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der VundeSrat eine Plenarsitzung ab. ES ist selbstverständlich, daß in dieser die Entscheidung über die lippeschen Thron- folgestreitigkeiten fällt. Der Reichskanzler selbst wird die Sitzung präsidieren. So viel verlautet, wird wiederum ein Schiedsgericht ernannt werden, wie es die streitenden Teile ja wünschen. — In der KundeSratssitzung am 13. d. M. wurden ein Schreiben des lippischen Staatsministeriums. betr. die Thronfolge im Fürstentum Lippe, sowie der Vorschlag über eine Viehzählung am 1. Dezember 19<U den zuständigen Ausschüssen überwiesen. Erzbischof Kardinal Fischer weilt zur Zeit in Essen a. R.. wo er bei einem am 13. d. M. ihm zu Ebren gege- denen Festessen, an dem die Spitzen der kirchlichen und welt lichen Behörden teilnahmen, das Hoch ans den Kaiser ans- braclste und folgendes sagte: Er habe aus dem Munde LeoS Xlll. selbst gehört, wie sehr er Kaiser Wilhelm II. ge ehrt habe und wie gut das Verhältnis zwischen Papst und .Kaiser gewesen sei. Ter neue Papst Pius nehme aber ein ganz besonders Interesse an dem deutschen Volke. Hr. Ober bürgermeister Z w eigert erinnerte daran, daß er in einer Rede gelegentlich der ersten Anwesenheit des Herrn Kardi nals als Weibbi'chos seine Mitbürger aller Konfessionen ge beten habe, daß ne in dieser unserer an (Gegensätzen so rei chen Zeit zu vergessen beinüht sein möchten, was uns trennt, um festznlmlten und hervorzuheben, was uns vereint. Er habe diesen Wunsch an alle Freunde der heutigen Staats und Gesellschaftsordnung mit der ausdrücklichen Verwah rung gerichtet, daß ihm nichts ferner lege, als eine Aufgabe des konfessionellen Sonderstandpnnktes zu verlangen. Zu einer solchen Ausgabe würde er selbst sich nicht entschließen können, denn er bange der protestantischen Weltanschauung an bis in sein innerstes Herz hinein. Aber trotz dieser Aufrechterbaltung der eigenen Individualität, trotz dieses Festballens des politischen und religiöse» Standpunktes, trotz des unausbleiblichen Kampfes beider Anschauungen und anderer miteinander sei die Hervortebrung deS Eini genden möglich, um dem Kampfe die Bitterkeit zu nehmen, um in der Wabl der Kampsesmittel alles zu vermeiden, was einen dauernden Riß berbeisübren, ein friedliches Zusam menleben innerbalb unseres gemeinsamen, teueren und ge liebten Vaterlandes unmöglich machen oder erschweren könnte. Wie weit dieser Wunsch in Erfüllung gegangen, wolle er nicht bervorbeben, aber es sei noch immer Zeit, sich des Wunsches zu erinnern bei Wahlen, Erörterungen und Einrichtungen kommunaler und staatlicher Art, bei denen verschiedenartige Lebensanssassniiacn getrennte Wege cm- wieseu. .kardinal Fischer habe das unvergeßliche Wort ge sprochen. daß der einen Verrat am Vaterlande begebt, der beute Unfrieden sät zwi'cben den verschiedenen Bekenner» der verschiedenen christlichen Konfessionen. Tank sage ick Ew. Eminenz für dieses Wort und Tank sagen wir alle Ihnen, welcher Konfession wir angebören mögen. Wir wollen Ihnen versprechen, daß wir desselben eingedenk sein wollen und daß nur in ibm uns vereinigen wollen zu dem Kampfe gegen diejenigen, welche sich rüsten, nns die Seg nungen unserer Zivilisation und die Errniigemchaiten nu ferer Kultur zu rauben, und die uns nehmen wollen das, was uns alle umschlingt, unser gemeinsames, teures, ge liebtes. herrliches Vaterland. In seiner Erwiderung hob der Herr K a r d i n a I mit besonderer Wärme hervor, daß Essen ibm eine zweite Heimat sei. Sein früher gesprochenes Wort: ..Ter begebt ein Verbrechen am Vaterlande, welcher de» Biß. der durch das Volt gebe, immer klaffender macht", wiederhole er beute. Sein Hoch gelte der ganzen Stadt Essen ebne Unterschied der .Konfession. Es müsse mehr be tont werden, was nns eine, als was nns trenne. Eine mächtige Partei rüttele an der Grundlage des Staates, der Kirche und der Gei'ell'chatt. In einer solchen schweren Zeit müßten alle fest zusammensteben. die es gut meinten mit dem Volte zur Verteidigung der höchsten gemeinsamen Güter. — Ter Kamps um die Hibernia gebt lustig weiter, der Reichskanzler selbst scheint sich für diese Angelegenheit nun auch zu interessieren: er bat den prenßi'chen nalionallibera len Abg. Vovelius zu sich geladen: derselbe ist bekanntlich Vorsitzender des ZentralverbandeS der Arbeitgeber und bat großen Einfluß im .koblensluiditat. Tie Bantgrnvpe Bleich roder Handelsgesellschaft kündigt bereits die icimriste Tpvo sition gegen das Verslaatlichnngsangebot an. Tas Haupt- objekt des Kampfes aber ist die Frage der.kapitalserhölmug, die so seltsame Wandlungen schon dnrchmachen mußte. Ter Anssichtsrat der Hibernia bat es bekanntlich abgelehnt, die sen Puntt ani die Tagesordnung der neuen Generalver sammlung am 22. Tttober zu setzen: die Dresdner Bant protestierte und der Bcgulerrichtcr von Herne gab ihr recht. Diese Entscheidung bade nach den gesetzlichen Bestimmungen sofortige Wirksamkeit. Tie Beschwerde gegen den Entscheid des Herner Registerrichters bat in diesem Falle — nach den gesetzlichen Bestimmungen keine aufschiebende Wirkung. Nun bat allerdings das Landgericht Bochum den Entscheid des Herner Richters ansgeboben. Vach ss 2(> des Gesetzes über die freiwillige (Gerichtsbarkeit wird diele Entscheidung der Beschwerdeinsianz aber erst mit erlangter Rechtskraft wirksam alio erst nach Entscheidung der letzten Instanz wenn das. Landgericht nicht die sofortige Wirksamkeit an ordnet. Tas ist in diesem Falle nicht geschehen. Infolge dessen besrebt so führen die Juristen der Dresdner Bank aus vorläufig die rechtsgiltigc Ankündigung der erneu ten Verhandlung über die .kapiialserhöluing der Hibernia. Tie Verwaltung der Hibernia bat dieser Rechtslage auch Rechnung getragen, indem sic nicht etwa die von der Tres- dener Bant angekündigte Beschlußfassung über .Kapitals- erböbnng von der Tagesordnung absetzte, sondern sich be gnügte. die Entscheidung des Landgerichts Bochum zu pu blizieren. Einzig die Bestätigung der Bochumer Entschei dung durch das kammcrgericht als letzte Instanz sei in der Lage, einen erneuten Beschluß über die .Kapitalserhöhung zu verhindern. — Ein zweiter Schnlkonflikt hat sich in Grnnewald bei Berlin ergeben. Tie Gemeinde batte daselbst ein schönes- Schnlhanß erbaut und einen Saal zur allgemeinen Benützung für Versammlungen usw. darin vorgesehen. AIS kürzlich die Gemeind«' e^wilte. >afi der Saal ab.w.dk i nn < r ck: ^.>t.i n'.-d u könne verweigerte der Rektor die Hergabe deS Sa«leS. Natürlich ist dieser Fall auch nicht im entferntesten mit dem Berliner Schulkonflikt in Vergleich zu ziehen, aber auch er wird die Frage in Kluß bringen, inwieweit da« Eigentumsrecht an der Schule die Gemeinden berechtigt, Verfügungen zu treffen, welche eventuell der Schulbehörde und Schulleitung nicht genehm sind. — I« ReichstegSwetzlkreisc Jerich»» kommt ein recht politisches Poulponrn zusammen; die ..Nat.-lib. Korresp." enthüllt nämlich die Vorverhandlungen über die konserva tive Kandidatur, die zuerst einem Rittergutsbesitzer Klewitz angeboren worden war. Damit hatten sich die Liberalen auch einverstanden erklärt; aber noch ehe dieser Kandidat, der sich auf einer Reise in Italien befand, antworten konnte, wurde schnell der jetzige Kandidat v. Brauchitsch ausgestellt. Die Nationalliberalen sind darüber so sehr verschnupft, daß sie nun ihrerseits den Legationsrat z. D. v Rath anfsteUteii. — DaS preußische Abgeordnetenhaus, welches am 2''. d. M. seine Sitzungen wieder aufnimint, wird außer den wasserwirlichaftlichen Vorlagen mehrere Interpellat.ouen zu behandeln baben. Es stehen bevor eine freisinnige Interpellation wegen der Berliner Schulfrage. zwei weitere Interpellationen und zwar diejenige des Zenlruins, betreffend Wahlbeeinflnssungen im Saarreoier. und diejenige der Frei sinnigen, betreffend die Sammlungen des Freiherrn v. Mirbach. Auch die „Hihernia"-Frage wird zur Sprache kommen. Außerdem soll eine Aenderung des Jagdgesetzes und eine Vorlage zur Verhütung des Kontraktbruches land- wirtschafllicher Arbeiter zur Beratung kommen. Nicht weniger als 2 t Initiativanträge sind noch zu erledigen, und nicht weniger als 2l0 Koinmlssionsberichte über Petitionen. — Die Stuttgarter Sozialdemokraten haben sich auch mit der Südekum - Affaire befaßt. Klara Zerrst'., die ..blutige .Klara" genanul, meinte. es liege für die Sozial- demokiatie, die die ..Heuchiles der bürgerlichen Moral" bei jeder Gelegenheit bloßzustelleu sticl e. durchaus kein Grund vor. in jeder entgleisten Frau eine Märtyrerin zn sehen, und noch weniger bestehe Veranlassung, eine solche Prinzessirr. wie Luise von Kobrng. zu einer so hervorragenden Persönlich keit zu stempeln, mw es durch das Verhalten eines Teiles der sozialdemokratischen Presse tatsächlich geschehen sei. Das Gigerl Südekum mit samt dessen Millioneiisran mag sich dieses an den Spiegel schreibe». Den Genossen Iückh von der „Leipziger Volksztg." charakterisierte schließlich der Vor sitzende des Stnttgarter Vereins. Redakteur Hemnann. da hin. daß sein Fall des pikanten Reizes nicht entbehre. Iäckb habe früher in Stuttgart auch ..anders" gekonnt, als jetzt in Leipzig. In Stuttgart sei er Vertreter des Hhperrevisioniswns gewesen, in Leipzig st>i er mm, wohl unter dem Einfluß des bekannten ..Lewziger Milieus", Vertreter des roten, radikalen Sozialismus geworden. — T>« Gcsamtmrnistcriuul hat angeordnet. daß die Bestimmung«'» des bisherige» Handelsvertrages mit Italien, mit Ausnahme der in Wegfall gekommenen Bestimmung über Wein, auch weste, hin in Wirksamkeit bleiben und einige Zollsätze abgeänderl bezw. ergänzt werden. — Der mährische Landtag nahm am 13. d. M. zn Brünn einstimmig die Tringiichkeil eines Antrages aus Ab änderung des Laudtagsivahlrechts in der Richtung an. daß die Abgeordneten der Landgemeinden direkt und alle Ab geordneten mit Stininizetwin gewählt werden. Der Antrag wurde sodann dem Nahlreformarisschusse überwiesen. — Dir ungarische Unabhängigkcitspartci hat bcichlossen, sich jeder Aenderung der Hausordnung zn widersetzen. — Auch die Nationalvartei hat ans Anregung des Grafen Apponyi beschlossen, den Antrag des Ministerpräsidenten betreffend die Revision der Grschästsordmina abzulehnen, denselben an? das heftigste zu bekämpfen und in den Aus schuß für die Revision keine Mitglieder zn entsenden. Rustlond. lieber den russisch türkischen Grcnzkvnslikt gibt die Russische Tclegiaphcu-Agei'.trir folgende Darstellung: Ein Piket des Grenzwachposteus pon Astailu bemerkte Kurden, welche die türkische Grenze überschreiten wollten. Auf den Anruf schonen die Kurden. TaS Piket erwiderte daS Feuer, wodurch drei Kurden getötet und einer verwundet wurde. Infolge des GcwehiffcnerS eilten aus den Nachbarlagern etwa 300 türkische Kurden und mit ihnen einige Soldaten herbei. Dem russischen Posten kam der nächste Grenzposten zn Hitie. Zwischen den beiden Parteien kam es zu einem Feuergesechtc, daS bis abends dauerte, worauf sich die Kur den auf türkisches Gebiet zurückzogeu. Zwei russische Sol daten wurden leicht verwundet, 3 0 k urden und ein türkischer Soldat getötet. Deutsch - — Oberst Lcntwein meldet: Am Oktober in Hoachanas alles ruhig, keine Witbois dort gesehen. Gc- rück,(weise sollen Hottentotten von e^ochaS aufständisch sein. — Gefreiter Willers auf Patrouille durch Schuß ins Bein verwundet, ebenso ein Farmer Friccstis bei Station Schlip. Är,§ Stadt und Land. cMi!tetlm>qei! aus mi'erem velerkreiie mit Namenkerligima für diele Rubrik find der Redaklron allezeit willkommen. Tcr Slame deS Sinienders dleidr NcdeimniS der Redaktion tinoimme Zil'cdrislen impfen undcrückfiawat bleibe»., 2'resde» v,-r> 14 Okrobcr 1904 ' Tie Nachrichten über das Befinden Sr. Majestät des Königs sind beute folgende: Am gestrigen Nach mittag fand abermals eine Konsultation der Königlichen Leibärzte mit Geheimen Mcdizinalrat Professor Tr. Pursch- man» in Pillnitz statt. Tic gemeinsame Untersuchung Sr. Majestät des Königs ergab ciire Abnahme der Körperkraft und eine Verminderung der Herzkraft, welche, wie schon f'rüber konstatiert wurde, durch eine Ernährungsstörung der Herzinttskulatnr. sowie eine krankhafte Veränderung der Gefäßwände bedingt ist und zu einer Schwellung der unte ren Ertremitätcu geführt hat. Die Atemnot und die Be- tleiiimiiiig sind noch immer sehr lästig. In der vergangenen Nacht baden Se. Majestät nur mit großen Unterbrechungen geschlafen. —* Auszeichnung. Herrn Fabrikanten Karl Meißner in Dresden, ist aus Anlaß seiner großen Ver dienste nm die katholische Gemeinde in Dreßden-Iohannstadt inG den B'nze zruöverei.i von Sr. Heilige t Papst PinS X. da« Kreuz pro sookvsia st pootiüos verliehen worden. Dasselbe wurde cun Donnerstag nachmittag Herrn Meißner in seiner Wohnung durch Se. Bischöfliche Gnaden Dr. Wusch ans kt in Gegenwart der Herren Konfiftorial- Präses Kanonikus Plewka, VikariatSrat Kanonikus Fischer und Landrichter Dr.de Lasalle feierlich über- reicht. Der hochw. Herr Bischof gedachte in der Ansprache der Verdienste, die sich Herr Meißner als Kirchvater um die Dresdner katholische Gemeinde. nAnentllch des fernen Ostens, erworben hat. indem er die Mittel zum Bau der Marienkapelle des Kinderheims uneigennützigst zur Ver fügung stellte. Tief gerührt dankte Herr Meißner dem hochw. Herrn und der Deputation in schlichten Worten für die ihm verliehene hohe Anszeichnung. Gewiß wird diese Ehrung des hochverdienten Herrn in der Gemeinde große Freude Hervorrufen. Möge es ihm vergönnt sein, sich derselben noch viele Jahre in voller Rüstigkeit zu erfreuen! —* Die Königlich Sächsische Staatsregierurig hatte bekanntlich infolge eines Beschlusses des Sächsischen Landtages einen Kredit von 5 Millionen Mark ans Staats- Mitteln zur Verfügung gestellt, wovon 3 Millionen Mark zur Förderung der landwirtschaftlichen Genossenschaften und 2 Millionen Mmf zur Förderung der gewerblichen oder der Handwerksgenosseiischaftcn Verwendung finden sollten. Während die landwirtschaftlichen Genossenschaften sehr bald diesen Kredit in Anspruch nahmen, beobachtet das Hand- werk eine gewisse Zurückhaltung und hat erst gegen 20 000Mk. verwendet. Infolgedessen hat der letzte Landtag beschlossen, die Königlich Sächsische Staatsregieruug zu veranlassen, den sächsischen Gewerbekammern Mittel in der Höhe bis zu 20 000 Mark zu überlassen, damit wenigstens in jeder Kreishauptmaunschaft eine Handwerkergenossenschaft be gründet wird. —* Das ..Wurzeuer Tageblatt" bringt endlich nachfolgende Berichtigung über die in Nr. 222 unseres Blattes besprochene Angelegenheit: Wurzen, II. Oktober. I» Nr. 198 unseres Blattes brachten wir eine Noriz über das bekannte Kaiserlelegramm an die Kcttbolikenvermmmlnng zu Regeneburg mit der Vorbemerkung: .Die Kölnische Vvlkszcilung schreibt hierzu": Hierin lag ein Irrtum unsererseits, da diese Notiz nick» der katholischen Kölnischen V o l kc z c i r n n g, sondern der liberalen Kölnischen Zeitung entstammt. Herr Rent meister Hcinze in Thammenhain machte nns in einem Schreiben vom 5. v. Mrs. auf unseren Fehler aufmerksam und bat uns, diesen Irrtum in einer uns geeignet erscheinenden Form richtig zu stellen. Wir aber weigerten unS, diesem Ersuchen zu entsprechen, weil wir annahmcn. damit keinem Interesse bei unseren Lesern zn begegnen. Herr Rentmeister Hcinze hatte nun die von uns verweigerte Be richtigung in der Sächsischen Volkszeilung zur Besprechung gebracht und sandre uns die betreffende Nummer der genannten Zeitung mit der Mitreilnng: „Weil Sie die von mir erbetene Richtigstellung verweigert haben, bin ich genötigt gewesen, diese an anderer Stelle zu bewirken und bitte von derselben in Beiliegendem Kenntnis nehmen zu wollen". Dieses war der Anlaß, welcher uns zu der für Herrn Rentmeister Hcinze in Thammenhain beleidigenden Brieskasrennotiz Hinreißen ließ- Wir bedauern unsere beleidigenden Worte, und zwar umsomehr, als in dem Vorgehen des Herrn Hcinze nichts Außergewöhnliches noch für uns Beleidigendes lag, und bitten Herrn Hcinze hiermit um Entschuldigung. Die Redaktion des Tageblattes. Bedauerlich ist uno bleibt nur. daß es erst einer Nachhilfe bedurfte, ehe sich das „W. Tgbl." zu einer Richtigstellung entschließen konnte. —' Der Verein der Saalinhaber Dres dens und Umgebung hielt unter Vorsitz des Herrn Fritz sche eine Sitzung ab. Verhandelt wurde über die Bedingungen, unter welchen künftighin allen poli tischen Parteien die Säle zur Verfügung gestellt werden sollen. Als nunmehr feststehend nahm die Ver sammlung nach langer Debatte folgende Sätze an: 1. An Sonn- und Feiertagen, patriotischen Festtagen, öffentlichen Tanzrage». sowie Tagen, an denen bei Saalinhabern Kontroll- versammlrmgcn, Musterungen. Aushebungen Einquartierungen statlfinden, sind die Säle nicht zn haben. 2. Jede geplante Versammlung ist rechtzeitig, und zwar nach min destens ü Tage vorher ergangener schriftlicher Anfrage bei dem betreffenden-Saalinhaber anzumelde». Tie Anmeldung muß enthalten: Sachbelreff und Zweck, Tag und Stunde des Be ginns. Tcr Schluß der Versammlung hat spätestens nach 12 Uhr nachts zu erfolgen. 3. Tie Veranstalter von allgemeinen, öffentlichen und iiichlöffcnt- stichcn Versammlungen haben sowohl in Städten als auch in den einzelnen Ortschaften der beiden Amlshaupttnannschaften die Lokale möglichst zn wechseln. 4. Alle anderen Unternehmungen der Parteien, wie Geschäfts- nnd Zahlstellen oder solche, wodurch die Lokalitäten als stän dige Tammclorte einer Volksgruppe angesehen und damit Ver anlassung zn einem dauernden Mililärverbot ancgcgeben werden kan», und bei den Saalinhaber» ausgeschlossen. ä. Ten Saalinhabcrn steht das Recht zu, bei der Bennflnng ihrer Lokalitäten eine Entschädigung für Licht, Heizung und Reinigung zn beanspruchen. Endlicti fand noch lebhafter Meimuigsonslauich statt. —* „Denifle ist nicht zu retten." Das .Leipz. Tageblatt" gedachte Pater Denifle zu vernichten! Unter der fast stnchtbar klingenden Spitzinmke „Denifle ist nicht zu retten!" gibt es nämlich zn wissen. daß nicht der Pater Denifle sondern Professor Ficker Straßburg die Quellen zur Lutherwrschung entdeckt habe und daß es sich um zwei augenscheinlich durch Nack,schritt entstandene vatikanische Handschriften ans Luthers schon vor 1ö17 gehaltenen Vor lesungen über den Römer- und Hebräcrbrief bandle. Diele Briefe sollen nun auch ..demnächst" in der Weimarer Luther- auSgabe erscheinen. Warum denn jetzt erst-' Hier liegt daß Verdienst Denifles. der. mag nun Professor Ficker der ursprüngliche Entdecker sein oder "icht. durch sein Werk die Protestanten endlich gezwungen hat. von verschiedenen Quellen und Berichten über Luther Notiz zu nehmen, die in den üblichen, für den „Hausgebrauch" eingerichteten Lutberausgaben ans begreiflichen ..Rücksichten" weggelasien wurden. Vielleicht finden sich im Lause der Zeit noch mehr solche der Wahrheit entsprechende Berichte. Dann ist aber die mit dem Glorienschein umgebene Idealgestalt Luthers ebensowenig zu retren. wie jetzt nach Meinung des..Leipz. Tageblattes" der Pater Denifle. —* Recht eigenartige Folgen hat die An- nabme europäischer Sitten durch die Japaner in einigen Fällen gezeitigt. Wie der kürzlich vom Kriegsschauplatz in Ostasicn zurückgekehrte Forschungsreiscnde Rudolf Zabel, der demnächst auch in Dresden mehrere Vorträge über seine Erlebnisse zur KriegSzeit in Japan und Korea halten wird, berichtet, ist cs erstaunlich, zu scben. wie in Fällen, in denen