenheiten auf Erfordern Gutachten in kirchlichen Tingen zu erteilen, sonxstt diese nicht Glaubens- fragen oder Angelegenheiten der einzelnen Gemeinden be treffen." Weshalb nun der Streit? Er ist entstanden aus der Mitwirkung des Senats und namentlich der von ihm ansgegebenen Order an die Geistlichen, daß sie dieser neuen Gemeinschaft beitrcten müßten. Handelt es sich dabei um unverbindliche Beschlüsse, wie versichert wird, so braucht man die einzelnen Vertreter nicht erst znm Beitritt zwingen zu »vollen. Und daß sich einige Prediger von einer Gemein schaft mit Kollegen ganz entgegengesetzter Richtung fern zu halten wünschen, ist für jeden erklärlich, der die kirchlichen Kämpfe nur einigermaßen verfolgt hat. Ter Senat wird sich darüber zu äußern haben, warum er den einzelnen Pre digern einen Zwang znm Beitritt auferlegen will, und um eine solche maßgebende Aeußernng war es den Antragstellern zu tun. Sie befürchten aber, daß die liberalen Prediger in diesem Verein mundtot gemacht werden sollen. Dieses Vorkommnis ist ganz bezeichnend. Es ist ein Stück der von den Nationallibcralen so viel gerühmten „Kirchenfreiheit des Staates", die der Abgeordnete Gröber sehr treffend als Bnreankratisinils bezeichnet. Hier geht der liberale kirch liche Biireaukratisnius sckmn so weit, daß er für Geistliche das Vereinsrecht anfheben will. Ist es nicht höchste Zeit, das; solche Zustände im 20. Jahrhundert verschwinden? Der Toleraiizantrag will dies erreichen. Das prensrische Abgeordnetenhaus setzte am Mitt woch die Beratung des Kultusetats fort, in prächtigen Worten führte der Zentriiinsabgeordnete Glattselder aus. Sie deutete ans Toni bin. Aber derselbe war im Augenblick für nichts einpfänglich. Seine Kampeswnt war urplötzlich erloschen. Er stand versteinert, nnfälstg, ein Glied zu rühren. Der blödeste Haniniel in seiner ibin anvertranten Herde hätte, in Be zug anf geistreich, getrvst die Konkurrenz mit ihm anfneh- ine» können. Miß Harper lachte hell anf bei seinem ur komischen Anblick, in das auch der mit William angeredete junge Mann einstiinnsto. „Ich danke Ihnen," wandte er sich dann an Tour und fügte dann erklärend hinzu: „Ich war früher- Aufseher bei Herrn Harper. Aber weine Liebe zu Miß Edith fand sei nen Beifall nicht nnd seine Wachsamkeit wachte es mir un möglich, wich ihr zu nähern, oder sic zu entführen. Durch einen erkauften Hirten gelang es wir dann, in Bricfver- kehr mit ihr zu treten und haben »vir uns dann diesen Plan verabredet. Daß Sie uns so tatkräftig unterstützt, werde ich Ihnen nie vergessen." Tann ging er zu dem alten Har per: „Ich bedauere sehr, Sie in eine solck>e Lage bringen zu müssen - allein . . ." Er zuckte die Achseln. Ter Alte tvbte wie ein Besessener. Miß Edith batte unterdessen die Pferde ziisanmiengekoppelt. „Sie werden uns natürlich wieder begleiten," nxmdte sich William an den noch immer starr dastehenden Tom. „Tie Pferde nehmen wir sämtlich mit, auch die Waffen, bis z» dem kleinen Bach, der die Eoeekschlnckst dnrchschneidet. Tort kehren Sie wieder um und befreien diese hier. Wir müssen vorsichtig sein." Tann stiegen sie ans. Wie ein tadellos arbeitender Automat kletterte auch Tom hinauf. Miß Edith sah zu itzrem Vater binüber. „Ich schreibe dir, wenn wir verhei ratet sind. Vergib uns." Tom folgte bis zu dem kleinen Bach. Tort wurden ibin die Pferde und Waffen übergeben mit Ausnahme sei ner Büchse. „Die »ins; ich mir vorläufig leihen, Herr," sagte die schöne Edith, „da ich außer einem kleinen Reval- ver keine Waffe bei mir habe nnd Sie am ehesten zu Hause sind." — Tom folgte Millenlos. Aber der Empfang beim alten Harper Er mochte in seinem Leben nickst mehr daran erinnert werden. Wie ein geschlagener Hund schlich Tom zu der ein- mmen Hütte am See. „Nun," rief ihm Jim entgegen, „schon zm-ück und als was denn? Die Büchse lmst du ja schon versetzt." „Halt dein Maul," brüllte ihn Tom an, so daß Jimm erschreckt zurückfnhr. Dann sah er ihn mit einem sarkasti schen Lächeln an: „Willst du es denn auch halten oder ein Stück Kängnrnbraten damit kauen?" Wie ein angeschossenar Dingo knurrte Tom etwas vor sich hin nnd verschwand dann in der Hütte.