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Sächsische Volkszeitung : 30.08.1908
- Erscheinungsdatum
- 1908-08-30
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-190808306
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19080830
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19080830
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
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Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1908
-
Monat
1908-08
- Tag 1908-08-30
-
Monat
1908-08
-
Jahr
1908
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M K Slu i Iß Zulaffung der grauen." Das Wort Junggeselle ist hier eine schamhafie Umschreibung für die lindere Vokabel: „Zölibutär". Damit aber irihrt die Germania — sicher Wider Willen — an dem Punkl. der die Zenuumspolitik vielfach besonders verhängnisvoll werden !äs;l- Die wird zu nicht unerheblichen Teilen von Zölibmären gemacht und bestimmt. Von Leuten, denen das wesentlichste Sstick menschlicher Bezühange» ihr Leben lang fremd bleiben muh. und die infolgedessen alles, w.iS damit znsammen- häugt, vielfach wie durch einen Hohlspiegel lehen. So kommen Zerrbilder, wie der Beschluß von Düsseldorf zu« srande. Sie haben in den Jahren, da Zentrum Trumpf war, oft genug auch in die Gesetzgebung de» Reiches Ein gang gefunden, selbst in dessen bürgerliches Gesetzbuch." So der „Dresdner Anzeiger", der wieder einmal in lmicholiam den Wohlunterrichteten spielt. Ter Artikel „grauen und Katholikentag" der „Ger mania" leitet mit folgende» Sätzen ein: „Auf deni Düsseldorfer Katholikentag wurden neue Statuten angenommen; die Verfassung für die Vcisanun- lungen ist damit gegeben worden. Nur in einer Frage hat man sich noch nicht endgültig entschieden: es ist die Art der Beteiligung der katholischen Frauen an den Generalversammlungen; vielmehr soll erst im kommenden Jahie die.^endgültige Entscheidung getroffen werden. Die Zwischenzeit soll nach den im Ausschuf; vorgebrachten Wünschen zur weiteren Klärring der Frage benutzt werden; diese Zeilen wollen eine Debatte und Aussprache über den Gegenstand anregen." Also wohlverstanden: noch nicht endgültig ent- schieden. Und damit ist der Zweck des Germania-Artikels zunächst nur die Anregung einer Aussprache über diese Frage, die doch wohl in erster Linie katholische Interessenten betrifft. Sodann fährt die „Germania" fort: „Bisher konnten die katholischen Frauen am Katholiken- ! tage selbst nicht teilnehmen; sie waren nur Gäste. Die ! Frage wurde früher nicht aktuell; denn die VereiuSgeseye ^ der verschiedenen Staaten hinderten die Teilnahine der s Frauen; früher kannte man auch keine Frauenfrage. Wie ' aber diese mehr in den Vordergrund trat, konnte inan nicht s mehr mit dem Ausschlag der Frauen auSkommcn. Man lies; sie nunmehr auf drei Katholikentagen als „Gut- achtcriunen" zu; sie durften in den Ausschüssen und ge- schlossenen Versammlungen ariftreteu; aber sie waren immer nur geduldet. In den öffentliche» Versammlungen freilich j eroberten sie sich viel rascher ihren Platz; es fing sehr klcin ! an mit den Danreiikarten und mit den Damengalerie,'. ! Heute ist es anders; den» iu Düsseldorf waren schon 3000 j katholische Frauen zu zähle»,." s Der „Dresdener Anzeiger" hätte aus diesen Zeilen , doch wohl ohne große Ueberlegrrng herausfinden können, daß die katholischen Frauen auf den Katholikentag» n bisher nur Gälte gewesen seien. Daß dis Beratung über diese > Frage iu Düsseldorf noch nicht znni Ab'chliiß gebracht worden j ich wird durch das Offenlassen der Lücke „Damenkarten" l in den Statuten dcS Katlwlikentagcs dokumentiert. Ties geht auch aus folgenden Sätzen des Berliner Zentrums- orgaus hervor: „In langer Beratung hatte das Zentralkomitee alles für und gegen erörtert, und mau rechnete mit einer g'.aite» Erledigung der Frage. Allein ini Ausschuß trat doch eine Anzahl von Bedenken hervor; Junggesellen waren vor- nelnnlich die Führer der Opposition gegen die Zulassung der Frauen. Da nun die katholischen Franenorganijalionen selbst noch keine Stellung zu der Sache genommen haben, so einigte man sich ans eine vorläufige Regelung mit dem E>incheil an das Komitee, die Frage aufs neue zu Prüfen NN) dem nächsten Katholikentage endgültige Vorich äge zu machen. Der Düsseldorfer Beschluß trägt das Provisorium un der Stirne, in ».m er die Frauen schlechter stellt a!s seither; die Dameukartc ist nicht mehr in den Statuten eiithaNen." — — „Junggesellen" das ist die Falle und das überschlaue „Dresdner Amtsblatt" setzt hier ein uni das Wort mit dem Ausdrucke „Zöiibalär" zu verdeutsche» oder wohl richtiger, mit ihm zri täuschen. ES ist doch einfach läch»r- lich. wenn hinter jedem ..Junggesellen" ein „katholischer ' Zschopau, 28. August. Da ans Schloß Scharfensteln Priester" gesucht wird. Dcr Pferdefuß des ganzen Ge- ein tollwutkranker Hund gelötet werden mußte, so ist für schreibst-!» kommt aber im Schlüsse klar und deutlich zum Zschopau und die Ortschaften Hohnborf, Krumhermertzdorf, Ausdruck: dem Zentrum soll eins peistht werden. Da > Schlößchen-Porschendorf und Weißbuch bis 21. November wird zwischen den Zeileir die Behauptung ausgestellt, die die Hundesperre angeordnet worden. ..Junggesellenpolitik" der „katholischen Geist.ichen im Zentrum" habe durch Zerrbilder die Gesetzgebung des deutschen Reiches, ja dessen bürgerliches Gesetzbuch sogar, benachteiligt. Phrasen, nichts als Phrasen, lieber Anzeiger. Mar, komme doch mit einzelnen dieser angeblichen Benach teiligungen; ein Sammelsurium kann alles und nichts ent- halten. Aber daS Dresdner Amtsblatt, und daß muß immer wieder betont und festgestellt werden, kann es nicht lassen, den wohlunterrichteten Katholikenfreund zu markieren und den ZentrumSfresser zu spielen. Dies wiederholt fest- zustellen, sei der Zweck dieser Zeilen; der Frage der Zu- lassung der Frauen als Mitglied der Katholikenversammlnnz soll einandermal nähergetreten ^werden. Ob die Haltung des „Dresdner Anzeigers" als „Amtsblatt" den katholischen Bürgern und Einwohnern Dresdens gegenüber eine gerechte und billige ist. überlassen wir ruhig dem Urteile des denkenden Lesers. 8. Ax- Stadt «rid Laud. ar>- Lern HauplbiaN.! —* Donnerstag den 3. September d. I. tritt der erste Hcrbstsahrplan dcr Sächsisch-böhmischen Dampf- s ch i f f a h r t s g e s e l l s ch a f t in Kraft, dessen Gültig keit sich bis zum 23. September erstreckt. In Anbetracht der vorgeschrittenen Jahreszeit müssen die Fahrgelegenhei ten, welche der Herbstfahrplan bietet, als recht ausreichend bezeichnet werden, so daß durch die festgelegte Fahrordnung zweifellos allen berechtigten Wünschen des Publikums ent sprochen wird. Tie Bekanntgabe der Fahrzeiten, welche wieder so gelegt sind, daß die Eisenbahnanschlüsse an den Haiiptstationcn erreicht werden können, erfolgt wie bisher durch Aushang von Fahrplänen ans den Schiffen, Dampfer- , und Bahnstationen usw., sowie durch die Tagebücher dcr ! Zeitungen. Die sich allgemeiner Beliebtheit erfreuenden » Liirnsfabrteii werden bis Mitte September aufrecht erhal- j ten, so daß allen Naturfreunden »och Gelegenheit geboten wird, vom Oberdeck der Lurusdampfer ans die Schönheiten des herrlichen Elbgcländes in Augenschein nehmen zu kön nen, das sich gerade in der vorzugsweise klaren Luft der zeitigen Herbsttage ko prachtvoll darbietet. Zur Erleichte rung für das Publikum werden auch fernerhin Monatskar ten nebst Anschlnßkarten dazu ausgegeben, auch kommen nach »nie vor Rückfahrkarten zum Verkauf. Ter Frachten- verkehr, dein die Gesellschaft ihre besondere Aufmerksamkeit zilweiidek, erfreut sich infolge seiner zuverlässigen und un erreicht schnellen Befördernngsweise allgemeinster An erkennung. Nadkbertz, 28. August. In der Filiale des Konsum- Vereins „Vorwärts" wurde ein schwer-''- Einbruch verübt. Die Diebe rissen eine eiserne, an der Wand anqesckckossene Kassette loS. Im Keller des Hauses zertrümmerten sie dann die Kassette und entnahmen ihr 80 Mk. Wechselgeld. Die Sparkassenbücher ließen sie liegen. Radkberg, 28. August. In Lotzdorf ist das bei einer ZIebmutter uiitergebrackcke ll'/osäbr'ge Mädchen Arnold ver brannt. Das Kind war alleingelassen worden und hatte mit Streichhölzern gespielt. Mügeln b. O., 28. August. Der Obstbc-nverein in Sornzig veranstaltet vom 2. bis 5. Oktober eine Obst- auSstellung. In Verbindung mit der Obstausstellung findet ein Obstmarkt statt. Ehrmnitr, 28. August. In der Filiale der Chemnitzer Aktienspinnerei ist der 17jäbrige Fabrstnblsührer Lutz ans Cbemnitz tödlich verunglückt. Man fand den leblosen Körper zwffck,en der Fabrbühne des Fahrstuhls und der Wand des Fabrscbachte« fest eingeklemmt Nnterhkinsdvrf, 28. August. Der l 0 jährige Sohn des Gutsbesitzers Knabe ist vom Tanze beinckehrend von d>r Sckiennentreppe gestürzt und war sofort tot. Elsterberg, 28. August. In Crottengrün sind junge Leute am Typhus erkrankt; «in Fall ist bereits lödlich verlaufen. Löbau, 28. August. Wie energisch der Kampf gegen die Nonne von der hiesigen Forsivelwaltunz ausgenommen worden ist. geht daraus hervor, daß in diesem Jahre im Bergrevier allein rund 34 Millionen Nonnenfalter und Puppen gelötet worden sind. Veretnsnachrichteu. 8 Dresden. lKath. Kreuzbündnis. Ortsgruppe Dresden.) An alle Zugehörigen und alle lieben Freunde unserer Bestrebungen ergeht die Höst. Einladung, am Sonn- tag den 30. August nachmittags 3 Uhr sich zum Kinderfest des Schuhengetbundcs iin Volksheim. Königsbrücker Str. 21 zahlreich einfinden zu wollen. — Am Sonntag den 13. September findet der zweite Ausflug nach dem Lock- witzgrnnde statt. Abfahrt: 1 Uhr 55 Minuten ab Haupt- bahnbof bis Niedersedlitz. Der Vorstand. 8 TreSdrn. Sonntag den 30. August hält der Kath. Gesellenverein im Garten des Gesellenhauses. Käuffer- straße 4. sein diesjähriges Vogelschießen für Damen und Herren von nachmittags 3 Uhr an ab. Außerdem ist noch durch Veranstaltung eines Prciskegelns. Scheibenschießens, einer Pfefferkuchen- und Gabenverlosung und durch ver- schiedene andere Belustigungen für Unterhaltung knstens gesorgt. Gleichzeitig wird noch bemerkt, daß etwaige der geplanten Gabenverlosung gütigst zngedachten Geschenke vom Herrn Hausmeister des Gesellenhauses dankbarst ent- gegengenommen, eventuell auch auf Wunsch abgeholt werden. Abends 8 Uhr findet am gleichen Tage im großen Saale des Gesellenhauses Familienabend stakt. Z» recht zahl- reichem Besuche dieser Veranstaltungen wird ergebenst ein- geladen. 8 Penig. Der hiesige Katholische Verein inackt gute Fortschritt. Gegen 90 Katholiken haben sich dem Verein angeschlossen. Die letzte Versammlung am 10. August, die iin großen Saale des „Hirsch" abgehalten wurde, er freute sich eines zahlreichen Besuches. Katholiken von Penig, Wechselburg. Lunzenan und Wolkenburg wäre» in großer Zahl erschienen, um sich in kleinerem Kreise in gleicher Weise zu begeistern für unsere heil. Sache, wie die Tausenden von Katholiken, die am selben Tage den Festzug der .Katholikenversammlung in Düsseldorf bildeten. Herr Kaplan Inst aus Chemnitz verstand es auch, in herrlichen Worten die Begeisterung, die in Düsseldorf so hohe Wellen schlug, in den Herzen seiner Zuhörer mächtig zu entfachen, indem er hinwies, auf den schöllen Gedanken, sich eins zu fühlen mit Millionen von Katholiken ans dem weiten Erdenrund im Glauben und in treuer Liebe zu Kirche und Papst. Darauf bezugnehmend, forderte Herr Spaceck alle Anwesenderi auf, das nahe Papstjnbiläum in der rechten Weise zu feiern, nämlich im Gelöbnis steter Treue zur Kirche und zum heil. Vater. Wackere Mitglieder des kath. JünglingSvereins zu Chemnitz überraschten uns mit einer prächtigen Theateraufführung und diversen Couplets. Alle anderen Mitglieder wetteiferten mit musikalischen und sonst künstlerischen Darbietungen, um die Versammlung zu einer in jeder Hinsicht anregenden zu gestalten. Wir sahen so viele fremde Gesichter und sahen darin einen schwachen An fang des Erfolges unserer bisherigen Arbeit, die zahlreichen Katholiken von Penig und Umgegend zu sammeln und zu organisieren. 8 Zittau. Volksvereinsmitglieder! Katholische Männer der Südlausitz! >Jn den Tagen vom 5. bis 8. September findet im benachbarten Rum bürg der VII. deutschböhnnsche Katholikentag statt. Gefeierte Redner werden die Massen begeistern für die Ideale eines echten christlichen Mannes. Auch dis sächsischen Katholiken sind zu dieser Glanbensmanifestatwn eingeladen. Darum, kattw- schwadern auch der Erfolg persagt, so blicken »vir doch mit gerechte»! Stolz nach den Gefilden von Floing, ans welchen Gallifets Schar in ruhmvoller Weise dein siegreichen Gegner unterlag. Alle diese Aktionen wurden jedoch in Schatten gestellt von dem starren dreistündigen Ansharren ans kahler Hochebene unter der furchtbarsten Kanonade, welche die >triegsgeschichie ke»»i. Wo unsere, dein Ansturm des ^ feindlichen Fußvolkes ausweichenden Reservekolonnen ans § de» lichten Stellen des Plateaus anftailchten, empfing sie ein Hagel Pon Geschossen und trieh sie in das Gehölz von Garenne. Aber auch dort war keine Sicherheit für sie. Ueberall erreichten sie die Granaten und trieben sie aus dem Walde auf die lichten Stelle» »nd von diesen in den Waid zurück. Alles, was ans dem Terrain zwischen III«) und Gewönne gestanden hatte, drängte endlich in das Gehölz von Garenne hinein, nm vor dein vernichtenden, zerniallnenden .Kreuzfeuer Rettung zu suchen. Aber nirgends lies; der Gegner den Unsrigeii Ruhe, seine Infanterie drang nun von allen Seilen vor. lingedilidig, den Sieg zu vervoll ständigen. Hier entstand eines der blutigsten und größten Handgemenge, das wohl je porgetoiiinien ist. Trnppeinveise rang der Sieger mit den ans allen Schlupfwinkel» hervor- koiiinieiiden Iliisrigeii, die bald fliehend ein großes Kessel treiben gewährten, bald sich zu verzweifelter Gegenwehr ermannend, in chaotischem Geiiietzel rauften. In diesen Wirrwarr hinein feuerte die beiderseitige Artillerie. Oft fielen die Geschosse so dicht, daß Freund »nd Feind — Füsiliere, Musketiere, Chasseurs, Tnrkos bunt durch einander — einem gleichen Triebe folgend, hinter den Baumstämme» Onene gemacht haben sollen, uni sich einigermaßen zu schütze». Ueberall stürzten die Unsrigen. wie eriiiniigt durch den Anblick eines sichtbaren Feindes — der Artillerie gegenüber waren sie ohnmächtig gew«ffen -- wie rasend ans die Stürmenden. Nicht einmal bei Wörth, wo die Znapen noch von' trotzigen Stolze der Unübcrwind- lichkeit beseelt waren, habe ich sie in so wilden Tiger- sprängen, mit dein Hanhajonett und dein Rntagan wie mit Sicheln mähend, ansetzen sehen. Aber an der unerschütter lichen Kaltblütigkeit der preußischen Schützen prallten sie ab, wurden bataillonweisc hingemäht und verschwanden iin Dunkel des Dickichts. Mit tiefem Schmerz beobachtete ich durch mein Fernrohr, wie die Lichtungen, wo es von Not- Hosen wiiniiielte. nicht mehr gefechtsmäßige Männer, son dern kainpfesinüde Gegner enthielten, die in unabsehbarem Zuge den ganzen Weg besetzt hatte», und ich sah deutlich, wie die feindlichen Generale mit ihrem Stabe sich buchstäb lich an den Spalier bildenden Entwaffnet«?» vorüber- drängen inußieii. Schon wurden diesseits ans den Höhen die Linien der Preußen sichtbar, bestaubt, erhitzt, die Helme zerschlagen, die Uniformen zerrissen, aber leichten, schnellen Schrittes, als sollten sie das Siegeswerk von vorn beginnen. Kanonendonner. Fliliteiifelier und Musik wurden übertönt von ihrem donnernden Hnrrageschrei und so ging es mit klingendem Spiel an unseren gebrochenen und nieder geschlagene» Massen vorüber, die düster auf ihre gestreckten Gewehre niederstarrten. Während ich verzweiflnngsvoll in diesen Strudel des Verderbens blickte, verstummte die Batterie an der einsamen Pappel, deren letzte Bedienung noch im Tode die Oieschütze umklammerte, und in dunklem Gewimmel stürzte es über die Hohen weg. Im nächsten Augenblick schinetterten die Trompeten zur Attacke und die Divisionen Margnerite und Salignac-Fänälon — Kürassiere, Lanciers, Husaren, Chasseurs d'Africe — mit webenden Standarten und flatternden Noßschweifen, alle Offiziere weit vor der Front, Gallifet mit geschwungenem Damaszeiier allein voraus, brausten nnanfhaltsain über die Abbäiige hinab. Nie ist mit größerer Entschlossenheit der leiste Hauch von Nos; und Mann daran gesetzt worden. Von dem bekannten Nutzen war keine Rede inehr. Jede andere Truppe als diese kriegsgcübten und uner schrockenen Deutschen wären ini Hui anseinandergesprengt oder von Panik ergriffen worden. So aber bedeckten sich Angegriffene wie Angreifer mit Ruhm. An Karrcebilden wurde nicht mehr gedacht, cs fehlte auch an Zeit dazu. In Knäuel zusanlineilgeballt oder ganz frei im offenen Felde stehend, jede Deckung geschickt benutzend, begrüßten uns diese in Schwärme aufgelösten Korps mit so rasendem Schnell feuer, daß die ersten Glieder der blanken Panzergeschwader Mann an Mann wie über den Tisch gefächerte Karten in sich zilsaiiimelijanken. Olm«? uns aber durch diese lebendige Barriere hemmen zu lassen, warfen wir uns über die noch zuckenden Rosse und Leichenhügel weg ans den Feind. Aber durch die ungünstigen Vodeiwerhältinss«? und das hef tige Flankenfener der feindlichen Batterien war bereits im Anreiten der innere Verband gelöst, und wir kamen daher einzeln und weit auseinander zum Einhanen. Nichts destoweniger durchbrachen wir die feindlichen Schützen, die sich uns mit tollkühner Bravour eiitgegeiistellteii, ja, mit gefälltem Bajonett anstürmteii. So gerieten wir in unge stümen und wnchtigen Anlauf in die feindlichen Reserven, an denen wir teilweise nnaufgchalten vorüberjagten. Mehrere Schwadronen drangen, ungeachtet der ans sie ge richteten wirksamen Kartätschenkngeln, zwischen die feind lichen Geschütze ein, deren Bedienung sich mit Wischer mw Seitengewehr verteidigen mußte. Aber immer Vernich- tcnder wurde das Feuer, ganze Haufen wälzten sich sterbend über die Abhänge, fast alle Generale und Stabsoffiziere fielen. Viele stürzten, den Geschossen entgangen, in die nahen Steinbrüche hinab oder zerschmetterten sich dort freiwillig." Nach der Niederlage dcr Kavallerie leistete noch ein mal die znrückgedrängte Infanterie ans dem nächsten Berg rücken heftigen Widerstand. Schützengräben dienten wiederum zur Deckung. Auch die Regimenter rechts von uns befanden sich in furchtbarem Ringen mit den nicht weichenwollendcn Franzosen. Plötzlich sprengte ein General heran und bat unseren Hanptinann, zum Ansporn für die Infanterie mit vor- znrücken. Trotzdem wir durch die überstandenen Kämpfe äußerst schwach waren, ging es vorwärts. Hauptmann Nolte brach beim Ansturm von einer Kartätschenkugel ge troffen schwcrverwnndet zusammen. Unser Eingreifen war von Erfolg begleitet. Bald warfen wir die Franzosen in wild anfgclöster Flncht in den Garenner Wald. AuSge-
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