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Skr»»« Jahr». G»schiift«ft«Ie ««» «edattto», »vve« - «. 1«, HolbNnstrahe SO ÄÜÜlsWk Mittwoch, 1. Oktober ISIS Fermsprecher 21386 Leipzig Nr. 14791 volksmmng », »i»ck«HW«ch tz» »er »«lchSftrstell« oder don der Post avgeholt »luSgabe 1 4.VS ««»«ab« v ,»««»»» »a» »an« »»«tschlm» frei Hau« ««»«ab« 1 4.«8 AuSgab« » 4.S8 X. - DtckSchstsch« mach«««,«. — Sprechstunde »er Redaittou: 11 dt» 1» Uhr vormMigS. ... »amMenan,eigen dis 11 «hr dorm. - »rei» f«r »ie ««,«!«,«, «»nähme von BeschLstranzeigm Mr l« »^ t- ^ undeutlich geschriebene. ,«we durch gern- wir die «°r°.uw°.tiichreit für di- -ilchiig-.U de» L.-M nicht übernehm«. Die Sächsische Zentrnmspartei M Mil deiii heutigen Lage tritt Las Parteisckrei tar i al der Sächsischen Zcentrumspartei in Tätigkeit. Das ist ein Wendepunkt in der Geschichte unserer Partei, an dem nickst vorübergegangen werden kann, ohne ein Wort da zu zu sagen. Bis zum vorigen Jahre hatte die Zentrnmspartei in Sachsen nur acht Ortsgruppen, vor allem in den gröberen Städten. Die neu« Zeit brachte auch hier einen völligen Umschwung. Noch während des Wahlkampfes entstanden GvanKg neue Ort-svereine der Zentrumspartei, in denen reges Leben herrschte. Mit 23 000 Stimmen ging die säch sische Zentrnmspartei aus dem Wahlkampfe hervor. Ein außerordentlicher Erfolg, wenn man bedenkl, daß 0000 die höchste Stimmenzahl war,, die früher einmal die Zentrums Partei in Sachsen erreicht hatte. Als die Wahlen vorbei waren, mußte daran gedacht werden, nicht nur das Erreichte festzuhalten, sondern die Organisation vor allem auszu- bauen und auf eine breitere Grundlage zu stellen. Der Parteitag am 6. April dieses Jahres legte -ie Grundlinien dafür fest und die Sitzung der Vorsitzenden der Ortsgrup pen am 22. Juni gab dem vom geschlästsführenden Allsschuß vorgelegten Satzungsentwurs seine Zustimmung. Der wichtigste Punkt war die Schaffung des Partestsekretariat es, das nunmehr mit dem hem tigen Tage seine Arbeiten begonnen hat. Das Sekretariat ist nebenamtlich mit der Redaktion der „Sächsischen Volks zeitung" verbunden worden, da für die Errichtung eines hauptamtlichen Parteisekretariates die Mittel noch nicht vor handen sind. Das Ziel muß aber die Schaffung eines hauptamtlichen Sekretariates sein und dieses Ziel inuß mit aller Kraft angestrebt werden. Aber auch die Er richtung des jetzigen Sekretariats kann schon als ein Er folg betrachtet werden, der auch für die Zukunft Gutes er hoffen läßt. Das Parteisekretariat muß den Mittelpunkt für die Par tei bilden, an dem alle Fäden zusammenlaufen und alle Wünsche zum Ausdruck kommen sollen. Die Partei muß, wenn sie sich fort- und weiterentwickeln soll, eine Zentrale besitzen und das soll und muß das Parteisekretariat sein. Es war vor allem notwendig, mit der Schaffung des Par- teisekretariats nicht länger zu warten, denn die Neuwah len zum Reichstag sind in greifbare Nähe gerückt. Die Parteien beginnen bereits, sich zum Wahlkampfe zu rüsten. Da darf auch die Zentrums Partei in Sachsen nicht zaudern und zögern. Das Sekretariat wird aber nur dam» nutzbringende Arbeit im Interesse der Partei leisten kön- nen, wenn es von den Parteifreunden im ganzen Lande ans das tatkräftigste unterstützt wird. Das ist die Voraus setzung für alle positive Arbeit. Vor allem müssen die Orts gruppen ständig das Sekretariat über ihre Tätigkeit ans dem Laufenden halten. Nun heißt es also, frisch und unermüdlich an die Arbeit gehon, und den Grundsätzen der Zentrumspartei auch in Sachsen Geltung zu verschaffen. Diese Grundsätze sind keine Tagesmünzen, sie besitzen Ewigkeitswert und deshalb werden sie sich auch auf unserem schwierigen Boden durch setzen, wenn alle dazu durch praktische Mitarbeit bei- tragen. Dann wird und muß auch unseren Gegnern, die heute noch glauben, von der „politischen Bedeutungslosigkeit des Zentrums in Sachsen" schreiben zu können, klar werden, daß ihre Meinung irrig ist. Wer die Zeichen der Zeit per- steht, weiß, daß das Zentrum auch bei uns in Sachsen mar schiert und seinen Weg machen wird. Die Voraussetzungen dafür sind gegeben. An unseren Freunden liegt es, sie in die Tat umzusetzen. tml. » * * Alle Zuschriften an das Sekretariat der säch sischen Zentrnmspartei sind zu richten an den Partei- sckretär Chefredakteur Paul Hcs, lein, Dresden-A. 16, Holbeinstraßc 46. Tirpitz*) Nach Ludendorff — Tirpitzl Dort der Befchlsgcw.il- tige der deutschen Landmacht — hier der Schöpfer irno Füh- rer der deutschen Flotte! Beide gleich ausgezeichnet m grüß- tem Aufstieg vor dem Kriege, beide in vorderster Front Nährend des Krieges, beide durch das Schicksal hart ge- trasflu, resigniert, verärgert und seelisch aus das Nessle 'er- schlittert nach dem Kriege. Beide sehen sich vom Streit der Meinungen um ihre Person wie um ihre Wirksamkeit aus das heftigste umbra-ndet. Darum griffen beide zur Feder, um ihre „Erinnerungen" zu schreiben. Während aber sonst *) Alfred »»n Tixpitz, Erinnerungen MO Bild de« Verfassers, c-2« «eiten. Leipzig l S i v. 5k. K K»el, ler Verlag. Preis geh. Mk 20 —, gcb Mk 25.—. solche „Erinnerungen" Rechtfertigun^sibrisün werden imt der ganz bestimmten Tendenz, tu oie Anerlenntni. Schgsfens und Wirkens ?u werben geht mar gch ww-b. m Ludcndorffs Deickn:--^gleiten. schier mehr aber m.u m Tirprtz „Erinnerungen" groß am «legten Oneaenwerrer. gegenüber, die i"i Grunde nach nichts anderem streben, a-v in das Dunkel der Streitursachm und der strittigen Mei nungen Klarh- it zu bringen. . . Das Buch des ehemaligen Großadmirals von Tirpitz 'gewinnt ein besonderes Interesse dadurch, daß es nicht allem auf die Kriegsereignisse sich beschränkt, sondern ern Bild der Entwicklung und des persönlichen wie beruflichen Werde ganges des Verfassers, damit zugleich aber auch ein Bild der Entwicklung und des Werdeganges der deutschen Flotte selbst gibt. Eine meisterhafte Sprache macht dieses Buch besonders schätzenswert. Einmal begonnen, möchte inan es nickst mehr aus der Hand legen. Wie ein klassischer Roinan lesen sich die spannend geschriebenen, mit reichen! Inhalt aus gestatteten Kapitel. Tirpitz schreibt, wie er im Vorwort sagt, seine „Er innerungen" nieder, weil er den Nachn>eis bringen wollte, daß unser altes Staatsgebäude nicht morsch und veraltet war, sondern für jede Fortbildung die Fähigkeit besaß. Ganz besonders nimmt er den Kaiser in Schutz dagegen, daß er den Krieg gewollt habe. Als die hauptsächlichsten Ursachen bezeichnet er die „Schwäche, die sich auf den Ge brauch der Macht nicht verstand, weder zur Friedensbewah- rung noch zum Friedensschlüsse", sowie die „Täuschung über unsere Gegner, über die Natur ihrer Kriegsziele und Krieg- i führung und über das Wesen des Wirtschaftskrieges". Tirpitz beginnt seine „Erinnerungen" mit seinem Ein tritt in die preußische Marine. Man erlebt den mühseligen Aufstieg der deutschen Flotte in diesen Darlegungen mit. ^ Eine besondere Aufmerksamkeit widmet Tirpitz. den t« ch 7 nischen Dingen. Sein Äüfsteigen sei mit der Ent wicklung der Torpedöwaffe verknüpft. Für das Experi mentieren sei er nie geivesen. Auch später bei allen neuen Erfindungen, sei es Luftschiff oder Unterseeboot geivesen. habe er erst zngegriffen, sobald er sah, „daß wirkliche Ent wicklung in der Sache lag". Damit begegnet Tirpitz schon den heftigen Vorwürfen, die er sich wegen seiner zögernden Haltung in technischen Angelegenheiten, besonders in der Unterseebootwaffe, von verschiedenen Seiten zugezogen hat. Ein Kapitel, betitelt „Der neue Kurs", setzt sich znm Teil in recht erheblichem Vorwürfen gegen Kaiser Wilhelm II. zusammen. Dessen Eigenmächtigkeiten und Eingriffe in die technischen Fragen wären oft Grund zu lebhaften Verteidi gungen geivesen. Tirpitz spricht in späterem Zusammen hang von mehrfachen Abschiedsgesuchen, die er aus solchen Anlässen dem Kaiser unterbreitete. Die „Reichstagserinnernngen" Tirpitz bieten besonders fesselnde Momente. Interessant ist namentlich die Schilde rung des Eingreifens des Kaisers im Jahre 1899 in die neuen Flottenpläne. Man habe ihm gedrängt, „Bismarck habe doch die ganze Reichsverfassung in 24 Stunden ge macht, weshalb er so zögerte?" Man hört, wie die Par teien sich stellten und wie immer bei Flottenvorlagen das Zentrum zugunsten derselben den Ausschlag gab. Man er führt auch, daß Tirpitz selbst, um beim Zentrum weniger Widerstand zu finden, im Jahre 1900 die Preisgabe des 8 2 des Jesuitenaesetzes empfohlen hatte, wie aber der Kaiser aus den Rat seines Zivilchefs Lucanus, dem Bülow bei trat, ablehnte Das Zentrum hatte damals in Würdigung der Staatsnotwendigkeiten die Vorlage ohne die Gewähr leistung einer politischen Gegengabe in obenbezeichnetem Sinne.genehmigt. Tirpitz kommt dann auf die englischen Stimmungen gegenüber dem Wachstum der deutschen Flotte zu sprechen, die sogar auch nicht ohne Einfluß auf die deutschen politi schen Entschließungen waren. Der Kaiser selbst erzählte Tirpitz, „daß man ihn als einen gefährlichen Widersacher und zwar als den einzigen „Dangerous man" bezeichnet hat. Tirpitz erwiderte, „daß ihm im Leben kein größeres Lob ge- sagt worden wäre". Es kam dann der Krieg. Das Kapitel des Ausbruchs des Krieges gehört wohl zum Spannendsten, was über die Kriegsgeschichte je geschrieben worden ist. Seine grundsätz liche Stellungnahme zu den „Hauptfragen des Krieges" hat Tirpitz in einem eigenen großen Kapitel, dem 17. des Buches, niedergelegt. Seinem eigentlichen Arbeitsgebiete, „Der Hochseeflotte im Kriege", widmet er einem im Verhältnis zu den gesam- ten Darlegungen nur geringen Raum. Man fühlt es ans jeder Zeile heraus, wie schmerzlich es ihm war, sich nicht in dem von ihm gewünschten Ausmaße auswirken zu können Er beklagt bor allem, daß die Leitung der Marine nicht in eine Hand gelegt wurde. Das Neben- und Gegeneinander- wirken -er verschiedensten Marinestellen wird von ihm auf das listigste bekämpft: er mackst es schließlich für das aan^ Unglück" verantwortlich. Daß der Kaiser sich per- sfnlich die Führung seiner Lieblingswaffe vorbehielt, sei kein Ersatz geivesen. Das Kabinett habe den Monarchen bet seine,, Bestrebungen Übel beraten. Dw Folge ser gewesen, daß das vom Kaiser selbst geschaffene Mackstmittel zur See gewissermaßen im Kabinett vermoderte. Der Entschluß, die Flotte einzusetzen, konnte dort nicht gefaßt werden. Man suchte nach Entschuldigungen für die eigene Schwäch: und verfiel sogar daraus, das Material der Flotte schlecht zn lmickien. Als es nach Skagerrak den Zweifelnden wie schuppen non den Ai,gen fiel und sie erkannten, wie sehr unsere Schiffe den britischen überlegen waren, ,st es für die Neue geschichtlich schon zu spät gewesen.' In diesen paar Sätzen ist der Kern dessen, was Tn-pitz über die durch die Umstände bedingte geringe Wirksamkeit unserer Seemacht zu sagen hat und ivelche Gründe er für die Verhältnisse verantwortlich mackst, ^n diesem Kapitel wie in dein folgenden, das den Unterseeboots kr i e g behandelt, geht Tirpitz mit schärfsten Angriffen nach den verschiedensten'Seiten vor. Man eröffnet hier mit wachsen der innerer Erschütterung von schweren Unstimmigkeiten über die wichtigsten Fragen der Kriegssührung innerhalb gerade derjenigen Stellen, die für das Schicksal des Voltes verantwortlich waren. Ter uneingeschränkte U-Bovtkrie^ wurde bekanntlich erst nach dem Rücktritt des Großadmirals Tirpitz ausgenommen. Tirpitz kann über diese Tinge nickst ans direkter Nähe urteilen; er geht aber gegen die „Beth- mannsche Roaieriingsweiie" mit äußerster Schärfe vor. Er beklagt, daß man Einzelressorts von der Gesamtverauttvo» tung stets ausgeschlossen und ihnen für die Urteilsbildun^ Tatsachen vorenthalten habe. Diesem, wie Tirpitz sagt, „alten Fehler unserer Regiernngsweise" schiebt ec auch die Schuld dafür zu. daß der U-Bootkrieg schwebende diploma tische Verhaiidlungen dnrchschnitt. Hier kehren also Klagen wieder, die in anderer Form, aber gleich in, Inhalte, von den verschiedensten Stellen, namentlich auch von Ludendorff in seinen „Erinnerungen" vorgebracht wurden. Immer aber klaffen noch große Lücken, um die Betrachtungsweise der Tinge, die wir er lebten, wirklich objektiv nach allen Seiten hin gestalten zu können. Man wird nun erst wieder die Entgegnungen der von Tirpitz in den Kreis seiner Erörterungen und auch seiner Angriffe gezogenen politischen, diplomatischen und sonstigen Persönlichkeiten und Stellen abwarten müssen, ehe man ein endgültiges Urteil zn fällen imstande ist. Sein kurzes Schlußwort beginnt Tirpitz mit dem Satz: „Das deutsche Volk hat die See nickst verstanden. In seiner Schicksalsstunde hat es die Flott nicht ausgenutzt." Mit seinen „Erinnerungen" will Tirpitz der deutschen Flotte nur noch das „Totendenkmal" setzen. Jetzt bleibt mir noch des Zieles der Edlen wert: „Von Deutschland zu retten, was noch zn retten ist.-Unsere Hoffnung aber sei das kommende Geschlecht." In seinem über 100 Seiten ausmachenden Anhang der-« öffentlicht Tirpitz Kriegsbriefe, in der Hauptsache tagebnch- artige Aufzeichnungen. Mit ihnen will Tirpitz zeigen, daß die dort niedergelegten Ansichten nicht nach beendetem Krieg entstanden sind, sondern sich in allen wesentlichen Punkten mit seiner Beurteilung während des Kriegs-Verlaufs deckten. Mit Bemerkungen zu unserer Schiffsbanpolitik, die eben« falls einen stattlichen Umfang einnehinen, schließt das Werk. Es wird ganz sicher zu den eigenartigsten, aber auch bedeut tungsvollsten literarischen Erscheinungen unserer Zeit zählen. Die Tatsache, daß dieses Buch im Auslande früher erscheinen konnte als bei uns, iveil sich der Verfasser ihm gegenüber gemachter Anregungen ans Ausmerzung bestimm ter Stellen nicht zu entschließen vermochte, macht das Werk nur um so begehrenswerter. Wie inan immer zn Tirpitz und seiner Taktik stehen mag, man wird nicht ohne tiefe Erschütterung dieses Buch, welches die „Geschichte der Tragödie eines großen Volkes ist", aus der Hand legen können. Kr. Die Wiedereröffnung der Nationalversammlung .... Berlin, 30. September. Präsident Fehrenbach er- öffnet die Sitzung um 3 Uhr 20 Min. und wünscht der Nationalversammlung einen gesegneten Einzug in lhiem Berliner Heim. Abg. Löbc (Soz.) fragt an, ob die Regierung bas Vorgehen des Volksbundes in Sachen deck Kriegsgefangenen billige. Regiernngskonimissar Stück-« len: Das »nqiialifizierbare Vorgehen des Volksbundes hat der englischen Regierung erst das Material verschafft, ras sie gegen un'ere Kriegsgefangenen ansspielte. Die Ge fangenen haben sich dankbar und erfreut gezeigt, daß sie m der Heimat so herzlich bewillkommnet wurden. — So-