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Nr. — LO. Jahrgang DienStag den L8. I» li IU>» »rlchkt»! «Sgltch l>«chm. mit Ausnahme der Sonn- und ssesilage. 2 mit .Dt, »eit ti Wort und VM>- dtertelltldrttq tt.Itt 21 In Dre«drn durch Voten 2.4«» 21. In ganz Deutschland frei Hau« 2 S2 2k: in Oesterreich 4,4» X. «»«> I«ab« » ohne illnstrierte «eilage vierteljlibrlich t 2k. A, Dr»«den durch Voten 2,1« 2k In ganz Deutschland sret Hans 2.22 2k: in Oesterreich 4.07 L. - Linjel-Nr. I« 4 An«»bhtingiges Tageblatt für Wahrheit, Recht und Freiheit Inserate werden die «gespaltene Betilzeile oder deren Raum mit Ik 4. Reklame» mit »tt z die.jeile berechnet, bei Äiederboinngcn eiillprechenden »iabn». Vnchdrniferet, Redaktion und üteschasttiftelle Dresden, Pttlutqer Ltrahe 4». Iernsprecher I»tt«r TsürRiiikgabe iinverlanz«. Schrlftstitche keine «erdtiidlichkri« RednktionS Sprechituiidc: I I btS 12 Uhr. Lrkrisekentl un<i labentl! Vreclo-Lis-Vi'ops V. k-kun-I IS k>t. kerlmx 8 koclistroli, vresilell. dkiectorls^en in sllvn Stscttteilen. Rom und die deutschen Katholiken Es war zu erwarten, das; der durch das Buch des Theologieprofessors 1'. M. Weis; von iieueu, heranf- beschworene Streit über den Charakter des Zentrums vo» der protestantischen Presse ausgenützt iverden lviirde, ins besondere, nachdem die ausländische katholische Presse in totaler Unkenntnis der deutschen Verhältnisse ihr Schützen der „Correspondance de Nome", und auch hier wurden die Hilfe leistete. Willkommen war ganz besonders der Artikel Waffen der liberalen Presse von katholischer Seite geliefert. Die Zcntrnlnusknnftsstelle Tr. Karl Kaufmann hatte nichts Eiligeres zu tun, als diese Zeitung als ei» offiziöses Organ des Vatikans zu bezeichnen und damit der Aktion desselben gegen die deutschen .Katholiken eine mas;gel w Bedeutung beizumessen. Auf diese Voraussetzung b m die „Dresdner Nnchr." in ihrer Sonntagsnnmmer ihren Artikel ans, obwohl gleich nachher die kategorische Erklärung des Münchener Nunzius abgedrucki wird, worin er erklärt, das; der Artikel der „Correspondance de Rome" in keiner Weise von einer höheren kirchlichen Stelle inspiriert sei. Diese dankenswerte Erklärung des Nunzius sowie sein energischer Protest gegen die Sprache der . Correspondance de Rome" und ihre«' Verdächtignngsseldzng wider die deutschen Katholiken werden im ganzen katholische» Deutsch land mit großer Genngtunng vernommen werden. Aber auch beim Vntitan selbst wurde energischer Protest gegen die uugualifizierbaren Aeus'.eruugen des Blattes er hoben. Nach einer Privatandienz des Prälaten Tr E h s e s, deS Direktors des römischen Instituts der Görres- gesellschast, beim Hl. Vater, wobei genannter Gelehrter den 2. Band der Trienter Konzilsakten überreichte, hatte dieser eine längere Besprechung mit dein Kardinalst-..atssekretär Merry del Val über dir jüngsten Presseangrisse ans die deutsche» Katholiken. Der Kardinal hat ihn zu der kate gorisch» Erklärung ermächtigt, das; die „Correspon- danre de Nome" jedes offiziellen wie offi ziösen Charakters entbehre und lediglich ein privates Publikations-Unternehmen mit v o l l st ä n d i g eige n e r V e r a n t w o r t l i a> k e i t sei. Der Vatikan fasse seine Entschlüsse, ohne sich durch die An! regung in der Presse beeinflussen zu lassen, in steier Iühlung mit den Bischöfen und auf Grund authentischer Insor mationen, nnbekümmert um die Uebertreibnngen und Verallgemeinelnugen hübe» und drüben. Namentlich die Stim m e n aus Ir a n krei ch seien mehr vom Ne vauchestandpunkte auszufnssen und nicht tragisch zu nehmen. Das Vertrauen des Vatikans ans die deutschen Katholiken insgesamt sei durch ni ch t s er schlittert. Auch bezüglich der christlichen Ge werkschaften lie g e n i ch t der g e r i n g st e UZ rund zu einem neuen Ieldzuge gegen dieselben vor, da nichts geschehen sei, was den Papst zu einer Aendernng der dem Kardinal und Erzbischof Iischer von Köln lei wiedei holten Anlässe», namentlich bei seiner letzten Nomreise er teilten Antworle» veranlassen könnte. Die „Dresdner Nachr." nannte» den Artikel des röm: scheu Blattes „eine ganz unverhüllte schonungslose Kriegs erklärung der Kurie an die Kölner Richtung". Dieses „sensationelle Vorgehen des Vatikans" ist aber weiter nichts nls die Privatnnsicht einer Zeitung, die mit dem Vatikan nichts zu tun hat. Es fallen somit alle »ochdramatischen Schlußfolgerungen in sich selbst zusammen, welche das kon servative Blati ans die Offiziösität der Pres;stimme ge baut hatte. Aus-.er einigen französischen katholische» Blättern stellt die übrige katholische Presse des Auslandes aus seiten der deutschen Katholiken. To schreibt das führende Organ der belgischen Katholiken, „Journal de Brurelles" lNr. IRi): „Wir, die wir täglich die Stellung und die Arbeit der deutschen Katholiken beobachten, stehe» nicht an, zu er klären, das; diese Verdächtigungen ebenso ge hässig wie lächerlich sind. Der Modernismus be schränkt sich in Denischland aus einige alleinstehende Kreise und ist sicherlich viel schwächer als in Irank.eich und in Italien. In Deutschland gibt es keine „UZlanbenskrisis" unter den Katholiken. Diejenigen, welche die Bischöfe, den Klerus und die deutßlien Katholiken nngreisen. würden gut tun, dahin zu arbeiten, das; der Katholizismus in ihren eigenen Ländern eine Stellung gewinnt, die mit der des Katholizismus in Deutschland sich vergleich» lirs,e. Das Zentrum besonders hat sich als eine taktische Partei erste» Ranges gezeigt und der katholischen Minderheit eine so aus schlaggebende Stellung geschaffen, das; seine kZZegner die übertriebene Behauptung aufstellen, in Deutschland sei das Zentrum Trumpf. Möge man anderwärts in den ganz katholisclzen Ländern ebenso arbeiten und besonders da, wo die Katholiken nicht den zehnten Teil des Einflusses deS deutschen Zentrums haben. Wir kennen zahlreiche Mit glieder und Iührer desselben, und wir können bestätigen, das; sie katholisch sind im Geiste und in der Wahrheit, und das; sie dem Apostolischen Stuhle und seiner dogmatisclien und disziplinären Autorität ebenso und mehr als irgend einer ergeben sind." In ähnlichem Gedankengange wie das „Journal de Brurelles" schreibt die „Metropole" von Antwerpen in Nr. I!B vom 14. Juli: „Die Hauptsache ist die Campagne (der srnnzösischen und italienischen Blätter) selbst, unternvmmeu ohne den m i n d e st e n S ch e in ei » e s G r n n d e s gegen die deutschen Katholiken und gegen das Zentrum, dessen blos;e Eristenz die festeste, aber auch die einzige Gewähr des Schuhes der katholischen Interessen in Deutschland ist. Jeder Versuch, der daraus abzielt, diese Organisation zu schwächen, mus; mithin als verbrecherisch betrachtet und als solcher auch bezeichnet werden ohne Rücksicht ans die Per sonen, die sich a» diesen Versuchen beteiligen. Ist man viel leicht in den romanischen Ländern eifersüchtig ans die Tapferkeit der deutschen Katholiken und die Erfolge, die ihre eifrige Arbeit für die Verteidigung der katholischen Inter essen gekrönt haben?" Eme ungeheure Vermehrung des sozialdemokratischen Einflusses. Der h. Kougres; der sozialdemokratischen Gewerkschaften hat kürzlich einen Beschlus', von weittragender Bedeutung gefaszt, der nach seiner Durchführung die Mach, der sozial demokratische» Partei ungemein stärke» wird, die»' hat seit ungefähr einem Jahrzehnt sich ans die Krankenkassen ge worfen und in diesem relativ kleinen Zeiträume eine solch gewaltige Anzahl von Kassen unter ihre Herrschasl gebracht, das; die Gesetzgebung ein Eingreifen für geboten hielt, um die Mis;stände zu beschneiden. Nunmehr und dir Orts krnnkenkassen neutralisiert inord-'n und »nieder ganz zu ihre» gesetzlichen Ausgaben znrückgesiibrt. In demselben Momente Wersen sich die Iühre'' der sozialdemokratische» Gewerkschasten ans ein freies Gebiet, um dieses unter ihre Botmäßigkeit zu bringen. Die Vertreter von über 2,-i Millionen organisierter Arbeiter Halen nämlich beschlossen: „Die Generalsoinmission wird beanslragt, gemeinsam mit dem Zentralverbande deutscher .Koninmvereine eine gewerkschaftlich genossen ich -Kl sch,- Unterstützung.-Vereinigung ins Leben zu rufen. Ai abe der Vereinigung soll sein, den Mitgliedern der Gewi kichasten und Genoi'ienschaiten, die freiwillig Beiträge lei' m, deren Iami'ienangeliörigen Unterstützung in Iällen d Todes, des Allers, der Kinder Versorgung nsw. zu geinahi ,. Die zur Durchführung dunes Auftrages mit dem sen ralverlxinde deutscher Konsum- vereine zu tzetfenden Vereinbarungen und das Statut der UnterstiihnngSvereinigni g bedürfen der Genehmigung der .Konferenz der Vertreter . Verband-.'vorstände." Deutlicher als an a - Wortlaute der Resolution gebt aus ihrer Begründung her! >r. um welche Pläne es sich gier handelt, denn die Resolution scheint harmlosen Charakter rn bergen. Die Gewerkschasten beabsichtigen danach, in Verbindung mit den sozialdemokratischen Konsumvereinen, eine Art Volksversichernng für ihre Mitglieder ,n errichten Heute nmsas',1 die Volksversichernng über lich Millioneil 'Policen mit einem .Kapital von l.'Zbü Millionen Mark: be> einem VerwaltnngSkostenansivaiide von nahezu 2'> Millionen Mark sind doch noch 17,lZ Millionen Mark lleberichns-, er zielt worden, zu einem guten Teil, weil in l mein Jahre für ll!> Millionen Mark Policen für verfallen >rklärt wurden, weil die Beiträge nicht rechtzeitig bezahlt »norden sind. Es wird niemand einsalle», den Wert der Volksversichernng nuznzweifel» oder herabzuwürdiaen. und doch kan» man angesichts der Art der Geschästssührnng einzelner Geiell schäften nicht behaupten, das; alles im Lote ist Das An» sicbtsgesel; von 1W1 hat die schlimmsten Auswüchse bo seitigt, aber nicht alle» Mißständen begegnet. So nur ist >'S zu erklären, das; der G> werkschastskongreß dazu übergeben will, das Institut der Volksversichernng in »eine <ö,ände zu >> halte». Cr stellt a» die Spige den Grnndsalz: Kein Pfennig geleisteter Beiträge darf verloren gebe». Dann aber will er eine Agitation entfalten, gegen welche private Gesellschaften kaum mehr auskommen können. Die kam Pakte Masse der Gewerkschasten mit ihre» 2kh Millionen Organisierte» kruud 1l> Millionen MenscbenZ, mit alten ihre» Beamten, Ausschüsse», Konferenzen, Versammlungen nsw. Null in den Dienst dieser Idee treten: das ist ein 'Werbeapparat, so billig und doch so energisch, wie ihn keine private Gesellschaft stellen kann. Die ganze Geschäfts führung soll i» den Händen der Genossenschaften liege», d. h. iu den Verkaufsstellen der Konsumvereine, so das; keine Verwaltuiigskosleii entstehe»: die Irane», die hier einkanse». Iverden ans die einfachste Weise gewonnen werden. Und dann soll noch die starkverbreitete sozialdemokratische Par teipresse den Nest besorgen. Es läs;t sich gar nicht in Abrede stellen, das; der ganze Plan großzügige Gedanken enthält, das; seine Durchführung den private» Versicluwungsgesell- sclzaften das Leben erschwert und das; durch diese „rote Volksversichernng" die Macht der Sozialdemokratie unge mein wachsen würde. WaS den Sozialdemokraten bei den Krankenkassen an Einflus; verloren gehen wird, gewinnen be auf diese Weise doppelt und dreifach 'nieder, und sie stärken damit ihre gesamten wirtschaftlichen Organisationen gewaltig, zumal diese Volksversiä>erung nur Gewerksctzasts- mitgliederu offen steht. Die eine Organisation wird der anderen nähen und »i» beide eine» eisernen Ring schließen, der die Einigkeit garantiert. Tie Gründer der „Volkssürsvrge" jo soll dies« Volksversichernng heißen haben nur ein Bedenken: sw wollen diese ganze Versicherung ohne Rechtsanspruch auf- banen: aber dir Rechtssprechung des Anssichtsamtes hat sich ans guten Gründen hieran nie gehalten und sehr zn- tresfend gesagt, das; der sorinale Ausschluß des Rechts anspruches den Charakter der Versicherung nicht auSschließt. Aber der Berichterstatter hatte auch schon einen Answeg: „Sollte das Aussichtsamt für Privatversichernng uns Inegen des Iehlens des Rechtsanspruches Schmierigkeiten machen, so werden wir von dem Plane »übt znrücktreten, sondern ihn mit Rechtsanspruch in Iorm einer Aktien gesellschaft oder in anderer Iorin ins Leben rufen." Man hat also damit zu rechnen, das; die Zahl der sozial demokratischen Aktiengesellschaften sehr bald um eine ver mehrt wird, zumal der Kongreß einstimmig sich für de» Plan anssprach. .Wir wollen das Volksversichernngswesen der privaten Spekulation entziehe» und ans cine reelle Grundlage, stellen." Mil dielen Worten hat ein sozialdemokratischer Reichstagsabgeordneter den ganzen Plan empsohle» »nd er hat damit den Nagel ans den Kopf getroffen: die Durch führung der Resolution bedeutet in der Tat die Schaffung eines Monopols iiir diesen Versichernngszweig zugunsten der Sozialdemokratie. Es leugnet heute niemand mehr, der ernst genommen werden null, das; „Partei und Gewerk- ichasten eins" sind. Es ist auch nicht im mindesten daran zu zweifeln, das; der Sozialdemokratie ihr Voihaben ge- linge» wird, wenn keine gesetzlichen Hindernisse dem Plane iw Wege stehen, denn ans die Dauer könnte» sich private Gesellschaften kaum mehr neben dieser Riekenorgauisation, die einen Staat im Staate darstellt, halten; ihre Werbe- nnd Verwaltnngskosten würden ungemein wachsen und der Kundenkreis abnehmen. So käm.' der monopolartige Zu stand der „Volkssürsorge" ganz von selbst. Durch die Wohl- taten einer Versicherung einerseils, durch das Pekuniäre' Interesse eines jeden Einzelnen an deren Bestände und durch die Neberschüsse anderseits würde die Sozialdemo- krali- eine Iestignng und Kräftigung erhalten, die de" bürgerlichen Gesellschaß nicht erwünscht sei» kann. Es dürste sich daher windestens ewpsehlen, den ossenknndigei'. Schaktenseiten der Volksversichernng energisch zu Leibe zu nicken, falls die privaten Gejellschasten »übt angesichts de" drohende» Konkurrenz von selbst Remednr einlreten lasse». Er- z-igl sich auch liier, das; der heutigen Geseilschallsordnnn i der Phrasenschwall des fsukunftsstaates der radikalen Sozialdemokratie weil weniger gefährlich ist. als die Gegen - wartsarbeit der lozialdemokratischen Wirtschaftsorgani sationen. die die Privatwirtschaftliche Tätigkeit aus allen Gebieten v-'rdrängen suche» und durch ibre strasse Dis ziplin und Organisation die heutigen Zustände von inneil heraus anshöhlen wollen. M. Erzberger, Mitglied des Reichstages. Aus den Tiefen des knmorraprozesses Co colo In Viterbo, wo »hon seit Monaten die Gerichts- > crhandlnng im .Kamorra Prozeß Eocolo st ittfiadel, ist am Montag eine Bombe geplaht. Die Advokaten der Zivil partei haben unter den Papieren, die im Hanse und im Bureau eines der Hauplangejchnldigten beschlagnahmt wurde», skandalöie Dokumente entdeckt. Sie stelle» einn sensationelle Enthüllung über die Korruption eines Teiles der Richterschast und mehrerer Beamten des AppellationS- lioseS und des Tribunals von Neapel dar. Die betreffenden Briefe, die lehr zahlreich sind, decken ungehörige Beziehungen zwischen Do» Vitezzi und melirereu Kanzleibeamten des Gm'icht.Aws,- - und dor hobercn Instanz des Appellationsgerichtes ans. lind es erscheint mehr als wahrscheinlich, das; diese Boomten in vollem Einvernelmieu mit den Richtern handelten. Mehrere dieser Schreiben erinnern Don Vitezzi au Geldgeschenke, dir im Ialle der Ireisprechnng von Mördern oder Räubern, zur Kamorra gehörig, von ibm versprochen worden waren. Mil leichwr Mühe läßt sich an Hand der Briese ein ganzes verbrecherisches Kowplizentnm zwischen der Kamorra und der Insliz konstruieren ein Kom- plizentnm das allein imstande ist. die Kühnheil und All macht der „Mala Vita" Neapels ausznklären Bisher stützte sich alles ans die Angaben der Karabinieri. Jetzt hat man Beweise und Dokumente. Die letztere» können viel Licht in diesen Prozeß bringen und wahrsckieiiilich einen andere» Hervorrufe», der sich gegen die Verbrecher »nd Komplizen des Gerichtshofes selbst richtet. Ei» Advokat der Zivilpartei erklärte, der Angeklagte Don Vitezzi. ein