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SiiGHeWksreitM Wen Vierteljährlich »,1V Fk. In I Dcutlchlmid frei Hau» S,SS L; I «»»aa-pretS, > »«Saab« cl mit L iveil^en Dresden und ganz L in vellcrreich 4,48 !(. > Ausgabe » nur mit Feierabend vierlcliährNch 1,8« ^ In I Dresden und ganz Dcutlchland frei Hau» »,»» tn Oesterreich 4,v? L — Einzel-Nummer 1v ! I Wocheniag» erscheint die stetluna regeimähig in den erste» I I Nachmittagsstunden; die Sonuadeudnummcr erscheint später. I Unabhängiges Tageblatt für Wahrheit, Recht und Freiheit mit Unterhaltungsbeilage Die illustrierte Zeit und Sonntagsbeilage Feierabend »»eigen ilunahme von EielchästSanzeigc» bi rnzefac» bis 1v Uhr, von Fämtlirn- anzeiaen bi» II Uhr. Preis sür die Pestt-Spalizeile !iv im Rcklameleil v« Für undeutlich geschriebene, sowie durch Fernsprecher ous-I gegebene Anzeigen können wir die Bcranlworllichkcll sür die I Richtigkeit des Textes nicht übernehmen. StedalttonS-Sprechstunde: 1« bi» II Uhr vormittags. Nr. 189 Geschäftsstelle und Redaktion Dresden-A. 16, Holbeinstrahe 46 Freilag den 29. August 1913 Fernsprecher 1366 12. Jahrg Müssen in Sachsen katholische Kinder nach dem Gesetz protestantisch werden? Auf der Generalversammlung der Katholiken Deutsch lands zu Metz sprach Weihbischof Hähling von Lanzenauer über: Die deutschen Katholiken und ihre Glaubcnsbrnder in der Diaspora. Dabei führte er nach den Berichten in der Presse aus: „Im Königreich Sachsen sind 3466 katholische Kinder ohne katholischen Religionsunterricht und dabei müssen, was das Schlimmste ist, Kinder, die bis zum 12. Jahre leinen tatho- lischen Religionsunterricht genossen haben, in Sachsen pro testantisch werden, auch wenn Vater und Muter katholisch sind." Ob der Weihbischof wörtlich so gesagt hat, lägt sich im Augenblicke nicht feststellen, da das Stenogramm noch nicht vorliegt. Jedenfalls sind die Ausführungen denk Sinne nach richtig wiedergegeben. Sie decken sich mit den Mitteilungen, die über die staatliche Zwangsprotestautisierung vor einiger Zeit in der „Sächsischen Volkszeitring" gemacht worden sind. Damals haben liberale und konservative Blätter in Sachien die Nichtigkeit der in unserem Blatte aufgestellten Behaup tung bestritten. Durch das bloße Bestreiten kann man eine Tatsache nicht ändern Auch jetzt fühlt sich der „Dresdner- Anzeiger" (24. Angnst) und mit ihm andere Blätter ver anlaßt, die bischöfliche Behauptung ähnlich wie auch unsere Mitteilung für unwahr zu erklären. Der „Anzeiger" sowohl als auch das „Chemnitzer Tageblatt" (27. August) fordern die Negierung auf, gegen die bischöflichen und unsere Aus führungen Front zu machen. Der „Anzeiger" kommt dabei der Negierung zu Hilfe, indem er einen Teil des sächsischen Schulgesetzes abdrnckt, nach welchem allerdings der „An- zeigcr" recht und wir unrecht hätten. Wir betonen ausdrück lich, das genannte Blatt druckt nur einen Tc i l des Schul gesetzes ab und zwar den Teil, der ihm in den Kram paßt. Das ist ein sehr billiges Vergnügen, aber es dauert nicht lange. Wir stellen dem „Anzeiger" und den übrigen Blat tern gegenüber die Behauptung auf, daß im Königreiche Sachsen katholische Kinder, auch wenn sie ausschließlich katho lische Eltern haben, unter gewissen Voraus setzungen nach dem sächsischen Schulgesetze evangelisch werden müssen, ohne daß Eltern oder Kinder daran etwas ändern können. Wir wissen sehr Wohl, daß wir damit eine schwere Behauptung aufstellen, die wir die Pflicht haben, zu beweisen. Der Beweisführung wollen wir uns auch nicht entziehen. Wir geben sie an der Hand des Schulgesetzes und der Ausführungsbestimmungen. Einer unserer Mit arbeiter hatte die Güte, das gesamte Gesetzesmaterial zn- sainmenzustellen. Wir veröffentlichen es heute und in den iolgenden Tagen jeweils auf Seite 6 unseres Blattes. Im ersten Augenblicke wird der Laie ob der vielen Paragraphen und Anmerkungen stutzig. Wenn er sie aber mal ausmerk sam liest, so wird er mit uns zu der lleberzeugung kommen, daß Weihbischof von Lanzenauer und wir nicht zuviel be hauptet haben. Der „Dresdner Anzeiger" war mit feiner Behauptung von einer „groben Entstellung der Tatsachen" zum mindesten sehr voreilig. Die Sache ist doch wesentlich anders, wie sich der „Anzeiger" dreselbe vorstellt. Doch lassen wir das Gesetz selbst sprechen. Deutsches Reich Dresden, den 2g. August 1913 f DaS Königlich Sächsische MUitärverordnungSblatt veröffentlicht folgende Verordnung: „Ich bestimme: Die Landwehrinspektion Dresden wird der 1. Division Nr. 23 unterstellt. Gleichzeitig werden die Generalkommandos er- »nächtigt, sür einzelne Angelegenheiten — mit Ausnahme der gerichtlichen und ehrengerichtlichen — einen unmittelbaren Geschäftsverkehr der Landwehrinspektionen mit dem General kommando anznordnen. Tarvis, den 24. August 1913. Friedrich August." 7 Ein eigenartiges historisch theologisches Weisheits- Produkt gibt der Wocheuzickzacksabrikaut des „Vogtl. Anz." in Nr. 196 Sonntag den 24. August seinen lieben Lesern als Verstandesschuiaus. Er schreibt nämlich u. a.: „Die Forderung um die volle endliche Aufhebung des Jesniten- gesetzes ist und bleibt ein Planmäßiges wohlbedachtes Ringen der Katholiken gegen die Protestanten (???), dabei aber zu gleich eine kirchliche Auflehnung gegen den einen unfehl baren geistlichen Oberhirten Clemens Vll. Clemens VII. lebte bekanntlich mebr als 190 Jahre früher, als der Jesuitenorden gegründet wurde." — Wie so nun eine Auf lehnung des Katholikentages durch die Forderung der Auf- helmnq des JesnitengejeüeS gegen Clemens Vll. zustande kämmt, ist Wohl nur dem Wochenzickzackschreiber und seinen gläubigen Lesern erklärlich. — Doch auch ganz davon abge sehen. daß hier dieser Satz, der anßerden: noch eine Velc-Hi- gnng der wirklich katholischen Leser deS „Voglb Anz." ent hält, eine bodenlose Unkenntnis von der hier in Frage kom nienden Unfehlbarkeit verrät, wird darin eine schon oft widerlegte Geschichtslüge miss neue aufgetischt. Ta die Er fahrung lehrt, daß in solchen Fällen alle Mittel versagen, erscheint es angebracht, bei den, Verfasser at? Entschuldigung gelten zu lassen, daß dieser Fehler der lleberanstrengnng seines historisch-theologischen Denkvermögens- znzn schreiben ist. Wenn Pastor Weichelt in der Evangeliscben Bundes versammlung die Greuel des dreißigjährigen Krieges ank- zählt. wie Schweden in Sachsen gehaust haben, den Schwedentrank nsw., und darauf zum Schluß erklärt, das alles habe nur das Hans Habsbnrg und die Jesuiten ver schuldet, dann ist mancherlei erklärlich. j Beschwindelung des preußischen Militärsitkus. Wie dem Leipziger Tageblatt aus Dresden gemeldet wird, be- stätigt sich angeblich die Tatsache, daß ein in Dresden der- storbener Major a. D. den Preußischen Militärfiskus um 93 000 Mk. beschwindelte. Ec soll viele Jahre lang für sich die Pension seiner längitverstorbenen Mutter erhoben haben. Merkwürdigerweise sei die Beglaubigung stets in Ordnung gesunden worden, obwohl die Frau, wenn sie noch gelebt hätte, ein Alter von 113 Jahren hätte haben müssen. Dresdner Beamte seien ersatzpflichtig gemacht worden. — Ter Artikel der Lcipzigcr Abciidzlg. (27. Ana ) über angebliche Vorkommnisse beim Metzer Katholikentag liegt »ns nunmehr in seinem ganzen Wortlaute vor. Wie am Schluffe desselben zu ersehen ist, stammt er and der Redak- lian des Blattes. Er beginnt mit dem bemerkenswerten Satze „Wenn ein Katholikentag znsammentritt, wenn sich die Bischöfe in Hellen Scharen einfinden und wenn die niederen Grade der katholischen Geistlichkeit weniger hell, aber dafür mn w schwärzer, in Erscheinung treten" . . . Schloß Weesenstein (Nachdruck vrrdolcu.) Im reizenden Müglitztale liegt ans einem von grünen den Wiesen umgebenen Felsen Schloß Weesenstein, das Zie! zahlreicher Ausflügler im Sommer. Schon im 11. Jahr hundert stand hier in jenem idyllischen Tale eine Burg, welche zur Herrschaft der einst ebenso mächtigen als berüch tigten Burggrafen von Dobna gehörte. Der Name des Schlosses wird sehr verschieden erklärt und am natürlichsten scheint cs uns, wenn man die Deutung von den den Felsen umgebenden Wiesen herleitet, indem das Schloß auch früher der Wiesenstein genannt wurde, welcher Name sich mit der Zeit in Weesenstein nmaewandelt hat. Es gibt natürlich noch eine Menge Erklärungen für den Namen des Schlosses. So nennen alte Ehronistc" daS interessante Schloß Wcitzen- siein, Weißenstein ("ach der Farbe des Weißen Schloß- selsenS) Waisenncin. Wesenstein, Wcisenstein nsw. Das Schloß ist größtenteils in den Felsen gesprengt, welcher sogar in den hohen und schlanken Turm reicht. Die Flügel des Baues stehen auch in so verschiedener Höhe, daß sie, übereinander gebracht, acht Etagen geben würden, und das; man ans den Kellern und Stellen auf-, zu den Wohn zimmern abwärts steigen muß. Das Schloß hat drei Höfe und 300 Fenster und dürfte betreffs seiner Anlage der inter. essanteste Schloßban Sachsens sein. Ucberall zeigt sich der Felsen, in den Zimmern, den Ställen, den Gängen, dem Branhanse nsw., bald als Wand. bald auch als Wölbung benutzt, bald in Wandbögen, in der Kapelle nsw. nmgeformt. Er besteht anS einem dem Gneiß ähnlichen, an Farbe aber mehr weißlichem Gestein. Man nimmt an, daß der Schloßfelsen früher mit den» Gebirge deS rechten Müglihnfers znsammengehangen hat und durch Menschenhände getrennt wurde, jedenfalls um Schloß Weesenstein zur Festung zu machen. In dieser tünstlichen Rinne fließt der Mühlgraben, so daß das Schloß gewisser maßen ans einer Jnnscst liegt. Die Burggrafen von Dohna besaßen daS Schloß schon 1107. Zn Anfang des 11. Jahrhunderts lebte hier Otto ge nant Wietz, der Sohn des regierenden Burggrafen von Dohna. Durch eine für die Raubritter unglücklich ver laufene Fehde wurde. Schloß Weesenstein vom Kurfürsten von Sachsen erobert und das Geschlecht derer von Bunan damit belehnt. Hierdurch entstand die sächsische Linie der Freiherren von Bunan. Rudolf von Bunan kaufte 1613 Ober- und Nicdermänsegast, welches den Herren von Kör bitz gehörte. Dieser Besitz wurde mit Weesenstein und Bnrk- hardtswalde, dem Vorwerke von Weesenstein, zu einer Herr- r'chaft vereinigt. Ueberhanpt verwendeten die Herren von Bunan viel ans die Verschönerung des Weesensteins, so daß derselbe ein Hanptsitz des Luxus war. In den 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts kam Weesenstein ! an die Freiherclich von Uckermannschc Familie welche es im Jahre 1830 an König Anton von Sachsen ver kaufte. König Johann weilte gern in dem romantischen Felsenschlosse, denn eS war eins seiner Lieblingsplähchen. Man kann nicht sagen, daß in der Redaktion der Abend zeitung ein besonders Helles Licht gestrablt hat. als der unge zogene Satz geschrieben wncde. So hell wie die Herrschaften bei der Abendzeitung sein müssen, brauchen die katholischen Geistlichen allerdings nicht zu sein, denn sie sind ja nicht an einer Abendzeitung. Nim dämmert es wohl dem Ver fasser des Artikels etwas, worauf er es in Zukunft unter lassen wird, einen ehrenwerten Stand, dem mir akademisch Gebildete, darunter Zierden der Wissenschaft, angehören, so zu beleidigen. Des Lebens ganze Weisheit ruht doch nicht in der Leipziger Abendzeitung, wo man den Spruch beher- zigen soll: „Dmnmheit und Stolz wachten ans einem Holz." Wir wiederholen hier nochmals, was die ..Metzer Zeitung" über den Massenandrang von Katholikentagsteilnehmern in gewissen (passen, was von der „Leipziger Abendzeitung" so getreulich mit hochnäsigen Glossen nachgedrucki wurde, ist e ine glatt e U n w a h rhei t. Selbstverständlich können unter de» hunderttausend Teilnehmern vom Sonntag auch einige räudige Schafe gewesen sei», genau wie ans dem Leipziger Turnfest, aber die große Masse weiß sich frei von solchen Sachen. Ein Diedenhofener liberales Blatt tündlgtc die den Besuchern des Katholikentages unterschobenen Be schuldigungen sogar schon vorher an. Tie Prophezeiungen des Diedenhofener Blattes sind nickst eingetrossen. Tie Leipziger Abendzeitung mackste sich zur Verbreiterin einer schweren Verleumdung, ja sie verstärkte dieselbe sogar noch. Sie hat nun auch die Pflicht, die Verdächtigung znrücizn- nehmen. Mit der schmutzigen Brille des Metzer Blattes (raucht sie in Leipzig nicht zu sehen. Das hätte doch das Nachspiel vom Leipziger Turnfeste schon zeigen müsse». — Das Kaiscrpaar kam gestern nachmittag in Breslau an, wo cs vom Oberbürgermeister Matting begrüßt wurde: R-r als Oberbürgermeister brachte ein dreifaches Hoch aiü die Maie stäten ans, das brausenden Widerhall fand. Die uapelle des in der Nähe stehenden Jägerbataiilons Sir. 6 intonierte oft Nationalhymne. Unter Glackengclänte bewegte sich der Zug nach dem Schlosse, wo die Majestäten Wohnung nahmen. Im Schlosse fand alsbald großer Zivilempsang statt. — Der Kaiser hat der Prinzessin von Sachsen-Meiningen den Wil helmsorden verliehe», ferner dem Herzog von Ratibor dal Kreuz der Großkonfture deS Königlichen Hansordens von Hohenzollern, dem Fürsten v. Pleß den Noten Adlcrorden 1. Klasse und dem Oberpräsidenten Tr. v. Günther de» Stern znm Roten Adlerorden 2. Klasse mit Eichenlaub. — Neue Hundrrt- »nd Zchnmnrkschcinc. Nach Ber liner Blättern sind beim Direktorium der Neichsbank die Entwürfe für den Typ eines neuen Hundertmarkscheins, die ans Veranlassung der Neichsbehörde van Künstlern gefertigt wurden, bereits eingegangen, und voraussichtlich dürfte die Zeichnung eines Düsseldorfer Künstlers gewählt werden. Die Entscheidung hierüber soll in nächster Zeit erfolgen. — Z» dem Gksrbriilwnrf über das Wnssciitragcn wird in Berliner Blättern geschrieben: Gegenwärtig handelt cs sich zunächst nur >nn einen Vorenlwnrf, der den Bundes regierungen unterbreitet ist, da diese naturgemäß sich zu nächst dazu z» äußern haben. Wenn auf Grund der Srel- luttgnahme der Bundesregierungen zum Vorentwurf die Gnmdlageu für eine endgültige» Vorlage gewonnen sind, wird den Interessenten noch einmal Gelegenheit gegeben Kaiser bezeichnete in seiner Antwort das deutsche Heer den Hanptpfeiler des europäischen Friedens. — Der Das Schloß befindet sich auch heute noch im BenNe des säch sischen Königshauses. Die Schloßkapclle enthält ein bemerkenswertes Alta>. gemälde, welches die Himmelfahrt Christi darstellt, lieber dem Altar zu beiden Seiten der Kanzel bemerkt man die in Holz geschnittenen Statuen der Apostel PetrnS und Paulus. Auch in der herrschaftlichen Betstnbe befindet sich ein teures und wertvolles Gemälde, welcNeS Christus und die Ehe brecherin darstellt. Eine katholische Kapelle ist gleicknaüs im Schlosse vorhanden. Eine Begräbnis-Platz für die Schloßbewohnei gab eS in. Weesenstein nicht. Vielmehr hatten dieselben von jeher ans dem Kirchhofe von BnrkhardtSwalde eine besondere Fann- Isiiigrnst inne, welche mit einer geräumigen, von der Nord- seite an die Kirche angebanten Kapelle umgehen ist. Früger war der Zugang zu dieser Kapelle gestattet, und eS fanden sich viele Besucher ein, »veil sich hier eine Anzalst teils ver- schloss-ne und ansgemanerte, teils nnverschlassene Särge be fanden, in denen auffallend gut konservierte Leichen zn sichen waren, die fast den Mumien glichen. Vor Zeiten war der Eingang zn dieser Kapelle durch die Kirche, doch ist d.rselbe später zngenianert worden. Der Wanderer, der das herrliche Müglitztal dnrchsireift. Versäume nicht sich das hochinteressante Schloß anznseheir dessen Entstehung wohl bald ein Jahrtausend zurückreichen dürfte und dessen Name eng mit der Geschichte unseres säch sischen Vaterlandes verknüpft ist. A I