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Sächsische Volkszeitung : 22.03.1904
- Erscheinungsdatum
- 1904-03-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-190403227
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19040322
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19040322
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1904
-
Monat
1904-03
- Tag 1904-03-22
-
Monat
1904-03
-
Jahr
1904
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 22.03.1904
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Nr. 67. Dienstag, den ÄL. Marz 1664. 3. Jahrgang. »rschctiil täglich nachm, mi' NuSiiehme der Lvim- und ^ellmqe VrzuaSpretS: Lierleljäkicl l Mk. Stt Pf. «ohne Beklellgeld» Lei autzeroeuilcheii Poslaiillall. Il ZeilungspreiSl. Linzelnuminer 10 Pi. RednklioiiS-Svrechilimde- l l—I Uhr. Unabhängige; cagevlaii füriUakrkeit. ftecdt u. freibeit. Inserate werden die ttgeivallene PeliizeUe oder deren Raum mit II» Pf. derewnel. dei Wiedrrdolun,; dedenlender RnbntI Piichdriikterci. Nedaktiv» und t«eschäs»östelle i 1k r e »den, PillniNcr Liraüe Nt Hernirrewe,' Ann l -!r. IN«« Die Konsekration des hochwürdigsten Herrn Bischofs Georg Wuschanski. Die höchste Vollendung des Priestertums und die ganze Fülle der übernatürlichen priesterlichen Gewalten und Vollmachten werden erteilt durch die Bischofsweihe. Durch sie geht die den Aposteln von Christus übertragene Kirchengewalt aus den Geweihten über, so daß die Bischöfe, aber auch nur sie, die wahren Nachfolger der Apostel sind. Entsprechend der hohen Bedeutung dieser Weihe hat die Kirche dieselbe im Laufe der Jahrhunderte mit einem reichen Kranze feierlicher und sinnvoller Zeremonien voll tiefen Inhalts umgeben und dadurch die ganze Feier zu einer herrlichen Kundgebung katholischen Lebens ausgestaltet. Der sakramentale Akt der Bischofsweihe besieht in der Handaufleguug von seiten des weihenden Bischofs; durch diese wird die apostolische Succession weitergesührt und der bisherige Priester wird Bischof mit eigener Negie rungsvollmacht in der Kirche. Der Gang der bischöflichen Konsekration ist kurz folgender: Vorerst hält der die Bischofsweihe vornehmende Bischof, der Konsckrator, mit dem ernannten Bischöfe ein sog. Examen ab und stellt an diesen neun auf die Beob achtung der Kirchengesetze bezügliche Fragen, so z. B., „ob er die Geduld üben und lehren, gegen die Armen und Be dürftigen freundlich und barmherzig sein wolle". Auf alle diese Fragen hat der zu Weihende mit „Ich will es" zu antworten. Es folgen ebenso viele weitere Fragen, welche - den Glauben an den dreieinigen Gott und die Hanptwahr- hciten der katholischen Religion betreffen, worauf die jedes- malige Antwort lautet: „Ich glaube." Nach dieser feierlichen öffentlichen Verpflichtung des Ordincmden auf die kirchlichen Satzungen und Prüfung seiner Rechtgläubigkeit beginnt der konsekcierendc Bischof die hl. Messe, welche der zu Weihende an einem eigenen Altäre mit zelebriert Während derselben findet die eigent liche Konsekration statt. Zu den Füßen des Altars niedergestreckt liegt der neuzuweihende Bischof, über den von allen Anwesenden die Litanei aller Heiligen gebetet bezw. gesungen wird. Alsdann wird dem zu Weihenden das Evangelienbuch auf Schulter und Nacken gelegt, um anzudeuten, daß dem Bischöfe die Last des Predigtamts obliege. Diesem folgt die Hand- auflegung durch den konsekrierenden Bischof und die beiden assistierenden Bischöfe unter den Worten: „Empfange den heiligen Geist." Es folgt daun die Sal bung des Hauptes und der Hände mit Chrpsam, „damit des heil. Geistes Kraft sein Inneres erfülle und die Auflegung der so gesalbten und geweihten Hände hinfort allen zum Heile gereicht", wie es iu dem gleichzeitig ge sprochenen Gebete heißt. Nun werden dem Neugeweihten unter heiligen Zere monien, die auf feine hohe Würde, wie auf seine schweren Pflichten Hinweisen, Stab, Ring und das Evangelienbuch übergeben. Nach der Kommunion, die er unter beiden Gestalten aus den Händen des weihenden Bischofs empfängt, werden ihm noch die Mitra und die Handschuhe an gelegt. Im vollen bischöflichen Ornat wird er dann inthronisiert, d. h. auf den bischöflichen Sitz geführt. Während nun das Tedeum gesungen wird, geleiten die beiden assistierenden Bischöfe den Neugeweihten in feierlichem Umzuge durch die Kirche, wobei derselbe zum ersten Male dem Volke den Segen spendet. Hieran schließt sich der feierliche Pontifikalsegeu vom Altäre aus und der dreimal in stets höherem Tone angestimmte Ruf: Xck multos mir,os — auf viele Jahre! Damit hat die Feier ihren Abschluß gefunden. Seit Dienstag, den 15. März, weilte der hochw. Herr Bischof bereits in Breslau, wo er im Mutterhause der Grauen Schwestern drei Tage lang in strengster Zurück gezogenheit sich den heiligen llebuugen hingab. Am Freitag trafen in Breslau ein aus Dresden die Vikariatsräte Prälat Klein und Superior Fischer, als Vertreter des Konstoriums Herr Konsistorialrat Plewka und als Repräsentanten der Gemeinden bezw. der Vereine Exzellenz Generalleutnant v. Niesewand, Major v. Wrochem und Herr I)r. Beeilen. In Bautzen schlossen sich den Genannten an die Domherren Skala und Löbmann, der Pfarrer des Heimatsortes des Herrn Bischofs, Kanonikus Hermann von Ostro bei Kloster Marienstern, und eine Anzahl von Laien. In Breslau waren inzwischen auch die Freunde des hochw. Herrn Bischofs, die Weihbischöfe Frind und Krasl aus Prag, eingetroffen und hatten Absteigequartier im fürstbischöflichen Palais genommen. Dorthin siedelte nun am Vorabend der Weihe auch Herr Bischof Wuschanski über. Am IU. März begab sich früh gegen Uhr unter dem feierlichen Geläute der Glocken, das Priesterseminar, das Domklerus, die geistlichen Deputierten aus SaMm, sowie endlich das Breslauer Domkapitel in Prozess.on, vom Dom auS in das fürstoischöfliche Palais, wo sich der Herr Kardinal Fürstbischof I)r. Kopp, sowie die Bischöfe dem Zug anschlossen, der in derselben Reihenfolge sich »nieder in den Doni zurückbewegte. Dort begann kurz nach di Uhr die oben beschriebene heilige Zeremonie, welche etwas länger wie zwei Stunden dauerte. Ehrenplätze waren den sächsischen Priestern und Laien in zuvorkommenster Weise im hohen Chore der Kathedrale angewiesen worden. Nach der GratulationSeour bei Herrn Bischof Wuschanski begann um 1 Uhr das Festmahl im Fürstbischöflicheu Palais, dem außer den genannten Bischöfen und den ein geladenen Deputierten, das gesamte Domkapitel anwohute. Ter neue Bischof toastete auf Papst und König, der Herr Kardinal auf Bischof Wuschanski und dieser wieder auf den Herrn Kardinal und die assistierenden Bischöfe. ES verdient zur Freude und Genugtuung der Katho liken hervorgehoben zu werden, daß Se. Majestät König Georg eine im wärmsten Tone gehaltene Glückwuuschdepesche an Bischof Wuschanski richtete. Auch die anderen Mit glieder des Königshauses bekundeten ihren freundlichen Anteil an dieser für Sachsen so hochbedentsamen Feier. Katholikenversammlung. Eine große Mäimerversammlmig, eiuberufeu vom Volks- verein für das katholische Deutschland, hat am Sonntag nachmittag im Keglerbeim stattgefmideu. Die Geschäfts führung und die Vertrauensmänner können mit freudigem Stolz auf den imposanten Verlauf der Veranstaltung zurück blicken und ebenso freudig werden alle die Hunderte von Besuchern sich dieses Tages erinnern, an dem tüchtige Redner in vortrefflichen Worten von neuem Begeisterung und Liebe zur katholiichen Sache entfachten. — Der große Saal war bis auf den letzten Platz gefüllt und ist die Zahl der Anwesenden ans allen Kreisen der Katholiken mit 1200 nicht zu hoch gegriffen. Selbst ans der Ferne waren Männer erschienen, so besonders aus Bautzen, Coswig, Großenhain, Meißen, Pirna. Radeberg, Schirgiswalde usw. Ter Geschäftsführer des Volksvereins Herr Kaplan Müller eröffnete die Versammlung, worauf als Leiter derseben über Vorschlag ans der Mitte der Versammlung Herr Kaufmann H a n i s ch gewählt wurde. Herr Post sekretär Becker gedachte sodann der geistlichen und welt lichen Autoritäten. Eine steht für die Katholiken voran, das ist die der Kirche. Wir unterwerfen uns derselben freudig, »veil sie die Vermittlerin des göttlichen Willens sei. Papst Pius X., ein echtes Kind des Volkes, fühlt und denkt mit dem Volke. Ebenso gern und freudig unter werfen »vir uns unseren weltlichen Autoritäten, zumal »vir iu unserem Kaiser ein von Gerechtigkeit und Liebe gegen seine Untertanen durchdrungenen Landesherrn erblicken. Mit gleichem Stolze können wir auch auf das Oberhaupt unseres engeren Vaterlandes, auf unseren geliebten König Georg, schauen, der uns in religiöser Beziehung allen ein leuchtendes Beispiel bietet. Deshalb treibt uns nicht allein die Pflicht, sondern das Gefühl der Dankbarkeit zur Verehrung der genannten Autoritäten an. Das sich an diese Worte anschließende Hoch auf Papst, Kaiser und König wurde mit Begeisterung von der Versammlung ausgenommen. Herr Reichstagsabgeordneter Erzberger nahm nun das Wort zu seinem Vortrag über ..Zentrum und soziale Frage". Er führt, oft von Beifall unterbrochen, etwa folgendes aus: Die heutige Versammlung sei nicht der erste Beweis für die frische Tätigkeit der Dresdener Katholiken. Wenn seine Freunde ihm auch geraten haben, nicht in den Frühlingstagen nach der roten Hauptstadt Sachsens zu gehen, da es jetzt für einen schwarzen Zentrumsabgeordnelen, der mitgeholfen habe, einen Teil eines Ansnahmegesetzes zu Falle zu bringen, nicht ratsam sei hierher zu gehen, so ließ er sich dennoch nicht abhalten und bedauere das nicht. Sodann überbrachte Redner die Grüße der Abgeordneten der Zeutrums- fraktion und den Dank für die Mitarbeit au der Stimmen abgabe für das Zentrum. Sodann geht er ans sein Thema über und führt ans, was haben die Katholiken Tentschlands in den letzten fünfzig Fahren auf sozialem Gebiete gearbeitet und geleistet. — Jedem Stande müsse Gerechtigkeit widerfahren: wenn irgendeiner auf Wirtschaft lichem Gebiete geschmälert werde, so führe das zum Ruin des Staates. Da aber die strikteste Gerechtigkeit bei der menschlichen Schwäche niemand in ihrer Vollkommenheit durchführen kann, so hat uns der Erlöser als zweiter Lcilslern der Sozialpolitik das große Gebot der Nächstenliebe gegeben. Die Gerechtigkeit und die Nächstenliebe zusammen sind infftande, die wirtschaftliche Not zu mildern, soweit cs überhaupt auf dieser Welt möglich sei. Diese beiden Grundprinzipien werden vom Katholizismus hochgehalten und besonders praktiziert ans dem Wege der Staats- Hilfe und der Selbsthilfe. Das Tempo in dieser Betätigung wird bedingt lediglich durch die realen Verhältnisse. Von Freund und Feind wird stets anerkannt, daß Deutschlands Katholiken eine ziel bewußte und energische sozialpolitische Tätigkeit stets entwickelt haben. Allerdings haben uns die Gegner teilweise unedle Motive zu unterstellen gesucht. Insonderheit behauptet die Sozialdemokratie, daß cS nur die Furcht vor ihr gewesen sei, welche Deutschlands Katholiken besonders in der ZcntrumSfraktion veranlaßt habe, aus ! diesem Gebiete zu arbeite». Redner weist diese Unterstellung mit ! Entschiedenheit zurück und gibt einen geschichtlichen Rückblick aus die soziale Tätigkeit der deutschen Katholiken: diese haben sich bereits um die wirtschaftlich schwachen Stände gekümmert, als von der Sozialdemokratie gar keine Rede war. Als 1848 ein frischer Fug durch Deutschland ging, war eS die erste Katk:olikenversa»inilung in Mainz, auf welcher ein Mann die Aufmerk'amkeit des ganzen katholischen Deutschland auf das Studium der sozial, n Frage und sozialen Maßnahmen hingelenlt. der groß: Apostel der christlichen Sozialpolitik, Frhr. Emanuel von Kelteler, Bischof non Mainz, von dem der große soziale Papst Leo XIll. gesagt: „Dieser deutsche Bischof ist mein großes soziales Vorbild gewesen " Und dieser Mann mit dem eisernen Willen hatte cs auf sich genommen, während er in Frankfurt iin Nationalparlament saß. seine welwerühmten sozialen Predigten im Mainzer Dom zu halten. Und so hat von der 1. bis 60. Katholiken-Versammlung, also immer dort, wo die Massen zusammenkamen, das katholische Deutschland sich der großen sozialen Frage angenommen, unabhängig von der Sozialdemokratie. ES wird gewiß stets ein Ruhm für dir deutschen Katholiken bleiben, wenn wir konstatieren können, daß schon im Jahre 1800. ein Jahr vor Ausbruch des deutsch-französischen Krieges, auf dem damaligen Kalholikentag ein förmlicher A r b e i l e r s ch u tz - A n l r a 0 durchberaten wurde. Diese Blüte Härte zur herrlichsten Fructff reifen und sich entwickeln können, wenn nach Beendigung deS Krieges nicht der kalte Wind der Kullurkampssjahrc über daS religiöse und soziale Leben von Deutschlands Katholiken dahingebranst wäre. Hätte Fürst Bismarck die Grundsätze angenommen, die Deutschlands Katholiken im Jahre 1800 in Düsseldorf ausgestellt, wir sind fest überzeugt, die innere Entwicklung von Deutschland und die ganzen Anschauungen der Arbeilerwelt wären heute ganz andere und Sachsen hätte nicht 22 Sozialdemokraten in den Reichs tag geschickt. Wir deutsche Katholiken tragen keine Schuld. Man hat uns damals aus imserein heiligsten Gebiete angegriffen: was wunder, daß die Sorge für die maleriellen Güler zurücklrelen mußte. Aber auch mitten in diesen KulturkampfS-Iahrei, griffen die KathoiikenversammluiMn ins soziale Leben ein. Innerhalb der 80 er Jahre waren cs besonders 2 hervorragende Moinenle, die zllsainmengeivirkl haben, ein neues sozialpolitisches Leben zu schaffen, der bekannte Februarcrlaß unseres Kaisers Wilhelm II. 1800 und andererseits die weitbekannte Arbeiterenzyklika lisi-um ».«varum 1801, welche zu erneuter sozialer Tätigkeit aufgeforderl haben. Wenn hier Papst und Kaiser beide gemeinschafllich ausrufen zur Arbeit aus sozialpolitischem Gebiete, so können wir bekennen, daß Deutschlands Katholiken diesem Ausrufe mit Begeisterung ge folgt sind. Redner führt eilte Reihe von Zahlen an, die durch ihre Größe zeigen, welch' herrliche Erfolge die fortwährende soziale Tätigkeit der Katholiken erzeugt hat. Wir habe» Orgaiüsatioiieu der katholischen kaufmännischen Vereine mit über 16 000 Mit- I gliedern, an llOO Erlen Gesellenvereine mit über 200 000 Mit gliedern, katholische Arbeitervereine mit 210 000 Mitglieder». Arbeiterinne'.ivereine mit 80 000 Mitgliedern, 101 kalh. Mädchen- Heime, 88 BolksbureauS, des ferneren die weitverbreiteten christ lichen Gewerkschaften, Bauernvereine mit 260 »oo Mitglieder», aber hoch über allen diesen Erganisationcii, waS Milgliederzahl n»d innere Bedeutung anlangt, steht das Testament des Führers der deutschen Katholiken, des seligen Windlhorsl, das öl unser Volksverein für das katholische Deutschland, welcher nicht weniger als 800 000 Mitglieder in den deutschen Gauen zählt und damit an erster Stelle vor allen sozialpolitischen Vereinen der ganzen Welt marschiert. Gerade die Gründung dieses Vereins ist ein er neures Zeugnis, welch' sozialer Sinn sleis in den Kreisen der deutschen Katholiken geherrscht. Solche soziale Organisation gereicht zum Segen des Vater landes. Es ist ein Ruhm der deutschen Katholiken, daß sie, als >800 der Evangelische Bund ins Lebe» gerufen wurde, keine Gegeiiorgaiiisalion schufen. Wir haben wichtigere Ausgaben, als die konfessionelle Hetze zu pflegen: es handelt sich nicht um Katholisch oder Protestantisch, sondern um die christliche Ueberzengung und um die Erhaltung der Gesellschaftsordnung überhaupt! Redner verweist mm auf das soziale Arbeiten der Katholiken im Reichstag durch die Zentrnmssraklioii, welche zuerst die Initiative aus sozialpolitischem Gebiete ergriffen hat. Tenn eS war am 80. April >878 — also nicht erst >877. wie oft angeiiommeu werde — als das erstemal eilte sozialpolitische Generaldebatte im Reichstag statlfand, bei der eS der Vertreter der ZenlrumSfraktion August Reicheiffperger, war, der Erhebungen über die Arbeiten iu sämtlichen gewerblichen Betriebe!, forderte. Damals verhielt sich der Liberalismus durchaus ablehnend, die patentierte Arbeiterpartei fand eS nicht einmal der Mühe wert, überhaupt das Wort zu ergreifen. Und vier Jahre später, am >o. März >877, ör eS die Zen- trumsparlei gewesen, welche als erste einen Iniliativamrag im Reichs tag eingedracht hat. Und erst am >2. April desselben Jahres mar eS dann die Sozialdemokratie, welche mit ihrem Antrag Himer dem be-S Zentrums kam. Redner verweist des weiteren ans die folgende 27iäl,r>ge Täligkeit des Zentrums, niiler dessen Mitwirkung die ge samte soziale Gesetzgebung entstanden. Allein durch die Arbciler- versicberimg sind dem Arbeiter nicht weniger als insgesamt 8>/z ! Milliarden Marl zugeslosien. Und daß das Fenlini» fest entschlossen ! ist, ans diesem Wege weilclznalbeiten. beweisen die vielen sozinl- ! politischen Anträge, die das Zentrum erst kürzlich im Reichstag ein- ! brachte, sodaß cs den Sozialdemokraten geradezu zuviel wurde. Redner gehl znm Schluß ans das Geheimnis unseres Erfolges ans dem brzcichnelen Gebiete ein. Dieses Geheimnis lieg! zuerst i» unserem G I a n b e n S l e b e n , in unserer Geivissenspslicht. Denn wir alle »eben es als eine solche an. uns »ach Kräslen der ivirt- ' schastlich Schwachen und Bedrängten anznnehmen. Indes hätten l alle diese Erfolge nicht gezeitigt werden lönnen. wenn nicht der Segen von oben seine Kraft dazu gegeben hätte. Das zweite Geheimnis des Erfolges isl in der Einigkeit der deuffchen Katholiken zu suchen Wie zu Anfang des vorigen Jahrhunderts die katholische Kirche in Deutschland eine Säkulari sation der Kirchcngüler zu durchkosten halte, so droht heule eine ganz andere Säkularisation, nämlich die der Geister. Via» will heule die Geister den Katholiken abwendig machen, deshalb ist es für uns deutsche Katholiken doppelt notwendig, einig »ud geschlossen vorzugehe» und so zusammeiizuhaNcn, daß, wenn man einem j Katholiken muen m Konstanz aus die Hühneraugen tritt, der Katholil in Königsberg auch schreit, dann sind die Kalholiken ganz j gewiß allen Angriffen gcwachje». Und weil ein Band sich um alle deutschen Katholiken schlingt, daher sind uns die sächsischen Katholiken doppelt ans Herz gewachsen, wie der Mutter die Schmerzenskinder. Uns ist sehr wohl bekannt, unter welchen drückenden GesctzcSbestimmimgen Sic zu leiden haben. Sic arbeiten mit nns an den sozialen Bestrebungen des Zentrums und wir arbeite» für Sie an der Verwirklichung des schönen Wahlspruches Wahrheit, Freiheit, Recht. Minutenlanger begeisterter Beifall ertönte, als Herr ReichstagSabgeordneter Erzberger seinen Bortrag beendete. Der Vorsitzende dankte dem Redner und bat ilm, in Berlin seinen FlaktionSgenosscn initznteilen. daß die sächsischen Katholiken voll und ganz ans dem Boden des Zentrums stehen und den letzten Blntslropsen für unsre heilige katho lische Kirche einznsetzen bereit sind, ivenns nötig ist. Auch nach Württemberg möge er die herzlichsten Grüße mit- nehmeii. Jederzeit wollen wir gern nnsern protestantischen Mitbürgern die Hand reichen lind ihnen znriisen: Kämpst mit nns gegen die Umstiirzmächtc von Thron m e Altar und ergreift mit nnö gemeinsam das Kreuz, an dem unser Erlöser geblutet hat! «Beifall.) Herr Kaplan Rudolph brachte zur Anfklärnng für solche, welche in der Versainwlnng vielleicht eine Funden- knndgebniig über die Aufhebung des § 2 des IZniten- gesetzt« erblicken, die Mitteilung, daß dieselbe lange vor der Aufhebung bereits festgesetzt war. Sodann geht er ans die am Sonnabend zu BreSlan erfolgte Bischofsweihe unseres nenernannten Oberhirten über. Gewiß haben viele Katho liken im Königreich Sachsen ihre Gebete znm Himmel emporgesandt für eine gesegnete Wirksamkeit desNeiigeweihteii.
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