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«r. »VW LS. Jahr«. GeschSft«ft«a, «»d «edaktio», W»0»»«» - «. 1«, Holbetnstraste 4« Montag, 24. N n »91V Ue»»sp»«h«r r t »o«z P»ftstheckU,o«to Letp«»« Nr. »«?»? volHzeiümg I, »t-H«Ija-rIich In der «elchaMkll» od« v«, »«r Post obgrtzoit Au«,»d« X 4.OS .». AuSaab» 0 T»V< US. In DrrSdrn und ganj Drustchland frei HauS N»S,ab« 4 4.02 4», Aa-gab« » 4 02 a». — Die Küchsisch« V«NI»»ttin>i erscheint «n »Len Wochentagen nachmittag». — Sprechstunde der Redaktion: II bis I« Uhr vormittags. Aaset,en: Annahme »on SeschSstSanjcigen bis 10 Uhr. dun Aamirirnanjeigen bis II Uhr vorm. — Vrrt» D, »i« Pekit-SpaUseUc OO^. im Reklame«eilt.SO .«. Fan,Ui«,:.'Anzeigen M j. — Für undeutlich grschriehene. so»ie durch giert», sprecher »usgegebene Nnjetgen Wimen wir die tierantwortkchkett für die Richtigkeit de» Lepte« ntchi übernetz««. Die politische Lage Don unserem Berliner Vertreter Wenn man sich ein Bild über die voIitis ch e 2 a g e machen will, so muß man. bei den Zustanden in welchen sich Deutschland nach dem verlorenen Kriege nun einmal befindet, die Dinge in ihrer Geianitbeit nehmen und sie nicht bloß in ihren Wechselbeziehungen aus die inländischen Verhältnisse, sondern auch ihrer Nückwirkuidg aus dar Autt lanb betrachten. Bei dieser Rückwirkung ivird es bei der gegenwärtigen durch den Friedensvertrag von Versailles ge schaffenen Lage nicht bleiben, in einem nicht unerbeblirhen Mähe Ivird sich sogar eine B e st i m m u n g unserer inner- volitischen Verhältnisse vom Auslande her nicht ganz ver meiden lassen. Unter diesem Gesichtspunkte betrachtet ge winnt die Frage nach dem Wert oder Unwert, wie aber auch nach dem Bestände und der Dauerhastigreit des gegenwärtigen politischen und parlamentarischen Regimes und damit der augenblicklichen Koalitionsregierung eine besondere Bedeutung. Wird diese Koalitionsregierung Bestand buben oder nickst, wird sie einer anderen Regierung, sei es von recktt oder sei cs von links, Platz machen müssen und welche Vor und Nachteile Härte die eine oder die andere Kombination? Diese Fragen tauchen im gegenwärtigen Augenblick mehr als je zrwor ans. Den Anstoß zu ihrer Erörterung gaben Wahrnehmungen über allerlei Verschiebungen innerlmlb de« bisherigen parlamentarischen Gruppen. Es läßt sich nicht leugnen, daß innerhalb der beiden sozialistischen Partei-»:' (tzärungeu sich vollziehen, die unter Umständen aus die übrigen politischen Verbindungen einen politisch hoch be deutsamen Einfluß haben können. Noch freilich hat es mit der „Einheitsfront" der Sozialisten gute Wege. Die Klip pen sind beiderseits noch zu schroff, wenn auch nicht zu leugnen ist, daß hüben wie drüben alle nur denkbaren An strenguugen gemacht werden, um Zu einer Verbreiterung der sozialistischen Basis zu kommen. Das größere Interesse daran lwbeii unzweifelhaft die Mehrheitssozialisten, die für ihre Macht fürchten und die mit Schrecken sehen müssen, wie die Massen den radikalen Schreiern aus unabhängiger Seite mehr und mehr zirfallcn. Würde es tatsächlich zu einer Einigung kommen, io würden die Unabhängigen un zweifelhaft in zwei Teile zerfallen und der radikalere würde sich mit den Kommunisten verbinden. Eine völ lige Einigung unter den sozialistischen Gnipvcn ist kaum zu erwarten, sic ist cs jedenfalls so lange nicht, als die So zialdemokraten in ihrer Mehrheit, auch unter Einschluß des rechten Flügels der Unabhängigen aus dem Boden der Demokratie stehen. Der linke unabhängige Flügel und die Konrmunistcn propagieren dagegen nur die Diktatur, ver leugnen also alle Demokratie. Wenn also zurzeit auch mit einer sozialistischen Einheitsfront politisch noch nicht zu rechnen sein wird, so darf doch nicht übersehen werden, daß die Sozialdemokraten gegenwärtig von einem stärkere Zwiespalt innerlich und äußerlich zerrissen werden. Einerseits wollen sie die poli- tisckze Macht, die sie nun einmal in -Händen haben, nicht anfgeben, andererseits wünschen sie von allen Verantwort lichkeiten, die sich aus den wirtschaftlichen, politischen und parlamentarischen Notwendigkeiten der gegenwärtigen Lage ergeben, entlastet zu sein. Es würde den Sozialdemokraten außerordentlich für ihr Wahlagitationsbedürfnis passen, wenn sie den bürgerlichen Parteien die Verantwortung für die Maßnahmen zuschieben könnten, die nach dem Zusam menbruch einfach unumgänglich waren. Ten sozialistischen Staat i-aben sich allerdings die Anhänger des Sozialismus und die durch Phrasen und Versprechungen jahrzehntelang betörten Massen ganz anders vorgestcllt. Nun, da es prak tische Arbeit zu leisten gilt, da aus niederreißeuder .Kritik zu aufbaucnder Arbeit geschritten ivcrden mutz, stellt sich das Regieren doch als viel schwerer heraus, wie man es dachte. Als Po'itiker muß man mit allen Entwicklungsmög lichkeiten rechnen. Es ist gar nicht ausgeschlossen, daß die Mehrheitssozialisten um der Einheitsfront willen, und luodewndere aus Furcht vor den« Ergebnis der koimnenden Rci.t.stagsival'Icn die tatsächliche Macht ans den Händen geben. An Strömungen zu einer derartigen Entwicklung fehlt eS im sozialistischen Lager durchaus nicht. Man glaubt, daß eine solche Mackstabgabe nur auf kurze Zeit erfolgen müßte und daß dann mittels einer durch die sozialistische Einheitsfront bei den Wahlen erreichten Mandatsmehrheit die Nenausrichtung dieser sozialistischen Mackst, womöglich unter alleiniger Beteiligung der geeinten Sozialisten er folgen könnte. Diese Dinge sind viel ernster zu nehmen, als das offensichtlich bei den bürgerlichen Parteien geschieht. Nun wirst sich die Frage aus, welche Negierung nach einen« eventuellen Abgänge der Sozialisten an deren Stellen treten würde. Eine reine Reckstsregiernng würde unter den ob waltenden Verhältnissen keine zur parlamentarischen und rolitiscben Durchsetzung erforderliche Basis besitzen. Eine Diktatur von rechts ist eben'owenig durchführbar wie eine Diktatur von links. Nach der augenblicklichen Zusammen- fttznng der Nationalversammlung würde eine bürgerliche Koalitionsregierung überhaupt nicht über die nötige par lamentarische Basis verfügen. Nun haben wir eingangs darauf Istngewiesen, daß auch unsere inncrpolitiichen Angelegenheiten nicht ganz unab hängig von der Stimmung, ja sogar von der Bestimmung des Auslandes sind, dieses würde weder eine Diktatur des Proletariats noch eine reine Reckstsregiernng „dulden". Sowohl die eine wie die andere politische Situation würde sie zum Anlaß nehmen, um die Daumenschrauben des Der-' sailler Vertrages nur noch fester anzuziehen. Ein Ausweg ans der trostlosen Lage wäre nur dann gegeben, wenn die sozialistische Einheitsfront ein Gegenstück in einer bürger lichen Einheitsfront findet, wenn, unter den. bürgerlichen Parteien eine Zusammenfassung aller positiv schassenden Kräfte, die für das nationale Wohl, für das Wohl der Volksgesamtheit sich einsetzen wollen, zun«dge kommt. Das müßte die Antwort ans eine sozialistische Einheitsfront sem. Aber selbst in diesem Falle erscheint das Zustandekommen einer solchen bürgerlichen Einheitsfront angesichts der -Hal- ning der rechtsstehende» Parteien noch sehr fraglich. Kritische innerpolttische Lage Tschechiens (Von unserem eigenen Korrespondenten) Prag, 20. Notrember 1019 Die sozialistisch-agrarische Koalitionsregierung schwebt in neuer Todesgefahr. Diesmal droht ihr Unheil aus dem Wettenvinkel des Kladnoer Kohlenbezirks. An den heutigen Streik der Kaufmannschaft, Gewerbetreibenden, Kaffee- und Gasthäuser gegen die kcmsmanns- und gewerbefeindliche Wirtschaftspolitik der Regierung, der nach einem Wort Tusars an eine von dem Resultat ihrer Unterhandlungen durchaus mrbesriedigte Abordnung die Regierung sehr un angenehm berührt hat. wird sich am nächsten Montag ein Generalstreik der Kladnoer Bergleute mit ausgesprochenem politischen Charakter reihen. Derselbe soll sich auch ans den Nakonitzcr Kohlen bezirk und die Nutichitzer Eisengruben ausdehnen. Bereits am Sonntag hatte der Vorsitzende der Kladnoer Bergarbei ter bei einer Versammln»--, im Nraaer sozialdemokratischen Volkshause mit einem Ansstand für den 25. d. Mts. gedroht, wenn b i s dahin die ., B onrgeoisie ", d. h. die Ra dikalagrarier, nicht aus den Regierungs kreis en v e r s ch w u n d e n und der Bolschewik Muna, der seit seiner Rückkehr aus Rußland mit dem magyarischen Judendiktator Bela Khun gemeinsame Kiele verfolgte und im Sommer mit seinem Komplizen in Hast gesetzt wurde, auf freien Fuß gesetzt sei. Nun ist ja wahr, daß die grünrote Regierung mit dem Hinausickste-den eimw Aburteilung des Muna seit fünf Monaten ein unehrliches Doppelspiel treibt. Denn bei einer Verurteilung der Bolschewiken muß sie einen Aufruhr ihrer sozialdemokratischen Gefolgschaft fürchten. Eine Frei sprechung ward die Radikalagrarier, Nationalsozialisten, dis ganze Opg-ontiou und einen Teil der Soldateska in Be wegung gegen sie setzen. Tenn die russischen Legionäre machen den vovanwistischen Einfluß Munas in Rußland für die Hinutckachriing zahlreicher Kameraden verantwort lich. Daruin »rußten auch alle Ithordnungen, Resolutionen. Petitionen der Bergarbeiter, die seit Monaten die Be freiung MunaS eiftrebten, ohne Erfolg bleiben. Selbst der einzige Ausweg, der offen stand, die Enthaftung bei der Amnestie am 28. Oftober, wurde durch die entschiedene -Hal tung der Opposition und der "Legionäre abgeschnitten. Jetzt wollen die Bergleute von der Kladnoer- Gegenh, dem Herd des kommunistischen Bolschewismus in Tschechien, nachdem „ihre geseylick-en Mittel erschöpft, erregt durch dis nichterfüllten Versprechungen, zum letzten Mittel, zum (Generalstreik und der passiven Resistenz greifen". Bei der an sich- schon jammervollen Lage der Koblcnversorgung ein Entschluß, der von katastrophaler Bedeutung werden kann. Interessant ist bei dieser Situation die Haltung de- grünroten Regiernngspresse. Das Organ d«S Ministers des Innern, des Agrariers Swehla, der „Pecer", sieht irr dem Streik eine unglaubliche Komödie, die die tschechische Sozialdemokratie vor der Nation aufführt. In der No tionalversammlung und in ihrer Presse könne sie nicht lau: genug schreien: Gebt uns unsere sibirisck)en Jungen zurück (Denn zahlreiche Opfer einer verkehrten tschechischen Politik die dem Staat seit Fricdcnsschluß bereits mehr als zwe Milliarden gekostet, iveilen immer noch als tschechisckje Arme in Sibirien.) Gleichzeitig aber Hetze sie die Bcrgarbeite: schaft in einen katastrophalen Streik für Muna, den: Mörder der sibirischen Legionäre. Tie Presse des roten Regiernngspartners ist gespalten, wie immer. Das Blatt des Ministerpräsidenten „Pravo Lidu" stellt sich stramm m«s die Seite der Kladnoer Erklärung. Das nationalsozialisti sche „Ceske Slovo" des Lairdesvefteidigungsnrinisters ver öffentlicht einen Aufruf gegen den Generalstreik. Und der oppositionelle „28. Nijen" der fortschrittlichen (anttboische- wistischen) Sozialisten wendet nck: in erregten Ansiübrmigen gegen das Organ des Ministerpräsidenten, die in den: Satze gipfeln: „Nation besinne dich, so lange es Zeit ist! Ver räter befehlen dir und wollen dich erschlagen!" Der katholische „Ecch" cliarafterisieft die Regierung als „eine schlecht maskierte bolsck)ewistische", die in: besten Fall mit der Aera Kerenftis in Rußland verglichen werden könne, die den Boden für Lenin und Bronstein-Drotzki vorbereitet Iu:t. Tenn was sei es anders, ivcnn das Blatt des Mini sterpräsidenten sich hinter die Kladnoer Aktion stelle, sie billige und unterstütze. Die inner-politische Lage Tschechiens ist verworrener denn je. Die Trauerfeier für Gröber Berlin, 23. November. ' Eine imposante Trauefteier: fand Sonntag mittag in der Wandelhalle des Reichstages! für den vor einigen Tagen in: Reichstagsgebäude verstor bene» Staatssekretär a. D. Gröber, Vorsitzender der Zentnnnsfraktion der Nationalversammlung, stritt. Die Wandelhalle war bis auf den letzten Platz gefüllt. Depu tationen der katholischen Männer- und Fraueiwereine Groß- Berlins, sowie die studentische:: katholischen Vereinigungen der Universität Berlin hatten mit ungefähr hundert Fahnen und Bannern in der Halle Aufstellung genommen. Säm: licke Fraktionen der National- und der preiißiickum Landes, Versammlung hatten Vertreter entsandt. So bemerkte matt den früheren Vizepräsidenten v. Payer, Philipp Scheidemann, Landsberg, Hei uze, ferner waren erschienen Staatsminister Robert Schmidt, Erz berger, Bell, Mayer-Kaufbeuren, Schlicke, Neichswehrminister Noske. Das Reichstagsprüsiduim war durch Feh re n buch und Haußmann vertteen. Ferner bemerkte man den srü: ' en Staatssekretär Del brück, den württembergische». ! andten Hildenbrand, den früheren Kriegsminister Scheuch, sowie den Reichsümzletz Baue r. Um 12 Uhr erschien, von der Traucrfeier für die N» siskmoliiums-ll«-»--' s e » Vottoir »»trotto»! »»UM«« cLII« I?r«1»>»»»«r » Z Verkauf: » MM Vf«ss»-L, »Wk