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Sächsische Volkszeitung — Seite 2 „nd sich im alten Rufe bewährt. Ihnen und Ihren Mit arbeitern gilt daher heute im besonderen Mein Dank und Meine höchste Anerkennung. Ich weiß deshalb auch, daß Ich. wie Ich mit dem deutschen Volke auch im kommenden -Kriegsjahre der Umsicht und Tatkraft der Führer und der Tapferkeit unserer unvergleichlichen Truppen mit ruhiger Zuversicht vertraue, so auch weiterhin auf Ihre Hilfe Mich unbedingt verlassen und auf Ihre erprobte Einsicht bauen kann. gez. Wilhelm. An den General der Infanterie und Chef des General slabs des Feldheeres v. Falkenhayn, ü In »ulte des 1. Garde- Regiments zu Flitz. Vom westlichen Kriegsschauplatz Tie amtlichen Heeresberichte melden die Vereitelung des Einbruches englischer Strcitkräfte in unsere Stellungen bei Frelinghem und die Eroberung eines feindlichen Grabens nebst 200 Gefangenen am Hartmannsweilerkopf. Tie Franzosen und Engländer beschlossen. Apern voll ständig nmzulegen, damit sie ein besseres und freieres Schutzfeld erhielten. Der französische Fliegerlentnant Rogers ist zu Tode ab- gestürzt. Die Bewegung gegen die englische allgemeine Wehr pflicht wächst. Zahlreiche Arbeiterführer haben sich gegen dis Pflicht ausgesprochen. Bisher verhalten sich Bl Pro zent aller Abgeordneten ablehnend. In Frankreich und in Flandern findet ein grotzcr Massenabtransport der englischen Truppen nach Saloniki und nach Aegypten statt. Täglich gehen von Le Havre grotze Truppentransporte ab. Nach Flandern kommen ncu- auSgebildete englische Truppen. French hat vom König von England, der wieder nach London zurückgekehrt nt. den Titel eines Viscount von 2) Peru erhalten. Vom russischen Kriegsschauplatz Die amtlichen Heeresberichte verzeichnen allgemeine russische Angriffe auf der ganzen Linie. To wird von deutscher Seite gemeldet, das; Angriffe über das Eis der Düna bei Friedrichstadt in unserem Feuer gescheitert sind. An mehreren -Stellen der Front wurden feindliche Jagd kommandos »nd Patrouillen abgewiesen. Oesterreichisch- ungarische Batterien der Armee des Generals Graf b. Bvtbmer beteiligten sich wirkungsvoll flankierend an der Abwehr russischer Angriffe südlich von Bnr- kanow. Aus den österreichisch-ungarischen Heeresberichten ist bervorznheben: Die -S ch lacht in Ostgalizi e n dauert unvermin dert heftig an. Das Schwergewicht der Kämpfe lag auch am 31. Dezember auf unserer Front an der mittleren und unteren -Stryva. Im Raume nordöstlich vor Buczacz traten kurz nach Mittag die russischen Artilleriemassen in Tätig keit, deren Feuer bis in die Abendstunden wahrte, dann ging der Feind zum Angriff über. Seine Kolonnen drangen in -vielen Fällen stellenweise vier- bis fünfmal an unsere Drahthindernisse vor, brachen aber immer und über all unter der verheerenden Wirkung unseres Feuers z u- sa Minen. In der Nacht zog sich der Gegner, Hunderte von Toten und Schwerverwundeten liegen lassend, in seine G» bis MOO Schritt entfernte Ausgangsstellung zurück. Und über den 1. Januar wird da berichtet: Der Feind nahm nun auch seine Offensive gegen die betzarabische Front der Armee Pflanzer- Baltin wieder ans. Nachdem er schon in der Neujahrsnacht 'zweimal und am darauffolgenden Vormittage ebenso oft vergeblich versucht hatte, in unsere Stellungen einzu- dringen, führte er um 1 Ubr nachmittags gegen die Ver schanzungen bei Toporouh eine» neuerlichen starken Angriff, der von den tapferen Verteidigern i in Handgemenge, abgeschlagen wurde. Zwei Stunden später drangen im gleichen Raume sechsRcgi m enter vor, die zum grössten Teil abermals geworfen wurden. Die Verluste des Gegners sind a u s; e r o r d e n t l i ch gro tz. Die Zahl der seit einer Woche in Oftgalisten eingebrackiten Gefangenen reicht an dreitausend heran. Ein deutsches Luftschiff erschien über Riga und bewarf die Stadt erfolgreich mit Bomben. Vom italienischen Kriegsschauplatz Die amtlichen Heeresberichte verzeichnen keine beson deren Ereignisse »nd private »nd andere Nachrichten sind nicht eingelaufen. Vom Balkan-Kriegsschauplatz Nach Meldungen der „Times" aus Saloniki sind der deutsche, österreichisch niignrischc, türkische und bulgarische Konsul mit ihren Familien und ihrem Personal auf Be fehl des Gencralc- Sarrail verhaftet und an Bord eines französische» Kriegsschiffes gebracht worden, während die Gebäude der Konsnlatr durch Entcntctruppcn beseht worden sind. Ter „Nicnwe Rodderdamsche Cour." bemerkt dazu, .das, dieses Vorgehen zu Vorstellungen der Zentralniächtc und ihrer Verbündeten bei der griechi schen Regierung begründeten Anlaß geben müsste und die heikle Lage der griechischen Regierung dadurch »och weiter erschwert wird. Die öffentliche Meinung in Bnlgarie n ist über die Verhaftung der wonsnl» in Saloniki sehr erregt. Ter -Ministerral beschlotz, als Pergeltnngsmatzregel die Be- a in ten . welche nach der Abreise der Chefs der Gesandt schaften Englands, Frankreichs und Serbiens im Lande zn- rückgelassen worden sind, verhaften zn lassen. Die Beamten werden erst nach Freilassung des bulgarischen Kon suls »nd seines Personals in Freiheit gesetzt werden. Laut „Secolo" werden die-anf dem Kriegsschiff „Patrie" untergeb rächten gefangenen Konsul» als Geiseln be trachtet. Die griechischen Behörden Salonikis protestieren namens ihrer Regierung bei General Sarrail gegen die Gefangennahme der Konsuln und die Durchsuchung ihrer Kanzleien. General Sarrail erwiderte, der Generalstab der Verbündeten habe es für sein Recht gehalten, nach dem Versuche deutscher Flugzeuge, Saloniki zu bombardieren, diese Matzregel in seinem Interesse zu ergreifen. Pretzstirmnen aus deutschen Zeitungen finden unsere Leser unter „Neues vom Tage". Wir möchten zu diesem Gewaltakt bemerken, daß die Engländer und Franzosen ihn als eine Vergeltungsmatzregel betrachten, weil am 30. De zember drei Tauben Saloniki überflogen. Das ist eine sonderbare Vergeltungsmethode, die in der Geschichte wohl einzig dasteht. Die Amnatzung der Engländer und Fran zosen ist unerhört. Sie fordert die schärfsten Maßnahmen der beteiligten Mächte heraus und zwingt Griechenland ge bieterisch zu ganz energischem Vorgehen, wenn es nicht voll ständig willen- und herrenlos in den Händen der Entente sein will. Was diese von Griechenland denkt, geht aus einer Korrespondenz hervor, die kürzlich aufgefunden wurde. Am 1. Dezember wurden nämlich von einem österreichisch- ungarischen Unterseeboot im Mittelmeer auf dem griechischen Dampfer „Spetsai" die als Kuriere reisenden englischen Offiziere, der O b e r st Napier, früher Militärattaches in Bulgarien, dann der englischen Gesandtschaft in Athen zugeteilt, und das Parlamentsmitglied Ca Pta in Wil son, beide von Athen koinmend, zu Gefangenen gemacht. Ter von ihnen vorher über Bord geworfene Depeschen - sack wurde von dem Unterseeboot aufgefischt und eingebracht. Die Knricrsendnng enthielt außer De peschen der britischen Gesandtschaft in Athen auch Privat- Briefe von Mitgliedern der englischen Marinemission in Griechenland und des Gesandtschaftspersonals an ihre An gehörigen und Freunde in England, die eine unerhörte Be leidigung des Königs von Griechenland und seiner Regie rung enthalten, die an sich schon eine Sühne verlangt. Man erwartet seht von Griechenland eine Handlung. Die deutsche Regierung hat an die griechische Regierung eine Note ge richtet, worin sie verlangt, daß Griechenland auf die Ein schiffung der Ententetrnppen bestehen soll. Eine Antwort wird in dieser Wockze erwartet. Vom Seekrieg Der englische Panzerkreuzer „Natal" gesunken Köln, 21. Dezember. (W. T. B.) Die „Köln. Ztg." meldet von der holländischen Grenze: In London wird amt lich bekailntgegebc»: Gestern sank in Havre der englische Panzerkreuzer „Natal" infolge einer Entladung im Innern. Von der Besatzung wurden 400 Mann gerettet. Der Panzerkreuzer wnrde gebaut im Jahre 1905, war 13 770 Tonnen groß und hatte 720 Mann Besatzung. Die Zahl der Pferdestärken betrug 23 500, die eine Schnelligkeit von gegen 23 .Knoten entwickelten. Die Bewaffnung be- stand ans sechs 23,4-Zentimeter-, vier 19,5-Zentiincter-, vier- undzwanzig 4,7-Zetinieter-Geschiitzeii, fünf Maschinen gewehren und drei Torpedo-Ausstoßrohren. Versenkt Rott e r d a m , 30. Dezember. „Batavicr UI" landete drei holländische Matrosen des britischen Dampfers „Cain- brian King", der versenkt wurde. Sofia, 3l. Dezember. „Cainbana" meldet: Ein deutsches Unterseeboot versenkte abermals zwei grotze eng lische Schiffe in der Nähe der ägyptischen Küste. (Voss. Ztg.) Ein Opfer der Minen A m sterd a m , 31. Dezember. (W. T. B.) Nach einem hier eingetroffenen drahtlosen Telegramm ist der holländische Dampfer „Ellewontsdijk" (2229 Bruttotonnen) bei dem Galloper-Lenchtschiff ans eine Mine gelaufen. Die Be satzung befindet sich an Bord des Dampfers „Batavier Ul". Ein großer englischer Pcrsonendainpfcr versenkt London, 1. Januar. (W. T. B.) Reuter-Meldung. Der Postdanipfer „Persia" der Peninsular and Oriental Line wnrde am 30. Dezember bei Kreta torpediert. Die Mehrzahl der Passagiere und der beträchtlichen Besatzung ist ilmgekommen. Nur vier Boote vermochten den Dampfer zu verlassen, deren Insassen nach Alexandrien gebracht wur den. Unter den 230 Passagieren sind drei Amerikaner. Ter Dampfer „Persia", der im Jahre 1900 gebaut war, hatte eine Wasserverdrängung von 7974 Tonnen, war 499 Fils; lang und hatte eine Geschwindigkeit von 18 Knoten. Tic Peninsular and Oriental Company (kurz P. u. O. ge nannt) ist eine der grössten englischen Dampfergesellschasten: sie ist neben der British Jndia Steam Navigation Com- pany die führende englische Linie im Verkehr zwischen Eng- land und Britisch-Jndien sowie dem Osten Asiens. Der Schiffsbestand beträgt 70 grotze Dampfer. Versenkte englische Schiffe Das Wiener „Achtuhr-Abendblatt" meldet ans Rotter dam: Bei Lloyd in London sind für die abgelaufene Woche 13 Schiffe und Küstenfahrzeuge als versenkt gemeldet. Beilegung des „Ancona"-Fallcs Rotterdam, 2. Januar. Reuter meldet aus Washington: In Regiernngskreisen erklärt man: die öster reichisch-ungarische Monarchie habe tatsächlich alle amerika nischen Forderungen bezüglich der „Ancona" bewilligt. Ein Abbruch der diplomatischen Beziehungen sei jetzt ausge schlossen. X Deutsches Reich — Ter Rcichstagspräsidcnt Tr. Kacmpf hat Seiner Majestät dem Kaiser die Glückwünsche des Reichs- tages znm Jahreswechsel in folgendem Telegramm zum Ausdruck gebracht: „Euere Kaiserliche und Königliche Majestät bitte ich namens des Reichstages den Ausdruck der wärmsten Glück Nr. 1 — Montag den 3. Januar 1916 wünsche entgegennehmen zu wollen, die bei Beginn deS neuen Jahres das deutsche Volk seinem Kaiser ehrfurchts- voll darbringt. Mitten in dem gewaltigen Kriege um seine Existenz blickt Deutschland auf den Kaiser als die Verkörpe- rung der Macht und Einheit des Reiches mit dem festen Entschluß, unter Eurer Majestät glorreicher Führung den Kampf siegreich bis zur Erreichung des Zieles zu führen, das uns die freie und unbehinderte Entwicklung deutschen Geistes und deutscher Kultur sowie des deutschen Wirt schaftslebens gewährleistet. Möge des Allmächtigen Segen ruhen auf Eurer Kaiserlichen und Königlichen Majestät, dem ganzen Kaiserlichen und Königlichen Hause und auf unserem geliebten Vaterlande. gez. Tr. Kaempf, Präsident des Reichstages. Hierauf ist von Seiner Majestät dem Kaiser folgendes Antworttc legramm dem Präsidenten zugegangen: „Empfangen Sie Meinen herzlichen Dank für die treuen Glück- und Segenswünsche des Deutschen Reichstages. Mit dem gesamten deutschen Volke hoffe Ich zu Gott, daß das neue Jahr unserer gerechten Sache den endgül tigen Sieg und unserem Vaterlande eine neue ge sicherte Grundlage für eine segensreiche Weilerent- Wicklung im friedlichen Wettbewerb mit anderen Nationen bringen wird. gez. Wilhelm I. U." — Ter Kaiser hat zum Jahreswechsel an Kardinal v. Hartman n in Köln gedrahtet: „Empfangen Sie meinen wärmsten Dank für Ihre und Ihrer Erzdiözesen sürbittendes Gedenken an der Schwelle des neuen Jahres und für Ihre Mitteilungen über die erfolgreiche Mitarbeit des deutschen Episkopates an der Fürsorge für unsere in Gefangenschaft geratenen Heldensöhne. Die Ihnen aufge tragenen Grütze des Heiligen Stuhles haben mich außer ordentlich erfreut. Möge Gottes Gnade, die unser Volk und Vaterland durch die schweren Gefahren und opferreichen Prüfungen des vergangenen Jahres unerschüttert im Glau ben an den Sieg unserer gerechten Sache hindurchgeleitet hat, auch im neuen Jahre mit uns und unseren Waffen sein. Wilhelm I. It." (Köln. Volksztg.) — Tie Verheerungen der Russen in Ostpreußen. Nach den neuesten genauen Feststellungen betrügt der Schaden, den Ostprentzen durch die Nnsseneinfälle erlitten hat, über dreiMilliarden Mark. Aus dem Ausland Oesterreich Ungarn — Tic Mitglieder der Nationalen Arbeitspartei haben korporativ dem ungarischen Ministerpräsiden- tenGrafenTisza und den Mitgliedern des Kabinetts ihre Neujahrswünsche überbracht. In seiner Antwort be sprach Graf Tisza die politische Lage und führte aus: Der Sieg ist in unserer Hand, aber wir dürfen das Schwert noch nicht weglegen. Es ist nur noch eine Frage, wieviel Zeit und wieviel weitere Anstrengung und Tapfer keit erforderlich ist, um den endgültigen Sieg zu sichern. Ter Lieg selbst ist nicht mehr fraglich. (Lebhafte Zustim mung.) lieber das Verhältnis zu Oesterreich sagte Graf Tisza u. Was Oesterreich betrifft, so dürfen wir wohl hoffen, daß der Krieg endgültig alles weggefegt hat, was einer gegenseitigen Verständigung und dein Zusammenwirken bisher im Wege gestanden hat. Für uns Ungarn ist cs ja ein Lebensintcresse, daß Oester reich stark und aktionsfähig sei... Der Mi nisterpräsident sagte ferner: Ich kann meine Ansprache nicht beenden, ohne unsere gemeinsamen Gedanken und Gefühle mit Bezug ans unsere Bundesgenossen zum Ausdruck ge bracht zn haben. Das Problem der Zusammenfassung aller Kräfte kann an den Grenzen der habsburgischen Monarchie nicht Halt machen, sondern wir denken hierbei auch an den Bundesgenossen, dessen Jahrzehnte hindurch wäh rende treue Freundschaft den Weltfrieden in der Vergangenheit gesichert hat, und, nachdem das Ungewitter des Weltkrieges sich verzogen haben wird, auch in Zukunft sichern wird. Dieses Bündnis hat eine naturgemäße und erfreuliche Ergänzung an den Anschluß der Türkei und Bulgariens gefunden. Unser Bündnis bedroht nie mand, es kennt jedoch auch keine Furcht vor irgend je mand. Tie Aufgabe unseres Bündnisses ist die Siche rung des Friedens, der Unabhängigkeit und der Ruhe, um zu einer höheren, wirtschaftlichen und kulturellen Entwicklung zn gelangen. Die dauernde Grundlage unseres Bündnisses ist die Gemeinsamkeit unserer Interessen, die zugleich das sichere Unterpfand des Vertrauens und der Freundschaft ist. England — Tic Wchrpflichtfragc in England. Der Züricher „Tagesanzeiger" meldet aus London: Die „Daily Mail" und die „Times" greifen anläßlich der Wchrpflichtfrage Asqnith und Grey heftig und persönlich an und ver langen den vorherigen Rücktritt beider Minister. Die gleiche Forderung stellt auch -Oberst Nepington. Der Bergarbcitervcrband in Wales erließ eine scharfe Kundgebung gegen die Wehrpflicht. Die Gewerkschaft der Metallarbeiter in Manchester beschlotz den Austritt aus der Trade Union für den Fall, daß diese Lloyd Georges neue Vorschläge, einer fünf- vrozentigen Zulassung der Ungelernten und Frauen in die Fabrikbetriebe zuznstimmcn, annehmcn werde. Rußland — Tie Abrechnung der Intendantur rief in der Budget kommission der Duma große Skandalszenen her vor. Trotz der unklaren Aufstellung wurde der Eindruck gewonnen, daß im Jahre 1915 die unterschlagenen Summen eine Milliarde übersteigen. Die Einsetzung einer Untersnchungskommission wurde stürimsch gefordert. Die Entscheidung über die Jntendanturabrech- nung wurde vertagt.