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Sächsische Volkszeitung : 22.03.1904
- Erscheinungsdatum
- 1904-03-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-190403227
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19040322
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19040322
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1904
-
Monat
1904-03
- Tag 1904-03-22
-
Monat
1904-03
-
Jahr
1904
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 22.03.1904
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Noch bevor demselben in Breslau der Bischofsstab über geben worden war. haben die Gegner ihn als einen Mann des Kampfes gekennzeichnet, während er ein Mann des tiefsten und innersten Friedens sei. Redner erörtert dann die schöne Bedeutung von Ring und Bischofsstab, als Zeichen der Vermählung mit seiner Diözese und des Lehr- und Hirtenamtes, 'und schließt mit der Aufforderung, den Lberhirten bei seiner am Montag erfolgenden Ankunft in der Hofkirche jubelnden Herzens zu empfangen. Die Bersammlnng stimmte ans vollem Herzen in das ans den hochwnrdigsten Bischof ansgebrachte Hoch des Redners ein. Es wird sodann von der Bersammlnng folgendes Telegramm nach Breslau abznsenden beschlossen: „Tausend katholische Männer, versammelt im Volks- Verein für das katholische Deutschland im Saale des .Keglerheim. entbieten Eurer Bischöflichen Gnaden die herzlichsten Glück- und Segenswünsche mit der Versicherung treuer Ergebenheit und Liebe." AIS zweiter Redner sprach, von rauschendem Beifall begrüßt, Herr Pfarrer Boden bürg ans Meinen über das Thema „Unsere Stellung zu Ehristns". Wir werden ge legentlich diesen ansgezeichnelen Vortrag vollinhaltlich unfern Lesern rnitteile». Für heute sei mir der Gedankengang desselben feslgehalten. Redner stellt den Sah unter Be weis: Ehristns ist des Menschen Lohn, aber auch Gottes Sohn. Von der Antwort ans die Frage: „Was dünkt Euch von Ehristns?" hängt für den Menschen alles ab, sein Leben und Wirken, seine Ewigkeit. Glaube, Liebe und Treue zu Ehristns stehen noch fest in der Männerwelt des katholischen Volkes auch im 20. Jahrhundert. Man wird ihr niemals absprechen können, das; sie nicht treu gegen Ehristns gehandelt habe. Leider bemüht sich eine glaubens lose Richtung im Volke, diese Treue an Ehristns zu er schüttern. Tie Frage, ob Ehristns überhaupt eristiert habe, beantwortet Redner mit dein Hinweis ans die altrvinischen Schriftsteller, welche von ihm in ihren Werken Erwähnung tun. Schon das; die Zeitrechnung von der Geburt deS Kindes zu Bethlehem an rechnet, in ein Beweis der welt historischen Bedeutung von Ehrisli Person. An der Frage, war Ehrislns Gott oder nicht, kann sich niemand vorbei drücken. Wer ihn aber nicht als Gott anerkennt, nins; zur Folgerung kommen, das; er entweder ein Wahnwitziger oder ein Betrüger gewesen sei. Redner streift mm die Leugner der Gottheit Ehrisli, als Strang, Renan, und kommt sodann ans daS Werk „Das Wesen des EhrinentnniS" des Protestantischen Theo- logieprofessors De. Harnack von der Berliner Universität zu sprechen, worin die Gottheit Ehrisli geleugnet wird. An der Hand desselben weist er eine Reihe innerer Wider sprüche so schwerwiegender Ratnc nach, das; damit die ganze künnlich amgebante Beweisführung HarnackS wie ein Kartenhaus znsammenbricht. — Als ein Beweis von der Gottheit Ehrisli führt Redner sodann den l!>00 jährigen Fortbestand derKirche an. Trost ihrer blutigen und unblutigen Verfolgung, welche die Weltgeschichte zu verzeichnen hat, steht die Kirche snngeschwächt da. Selbst die Reformation vermochte ihr keine Todeswnnde zu schlagen. Alle Ver suche der Staatsomnipotenj von Josef II. und Napoleon I. bis ans die neuesten Knltnrkämpfer unserer Zeit vermögen sie nicht zu erschüttern, lrotz der Schwäche ihrer eigenen Kinder, ihnr Priester, ihrer Lehrer, ihrer Bischöfe, selbst einiger Päpste. Sie slel,t auch heute im makellosen Glanze als hehre Braut J-sn Ehrisli da. troh des RnseS „Los von Rom", Die Geschichte der Kirche gibt Zeugnis für die Gottheit Ehrisli. Sie ist der Angelpunkt geworden, um den sich alles dreht, sie ist für uns Katholiken, aber auch für die gläubigen Prolesmnten das Gravilationszeiitrnm. Tie Geschichte der katholischen .Kirche ist die Geschichte der Ver ehrnng Jesn Ehrisli. Wegen diesen Umstandes lehnen wir jeden Unterricht über die Verehrung Fesn Ehristi von Leuten, die einen Harnact dulden, ganz entschieden ab. Das gilt für solche Protestanten, die ihre Evangelisalionsbestrebnngen in die katholischen Kreise zu tragen sich erkühnen. Katho liken und Protestanten müssen sich zmammenfmden durch die Verehrung Ehrisli, des göttlichen Hauptes, zur Abwehr der Umslnrzbewegnng der modernen Gesellschaft. Znm Heile des Vaterlandes müssen wir n»s zum konfessionellen Flieden verbinden. Allerdings fordern wir, das; die Katholiken ans dem deutschen Boden, den sie vor der Reformation tu reib.- bearbeitet haben, voll dem daS Mittelalter die Kultur empfangen har. auch »ach den For derungen unseres Glaubens unbeanstandet leben dürfen. Wir verlangen, das; die Nachfolge Ehrisli im Sinne vom reiche! Jüngling in, ganzen dänischen Vaterlande erlaubt sei. das; die Wirksamkeit unserer H > denslcine an keine an deren Schranken gebunden werde, ats an die Schranken des S irasgesebbncl.es. Redner fordert zu innigem Auschlns; an den Gott- Menschen Jesus Elniüns ans und schließt mit dem Wunsche: Ehristns. von dem wir nicht lassen wollen, in dem das Heil der ganzen Welk gegründet liegt, er möge die treuen Söhne semer Kirche in diesen Zeiten der Bedrängnis vor allen liebeln bewabren. Die mit gros;er Begeisterung und warmer Ueber- zeugimg g> svrochene Rede erweckte einen stürmischen Wieder hall in der Versammlung. Nachdem Herr Kaplan Müller den Anwesenden, besonders jenen ans weiter Ferne hergekommeneil, sowie besonders den Vertrauensmännern des Volkspereins für ihre Mühewaltung gedankt hatte, ver las er ein vom Männerverein Riesa eingelangleS Be- grüßimgstelegramm und brachte ein Hoch ans den Volksverein ans. Dir Vorsitzende richtete nachmals an die Versamm Iiing dio Ansfordernng zu reger Arbeit für unsere idealen und wirtschaftlichen Güter in Eintracht mit unseren evan gelischen Mitbrüdern und schlvs; sodann die Versammlung. Nation« lliberalc Obstrnktionstaktik. In den Kreisen der Nationalliberaleil ist grober Jammer ans gebrochen, weil daS Zcntrnm in den Fragen der Militär und Marineverwaltnng nicht nnbesehen die Forderungen des Etats ai-nimmt. Hier scheint man jene Volksvertretung als ein Ideal anznsehen. die zu allen Militärsragen blindlings Hurra schreit, ohne sich die weiteren Fragen vorznlegen, woher das Geld für dio neuen Lasten zu holen ist. Das Zentrum hat dagegen stets den Stand punkt vertreten, einerseits dem Vaterland zu geben, was es notwendig bedarf, andererseits aber auch die Leistungs fähigkeit des deutschen Volkes in Betracht zu ziehen. Von diesem Gesichtspunkte aus hat es in dem Marineetat ver schiedene Abstriche gemacht und insonderheit der starken Vermehrung der Seeoffiziere einen Stein entgegengestellt. Die Marineverwaltnng selbst hat sich diesen Abstrichen, wenn auch mit bittersaurer Miene, gefügt, ebenso wie der KriegSminister in der Frage der Unteroffiziere. Dieses ganz verständige Entgegenkommen ist aber den Nationalliberalen ein Dorn im Auge und ein Teil ihrer Presse gibt den Ratschlag, lieber das Ganze fallen zu lassen, als die Teilfordernng aus den Hände» des Zentrums anzunehinen. In der „Nat.-Zeitung" verdichteten sich diese Gedanken zu folgenden Ausführungen: „Tie nichlkterikaten Parteien haben es nachgerade satt, immer wieder dieses Spiel zu beobachten, und es ist sehr bezeichnend, das; unmtttelbar vor der Abstimmung über die Vermehrung der Umeroffizierstelteii in der nationalliberalen Prooinzprcsse verschieden! lich dem Gedanken Ausdruck gegeben werden konnte, lieber die ganze Position fallen zu lassen, als der kläglichen Flickarbeit des Zentrums seinen Segen zu geben. Vermag die Regierung bei allen! ihren Entgegenkommen dem Zentrum gegenüber nicht, diesem unwürdigen Spiel ein Ende zu machen, so ist es in der Tat nicht ausgeschlossen, das; sic künflig in ernste Bedrängnis geräl, indem das Zentrum die sachlich begründeten Forderungen zu Fall bringt, die anderen Parteien aber, die zur Bewilligung dieser Forderungen bereit wären, sich nicht dem Diktat des Zentrums fügen und die üblichen Komvromihoorschläge der Ullramoinanen glatt ablehnen. Dann ivird die Regierung einmal klar erkennen können, das; es austerhalb des Zentrums Parteien gibt, die eine sachliche Politik und angemessene Berücksichtigung rem sachlicher Erwägungen ver langen. Tie Regierung wird gut tun, mit diesen Stimmungen zu rechnen und sich nicht wieder von der Volksstimmung über raschen zu lassen." Die Regierung ivird sich schön hüten, solchen unprak tischen Vorschlägen ein williges Ohr zu leihen; denn wenn sie dies tut, erhält sie heiler garnichls. Aber die Ursache für diese neue Art von Obstruktion steckt tiefer; man will die ausschlaggebende Stellung des Zentrums in diesen Fragen beseitigen! Es ist den Nationalliberalen nachgerade nnerträgtich geworden, das; sie in der militärischen Frage ganz auSgeschaltct sind und die Regierung mit den Wünschen des Volkes rechnen mnf;. wie sie das Zentrum vertritt; deshalb fall einmal, und zwar ans den denkbar unsach lichsten Gründen, lieber eine Forderung ganz fallen, als das; ein Teil angenommen wird. Praktische Erwägungen sollten den Ansschlag geben. Nun muß aber erwähnt werden, das; die gesamte Linke diese Absichten dcr National- liberalen sehr verständnisvoll unterstützt. Tie Freisinnigen und Sozialdemokraten sind so schwach im Reichstage vertreten, das; die Anträge der National- liberalen allesamt Annahme finden müssten, wenn nicht das Zentrum eine sehr gute Besetzung zeigen würde. Das hat man in dieser Woche wiederholt erlebt; bei der Abstimmung über die Unteroffiziere waren von 1-10 Abgeordneten der Linken mir 5»0 auf dem Plaste, von den 80 Sozialdemo kraten mir 18 und dies, obwohl man wusste, dag diese Abstimmung bevorsteht. Als es sich dann um die Wahl des Sozialdemokraten Bnchwald handelte, tauchten sofort über ö>0 Sozialdemokraten ans. Diese Taktik ist sehr leicht zu durchschauen; einmal arbeiten die Sozialdemokraten mit an der Beseitigung der Stellung der Zentrnmssraktion und andererseits bietet es ihnen den besten Stoff für eine ge wissenlose Agitation, wenn recht viel für Militär und Marine bewilligt ivird. Aber die Nationalliberalen, die sich unter der Führung des Grusen Oriola so sehr abmühen, der Regierung Dienste zu leisten, werden auch in diesen Tagen erleben müssen, das; einstweilen noch die Trauben für sie zu hoch hängen, und das katholische Volk ivird Sorge tragen, das; dies immer so bleiben wird; denn was eine national- liberale Herrschaft in Deutschland bringen würde, zeigt am deutlichsten die KultiirkampfeSrede des Herrn v. Eynern im preußischen Abgeordnetenhaus!: und die Reden der Herren Rollsuß und Ilr. Vogel in der sächsischen Kammer und das Benehmen des Grafen Mop und des De. Kasselmann im bayerischen Landtage. Nt'tchsta«i. Berlin. 62. Sitzung am t!l. März IVO-t. Ter Reichstag hat heute den Manneclat erledigt u»d ist in die Osterferien gegangen: in der ziveircn Lesung des Etats zur Bekämpfung des Herero - AnfsiandcS hreti Bebel wieder eine groste LchiNzredc für die Hereros, ans die Herr Arendt (Rp.) er- ividerle. Die Nalionallibeiatcii wvlNen die Musterknaben spielen und auch in der näwskcn Woctie uoci, drei Sitzungen abhnlten. aber sie landen im Hanse hierfür keine Gegenliebe, dn in der nächsten Woche kein l'cscblustfähiges Hans möglich schein!. Ter Reichslag wird ans den 12. April veriagl. Poiinsche De'i'tfchiand. — Tic Nichtverabschiedung dcö Etats gibt der „Nat.- Zeitung" Anlas; zu schreiben: „Der Etat hätte im Reichs- tag rechtzeitig fertiggestellt werden können und müssen, wenn die „regierende Partei" ihren parlamentarischen Pflichten genügte, d. h. n. a. wenn sic ihre Mitglieder im Reichstag znsammenhielle und auf diese Weise niit dafür sorgte, daß ein beschlußfähiges Haus überflüssig aus gedehnten Debatten ein rechtzeitiges Ende bereiten kann. Dieser moralischen Beipflichtung kommt sie aber keineswegs nach." Hier sind die Tatsachen stark ans den Kopf gestellt; das Zentrum war gerade in den lestten Wochen sehr gut besestt, relativ besser als alle anderen Fraktionen: aber cs allein kann kein beschlnsstähiges Hans stellen. Die „Nat.- Zeitung" trete nur etwas entschieden mit uns für Diäten ein, dann wird auch der Etat rechtzeitig fertig! Die Haupt schuld trägt allein die Regierung. — Die Proteste kommen schon — nämlich gegen die Anfhebimg des Arkikels 2 des Jesnitcngesetzes; den Anfang macht — und das ist sehr bezeichnend — der liberale Parochialverein von Zion in Berlin! Diese Leute, die sonst vom Protestantismus so wenig wissen wollen, sprechen von einem dem „deutschen ProteslantismnS versetzten Schlage ins Gesicht." lind nehmen darin den Mund gewaltig voll; sie erblicken in der Aufhebung „ein unrühmliches und schwäch liches Nacbgeben dem NltramontaniSmuS gegenüber lediglich znm Zwecke augenblicklicher Vorteile auf staatlich politischem Gebiete. Der Verein hält einen solchen „Kuhhandel", bei dem die heiligsten Interessen des Volkes nutzlos geopfer werden, für ein der Machtstellung des Bundesrats nicht würdiges Vorgehen und spricht insbesondere sein tiefes Be dauern darüber aus, daß das überwiegend) protestantische Preußen unter der Regierung seines glorreichen Königs Wilhelm II. an der Spitze marschiert bei einer Kundgebung des Buudesrats, durch welche die Ohnmacht des Protestantis mus gegenüber dem Katholizismus ebenso deutlich wie un erwartet zu Tage gefördert worden ist." Das wird die Melodie für die kommende Woche abgeben! Der Kaiser wird also ungeniert in die Debatte gezogen. Nun hat allerdings dies schon von Eynern im Abgeordnetenhause getan durch die Frage, wie stellt sich der summun episvopim der evangelischen Kirche zu dieser Frage? Die „Krenzztg." gibt darauf folgende Antwort: Ist es schon nach gutem parlamentarischen Branche überhaupt unzulässig die Person des Monarchen „in die Debatte zu ziehen", so hat unseres Wissens bisher noch niemals ein preußischer Abgeordneter auch nur den Versuch gemacht, in dem interkonfessionellen Abgeordnetenhause Se. Majestät den König als obersten Schirmherrn der evangelischen Kirche direkt ans seine Stellung zu einer die katholische Kirche berührenden Angelegenheit zu interpellieren. Form und Inhalt der vom Abg. v. Eynern gestellten Frage sind von einer Kühnheit, die uns vermuten läßt, daß er sich auch dem obersten Schirmherrn der evan gelischen Kirche gegenüber als ganz besonders legitimer Vertreter der Kirche und ihrer Interessen fühlt. Wir teilen die hohe Meinung nicht, die Herr v. Eynern in diesem Punkte von sich selber hat; war er es doch, der im Jahre 180-1, als es sich darum handelte, die Selbständigkeit der evangelischen Kirche gegenüber dem Staate zu sichern und wahren, in der Kommission des Abgeordnetenhauses eine regelrechte Obstruktion ins Werk setzte! Wie kommt dieser selbe Abgeordnete jetzt dazu, als Führer einer angeblich evangelischen Opposition Rede und Antwort von dem mim- ii,>m opim-olnm der Landeskirche vor einem interkonfessio nellen Parlamente zu verlangen?" — Diese Frage können wir an all' die liberalen Protestler wiedergeben. — Die erste Detaillistcnkammer in Deutschland wird durch Gescst in Hamburg errichtet; ihre Aufgaben sind in folgender Weise festgestellt: „Der Kammer liegt ob: die Interessen des Detailhandels durch an die hamburgischs Behörden zu richtende tatsächliche Mitteilungen zu fördern, diesen Behörden auch ans Erfordern Gutachten über Fragen« zu erstatten, welche die Verhältnisse des Detailhandels be rühren, Wünsche und Anträge, welche die Verhältnisse deS Detailhandels berühren, zu berate», sowie Jahresberichte über ihre Tätigkeit und die Verhältnisse des Detailhandels zu erstatten. Sachverständige und Schiedsgerichte zu er nennen." Bei allen die Interessen des Detailhandels be rührenden Angelegenheiten soll eine Begutachtung durch die .Kammer eivtreten. Außerdem soll die Kammer die Sach verständigen ernennen, welche ans Ersuchen der Gerichte, Behörden oder ans Antrag von Privaten Gutachten über die in ihr Fach schlagenden Waren und Leistungen abzn- geben haben. Diese neue Organisation des kaufmännischen Mittelstandes begrüßen wir sehr und hoffen, daß sie bald auch in anderen Staaten emgeführt werden möge; gerade für Miseren Kleinkanfmaim ist seither so wenig durch Gesetz gebung geschehen. — Das preußische Abgeordnetenhaus hatte heute beim Knltnsetat die sogenannte oberschlesische Debatte, in der der polnische Abg. Korfanty sich wieder einmal stark bloß- stellte, die aber auch den Riß mit dem Zentrum ver- vollständigte. I)r. Porsch lZentr.) führte die großpolnische Agitation in Oberschlesien wesentlich ans die verkehrteil Maßnahmen der Negierung zurück. Korfanty (Pole) der schon mit lebhafter Unruhe emvfnngen wurde, gab alle Schuld dem Zentrum, das nichts für die oberschlesischcn Arbeiter getan habe. Der oberschlesische Abg. Falt in lZentr.» antwortete ihm sehr gut und sprach ihm überhaupt das Recht ab, als Katholik hier zu sprechen, da er sich NM eine sozialdemokratische Redaktenrstclle beworben habe; Korfanty suchte dies nachher wcgznlengncn. Faltin trat dann mit aller Entschiedenheit für das Recht ans Religions unterricht in polnischer Sprache em. — Eine Ehrcnbiirgcrrcchtsgcsrhichtc in Stendal erregt hier großes Aufsehen. In einer geheimen Stadtverordneten- sistmig im April 19o:> hob der Oberbürgermeister die Ver- dienste des Oberpräsidenten der Provinz Sachsen, von Bötticher, hervor und regte an, ihm eine besondere Ehrung zuteil werden zu lassen. Er habe, so führt er ans, bereits Fühlmig mit Herrn v. Bötticher genommen und so erfahren, daß der Oberpräsidcnt sehr gern Ehrenbürger von Stendal werden würde. Fast einstimmig wurde dieser Vorschlag alsdann von den Stadtverordneten angenommen; mir Justizrat Stande erhob Einspruch und legte unter allge- meiner Sensation ausdrücklich Verwahrung dagegen ein. AIS Begründung gab er an, man dürfe „nicht den Mann znm Ehrenbürger von Stendal machen, der znm Sturze' unseres großen Landsmannes, des Reichskanzlers Fürsten Bismarck, beigetragen" hätte. Trotzdem wurde eine Kom mission gewählt, die Herrn v. Bötticher das Ehrenbürger- recht antragen sollte. Allein diese trat nie in Wirksamkeit, und bald darauf teilte der zweite Bürgermeister I)r. Schütze den Stadtverordneten mit, die Kommission möge sich nur wieder anflösen, da die Ehrnng des Oberpräsidenten ver früht sei. Oesterreich-Ungarn. — Die Protestantischen Scclsvrgcstationcn in Oesterreich gaben Stoff zu einer Interpellation des Zentrums im österreichischen Abgeordnetenhause. Darin heißt es: „Seit Jahren werden mit notorisch ausländischen Mitteln, mit notorischer Anteilnahme an einer politischen Bewegung angeb liche Scelsorgestationcn gegründet, und zwar hauptsächUch vom Evang. Bund in Deutschland, dcr als Kampf- und Agitations- verein gegen die katholische Kirche gegründet wurde. Diese aus wärtigen Sendlinge sind gewiß nicht geeignet, Seelsorger öster reichischer Staatsbürger und Lehrer österreichischer.Kinder zu werden. Erfüllt von Vorurteilen gegen die österreichische Geschichte und die hervorragenden Gestalten der Dynastie, wie sie sind, kann man sich denken, wie der „Unterricht" und der Geist der sattsam be kannten Fawtlicilabende ausschaut, für welche von AbfallSorgancn die Werbetrommel gerührt wird. Wohl räumt da? Protcstanten- vatent den Protestanten die Befugnis ein. »„Notfälle ausländische Pastoren zu berufen. Voraussetzung ist aber, daß mit dieser Be fugnis kein Mißbrauch getrieben werden sollte. Heute aber liegen > die grüßten Mißbräuche vor. Co soll neuerdings wieder in Feld*
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